Cocktail der Leidenschaft - Dani Wade - E-Book

Cocktail der Leidenschaft E-Book

Dani Wade

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Beschreibung

Kontrolle und Sicherheit: Das sind die Dinge, die Karrieretyp Jacob Blackstone über alles schätzt. Bis er die sexy Barkeeperin KC kennenlernt! Ein Blick in ihre Augen, und Jacob verzehrt sich danach, KCs sinnliche Lippen auf seinen zu spüren und ihre verführerischen Kurven zu streicheln. Nach einem heftigen Flirt landen sie gemeinsam im Bett und erleben einen explosiven Rausch der Sinne. Doch Jacob ist klar: Die unkonventionelle KC ist keine Frau zum Heiraten. Da konfrontiert sie ihn mit verwirrenden Neuigkeiten - und stellt seinen bisherigen Lebensplan komplett auf den Kopf!

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Seitenzahl: 202

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IMPRESSUM

BACCARA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Thomas BeckmannRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2015 by Katherine Worsham Originaltitel: „The Blackstone Heir“ erschienen bei: Harlequin Books, Toronto in der Reihe: DESIRE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARABand 1922 - 2016 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Katja Wagner

Abbildungen: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 05/2016 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733721602

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY

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1. KAPITEL

„Hallo, meine Schöne!“

KC Gatlin registrierte die Türglocke des Ladens, an dem sie gerade vorbeiging, nur im Hintergrund, doch die Stimme schlug wie eine Granate in all ihre Sinne ein.

Langsam drehte sie sich um und stand dem Mann gegenüber, den sie für viele, viele Monate lieber nicht hatte sehen wollen. Eine unrealistische Erwartung, wenn man bedachte, dass sie wieder in derselben Stadt lebte wie seine Familie, die er oft besuchte. Sein Auftauchen war eine einzige Katastrophe, auch wenn sie sich danach gesehnt hatte, einen Blick auf seine athletische Figur und sein kurz geschnittenes blondes Haar zu erhaschen.

„Jacob Blackstone.“ Angestrengt suchte sie nach einer der lockeren, koketten Antworten, für die sie bekannt war. In ihrem Job als Kellnerin und Barkeeperin brachte ihr das jede Menge Trinkgeld ein. Aber nun, da sie ihre Keckheit am meisten brauchte, verließ sie sie.

„Was machst du hier?“

Blöd. Es gab einen guten Grund, weshalb er hier war: um nach seiner gebrechlichen Mutter Lily Blackstone zu sehen, jetzt, da sein Großvater tot und sein Bruder Aiden zurück war.

KC hatte gehofft, noch ein paar Monate durchatmen zu können, bevor sie sich ihrer Vergangenheit stellen musste.

Und ihren Fehlern.

„Ich meine, was machst du in diesem Teil der Stadt?“ Diese Frage ergab wenigstens Sinn. Blackstone Manor lag schließlich auf der anderen Seite von Black Hills, doch ihre Sorge und der stete, nüchterne Blick ihres Exliebhabers ließen ihr Gehirn seine Arbeit einstellen.

Er hielt eine kleine Einkaufstüte hoch. „Verbände. Ich musste sie auf dem Weg von der Arbeit nach Hause besorgen.“

„Bist du verletzt? Moment mal, von der Arbeit nach Hause?“ Sie legte den Kopf zurück, um ihn besser ansehen zu können. Früher hatte sie sich von seiner Größe beschützt gefühlt. Zu schade, dass dieses Gefühl der Sicherheit nur eine Illusion gewesen war.

„Ja, von der Mühle.“

Sie wollte eine Pause von diesem unerbittlichen Blick aus schönen bernsteinbraunen Augen, gleichzeitig sehnte sie sich nach Jacobs Aufmerksamkeit.

„Du bist wohl noch nicht lange genug wieder zu Hause, um die Neuigkeiten gehört zu haben?“ Seine Stimme hob sich am Ende des Satzes genau wie eine seiner Augenbrauen.

„Offenbar nicht. Ich bin erst diese Woche zurückgekommen.“ Wieso hatte ihre Familie ihr vor ihrer Rückkehr nichts gesagt? Vermutlich, um sie bei sich zu haben, denn hätte sie gewusst, dass Jacob nun in Black Hills wohnte, wäre sie vielleicht nicht zurückgekommen.

Kennengelernt hatten sie sich in einem Flugzeug nach Black Hills. Sie war auf dem Rückweg von einem Besuch bei ihrer Tante in Seattle, und er war in Philadelphia zugestiegen. Danach hatten sie sich jedes Mal getroffen, wenn er in der Stadt war. Dann hatte die Realität sie in Form von Drohungen eingeholt, die Jacobs Großvater gegen sie aussprach, und sie zog zu ihrer Tante. Welten entfernt von diesem faszinierenden Mann und dem, was sie einst verbunden hatte.

KC hatte gedacht, dass ihre Rückkehr jetzt, wo James Blackstone tot war, sicher sei. Seine Androhung, drei alleinstehenden Frauen, die sich nicht wehren konnten, die Existenzgrundlage zu zerstören – und die Gewissheit, dass er es tun würde –, gehörten endgültig der Vergangenheit an. Sie hatte zwar gewusst, dass sie sich Jacob irgendwann stellen musste, hatte aber geglaubt, noch Zeit zu haben. Viel mehr Zeit.

„Ich bin nach Black Hills zurückgekommen, um Aiden mit der Mühle zu helfen. Er muss seine Zeit zwischen hier und New York aufteilen. Bei all den Problemen mit der Mühle wollen wir eine ständige Präsenz vor Ort.“

„Ja, ich hörte schon, dass dort seltsame Dinge passieren“, murmelte sie. Ständige Präsenz? Der Himmel schien sie für ihre Geheimnisse bestrafen zu wollen.

Apropos Geheimnisse. So unauffällig wie möglich ließ sie den Blick über den Bürgersteig hinter Jacob schweifen. Ihre Mutter und ihre Großmutter würden jeden Moment aus dem Geschäft kommen. Auch wenn sie mit ihm reden musste, wollte sie das ungern vor Parsons Apotheke machen, wo ihnen die ganze Stadt zusehen konnte.

Wenn sie jetzt eine Szene machte, würde er wahrscheinlich einen Wutanfall bekommen. Das sagte ihr zumindest ihre Erfahrung aus den Monaten, in denen er sich nie in Black Hills mit ihr gezeigt hatte.

In dem Jahr, in dem sie zusammen gewesen waren, hatte Jacob sie weder seiner Familie vorgestellt noch hatte er sie jemals ausgeführt. Sie verbrachten die Abende bei ihr, kochten, schauten sich Filme an und liebten sich, bis er wieder nach Philadelphia abreiste. Einmal hatte sie ihn besucht, um die Stadt kennenzulernen, die er genug liebte, um seine Familie hinter sich zu lassen. Dort arbeitete er als Manager in einem großen Industriebetrieb. Sie kamen allerdings nicht aus seiner Wohnung heraus.

KC hatte sich ihr Leben lang nach echter Liebe gesehnt, nachdem sie als Kind immer wieder verlassen worden war, doch Jacob suchte nicht nach Liebe. Trotzdem wollte sie ihn, also zwang sie sich, ihn nicht noch mehr zu brauchen.

Sein Verhalten ließ jedoch keinen Zweifel daran, dass er an einer langfristigen Beziehung nicht interessiert war, daher ignorierte sie ihr geheimes Bedürfnis nach mehr. Zu sehr fürchtete sie sich davor, ihn zu verlieren. Verantwortungsvolle, beständige Männer sahen sie meist nicht zweimal an – schließlich arbeitete sie in einer Bar.

Es war aber nicht nur sein tolles Aussehen, sein smartes, sicheres Auftreten oder wie gut er darin war, ihr Leben auf den Kopf zu stellen. Bis sie sich zurückzog, war Jacob aufmerksam, fürsorglich und sexy gewesen, also alles, was sie jemals wollte, aber er hatte sich nie festgelegt. Und genau das hätte sie gebraucht.

„Wartest du auf jemanden?“ Jacob verschränkte die Arme über der Brust.

Wie gut sie diese Haltung kannte. Er nahm sie meist dann ein, wenn er etwas missbilligte oder unsicher war. Sie hatte es scherzhaft seine „Herrscherpose“ genannt. Allerdings brauchte Jacob keine Machtspielchen, um das Schlafzimmer zu einem spannenden Ort zu machen. Er konnte eine körperliche Dominanz ausstrahlen, die sie erschauern ließ. Jake hatte Rückgrat, aber sie traute ihm nicht zu, dass er es für sie einsetzte. Um sie zu behalten. Die Erfahrungen in ihrer Kindheit hatten sie gelehrt, dass das nicht passieren würde.

Jacob beugte sich vor. „Ein neuer Mann vielleicht?“

Ein Mann? Bis heute hatte sie geglaubt, auf diese Spezies getrost für eine Weile verzichten zu können, doch Jacob Blackstone brachte sie in null Komma nichts auf Touren. Sein intensiver Blick ließ ihr Herz rasen und ihre Kehle trocken werden.

„Äh, eigentlich halte ich nur Ausschau nach meiner Mutter.“

Wow, das war wirklich keine leichte Unterhaltung. Stattdessen beschlich sie das Gefühl, dass ihr schlechtes Gewissen ihr anzusehen war. Trotzdem konnte sie seine Vermutungen zu ihrem Vorteil nutzen.

„Aber, ja, ich habe einen neuen Mann in meinem Leben.“ Jacob musste ja nicht wissen, was sie tatsächlich meinte. Ihr war alles recht, um ihn so weit wie möglich auf Abstand zu halten.

„Hast du deswegen eine neue Nummer … nachdem du wochenlang meine Anrufe ignoriert hast?“

Hoppla. Damit hatte sie nicht gerechnet.

„Es tut mir leid, Jacob. Das war nicht richtig von mir.“ Sie hatte eine schwere Bürde zu tragen gehabt und keine Ahnung, wohin sie gehen sollte. Ein Grund, keine Entschuldigung. Letztendlich war sie weggelaufen. Es war nicht fair, dass sie Geheimnisse vor Jacob hatte, doch sie brauchte etwas Zeit. Zeit, die wie im Fluge verrann.

„Ich möchte nur wissen, warum.“

Seine Schultern unter dem Anzughemd spannten sich an. Wie kam ein Manager zu so einem unglaublichen Körper … und so einem Stehvermögen? KC musste sich in Erinnerung rufen, dass das nicht reichte und dass sie einen Mann wollte, der für sie kämpfte, egal, was andere sagten.

„Dachtest du, ich würde nicht damit klarkommen, dass du Schluss machen willst?“

„Ich …“ Auf der anderen Straßenseite bemerkte sie eine Gruppe ihr bekannter Frauen. Black Hills war relativ klein. Hier kannte fast jeder jeden.

Mit Jacob auf der Hauptstraße zu stehen, kam dem Auftritt auf einer Bühne gleich. Sie musste verschwinden, bevor jemand aufmerksam wurde oder bevor ihre Mutter und ihre Großmutter auf der Bildfläche erschienen.

„Ich … tja, ich wusste nicht, wie ich dir sagen sollte, dass ich kein Interesse mehr habe.“ Etwas holperig, aber wahr. Wohl wissend, dass sie ihm feige auswich, trat sie zurück. „Außerdem schienst du nie etwas Festeres zu wollen, also … tut mir wirklich leid, Jake.“ Damit drehte sie sich um und ging – und betete, dass sie ihre Mutter und ihre Großmutter, die das Baby hatten, nicht in diesem Moment auftauchten. Auf diese Weise sollte Jacob nicht von seinem Sohn erfahren. Er würde sofort begreifen, weshalb sie tatsächlich verschwunden war. Sosehr sein distanziertes Verhalten sie auch verwirrt hatte – das verdiente er nicht.

Was allerdings bedeutete, dass sie nur noch Tage hatte, um ihm seinen Sohn vorzustellen. Sie sollte sich also besser früher als später überlegen, wie sie das anstellen wollte.

Jacob Blackstone hatte genug Menschenkenntnis, um zu bemerken, wenn jemand log. Und KC Gatlin zeigte alle Anzeichen.

Sie war von einem Fuß auf den anderen getreten, hatte direkte Antworten und Blickkontakt mit ihm vermieden. Sehr zu seiner Enttäuschung. Er hatte mehr als alles andere auf den Moment gewartet, in dem sich ihre Blicke treffen würden.

Er dachte immer noch an sie, als er mit seinen Brüdern an einem Tisch gegenüber der Bar im Lola’s saß und mit ihnen eine Platte für echte Männer teilte: Hähnchenflügel und überbackene Pommes frites mit Schinkenspeck. Jacob bevorzugte dazu Wein. Seine Brüder machten sich über seinen exquisiten Geschmack lustig, aber er sah keinen Grund, sich dafür zu entschuldigen, die feinsten Geschmacksnerven in der Familie zu haben.

KC war das Gegenteil von fein. Sie war der brennende Whiskey, auf den sein Körper gewartet hatte. Deswegen hatte er ihr am Morgen in die Augen sehen wollen. Er erinnerte sich genau an die Funken, die in ihm explodierten, wenn sie sich nur ansahen. Sein seit Langem untätiger Körper schrie nach einer Kostprobe von ihr wie ein Kind nach knisternder Zuckerwatte.

Nie würde er ihr erstes Zusammentreffen vergessen. Von dem Moment an, in dem sie sich im Flugzeug neben ihn gesetzt hatte, war er von ihr hingerissen gewesen. Während ihrer ersten Unterhaltung zeigte sich, dass sie über einen betörenden Mix aus Intelligenz und Humor verfügte. Nach der Landung bot er ihr an, sie mitzunehmen. Danach hatte er so viel Zeit bei ihr wie in Blackstone Manor verbracht, wann immer er in der Stadt war. Bis sie seine Anrufe ignorierte.

Als er wegen der Beerdigung seines Großvaters nach Hause kam, fand er sie nirgends. Das kleine Haus, in dem sie so viele angenehme Stunden verbracht hatten, war verschlossen.

Es schockierte ihn, dass er nicht aufhören konnte, sich nach ihr zu sehnen. Sehr zu seinem Ärger hatten Zeit und Abstand offensichtlich nichts daran geändert. Dabei ergab seine Besessenheit gar keinen Sinn. Sie lebten in verschiedenen Welten. Ihre Persönlichkeit und ihre Lebenseinstellung könnten unterschiedlicher nicht sein. Trotzdem wollte er KC nicht gehen lassen.

Sie war so wild, wie er es erwartet hatte, aber sie bescherte ihm auch Freuden, die ihm fehlten. Ruhige Fernsehabende zu Hause, kochen zu zweit und ausschlafen passte normalerweise nicht in das Leben eines Workaholics. Keine Frau hatte ihn jemals mehr als körperlich interessiert. An KC interessierte ihn alles. Immer noch.

„Entschuldigt mich, Jungs.“

Seine Brüder starrten ihm hinterher, als er aufstand und durch den Raum schritt. Sie hatten eine Stunde lang in ihrer Ecke gesessen, während KC an der Bar arbeitete. Nicht ein einziges Mal hatte sie ihn direkt angesehen. Das ging ihm derart unter die Haut, dass er sich nicht auf die Unterhaltung konzentrieren konnte. Er hatte ihre Beziehung absichtlich aus den örtlichen Schlagzeilen herausgehalten, inzwischen war er verzweifelt genug, um Aufmerksamkeit zu riskieren.

Oje. Sein Verhalten erinnerte ihn an einen Stalker, jetzt, wo die Möglichkeit bestand, sie öfter zu sehen. An manchen Tagen glaubte er, den Verstand zu verlieren, wenn er an sie dachte.

Er wappnete sich gegen ihre spezielle Art von Sarkasmus. Der am Morgen merklich gefehlt hatte.

„Jake. Was führt dich heute Abend her?“

Du. Jacob biss die Zähne zusammen. Nicht die Abkürzung seines Namens beunruhigte ihn, sondern wie KC Gatlin ihn mit ihrer rauchigen Stimme aussprach. Es erinnerte ihn daran, wie sie ihn nach einem aufwühlenden Tag mit seiner Mutter beruhigt hatte. Und an lange Nächte im Bett. Erinnerungen aus einer fernen Vergangenheit.

„Brauche ich einen Grund? Darf ich nicht einfach einer schönen Frau bei der Arbeit zusehen?“

Früher hätte so ein lockerer Spruch ihre Augen zum Strahlen und ihre vollen, natürlich roten Lippen zum Lächeln gebracht. Sie wäre sofort darauf eingegangen. Aber nicht heute Abend.

„Das hast du noch nie getan.“ Sie begann, den Tresen abzuwischen.

Okay, leicht würde sie es ihm also nicht machen.

Jacob ließ sich auf einem Barhocker nieder und beobachtete sie. Das enge T-Shirt und die Jeans betonten alle ihre körperlichen Vorzüge. KC quittierte seinen Blick mit einem kurzen Wimpernschlag, ignorierte ihn aber weiter geflissentlich.

So wie seine Anrufe. Acht Monate lang. Er sollte darüber hinweg sein, doch seine Besessenheit hatte nur noch zugenommen. Und jetzt jagte er, ein erfolgreicher, anerkannter Geschäftsmann, in der örtlichen Kneipe der Frau hinterher, die er begehrte, weil … tja, weil sein Begehren einfach unerträglich geworden war.

Plötzlich war es egal, wie sie in seine Lebensplanung passen sollte, ohne Chaos anzurichten. Sie war genau die falsche Frau für ihn, aber trotzdem die eine, die er nicht vergessen konnte.

Also schluckte er auch den letzten Rest Stolz hinunter.

„Du hast noch gar nicht erzählt, wo du warst, KC.“

Sie hielt inne, ließ das Tuch sinken und sah ihn direkt an. Er war schon immer davon fasziniert gewesen, wie ihre lebhaften Augen ihm den Blick auf die Frau dahinter und auf ihre Stimmung preisgaben, je nach vorherrschender Farbe. Blau für heiter und gelassen. Grün für heißblütig und sexy. Braun für wütend oder traurig.

Das Tagesmenü: brodelnde Milchschokolade.

Was hatte er nur getan, dass sie so sauer war?

Er dachte an die guten Zeiten. Sie hatten sich jedes Mal getroffen, wenn er seine Mutter besuchte oder geschäftliche Dinge für seinen Großvater zu erledigen hatte. Irgendwann fing er an, nach Vorwänden zu suchen, um nach Black Hills fahren zu können und sie zu sehen. Um sie anzusehen, wenn er mit ihr sprach. Um an ihren süß duftenden Körper gekuschelt einzuschlafen. Verdammt, er hatte sie sogar nach Philadelphia eingeflogen, als er einmal seine Reise nach Black Hills absagen musste.

Dieses Wochenende würde er nie vergessen.

Ihr leerer Blick sagte ihm, dass sie gerade nicht in Erinnerungen schwelgte. Was würde er noch über sich ergehen lassen müssen?

„Komm schon, KC. Verdiene ich nicht wenigstens als Freund eine Antwort?“

„Ich dachte, mein Schweigen wäre Antwort genug.“

Treffer. „Klar.“

Für einen kurzen Moment verschwand die Ausdruckslosigkeit, und eine Gefühlsregung, die er nicht deuten konnte, blitzte auf ihrem Gesicht auf. Das gab ihm einen Hinweis: Gleichgültigkeit war nicht das Problem.

Was verbarg sie also?

Die KC, die er kannte, war offen gewesen, in allem, was sie fühlte oder tat. Diese verschlossene Version von ihr machte ihn neugierig. Und wütend.

Was hatte sie ihrer Freude und Spontaneität beraubt? Was immer es war, schien offenbar nur ihn zu betreffen. Mit anderen Gästen flirtete und scherzte sie. Bei ihm machte sie dicht.

Das Komische war, dass ihre Spontaneität eines der Dinge war, die ihn am meisten anzogen und ihn gleichzeitig auf Abstand hielten. Allein der Gedanke, mit Ungewissheit leben zu müssen, ließ ihn seine Schranken herunterfahren. Andere fanden es vielleicht aufregend, ein Leben am Rande des Abgrunds zu führen, aber er hatte wegen seines Zwillingsbruders schon mit genug Unwägbarkeiten zu kämpfen. Mehr davon brauchte er nicht. Lukes Bedürfnis nach Geschwindigkeit konnte nicht stärker im Gegensatz zu seinem Leben nach Plan stehen. Ganz zu schweigen von Lukes hochriskantem Beruf als Rennfahrer, der ihm regelmäßig schlaflose Nächte bereitete.

Also fragte er sich erneut, wieso er hier saß, anstatt zu feiern, dass er seine eigene Version von Risiko loswar.

„Ist es wegen dieses mysteriösen Mannes? Bist du zu ihm gezogen?“ Obwohl der Gedanke an sie mit einem anderen schmerzte, war es vielleicht am besten so. Irgendetwas musste diese unglaubliche, fürchterliche Sucht nach ihr heilen.

KC lehnte sich gegen den Tresen. Bei ihrem zierlichen Körper lag die Kante oberhalb ihrer Taille, was ihm einen großartigen Blick auf ihre Brüste in dem engen Lola’s – T-Shirt bescherte.

Er war nur ein Mann. Natürlich sah er hin.

Moment mal, halluzinierte er? Irgendwie schien sie kurviger zu sein als früher.

„Jacob.“

Sein Blick glitt zurück zu ihrem Gesicht.

„Lass uns das nicht hier besprechen, okay? Ein andermal vielleicht.“

„Wieso?“ Warum bestand er darauf? „Ist er hier?“

„Nein, Jacob, darum geht es nicht.“

Das Klingeln eines Telefons drang durch die Geräuschkulisse der Bar. KC zog ihr Handy aus der Tasche, sah aufs Display und meldete sich. Sie entfernte sich, während sie sprach. Nur ihre kurzen Blicke in seine Richtung zeigten ihm, dass sie sich seiner Anwesenheit noch bewusst war. Schließlich legte sie auf und ging.

Sein Körper trauerte. Seine Sinne brodelten. Was musste er tun, um eine einfache Erklärung zu bekommen? Etwas mehr als „Tut mir leid“. War das wirklich zu viel verlangt?

Bestrebt, Antworten zu erhalten, stand er auf und folgte ihr. Als er um das Ende des Tresens herumging, sah er, wie sie durch die Hintertür verschwand. Er wusste, dass ihre Mutter und ihre Großmutter in einem kleinen Haus hinter der Bar lebten, also wollte sie vermutlich dorthin. Wenn er sie auf dem Rückweg abfing, konnte er sie ohne großes Aufsehen zur Rede stellen.

Umso besser.

Als sie in das Licht vor dem Haus ihrer Familie trat, erkannte er in der Dunkelheit ihre Silhouette. Während sie die Stufen hochlief, öffnete sich die Tür, und eine Frau kam heraus, die ihr so ähnlich sah, dass sie ihre Mutter sein musste.

Und dann hörte er ein Geräusch. Seine Aufmerksamkeit wurde auf etwas gelenkt, das die ältere Frau in den Armen hielt.

Ein weinendes Baby.

Jacob sah nur noch das Kind.

„Da bist du ja.“ In der Dunkelheit vernahm er die Stimme von KCs Mutter. „Ich schaffe es nicht, dass Carter aufhört zu weinen. Er will seine Mama und sonst niemanden.“

Jacob ging näher, sein Gehirn in Wartestellung, und versuchte zu begreifen, was er sah.

KC nahm das Baby mit der Leichtigkeit einer Frau, die damit vertraut war. Das Kind war fast sofort still, als sie es an sich drückte. So natürlich. So wunderschön. So seins.

Die Erkenntnis traf ihn wie ein Blitzschlag. Während KC das Kind im Schein des Flurlichts wiegte, fiel Jacobs Blick auf die ungewöhnlichen dunkelblonden Locken des Babys.

„Mein Bruder und ich hatten die gleichen Locken“, murmelte er.

Sie musste ihn in der Stille gehört haben, denn KCs Kopf zuckte herum. Es waren jedoch die aufgerissenen Augen ihrer Mutter, die seinen Verdacht bestätigten.

„KC“, sagte sie scharf und verschwand ins Haus.

KC sah nicht noch einmal in seine Richtung. Sie verschwand durch das hell erleuchtete Rechteck des Eingangs, dann fiel die Tür hinter ihr zu. Jacob blieb allein in der Dunkelheit zurück.

Seine Füße brauchten einen Moment, bis sie ihm gehorchten. Wie ferngesteuert ging er zu seinen Brüdern in die Bar. Benommen sank er auf seinen Platz, unfähig, zu denken oder damit klarzukommen, was er gerade herausgefunden hatte.

Die Blase platzte, als er seinen Zwillingsbruder ihm gegenüber ansah. Sofort schossen ihm Bilder aus ihrer Kindheit durch den Kopf. Zwei Jungen mit wilden, dunkelblonden Locken.

„Jacob?“ Luke schob sich in sein Blickfeld. „Alles in Ordnung? Wo bist du gewesen?“

Jacob hob sein halb volles Weinglas an die Lippen und trank es – den ultimativen Fauxpas aller Weintrinker begehend – in einem Zug leer.

Danach stellte er es vorsichtig ab und legte seine Rechte flach daneben, in der Hoffnung, der Tisch würde ihm in dem Raum, der sich um ihn drehte, Halt geben.

Mit derselben Geste legte Luke seine Hand auf die Tischplatte. Es war ihre Art, dem anderen zu zeigen, dass man bei ihm war. „Alles okay?“

Überraschend purzelten die Worte aus ihm heraus: „Ich glaube, ich bin gerade Vater geworden.“

2. KAPITEL

Nachdem es nun vierundzwanzig Stunden in ihm gebrodelt hatte, fühlte Jacob sich in der Lage, KC entgegenzutreten. Von einer Vaterschaft zu erfahren, hatte er sich etwas anders vorgestellt. Sollte man dabei nicht seiner Frau bei einem intimen Dinner gegenübersitzen oder nebeneinander in einer Arztpraxis? Stattdessen hatte die hinreißendste Frau der Welt ihn zum Vater gemacht – und es monatelang verschwiegen.

Die Benommenheit hatte sich in Wut verwandelt, und er hatte wach gelegen. Immer wieder ging er die Zahlen durch. Sie hatte acht Monate lang keinen Versuch unternommen, sich mit ihm in Verbindung zu setzen und hatte einfach nicht auf seine Anrufe reagiert. Er schämte sich etwas, dass er es auf den Tag genau wusste. Mit Babys kannte er sich nicht aus, aber dieses musste drei bis vier Monate alt sein. Wie lange hatte sie es schon gewusst, als sie wegging? Acht Wochen? Zwölf? Sie mussten auf jeden Fall noch zusammen gewesen sein, als sie es herausfand. Die Locken bewiesen eindeutig, dass das Kind ein Blackstone war.

Jacob musste sich erst beruhigen, bevor er zu ihr ging.

Er konnte für nichts garantieren und musste mit den tiefsten Gefühlen klarkommen, die er je gehabt hatte. Kontrolle war seine bevorzugte Droge. Also wartete er, bis er sich im Griff hatte. Dann stieg er ins Auto und fuhr zu ihr.

KC lebte in einem winzigen Haus etwas außerhalb der Stadt. Er wusste, dass sie da sein würde. Es war von Vorteil, ihren Tagesablauf zu kennen.

Tatsächlich öffnete sie ihm die Tür, noch bevor er klopfte. Sie sagte nichts, sondern ging einfach vor ihm hinein. Er studierte jeden Zentimeter ihres Körpers, als sie ihn in das Wohnzimmer führte. Oh ja, sie hatte sich verändert.

Wenn er gewusst hätte, worauf er achten musste, hätte er es sofort bemerkt. Er war jedoch zu sehr auf den Blickkontakt mit ihr fixiert gewesen. Doch jetzt, wo er sie in Jeans und einem ärmellosen Top sah, fiel ihm auf, dass ihre Hüften runder, ihre Brüste voller und ihre Gesichtszüge weicher waren.

Er hätte nicht gedacht, dass sie noch schöner werden konnte, aber sein Baby zu bekommen, hatte es vollbracht. Und er hatte nicht Teil davon sein dürfen.

Ihre Ausstrahlung vertiefte seine Gefühle. Sorgfältig schloss er jedes Fenster zu seiner Seele. Dies hier würde er nach Blackstone-Manier regeln. Er deutete mit dem Kopf Richtung Auffahrt.

„Ist außer uns jemand hier?“ Neben ihrem Auto parkte ein weiteres. Wenn hier ein Mann lebte, würde er explodieren. Hatte sie so schnell alles hinter sich gelassen? Ließ sie einen anderen Mann für sein Kind sorgen?

„Mama“, sagte sie ruhig, was seine Wut etwas dämpfte. „Sie ist mit Carter im Kinderzimmer.“

Er erstickte fast. „Carter also?“

„Ja, Jake. Carter.“

Jake. Ihr Spitzname für Jacob. So hatte sie ihn einst lachend und leidenschaftlich genannt.

„Du gibst also zu, dass er von mir ist.“

„Natürlich“, erwiderte sie, als ob unter den gegebenen Umständen nur das Sinn ergeben würde. Aber was von dem, das sie getan hatte, ergab überhaupt Sinn?

Er trat näher. „Warum hast du das getan, KC? War ich wirklich so schlecht zu dir, dass du mich nicht daran teilhaben lassen wolltest?“

„Das war niemals der Grund, Jacob …“

„Was dann?“ Er holte tief Luft, um seine Stimme zu dämpfen. Unabsichtlich war er lauter geworden. Kontrolle.

„Was war das Problem, KC? Ich kann mir nämlich nichts vorstellen, das schlimm genug ist, zu rechtfertigen, dass du mich getäuscht hast. Dass du mir meinen Sohn verheimlicht hast.“

Sie verschränkte die Arme unter ihren reizenden Brüsten, wodurch die weiter nach oben gedrückt wurden, was er nicht beachten sollte. Überhaupt nicht.

„Ich habe dich nicht getäuscht und dich auch nicht angelogen. Ich wollte es dir sagen. Ich wusste nur noch nicht, wie.“

„Er ist jetzt drei Monate alt?“

„Ja, seit einer Woche.“

„Also hättest du mich jederzeit in den letzten zwölf Monaten anrufen können. Oder, verdammt noch mal, einfach abnehmen können.“

„Ich hatte Angst. Wegzugehen schien das Sicherste zu sein.“

Jacob war überrascht von der Erschütterung in ihrer Stimme. „Das Sicherste? Was zum Teufel hat Sicherheit damit zu tun? Ich hätte dir niemals wehgetan.“

„Das weiß ich, Jacob, aber …“

Die emotionale Achterbahn der letzten Nacht überrollte ihn erneut und ließ ihn gegen jede Vernunft handeln.

„Weißt du was? Es ist egal. Tatsache ist, dass du mir drei Monate lang meinen … Sohn vorenthalten hast“, sagte er erstickt. „Keine Nachricht, nicht mal eine verdammte SMS mit: ‚Übrigens, ich bin schwanger‘. Du hattest nicht mal den Anstand, das zu tun.“

Wie ein Hund war er ihr ohne Verstand hinterhergejagt, und das hier war der Dank?

Er trat noch näher, bis sie zu ihm aufschauen musste. „Jetzt nehme ich mir, was ich will.“ Er verfluchte sein unterschwelliges Verlangen und wünschte, dass ihr hastiges Einatmen seinen Blick nicht nach unten ziehen würde. Eine Frau, die ihn betrog, sollte er nicht anziehend finden. Aber er konnte nichts dagegen tun.

„Bitte, Jake. Lass mich doch erklären.“

Er vermied es, ihr in die Augen zu sehen. „Zu spät. Genug geredet. Jetzt werde ich handeln.“

KC richtete sich kerzengerade auf.

„Carter kommt nach Hause.“

Sie biss die Zähne zusammen. „Er ist zu Hause.“

„Mein Zuhause.“ Schadenfroh beobachtete er, wie sie in Panik geriet. „Er ist ein Blackstone. Er sollte bei seiner Familie sein.“