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In einer Welt, in der Gestaltwandler unter dem gleichen Himmel leben, ist der Clan der Drachen zutiefst gespalten. Vor zwanzig Jahren wurde Ash des Diebstahls beschuldigt und von Towa, dem neu erwählten Anführer der Drachen, verbannt. In dieser geteilten Welt voller magischer Kreaturen, zu denen auch Meerwesen, Pegasus und Wölfe gehören, steht eine junge Drachin vor einer schicksalhaften Entscheidung.
Aisha, Towas Tochter, ist hin- und hergerissen zwischen der Loyalität zu ihrem Vater und der Unsicherheit, ob Ash wirklich der Dieb ist. Ihr Herz treibt sie dazu, Kane, Ashs Sohn, immer wieder in Wettbewerben zu begegnen. Zwischen den kämpferischen Auseinandersetzungen entwickelt sich eine verbotene Bindung, die sich trotz der gespaltenen Clans in etwas Tieferes, Romantisches verwandelt.
Doch ihre fragile Liebe wird auf eine harte Probe gestellt, als eine dunkle Bedrohung über den Drachen-Clans schwebt. Drachenjäger, skrupellose Menschen, die es auf die mächtigen Geschöpfe abgesehen haben, bedrohen ihre Existenz. In einer Welt voller Verrat, Rätsel und ungewisser Allianzen müssen Aisha und Kane ihre Zweifel überwinden, um nicht nur ihre Liebe, sondern auch ihre Clans zu retten.
Während sie gegen die Zeit und die unerbittliche Gefahr kämpfen, müssen sie einen Weg finden, ihre gespaltenen Clans zu vereinen und gleichzeitig die Wahrheit über den gestohlenen Granat aufdecken. In einem atemberaubenden Wettlauf gegen das Schicksal müssen sie zeigen, dass Liebe stärker ist als Vergeltung.
Wird ihre Liebe stark genug sein, um die Jahrzehnte alte Feindschaft zu überwinden und die Drachen vor dem Untergang zu bewahren?
Entdecke eine Welt voller Magie, Leidenschaft und Abenteuer in diesem fesselnden Kurzroman über Liebe, Opfer und den Mut, für das zu kämpfen, was wirklich zählt.
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Veröffentlichungsjahr: 2023
Es war eine kalte Nacht und die einzige Lichtquelle waren die Sterne. Der Mond war hinter Wolken verborgen. Allerdings herrschte keine Stille in der Dunkelheit. Mehrere Schreie und Gejubel drangen aus der Schlucht zwischen dem Nord und Süd-Clan der Drachen hervor.
Ein großer, roter Drache zischte durch die Nacht. Ein Schwarzer direkt dahinter. Es war eine wilde Verfolgungsjagd. Der schwarze Drache holte schnell auf.
„Zeig ihr, was du draufhast, Kane!“, rief Luke, ein Junge aus dem Süd-Clan.
Der schwarze Drache, Kane, brüllte laut auf und gab mächtige Flügelschläge von sich. Er hatte seine Rivalin Aisha endlich eingeholt.
Sie funkelte ihn wütend an und knurrte durch zusammengebissene Zähne. Nach einigen Flügelschlägen war ihre Nasenspitze wieder vorne.
Das Ziel kam langsam in Sicht. Zwei Tannen, die über die anderen hinausragten.
Der Wind peitschte ihnen um die Ohren, doch kurz vorm Ziel schoss ein weiterer Drache vor ihnen in die Luft und blockierte die Tannen.
Seine Größe war nicht zu verwechseln. Towa, der Anführer des Nord-Clans war vor ihnen. Aishas Vater.
Aisha brüllte genervt und ließ sich langsam zum Boden der Schlucht nieder.
Kane folgte ihr und sah sich währenddessen nach seinem eigenen Vater um. Der war allerdings nirgendwo zu sehen. Natürlich war er das nicht. Es wäre ein Wunder, wenn er Kanes Abwesenheit überhaupt bemerkt hatte.
Mit einem Zischen stieg Rauch von den drei Drachen auf und sie verwandelten sich zurück in Menschen.
Luke trat vor, um ihnen Decken über die Schultern zu legen. Eine Standpauke wäre nackt schließlich ziemlich unangenehm.
„Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht?“ Towa starrte seine Tochter nieder, aber sie reckte bloß trotzig ihr Kinn die Höhe.
„Ich wollte nur beweisen, welcher Drachen-Clan der einzig Richtige ist.“
Towa schnaubte. „Das muss nicht bewiesen werden. Du sollst dich nicht mit diesen Verrätern abgeben!“
Kane trat vor. „Wir sind keine Verräter!“
Towa ignorierte ihn und packte Aisha am Arm. „Wehe ich erwische dich noch einmal mit diesem Jungen!“
Sie ließ sich widerwillig mitziehen, aber nicht ohne einen letzten Blick über ihre Schulter zu werfen und Kane störrisch anzufunkeln.
Er erwiderte den Blick bis beide aus seinem Sichtfeld verschwunden waren.
Luke war währenddessen neben ihn getreten. Er hielt Kanes Klamotten im Arm und folgte seinem Blick.
„Die haben sie doch nicht mehr alle.“
Kane stieß einen langen Atemzug aus und griff sich seine Sachen. „Wo sind die anderen hin?“
„Sobald Towa aufgekreuzt ist, sind sie weggerannt“, gab Luke zurück.
„Du nicht?“
„Warum sollte ich? Mein bester Freund ist schließlich noch hier.“
Kane schenkte ihm ein halbes Lächeln, aber ein Richtiges konnte er nicht auf seine Lippen zwingen.
Towa behandelte ihn und seine Clans-Angehörigen wie Dreck. Seit seiner Geburt, musste Kane sich wütende Flüche von seinem Vater anhören, über den Tag als er verbannt worden war.
Viele waren ihm gefolgt, aber die meisten Drachen-Gestaltwandler waren immer noch im Nord-Clan von Towa.
„Mach dir nichts draus“, sagte Luke und schwang einen Arm und Kanes Schulter, nachdem er sich angezogen hatte. „Towa hat uns schon immer so behandelt, aber wir brauchen ihn nicht. Genau so wenig wie Aisha. Die ist doch komplett verrückt!“
Da musste Kane zustimmen.
Aisha war die Tochter von Towa und demnach mit ihm und seinem Vater auf Kriegsfuß. Mit dem gesamten Süd-Clan sogar, aber trotzdem suchte sie stets die Konfrontation.
Sie war es gewesen, die sich vor fünf Jahren an die Grenze der Clans geschlichen und Kane zu einem Wettflug herausgefordert hatte.
Über die Jahre haben sie sich wiederholt gemessen, aber ein Sieger stand immer noch nicht fest. Er konnte sich nicht erklären, warum sie ihn überhaupt aufgesucht hatte. Offensichtlich sah Towa den Süd-Clan als Verräter an, die man keines Blickes würdigen sollte, aber seine Tochter war anders.
„Bist du okay?“ Lukes Stimme holte Kane aus seinen Gedanken und er schüttelte sich kurz.
„Ja“, sagte er, „ich hoffe bloß, dass mein Vater nicht komplett ausrastet, wenn er merkt, dass wir verschwunden sind.“
Luke grinste. „Sollte er eigentlich merken, oder? Immerhin war Aisha die Einzige aus ihrem Clan, die hier war und Towa ist es trotzdem aufgefallen. Die ganzen anderen Gestaltwandler hier waren aus unserem Clan. Ash sollte merken, wenn so viele nachts verschwinden.“
Kane fand keine Antwort darauf. Immerhin fiel seinem Vater so gut wie nichts mehr auf. Er war ein bitterer Mann, der kaum noch Begeisterung für irgendwas aufbringen konnte. Laut Kanes Mutter war er nicht immer so gewesen, aber die Verbannung hat ihn schwer getroffen.
„Lass uns trotzdem schnell zurückgehen.“
Währenddessen schubste Towa seine Tochter durch die Höhle des Nord-Clans bis sie bei den anderen Clans-Mitgliedern angekommen waren.
Es war keiner zu sehen, also lagen sie wahrscheinlich in ihren Höhlen zum Schlafen. Zumindest nahm Aisha das an.
Sie hoffte sehr, dass ihr Vater nicht so sehr getobt hatte, dass er den gesamten Clan aus ihren Betten gerissen hatte.
Alle schliefen in einzelnen Höhlen, die sich durch den ausgebrannten Vulkan erstreckten. Sie brauchten nicht viel, denn als Drachen konnten sie ihre eigene Beute jagen.
Aisha hatte immer geliebt wer sie war und auch ihre Familie und den gesamten Clan, allerdings waren die Ereignisse der Vergangenheit etwas, was sie nicht akzeptieren konnte.
Warum sollte es zwei Drachen-Clans geben, wenn sie gemeinsam viel stärker wären? Schließlich gab es bei den anderen Gestaltenwandlern keine gespaltenen Clans.
Die Meerwesen, Wölfe und die Pegasus schienen alle in Frieden zu leben, nur die Drachen hatten sich zerstritten und das wegen einem Ereignis, dass vor Aishas Geburt stattgefunden hatte.
Natürlich hatte sie ihren Vater darüber sprechen hören. Angeblich hatte Ash den Granat gestohlen, einen Edelstein, der den Drachen das Drachenfeuer verlieh. Er ist sauer gewesen, da statt ihm Towa als Anführer auserwählt worden war. Jedoch hatte Ash den Diebstahl abgestritten und wurde daraufhin von Towa verbannt.
Viele seiner Freunde standen hinter ihm und sind Ash in die Verbannung gefolgt.
Aisha konnte sich nicht erklären, wieso jemand, der so viel Loyalität bewegt hat, etwas so Hinterhältiges tun würde. Schließlich ist der Granat und damit das Drachenfeuer der wertvollste Besitz, den die Drachen hatten. Nun war er für immer verschwunden und sie konnten kein Feuer mehr speien.
Somit mussten sie sich verstecken. Denn ein Drache ohne Feuer konnte sich nur schwer verteidigen. Zumindest auf eine gewisse Distanz.
„Du hörst mir schon wieder nicht zu!“, brüllte Towa und Aisha blinzelte mehrmals.
Sie hatte tatsächlich komplett abgestellt.
Ihr Vater stand mit hievender Brust vor ihr. Sein Kopf war rot angelaufen.
Aisha schenkte ihm ein Lächeln. „Sorry, Dad. Ich bin mega erschöpft. Können wir morgen darüber reden?“
„Nein!“, protestierte er laut. „Du bist nicht nur ohne meine Erlaubnis aus der Höhle verschwunden, sondern du hast dich schon wieder mit dem Sohn dieses… dieses Verbrechers getroffen!“
„Selbst wenn Ash ein Verbrecher ist, macht das seinen Sohn nicht auch zu einem.“
„Wenn?“, wiederholte ihr Vater schrill.
Aisha zuckte zusammen.
Es hatten sich mittlerweile mehrere Mitglieder des Clans aus ihren Höhlen begeben, um nachzuschauen, was diesen Lärm verursachte.
Aisha zog die Decke enger um sich zusammen. „Ich hab‘ doch gesagt, dass ich erschöpft bin, Dad. Ich weiß nicht, was ich da rede. Mir ist auch ganz kalt!“
Towa seufzte schwer und signalisierte den anderen mit einer Handbewegung, dass sie sich wieder zum Schlafen hinlegen sollten.
„Du bist das Einzige, was ich noch von deiner Mutter habe, Aisha“, sagte er in einem leisen Tonfall, sobald sie wieder alleine waren. Seine Hand strich über ihre Wange. „Es sind viel zu viele Gefahren da draußen und unser Clan ist nicht mehr das, was er einmal war.“
Weil wir einen großen Teil von uns verbannt haben, wollte Aisha erwidern, aber sie biss sich auf die Zunge.
Es war kein guter Zeitpunkt, um mit ihrem Vater zu streiten. Besonders, da er nichts von dem Ganzen hören wollte. Für ihn war die Sache gegessen.
Aisha wünschte sich, sie könnte mit Kane darüber reden, aber diese Art von Beziehung hatten sie einfach nicht. Er war so… selbstsicher. Ganz anders als sie. Ein geborener Anführer. Das hatte sie bereits bei ihrem ersten Treffen bemerkt, da er immerzu von Freunden umgeben war.
Die Eifersucht über seine Beliebtheit, hat sie dazu getrieben ihn herauszufordern. Zumindest in Wettkämpfen schaffte sie es ihn zu besiegen. Na ja… meistens jedenfalls.
Trotzdem war es eine traurige Tatsache, dass er immer jemanden hatte, der ihn anfeuerte, während Aisha allein war.
Die Jungs mochten sie nicht, weil sie sauer waren, dass ein Mädchen der Nachfolger des Clans werden würde und die Mädchen zogen gerne grundlos über sie her. Egal ob sie über ihre feurig roten Haare lachten oder darüber, dass sie ein Einzelgänger war, es störte Aisha jedes Mal.
Mit Kane konnte sie wenigstens Zeit verbringen, auch wenn es unter dem Vorwand eines Wettkampfes war. Zum Glück schien er nicht zu ahnen, dass Aisha nur Spaß hatte, wenn sie mit ihm Zeit verbrachte. Sollte er das eines Tages herausfinden, wäre ihre Scham darüber unmöglich auszuhalten.
Wenigstens hatte Kane einen guten Grund sie zu hassen. Ihr eigener Clan nicht und das machte alles nur noch schlimmer. Wenn es keinen Grund für die Sticheleien gab, dann konnte auch nichts daran geändert werden.
Aisha schluckte schwer und folgte ihrem Vater in die Höhle der Hauptfamilie.
Sie waren mit aus Holz geschnitzten Möbelstücken ausgestattet und aus den Felsen rund um den Vulkan hatten sie Mauern gebaut, um den Clan vor Angreifern zu schützen. Trotzdem war es nur eine Frage der Zeit, bis sie jemand finden würde.
Aisha wusste, dass die einzige Möglichkeit ihren Clan zu schützen und vielleicht sogar Liebe und Anerkennung zu verdienen wäre, den Granat zu finden. Also musste sie wohl oder übel über ihren Schatten springen und Kane endlich nach dem Edelstein fragen.
Die Sonne stand hoch am Himmel, als Kane aufwachte. Er und Luke waren erst spät zurück zum Lager gekommen, aber wie zu erwarten war, hatte niemand ihre Abwesenheit bemerkt. Zumindest Ash nicht.
Er war in seinem Zelt gewesen und hatte so laut geschnarcht, dass er bis zum Rand des Lagers zu hören gewesen war. Es war unerklärlich wie Joanna, Kanes Mutter, bei dem Lärm auch nur ein Auge zukriegen konnte.
Kane trat aus seinem eigenen Zelt, dass sich neben dem seiner Eltern befand und blinzelte in die Sonne. Es müsste mittlerweile bereits spät in die Mittagszeit sein. Die anderen Clans Mitglieder waren bereits hellwach.
Die erste Jagdtruppe kehrte gerade mit ihrem Fang zurück und stellte zwei Kisten Fisch neben dem Lagerfeuer ab. Es war nicht viel, denn der Süd-Clan hatte kein großes Jagdgebiet im Vergleich zum Nord-Clan. Sie mussten sich umso mehr anstrengen, um ihre eigenen Leute ausreichend zu versorgen.
Auch das Lager an sich bot nur wenig Schutz. Sie waren von Felsen umgeben, aber die waren leicht zu umgehen. Schließlich hatte Aisha sie vor fünf Jahren nur zu einfach gefunden.
Ihre Häuser bestanden aus Laken, die zu Zelten errichtet worden waren. Joanna hatte Kane erzählt, dass sie damals im Nord-Clan in einem Vulkan gelebt hatten, wo mehrere Höhlen den Clans Mitgliedern zugeteilt waren.
Obwohl Kane die Zeit nicht selber erlebt hatte, konnte er sich gut vorstellen, wie viel angenehmer das Leben gewesen sein musste. Umso erstaunlicher war es, wie viele seinem Vater in die Verbannung gefolgt waren. Aber Ash war trotz der Loyalität ihm gegenüber in eine tiefe Trauer und Hass verfallen.
Kane versuchte nicht ebenfalls im Hass dem Nord-Clan gegenüber zu versinken.
„Kane!“, rief seine Mutter hinter ihm.
Er drehte sich zu ihr um und sah, wie sie ihre Arme vor der Brust verschränkte. Eine Augenbraue hochgezogen. Anscheinend hatte doch jemand seine Abwesenheit in der vorherigen Nacht bemerkt.
Er bemühte sich um einen unschuldigen Gesichtsausdruck. „Ja, Mutter?“
Sie versetzte ihm einen Klapps gegen die Schulter. „Tu nicht so dumm! Du erzählst mir besser sofort wo du gestern Nacht gewesen bist! Mindestens die Hälfte des Clans war ebenfalls weg. Dachtest du allen Ernstes, mir würde sowas nicht auffallen?“
„Wir haben nur einen kleinen Rundflug gemacht“, lachte er und schenkte seiner Mutter ein einnehmendes Grinsen. Leider war sie dagegen immun.
„Von wegen! Ich habe dich noch nie zuvor ohne einen Grund fliegen gesehen.“
„Warum denn nicht? Ich bin schließlich ein Drache!“
„Und du hasst es!“, gab sie zurück.
Kane zuckte unwillkürlich zusammen. Er hatte noch nie Freude am Dasein als Drache verspürt. Schließlich wäre alles viel einfacher, wenn er und seine Familie nur Menschen wären.
Keine Clans. Kein Granat. Keine Verbannung.
Trotzdem wusste er, dass im Gegensatz zu ihm, alle Drachen-Gestaltenwandler es liebten, Drachen zu sein. Er hatte gehofft, seine wahren Gefühle gut zu verbergen, aber natürlich konnte er vor seiner Mutter nichts geheim halten.
Er lächelte sie schief an. „Hass ist ein starkes Wort.“
Sie erwiderte seinen Blick und wartete. Eine typische Taktik, um ihn dazu zu bringen, mehr darüber zu sagen. Aber Kane kannte seine Mutter mindestens genauso gut, wie sie ihn. Also wechselte er das Thema.
„Wo ist Dad?“
Joanna warf ihm einen Blick zu, der klar machte, dass sie wusste, was er tat, aber sie ließ es durchgehen. „Er schläft noch. Du kennst ihn ja, er ist ein Langschläfer.“
„Ich weiß.“ Dennoch fragte er sich, ob Ash immer ein Langschläfer gewesen war oder auch das mit den Schmerzen über die Verbannung zusammenhing.
„Joanna!“, rief Luke von der anderen Seite des Lagers. Er kam mit Schweiß auf der Stirn angerannt. Kane kam ihm die letzten Schritte entgegen.
„Was ist los?“
Luke schnappte nach Luft. „Wir haben nicht weit von hier Drachenjäger gesehen. Sie nähern sich dem Lager.“
„Oh nein.“ Joanna hob eine Hand vor den Mund. Die Angst war ihr ins Gesicht geschrieben.
Kane legte ihr einen Arm um die Schultern und zog sie an sich heran bevor er sich zurück an Luke wandte.
„Wie weit entfernt sind sie?“
„Ungefähr 500 Meter vielleicht.“
Ein Zittern fuhr durch Joannas Körper und Kane zog sie enger an sich. „Wir müssen sie in eine andere Richtung locken.“
„Aber wie?“ Lukes Tonfall war ruhig, aber selbst ihm konnte man eine gewisse Unruhe ansehen. „Sobald sie einen von uns sehen, werden sie verdächtig sein, was Menschen in einem gefährlichen Gebiet zu suchen haben. Sie wissen, dass es hier von Drachen und Wölfen wimmelt. Kein Mensch würde sich freiwillig hier ein Lager errichten!“
„Dann dürfen sie uns eben nicht in unserer Menschengestalt sehen. Du und ich werden uns hinter sie schleichen und dann als Drachen in die andere Richtung vom Lager fliegen. Langsam, sodass sie uns folgen können.“
„Nein!“, schrie Joanna und klammerte sich an Kanes Oberteil fest. „Sie haben Waffen, Kane! Sie werden euch erschießen!“
Er schüttelte den Kopf und nahm ihre Hände in seine. „Sie wollen uns lebend fangen und Netze sind groß genug, um ihnen auszuweichen.“
„Es ist zu gefährlich!“, erwiderte sie stur.
„Ich passe auf ihn auf.“ Luke trat vor. „Ich werde dafür sorgen, dass Kane nichts passiert.“
Wieder einmal war Kane von der Loyalität seines besten Freundes überrascht. Vielleicht hatten er und sein Vater doch etwas gemeinsam.
Mit einem letzten Lächeln an seine Mutter gerichtet, wandte sich Kane zum Gehen. Luke direkt auf seinen Fersen.
Außerhalb des Lagers übernahm Luke die Führung und zeigte ihm den Weg zur Stelle, wo er die Drachenjäger zuletzt gesehen hatte. Sie kauerten sich auf einem Felsvorsprung nieder und blickten hinunter zu einer Lichtung. Zwischen den Bäumen trat Rauch in die Luft. Die Jäger hatten ein Lagerfeuer errichtet. Das gab Kane und Luke genug Zeit ihren Plan auszuführen.
Sie kletterten vom Felsen und schlichen sich hinter den Bäumen um das Lager herum. Die Jäger hatten sie nicht bemerkt, dafür waren sie zu sehr in ein Gespräch vertieft.
„Ich bin mir sicher, dass der alte Mann von dieser Stelle geredet hat“, sagte einer von ihnen. Der Mann hatte eine tiefe Stimme und große Statur. Sein finsterer Gesichtsausdruck ließ ihn bedrohlich wirken.
Ein dünnerer Mann schnaubte. „Und wer sagt, dass der alte Knacker nicht gelogen hat?“ Er warf weitere Zweige ins Feuer. „Immerhin behaupten in letzter Zeit viele Leute, dass sie Drachen gesehen haben.“
„Vielleicht werden die Viecher einfach unvorsichtig“, erwiderte der Erste.
Der dritte Mann meldete sich zu Wort. „Das glaubst du doch wohl selbst nicht, Felix!“ Er war dicker als seine Kameraden, aber über seiner Schulter hing eine Schusswaffe, was bedeutete, dass er nicht zu unterschätzen war.
„Ein Drache hält sich im Verborgenen. Die Biester sind Einzelgänger“, fuhr der Dritte fort.
Luke warf Kane einen amüsierten Blick zu.
Sie hatten es geschafft, dass Lager der Drachenjäger zu umkreisen und entfernten sich weit genug von ihnen, um ihre Klamotten unbemerkt abzulegen. Sie versteckten sie in einem hohlen Baum und machten sich bereit zur Verwandlung.
„Geh kein Risiko ein“, flüsterte Kane seinem Freund zu. „Wir tun so als würden wir kämpfen, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen und sobald sie uns gesehen haben, fliegen wir bis zum Rand des Waldes bevor wir sie abhängen und uns hier wieder treffen.“
„Alles klar“, gab Luke zurück und im nächsten Moment stiegen sie als Drachen empor.
Kane brüllte laut und machte einen Sturzflug auf Luke zu, der geschickt auswich und knurrte.
Unter ihnen waren Aufrufe zu hören und Kane sah aus den Augenwinkeln, wie die Drachenjäger in ihre Richtung rannten.
Er nickte Luke zu und sie flogen fort, um die Männer vom Clan wegzulocken.
Ein Netz zischte durch die Luft und verfehlte ihn nur knapp.
Luke brüllte machte einen Sturzflug auf die Jäger zu, die schreiend aus dem Weg sprangen. Er flog erneut in die Luft und führte die Männer weg vom Lager des Süd-Clans.
Kane sah, dass der Dicke seinen Kameraden nicht folgte, sondern es stattdessen auf ihn abgesehen hatte.
Er wich erneut einem fliegenden Netz aus und hatte Luke bald aus den Augen verloren. Er beschloss allerdings den Plan weiterzuverfolgen und näherte sich langsam dem Waldrand.
Einige Zeit verging, in der der Drachenjäger nicht von ihm abließ. Kane wurde immer besorgter um Luke, der sich währenddessen mit den anderen beiden Männern rumschlagen musste.
Gerade als er beschleunigen und den Jäger abhängen wollte, schoss ein brennender Schmerz durch seine Schulter. Er brüllte auf und spürte Blut seinen Arm runterlaufen.
Der Mann hatte ihn getroffen, allerdings nur mit einem Streifschuss. Die Ablenkung hatte allerdings funktioniert, denn im nächsten Moment, schloss sich ein Netz um ihn zusammen und Kane segelte zu Boden.