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Nur aus geschäftlichem Kalkül will Milliardär Royce Brazier einen Wohltätigkeitsball veranstalten. Aber die Eventplanerin Jasmine verlangt, dass er sich ernsthaft mit den Menschen auseinandersetzt! Dass Jasmine so sexy ist, macht alles nur noch schlimmer: Ihr Lachen weckt eine Sehnsucht in Royce, ihre glutheißen Küsse bringen sein kaltes Herz zum Schmelzen. Royce fühlt sich entsetzlich verwundbar …
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Seitenzahl: 202
IMPRESSUM
BACCARA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2017 by Katherine Worsham Originaltitel: „A Family for the Billionaire“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto in der Reihe: DESIRE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARABand 2035 - 2018 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Katja Wagner
Abbildungen: Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 06/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733721992
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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„Kann ich mich darauf verlassen, dass Sie diese Besprechung streng vertraulich behandeln werden?“
„Selbstverständlich“, erwiderte Jasmine Harden. Das hatte sie allerdings noch nie einem potenziellen Kunden versprechen müssen.
„Dann will ich aufrichtig sein.“
Jasmine beobachtete Royce Brazier, wie er in Anzug und Krawatte vor ihr hin- und herlief. Die deckenhohen Fenster seines Büros boten einen wunderbaren Ausblick auf den Fluss und zudem die perfekte Kulisse. Bildschön – die Aussicht und der Mann. Als er einen Moment lang stehen blieb, bemerkte sie direkt über dem Kragen etwas auf seinem Nacken. War das etwa ein Tattoo?
Rasch senkte sie den Blick. Sie wusste genau, dass man ihr jede Emotion vom Gesicht ablesen konnte. Rasch legte sie wieder einen professionellen Gesichtsausdruck auf.
„Außerdem“, fuhr er fort und sah sie an, „wüsste ich ja, woher es käme, wenn etwas durchsickern würde, oder?“
Okay, Royce machte es ihr ziemlich leicht, sich wieder aufs Geschäftliche zu konzentrieren.
„Meine Transportfirma hat sich zwar ausgesprochen gut entwickelt, aber ich möchte mein Unternehmen auf eine neue Ebene anheben. Dafür will ich die Aufmerksamkeit einer bestimmten Familie auf mich ziehen, mit der ich hoffentlich ein großes Auftragsvolumen vereinbaren kann.“ Royce runzelte die Stirn. Jasmine konnte seinen Gedankengang fast sehen. „Diese Familie ist sehr selbstlos, deshalb möchte ich eine Benefizaktion organisieren, die ihr sicher gefallen wird.“
„Also geht es dabei ausschließlich ums Geschäft?“ Auch wenn sie seine Motive nachvollziehen konnte, war die Schlussfolgerung etwas ernüchternd. Dem heißen Geschäftsmann fehlte es offensichtlich an Herz …
„Ja, es ist eine reine Geschäftsangelegenheit. Ich schreibe den Scheck aus, Sie machen die Arbeit.“
Eine reizende Einstellung. Auch wenn Jasmine ständig mit hochrangigen Geschäftsleuten dieser Stadt arbeitete, war ihr noch nie jemand mit einem derart berechnenden Vorschlag begegnet. „Warum ich?“, fragte sie ruhig.
„Ich habe mich umgehört.“ Er starrte sie so unverhohlen an, dass ihr ein paar sehr wenig geschäftsmäßige Dinge in den Sinn kamen. „Man kennt Sie gut in den Kreisen, die ich ansprechen will, und Ihre Kunden haben eine hohe Zufriedenheitsrate. Wir arbeiten mit einigen derselben Anbieter zusammen. Den besten in Savannah.“
Sollte sie sich durch sein Lob nicht besser fühlen?
„Mein Assistent hat großartige Rückmeldungen über Sie erhalten. Sie sind die Nummer eins der Veranstaltungsplaner in der Region. Ich arbeite nur mit den Besten der Besten zusammen. So kann ich darauf vertrauen, dass der Job zu meiner Zufriedenheit erledigt wird.“
Musste er so attraktiv sein? Ein attraktiver Automat. Der kurze Blick auf sein Tattoo hatte sie vermuten lassen, das interessante Dinge unter seiner glatten Oberfläche steckten. Sie musste kurz auflachen, als sie ihn sich in ihrer überschäumenden Fantasie kurz als Roboter vorstellte.
„Gibt es ein Problem?“ Er zog die Brauen zusammen, als ob er sie verdächtigte, sich über ihn lustig zu machen.
„Nein, nein.“ Wenigstens hatte sie nicht gekichert. „Können Sie mir sagen, was für eine Art von Wohltätigkeitsveranstaltung Sie im Sinn haben?“, fragte sie ihn, um bei der Sache zu bleiben.
„Nein. Suchen Sie sich etwas aus, das Sie für angemessen halten.“
Jasmine blinzelte. Alles in dieser Besprechung lief völlig anders, als sie es gewohnt war.
„Ich brauche einfach eine Veranstaltung, die beachtenswert und angemessen ist“, fuhr er fort. „Die Familie scheint sich in mehreren karitativen Vereinen zu engagieren. Oh, und ich brauche das Ganze in weniger als zwei Monaten.“
Halleluja! „Dann glauben Sie also, dass ich Wunder vollbringen kann?“
Dieses Mal ließ er sich tatsächlich zu einem winzigen Lächeln herab. „Das hoffe ich doch. Andernfalls hat die Veranstaltung keinen Einfluss mehr auf mein Angebot. Kann ich auf Sie zählen?“
Jasmine überdachte ihre Unterhaltung. Nein. Nein. Und nochmals nein. „Hören Sie, ich glaube nicht, dass ich die Richtige dafür bin.“ Oder, offen gesagt, für diesen Auftraggeber. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass die Arbeit mit ihm ein einziger Tanz auf einem Minenfeld werden würde. Bei dem derzeitigen Tumult in ihrem Leben konnte sie nicht auch noch einen schwierigen Chef gebrauchen.
Er starrte sie an. „Wieso nicht?“
Du bist zu schön, zu geschäftstüchtig und zu anmaßend für dieses ganze Unterfangen. Nur konnte sie das nicht laut sagen.
Jasmine dachte angestrengt nach. Sie hatte schon viel über Royce Brazier gehört, ihn aber trotz ihrer häufigen Zusammenarbeit mit Savannahs Elite noch nie zuvor getroffen. Er war einer der jüngsten Milliardäre der Stadt, was er sich dank seiner Hingabe für sein schnell wachsendes Transportunternehmen selbst erarbeitet hatte. Er hatte den Ruf eines abgebrühten, fokussierten Geschäftsmanns und nahm nur selten am sozialen Leben teil. Sie beschlich das Gefühl, dass er diese Veranstaltungen ausschließlich besucht hatte, um seine Geschäftskontakte pflegen.
Sein Auftreten war gebieterisch, sein Aussehen glatt und professionell. Und zwar so glatt, dass sie ihm gern – nur so zum Spaß – sein perfekt frisiertes blondes Haar zerzaust hätte. Auch Jasmine war ein Profi, doch manchmal fühlte sie sich, als ob sie ein Rudel Katzen bändigen müsste, insbesondere seit es Rosie gab. Sie befürchtete oft, dass man es ihr ansah.
„Hören Sie …“ Wie konnte sie sich Royce gegenüber nur verständlich machen? „Mir ist klar, dass Wohltätigkeitsveranstaltungen gute Presse und Mundpropaganda mit sich bringen. Doch meine sind dafür bekannt, Herzensangelegenheiten zu sein.“
„Gut. Dann können Sie meiner Ihr Herz geben.“
Wie sollte sie ihm nur erklären, dass sie beide nicht zusammen passten? Zu ihrer Erleichterung klingelte da sein Telefon.
„Ja, Matthew?“, fragte er über den Lautsprecher.
„Verzeihen Sie die Störung, Sir, aber Ihr Anwalt hat gerade die Einigung erzielt, die Sie angestrebt haben.“
„Darum muss ich mich kurz kümmern“, erklärte Royce. „Entschuldigen Sie mich kurz.“
„Kein Problem.“ Ein paar Minuten würden ihr guttun, um sich zu sammeln.
Als sie sich in Royce’ Büro umsah, fiel ihr auf, dass es keinerlei persönliche Dinge beherbergte. Es gab keine Bücher oder Zeitschriften. Keine Bilder von seiner Familie oder von ihm mit Freunden. Das gerahmte Foto eines großen Gebäudes zierte eine Wand.
Jasmine konnte sich ein derart unpersönliches Umfeld für sich nicht vorstellen. Es gab viele Menschen, die ihr etwas bedeuteten, aber ihre Familie war ihre wichtigste Stütze. Nur wenige kannten sie als Mensch hinter der öffentlichen Person. Nachdem sie als Teenager ihre Eltern verloren hatte, wäre sie am Boden zerstört, wenn sie noch ein weiteres Familienmitglied verlieren würde.
Ihr war bewusst, dass sie die Veranstaltung planen sollte – schließlich war das ihr Job –, aber sein völliger Mangel an persönlichem Interesse oder Leidenschaft war entmutigend. Auch wenn es wohltätige Zwecke gab, bei denen der Spender nicht besonders involviert sein musste, wollte sie so nicht arbeiten.
Aber wie konnte sie ihn davon überzeugen, eine aktivere Rolle zu spielen?
„Also, was sagen Sie?“ Royce’ glattes Lächeln bei seiner Rückkehr wirkte so unwiderstehlich, dass sich ihr die Brust zusammenzog. Jasmine traf viele mächtige, attraktive Männer in ihrem Job, aber Royce nahm den Spitzenplatz unter ihnen ein. Und wie sie damit umgehen sollte, wusste sie auch noch nicht. „Wollen wir über den Vertrag sprechen?“
Jasmine nickte und zwang sich zu einem neutralen Gesichtsausdruck. „Schon … aber ich habe auch ein paar Bedingungen.“
Royce Brazier musterte die Frau vor sich mit Besorgnis, auch wenn er zu smart war, um es sich anmerken zu lassen. Jasmine wirkte nicht wie eine Feilscherin. Sie schien das genaue Gegenteil der Halsabschneider zu sein, mit denen er sonst täglich zu tun hatte. Warum also bemerkte er einen Anflug von Härte in ihren kornblumenblauen Augen?
„Es ist ein bisschen ungewöhnlich für einen Eventplaner, Forderungen zu stellen, oder?“
Herausfordernd zog sie eine Augenbraue hoch, aber angesichts der fest verschränkten Hände in ihrem Schoß hatte er den Eindruck, dass ihre Tapferkeit nur gespielt war.
„Das ist tatsächlich nicht meine normale Vorgehensweise, aber jeder hat so seine Richtlinien.“
Keine Entschuldigung. Das gefiel ihm. „Nennen Sie Ihren Preis.“
„Oh, es geht nicht um den Preis, sondern um Ihren Einsatz.“
Royce war zu gefangen von ihrer Schönheit, um alle Hinweise zu verarbeiten. „Ich kann nicht folgen.“
„Ich übernehme Ihre Veranstaltung gern, und ich habe auch schon ein paar tolle Ideen. Und verstehen Sie mich nicht falsch … So viel Freiheit ist der Traum eines jeden Eventplaners. Aber wie gesagt, ich habe gewisse Ansprüche und Vorstellungen. Hier geht es nicht darum, was am leichtesten für mich ist … oder für Sie. Ein Vertrag würde Ihr Mitwirken bei jedem Schritt erfordern.“
„Wir können telefonisch in Verbindung bleiben.“ Obwohl ihm ein Treffen mit ihr nicht schwerfallen würde. Diese blauen Augen und ihr feingliedriger Körperbau waren etwas, das Royce zum ersten Mal seit langer, langer Zeit von seiner Firma ablenkte.
„Sie werden an jeder Besprechung mit Anbietern und Vertretern der Veranstaltung teilnehmen müssen, die ich für nötig halte.“
Was? Moment mal. „Netter Versuch, Herzchen. Ich habe ein Unternehmen zu führen und damit mehr als genug um die Ohren. Deshalb engagiere ich ja jemand, der das Ganze für mich übernimmt.“
„Ich habe ebenfalls ein Unternehmen zu führen. Und einen Ruf zu verlieren. Damit das hier funktioniert, müssen Sie mit an Bord sein. Wir machen es also auf meine Weise oder gar nicht.“
Royce versuchte zu begreifen, was hier gerade vor sich ging. „Es gibt jede Menge andere Eventagenturen in der Stadt.“
Jasmine nickte gnädig, doch er spürte erneut die Unnachgiebigkeit hinter ihrem wohlerzogenen Lächeln. „Die Sie gern kontaktieren dürfen, aber sie haben nicht dieselbe Erfahrung mit Ihrem Zielpublikum wie ich.“
Im Nu war sie aufgestanden und hatte den Raum durchquert. An der Tür blieb sie stehen. Wie konnte allein der Blick, den sie ihm zuwarf, so sexy sein? Insbesondere angesichts der Bombe, die sie in diesem Moment platzen ließ. „Ich darf Sie daran erinnern, dass ich die Jeffersons persönlich kenne und regelmäßig Gast bei ihren Partys bin.“
Royce erstarrte vor Schreck. Woher hatte Sie das gewusst?
„Sie meinten doch die Jeffersons, richtig? Ich mache meine Hausaufgaben nämlich auch.“
Als sie auf ihren verführerisch schönen Beinen durch die Tür verschwand, war Royce wohl oder übel beeindruckt. Sexy und schlau. Das verschaffte ihr einfach einen zu großen Vorteil.
„Er wusste genau, was er wollte“, erzählte Jasmine ihren Schwestern. „Und er wollte nicht klein beigeben.“
„Er hat es noch nie mit dir zu tun gehabt.“ Willow grinste. Jasmines jüngere Schwester war eine zähe Südstaatenfrau mit einem Temperament, das zu ihrem kupferfarbenen Haar passte.
Jasmine war ihr zwar ähnlich, aber sie war etwas ruhiger und nur selten richtig temperamentvoll. Sie würde zwar nicht schreien und weinen, aber sie gab niemals auf, bevor nicht jegliche Hoffnung von einer Stahlwalze zerquetscht worden war. Jasmine mochte wie eine Dame wirken, doch sie besaß mehr Stärke als die meisten Männer. Die Tragödien in ihrem Leben hatten sie geprägt. „Tja, ich habe ihm wohl etwas Stoff zum Nachdenken dagelassen.“
„Und du hast das blaue Kleid getragen?“
Jasmine runzelte die Stirn. Ihre Schwester kam der Sache etwas zu nahe. „Es ist absolut vorzeigbar. Ich hatte das Kleid nicht an, um ihn zu ködern.“
Ihre Schwestern grinsten sich an. Jasmine versuchte, es zu ignorieren. Schließlich wusste sie besser als die meisten, dass ein bisschen Dekolleté half, den Weg zu ebnen. Und sie wäre eine Närrin gewesen, wenn sie ihre gottgegebenen Vorzüge nicht zu ihrem Vorteil eingesetzt hätte. Insbesondere da diese ihr dabei geholfen hatten, ihre beiden Schwestern durchs College zu bringen … aber auf absolut respektable Weise.
„Na ja, vielleicht hat das Kleid ein bisschen geholfen“, gab sie mit gesenkter Stimme zu, da Tantchen gerade mit Rosie in die Küche kam. Der Anblick ihrer Adoptivtochter und der anderen lieben Menschen, die ihr alles auf der Welt bedeuteten, erfüllten Jasmines Herz und verdrängten die Gedanken an die heutige nervtötende Besprechung.
Sie griff nach der sechs Monate alten Rosie, die schon im Schlafanzug war und nach ihrem Bad nach Lavendel duftete. Als sie sie auf ihren Schoß setzte, atmete Jasmine tief ein. „Ich liebe dich, mein Kleines“, flüsterte sie in Rosies lockiges schwarzes Haar.
Dann lächelte sie die ältere Frau an. „Dank dir, Tantchen.“
„Sehr gern.“ Tantchen beugte sich hinunter, um sie und das Baby zusammen zu umarmen.
Jasmine hätte die ersten sechs Monate in Rosies Leben niemals ohne Tantchens Hilfe überstanden. Sie war nicht wirklich ihre Tante, sondern das Kindermädchen ihrer Mutter gewesen, als diese klein war. Als ihre Mutter sie nicht mehr brauchte, war sie nach Savannah zurückgekehrt.
Doch als die Eltern der Mädchen starben und sie ohne Familie zurückließen, hatte Tantchen sie nach Savannah geholt. Jasmine war damals kaum ein Teenager gewesen und ihre Schwestern noch jünger. Tantchen hatte sie in diesem Haus großgezogen und sich nicht ein Mal beschwert. Sie war ihnen allen so sehr eine Mutter, wie sie es ohne Blutsverwandtschaft sein konnte.
Und alle Mädchen liebten sie genauso sehr.
Jasmines kleinste Schwester Ivy brachte einen Teller voller frisch gebackener Haferkekse an den Tisch. „Ich habe Royce Brazier auf mehreren Treffen der Transportplanungskommission gesehen. Ihm gehört eines der größten Versandunternehmen an der Ostküste.“ Ihre hellblauen Augen weiteten sich. „Er ist ein ziemlicher Leckerbissen.“
Jasmine merkte, wie alle am Tisch aufhorchten.
„Wie ich hörte, ist er durch und durch Geschäftsmann, rund um die Uhr“, fuhr Ivy fort.
Jasmine musste ihr zustimmen. „Das war eindeutig.“
Willow zog einen Flunsch. „Wo bleibt dabei der Spaß?“
„Sich mit Forderungen herumzuplagen ist viel leichter, wenn sie hübsch sind.“ Ivy schaffte es, eine Grimasse zu ziehen und trotzdem niedlich dabei auszusehen.
Jasmine warf quer über den Tisch ihre Serviette nach ihr. Rosie kicherte.
„Das Letzte, wofür ich momentan Zeit habe, ist ein Mann“, behauptete Jasmine. Ihr Handy piepte. Zu Hause stellte sie es immer leise, um das Baby nicht aufzuwecken. Sie sah auf das Display. „Er ist definitiv ein Workaholic“, sagte sie und übergab Rosie an ihre jüngste Schwester. Sie hatte nicht damit gerechnet, je wieder von Royce zu hören. Was sie schade fand, da sie die Arbeit gut gebrauchen konnte. Aber sie hatte nun mal ihre Prinzipien.
„Jasmine hier“, meldete sie sich, während sie in den vorderen Salon lief. Ihre Schwestern gestikulierten ihr hinterher.
„Brazier hier.“
Sie lächelte. Ich weiß. „Was kann ich für Sie tun?“
„Nach sorgfältiger Überlegung habe ich mich entschlossen, über unsere Konditionen zu verhandeln – sofern das noch möglich ist.“
Interessant. „Darf ich fragen, warum?“
„Tja, Sie haben wirklich viel zu bieten.“
Bildete sie sich nur ein, dass seine Stimme bei diesen Worten tiefer geklungen hatte?
„Ich nehme Ihre Bedingungen an, im Rahmen des Zumutbaren.“
„Was bedeutet das?“
„Dass ich an allen erforderlichen Besprechungen teilnehme, aber weder Zimmer dekoriere noch Schleifchen binde oder Tüten packe. Verstanden?“
Gut, dass er ihr Grinsen nicht sah. „Mailen Sie mir Ihre Forderungen, und ich werde sie überdenken.“
„Können wir nicht jetzt darüber reden?“, fragte er.
„Roy… Mr. Brazier, es ist schon fast neun Uhr abends.“ Zeit für Rosie, ins Bett zu gehen.
„Wird Ihr Ehemann etwa ungeduldig?“
Okay, die Veränderung seines Tonfalls hatte sie sich jetzt nicht eingebildet. Sie ignorierte seine Frage, weil es Spaß machte, ihn im Unklaren zu lassen. „Haben Sie keine Familie, die darauf wartet, dass Sie Feierabend machen?“
„Nein. Ein Mann mit meinem Terminkalender sollte keine Familie haben. Das wäre ihr gegenüber nicht fair.“
Jasmine dachte an das kleine Mädchen in ihrem Leben und wie schwer es ihr an so manchem Morgen fiel, aus der Tür zu gehen, weil sie sich ohne Rosie unvollständig fühlte. Aber auch wenn sie es sich nicht leisten konnte, bei Rosie zu bleiben – es gab genügend Familienmitglieder, die sie beschäftigt hielten, bis Mami nach Hause kam. „Sehr löblich, so zu denken.“ Die meisten Männer machten sich darüber keine Gedanken.
„Nur praktisch. Aber Sie haben meine Frage nicht beantwortet.“
Und das hatte sie auch nicht vor. „Rund um die Uhr zu arbeiten ist für niemanden gut.“
„Dann brauchen Sie also Ihren Schönheitsschlaf?“
Diese Unterhaltung hatte definitiv nichts Geschäftliches mehr. Ihr Gehirn formte plötzlich verbotene Bilder von ihm in ihrem Bett. „Ich warte auf Ihre E-Mail.“ Hoffentlich hatte sie sich nicht zu atemlos angehört.
Sie legte auf und kehrte zu den anderen zurück. Ihre Schwestern legten unverzüglich los.
„Oh, Royce.“ Ivy schnappte dramatisch nach Luft. „Ich muss – muss, muss, muss – einfach eine E-Mail von dir bekommen!“
„Haben Sie keine Familie?“, witzelte Willow.
„Er hat zuerst gefragt“, protestierte Jasmine.
„Weswegen du natürlich selbst ein bisschen nachhaken durftest.“
„Es ist rein beruflich.“ Warum hatte sie das Gefühl, sich selbst davon überzeugen zu müssen?
„Das muss es nicht sein“, sagte Tantchen, als Jasmine eine schlafende Rosie auf den Arm nahm.
Jasmine senkte die Stimme. „Nicht du auch noch, Tantchen.“
„Deine Mutter hätte nicht gewollt, dass du allein bist.“
Die Schwestern erstarrten bei Tantchens Worten. Auch wenn sie ihnen stets mit Rat und Tat zur Seite stand, mischte sie sich selten in ihr Privatleben ein. Ihrer Meinung nach qualifizierte sie ihre einzige sehr kurze Ehe nicht für Ratschläge in Liebesdingen.
„Das bin ich nicht“, behauptete Jasmine. „Ich habe dich, die Mädchen und Rosie. Wofür brauche ich da noch einen Mann?“
„Ich liebe die Kleine und euch auch alle, aber du hältst dich versteckt, um dich zu schützen. Trotz all dem, was eure Mutter verlieren musste, hat sie doch nach vorn geschaut und Liebe zugelassen. Sie würde für euch alle dasselbe wollen.“
Jasmine beobachtete ihre Schwestern, die sich gegenseitig etwas betreten ansahen. Sie hatten immer zusammengelebt und bildeten einen exklusiven Zirkel. Außer ein paar zwanglosen Verabredungen während ihrer Schul- und Collegezeit war nie ein Mann darin vorgedrungen.
Sie waren sich selbst eine Oase. Bei dem Gedanken, etwas daran zu verändern, kam ein Gefühl des Unbehagens in Jasmine auf.
Als ob sie ihre Gedanken lesen könnte, nickte Tantchen ihr zu. „Euren Kreis kleinzuhalten wird dich nicht vor Schmerz schützen, Jasmine.“ Sie lächelte traurig. „Es wird Zeit, meine Süßen.“
„Wofür?“ Nur Willow traute sich, das zu fragen.
Jasmine wollte es gar nicht wissen. Rosie war die einzige Veränderung, die sie in ihrer sicheren, kleinen Welt bewältigen konnte. Herausforderungen gab es nur in ihrem Beruf, und dabei wollte sie es gern belassen. Aber wenn Tantchen mit ihrer allwissend klingenden Stimme etwas ansprach, kamen die Dinge in der Regel ins Rollen. Ob sie wollten oder nicht.
Die alte Frau stand auf und verschwand durch die Tür. Jasmine konnte sie die Treppe ihres alten, aber robusten Hauses hochgehen und irgendwann wieder herunterkommen hören. Sie kam direkt auf Jasmine zu wie ein zielsicher abgeschossener Pfeil und ließ sich auf einen Stuhl neben ihr fallen, in den Händen eine kleine Schmuckschatulle. Willow und Ivy beugten sich vor.
„Eure Mutter wollte, dass ihr Mädchen dies hier bekommt.“ Tantchen öffnete den Deckel. „Ich habe es zusammen mit einem Brief bei ihren Sachen gefunden.“
In der Schatulle lag ein Ring, in den ein tropfenförmiger Smaragd, umgeben von filigranem Gold, eingearbeitet war. Alle schnappten nach Luft. Der Ring war wunderschön. Aber nicht nur das. Er strahlte etwas Besonderes aus, das Jasmine nicht in Worte fassen konnte.
„Warte mal“, sagte Willow. „Den hat Mama doch früher getragen. Sie sagte, es wäre ein Erbstück.“
„Genau“, bestätigte Tantchen. „Er wurde von einer Frau zur nächsten in der Familie weitergegeben.“
Jasmine starrte das bildschöne Juwel an. Plötzlich erinnerte sie sich an eine Szene, als ihre Mutter den Ring trug. Sie hatte sich hübsch gemacht. Vielleicht für ihren Hochzeitstag? Ihre Eltern hatten nie schicke Partys besucht. Die Weihnachtsfeiern der Universität, an der ihr Vater lehrte, waren das höchste der Gefühle gewesen.
„Der Legende nach …“, begann Tantchen.
Willow kreischte auf, und Jasmine stöhnte. Tantchen lächelte geduldig. Willow war die ansässige Mythen- und Legendenjägerin. Sie war in die Fußstapfen ihres Vaters getreten und lehrte Geschichte am örtlichen Community College. Naturgemäß liebte sie Mythen, Mysterien und Spukgeschichten. Erwartungsvoll stützte sie ihr Kinn auf die Hände. Jasmine schüttelte nur den Kopf.
Tantchen fuhr fort. „Der Legende nach wurde der Ring der Frau gegeben, die euren Stammbaum mit dem Mann begründete, den sie damals heiratete.“
„Hier in Savannah?“, fragte Ivy.
„Oh, ja. Er war ein Pirat und sie die wunderschöne, aber schüchterne Tochter einer prominenten Familie hier.“
Jasmine hatte immer vergessen wollen, dass ihre Familie einst wohlhabend war und respektiert wurde. Lange vor dem Skandal, der ihre sichere, kleine Welt erschüttert hatte.
„Er rechnete sich wenig Chancen aus“, fuhr Tantchen fort, „also bewunderte er sie aus der Ferne. Aber während seiner Reisen fiel ihm dieser Ring in die Hände. Der alte Mann, dem er ihn abkaufte, sagte ihm, dass der Ring seinem Besitzer zu wahrer Liebe verhelfen würde.“
„Ooh …“ Willows Grinsen wurde breiter und breiter.
„Und tatsächlich gewann er das Herz seiner Angebeteten. Seither wird der Ring in eurer Familie von einer Generation zur nächsten vererbt. Und jede hat versichert, dass seine Kräfte echt sind.“
Als geborene Skeptikerin konnte Jasmine sich nicht zurückhalten und fügte hinzu: „Und seht nur, wie gut das funktioniert hat. Skandale und Todesfälle. Unsere Familie hat das Glück wirklich gepachtet!“
Als sie sah, wie Ivys hoffnungsvoller Gesichtsausdruck schwand, kam sie sich wie ein Fiesling vor.
„Der Ring soll seinem Besitzer die wahre Liebe bringen – nicht ein leichtes Leben verschaffen“, belehrte Tantchen sie. „Außerdem … wenn der Skandal eure Großeltern nicht aus Savannah vertrieben hätte, wären sich eure Eltern vielleicht nie begegnet.“
Jasmine wollte die Erinnerung an ihre Eltern nicht besudeln. Dennoch wandte sie ein: „Ein Ring brachte sie nicht zusammen, sondern weil sie zur selben Zeit am selben Ort waren.“
„Vielleicht, aber –“
„Hör auf, so realistisch zu sein, Jasmine“, beschwerte Willow sich. „Glaub einfach mal an Magie.“
Ivy nahm das schlafende Baby auf den Arm. Rosie gab ein zittriges Seufzen von sich. „Ist es wirklich gesund, Rosie beizubringen, dass es keine Magie und keine Romantik auf der Welt gibt?“
„Sie ist erst sechs Monate alt“, protestierte Jasmine. „Außerdem habe ich das nicht gesagt.“ Mit ihren Veranstaltungen kreierte sie jeden Tag Magie oder, besser gesagt, das Gefühl von Magie.
Willow musste natürlich auch ihren Senf dazugeben. „Genau, Jasmine, hast du noch nie von Aschenputtel gehört? Rapunzel? Die Schöne und das Biest?“
„Soll ich Rosie tatsächlich von der Magie überzeugen, indem ich diesen Unfug mitmache und einen Mann umgarne?“
„Nein, der Mann ist nur das Sahnehäubchen.“ Ivy kicherte.
„Ein verklemmter Geschäftsmann?“ Jasmine konnte nicht glauben, was sie da hörte.
Ivy ließ sich nicht beirren. „Ein verklemmter Geschäftsmann mit dichtem Haar, muskulösem Körperbau und einem knackigen Hin-“
Willow schnappte nach Luft und hielt dem schlafenden Baby die Ohren zu. „Ivy!“
Ivy zog eine Grimasse. „Er ist trotzdem ein Bonus. Man muss ihn sich nur ein bisschen versüßen.“
„Für Rosie?“
„Ja“, erwiderten ihre Schwestern im Chor.
„Sie braucht ein männliches Vorbild in ihrem Leben“, fuhr Ivy fort. „Wir hatten keines. Wie sollen wir ihr irgendetwas über Männer beibringen?“
Schweigend dachten alle an ihren verstorbenen Vater. Er war ihr einziges männliches Familienmitglied gewesen, und das war vor langer, langer Zeit.
Schließlich sprach Tantchen. „Rosie bekommt es schon genug mit der Realität zu tun, wenn sie älter wird und erfährt, was der Frau passiert ist, die sie geboren hat“, erinnerte sie Jasmine mit traurigem Blick.
„Oder hast du nur Angst, dass der Ring tatsächlich funktionieren könnte?“, fragte Willow unvermittelt.
Hatte sie das? Jasmine musste insgeheim zugeben, dass sie aufgrund ihres Verlustes in jungen Jahren zögerte, jemanden in ihr Leben zu lassen. Rosie war aus einer Notlage heraus zu ihr gekommen. Sie hatte sie auf Wunsch von Rosies sterbender Mutter als Neugeborene adoptiert. Jasmine hatte sie bei ihrer Arbeit als Freiwillige in der Stadtmission kennengelernt und später an den Krebs verloren, weil die Frau es sich nicht leisten konnte, sich richtig behandeln zu lassen.