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"Dieses Buch stellt Coaching in seiner heutigen Vielfalt vor, die sich aus den unterschiedlichen Wurzeln in diversen Disziplinen und Grundorientierungen ergibt. Die übergreifende Leitidee des Wachstums verbindet wirtschaftliche mit menschlicher Entwicklung. In drei Sektionen werden relevante, unterschiedliche Perspektiven auf Coaching, Beratung und Führung und die einschlägigen Schulen dargestellt. Die Leser:innen erhalten einen orientierenden Überblick und so die Möglichkeit, den eigenen Professionalisierungsprozess gemäß individuellen Präferenzen und Perspektiven zu intensivieren." Prof. Dr. Jürgen Kriz, Universität Osnabrück Multiperspektivität als Kompetenz im Coaching Bücher über Coaching und Coachingmethoden gibt es zuhauf. Leider präsentieren die meisten nur den bevorzugten Ansatz der jeweiligen Autor:in oder wiederholen die formale Struktur von Coachinganlässen und -prozessen. Dieses Handbuch bietet die Gelegenheit, diverse wissenschaftlich fundierte Ansätze und Schulen jeweils aus der Sicht einer Vertreter:in kennenzulernen. Es führt bereits Gedachtes, Erprobtes und Bewährtes zusammen zu einem inter- und transdisziplinären, schulenübergreifenden Gesamtwerk. Ziel ist es, die Grundlagen, Haltungen und Methoden des Coachings zu verstehen, aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten und sie gegebenenfalls in ein eigenes Coachingkonzept zu integrieren. Mit Beiträgen von Elke Berninger-Schäfer • Daniela Blickhan • Leonie Derwahl • Margret Fischer • Franz Josef Geider • Rolf Göppel • Carolin Graßmann • Rainer Hundsdörfer • Carsten Kärcher • Axel Koch • Peter Kosarz • Thomas Kretschmar • Jürgen Kriz • Sebastian Lerch • André Niggemeier • Matthias Ohler • Julia Perlinger • Yvonne Reyhing • Dirk Rohr • Lara Felisa Rubbel • Gunther Schmidt • Bernd Schumacher • Stefan Stenzel • Antje Tschira • Henrik Weitzel • Andrea Wurst • Monika Zimmermann. Die Herausgeberin: Monika Zimmermann, Prof. Dr.; Diplom-Erziehungswissenschaftlerin; Pädagogin; Professorin an der Internationalen Berufsakademie, Studiengänge Soziale Arbeit & Management und Soziale Arbeit, Management & Coaching; Personal und Business Coach; Systemische Beraterin/Therapeutin (Internationale Gesellschaft für systemische Therapie – igst); Senior Coach, Sachverständige, Gutachterin und Mitglied im Fachausschuss Forschung im Deutschen Bundesverband Coaching e.V. (DBVC); Educational Provider for Business Coaching und Scientific Coaching Expert der International Organization for Business Coaching e.V. (IOBC); Lehr-Coach und zertifizierter Coaching-Weiterbildungsanbieter (DBVC und IOBC); Gründerin und Inhaberin des Zentrums für interdisziplinäres Coaching; Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der Oskar-Patzelt-Stiftung (Großer Preis des Mittelstands).
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Seitenzahl: 902
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Die Bücher der petrolfarbenen Reihe Beratung, Coaching, Supervision haben etwas gemeinsam: Sie beschreiben das weite Feld des »Counselling«. Sie fokussieren zwar unterschiedliche Kontexte – lebensweltliche wie arbeitsweltliche –, deren Trennung uns aber z. B. bei dem Begriff »Work-Life-Balance« schon irritieren muss. Es gibt gemeinsame Haltungen, Prinzipien und Grundlagen, Theorien und Modelle, ähnliche Interventionen und Methoden – und eben unterschiedliche Kontexte, Aufträge und Ziele. Der Sinn dieser Reihe besteht darin, innovative bis irritierende Schriften zu veröffentlichen: neue oder vertiefende Modelle von – teils internationalen – erfahrenen Autor:innen, aber auch von Erstautor:innen.
In den Kontexten von Beratung, Coaching und auch Supervision hat sich der systemische Ansatz inzwischen durchgesetzt. Drei Viertel der Weiterbildungen haben eine systemische Orientierung. Zum Dogma darf der Ansatz nicht werden. Die Reihe verfolgt deshalb eine systemischintegrative Profilierung von Beratung, Coaching und Supervision: Humanistische Grundhaltungen (z. B. eine klare Werte-, Gefühls- und Beziehungsorientierung), analytisch-tiefenpsychologisches Verstehen (das z. B. der Bedeutung unserer Kindheit sowie der Bewusstheit von Übertragungen und Gegenübertragungen im Hier und Jetzt Rechnung trägt) wie auch die »dritte Welle« des verhaltenstherapeutischen Konzeptes (mit Stichworten wie Achtsamkeit, Akzeptanz, Metakognition und Schemata) sollen in den systemischen Ansatz integriert werden.
Wenn Counselling in der Gesellschaft etabliert werden soll, bedarf es dreierlei: der Emanzipierung von Therapie(-Schulen), der Beschreibung von konkreten Kompetenzen der Profession und der Erarbeitung von Qualitätsstandards. Psychosoziale Beratung muss in das Gesundheits- und Bildungssystem integriert werden. Vom Unternehmen finanziertes Coaching muss ebenso wie Team- und Fallsupervisionen zum Arbeitnehmerrecht werden (wie Urlaub und Krankengeld). Das ist die Vision – und die politische Seite dieser Reihe.
Wie Counselling die Zufriedenheit vergrößern kann, das steht in diesen Büchern; das heißt, die Bücher werden praxistauglich und praxisrelevant sein. Im Sinne der systemischen Grundhaltung des Nicht-Wissens bzw. des Nicht-Besserwissens sind sie nur zum Teil »Beratungsratgeber«. Sie sind hilfreich für die Selbstreflexion, und sie helfen Berater:innen, Coachs und Supervisor:innen dabei, hilfreich zu sein. Und nicht zuletzt laden sie alle Counsellor zum Dialog und zum Experimentieren ein.
Dr. Dirk Rohr
Herausgeber der Reihe »Beratung, Coaching, Supervision«
Monika Zimmermann (Hrsg.)
Ein interdisziplinäres, integratives Handbuch
2024
Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats des Carl-Auer Verlags:
Prof. Dr. Dr. h. c. Rolf Arnold (Kaiserslautern)
Prof. Dr. Dirk Baecker (Dresden)
Prof. Dr. Ulrich Clement (Heidelberg)
Prof. Dr. Jörg Fengler (Köln)
Dr. Barbara Heitger (Wien)
Prof. Dr. Johannes Herwig-Lempp (Merseburg)
Prof. Dr. Bruno Hildenbrand (Jena)
Prof. Dr. Karl L. Holtz (Heidelberg)
Prof. Dr. Heiko Kleve (Witten/Herdecke)
Dr. Roswita Königswieser (Wien)
Prof. Dr. Jürgen Kriz (Osnabrück)
Prof. Dr. Friedebert Kröger (Heidelberg)
Tom Levold (Köln)
Dr. Kurt Ludewig (Münster)
Dr. Burkhard Peter (München)
Prof. Dr. Bernhard Pörksen (Tübingen)
Prof. Dr. Kersten Reich (Köln)
Dr. Rüdiger Retzlaff (Heidelberg)
Prof. Dr. Wolf Ritscher (Esslingen)
Dr. Wilhelm Rotthaus (Bergheim bei Köln)
Prof. Dr. Arist von Schlippe (Witten/Herdecke)
Dr. Gunther Schmidt (Heidelberg)
Prof. Dr. Siegfried J. Schmidt (Münster)
Jakob R. Schneider (München)
Prof. Dr. Jochen Schweitzer † (Heidelberg)
Prof. Dr. Fritz B. Simon (Berlin)
Dr. Therese Steiner (Embrach)
Prof. Dr. Dr. Helm Stierlin † (Heidelberg)
Karsten Trebesch (Berlin)
Bernhard Trenkle (Rottweil)
Prof. Dr. Sigrid Tschöpe-Scheffler (Köln)
Prof. Dr. Reinhard Voß (Koblenz)
Dr. Gunthard Weber (Wiesloch)
Prof. Dr. Rudolf Wimmer (Wien)
Prof. Dr. Michael Wirsching (Freiburg)
Prof. Dr. Jan V. Wirth (Meerbusch)
Themenreihe »Beratung, Coaching, Supervision«
hrsg. von Dirk Rohr
Reihengestaltung: Uwe Göbel
Umschlaggestaltung: B. Charlotte Ulrich
Umschlagmotiv: © Monika Zimmermann, Zentrum für interdisziplinäres Coaching
Redaktion: Markus Pohlmann
Satz: Verlagsservice Hegele, Heiligkreuzsteinach
Printed in Germany
Druck und Bindung: TZ-Verlag & Print GmbH, Darmstadt
Erste Auflage, 2024
ISBN 978-3-8497-0481-0 (Printausgabe)
ISBN 978-3-8497-8436-2 (ePUB)
© 2024 Carl-Auer-Systeme Verlag
und Verlagsbuchhandlung GmbH, Heidelberg
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Einleitung
Monika Zimmermann
I Begeistern
1 Was ist Coaching? – Ein Vorverständnis aus nationaler und internationaler Perspektive
Monika Zimmermann & André Niggemeier
2 Coaching als eine Form der Beratung
Dirk Rohr
3 Interdisziplinarität als notwendige Grundhaltung im Coaching?
Sebastian Lerch & Henrik Weitzel
4 Über das Verhältnis von Bildung, Beratung und Coaching
Rolf Göppel im Gespräch mit Monika Zimmermann
5 Aktueller Stand der Coachingforschung im Bereich Aus- und Weiterbildung
Monika Zimmermann & Margret Fischer
6 Evidenzbasiertes Coaching: Beitrag der Forschung zur Coachingpraxis
Carolin Graßmann
7 Coachen ist ein Verb – Philosophieren im und über Coaching
Matthias Ohler
8 Gefährt:innen einer Reise durch die Sinnlandschaft des Menschen – Logotherapeutische Sichtweisen und methodische Ansätze in Therapie und Coaching
Carsten Kärcher
9 Eine systemische Perspektive auf Coaching
Monika Zimmermann im Gespräch mit Bernd Schumacher
10 Coaching und Führung – zum Wachstum inspirieren: Erfahrungsberichte und Führungsverständnisse
Rainer Hundsdörfer & Monika Zimmermann
11 Das Coaching-Business zu Wachstum und Veränderung inspirieren – Neuausrichtung an der Lebens- und Arbeitswelt der Klient:innen von morgen
Stefan Stenzel im Gespräch mit Monika Zimmermann
II Bewusstmachen
12 Den eigenen Stil als Coach entwickeln … oder: Worum bist du gewickelt?
Antje Tschira
13 Empathie – die Schlüsselkompetenz schlechthin im menschlichen Miteinander?
Franz Josef Geider
14 Nur etwas für Verkäufer? Nutzen und Stellenwert des NLP für modernes Coaching
Daniela Blickhan
15 Von der Lösungs- zur Wachstumsorientierung – Positive Psychologie im Coaching
Daniela Blickhan
16 Psychodynamisches Business-Coaching – Einblicke in unbewusste Prozesse für interessierte Coaches
Andrea Wurst, Julia Perlinger, Leonie Derwahl & Thomas Kretschmar
17 Impulse aus der personzentrierten Systemtheorie – »Angemessene Verstörung« als Essential für Wandlungsprozesse im Coaching
Jürgen Kriz
18 Verhaltenstherapie und ihre Implikationen für Coaching
Peter Kosarz
19 Coaching und Embodiment: Körper und Geist in Verbindung
Lara Felisa Rubbel
20 Coaching als kooperative Konstruktion von Lösungswirklichkeiten für einzigartige Menschen in einzigartigen Kontexten – Hypnosystemische Coachingkonzepte
Gunther Schmidt
III Befähigen
21 Handlungsbefähigung als zentrales Ziel der Coachingausbildung – Vom Wissen zum Handeln
Monika Zimmermann
22 Mythos Willenskraft – Warum eiserne Disziplin nicht für nachhaltige Veränderung reicht, und wie Transferstärkecoaching hilft
Axel Koch
23 Onlinecoaching – Zum Wachstum inspirieren, auch ohne reale Begegnung
Elke Berninger-Schäfer im Gespräch mit Monika Zimmermann
24 Die potenzierende Wirkung von Onlinecoaching in Verbindung mit einer Weiterbildung am Beispiel der Zielgruppe pädagogischer Fachkräfte
Yvonne Reyhing
25 Diagnostik im Coaching
Margret Fischer
IV Synopse
26 Was ist Coaching? Ein hermeneutisch erweitertes Gegenstandsverständnis
André Niggemeier & Monika Zimmermann
Über die Autor:innen
Über die Herausgeberin
Monika Zimmermann & André Niggemeier
1.1 Einleitung
1.2 Was ist Coaching?
1.3 Coaching in der wissenschaftlichen Literatur
1.4 Perspektive der Coachingberufsverbände im (internationalen) Vergleich
1.5 Folgerungen für ein eigenes, integratives Coachingverständnis
Literatur
So schillernd der Begriff Coaching auch sein mag, ist er doch bis heute nicht eindeutig definiert. Dabei mangelt es nicht an Definitionsversuchen, sondern vielmehr an einer eindeutigen Übereinkunft darüber, was Coaching genau ist. Die Gründe dafür, dass Coaching so schwer greifbar bzw. definierbar ist, sind auch darin zu sehen, dass so viele unterschiedliche Perspektiven auf Coaching existieren und es in der Praxis auf unterschiedliche Art ausgeübt wird. Um die Frage, was Coaching überhaupt ist, für sich beantworten zu können, sollte man sich ihr schrittweise annähern. Das ist ein Ziel dieses Beitrags. Ein zweites Ziel liegt in der begründeten Entwicklung eines interdisziplinären Gegenstandsverständnisses von Coaching.
Um diese Ziele erreichen zu können, bedarf es einer multiperspektivischen Reflexion von Coachingdefinitionen und -verständnissen in Theorie und Praxis.
Eine erste Annäherung an den Coachingbegriff erfolgt in Kapitel 1.2 durch Abgrenzung von strukturähnlichen Disziplinen wie Psychotherapie, Beratung, Training, Lehre und Mentoring, aber auch Counselling4, Consulting, Leading und Managing.
Um ein differenzierteres Coachingverständnis zu gewinnen, wird der Coachingbegriff in Kapitel 1.3 aus der Perspektive der wissenschaftlichen Literatur verschiedener Fachgebiete dargestellt: Betriebswirtschaft, Sozial- und Erziehungswissenschaften, Psychologie, Psychodynamik und schließlich Managementliteratur.5 Inwiefern sich diese theoretischen Begriffssetzungen in der Praxis durchgesetzt haben, wird in Kapitel 1.4, das sich dem Coachingverständnis nationaler und internationaler Coachingverbände widmet, ansatzweise ersichtlich. Abschließend wird in Kapitel 1.5 auf der Grundlage der vorherigen Ausführungen ein eigenes, integratives Coachingverständnis entwickelt.
Wie und wo kann der Coachingbegriff also eingeordnet werden?
Coaching kann verstanden werden als eine Form der Beratung. Im internationalen Diskurs wird Beratung (Counselling) als Oberbegriff für psychosoziale Beratung, Therapie, Coaching, Supervision, Organisationsberatung und Mediation verstanden (Rohr 2021). Diesem Verständnis schließen wir uns an.
Coaching ist die professionelle Beratung, Begleitung, Unterstützung von Privatpersonen, Paaren, Gruppen und von Personen mit Führungs- bzw. Steuerungsfunktion in Unternehmen und anderen Organisationen.
Als Sammelbegriff bezeichnet Coaching individuelle Formen von (personzentrierter) Beratung auf der Prozessebene. Coaching ist eine vertrauliche, auf Freiwilligkeit beruhende Einzelberatung von psychisch gesunden Menschen, die bewirken kann, dass Klient:innen eigenverantwortlich und aus sich heraus Lösungen für ihre Anliegen finden. Dabei bedient sich der Coach wissenschaftlich anerkannter Ansätze und Methoden mit philosophisch-psychotherapeutischen Wurzeln. Ziel des Coachings ist es, Klient:innen eine nachhaltige, dauerhafte Veränderung durch neue Perspektiven, Einsicht in die eigene Persönlichkeitsstruktur, das Aufspüren und Aktivieren von Ressourcen und das Lernen aus Erkenntnis und Erfahrung zu ermöglichen.
Hierbei kann zwischen »Personal Coaching« und Business-Coaching differenziert werden. Da persönliche und berufliche Anliegen häufig eng miteinander verbunden sind, sollten Coaches stets beides im Blick behalten. Business-Coaching ist die professionelle Beratung, Begleitung und Unterstützung von Personen mit Führungsfunktionen und/oder und von Experten in Unternehmen oder Organisationen.
Coaching arbeitet mit transparenten Interventionen und erlaubt keine manipulativen Techniken, da ein derartiges Vorgehen der Förderung von Bewusstsein und Eigenverantwortung prinzipiell entgegenstehen würde.
Ist Coaching Psychotherapie? Im Gegensatz zur Psychotherapie richtet sich Coaching an »gesunde« Personen und widmet sich vorwiegend den Problemen, die aus der Berufsrolle heraus entstehen, die ohne entsprechendes Fachwissen des Coachs nicht bearbeitet werden können. Psychische Erkrankungen, Abhängigkeitserkrankungen oder andere Beeinträchtigungen der Selbststeuerungsfähigkeit gehören ausschließlich in das Aufgabenfeld entsprechend ausgebildeter Psychotherapeut:innen, Ärzt:innen und medizinischer Einrichtungen.
Ist Coaching Beratung? Coaches können keine Fachberater:innen (z. B. Unternehmensberater:innen, IT-Berater:innen, Arbeitsmediziner:innen, Rechtsanwält:innen usw.) ersetzen. Dennoch werden Coaches häufig auch als fachliche Ansprechpartner:innen bei bestimmten Anliegen gesehen und um Ratschlag oder eine persönliche Stellungnahme gebeten. Sofern dies für den Beratungsprozess sinnvoll ist und Coaches über die entsprechende fachliche Kompetenz verfügen, kann dies ein Teil von Coachingprozessen sein.
Ist Coaching Training? Training dient dem gezielten Aufbau bestimmter Verhaltensweisen, das heißt, es steht meist das Erlernen eines »idealen« Ablaufmusters im Vordergrund. Die individuellen Bedürfnisse der Klient:innen sind dabei zwar maßgeblich, aber den Schwerpunkt bilden die Trainingsinhalte (z. B. bei Verkaufs-, Moderations-, Rhetoriktrainings u. v. m.). Training kann als Maßnahme im Coaching eingesetzt werden, z. B. um Verhaltensdefizite zu korrigieren. Das Coaching bietet dann den Anlass und den Rahmen, spezielle Fertigkeiten aufzubauen bzw. zu verbessern.
Ist Coaching Lehre? Teilen Coaches mit ihren Coachees ihr Wissen z. B. über Persönlichkeitsentwicklung, menschliche Entwicklungsaufgaben, Entstehungsmuster von Problemen/Lösungsversuchen, um ein tieferes handlungsleitendes Verständnis beim Coachee zu bewirken, dann kann Coaching auch didaktische Lehrelemente (Psychoedukation) enthalten.
Ist Coaching Mentoring? Mentoring meint die »Patenschaft« zwischen jungen bzw. zu einer Organisation neu hinzugekommenen Mitarbeiter:innen und erfahrenen Führungskräften. Aufgabe von Mentor:innen ist die Vermittlung organisationsspezifischen Wissens, die Bindung an die Organisation und teilweise auch eine karrierebezogene Beratung. Mentoring zielt darauf ab, »High Potentials« zu fördern, Fluktuationskosten zu reduzieren und Konflikte bei der Integration neuer Mitarbeiter:innen zu vermeiden. Coaching in unserem Verständnis kann somit eine zusätzliche Komponente im Rahmen einer Mentoringbeziehung darstellen.
Zielsetzung von Coaching ist die Weiterentwicklung von individuellen oder kollektiven Lern- und Leistungsprozessen bezüglich beruflicher und privater Anliegen. Als ergebnis- und lösungsorientierte Beratungsform dient Coaching der Steigerung und dem Erhalt der Leistungsfähigkeit, Gesundheit und der Verbesserung der Selbstregulationsfähigkeiten. Diese Hilfe zur Selbsthilfe wird u. a. durch die Förderung von Selbstreflexion und -wahrnehmung, Bewusstsein und ausgewählte Psychoedukationselemente erreicht. Als ein auf individuelle Bedürfnisse abgestimmter Beratungsprozess unterstützt ein Coaching die Verbesserung der beruflichen und/oder privaten Situation und das Gestalten von Rollen unter anspruchsvollen Bedingungen. Durch die Freisetzung der menschlichen individuellen Potenziale soll die wertschöpfende und zukunftsgerichtete Entwicklung des Individuums, des Unternehmens bzw. der Organisation gefördert werden. Coaching ist immer ressourcenorientierte Autonomieermöglichung, die zielorientiert und proaktiv individuelles Lösungspotenzial aktiviert. Coaching kann ein systematisches zielorientiertes, ausbalanciertes Angebot (eine Kombination) (= Coachingkonzept) aus diversen Formaten, Beratungsformen, didaktischen Settings (verstanden als hilfreiche Interventionen) sein: aus theoretisch fundiertem Coaching, Beratung, Lehr- und Trainingseinheiten, Supervision. Coaching findet meist in mehreren Phasen statt (»Begeistern, Bewusstmachen, Befähigen«) und zielt letztlich auf Handlungsfähigkeit, wofür die Coaches den Aufbau handlungsleitender Wissensbestände prozessbegleitend moderieren. Coaching als möglichst wertungsfreies, zielgerichtetes Angebot an Struktur, Orientierung und Prozessbegleitung fördert die Reflexionsfähigkeit sowie die Selbst- und Fremdwahrnehmung, verändert die Problemtrance in eine Lösungstrance und erhöht die Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit. Handlungsfähigkeiten, innere Haltung bilden das Fundament, um für individuelle und gruppenbezogene Aufgabenstellungen erfolgreiche und nachhaltige Lösungskonzepte zu finden.
In bisherigen Darstellungen des Coachings liegt der Fokus zumeist auf den Komponenten, Merkmalen und deren Ablauf bzw. Prozess. Für diejenigen, die erstmals mit dem Begriff in Berührung kommen, mehr über das Coaching erfahren möchten und der Praxis noch fern sind, wird das Verstehen von Coaching in seinen Tiefen und dessen, was es zu leisten vermag, in dieser Weise kaum ermöglicht. Es mangelt an Antworten auf die grundlegenden Fragen:
Was ist das Coaching?
Was ereignet sich konkret im Coaching?
Welche Vorstellungen und Erwartungen können geformt werden?
Warum wird Coaching überhaupt benötigt, wenn die Lösung doch in den Klient:innen selbst liegt?
Auch international ist diese Problematik präsent (Rostron 2009, S. 83):
»There still remains a lack of clarity and consensus as to what professional coaching is, and what makes for an effective and reputable coach. Globally, research needs to be conducted to determine what competences are necessary for the education and development of coaches worldwide, and what will be a definition of coaching that the global community will accept.«
Diskrepanzen zwischen Denken, Fühlen und Handeln werden mangels Selbstreflexion häufig nicht (zielführend) erkannt und Gründe dafür nicht eindeutig identifiziert. Dadurch kann die Handlungsfähigkeit gehemmt werden. Wie soll etwas bearbeitet und weiterentwickelt werden, was im Dunkeln liegt und kaum