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Nachdem ein kehhl'daaranischer Stoßtrupp eine Forschungsstation auf dem Mond G-greea im d-goriaanischen System in seine Gewalt gebracht hat, herrscht beim Oberkommando der Space Navy Aufregung, denn in dieser Station wird der Erreger einer tödlichen Krankheit gelagert, den die Kehhl’daaraner als biologische Waffe missbrauchen könnten. Hank Snowden und sein Team bekommen die Order, die Station wieder unter Kontrolle zu bringen und den Erreger sicherzustellen. Schnell wird ihm klar, dass es schwierig sein wird, diesen Auftrag auszuführen, denn sie haben es mit einem zähen Gegner zu tun. Zudem spielt einer der d-goriaanischen Forscher falsch.
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Seitenzahl: 183
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Der gefallene Held
Kampf um G-greea
Willkommen in der Hölle von D-Goriaa
Mission G-greea
Zwischenspiel
Tödliches Pokerspiel
Das letzte Gefecht
Anhang
Weitere Bücher des Autors
Impressum
Süß und ehrenvoll ist es, für das Vaterland zu sterben.
Horaz (68 - 8 v. Chr. ), römischer Dichter
Violette Augen gafften verlegen zu dem Mann gegenüber. Ein strafender Blick kam zurück. Er fühlte sich wie ein Lausebengel, der von seinem Vater eines dummen Streiches wegen getadelt wurde.
Der Kopf senkte sich. Nervös, schuldbewusst, starrte er auf seine blank polierten Stiefel.
Ja! Er kam sich wie ein dummer Junge vor, der etwas angestellt hatte. Finikus war jedoch kein frecher Pimpf, sondern ein pykejonischer Krieger und ein Mitglied der Space Rangers. Noch! Als Hank Snowden ihm über Interkom mitteilte, dass er sich umgehend in dessen Büro melden soll, da wusste er, dass der Gunny beabsichtigte, ihn wegen seines Verhaltens auf Axa Gar-Goriaa zur Schnecke zu machen.
»Sie wissen, weshalb ich Sie herzitiert habe?«, eröffnete Snowden mit harscher Stimme.
»Ich kann es mir denken«, entgegnete der Pykejon schuldvoll.
Snowden gab ein leises, von tiefer Verärgerung durchdrungenes Brummen von sich. »Das will ich auch hoffen!«
»Darf ich offen sprechen?«
»Bitte!«
»Die Ereignisse auf Axa Gar-Goriaa liegen nun schon zwei Wochen zurück. Sie haben in der ganzen Zeit kein Wort darüber verloren. Doch kaum taucht dieser Colonel auf, da zitieren Sie mich wegen dieser Angelegenheit in Ihr Büro. Sie machen mich doch nur zur Schnecke, weil er Sie dazu aufgefordert hat.«
»Custódio Garcia!«, drang es abschätzig aus Snowdens Mund. Er konnte den neuen Befehlshaber der auf der ALLIANCE stationierten Kompanie der Rangers nicht leiden. Das beruhte auf Gegenseitigkeit. »Sie haben vollkommen recht! Der Colonel wollte, dass ich Ihnen ordentlich den Kopf wasche. Nachdem er mir den Kopf gewaschen hat.« Sein Gesicht nahm einen Ausdruck an, als hätte er in eine Zitrone gebissen.
Mit Unwillen erinnerte er sich an das erste Treffen mit dem Colonel. Garcia hatte Snowden unmissverständlich klar gemacht, dass er den Gunny und sein Team für einen Haufen Stümper hielt, der zu Unrecht die Uniform der Space Rangers trug. Natürlich hatte er vor allem an Finikus etwas auszusetzen. › »Der Mann hat sich wie ein verängstigtes Kind verhalten. Eine Schande für die Uniform!« ‹, hatte er Snowden an den Kopf geworfen.
»Er will, dass ich Sie aus dem Team werfe, Sie zur regulären Marineinfanterie versetzte«, fuhr Snowden mit Bedauern in der Stimme fort.
In Finikus‘ Augen flackerte Zorn auf. »Ich gebe offen zu, dass ich mich auf Axa Gar-Goriaa nicht wie ein Ranger verhalten habe, doch in der Schlacht von Groombridge 34 habe ich bewiesen, dass ich das Recht habe, die Uniform eines Rangers zu tragen. Das wissen Sie, und das weiß sicherlich auch Colonel Garcia. Mir aus diesem einen dummen Fehler einen Strick zu drehen, meine militärische Karriere damit zu lynchen, ist eine Ungeheuerlichkeit.«
»Ja, ich weiß, dass Sie an sich ein guter Soldat sind. Doch der Colonel hat nicht ganz unrecht. Ihr, wie soll ich sagen, Nervenzusammenbruch, war eines Rangers unwürdig, er war Ihnen unwürdig. Seit wir das Axa Gar-Goriaa-System verlassen haben, grüble ich, wieso Sie so reagiert haben. Ich komme auf keine klare Antwort.«
»Ich auch nicht«, murmelte Finikus lethargisch. »Im jahrelangen Training wird man auf den Kampf vorbereitet. Man denkt, man ist es. Doch dann, wenn man erstmals in einem echten Gefecht steht, dann …« Die weiteren Worte verloren sich in Schweigen.
War es das? Die Konfrontation mit der Realität? Snowdens Leute waren hervorragend ausgebildete Soldaten, doch keiner von ihnen stand bis vor zwei Wochen in einem richtigen Gefecht. Bis zu dem Tag, an dem die Echsen beschlossen, einen Krieg gegen die Interstellare Union von Zaun zu brechen, war sein Team hauptsächlich damit beschäftigt gewesen, irgendwelche Kriminelle zu jagen. Kaum zu vergleichen mit einem Kampf gegen feindliche Truppen.
»Es tut mir leid, Ihnen das zu sagen. Sie werden sich nach dieser Unterredung in Ihr Quartier begeben, Ihre Sachen holen und sie im Depot abgeben. Danach melden Sie sich bei Lt. Colonel Currier, Ihrem neuen Vorgesetzten. Ab jetzt sind sie nur noch gewöhnlicher Marine.«
Eine deftige Verwünschung lag Finikus auf der Zunge. Seine aufeinander gepressten Zähne verhinderten, dass sie den Mund verließ. Stattdessen vollführte er die traditionelle militärische Ehrenbezeugung.
»Weggetreten, Corporal.«
Finikus wandte sich um und schritt mit mächtiger Wut im Bauch auf die Tür zu.
Als er im Korridor war, ließ er den Zorn laut brüllend heraus. Er ballte die Rechte zur Faust, wollte auf die Wand einschlagen, verharrte jedoch in der Bewegung, als er bemerkte, das ein junger Offizier, der gerade aus einem anderen Korridor gekommen war, ihn verwirrt anstarrte.
»Was?«, brüllte er den Mann an.
»Was ist Ihnen über die Leber gelaufen?«, reagierte der Offizier ärgerlich, schüttelte den Kopf.
Finikus presste eine Verwünschung zwischen den Lippen hervor, so leise, dass der andere Mann sie nicht verstehen konnte, stürmte an ihm vorbei.
Der Kehhl’daaraner gab ein kaum hörbares Röcheln von sich, als die Klinge seine Eingeweide zerriss. Blutiger Schaum bildete sich auf den Lippen. Er bedachte sie mit einem Blick, der eine Mischung aus Hass und Grausen war.
Sie wich entsetzt zurück. »Nein! Nicht schon wieder!« Sie zog das Messer aus dem Leib, stieß einen Wimpernschlag später erneut zu. Sie wollte es nicht und doch tat sie es.
Diesmal gab der Kehhl’daaraner ein lautes Stöhnen von sich. Seine Beine knickten ein, krallenbewehrte Finger packten sie an den Schultern. Krallen schnitten ins Fleisch, ließen brennenden Schmerz aufwallen.
»Mörder!«, kam es gehaucht über die Lippen des Sterbenden. »Mörder!«
Janet Kelso riss entsetzt die Augen auf. Das Herz hämmerte wild in ihrer Brust, sie hatte Schnappatmung. »Nur ein Traum! Es war nur ein Traum«, versuchte sie sich zu beruhigen.
Sie schlug die Decke zurück, kroch aus dem Bett, schlürfte zur Hygienezelle hinüber. Licht flammte auf, sobald sie den beengten Raum betrat. Wasser begann aus dem Hahn zu rauschen, als sie die Hände darunter hielt, spritze sich das eiskalte Nass anschließend ins Gesicht. Kelso spürte, wie ein Teil der bleischweren Müdigkeit von ihr wich.
Ein Blick in den Spiegel. Das blonde Haar war zersaust. Blaue Augen starrten kraftlos auf ihr Ebenbild.
Sie wollte nach dem Kamm greifen, um das Haar zu bürsten, doch sie verharrte in der Bewegung, als ein beunruhigendes Geräusch in ihre Ohren drang. Es hörte sich an wie ein Schaben. Plötzlich hatte sie das Gefühl, in ihrem Quartier nicht mehr allein zu sein.
Sie wirbelte herum. Nacktes Grauen erfasste sie.
Der Kehhl’daaraner! Er war hier! Und er sah grauenhaft aus. In seiner Brust klaffte ein riesiges Loch, aus dem Eingeweide heraushingen. Das Gesicht! Die Haut sah verfault aus. Er war ein Zombie!
Sie versuchte zu schreien, doch kein Laut entwich ihrem Mund. Sie wollte davonlaufen, doch ihre Füße waren taub. Sie spürte eine kalte Hand, die sich auf ihre Schulter legte. Kelso war starr vor Angst.
»Janet!«, rief jemand ihren Namen.
Ihr Kopf fuhr hoch und sie begriff, was geschehen war. Ein Albtraum in einem Albtraum. Es dauerte einige Sekunden, bis ihr klar wurde, dass sie sich nicht in ihrem Quartier befand, sondern in der Messe. Sie war an einem Tisch eingenickt.
Mit müden Augen sah sie zu Hank Snowden auf, der neben ihr stand, eine Hand auf ihrer linken Schulter. »Alles in Ordnung?«, fragte er fürsorglich. »Sie sehen aus, als wäre Ihnen ein Geist begegnet.«
Kelso lachte auf. »Ein Geist? In der Tat! Ich hatte einen schrecklichen Albtraum von einem Zombie-Kehhl’daaraner.«
»Igitt!«, war die Reaktion des Gunny.
Kelso gähnte, rieb sich den steifen Nacken. »Wie spät ist es?«
»Zehn vor sechs Uhr, am Morgen. Waren Sie die ganze Nacht hier, um zu arbeiten?«
Ihr Blick richtete sich auf das MDD, das vor ihr auf dem Tisch lag. Wahrscheinlich hatte ihr Kopf die ganze Nacht darauf gelegen. »Die Neukalibrierung der Ortungssysteme meines Anzuges halte ich für wichtig. Ich möchte damit fertig sein, bevor wir das D-Goriaa-System erreichen.«
»Es ist genauso wichtig, dass Sie ausgeruht in den Kampf ziehen. Und Sie sehen überhaupt nicht danach aus.«
»So fühle ich mich auch nicht«, hielt Kelso bitter dagegen. »Eher wie jemand, der zu tief ins Glas geschaut hat. Wieso sind Sie überhaupt hier? Sollten Sie nicht Ihre morgendlichen Runden machen.«
Es war allgemein bekannt, dass Hank Snowden die Gewohnheit besaß, nach dem Aufstehen um sechs Uhr morgens erst einmal durch die Korridore des Schiffes zu joggen, bevor er sich in die Messe zum Frühstück begab.
»Joggen fällt für heute aus. Weil die Flotte in einer Stunde im Zielsystem eintreffen wird, will unser neuer Chef, dass wir uns um dreiviertel sieben im zentralen Besprechungsraum auf Deck drei zu einer Einsatzbesprechung einfinden.
Weil Sie meine Anrufe nicht erwiderten und auch nicht in Ihrem Quartier anzutreffen waren, war ich gezwungen, das ganze Schiff nach Ihnen abzusuchen, Privat!« Der letzte Satz war eindeutig als Tadel zu werten.
Und der war bei Kelso angekommen. Sie erhob sich prompt, strich sich Falten aus der Uniform und sprach im förmlichen Ton. »Ich entschuldige mich für die Unannehmlichkeiten. Wird nicht wieder vorkommen, Sir!«
»Gut! Freut mich zu hören. Und jetzt ab zur Besprechung. Mal hören, was dieser Kotzbrocken zu sagen hat.«
Ein Zischen erklang, als sich vor ihm das Schott auftat. In Erwartung einer Standpauke trat er hindurch in den Briefing-Room. Ein Blick durch den Raum bestätigte seine Befürchtung: Er und Kelso waren die Letzten.
Ein graziler Mann mit ebenhölzernem Teint und kurz geschorenen schwarzen Haaren blickte giftig vom Podium herab zu den Nachzüglern. »Wieso überrascht es mich nicht, dass Sie als Letzter hier auftauchen? Ich kenne Ihre Akte, Snowden! Die Liste Ihrer Verfehlungen ist lang.«
Snowden reagierte mit einem gallsüchtigen Blick.
»Setzen Sie sich, damit wir endlich anfangen können«, fuhr Garcia fort. Auf seinem Gesicht zeigte sich ein unfreundliches, missfälliges Lächeln.
Der Gunny brummelte übellaunig vor sich hin, begab sich zu einem freien Sitzplatz zwischen den Stühlen, auf denen Warren und Larkin platz genommen hatten.
Garcia trat einige Schritte vom Podium zurück. Er betätigte einen Knopf am Eingabegerät um sein rechtes Handgelenk. Ein Hologramm erschien über den Köpfen der Anwesenden. Es handelte sich um eine exakte Darstellung eines Sonnensystems mit acht Planeten, zwei Gasriesen und sechs Gesteinsplaneten.
»Ich muss wohl nicht extra erklären, um welches Sonnensystem es sich hier handelt. Denn jeder in diesem Raum weiß, dass unser nächstes Ziel das Heimatsystem der D-Goriaaner ist. Und jeder von Ihnen ist sich bewusst, dass es eines der Schlüsselsysteme der Union ist und deshalb hart umkämpft. Es wird uns also jede Menge Arbeit erwarten.«
Garcia vollführte erneut einen Tastendruck auf seinem Eingabegerät. Zwischen den Planeten und Monden erschienen rote und blaue Punkte. »Die aktuelle Lage! Wie Sie sehen können, konzentriert sich der Feind in den äußeren Bereichen des Systems. Wir haben ihn dort festgesetzt. Alle Versuche der Kehhl’daaraner, ins innere System vorzudringen, konnten von unserer Flotte bislang unterbunden werden. Das ist sowohl gut als auch schlecht. Gut, weil wir einen Angriff auf D-Goriaa damit fürs Erste vereitelt haben, schlecht, aufgrund der Tatsache, dass sich große feindliche Flottenverbände im Kuipergürtel des Systems versteckt halten und wir sie von dort nicht wegkriegen. Die Kehhl’daaraner setzen wieder einmal ihre Störsender ein, um das GEODRD durcheinanderzubringen, weshalb es uns schwerfällt, die feindlichen Schiffe im Gürtel zu orten. Ich muss wohl nicht extra erklären, was das für die eigenen Schiffe bedeutet. Sie müssen einen Feind bekämpfen, der ohne Vorwarnung aus dem Hinterhalt zuschlagen kann. Im Gürtel sind die Echsen eindeutig im Vorteil.
Das Faktum, dass sie die äußeren Bereiche des Systems in ihrer Hand haben, führt zu einem weiteren Problem. Viele Bergbaukolonien dort draußen sind von den Kehhl’daaranern eingenommen worden. Und das ist ein Riesenproblem für die D-Goriaaner. Denn sie sind von den Rohstoffen, die dort gefördert werden, abhängig.
Und hier kommen wir ins Spiel! Es wird die Aufgabe der Bodentruppen sein, die Kehhl’daaraner von diesen Minenkolonien zu vertreiben. Zurzeit toben heftige Kämpfe auf sechszehn Asteroiden. Also, meine Damen und Herren! Freunden sie sich schon mal mit den Gedanken an Gefechte auf einem Felsbrocken mit null Atmosphäre und kaum vorhandener Schwerkraft an.«
»Das kann ja heiter werden«, flüsterte Warren dem Gunny ins Ohr. »Sie wissen ja, dass mir in Schwerelosigkeit schnell übel wird.
»Lassen Sie das bloß nicht Garcia wissen. Das wäre für ihn ein weiterer Grund, in uns eine Schande für die Rangers zu sehen.«
Warren musste sich ein Lachen verkneifen. Im ernsten Ton fügte sie hinzu: »Ist das wahr mit Finikus?«
»Dass ich ihn auf Befehl von Garcia zu den regulären Truppen versetzt habe? Ja!«
»Er ist zwar eine ziemliche Nervensäge, trotzdem werde ich ihn vermissen.«
»Ich werde ihn zurückholen, verlassen Sie sich darauf. Ich lasse nicht zu, dass man das Team kaputtmacht.« Snowden warf einen despektierlichen Blick auf den Mann, den er verachtete, seitdem dieser die ALLIANCE betreten hatte.
Als sich das innere Schott der Luftschleuse öffnete, erschallte ein Zischlaut, der ihn an das Fauchen eines Drachen erinnerte. Cara’ähr blickte auf die Statusanzeige seines Plasmagewehrs, versicherte sich, dass es auf Betäubung justiert war.
»Das war leichter als erwartet«, gab Yala’ruuhn, sein Stellvertreter, von sich.
»Ja! Und genau das gefällt mir nicht. Nach meiner Erfahrung geht letztendlich etwas schief, wenn es zu leicht ist.«
»So wie die Sache damals auf Minjas?«, fragte Yala’ruuhn verdrießlich. Er erinnerte sich nur ungern an Minjas.
Vor zwei Jahren rebellierten die Bergarbeiter der Minenkolonie Minjas im entlegenen Tajan-Raccan-System. Man entsandte eine Kompanie der Goldenen Ttoll’seek, um der Rebellion ein Ende zu machen. Cara’ähr und Yala’ruuhn gehörten dieser Kompanie an.
Man traf anfangs nur auf schwachen Widerstand, der überwiegende Teil der Kolonie konnte von den imperialen Truppen ziemlich schnell eingenommen werden. Man dachte, damit wäre die Sache so gut wie erledigt. Keiner ahnte etwas von einer Falle. Denn nur ein kleiner Teil der Bergarbeiter stellte sich den Goldenen Ttoll’seek entgegen, als diese auf Minjas landeten, die meisten von ihnen hatten sich in Schächten weit unter der Oberfläche des Planetoiden verschanzt und warteten nur darauf, dass die Soldaten des Empires dorthin vordrangen.
In dem Labyrinth aus Tunneln waren die Aufständischen klar im Vorteil, denn sie kannten sich dort bestens aus. Sie griffen aus dem Hinterhalt an und verschwanden sofort wieder in irgendeinem Schacht. Letztendlich benötigten die Goldenen Ttoll’seek eine Woche, um den Widerstand zu brechen. Die eigenen Verluste waren enorm.
Cara’ähr brummte ärgerlich, als er an dieses Ereignis zurückdachte. Das abgebrochene Horn, die dicke Narbe, die sich über die rechte Gesichtshälfte zog, sowie das künstliche Auge waren sichtbare Erinnerungen an jenem unrühmlichen Kampf. Er hatte diese Narben einem Spaten zu verdanken, mit dem einer der Bergarbeiter ihn erschlagen wollte.
Er gab zwei seiner Männer mit Handzeichen zu verstehen, dass sie vorrücken sollen.
Die Soldaten nickten. Mit bedächtigen Schritten, die Plasmakarabiner im Anschlag, traten sie auf den schwach erleuchteten Korridor hinaus.
Alles blieb ruhig.
Den Geheimdienstinformationen zufolge gab es auf dieser Forschungsstation kein Sicherheitspersonal, Widerstand war also kaum zu erwarten. Doch Cara’ähr war kein Mann, der blind auf das vertraute, was der Geheimdienst zu wissen glaubte. Nur allzu oft irrte er. Deshalb blieb Cara‘ähr auf der Hut.
Er trat aus der Schleuse, blieb stehen. Schnupperte. Kehhl’daaraner waren Wesen, deren Augen und Ohren vergleichsweise unterentwickelt waren, der Geruchssinn dafür umso höher. Es roch intensiv nach Desinfektionsmittel, Schmieröl, andere chemische Stoffe - und nach Säugetier!
»D-Goriaaner! Am Ende des Korridors«, flüsterte er.
»Ja! Ich kann sie ebenfalls riechen«, bestätigte Yala’ruuhn. »Harmlose Wissenschaftler oder Bewaffnete, die uns Ärger machen könnten?«
»Das werden wir bald erfahren.« Cara’ähr blickte auf das Display seines am Handgelenk angebrachten Thorr’khalls. »Nicht weit von unserer Position entfernt befindet sich ein quer verlaufender Korridor. An dieser Kreuzung halten sich die D-Goriaaner auf.«
»Wie sollen wir vorgehen?«, wollte Yala’ruuhn wissen.
Vi-ras hielt die Pistole fest in der Hand. Der Atem ging schwer. Todesfurcht hatte seinen Geist im Griff. Verdammt! Er war Wissenschaftler, kein Soldat. Er hatte noch nie eine Waffe abgefeuert. Mit vor Angst feuchten Augen sah er zu B-rul, dem Leiter der Forschungsstation. »Das ist Wahnsinn! Die Kehhl’daaraner werden uns alle töten, wenn wir versuchen, sie aufzuhalten.«
»Sie werden uns so oder so töten!«, hielt B-rul im knorrigen Ton dagegen. »Wir alle wissen, weshalb die Kehhl’daaraner hier sind. Sie haben es auf den Virus abgesehen. Und sie werden jeden töten, der sich ihnen in den Weg stellt. Davon bin ich überzeugt. Doch das ist egal. Wir sind egal. Wichtig ist nur, dass sie ihn nicht bekommen! Wir müssen die Kehhl’daaraner solange aufhalten, bis G-sak mit seiner Arbeit fertig ist.«
»Wir werden die Echsen keine Minute lang aufhalten!«, sprach Vi-ras mit sich überschlagender Stimme. Er war der Panik nah.
B-rul konnte die Furcht des Jungen nachempfinden, ging es ihm doch genauso. Doch hatten sie keine andere Wahl. Wenn die Kehhl’daaraner den Erreger der Dilun-muk-Pest an sich bringen, wäre das eine Katastrophe sondergleichen. Sie könnten daraus eine biologische Waffe entwickeln, die in der Lage wäre, Millionen zu töten. Das durfte nicht geschehen!
Er senkte den Blick hinab zu der Waffe in seiner Hand, fest an die Brust gepresst. Schon bald wird er sie benutzen, um Leben auszulöschen - er, ein Arzt, der sich geschworen hatte, Leben zu retten.
Kalter Schweiß stand ihm auf der Stirn. Er wagte es, über die Kiste, hinter der er hockte, zu blicken. Keine Kehhl’daaraner zu sehen. Doch er wusste, dass sie hier waren. Er hatte auf den Überwachungsmonitoren das landende Shuttleschiff gesehen.
In ihm keimte eine Befürchtung. Waren die Kehhl’daaraner gar nicht an dieser Stelle in die Station eingedrungen? Sein Blick ging hinüber zu einem D-Goriaaner mit für D-Goriaaner unüblichen kurz geschnittenen blauen Haaren. B-rul erinnerte sich, dass dessen Name Bentiken war und dieser erst seit Kurzem auf der Forschungsstation arbeitete. Bentiken war der Einzige von ihnen, der über eine militärische Ausbildung verfügte. Bevor er sich dazu entschloss, als Assistent von B-rul zu arbeiten, diente er als Sanitäter bei der United Space Navy. Bentiken war auch derjenige, der als Einziger ein MDD, mit dem er Sensordaten abrufen konnte, bei sich trug. Er war ihre Augen.
»Wo sind die Kehhl’daaraner?«, fragte B-rul.
Bentiken blickte auf das Display seines MDD. »Noch immer bei der Schleuse.«
»Sind Sie sicher?«
»Völlig sicher. Wieso fragen Sie?«
»Könnte es sein, dass die Kehhl’daaraner uns täuschen? In Wahrheit woanders in die Station eindringen?«
Bentiken machte ein betretenes Gesicht. Der Gedanke, den B-rul aussprach, gefiel ihm nicht. »Wäre möglich«, reagierte er kleinlaut.
»Was machen wir, wenn es tatsächlich so ist«, stieg Vi-ras ins Gespräch ein.
»Dann hoffe ich, G-sak ist fertig, bevor die Kehhl’daaraner die Laboratorien erreichen.«
Laka’ran, Oberbefehlshaber des 2. N’kol’murr der imperialen Flotte, blickte entschlossen zum großen Fenster in der Front der Brücke seines Flagschiffes. Der Gasriese Bal Lo-Goriaa zeigte sich in seiner ganzen Pracht.
»Rakk’kre Cara’ähr und seine Leute sind sicher auf G-greea gelandet«, meldete der Wachhabende an den Sensoren.
»Gut! Irgendwelche Space Navy Schiffe in der Nähe?«
»Nein!«
»Das wird jedoch nicht lange so bleiben«, merkte Valak’uhn, Laka’rans Stellvertreter, an. »Sobald die Navy von dem, was hier vor sich geht, Wind bekommt, wird sie umgehend Truppen schicken.«
Laka’ran bedeutete seine Zustimmung zu dieser Einschätzung mit einem kehhl’daaranischen Nicken, drehte sich um und begab sich zurück auf den Stuhl des Kommandanten. »So ist es! Und genau das ist das Problem. Die Basis auf G-greea ist riesig, die D-Goriaaner wären in der Lage, das, wonach wir suchen, irgendwo zu verstecken. An einem Ort, wo es schwer zu finden ist.«
»Sie meinen, diese Wissenschaftler könnten die Forschungsunterlagen in einem der unzähligen Schächten der alten Mine in Sicherheit bringen.«
»Ja! Das könnte eine aufwendige Suche nach sich ziehen, für die Cara’ähr und seine Leute jedoch keine Zeit haben.«
»Was tun wir also?«
»Wie viele Robotgeschütze haben wir?«
»Fünfzehn. Wieso?«
»Schaffen Sie sie auf den Mond. Wir werden es der Navy schwer machen, dort zu landen.«
Ein Grinsen umspielte die Lippen von Valak’uhn. »Verstanden! Wird sofort erledigt.«
»Es hat begonnen!«, sprach der Agent.
Der Führer des berühmt-berüchtigten militärischen Geheimdienstes des Kehhl’daaranischen Empire blickte zufrieden zu seinem Untergebenen. Hinter einer Maske verborgen zeichnete sich ein Lächeln ab. Ja! Und wenn alles gut geht, wird die Macht des Blutordens weiter wachsen.
Seine mandelförmigen Augen sahen ausdruckslos in die Welt, so wie es für einen D-Goriaaner üblich war. Es war kaum möglich, anhand des Blickes auf die Gemütslage zu schließen.
Doch während die Augen stumm blieben, sprach der Rest des Körpers umso lauter. Eine Hand legte sich auf die Unterlippe. Zähne schlugen ins Fleisch. Er kaute auf dem Zeigefinger herum, so wie immer, wenn er extrem angespannt war. Verärgert über sich selbst unterließ er diese Unsitte sogleich. Ein leiser Fluch, mehr gehaucht als klar gesprochen, zwängte sich zwischen den feuchten Lippen.
Für Sekunden starrte er auf seine Hand. Sie zitterte. »Mach schneller, du verdammtes Ding!«, tadelte er den Computerterminal. G-sak, der kleine korpulente stellvertretende Leiter der G-greea-Forschungsstation war mit den Nerven am Ende. Vor einer halben Stunde war ein kehhl’daaranisches Kriegsschiff in den Orbit eingetreten, hatte ein Shuttle mit einer Horde schwer bewaffnete und zu allem entschlossene Krieger, die nun in die Station eindrangen, ausgeschleust. Das, wovor sich alle seit Wochen fürchteten, war nun eingetreten: Die Kehhl’daaraner waren gekommen, um den Virus an sich zu nehmen.
Gleich, nachdem dieses Kriegsschiff aufgetaucht war, begab sich G-sak ins Forschungslabor Nummer eins, um sämtliche Unterlagen zu vernichten. Die Echsen sollen nichts vorfinden, was für sie von Nutzen sein könnte.
Finger fuhren durchs Haar. Er zupfte daran herum. Gespannt starrte er auf den Monitor vor ihm. In der Mitte des Bildschirmes pulsierte ein roter Punkt. Erst wenn dieser Punkt ins Blaue wechselte, war die Datei gelöscht und gleichzeitig auf einen Datenkristall überspielt.
Alle Daten mussten aus den Speicherbänken gelöscht werden, doch gleichzeitig wollten die Forscher nicht, dass ihre Arbeit verloren ging, weshalb sämtliche Unterlagen auf Datenkristalle überspielt wurden, welche G-sak anschließend in ein sicheres Versteck zu bringen gedachte.
G-sak riss den Blick vom Bildschirm los, guckte bänglich hinüber zu einem zylinderförmigen Objekt, das auf einem Tisch neben dem kugelförmigen Computer, vor dem er saß, ruhte.
G-sak hasste dieses Ding. Diese gottverfluchte Atombombe! Wenn sie hochgeht, wird von der Station nicht mehr übrig blieben als ein tiefer Krater in der Kruste des Mondes.
Kurz nach den ersten Angriffen der Kehhl’daaraner hatte B-rul diese Höllenmaschine bei der Space Navy angefordert. Sie diente als letztes Mittel. › »Lieber zerstöre ich die Station, als dass ich zulasse, dass die Kehhl’daaraner unsere Forschung in die Hände bekommen« ‹, hatte B-rul geantwortet, als G-sak fragte, weshalb er dieses Ding von der Navy verlangte. Wenn ihnen keine andere Wahl mehr blieb, werden sie die Bombe zünden. G-sak hoffte innig, dass es nicht dazu kam.
»Vernichtung von Datei Alpha vier abgeschlossen!«, verkündete eine völlig emotionslose Computerstimme. G-saks Kopf fuhr herum. In der Tat! Der Punkt war blau geworden. Er entfernte den Datenkristall aus der Schnittstelle, eine Einbuchtung oben am Nordpol der Kugel, legte ihn in eine Box, die neben der Bombe auf dem Tisch stand, nahm einen anderen heraus, steckte ihn in die Einbuchtung. »Löschung und Überschreibung Datei Alpha fünf!«, befahl er.
»Verstanden!«
Zehn Terabyte Daten wurden nun verarbeitet, was mindestens zwei Minuten in Anspruch nahm. Zwei Minuten zu viel für seinen Geschmack.
Der Kommunikator zirpte. Er öffnete augenblicklich einen Kanal. Aus dem Gerät um sein Handgelenk schnarrte eine vertraute Stimme. »Wie weit bist du mit der Vernichtung der Unterlagen?« B-rul! Er klang aufgeregt. War es etwa schon so weit? Hatten sich B-rul und die anderen schon den Kampf mit den Kehhl’daaranern gestellt? Gab es bereits Verluste?
»Fast Fertig!«, erwiderte G-sak knapp. Ihm lag die Frage nach der aktuellen Lage auf der Zunge, doch aus irgendeinem Grund wollte sie nicht über seine Lippen kommen. Er fürchtete wohl die Antwort.
»Mach den Sprengsatz scharf!«, befahl B-rul.
»Ich soll was …?«, reagierte G-sak entsetzt.
Jetzt hatte er die Antwort. Sie gefiel ihm nicht. War die Lage derart verzweifelt, dass B-rul beabsichtigte, zum äußersten zu gehen?
»Mach. Den. Sprengsatz. Scharf!«, wiederholte B-rul. »Sofort! Es besteht die Möglichkeit, dass die Kehhl’daaraner längst in den Kern der Station vorgedrungen sind und nur noch wenige Schritte von deiner Position entfernt sind. Dir bleibt womöglich keine Zeit mehr, die Sicherungskopien zu verstecken. Wenn die Kehhl’daaraner sie in die Finger bekommen, war das Löschen der Datenbanken eine sinnlose Arbeit.«
Verdammt!