Cölestine, oder der eheliche Verdacht; Zweiter Theil (von 2) - Chownitz, Julian - kostenlos E-Book

Cölestine, oder der eheliche Verdacht; Zweiter Theil (von 2) E-Book

Chownitz, Julian

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The Project Gutenberg EBook of Cölestine, oder der eheliche Verdacht;Zweiter Theil (von 2), by Julian ChownitzThis eBook is for the use of anyone anywhere in the United States and mostother parts of the world at no cost and with almost no restrictionswhatsoever.  You may copy it, give it away or re-use it under the terms ofthe Project Gutenberg License included with this eBook or online atwww.gutenberg.org.  If you are not located in the United States, you'll haveto check the laws of the country where you are located before using this ebook.Title: Cölestine, oder der eheliche Verdacht; Zweiter Theil (von 2)Author: Julian ChownitzRelease Date: October 5, 2016 [EBook #53218]Language: German*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK COELESTINE, ZWEITER THEIL ***Produced by the Online Distributed Proofreading Team athttp://www.pgdp.net (This file was produced from imagesgenerously made available by The Internet Archive)

Anmerkungen zur Transkription

Der vorliegende Text wurde anhand der 1842 erschienenen Ausgabe so weit wie möglich originalgetreu wiedergegeben. Zeichensetzung und offensichtliche typographische Fehler wurden stillschweigend korrigiert.

Ungewöhnliche sowie inkonsistente Schreibweisen wurden beibehalten, insbesondere wenn diese in der damaligen Zeit üblich waren oder im Text mehrfach auftreten. Fremdsprachliche Begriffe und Zitate sowie eingedeutschte Fremdwörter wurden nicht korrigiert; einzelne unleserliche Buchstaben wurden aber sinngemäß ergänzt.

Das Inhaltsverzeichnis wurde vom Bearbeiter erstellt.

Im Original wurde die Seitennummer 269 versehentlich zwei Mal vergeben. In der vorliegenden Fassung wurde dieser stattdessen die korrekte Seitenzahl 209 zugewiesen.

Abhängig von der im jeweiligen Lesegerät installierten Schriftart können die im Original gesperrt gedruckten Passagen gesperrt, in serifenloser Schrift, oder aber sowohl serifenlos als auch gesperrt erscheinen.

Cölestine,oderder eheliche Verdacht.

Von

Julian Chownitz,

Verfasser von: Moderne Liebe, Marie Capelle, Leontin, Eugen Neuland, Geld und Herz, Heinrich von Sternfels u. s. w.

Zweiter Theil.

Mit 3 Illustrationen.

Leipzig, Verlag von Franz Peter.

1842.

Inhaltsverzeichnis.

Erstes Kapitel.

Edmund und einer seiner besten Freunde.

3

Zweites Kapitel.

Die Nichtswürdigen.

33

Drittes Kapitel.

Der Schmerz der Gatten.

58

Viertes Kapitel.

Hoffnung, Verzweiflung, Resignation.

76

Fünftes Kapitel.

Die Promenade auf der Bastei.

95

Sechstes Kapitel.

Immer noch Promenade.

124

Siebentes Kapitel.

Der Zurückgezogene.

150

Achtes Kapitel.

Die Verlassene.

189

Neuntes Kapitel.

Trauer und Verzweiflung.

210

Zehntes Kapitel.

Auf der That ertappt.

234

Elftes Kapitel.

Die Katastrophe.

240

Zwölftes Kapitel.

Das Fest bei dem Chevalier von Marsan.

245

Dreizehntes Kapitel.

Schluß.

280

Cölestine,

oder

der eheliche Verdacht.

Erstes Kapitel.Edmund und einer seiner besten Freunde.

Seit dem beim Schlusse des vorhergehenden Bandes erzählten Vorfall sind zwei Tage vergangen. —

Es ist jetzt nahe vor Tagesanbruch und wir haben das uns bereits bekannte Logis Edmunds von Randow vor unsern Augen. Wir wissen, dasselbe befand sich im väterlichen Hause und nahm hier einen ziemlich ausgedehnten Raum ein. Wo wir uns jetzt befinden, dies ist das Schlafzimmer des jungen Mannes — wir müssen gestehen, daß sich hier seit der Zeit unseres früheren Besuches so Manches, und zwar nicht zum Vortheile, verändert hat, was, wenn es eine Folgerung auf den Bewohner gestattet, diesen in ein sehr trauriges Licht stellen wird.

Mitten im Gemache steht ein Bett, über welchem sich aus Seidenzeug ein drapirtes Zelt erhebt — aber einige dieser Draperien sind hart beschädigt — einige, wie es scheint, erst gestern oder heute mitten entzwei gerissen worden.... Das Bett ist nicht einmal aufgedeckt und doch liegt eine Person darauf, von der wir später reden werden. — Rings herum erblickt man umgestürzte Meubel, zerbrochenes Geschirre — hingeschleuderte Kleidungsstücke; — ferner sind die Fenster angelweit offen, wiewohl es draußen stürmt (wir befinden uns im Anfange des Winters,) und selbst die Thür ist nicht fest verschlossen, sondern wird vom Zugwind hin- und herbewegt.... Kurz in diesem Zimmer deutet Alles darauf, daß hier nur ein Trunkener schlafen und ein Liederlicher wohnen kann. —

Wir haben uns nicht geirrt. Jene Person auf dem Bette ist wirklich in dem bezeichneten Zustande: sie liegt nur halb entkleidet, und zwar so, daß der eine ihrer Füße (er ist mit einem Stiefel versehen) sich auf dem Bette befindet, der andere (dieser ist ohne Stiefel) neben demselben herunterhängt; die Arme sind in einer ähnlichen Positur — und der Kopf folgt jenem Arme, der über den Rand hinausragt. — Diese Person ist Edmund. —

Nicht weit von hier, an die Wand gerückt, steht ein Sopha, welches ebenfalls aussieht, als hätte man darauf z. B. getanzt. Hier liegt ein zweites Individuum im tiefsten Schlaf versunken, was durch zeitweises kräftiges Schnarchen hinlänglich bestätigt wird... auch dieses Individuum ward gestern vom Genius der Nüchternheit nicht begleitet — und was seine Gestalt betrifft, so war sie uns schon einigemal vorgekommen. Jedoch ist hier weder der edle Venusritter von Althing — noch etwa gar (das Gegentheil wäre indeß nicht so ganz unmöglich) der tapfere Graf von Wollheim gemeint.... an Herrn von Marsan ist nicht zu denken. — Eine ganz andere Person tritt hier vor unsere Erinnerung und wir fühlen uns hierbei zu den Anfangspunkten gegenwärtiger Geschichte versetzt. Kurz: der Baron von Leuben, jener bleiche, schwärmerische, wilde Jüngling, den die Vermählung Cölestinens so unglücklich gemacht hatte — steht, oder vielmehr liegt hier vor uns. — Wie aber ist er hierher gekommen? wie in diesen Zustand, der nicht sein gewöhnlicher war, gerathen? — welche innige Verbindung herrscht zwischen ihm und Edmund, da ihre Bekanntschaft in früherer Zeit doch eine ganz alltägliche, wie sie unter allen jüngern Leuten eines Standes herrscht, war? — — Geduld, alle diese Fragen sollen früher oder später beantwortet werden. Man sieht es, daß auch dieser Mensch stark betrunken ist; indeß hat sein Zustand bei ihm keine so eclatanten Symptome hervorgebracht — — entweder ist seine Natur kräftiger, wie jene Edmunds (was aber nicht scheint) — oder — —[A]

Edmund scheint den Schlaf schon vor dem Eintreten in dieses Schlafzimmer, worin indeß das Gelage nicht stattfand, — antizipirt zu haben... er befindet sich jetzt in jenem abscheulichen Zustande, wo die Dünste des Weines bereits den Kopf, die Hefen jedoch den Magen noch nicht verlassen haben. Man schläft nicht — man ist nicht mehr ohne Besinnung — aber man wird von schmachvoller Uebelkeit gequält. —

In dieser Indigestion (gleichgesinnte Jünglinge in Deutschland nennen sie: Katzenjammer) fährt Edmund auf seinem Lager, welches für ihn eine Folter ist — wüthend hin und her — er möchte Alles zerbrechen und zersprengen — er möchte die ganze Welt zerreißen, nur um aus ihr, d. h. aus sich selber herauszukommen..... Alle Augenblicke sehen wir die Lage des wackern Jünglings verändert — und haben wir früher eines seiner Beine aus dem Bette heraushängen sehen, so wird uns jetzt das Vergnügen zu Theil, beide so zu erblicken.... später will sogar der Kopf der Mutter Erde näher kommen.... kurz: ein Kaleidoskop bietet nicht so viel abwechselnde Bilder wie Edmunds Lage in dieser Stunde.

„Verflucht!“ schreit der junge Ehrenmann in einem Anfalle von Verzweiflung auf: „wird denn das ewig so währen? — Seit einer Stunde“ (seit dieser Zeit wußte er von seinem Zustande — früher hatte er in demselben blos vegetirt,) „seit einer Stunde leide ich wie ein Lazarus... und Keiner von den Spitzbuben, meinen Bedienten, kommt — mir Hilfe zu leisten.... Ah, Ah! die Schurken haben seit einiger Zeit allen Respect vor mir verloren.... Seit dieser Hund von einem Lips mich besucht — seit ich so recht wie der Herrgott in Frankreich lebe — — sind die Kerle wie verwechselt.... ja sie werden mit mir ordentlich familiär... Doch was red’ ich da? — Es gehört nicht hierher... Lieber will ich klingeln — — aber der Teufel weiß, wo die Klingel ist... und gepocht hab’ ich bereits hinlänglich, ohne etwas auszurichten.... auch das Rufen wird nichts nützen: — Johann! - Franz! — Karl! — Karl! — oder Charles!....“ brüllte er, hörte jedoch bald auf: „es ist umsonst — Oh! Oh! Uh! Buh! Auh! — — Hätt’ ich nur einen — Tropfen Sodawasser...“ setzte er ermattet hinzu.

„Und jener Kerl dort — —“ fing er später wieder an, „jener Lump von einem Freunde dort auf dem Sopha... wie der schnarcht — schläft — und sich um mich, der hier fast des Teufels wird — nicht für einen Dreier Werthes bekümmert.... Heda! Holla! — Leuben! — — Klotz, Murmelthier!... Wirst Du endlich erwachen? — — Aber das schläft — als sollte es erst zum jüngsten Tag wieder aufstehen!“ —

In diesem Augenblick brach, durch einen allzuhastigen Ruck, den unser Tugendheld that, die Bettstelle unter ihm durch — — und alsbald fühlte der Unglückliche sich mit einem Ende seines Körpers zwölf Zoll über, mit dem andern zwei Fuß unter seinem vorigen Horizont. Er schrie entsetzlich — denn abgesehen von dem Schmerze, den ihm dieser Wechselfall verursachte — wußte er im Schrecken auch nicht sogleich, was mit ihm geschah. —

Bei dem Schrei erwachte der jenseitige Tugendspiegel auf dem Sopha — streckte die Arme von sich — und stammelte auf eine Weise, als hätte er den Mund mit Brei gefüllt: „Nun, was ist denn das hier — für ein Tausend Donnerwetter! — — Was geschieht denn?“

„Oh weh! Oh weh!“ jammerte Edmund...

„Schweige doch — — und störe einen ehrlichen Menschen nicht in seiner Ruhe — — Du — Du —“

„Hol’ Dich der Kuckuk — sammt Deiner Ruhe, abscheulicher Kerl — der seit einem halben Tage schläft — wie ein Pflanzer in Domingo ... Oh weh! Au! Au! — ich bin gerädert!“

„Lass’ mich zufrieden.... Ich möchte schlafen!“ murmelte Jener und drehte sich um...

„Nein, nein, Du sollst nicht schlafen! Das ist schändlich! Du sollst mir helfen aus diesem verdammten Abgrunde herauszukommen.... Hörst Du! Oh weh!“

Der Andere brummte etwas Unverständliches und legte sich gemüthlich auf den Bauch...

„Aber — zum Henker! — Hörst Du denn nicht, Leuben?... ich bin gerädert — zerfleischt — — zu Hilfe! — — Au! die verdammte Bettstelle! der verdammte Zustand!“

Der edle Baron indeß gab als ganze Antwort einige Schnarchlaute zum Besten. — Da wurde jedoch unser Mann wüthend, griff um sich herum — zog eine Latte aus der Bettstelle und warf sie mit einem Fluche seinem Kameraden dermaßen auf die Beine, daß — einen solchen Schlag auf den Kopf — die Welt um einen Biedermann ärmer geworden wäre. —

Mit einem Satz stand Leuben auf seinen magnetisirten Beinen (nur nicht ganz fest) — und indem er versuchte die Augen aufzuthun, welche jedoch wie zusammengenäht waren, rief er: „Was ist denn das! Ist hier der Beelzebub los.... und schmeißt nach mir mit Knitteln?... Was ist denn das? Was ist denn das?“

„Still! still!“ entgegnete Edmund, der unter dem Einfluß der letztern Begebenheit abermals um einen Grad nüchterner geworden schien: „Still! Mach’ kein solches Geschrei! Es war eine Latte und weiter nichts! — — Ich habe Dich mit derselben geweckt, da es auf andere Weise nicht ging....“

„Hol’ Euch — allesammt der Teufel...“ schrie Leuben, der zu glauben schien — in einer Gesellschaft von Mehrern zu sein...; dann bückte er sich mechanisch und rieb an seinem Beine, fiel jedoch bei dieser Operation zurück auf’s Sopha, wo er alsbald wieder eingeschlafen sein würde, hätte Edmund sich jetzt nicht aus den Trümmern und Matratzen losgewickelt und wäre er nicht zu ihm hin gewankt, rufend: „Aber nein! Du sollst nicht länger schnarchen — abscheulicher Kerl. Bei der Hölle, Du sollst kein Auge mehr zuthun — — denn so allein halte ich es in diesem Zustande nicht aus....“ Und er rüttelte und schüttelte den Braven so lange, bis dieser, abermals sich die Augen reibend, in gähnender Weise ausrief: „Nun, es ist vorbei! — Aus ist es mit dem schönen Schlafe! — — Aber, zum Henker... wozu soll ich denn jetzt mitten in der Nacht wachen?“

„Weil ich auch wache...“

„Und weshalb wachst Du?“

„Weil ich nicht schlafen kann... weil ich wie ein Märtyrer leide... und...“

„Du wie ein Märtyrer?“

„Die verfl— Fête! Ich werde an sie denken!“

„Ja — es war eine herrliche Fête!“

„Hol’ sie der Teufel! — — Sie hat mich vollständig ruinirt, an Leib und Seele...“

„Aber, das begreife ich nicht... Ah! Ah!“ Und er gähnte wie ein Lohnkutscher.

„— — Ich begreife es um so mehr! — Oh! Oh! — — Wenn nur erst dieser schmähliche Katzenjammer vorüber wäre! Ich habe doch im Leben so manchen verdaut... aber einer wie dieser ist in Europa noch nicht vorgekommen...“

„Du hast also den Katzenjammer! Was ist dabei? — Lumperei! Weiter nichts als Lumperei....“

„Ja, ja — — ich merke aber, daß mein Katzenjammer nicht nur ein physischer ist, sondern aus physischem und moralischem zusammengesetzt...“

„Aus moralischem?... Wenn auch!... Was will das noch Alles sagen? — habe im Leben so manchen allermoralischsten Katzenjammer verarbeitet — und stehe noch da, als eine Säule der Junggesellenschaft...“

„Thor! Weißt Du denn auch, auf was sich dieser mein moralischer Katzenjammer gründet? — Er gründet sich auf 8000 Stück Dukaten, die ich in Zeit von vier Stunden zahlen muß.“

„Muß, muß! — was heißt das: muß?“ versetzte Leuben, und in diesem Augenblicke hätte Einer, der schärfer sah als jetzt Edmund — bemerken können, daß hinter dieser Gleichgiltigkeit und Trunkenheit, hinter dieser ganzen Geberdung Leubens .... noch etwas steckte, welches aussah wie der böse Geist Mephistopheles, als er in Auerbachs Keller hinter einem mit Flaschen und Betrunkenen besetzten Tische stand. —

Um nicht lange in Räthseln zu sprechen, erklären wir frischweg, Leuben war zwar berauscht — jedoch nicht so sehr, wie er that.

Ein scheußliches Lächeln hatte sich nach obigen Worten über seine Züge ausgedehnt... und er wiederholte:

„Muß! Muß! — Du mußt in vier Stunden 8000 Dukaten zahlen, sagst Du?... Ich aber sage: ein Mann kennt das Wort „Muß“ gar nicht...“

„Ja — Du hast leicht reden!... Wäre ich in Deinen Verhältnissen! — Erstens — reich wie ein Nabob und dazu Herr seines Vermögens; sodann überhaupt nicht an Familienrücksichten gebunden — — drittens, was die Hauptsache ist, ein Kerl, der die Kaltblütigkeit eines Krokodils besitzt, wenn es sich um Dinge handelt, die Einem an den Hals gehen... endlich viertens, und dies ist die hauptsächlichste Hauptsache: Du Beneidenswerther besitzest noch Deine Seele! Hast sie dem Beelzebub noch nicht verkauft... dem Beelzebub, welcher unter uns einherschreitet in der Gestalt des Meisters Lips.... Oh, Oh! meine Zunge brennt schon, wenn ich diesen Namen nur nenne.“

„Nun — gut; aber was ist mit diesem Lips weiter? — Mache Dich von dem Spitzbuben los!....“

„— Mensch! Mensch! — dies ist leichter gesagt, als gethan. „Mache Dich los!“ wie schnell ist das ausgesprochen! — Aber ich sage Dir: eher macht man sich aus den lieblichen Umarmungen der Menschenfresser los, wie von Meister Lips — besonders wenn man sich mit ihm bereits so weit eingelassen, wie — leider Unsereins.“

Leuben neigte sich ein wenig zur Erde, um die Freude, von der sein Gesicht strahlte, zu verbergen; darauf fragte er in neugierigem Tone: — — „Also ihm hast Du die 8000 Ducaten zu bezahlen....?“

„Freilich — freilich, Du Narr, Du! — Ihm, dem Meister Lips — und dann noch jenem verfl— Coujon, den Du seit vier oder fünf Tagen zu den Orgien mitbringst, die wir bei jener saubern Frau Wratschifratschi — oder wie sie sonst heißt.... kurz bei jener tugendhaften Dame mit ihrem halben Dutzend tugendhafter Freundinnen feiern; — — diesen zwei Menschen bin ich 8000 Dukaten schuldig; dem Ersteren zwei — dem Andern sechs Tausend....“

„Du nanntest meinen Freund einen Coujon, obwohl er ein Ehrenmann ist, wie Du oder ein Anderer; doch das mag Dir um unseres beiderseitigen Zustandes willen hingehn. — —“

„Was — Zustandes! Ich wiederhole nochmals: ein Coujon, ein Spitzbube ist der Kerl ... ein falscher Spieler, woran nicht zu zweifeln; denn seit vier oder fünf Tagen hat er mir mit einer Regelmäßigkeit, die mathematisch genau ist, ungefähr 10,000 Dukaten abgenommen... und ich, ich Thor, ich spielte mit ihm noch immerfort .... spielte, als mein Geld verloren war, auf Ehrenwort.... und.... beraubte meine..... doch genug!“

Edmund schwieg plötzlich. Ein besseres Gefühl schien über ihn gekommen zu sein, welches die nichtswürdigen Gesinnungen, die seine Brust jetzt beherrschten, auf einen Augenblick überwand.... er ging wieder zu seinem Bette zurück — legte sich darauf und barg sein Gesicht in die Kissen....

Der Andere aber schickte ihm einen Blick nach, der von der Natur des Basilisken geborgt zu sein schien — nickte mit dem Kopfe und rieb sich die Hände; sodann streckte er sich der Länge nach und mit großer Behaglichkeit ebenfalls auf sein Sopha hin — und begann wieder...: „Und diese beiden Gläubiger, sagst Du, holen in vier Stunden ihre 8000 Dukaten? — Aber woher dies Zusammentreffen? — Es wirft auf meinen Freund ein ungünstigeres Licht, als mir lieb ist....“

„Hol’ ihn der Henker, Deinen Freund, sammt allen Lichtern, die jemals auf eine solche Schandgestalt wie die seine gefallen sind! — — Aber eben dies Zusammentreffen, wie zufällig dasselbe auch sein mag, gleicht einem geheimen Fingerzeig Gottes, der so viel sagen will, als: diese zwei Schufte gehören neben einander.... Wenigstens, was mich betrifft, ich dachte gestern, als ich diesem saubern Freunde Deines Herzens sagte, er möge heute 11 Uhr Vormittags sein Geld bei mir in Empfang nehmen — damals dachte ich nicht daran, daß zur selben Zeit auch Meister Lips hier erscheinen werde, wiewohl ich es längst wußte..... und jenes Spiel einige Minuten früher blos in der einzigen Hoffnung eingegangen war, das Geld, welches ich für Lips heute brauchte, dabei zu gewinnen —“

„Mit diesen Worten, mein Bester, vernichtest Du ja selbst den Verdacht, welchen Du vorhin auf meinen Freund Theobald Wurmholzer so ungerechter Weise geworfen.... Hast Du ihn für keinen ehrlichen Mann gehalten, so hättest Du mit ihm nicht spielen sollen.... allein eben weil Du mit ihm spieltest, gabst Du ihm so zu sagen selbst das Zeugniß, daß er einer sei.“

„Schon gut, schon gut!“ versetzte Edmund, und fing wieder an, sich umherzudrehen — — „Deine Argumentation scheint sehr richtig.... allein der verd— Katzenjammer kommt schon wieder.... Uh! Puh!“

„Der moralische — oder der physische? —“

„Beide, beide! — Weh mir!“

Mittlerweile war es hell geworden, der Tag guckte zu den Fenstern herein, was ihm sehr bequem wurde, denn diese waren noch offen, wie zur Nachtzeit. Indessen fing das Schneegestöber, welches draußen herrschte, an, seine Wirkung bis mitten ins Gemach zu verbreiten — weshalb Leuben aufstand, um Fenster und Thür zu schließen; und als er zufälligerweise die letztern heftig zuschlug, schrie Edmund erschreckt auf: „Ach! wer kommt da! Sollten es bereits die zwei Schurken sein....?“

„Welche — Schurken?“

„Lips — und jener ehrliche Wurmholzer. —“ Erst jetzt erhob er sein edles Haupt: „Ach!“ sagte er nach der Thür sehend — mit erleichtertem Herzen: „sie sind es nicht. — Freilich aber,“ begann er nach einer Pause: „werden sie nicht lange ausbleiben. Die eilfte Stunde wird herankommen, ehe man sich’s versieht. — Heute galoppirt die Zeit, wie ein arabischer Renner.... Kannst Du mir vielleicht sagen, was jetzt die Uhr ist?“

„Ich vergaß meine Uhr zu Hause... Indeß kannst Du ja nach einer von den Deinigen sehen.“

„Nach einer von den meinigen?!“ wiederholte der wackere Sprosse des Randow’schen Hauses mit kläglicher Stimme. „Wo sind die — meinigen! — Der Teufel hat sie bereits alle geholt....“

„Alle?“

„Ja — ja; mein lieber Freund — Lips kann mehr von diesem Kapitel erzählen....“

„Ich will nicht hoffen — daß dieser Elende Dich schon sogar um Deine Uhren gebracht hat —“

„Um meine Uhren? — Ach, er hat mich noch um so manches Andere gebracht! Die Uhren, die Ringe, die Ketten, die Waffen, die tausenderlei hübschen glänzenden Sachen.... sie sind alle sein — — — Ja sogar — — Kleider, Wäsche — Requisiten — — Oh! verfl— Katzenjammer!“

Der Andere schlug, da ihm Edmund in’s Gesicht sah, die Hände zusammen, mit einer Miene voll zärtlichen Mitleids und Schreckens rufend: „Allein — wie konntest Du es nur so weit kommen lassen, unglücklicher Freund?!“ Er wischte sich eine Thräne aus dem Auge: „Sahst Du denn nicht, mit wem Du es zu thun hattest.... Meister Lips hätte Dir ja gleich beim ersten Handel, den Du mit ihm eingingst, die Lust zu einem zweiten benehmen sollen....“

„O mein Freund!“ seufzte Edmund: „sprich lieber: mit dem ersten Handel hatte der nichtswürdige Kehlabschneider zugleich alle übrigen gemacht.... Einmal in seine Klauen gerathen, gehörte ich für immer ihm.... ich konnte nicht mehr los! Glaube mir, das Alles kann ich Dir nicht so leicht erzählen — wie leicht es ihm zu vollbringen war.... ich kann Dir von dem Wie und Warum keine Erklärung geben: ich kann Dir nur sagen: es ist geschehen — Punktum! Damit ist Alles gesagt. —“

„Und wenn,“ fuhr der Taugenichts fort, „wenn ich Dir zum Schluß noch einige Notizen geben soll, so werden es folgende sein: Lips hat Wechsel, Obligationen, Hypotheken von mir in Händen — bei deren Erinnerung mir schon der Kopf schwindelt — und das Hirn in demselben siedet..... Der Satan weiß es, wie ich mich aus den schauderhaften Papieren herauswickle! Soviel jedoch ist gewiß: daß Meister Lips mich mit Haut und Haar in seiner Gewalt hat — und es kostet ihm nur ein Wort — so bringt er mich dahin, wo Heulen und Zähnklappern herrscht.“

Eine tiefe Pause entstand. —

„Aber,“ begann jetzt Leuben: „kannst Du denn hierbei nicht die Hilfe der Deinigen in Anspruch nehmen, Edmund? — Ich bin gewiß, Dein Vater, Deine Mutter würden Dich gerne aus dieser Verlegenheit ziehen — es bedarf vielleicht nur eines offenen und zugleich reumüthigen Bekenntnisses von Deiner Seite. — Du siehst, ich rede zu Dir als Freund.“

Es hatte leicht reden, dieses edle Herz. War es ihm doch hinlänglich bewußt, daß der General für seinen Sohn in diesem Falle nichts thun würde; ja, daß er, unterrichtet von dem wüsten, unvernünftigen und unehrenhaften Treiben des Letztern — vielleicht ganz und gar seine Hand von ihm abziehen, ihn verstoßen dürfte. Der Charakter und die Grundsätze des alten Herrn bürgten dafür.

Edmund begnügte sich daher auch, statt aller Antwort — laut und mit einem gräßlichen Tone aufzulachen; sodann barg er das Gesicht in beide Hände und blieb völlig stumm.

„Und Deine Schwester?“ fing Jener wieder an. „Sollte Cölestine, welche Dich doch so zärtlich liebt und zugleich von Deiner innigen Neigung zu ihr überzeugt ist — sollte sie Dich nicht retten können?... Freilich ist sie in diesem Augenblick noch nicht Herrin ihres Vermögens — und darf über das eigene eben so wenig, wie über jenes ihres Mannes verfügen. Gleichwohl scheint es, daß es ihr im Ganzen nicht schwer werden sollte.... mehrere tausend Gulden aufzutreiben....“

„Wo denn?“ fuhr der Jüngling dazwischen. „Etwa bei Meister Lips?“

„Nein doch! — aber — ich meine — — sie besitzt ja Kostbarkeiten, Juwelen — Schmuck — —“

Edmund stieß bei diesen Worten einen tiefen, erschütternden Seufzer, der aus dem innersten Grunde der Seele kam, aus. Seine Augen wurden feucht, und als er die folgenden Worte sprach, schluchzte er wie ein Knabe: „Ach, unglückliche Schwester! Arme Cölestine! Liebevolles, heiliges Herz — — — womit, womit hast Du dies Alles verdient! — — O! Ich bin ein Frevler, ein Nichtswürdiger, ein Verräther an Dir und Deiner Liebe! — Und ich verdiene nicht mehr in Dein mitleidvolles, zärtliches Auge zu blicken! — Ja, ja! Möge es sich mir auf ewig verschließen.... möge es Einem leuchten, der dessen würdiger ist, als ich... — O, ich Elender!“ schrie er im gewaltigen Schmerze auf: „ich verachte mich! ich speie mich an!“

Nach diesen Worten schien es, als bräche sein innerstes Wesen zusammen. Er lag bewegungslos, starr wie ein Leichnam da — — und hätte nicht das schwere Stöhnen, welches er von Zeit zu Zeit hören ließ, Kunde von seinem Leben gegeben — man würde ihn haben hinaustragen können zur Bestattung. — Daher gab er auch auf die Frage, welche Leuben zuletzt an ihn that: „Und Marsan — Dein Freund, der glänzende, großmüthige Marsan? — — Weshalb vertraust Du Dich nicht ihm an?“ — keine Antwort.

— — Wir hoffen, der Charakter Edmunds von Randow ist unsern Lesern bereits deutlich genug vor Augen gestellt. — Wie aus mehrfachen Scenen, in denen wir diesem jungen Menschen begegnet sind — erhellt, haben wir es hier mit einer, aus zweien, scheinbar widerstreitenden Hälften zusammengesetzten, Natur zu thun — diese Hälften jedoch, diese scheinbaren Gegensätze — sind nichts weiter, als die zwei Theile einer aus derselben Wurzel entsprießenden Pflanze — einer Blume, die Blüthen und zugleich scharfe Dornen trägt...

Wir wollen uns sogleich weitläuftiger über diese Sache auslassen und versuchen, ein Spiegelbild jener Menschengattung zu liefern — in welcher der Krankheitsstoff unserer Zeit am entschiedensten zum Durchbruch gekommen. —

Edmund war ein leichtsinniger, ein verschwenderischer, ein nichtsthuender junger Mensch, der jedoch in gewissen Fällen der wärmsten Hingebung, der edelmüthigsten Aufopferung — und einer bis zur reinsten Liebe gesteigerten Zuneigung fähig war. — Er an und für sich war wenig... durch Denjenigen, an welchen er sich anschloß, konnte er jedoch Alles werden. Er hatte von der Natur weiter nichts mitbekommen, als ein weiches Herz und einen heitern Sinn; diese Gabe aber ist äußerst gefährlich; ohne die richtige Pflege bildet sich durch sie ein Charakter heraus, der zuerst blos gut und schwach scheint — später jedoch leichtfertig und thöricht wird. Vermöge des Ersteren hing Edmund seinen Verwandten und darunter besonders seiner Schwester mit schwärmischer Liebe an — vermöge des Letztern schloß er schnell mit Jedermann — am schnellsten mit lustigen Brüdern Bekanntschaften und Bündnisse.

Welche Resultate für sein Leben, für seine persönlichen Verhältnisse hieraus erwuchsen, ließ sich voraussehen. Da es in der menschlichen Natur liegt, mit einem Gemüthe, wie das Edmunds, dem Bösen zugänglicher zu sein als dem Guten, so war auch nichts natürlicher, als daß bei ihm der Einfluß seiner Freunde jenen seiner Verwandten nicht nur überwog — sondern in progressivem Verhältniß langsam vernichtete, dermaßen, daß Edmund zum Beispiele im gegenwärtigen Zeitpunkte — Dank dem elenden Leuben — Althing — dem alten Wollheim und dem Würger Lips, der anfangs als Freund in der Noth galt, — Dank also diesen schlechten Freunden — in diesem Augenblick auf einem schauderhaften Gipfel des Elends und der geheimen Noth stand.

Daß es das Geld ist, welches im vorliegenden Falle wieder den nervus rerum vorstellt, läßt sich leicht errathen; wann sollte dieses fluchwürdige Princip nicht das herrschende gewesen sein — — mag man auch die Bücher der Weltgeschichte, von den grauen Zeiten des Alterthums bis auf die neuesten, durchblättern.... wo war es dies nicht stets? — Fürwahr, man ist versucht, dieses Princip für dasjenige zu nehmen — von welchem die Bücher der heiligen wie die der weltlichen Weisheit als von dem bösen sprechen. — —

Wir könnten hier eine lange Expectoration einschließen — wir könnten hier mit sanften Engelsstimmen sowohl wie mit dem Brüllen des Donners reden, um unserm Satz die rechte Verständlichkeit und Kraft zu verleihen; wir könnten tausend Mal fragen: „Wo ist das Gute, welches durch den Mammon gestiftet wurde?“ — ohne daß man uns hierauf auch nur eine einzige Antwort zu geben vermöchte; — — wir könnten hinwieder fragen: „Wo ist das Böse, das durch ihn angerichtet wurde?“ und auf der ganzen Erde würde jeder Punkt rufen: „Hier! hier! hier!“

— Doch zu solchen Experimenten ist hier weder Zeit noch Raum, und so kehren wir denn wieder zu den wesentlichen Theilen unserer Darstellung zurück.

Als wir Edmund zum ersten Male sahen, fanden wir im Aeußern einen jener lustigen, ausgelassenen, dabei gutmüthigen jungen Kavaliere, an welchen in großen Städten eben kein Mangel ist. Wir hatten jedoch zu jener Zeit uns noch nicht näher um ihn bekümmert... wir hatten noch nicht nach seinen inneren Zuständen geforscht und so konnten wir leicht über ihn lachen; wir hatten noch keine Ursache, uns wegen seiner zu betrüben — denn ein Mensch kann lustig, ausgelassen und bei dem Allen doch sehr glücklich sein. Als uns Edmunds schönes Verhältniß zu Cölestine, als uns einige der edleren Eigenschaften seines Herzens bekannt wurden — mußten wir sogar für ihn eingenommen werden. — — Aber nur zu bald enthüllten sich unserem Blick alle jene düstern Einzelheiten dieses Wesens und Lebens, welche nicht mehr geeignet sind zu belustigen, sondern wodurch unsere bisherige Theilnahme dem Schreck, ja dem Ekel wich. — Wir sahen Edmund nicht mehr blos aus Leichtsinn und Unüberlegtheit sich thörichten Neigungen hingeben — sondern mit schamlosem Bewußtsein; — ja wir erblickten ihn zuletzt sogar in den Armen der nichtswürdigsten Laster.... und bald, bald werden wir mit Entsetzen vor ihm fliehen. —

Dahin jedoch mußte die Consequenz eines Treibens, wie das seinige war, ihn führen, und dahin wird Jeder kommen, der, gleich ihm, auf die Sirenentöne jener Leute hört, die sich uns im gewöhnlichen Leben häufig als unsere „besten Freunde“ bezeichnen. — Wenn wir die Liste der Kameraden Edmunds durchgehen — welche Subjecte finden wir da! Alle Sorten der Thorheit und des Lasters — von der niedrigsten Stufe bis zur schwindelndsten Höhe. Zuerst den im Ganzen unschädlichsten alten Gecken Althing, an dessen Seite er zuerst die traurige Süßigkeit des Müßiggangs und die lügnerische der Galanterie kennen lernte; sodann den albernen Jäger und Säufer Wollheim — mit dessen Hilfe er schon um einige Stufen höher stieg. — Diese zwei Leute beglückten ihn durch jahrelangen Umgang und nannten ihn in allem Ernste ihren „Schüler“, sowie er dieselben lange Zeit hindurch als seine „Meister“ anerkannte. Später sodann machte er die Bekanntschaft des Chevaliers — und diese wirkte eben wegen ihrer direkten Entgegengesetztheit am verderblichsten unter allen bisherigen auf ihn; denn durch dieselbe plötzlich in eine Sphäre gerissen, worin er sich noch niemals befunden — gerieth er in abscheuliche Verlegenheiten — denen er nur dadurch entkam, daß er seine Zuflucht zu dem allesvermögenden Götzen des Geldes nahm — ein Götze, welcher den jungen wüsten Verschwender rasch in die Klauen seines Priesters: des Meister Lips führte...

Zu Allem diesen kam noch, gleichsam als Krone des Werkes — die Verbindung mit Leuben, welche dieser seit Kurzem absichtlich und dringend suchte und auch sehr leicht gefunden hatte. — Leuben, früher ein gewöhnlicher Mensch und ein verliebter Wahnsinniger, trat ihm jetzt als der ausgemachteste Roué entgegen und führte ihn in noch tiefere und stinkendere Kloaken des Lebens — als in welchen der Thor Edmund bisher gewatet hatte.

— — So standen die Sachen und nun antworte man uns: ist hier nicht ein ursprünglich zu Gutem bestimmtes Gemüth, eine an sich reine und edle Natur untergegangen? Doch — so mächtig ist der Keim des Göttlichen in uns, daß er, und wäre er auch nur so groß wie ein Samenkorn, die hundertfachen Schichten des Lasters und des Bösen, von denen er eingeschlossen wird, und die ihn gerne ersticken möchten, dennoch durchdringt — um über ihnen, wenn auch nur auf Augenblicke zu leuchten.... den blinden Thoren sehen zu machen.

— Die gefürchtete Stunde nahte heran; je näher sie kam, je heftiger zitterte das Herz in dem Leibe des Elenden. Leuben hatte ihn verlassen .... er wollte nur kurze Zeit wegbleiben, um seinen Anzug in Ordnung zu bringen, dann wollte er, wie er sagte, wieder kommen, und aus freiem Antriebe seinen „unglücklichen lieben Freund Edmund“ mit einem Darlehen — gegen die Wuth des Meister Lips schützen. Das hatte er ihm gelobt. — Was er jedoch that, bestand in Folgendem: er verfügte sich von hier zuerst zu dem andern „lieben Freunde“ Theobald Wurmholzer, sodann — denn die Verbindungen, welche er seit einiger Zeit angeknüpft hatte, reichten weit — zu seinem dritten „lieben Freunde“ dem Meister Sophronias Lips