Für Melissa und Vincent – immer und immer wieder!
Inhalt
STECKBRIEF: ............................................................. 8
Gruseltypen und Superstars ....................................... 11
Die genialste Idee aller Zeiten .................................... 36
Für alles eine Lösung ...................................................... 48
Die Sache mit dem Erkennen ..................................... 68
Die Rückwärtsbotschaft .............................................. 78
Wir sind online! ............................................................. 95
Ich bin ein Genie ......................................................... 114
Der Party-Countdown läuft ....................................... 136
Das perfekte Geschenk ............................................ 150
Die Masken-Enthüllung .............................................. 164
Danke, Miss Cherry! .................................................. 180
STECKBRIEF:
NAME:
Collin Duhm – leider sagen
die meisten Dumm. Dieser blöde Nach-
name ist ein No-Go und macht mich echt
fertig. Wenn jemand weiß, wie ich ihn los-
werden kann, bitte melden!
ALTER:
20 ... 18 ... 15 ... 13 ... –
hey Leute, wen interes-
siert schon das Alter? Schaut mich doch lieber an! Ich
sehe auf jeden Fall besser aus als mein schlimmster
Feind Wilhelm von Rosenberg.
FAMILIE:
Mama und Papa – meistens
ganz okay, bis auf den unnötigen Teil mit
den Regeln und Verboten.
Meine kleine Schwester Alexa -
süß, aber auch nervig, weil sie
auf Kommando heulen kann.
8
NOCH MEHR FAMILIE:
Oma Irmgard – will modern
und cool sein und auf keinen Fall Oma genannt werden.
Meinen Vorschlag
MC Hammer Inge
findet sie aber
auch nicht gut.
BESTER FREUND:
Jo-Jo -
mein Kumpel, der immer zu mir
steht und mir hilft, also der Allerbeste!
Nur leider nicht in der Schule, da sind
wir beide gleich schlecht.
MÖGLICHE FREUNDIN IN DER ZUKUNFT:
Kim
Marie Meier – nett und hübsch und in meiner Klasse. Beachtet
mich leider überhaupt nicht. Das muss ich unbedingt ändern.
HOBBYS:
Fußball, Computer, Actionfilme und
Musik machen – ich will eine Band gründen.
Einen Namen hab ich schon dafür: „Ear Pain“,
dann kann sich keiner beklagen, wenn wir
schlecht spielen – in Deutschland oder wenn wir
auf Welttournee gehen.
FEINDE:
1. Graf Dracula, mein Klassenkame-
rad. Siehe oben – offiziell heißt er Wilhelm
von Rosenberg und ist der Lehrerliebling.
2. Justus – schleimt sich bei Wilhelm ein
und ist angeblich sein bester Freund.
ZIEL NUMMER
:
Bei allen beliebt sein, besonders
bei den Mädchen. Ohne Mädchen wäre auch die Schule echt
langweilig.
Danke an alle Eltern, die Mädchen gemacht haben!
ZIEL NUMMER ZWEI UND DREI:
Ein guter
Schüler sein, ohne lernen zu müssen – eines Tages entwickle
ich eine App dafür.
Einen Affen oder eine Ziege als Haustier – dafür würde ich
auch meine Schwester eintauschen.
10
Kapitel 1.
Gruseltypen und
Superstars
Tatort:
Schulturnhalle, Städtisches Schul-
zentrum
Gefährdete Objekte:
Schüler
Angeklagte:
von Rosenberg, Wilhelm
(auch Graf Dracula genannt)
Grimm, Justus
(einfach Justus genannt)
Angestiftet von:
(eventuell unbeabsichtigt, müsste
aber noch nachgewiesen werden)
11
Sportlehrerin Langenmeier-Geweke, Frau
(keine Ahnung, wie sie mit Vornamen heißt)
Tat/Verbrechen:
Wahl der Teams im Sportunterricht
Demütigung/Mobbing/grausame Behandlung
Vertreter der Anklage:
Duhm, Collin
(also ich – ja, der Nachname ist
beknackt, ich kann es nicht mehr
hören!)
Augenzeugen:
Gesamte Klasse
bis auf Fischer,
Johannes
(auch Jo-Jo genannt),
da dieser ohne seine Brille nichts sieht und an diesem Tag
dummerweise nur die Taucherbrille dabeihatte.
Gefordertes Urteil:
mindestens sofortiger Schulverweis
12
(für die Angeklagten),
mindestens Tadel
(für die Anstifterin)
Gewünschtes Urteil:
absolutes Redeverbot auf Lebenszeit mit:
Meier, Kim Marie
für:
von Rosenberg, Wilhelm
Erwartetes Urteil:
Nachsitzen für alle
(da es vermutlich blöderweise gar nicht erst zum Verfahren
kommen wird – wo kann man sich über diese Ungerechtigkeit
beschweren? Bundesverfassungsgericht?
Bundeskanzleramt? Bundesirgendwas?)
Da stehen wir wieder, wie jede Woche.
Alle schön in einer Reihe.
In Sportklamotten.
In der Turnhalle.
13
DER BLANKE HORROR!
HILFE!
Wilhelm und Justus stehen uns gegenüber, klatschen sich ab
und verziehen gleichzeitig ihr Gesicht zu einem Horror-Quäler-
Lächeln. Sie sind plötzlich keine Mitschüler mehr, sondern ganz
klar Graf Dracula und sein Bediensteter.
VAMPIRE, BLUTSAUGER, MENSCHENQUÄLER!
DIE WISSEN GENAU, WAS SIE TUN!
Unsere Sportlehrerin hat ihnen gerade die
totale Macht verliehen – Wilhelm und
Justus haben das Teufelswerkzeug in
ihrer Hand:
SIE DÜRFEN UNS HEUTE
GANZ LEGAL QUÄLEN!
JAWOHL, QUÄLEN!!!
MIT OFFIZIELLER
ERLAUBNIS DER
SCHULE!
14
OB DAS UNTER SCHWERES
VERBRECHEN FÄLLT?
DANN KÖNNTE ICH DIE
POLIZEI EINSCHALTEN!
„Wilhelm und Justus, wir wollen gleich Handball spielen. Ihr
seid die Team-Kapitäne und dürft abwechselnd die
Mann-
schaften
zusammenstellen“, sagte Frau Langenmeier-
Geweke vor genau zwei Minuten.
EINE UNVERSCHÄMTHEIT IST DAS!
JEDER WEISS SCHLIESSLICH, DASS
DIESES AUSWÄHLEN
DER TOTALE
HORROR IM SPORTUNTERRICHT
IST - UND ZWAR ZU ALLEN ZEITEN
UND IN JEDER SCHULE AUF
DIESEM PLANETEN!
„Beim nächsten Mal ist Tanzen dran, aber
heute wird
HANDBALL
gespielt“,
fügte die Lehrerin noch hinzu.
15
TANZEN???!!!
WAS DENN? WIE DENN?
MIT WEM DENN?
NEIN!!!
AUF KEINEN FALL!!!
Wir Jungs schauen uns alle entsetzt an, selbst Justus vergeht
für einen Moment das diabolische Grinsen.
Die Mädchen dagegen jubeln. „
Yes!
Tanzen! Wie cool!“
Damit ist aber auch klar, dass die echten Qualen im Sport-
unterricht gerade erst beginnen.
UND JETZT AUCH NOCH AUSGERECHNET
DIE BEIDEN ALS KAPITÄNE!
Wilhelm, der Möchtegernking
und Justus, sein Handlanger.
16
Wilhelm von Rosenberg ist so
ziemlich der unsympathischste
Junge, den man sich vorstellen kann.
Einer, der alles hat, alles kann und dem alles
zufliegt. Hier mal nur ein paar Beispiele:
- Er hat einen Nachnamen, der mit
„von“ beginnt, und ist, wie man hört,
ein Graf (siehe Dracula).
- Die Lehrer stehen auf ihn, weil
er in ihren Augen der perfekte Schüler
ist (wie kann es sein, dass er noch nie
die Hausaufgaben vergessen hat?).
- Er gewinnt ständig irgendwelche
Tennispokale und steht andauernd mit
seinem fiesen Siegergrinsen in der Zeitung (Würg-Kotz-Brech!).
- Er spielt mehrere klassische
und typische Orchester-Instru-
mente (ich dagegen quäle nur mein
Klavier, wenn es sein muss, und
spiele sonst lieber richtig
E-Gitarre oder Schlagzeug.
Und FIFA an der Playstation).
17
- Er trägt nur Markenklamotten, bevorzugt weiße
oder blaue Hemden (wer bitte geht in einem Hemd
zur Schule, außer, er ist der Schulrektor?)
sowie auch mal einen Schal (auch wenn es
warm ist!!!).
- Er wohnt in einem Riesenhaus, angeblich mit Pool, Tennis-
platz sowie angrenzendem Park, und seine Eltern fahren vier
verschiedene Autos.
Mit einem davon, nämlich dem roten Porsche Cabrio,
bringt ihn seine Mutter immer bis auf den Schulhof,
und zwar genau um eine Minute vor acht Uhr.
Zu allem Überfluss sieht er auch noch nicht
schlecht aus. Ich persönlich kann zwar nichts an
ihm finden, aber da die Mädchen ständig um ihn
herum sind, muss an dem Typen ja irgendetwas dran sein.
Jetzt schauen sie ihn schon wieder alle bewundernd an und
als Wilhelm das merkt, muss er natürlich eine überflüs-
sige Bemerkung loswerden: „Tanzen ist doch okay. Walzer
wollte ich schon immer mal lernen, den braucht man
später noch, zum Beispiel bei seiner Hochzeit.“
BEI SEINER HOCHZEIT???
JUNGE, WAS GEHT BEI DEM???
MEINT DER DAS ERNST???
Der Typ denkt jetzt schon an
seine Hochzeit???
Justus fühlt sich natürlich verpflichtet,
jetzt auch etwas zu dem Thema beizusteuern: „Genau, bei
seiner Hochzeit. Walzer ist gut. Oder Ramba-Zamba. Das ist
doch auch angesagt.“
Die Mädchen kichern und wir Jungs
verstehen nur Bahnhof.
„Ähm …“, Frau Langenmeier-Geweke
überlegt kurz, „du meinst sicher Rumba, den
lateinamerikanischen Tanz, oder Zumba, den Fitnesstrend?“
„Jap!“ Justus nickt eifrig. „Rumba-Zumba.“
Jede Wette, der weiß gar nicht,
wovon er spricht! Justus ahmt
prinzipiell Wilhelm in allem
nach und blickt immer bewun-
dernd zu ihm auf – auch wenn er
selbst behauptet, dessen bester
19
Freund zu sein. Nachmacher
trifft es aber eher.
„Dann fang ich mal an …“,
leider sieht Frau Langenmeier-Geweke nicht, wie Wilhelm
unsere ganze Klasse diabolisch angrinst. Justus schaut ihn an
und grinst natürlich direkt auch.
MIR LÄUFT ES EISKALT DEN
RÜCKEN HERUNTER!
„Ich könnte wetten, dass Wilhelm in
einem Sarg schläft und nicht in einem
Bett, der ist mir richtig unheimlich“,
flüstere ich meinem Kumpel Jo-Jo zu. Jo-Jo heißt eigentlich
Johannes und ich kenne ihn schon seit der Grundschule.
„Wären wir zu seiner perfekten
Party eingeladen, könnten wir es
herausfinden“, antwortet mein
bester Freund und verzieht das
Gesicht. „Sind wir aber nicht.“
Ach ja.
DIE
Party.
Seit Tagen redet die halbe Klasse von
DER
Party. Wilhelm wird
13
und
macht ein Geburtstagsfest in seinem
Vampirschloss. Jo-Jo und ich wurden
dazu nicht eingeladen. Ich habe damit
gerechnet, weil man zu Partys nur
seine Freunde einlädt, aber es ärgert
mich gleichzeitig, weil es die perfekte Ge-
legenheit wäre, allen zu zeigen, dass ich
viel cooler als Willi bin.
„Ist doch egal“, ich tue dennoch so, als
ob es mich nicht jucken würde, „dann brau-
chen wir keine Angst zu haben, von Vampiren
gebissen zu werden. Ich schwöre, der ist nicht von dieser Welt
und bestimmt schon dreitausend Jahre alt und nicht angeblich
erst dreizehn! Guck dir an, wie weiß der ist!“
Jo-Jo verzieht das Gesicht. „Als du ihm mal Knoblauch auf
den Tisch gelegt hast, ist doch nichts passiert. Außerdem
ist Wilhelm blond und Blonde sind meistens hellhäutig.“
21
„Verteidige ihn nicht.
Fakt ist, dass er blöd ist.“
Mein bester Freund zuckt mit den Schultern.
„Stimmt, aber alle anderen mögen ihn leider, vor
allem die Lehrer. Langweiliger Lehrerliebling.“
„Weil sie nicht wissen, wie er wirklich tickt. Sein wahres
Gesicht als Angeber, Streber und Blödmann zeigt er nur uns.“
Ich kann nicht kapieren, dass Jo-Jo
und ich die Einzigen sind, die sich
von Wilhelms protzigem Getue
nicht beeindrucken lassen.
Seit wir in einer Klasse sind, lässt Wilhelm keine Gelegen-
heit aus, mich irgendwie zu ärgern.
Mein Blick streift die Mädels aus un-
serer Klasse und ich könnte sie alle auf
der Stelle anschreien, denn sie hängen
natürlich wie immer an Wilhelms Lippen.
Leider auch Kim, die ich sonst für
ziemlich cool halte …
„Die Mädchen wollen alle zum
Möchtegernking ins Team“, murmele
ich. „Was die bloß an dem finden?“
22
„Na ja, er sieht gut aus, ist ein guter
Schüler, wohnt in einer Villa …“, fängt
Jo-Jo an aufzuzählen und ich stoße
ihm leicht den Arm in die Rippen.
„Aua!“
„Ich wollte keine Hymne hören und du sollst auch keinen
Fanclub gründen. Wir sind genauso Superstars wie er! Oder
sogar noch größere Superstars.
Cool und abgefahren.“
Jo-Jo sieht mich zweifelnd an. „Ey,
Collin, in Mathe zum Beispiel sind wir
nicht halb so gut wie er. Schlechte
Schüler. Miese Mathematiker.“
Das stimmt natürlich. „Wen juckt schon Mathe? Dafür
sehen wir besser aus als Graf Dracula Wilhelm.“
„Findest du? Wir sind beide nicht blond.“ Jo-Jo fährt sich
mit der Hand durchs Haar, das er neuerdings total kurz trägt.
„Die Mädchen stehen auf blonde
Strähnchen, sagt meine Schwester.
Die sind gerade ziemlich angesagt.
Wollen wir uns auch welche machen?
Wie manche Fußballer!“
23
Ob das die Mädchen wirklich gut finden?
Auch Kim?
„Sieht das denn gut aus? Meine braunen
Haare mit blonden Strähnchen?“
Ich stocke, denn ich fühle,
wie mich Wilhelm mit einem
bösen Blick fixiert. Jede Wette, dass ich der
Letzte sein werde, den er wählt!
„Collin, wir sind heute die Opfer, die zum Schluss drankom-
men“, zischt Jo-Jo mir zu.
JA, DAS GLAUBE ICH AUCH.
VOR DEN ANDEREN AUS DER KLASSE
IST ES SCHON SCHLIMM GENUG.
ABER ICH WILL NICHT, DASS AUCH
KIM NEGATIV ÜBER MICH DENKT.
SIE IST NÄMLICH …
„Als Erstes wähle ich Kim“, sagt Wilhelm breit lächelnd und
ich erstarre. Meine Gedanken überschlagen sich und in
meiner Brust fühle ich plötzlich einen komischen Stich.
24
WAS IST DAS?
HABE ICH ETWA EINEN
HERZINFARKT?
WAS SIND DA NOCH MAL DIE
TYPISCHEN SYMPTOME?
HABEN SICH NICHT NEULICH
MEINE ELTERN DARÜBER
UNTERHALTEN?
Ich überlege, ob schon Dreizehnjährige einen Herzinfarkt
bekommen können.
Meine Eltern darf ich nur in
einem Notfall anrufen und ich
weiß nicht, ob das jetzt hier
schon einer ist. Sie sind
nämlich Ärzte, Papa ist
Hausarzt und Mama Chirurgin,
was so ziemlich das Schlimmste ist,
was einem widerfahren kann. Nie kann
ich vor der Schule so tun, als ob ich
krank sei, denn sie durchschauen jeden
Versuch.
Ich beschließe, meine Symptome erst mal
weiter zu beobachten, während ich Kim zusehe,
wie sie auf Wilhelm zugeht, ja fast zu ihm
hinschwebt und ihn dabei anstrahlt, als ob er
der Weihnachtsmann persönlich sei.
WARUM LACHT DIE DEN SO AN?
TOTALE VERSCHWENDUNG!
STEHT DIE ETWA AUF DEN SCHLEIMER?!
DAS GEHT ABER GAR NICHT!
Kim Marie Meier ist nicht nur total hübsch, sondern auch
noch cool und ziemlich klug. Sie hat rotbraune lange Haare, die
sie offen und glatt trägt. Leider beachtet sie mich überhaupt
nicht, ist meistens von anderen Mädchen
umgeben, und ich habe noch nie mehr
als zwei Wörter mit ihr gewechselt.
Diese Wörter heißen übrigens
„Hallo“ und „Tschüss“.
Ziemlich armselig dafür,
dass wir in einer Klasse
sind, ich weiß.
26
Dass ich Kim mag, würde ich aber
niemals laut sagen, das weiß nur Jo-Jo,
und der hat auch keine Ahnung, wie ich es
anstellen sollte, mit ihr zu sprechen oder
gar etwas mit ihr zu unternehmen.
Ich wette, dass Wilhelm da überhaupt
keine Probleme hätte.
MOMENT MAL!