Cocks and Kings - Alexander Clark - E-Book

Cocks and Kings E-Book

Alexander Clark

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Beschreibung

Rex ist ein erfolgreicher Geschäftsmann. Er ist verheiratet und hat zwei bezaubernde Töchter. Ehefrau Samantha weiß von Rex' homosexueller Neigung, doch die war zwischen Karriere und Familienleben nie von großer Bedeutung gewesen. Mit über 30 Jahren ist Rex noch nicht offiziell geoutet, aber als er den obdachlosen Stricher Ant kennenlernt und dessen Dienste immer öfter in Anspruch nimmt, beginnt die feine Fassade zu bröckeln. Plötzlich kämpft Rex mit neuartigen Gefühlen, sexuellen Abenteuern, einer aufgebrachten Ehefrau und der Wut eines gefürchteten Zuhälters.

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Cocks and Kings

von

Alexander Clark

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Cocks and Kings

 

Spicy Gay Mini Roman

 

von

 

Alexander Clark

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1. Edition, 2023

© All rights reserved @A.Clark/J.C.Skylark

Bildrechte: 123rf.com, profile_curaphotography

Coverdesign: J. C.Skylark

Kontakt: www.jcskylark.de/alexander-clark

Info: www.facebook.com/Alexander_Clark_Autor

www.instagram.com/alexander_clark_autor

C/o J.C.Skylark, Kätnersredder 6 b, 24232 Schönkirchen

Independently published

 

It’s possible to set you free

Push away the memory

You don’t want to be a slave anymore

Can’t you see the reality?

The time has come for beautiful things

Enjoy the perfect real life

The moment to overthrow the kings

Live no more in the endless strife

It’s possible to set you free

 

(‚Set you free‘, Sorrowful calls)

Kapitel 1

Im Schein der Straßenlaterne war die Silhouette der Person kaum sichtbar. In Eile kam sie dem Haus näher, huschte durch die Gartenpforte, am Gebäude vorbei und über den Rasen.

Rex stellte das Weinglas ab, leckte sich die Lippen und löschte das Schreibtischlicht.

Den Mann, der über sein Grundstück gelaufen war, hatte er erwartet – selbstverständlich auch in der Dunkelheit erkannt. Dennoch konnte ein prüfender Blick vorab nicht schaden.

 

Im Erdgeschoss angekommen, stand die hagere Gestalt bereits vor dem Verandafenster.

Dunkler Pullover, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, dazu schwarze Jeans, die an einigen Stellen abgenutzt wirkten.

Bei diesem großen Anwesen mit dem beeindruckenden Gebäude hätte es ein Einbrecher sein können, der ihn zur Geisterstunde behelligte.

Trotzdem hatte Rex die Alarmanlage abgestellt, denn fürchten tat er sich nicht.

Sein nächtlicher Besucher war eine halbe Portion: ohne direkte Absprache irgendwie doch angekündigt.

Rex zog das Fenster auf, inhalierte die klare Sommerluft gepaart mit dem Aroma von Schweiß und Bier.

Eine unverwechselbare Ausdünstung, die ihn zum Kopfschütteln brachte.

„Mannomann.“ Er hielt inne, zog die Geldbörse aus der Gesäßtasche seiner Bundfaltenhose, zählte die Banknoten ab und reichte sie seinem Gegenüber. 200 Dollar, die sollten für diesen Abend genügen. „Geh erstmal duschen ...“ Mit spitzen Fingern zog er die dreckige Kapuze vom Kopf des Mannes, der noch keinen Ton gesagt hatte. „Und rasieren ...“ Rex deutete auf die Treppe. „Ab! ... Und beeil dich, ich weiß nicht, wie lange sie weg ist.“

„O-kay.“ Ant stotterte ein wenig, das tat er immer, wenn er aufgeregt und die Lage nicht absolut entschärft war.

Er hatte bereits Sand auf dem Teppich hinterlassen, es bemerkt und die dreckigen Sneaker ausgezogen. Mit hastigen Schritten steuerte er die Treppe an. Auf den ersten Stufen drehte er sich noch einmal um. „Wie lange meinst du denn?“

Rex hob die Schultern an. „Eine Stunde. Mehr oder weniger.“

Er wusste, warum Ant ihn das fragte. Jede Minute, die er in diesem piekfeinen Haus verweilen durfte, musste er nicht durch dreckige Gassen ziehen.

 

*

 

Geduscht und rasiert roch der Gast schon anders. Auf die Matratze gedrückt lag er über dem Laken ausgebreitet, während Rex ihn tief und ausgiebig penetrierte.

Es geschah nicht das erste Mal, eigentlich jede Woche, wenn die Kinder bei den Großeltern waren, wenn Rex Carter allein zu Hause war und seine Frau bei ihrem Sit-in mit Freundinnen.

Zumindest sagte sie immer, dass sie dort war. Ob es stimmte, war Rex egal. Die Familie kam an erster Stelle, doch ab und an brauchte er das Abenteuer.

Mitunter hatte er das Gefühl, dass es von Mal zu Mal kompakter wurde. Abgebrühter. Hemmungsloser.

Vermutlich lag es daran, dass Ant sich nicht wehrte, sein Spielball wurde und ihm sogar den Anschein ließ, es würde ihm gefallen.

Das Geld hatte er sofort eingesteckt, danach sprach man nicht mehr über die Bezahlung.

Dann wurde gefickt, bis Rex keuchte und stöhnte, ihm der Schwanz schmerzte und die Bettwäsche klebte.

 

„Ich dachte, du hast mit dem Rauchen aufgehört“, meinte Ant.

„Ach, klappt irgendwie nicht“, erwiderte Rex und zog nochmals an der Kippe. Das Fenster stand offen. Vielleicht würde seine Frau den Zigarettenrauch riechen, wenn sie nach Hause kam. Aber er wusste, dass sie sich dazu nicht äußern würde. Ein gemeinsames Schlafzimmer teilten sie sich seit Jahren nicht mehr.

„Wie geht es denn den Kindern?“, erkundigte sich Ant.

„Hat dich nicht zu interessieren.“ Rex drückte die Zigarette im Aschenbecher aus. Nackt stieg er aus dem Bett, nahm einen Schluck aus dem Weinglas und zog die Gardinen enger zusammen. Sam ließ auf sich warten. Vielleicht würde sie mal außer Haus bleiben. Wäre was Neues.

Er sah, dass Ant sich im Bett aufrichtete und die nassen Haare aus dem Gesicht strich.

Zwischen seinen Beinen lugte ein beachtlicher Ständer hervor. Rex schmunzelte.

„Hat es dich angeturnt?“

„Ja ...“ Ant lächelte sanft. Eigentlich war er bescheiden. Er machte den Mund nie auf, eher nahm er ihn voll, wenn Rex ihm den Mund stopfte, mit seinem eigenen Ständer, in dem es schon wieder pochte.

„Raus aus dem Bett, ich will es nochmal im Stehen“, forderte Rex, bevor er sein Glas leerte.

Ant rutschte sofort an den Bettrand. Er hatte dünne Arme, sehnige Beine, knochige Hüften, die mutmaßen ließen, dass er zu wenig aß.

Vermutlich kaufte er sich Alkohol und Drogen von dem Geld, das er sich just verdiente. Eine Schande war das und Rex wollte nicht darüber nachdenken.

Mit einer Hand packte er Ant an der Schulter, die andere krallte er in dessen Seite.

Vornübergebeugt ließ Ant sich rammeln, noch eine Spur härter als zuvor.

Die Kommode wackelte, doch nichts stand darauf, was sie hätten zu Fall bringen können. Rex mochte es schlicht in dem Gästezimmer, in dem er die fremden Männer empfing.

Ant kam nun schon seit ein paar Monaten. Trotz der Routine hatte sich noch keine Langeweile eingestellt.

Warum das so war, konnte Rex sich kaum erklären. Dass irgendwo Gefühle im Spiel waren, kam ihm nicht in den Sinn. Das wäre auch zu abgefahren und lächerlich gewesen.

Er war ein erfolgreicher Unternehmer, machte die halbe Million pro Jahr voll. Was sollte er da mit einem Stricher? Einem Junkie?

Allein die Vorstellung daran, dass ihre unterschiedlichen Persönlichkeiten auch in Zukunft aufeinandertreffen würden, machte ihn zornig. Musste das sein? Hatte er das nötig? Er konnte sich jeden Typen von der Straße abgreifen. Warum war es ausgerechnet Ant, der zum wiederholten Mal die triebgleiche Lust mit ihm stillte?

„Gefällt es dir, ja, macht es dich an?“, stachelte Rex dennoch, denn nach wie vor hatte Ant einen Steifen, den er just packte.

„Ja ...“, ächzte er und rieb sich im Takt. Das war noch nie vorgekommen und Rex fasste das als Kompliment auf.

Wenn er es einem Stricher gut besorgen konnte, war er wohl nicht so schlecht im Bett – oder wo auch immer. Die Kommode stieß bei den letzten Stößen geräuschvoll gegen die Wand.

Rex schloss die Augen, ließ den Höhenflug zu, dabei presste er sich fest an den nackten Leib, in den er seinen Samen schoss – allerdings mit Kondom. Seine Orgasmen mit Ant waren anders als die mit Samantha. Die Zusammenkünfte mit ihr waren auch mehr oder weniger passiert, um den ehelichen Pflichten nachzukommen, um für Nachwuchs zu sorgen, auf den er selbstverständlich stolz war.

Doch die zwei Töchter, die er gezeugt hatte, steckten längst nicht mehr in feuchten Windeln. Er konnte sich auch nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal mit Sam geschlafen hatte.

„Oh, verdammt, ja ...“ Abermals stieß er zu. Ihm wurde schwarz vor Augen, ein wenig schwummerig, doch ihm entging nicht, dass Ant ebenso stöhnte.

Eine Weile hingen sie ineinander wie kopulierende Tiere. Aber kaum hatten die unkontrollierten Zuckungen in seinem Schwanz nachgelassen, löste Rex die Verbindung auf.

Er sah abgekämpft aus, das präsentierte ihm der Spiegel über der Kommode. Und Ant? Der hing in den Seilen wie ein Sterbender. Spermafäden klebten an dem hölzernen Mobiliar. Rex verdrehte die Augen, doch er sagte nichts. Wieder griff er zu den Zigaretten. Damit aufzuhören war sinnlos, zumindest an diesen Abenden, die er verbrachte wie ein Teenie im Rauschzustand. Weggehen tat er kaum; dann lieber die sexuellen Exzesse daheim.

Er füllte sich das Glas auf, nahm einen Schluck Wein und spähte aus dem Fenster. Alles ruhig – von Sam keine Spur. Ant torkelte auf das Bett zu und nestelte an seiner dreckigen Jeans herum. Ein muffiger Geruch ging von ihr aus. Rex hätte seinem Besucher gern saubere Kleidung gegeben und die alte entsorgt, aber das wäre wohl zu weit gegangen. 200 Dollar für das Stelldichein, die mussten reichen. Wenn Ant meinte, davon Rauschmittel anstatt Klamotten zu kaufen, sollte er. Das ging Rex nichts mehr an, so war das Leben.

Er sah, dass Ant sich eine Phiole aus der Hosentasche nahm und daraus ein weißes Pulver auf die Handfläche schüttete. Mit der bloßen Zunge leckte er es auf.

„Mein Gott, das gute Zeug, mach’s am Tisch, wenn es sein muss“, entwich es Rex.

„Entschuldige“, antwortete Ant kaum hörbar. Warum er diesen merkwürdigen Namen trug, machte sich in diesem Moment bemerkbar. In sich gekrümmt wie eine Ameise, hangelte er sich an den Beistelltisch, der neben dem Bett stand. Dort zog er eine weitere Line, diesmal durch die Nase. Er präsentierte Demut, die absolute Unterwürfigkeit, das mochte Rex, das machte ihre unterschiedlichen Charaktere kompatibel, aber trotzdem war Ant so gewissenhaft und aufrichtig, wie das schwarze Insekt, dessen Namen er trug.

„Möchtest du auch?“, fragte er und streckte die Phiole in die Richtung seines Gastgebers.

Es war Wochenende, meine Güte, die Woche war arbeitsreich gewesen und nervig, da hieß es für den bestimmten Moment, abzuschalten.

„Ja, warum nicht“, meinte Rex und beobachtete, wie Ant ihm eine weitere Line zurechtlegte.

Rex hatte sein eigenes Schnupfröhrchen, das er aus der Kommode zog. Darin hatte er auch die Kondome hinterlegt, Gleitgel und ein paar Sexspielzeuge. Alles lag an seinem Platz. Nichts deutete darauf hin, dass seine Frau in den Sachen gewühlt hatte. Das schätzte er ebenso an ihr. Im Grunde genommen schien es ihr egal, was er hinter ihrem Rücken trieb, solange sie es nicht mit ansehen musste.

Rex sniefte das Koks ein und fühlte sich danach regelrecht befreit. Nach ein paar Schlucken Wein fuhr der Rausch direkt in seine Schwellkörper. Das war immer so, wenn er das weiße Pulver zu sich nahm. Er war kein Junkie, Gott bewahre, aber missen wollte er die Vorzüge gewisser Substanzen auch nicht.

Er sah flüchtig zur Uhr. Normalerweise schlief er um diese Uhrzeit. Doch just meinte sein bestes Stück, nochmals zum Abschuss kommen zu müssen.

„Lutsch ihn noch mal, danach ist Schluss für heute“, beschloss er.

Ant nickte nur. Aufgrund der äußerst guten Bezahlung wagte er keinen Widerspruch.

Rex hatte sogar das Gefühl, dass er ihm gern einen blies. Konnte das sein? Er mochte sich nicht vorstellen, wie viele Schwänze der junge Mann bereits in den Mund genommen hatte. Im Prinzip war das widerlich.

 

*

 

Kaum hatte er die Terrassentür geschlossen, vernahm er das Zuklappen der Haustür. Perfektes Timing. Rex war froh, dass er seinen Besucher rechtzeitig fortgeschickt hatte. Seine Frau musste nicht unbedingt sehen, wen er da hinter ihrem Rücken ins Haus lud. Es reichte, dass er das Gefühl hatte, diesen modrigen Geruch von Ant noch immer zu riechen, dabei hatte er geduscht, sogar zwei Mal.

Vermutlich hätte sie ihn ausgelacht. Irgendwie war es auch unrühmlich, Geld für die leibliche Lust zu zahlen, zumal für einen Typen von der Straße.

Aber für etwas anderes hatte er keine Zeit, oder? Er hätte spezielle Clubs aufsuchen und nach dem Traummann suchen können. Möglicherweise hätte er ein passendes Gegenstück gefunden, ohne dafür zahlen zu müssen. Stattdessen steckte er Geld in die Taschen von Gesindel.

Rex spähte über das Grundstück, das nur vereinzelt durch kleine Laternen im Garten beleuchtet wurde. Nein, Ant war weg.

„Oh, noch auf?“, fragte Samantha.

Auf hochhackigen Schuhen stöckelte sie auf ihn zu. Sie lächelte und er hatte augenblicklich den Verdacht, dass sie sich nicht nur mit ihren Freundinnen vergnügt hatte. Ihr aufdringliches Parfum schwängerte die Luft und übertünchte das Aroma von Schweiß und Sex, den Duft, den er an seinen Fingern vermutete.

„Wollte gerade zu Bett“, verkündete er. Sie tauschten einen vertrauten Blick miteinander aus, einen Blick, den nur Ehepaare verstanden, die sich eigentlich nichts mehr zu sagen hatten. Es war ja auch zum Schreien, wie er dort stand: mit Morgenmantel bekleidet, die Jalousie herunterfahren ließ und die Alarmanlage kontrollierte, während sie ihre Pumps abstreifte und sich die wundgetanzten Füße knetete. „Gute Nacht, mein Schatz“, säuselte er, gab ihr einen Kuss auf die erhitzte Wange und war froh, dass er nicht das Bett mit ihr teilen musste.

 

*

 

Die Debatte war hitzig und er lockerte den ersten Knopf des Hemdes. Da er Chef des Unternehmens war, verzichtete er auf eine Krawatte, das war irgendwie oldschool. Er zählte sich noch nicht zum alten Eisen. Wenn er die Kantine besuchte, unterhielt er sich gern mit den Angestellten: über die Kinder, deren Schule, die Ferien, ihre Urlaubsreisen. Er war verheiratet und im besten Alter, das war der Ruf, den er pflegte. Zu einem erfolgreichen Leben zählte natürlich auch der angesehene Job. Den hatte er unleugbar. Nicht selten verbrachte er zwölf Stunden in den oberen Etagen des Wolkenkratzers. Um den hohen Lifestyle aufrechterhalten zu können, hieß es ranklotzen. Das tat er gern, obwohl es auch nervenaufreibende Diskussionen gab wie an diesem Morgen.

„Kurze Pause!“, gab er bekannt und nickte in die Runde. Die meisten Kollegen standen auf, gelangten hinaus oder auf den Balkon, um eine Zigarette zu rauchen. Andere bedienten sich am Kaffee- und Wasserspender, einige hasteten in Richtung der Toiletten.

Frank, sein engster Vertrauter in der Firma, zudem sein langjähriger Freund, blieb neben ihm sitzen. „Kommst du zu meinem Geburtstag? Es gibt Barbecue.“

„Klar!“, erwiderte Rex. Er zwinkerte Frank zu. „Vierzig, nicht wahr? Du alter Sack!“

Sie lachten.

„Männer sind wie Weine, je älter, desto besser“, gab Frank zum Besten.

Rex nickte und zog seinen Taschenkalender aus dem Jackett. Der Geburtstag seines Freundes fiel auf das nächste Wochenende. Er notierte die Einladung akkurat ins kleine Heft, wägte allerdings ab. „Weiß noch nicht, ob ich Samantha mitbringe.“

„Wenn nicht, ist es auch nicht schlimm“, meinte Frank. Er zwinkerte und tippte sich an den rechten Nasenflügel. „Für die angemessene Atmosphäre sorge ich.“

„Perfekt!“ Rex klappte das Notizbuch zu und ließ es wieder im Anzug verschwinden. Er sah in die Runde. Einige Männer fehlten noch. Er stand auf und verließ den Raum. Auf dem Weg zu den Herrentoiletten stoppte ihn allerdings ein Angestellter der Security.

„Mister, es gibt Probleme am Eingang.“

Rex hob die Schultern an. Ihn drückte die Blase und der Empfang des Gebäudes war ihm egal. In dem Hochhaus, das über 50 Etagen verfügte, war nicht nur seine Firma untergebracht. Es gab andere Büros, Restaurants, diverse Appartements, Shops und ein Hotel. „Wo liegt das Problem?“

„Ein Mann steht unten und möchte Sie sprechen.“

„Hat er einen Termin?“, fragte Rex, während er von einem Bein auf das andere trat.

Der Wachmann lächelte schief. „Der Typ sieht nicht so aus, als ob er einen Organizer besitzt.“

Rex presste die Lippen aufeinander und die Beine zusammen. „Bin in fünf Minuten unten.“

 

 

Erleichtert gab er nach, ließ das Wasser laufen. Der Druck seiner Blase nahm ab, doch das Pulsieren unter seiner Brust war mehr geworden, kaum hatte er den Wachmann ziehen lassen – mit der Bitte um etwas Geduld.

„Rex, wegen dieser Börsengeschichte, da ...“

Raymond trat von hinten an ihn heran, das mochte er gar nicht, vor allem nicht, wenn er sich erleichterte. Entnervt stopfte Rex sein bestes Stück zurück in die Hose, schloss den Reißverschluss und lächelte reserviert. „Später“, meinte er. „Lass uns das nachher klären, ich muss kurz runter ...“

Raymond nickte und ließ ihn allein. Rex wusch sich die Hände, die zitterten. Sah er tatsächlich verunsichert aus? Er ahnte, was ihn in wenigen Minuten erwarten würde, und trotzdem wollte er nicht daran glauben. Wie konnte es diese kleine Kröte wagen?

 

Die feuchte Hand lag in seinem Nacken. Er machte dehnende Bewegungen mit dem Kopf und fuhr sich über das dunkle Haar, das er zu einem kurzen Zopf gebunden hatte. Obwohl diese Frisur ihm die nötige Strenge verlieh, trug sie doch zu einem modernen Aussehen bei.

Nur eine Strähne hatte sich während der Arbeitszeit gelöst und fiel ihm lästig auf die Stirn. Gestresst wischte er sie weg.

Oh ja, er war gestresst, mehr als das. Sein Gemüt kochte richtig auf, kaum öffnete sich die Tür des Fahrstuhls im Erdgeschoss. Von Weitem sah er die beiden Wachmänner, die vor dem gesicherten Eingang mit einer Person diskutierten. Rex schluckte und fluchte leise. Es war, wie er angenommen hatte: Vor der Tür auf dem Gehweg stand Ant.

 

„Was ist denn hier los, meine Herren?“, empfing Rex den kleinen Pulk von Männern, nahezu unbemerkt lotste er sie an den Rand des Eingangs. Unmöglich sollte noch mehr Aufsehen erregt werden. Die Störung beim Meeting war schon indiskutabel gewesen. Wissbegierig schwenkte sein Blick zwischen den Wachmännern hin und her.

„Also dieser Mann hier wollte Sie sprechen und ließ sich nicht abweisen“, erklärte einer von ihnen. Nun erst wagte Rex den genaueren Blick. Ant sah fürchterlich aus; noch verwahrloster als bei ihrem letzten Treffen. Zudem rann ihm Blut aus der Nase und sein linkes Oberlid war geschwollen.

„Mich sprechen?“, wiederholte Rex und er ließ es so überrascht wie möglich klingen. Er gestand nicht, dass er den Störenfried kannte, und tat einen auf ahnungslos.

„Sollen wir die Polizei rufen?“, fragte der andere Wachmann, woraufhin Rex abwinkte.

„Ich kläre das“, meinte er und zwinkerte zuversichtlich. Sogleich packte er Ant am Ärmel seiner dreckigen Jacke und zog ihn noch ein weiteres Stück vom Eingang weg. Als er sichergehen konnte, dass niemand ihr Gespräch mithörte, fauchte er ihn an.

„Bist du von allen guten Geistern verlassen, mich hier aufzusuchen?“

Ant hielt den Kopf geneigt und drückte sich ein Taschentuch vor die lädierte Nase.

„Es tut mir leid“, verteidigte er sich. „Ich wollte dir eine Nachricht schreiben, aber hatte kein geeignetes Papier.“ Mit der freien Hand präsentierte er einen winzigen Zettel, vermutlich ein alter Kassenbon, auf dem krakelig ein paar Buchstaben notiert waren. Rex gab sich keine Mühe, diese Hieroglyphen zu entziffern.

„Was willst du hier?“, fragte er umgehend.

„Ich wollte nur Bescheid sagen, dass ich eine Weile untertauche, vielleicht die Stadt verlasse“, gab Ant bekannt. Eine Träne löste sich aus seinem roten Auge. Ein paar Äderchen darin waren aufgeplatzt.

„Ja, und?“, giftete Rex. „Was geht mich das an?“

Ant lächelte verunsichert. „Wir treffen uns doch immer am Wochenende.“

„Ich habe noch gar keine Ahnung, ob es an diesem Wochenende klappt“, äußerte sich Rex durch den nahezu geschlossenen Mund. Flüchtig sah er sich um. Aber ihr Gespräch verlief unbemerkt. „Also falls du wegen Geld hier bist ...“

„Nein, nein!“, wehrte Ant sofort ab. „Ich wollte dir nur Bescheid geben.“

„Aha.“ Rex sagte sich, dass er gehen sollte. Er hatte schon genug Zeit vertrödelt und seine Angestellten warteten. „Machst du das mit allen Kunden?“, fragte er dennoch. „Sagst ihnen Bescheid, wenn du nicht da bist? Glaubst du doch wohl selbst nicht.“

„Ich wollte nur ehrlich sein.“

„Wieso?“ Rex hob die Schultern an.

„Du bist der Einzige, der mich in sein Haus lädt, der mich dort duschen lässt, der mich angemessen bezahlt und ...“

„Stopp!“ Rex kniff die Augen zusammen und hob die Hände abwehrend empor. „Das reicht.“

Er atmete tief durch und Ant trat einen Schritt zurück. „Sorry“, stammelte er.

Da Rex nichts erwiderte, wandte er sich um.

Sein Gang war schleppend und er humpelte. Das hatte er sonst nicht getan. Es ließ vermuten, dass er nicht nur die Verletzungen im Gesicht hatte. Rex haderte mit sich, doch schließlich gab er nach. „Ant!“

Der Besagte drehte sich vorsichtig um. „Ja?“

Rex machte hastige Schritte auf ihn zu und blieb dicht vor ihm stehen. „Schlägerei, oder was ist passiert?“

Ant nickte. „Ja, ich ... Es gab Probleme.“

„Verstehe.“ Rex hakte nicht nach. Vermutlich wollte er keine Details wissen, aber zu diesem Zeitpunkt siegte sein Mitgefühl. Er zückte die Geldbörse und zog ein paar Geldscheine hervor. „150 Dollar, mehr habe ich nicht cash. Das sollte für eine Nacht im Motel reichen. Nimm das billige am Highway.“

„Okay, danke.“ Ant nahm das Geld in die schmutzigen Hände. Auch seine Finger waren blutbeschmiert.

„Du wartest dort“, fuhr Rex fort. „Und wir drehen den Spieß um: Ich werde es sein, der dich besuchen kommt.“

Kapitel 2

Es war Donnerstagabend. Wie gewohnt flimmerte Samanthas Lieblingsserie über den Bildschirm. Rex war schon vor der Pause eingenickt: mit dem Laptop auf den Beinen und der Lesebrille auf der Nase. Eine neue Pointe, die seine Frau zum Lachen brachte, ließ ihn wach werden.

Zerknirscht richtete er sich auf und klappte den Laptop zu. Es war zu spät für Geschäfte. Sie sah ihn ein wenig missbilligend an. „Na, wieder eingeschlafen?“

Hörte er einen Vorwurf aus ihrer Stimme heraus?

„Du weißt, dass ich dieser Serie nichts abgewinnen kann“, meinte er.

„Du arbeitest zu viel“, entgegnete sie und deutete mit einem Kopfnicken auf seinen Laptop.

„Sagt die Frau, die sich von morgens bis abends in ihrer Kanzlei herumtreibt“, konterte er.

Amüsiert hielt sie ihr Weinglas in die Höhe. „Aber ich weiß zumindest, wann Feierabend herrscht.“

„Du hast mal wieder recht, meine Liebe“, sagte er.

Diskutieren wollte er um diese Uhrzeit nicht, zumal sie tatsächlich im Recht war. Er arbeitete wie ein Workaholic. Vielleicht auch, um den gemeinsamen Abenden mit ihr auszuweichen.

Er beugte sich vor, langte nach der Zigarettenschachtel und lugte hinein. Der Inhalt sah kläglich aus. „Ich geh ne Runde um den Block, Kippen holen und den Kopf freikriegen.“

„Wenn du meinst ...“ Sie schlürfte am Glas und sah wieder auf den Bildschirm.

Mit den Gedanken an den morgigen Arbeitstag begab er sich in den Flur, zückte Schlüssel und Jacke und spazierte hinaus.

Die Temperatur war angenehm. Er tat ein paar Schritte, atmete durch und entzündete eine Zigarette.

Es war wirklich blödsinnig, ständig an die Arbeit zu denken. Aber er gestand sich ein, dass die Firma für ihn bedeutend war. Sie war sein Lebenswerk, sein Baby, der Grund, warum er sich einen gehobenen Lebensstandard leisten konnte.

Er nahm einen tiefen Zug, blies den Zigarettenrauch in die Luft und fixierte die Sterne am Himmelszelt. Plötzlich dachte er an Ant.

Das Fatale daran war, dass er diesen fixen Gedanken nicht mehr loswurde. Kaum war die Zigarette aufgeraucht, setzte er sich in den Wagen und fuhr los – in Richtung Highway.

 

*

 

Er griente, denn vor dem Motel stand tatsächlich ein Zigarettenautomat, sodass er sich seine favorisierte Marke ziehen konnte, bevor er die Rezeption betrat. Das war hier eine billige Absteige, wie er auf den ersten Blick erkannte, doch für Ant vermutlich der passende Unterschlupf.

„Ich möchte einen Bekannten besuchen, der hier eingecheckt hat“, erklärte Rex der Empfangsdame, die auch sicher schon mal bessere Zeiten durchlebt hatte. Ihr Haar trug die gleiche Farbe wie ihr aschgraues Gesicht, Falten reihten sich um Augen und Mund, aber sie lächelte freundlich. „Und der Name des Bekannten, Mister?“

„Oh, ja ...“ Rex rieb sich das Kinn und dachte nach. Konnte es sein, dass er seinen Schwanz regelmäßig in Ant stecken hatte, ohne dessen wirklichen Namen zu kennen?

„Ant... thony?“, rätselte er laut, woraufhin die Dame in das zerfledderte Hotelverzeichnis lugte.

„Anthony Browns?“, hakte sie nach.

Er hab die Schultern an und feixte. „Wenn Sie keinen anderen Anthony haben?“

„Zimmer 10, Mister, wenn Sie über Nacht bleiben, muss ich ein Doppelzimmer berechnen.“

„Selbstverständlich“, erwiderte er. „Aber ich bleibe nicht über Nacht.“

 

Kurz darauf stand er vor der Zimmertür mit der Nummer 10.

Die Appartements lagen dicht beieinander. Sie besaßen einen Parkplatz davor und Automaten für Drinks und Snacks. Vornehmlich Trucks standen auf dem Hof, da stach Rex‘ Chevrolet aus der Reihe. Er hatte etwas Sorge um den Wagen, doch er registrierte die Überwachungskamera an der Decke des Vordaches. Blieb zu hoffen, dass die Kamera des Etablissements auch funktionierte. Nochmals sah er sich prüfend um und beschloss, wirklich nur kurz zu bleiben.

Er klopfte an. Da sich zuerst nichts tat, stieß er die Fingerknöchel noch einmal fester gegen die Tür.

„Ant? Ich bin’s ... Rex.“

Gedämpft vernahm er schlurfende Schritte. Schließlich wurde die Tür langsam geöffnet, die Sicherheitskette spannte sich und Ant sah durch den schmalen Spalt hindurch. „Du?“

„Hab doch gesagt, dass ich herkomme, oder nicht?“, erwiderte Rex.

„Ja, schon. Aber heute ist Donnerstag.“

„Und? Lass mich rein, bevor mich noch irgendeiner sieht und erkennt.“

Ant löste die Sicherheitskette, sodass Rex eintreten konnte. Im Zimmer roch es modrig, es war warm und Rex fühlte sich unwohl bei der Tatsache, hier zu sein. Gleichermaßen musste er es hinter sich bringen. Es war wie ein Zwang, dem er folgen musste.

Je tiefer er in den Raum trat, desto angenehmer wurde dessen Aroma. Die Tür zum Badezimmer stand offen. Er roch Seife und Ant hatte ein Handtuch um den Unterleib gewickelt. Sein Haar war nass, der Rest seines Körpers unbekleidet. Das änderte allerdings nichts an seiner demolierten Visage.

„Noch schlimm?“, fragte Rex nach und zeigte auf die Verletzungen.

„Geht“, erwiderte Ant. Zögerlich leckte er sich über seine Lippe, die geschwollen wirkte. Auch sein Auge hatte sich nicht erholt. Lediglich das Blut war von seiner Haut gewichen.

„Brauchst du Schmerztabletten?“, fragte Rex nach.

Ant verneinte. „Bin versorgt.“

Wie auf Kommando deutete er zum Beistelltisch, der neben dem Bett stand. Dort lagen Medikamentenschachteln und eine Phiole mit Koks. Auch eine angebrochene Flasche Wein. „Was trinken?“

Rex wehrte zuerst ab, doch dann nickte er. „Warum nicht, ein Glas ...“

Ant gelangte ins Bad wo er ein weiteres Zahnputzglas nahm und es mit dem Rotwein befühlte. Still nahmen sie jeder einen Schluck.

„Bist du deswegen hergekommen; um zu sehen, ob ich Pillen habe?“, fragte Ant schließlich.

Rex verneinte. Der Wein schmeckte billig und klebte an seinem Gaumen. Es fiel ihm schwer, frei zu sprechen. „Es ist wegen heute Vormittag ...“

Weiter kam er nicht. Ant fiel ihm sofort ins Wort. „Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen, sondern lediglich ...“

Rex hob eine Hand. „Schon gut.“

Sie sahen sich an. „Also, wer hat dich vermöbelt?“

Augenblicklich sah Ant zu Boden. „Kann ich nicht sagen.“

„Wer?“

„Jemand, dem ich Geld schulde.“

„Wegen Drogen?“

„Auch ...“

Rex atmete entnervt durch. „Das ist erbärmlich.“

„Ich weiß.“ Ant hielt den Blick abgewandt. Trotzdem klang sein Angebot klar durch den Raum. „Ich kann das wieder gutmachen“, meinte er.

Rex nahm noch einen Schluck des Weines und spitzte die Lippen. „Wie meinst du das?“

„Wegen heute früh“, erklärte Ant und sah auf. „Du hast mir geholfen, obwohl es dir peinlich war.“ Er machte einen Schritt vor und langte Rex zwischen die Beine. „Ich könnte mich erkenntlich zeigen.“

Rex hielt inne, obgleich ihn der Griff in seinem Schritt erschaudern ließ. „Du siehst aus wie vom Bus überrollt, meinst du wirklich, dass ...“

Ant lächelte bescheiden. „Bin schlimmeres gewohnt.“

„Na, dann, also ...“ Rex zögerte weiterhin. Hatte er angenommen, in diese Situation zu geraten? War es prekär oder nach seinem Geschmack? Wollte er nicht eigentlich nur Zigaretten holen?

„Ich hab nicht viel Zeit.“

„Das macht nichts.“ Ant zog das Handtuch von den Hüften, so schnell konnte Rex gar nicht gucken. Die Situation war grotesk, absolut unwirklich, doch er ließ sich darauf ein. Ehe er überlegen konnte, ob es richtig oder falsch war, kniete Ant vor ihm und lutschte seinen Schwanz.

Keine zehn Sekunden später lag Ant bäuchlings auf der Matratze und Rex oben auf.

Ein Stricher hatte immer alles parat: Kondom und Gleitgel, die beste Stellung und das richtige Vorgehen.

Rex musste nur seine Hose öffnen und schon nahmen die Dinge ihren Lauf: mit tiefen kräftigen Stößen, die das Bett zum Wanken brachten. Rhythmisch stieß es gegen die Wand, so polternd, dass er meinte, der Putz würde sich lösen.

Doch von jetzt auf gleich lösten sich die schweren Gedanken auf. Er rammelte und genoß, in diesem abgewrackten Motelzimmer, versunken im geschundenen Körper eines Junkies. Das wieso und warum hämmerte hinter seinen Schläfen, aber als er zum Abschuss kam, war er sich sicher, dass er genau das brauchte: diesen essentiellen Fick auf der ausgeleierten Matratze mit dem Mann, dessen echten Vornamen er erst seit diesem Abend kannte.

Keuchend drehte er sich von ihm weg. Erschöpft schloss er die Augen. Seit den frühen Morgenstunden war er wach, der neue Tag hatte bereits begonnen und er schlug sich die Nacht in dieser Absteige um die Ohren. Er registrierte die eindeutigen Bewegungen neben sich. Ant hielt sich nicht zurück und wichste in die hohle Hand.

Nach wenigen schweren Atemzügen war alles vorbei. Rex schloss die Hose und ersehnte eine Dusche, aber gewiss nicht hier.

„Macht es dich immer an, wenn ein Kunde dich vögelt?“, fragte er. Nebenbei leerte er das Glas, suchte den Autoschlüssel und dachte an den spontanen Aufbruch.

„Nein.“ Ant sprach leise, nahezu eingeschüchtert. Rex hatte ihn noch nie laut erlebt. War es eine Masche, sich unterwürfig und gefügig zu geben? Darauf standen die Kerle oder?

„Eigentlich macht es mich nicht an. Nur bei dir ist es etwas anderes.“

„Mhm, schon klar ...“ Rex hatte den Schlüssel gefunden und visierte die Tür an, während Ant nackt auf dem Bett kniete und sich nach den Drogen reckte. Zeit zu gehen, Zeit, um wegzusehen ...

„Hör zu, ich bin nicht flüssig, aber du bekommst die Nummer bezahlt, auch wenn sie ...“ Er räusperte sich. „Nicht geplant war.“

Ant schnupfte das weiße Pulver auf, doch es brachte zumindest optisch keinen positiven Effekt. Es schien sogar, als wäre die Schwellungen in seinem Gesicht mehr geworden. Unterhalb des linken Lides schimmerte ein blauer Fleck.

„Nicht nötig“, krächzte er. „Du hast mir aus der Klemme geholfen und das Motel bezahlt. Das war mehr als großzügig.“

„Deine Entscheidung“, erwiderte Rex. Ihm war es tatsächlich egal, oder? In Geldsorgen war er nicht, die 100 Dollar für das Motel waren ein Witz, die spontane Erleichterung eine Errungenschaft, unter Wert?

Er sah Ant noch einmal an und revidierte seine Meinung: Im Grunde genommen hätte er sich etwas besseres leisten können. Aber irgendetwas an diesem Mann fesselte ihn. Obwohl er es sich in diesem Moment nicht eingestanden hätte.

„Dann, schlaf gut“, wünschte er zum Abschied.

Ant fixierte ihn mit geweiteten Augen. „Bis morgen?“

Rex hob die Schultern an. „Weiß noch nicht, vielleicht.“

 

*

 

Am nächsten Morgen war nur das muntere Lachen und Gebrabbel der Kinder am Frühstückstisch eine Wohltat. Rex bemerkte die gedrückte Stimmung seiner Frau und ihre missbilligen Blicke auf seinem Körper. In einem passenden Moment, in dem die zwei Töchter Jenny und Peggy mehr mit ihren Cornflakes beschäftigt waren, als mit ihren Eltern, brach Samantha das Schweigen:

„Dachte schon, du wärst gar nicht mehr nach Hause gekommen.“

Rex nahm einen Schluck Kaffee und räusperte sich.

„Habe Pete beim Kiosk getroffen. Wir haben uns festgequatscht“, log er und ließ es unbedeutend klingen.

„Es gibt einen Zigarettenautomaten um die Ecke.“

„Der war defekt.“

Sie blitzte ihn an.

„Deine Lügen waren auch schon mal besser.“

„Nicht vor den Kindern, okay?“, bat er, denn ihm war nicht entgangen, dass zumindest Peggy das Essen unterbrach und sie fragend anblickte.

Samantha lachte hämisch. „An mir liegt es nicht.“

„Gewiss nicht“, nuschelte er, vielmehr, um eine erneute Diskussion zu vermeiden.

„Denkst du an das Konzert heute Abend?“, fragte sie noch.

„Klar.“

 

*

 

Er war wieder der Letzte, der in der Firma das Wochenende einläutete, doch schaffte er es zumindest, die ihm aufgetragenen Besorgungen zu machen. Die ersten eigenen Musikinstrumente, die hatten sich seine Töchter redlich verdient. Nach dem Schul-Konzert wollten Samantha und er die Überraschung präsentieren: Eine Oboe für Jenny und eine Geige für Peggy. Ob seine Mädchen talentiert waren, konnte er nicht angemessen beurteilen, aber in ihren Kreisen spielte jeder Sprössling ein Instrument, so war das eben. Und es gab auch mal kostspielige Geschenke außer der Reihe, das war klar. Obwohl er beim Bezahlen der Errungenschaften schluckte. Hatte er als Kind solche teuren Hobbys gehabt? Erinnern konnte er sich nicht daran; lediglich an die Spielfiguren, die ihm sein Großvater geschenkt hatte. Rex hatte sich zu einem regelrechten Sammler entpuppt. Noch zu Teeniezeiten hatte er Actionfiguren gekauft – erst vom Taschengeld, dann von den Erträgen der Ferienjobs. Er hatte die makellosen Körper der Figuren gemocht, deren Muskeln und kantige Gesichtszüge. Zu späteren Zeitpunkten hatte er sich dazugehörige Comics besorgt, hatte sich erträumt, die Superhelden zu treffen. Noch später, als er schon auf dem College gewesen war, hatte er sich Abenteuer mit ihnen erdacht, die in seinen Gedanken stets mit Freizügigkeiten geendet hatten.

Dennoch hatte er Mädchen gedatet und mit ihnen seine ersten sexuellen Erfahrungen gesammelt. Zwei Mal war er verlobt gewesen. Beim dritten Mal hatte er die Auserwählte geheiratet.

Er hatte Samantha nicht unbedingt geliebt, aber sie kam aus gutem Haus. Ihre Eltern waren miteinander befreundet und in jungen Jahren war ihnen bereits klar gewesen, dass sie beide Karriere machen wollten. Die zwei Kinder waren nahezu ein Pflichtprogramm. Obwohl sie an einigen Tagen ihre Nanny sicher häufiger sahen als ihre Eltern, war es für alle Beteiligten in Ordnung gewesen. Rex konnte damit leben, denn Samantha wusste seit jeher, dass er zweigleisig fuhr.

Er hatte es nicht an die große Glocke gehängt, aber auch keinen Hehl daraus gemacht. Im Grunde genommen stand er auf Männer. Das obligatorische Outing war allerdings ausgeblieben.

Seine Eltern wussten es nicht und Sams noch weniger.

Seine Frau und er führten die Bilderbuchehe, weil sie meinten, füreinander bestimmt zu sein.

Er ließ ihr Freiräume und sie ihm. Nur in einer Sache waren sie sich einig: Die Kinder sollten nicht darunter leiden.

 

Just verließ er das Geschäft mit den teuren Musikinstrumenten, dachte er an die Zeit zurück, in der er sich die ersten Gay-Pornos gekauft hatte, um damit heimlich im Bad zu masturbieren.

Die Lage wurde brisant, da Sam ihn dabei erwischt hatte und meinte: Er möge das doch bitte woanders tun.

Von da an hatte er sich das reale Treiben außerhalb der vier Wände genauer angesehen. Er hatte Stripshows besucht und über einschlägige Websites sexuelle Bekanntschaften hergestellt. Hängengeblieben war er am Straßenstrich. Dort lernte er vor einiger Zeit die jungen Männer kennen, die er mit nach Hause nahm – so auch Ant.

 

Der Gedanke an den männlichen Prostituierten, mit dem er inzwischen regelmäßig verkehrte, ließ ihn augenblicklich feuchte Hände bekommen. Er machte den Kofferraum zu und checkte die Uhrzeit. Es war spät, aber noch nicht zu spät.

So stieg er in den Wagen und fuhr los.

 

Auf dem Weg zum Motel kaufte er Kaffee und Sandwiches, denn so, wie Ant sich verhalten hatte, würde er keine Anstalten machen, um für Essen und Trinken zu sorgen. Und Rex hatte am vergangenen Tag nicht daran gedacht, ihm ebendieses zu beschaffen. Vielmehr vermutete er, dass sich Ant lieber seinen Drogen widmete als der Nahrungsaufnahme. Seine Befürchtung verstärkte sich, kaum stand er vor dem Motelzimmer 10. Er hatte mehrfach angeklopft und seinen Namen gerufen, doch die Tür blieb verschlossen. „Ant! Mach auf!“, schrie Rex schließlich ungehalten. Nichts regte sich und das ungute Gefühl in ihm stieg ins Unermessliche.

„Ant, bist du okay? Mach die Tür auf!“

Rex geriet ins Schwitzen. Er konnte die Tüte mit den Nahrungsmitteln kaum halten.

Die weibliche Stimme, die neben ihm erklang, kam im richtigen Moment. „Kann ich helfen, Mister?“

Eine Reinigungskraft des Motels sah ihn fragend an. Er nickte eifrig.

„Ja, mein ... Bekannter wohnt hier und öffnet nicht.“ Er schluckte seine Befürchtung hinunter. „Wären Sie so freundlich ...?“ Er deutete zur Tür und sie willigte ein. Mit einem Generalschlüssel schloss sie auf. Rex bedankte sich und trat umgehend ins Zimmer ein. Es war abgedunkelt und der stickige Geruch nicht verschwunden. Er legte die Tüte ab und eilte zum Bett, auf dem Ant unter der dünnen Decke lag und schlief. Auf der Ablage standen Pillendosen, die leere Weinflasche, doch Ant atmete.

Rex überkam eine große Erleichterung. Mit einem verschmitzten Lächeln trat er wieder vor die Tür. „Alles in Ordnung“, versicherte er der Putzkraft. „Er hat wohl gestern zu viel gefeiert.“

„Wie Sie meinen, Mister“, gab die Reinigungskraft zum Besten, doch ihr Blick sprach Bände.

 

Rex ließ die Tür angelehnt; so konnte er ohne Schlüssel nochmals ins Zimmer gelangen, aber vorerst wandte er sich an die Rezeption.

Die Dame vom Tag zuvor war anwesend und grüßte ihn. Unmittelbar kam er zum Grund seines Erscheinens:

„Ich bezahl noch eine weitere Nacht für das Zimmer 10.“ Samt Trinkgeld blätterte er die passenden Scheine auf die Ablage. Die Frau nickte und steckte das Geld in die Kasse, doch zog sie ebenfalls eine missgestimmte Miene auf. „Hören Sie, Mister, von mir aus kann Ihr Freund hier so lange wohnen, wie er möchte. Aber Sonntag kommt die Chefin ins Haus und wenn sie mitbekommt, dass wir ein Zimmer an einen Junkie vermieten, der hier seine Gentlemen bedient, wird sie ihn sofort hinauswerfen.“

Rex blieb der Mund offen stehen. Für einen Moment war er sprachlos, doch er fing sich schnell. „Wieso ... Warum meinen Sie, dass ...“

Die Dame seufzte. „Das riecht schon vor der Tür nach Dope. – Man muss kein Hellseher sein, um zu sehen, womit er sein Geld verdient. Wir sind ein Motel, zwar nicht das beste, aber zumindest ordentlich. Unsere Gäste sind vornehmlich Trucker und Geschäftsreisende. Wir sind kein Stundenhotel.“

„Alles klar, Ma’am“, meinte er, ohne die Tatsachen zu leugnen, denn sie hatte ja recht. Auf Dauer konnte Ant hier nicht bleiben.

„Morgen Mittag muss er das Zimmer räumen“, sagte sie, woraufhin er gefügig nickte.

Gleichmäßig ließ er seinen feuchten Schwanz in die Öffnung gleiten und konnte sich nicht an diesem Bild sattsehen.

Ant jaulte und winselte, legte Hand an sich und machte richtig gut mit. So gut, dass Rex abermals annahm, dass es ihm gefiel, von ihm genagelt zu werden. So gut, dass er diese hämmernden Stöße genoss. Oh ja, Rex rammelte wie ein Großer. Er ließ sich gehen, ließ sich treiben, lebte das aus, was er sich sein ganzes Leben lang verkniffen hatte.

Er lachte in sich hinein, auch ein wenig über sich: Musste er tatsächlich erst die Ü-30 Grenze überschreiten, um seine sexuelle Absolution zu finden?

Hemmungslos spritzte er ab, ohne den Rhythmus zu verlieren – ohne Ant loszulassen.

 

Entspannt lagen sie danach nebeneinander und Rex freute sich, dass er den Kaffee und die Sandwiches nicht umsonst mitgebracht hatte. Ant leerte den Pappbecher, obgleich der Milchkaffee darin sicher kalt geworden war. Danach biss er gierig in das Käsebrot.

„Du hast mir einen Schrecken eingejagt“, gestand Rex schließlich.

Ant drehte sich kauend nach ihm um und sprach mit vollem Mund. „Warum das?“

„Es wurden schon gestandene Persönlichkeiten tot im Hotelzimmer gefunden – wegen Drogen.“

„Oh!“ Ant schluckte hastig. „Ich hatte gestern nur eine Schlaftablette und was gegen die Schmerzen.“ Demonstrativ fasste er sich an die Hüfte, die in der Tat aufgrund eines Blutergusses blau schimmerte. Daher kam also sein Humpeln.

„Und sonst?“, vergewisserte sich Rex. „Fixt du?“

„Nein!“, schoss es aus Ant heraus. Unaufgefordert zeigte er seine Ellenbeugen. „Keine harten Sachen, echt nicht.“ Er stopfte den Rest des Brotes in den Mund und schloss zufrieden die Augen. Rex glaubte ihm, er musste das tun.

„Willst du mir verraten, wer dich geschlagen hat?“

Erneutes Kopfschütteln.

„Aber du versteckst dich, deute ich das richtig?“

„Bitte, hör auf.“ Ant kam näher, er flehte und sein ramponiertes Gesicht brachte Rex zum Schweigen. Stattdessen ließ er die Hand zu, die sein Glied packte und pumpte. Rex schloss die Augen und genoss ...

 

*

 

Der Schweiß kitzelte auf der nackten Brust. Von draußen klangen Stimmen ins Zimmer, jemand hupte, Wagentüren klappten. Dann wurde es wieder ruhig, sodass er nur das leise Atmen neben sich registrierte. Wie von der Tarantel gestochen sprang er aus dem Bett. „Oh, fuck, ich habe verpennt!“

Er suchte die Kleidung, die verteilt auf dem Boden lag. Ant blinzelte, drehte sich auf den Rücken und verbarg nichts, aber Rex konnte sich diesmal beherrschen. „Ich werde das Konzert verpassen.“

Ant richtete sich auf. „Was für ein Konzert?“, fragte er mit bleierner Stimme.

„Von den Mädels! Ich habe doch die Instrumente im Auto, oh, shit, Sam wird mich lynchen!“

Er stieg in die faltigen Hosen, auch das Hemd sah zerknittert aus. Eigentlich wollte er sich umgezogen haben, aber dafür reichte die Zeit nicht mehr.

---ENDE DER LESEPROBE---