Für Vincent, Melissa und Adrian – und für alle „Hugo“-Fans!
Inhalt
STECKBRIEF
...................................................................... 10
Die große Neuigkeit
........................................................ 14
Ich bin der Maestro
....................................................... 34
Granny ist die Beste
....................................................... 55
Geniale Tricks für die Schule
...................................... 78
Der Rektor-Flüsterer
..................................................... 97
Das Chaos-Casting
......................................................... 117
Die Sache mit dem Singen
........................................... 138
Musizieren mit Freunden
.............................................. 157
Jetzt gibt’s kein Zurück
................................................ 172
STECKBRIEF
NAME:
Collin Duhm. Ja, der Nachname
ist immer noch ein No-Go, aber dafür
habe ich ein Mega-Gehirn! Es hat meine
„Universelle Universität für ultimative
Unterhaltung“ erfunden. Ha!
ALTER:
Warum wollen alle immer
das Alter wissen? Ich bin zwischen
zwölf und vierzehn – reicht das nicht
als Info? Mein Gehirn ist vermutlich
so gut wie das von Einstein.
FAMILIE:
Mama (kommt ur-
sprünglich aus England), Papa (kommt
meistens aus seiner Arztpraxis),
meine kleine Schwester Alexa (kommt
immer zum falschen Zeitpunkt rein)
10
NOCH MEHR FAMILIE:
Oma Irm-
gard (Hobby-Köchin und Hobby-DJ). Es gibt
auch noch englische Großeltern, Annie und
Harry, aber die leben in London.
Leider sind sie nicht mit Prinz
Charles verwandt.
BESTER FREUND:
Jo-Jo. Ohne ihn
wäre mein Leben nur halb so funny. Er
ist außerdem mein Klassenkamerad,
mein Kameramann und der zweite Chef
unseres Kanals. Ich bin der erste.
HOBBYS:
Dinge ausprobieren, Clips drehen, Fußball spielen,
machen, Trampolin springen und vor allem geniale
Ideen entwickeln, wie man die Lehrer dazu bringt, einem gute
Noten zu geben.
11
MEIN GEHEIMNIS:
Ich habe seit
Kurzem einen eigenen Kanal auf
YouTube (heimlich!), wo ich sozusagen
Überlebenstipps für die Schule und den
Alltag gebe. Mit vielen Abonnenten!
MEIN KANAL:
Heißt CMC – Ihr
müsst es englisch „Si-Em-Si“ ausspre-
chen, denn es steht für „Chill-mal-Chan-
nel“. Chillen, lachen und gleichzeitig was
lernen – so müsste auch die Schule sein!
GEHEIMNIS NUMMER ZWEI:
Damit mich niemand
erkennt, trage ich beim Dreh eine Puma-Maske und Jo-Jo
verzerrt meine Stimme. Zur Lachnummer der Klasse will ich
nämlich nicht werden!
MEIN ZIEL:
Berühmt werden und viel
Geld verdienen. Außerdem in der Schule
endlich besser zu sein als Lehrerliebling
Graf Wilhelm von Rosenberg, auch
Graf Dracula genannt.
ZIEL NUMMER ZWEI:
Kim
Marie Meier klarmachen, dass ich der
netteste und coolste Junge weit und breit
bin. Falls ich sie eines Tages heirate,
dann will ich ihren Namen annehmen.
Meier ist eindeutig besser als Duhm.
ZIEL NUMMER DREI:
Ein besseres Zeugnis als das
davor bekommen. Leider ist lernen echt langweilig. Daher
suche ich nach einer anderen Methode. Kennt jemand eine
App, die Wissen im Schlaf vermittelt???
KAPITEL 1.
Die große
Neuigkeit
„Guten Morrrgen, buenos días, sdrrrastwujtje,
good morrrning! Herrrschaften! Ich habe
heute eine sehrrr gute Laune! Es ist ein
wunderrrschöner Tag, um Musik zu
machen! Und es gibt Neuigkeiten!“
Unser Musiklehrer Herr Wasilij
kommt fünf Minuten zu spät und
stellt seine große Ledertasche mitten auf sein Lehrerpult.
„Wirrr haben Grrroßes vorrr uns! Grrroße Pläne!
verrrbindet die Welt!“
Unsere Klasse hört ihm nicht wirklich
zu, denn Herr Wasilij ist dafür
bekannt, Dinge überschwänglich
anzukündigen, und dann entpuppen
sie sich als völlig daneben.
Im letzten Halbjahr sprach er zum
Beispiel von einer „superrrtollen
Aufgabe, berrreicherrrnd fürrr alle,
denn
verrrbindet alle!“
Und was war es am Ende?
EIN MUSIK-TEST.
EIN TEST!!!
DAS MUSS MAN SICH MAL VORSTELLEN!!!
EIN MUSIK-TEST SOLL EINE BEREICHERNDE
AUFGABE FÜR UNS SCHÜLER SEIN!!!
AUF SO EINE IDEE KONNTE AUCH
NUR EIN LEHRER KOMMEN ...
Die Vier plus, die ich gerade noch geschafft
hatte, bereicherte weder meine Zeugnisnote
noch die Laune meiner Eltern, denen mein
letztes Zeugnis ohnehin nicht besonders
gefiel.
Beim nächsten „Superrr-Ding“ von Herrn Wasilij
wartete ein Referat auf die Freiwilligen unter uns und
laut unseres Lehrers war es „ein Hauptgewinn“.
JA, EIN REFERAT ALS HAUPTGEWINN!
KEIN SCHERZ!
Ich schätze, Herr Wasilij führt ein
ziemlich langweiliges Leben und hat
vermutlich noch nie etwas ge-
wonnen, sonst hätte er so einen
Schwachsinn nicht behauptet.
„Herr Wasilij, was ist das
für eine große Aufgabe?“
DAS WAR JA WOHL KLAR ...
GRAF DRACULA VON ROSENBERG MUSS
NATÜRLICH ALS EINZIGER NACHFRAGEN!
SCHLEIM!
SCHLEIM!
SCHLEIM!
Mein Klassenkamerad Wilhelm von
Rosenberg, leider der Klassenbeste,
sieht Herrn Wasilij fragend an.
Wir zwei sind uns nicht besonders
ähnlich.
Und nicht besonders sympathisch.
Das hat nichts damit zu tun, dass er ein
echter Graf
ist und immer leicht angeberisch wirkt.
Das ist mir ziemlich egal. Und es hat
auch nichts damit zu tun, dass er
mich ab und zu ärgert, denn da
kann ich ganz gut mithalten.
Aber wir sind einfach nicht auf
einer Wellenlänge, wie es meine
Oma Irmgard ausdrücken würde.
PUNKT.
Das ist so, da kann man nichts machen.
Manche Leute liegen einem nicht.
THAT’S LIFE
– wie
meine englische Großmutter
Annie sagen würde.
SORRY.
Die einzige Gemeinsamkeit, die wir haben, ist der Konkur-
renzkampf um unsere Klassenkameradin Kim, die wir wohl
beide
megacool
finden. Ich habe aber noch nicht herausge-
funden, wie ich ihr klarmachen kann, dass ich definitiv cooler
bin als Graf Wilhelm. Denn obwohl sie mittlerweile viel mehr
mit mir quatscht als früher, redet sie leider auch mit Wilhelm.
WAS FINDET SIE BLOSS AN DEM TYPEN???
DA BIN ICH NOT AMUSED.
18
„Wie der sich wieder einschleimt!“,
murmele ich meinem besten Freund Jo-Jo
zu. „Graf Dracula Wilhelm will natürlich
eifrig einen Test schreiben. Und dazu noch
mindestens ein Referat machen.“
Jo-Jo grinst. „Genau. Und das Klassenbuch führen. Und die
Noten aller Kompott ... Komposti ...“
„Komponisten?“
„Genau ... Kompanie ... Dingsda ... abschreiben, fotokopieren
und in bunten Farben ausmalen.“
Jetzt komme auch ich in Fahrt.
„Die Kreidestücke von klein nach groß
ordnen, den Schulgarten umgraben, die
Hemdknöpfe aller Lehrer zählen, die
Schultoiletten fliesen und sämtliche Akten
im Sekretariat kopieren.“
Wir bekommen einen richtigen
Lach-Flash!
Herr Wasilij zieht die Augenbrauen hoch und deutet mit dem
Zeigefinger auf mich. „Collin, bitte. Wiederrrhole bitte vorrr
derrr ganzen Klasse. Warrrum lacht ihrrr? In meinem Unterr-
richt gibt es keine Geheimnisse. Was
hast du gerrrade gesagt? Laut bitte!“
MIST.
LAUT WIEDERHOLEN?
DAS MIT DER KREIDE, DEM SCHULKLO UND SO?
NO WAY!
Ich will schließlich unseren Musiklehrer
dazu bringen, mir in diesem Halbjahr
eine Zwei auf dem Zeugnis zu geben, um
meinen Gesamtdurchschnitt zu heben.
Außerdem ist Herr Wasilij mit Frau Mross-Wasilij verheira-
tet und die ist meine Deutschlehrerin. Wenn ich bei ihm einen
guten Eindruck
mache, dann wirkt
sich das vielleicht auch auf ihre Meinung
über mich aus - und auf meine Deutschnote.
UND JETZT ERWISCHT
ER MICH EISKALT!
WIESO PASSIERT DAS IMMER MIR?
ALLE QUATSCHEN, ALLE KICHERN
UND ICH WERDE ERWISCHT!
DIE SCHULE IST DOCH MANCHMAL
EIN GRUSELIGES HORROR-HAUS,
DA FÜHRT KEIN WEG DRAN VORBEI!
Ich nehme mir vor, gleich heute
Nachmittag auf meinem
YouTube-
Kanal
das Lehrer-Schüler-Verhältnis
zum Thema zu machen.
NOTIZ AN MEIN HIRN:
THEMA FÜR MEINEN
CMC-KANAL:
„GIBT ES DA DRAUSSEN JEMANDEN,
DER ALLES AN DER SCHULE TOLL
FINDET, JEDEN LEHRER MAG UND VOR
ALLEM JEDES FACH?“
21
Es ist noch nicht so lange her, da habe ich mich dazu
entschlossen, anderen Kids Tipps fürs Überleben im
Alltag zu geben. Auf
YouTube
natürlich! Und ohne
erkannt zu werden! Das wäre ja sonst
megapeinlich!
Jo-Jo hat mir dabei geholfen, meinen
CMC-
Kanal
einzurichten. Ich habe schon über 1000 Abon-
nenten, aber niemand weiß, dass ich ich bin, denn ich
trage eine Puma-Maske.
Hi hi hi!
Clever, oder?
„Nun? Collin? Wirrr warrrten!“
MIST.
HERR WASILIJ HAT MICH
LEIDER NICHT VERGESSEN.
„Was hast du zu Johannes gesagt?“
„Ich ... ich wollte ...“, stammele ich und
dann fällt mir das mit den Komponisten
wieder ein. Etwas
mit
, das
dürfte meinem Lehrer gefallen.
„Wir haben gerade ein Fach-Gespräch über
Komponisten geführt und fanden das Wort ...
kompliziert und lustig.“
ES WIRKT.
Herr Wasilij entspannt sich sichtlich.
„Oh? Ah! Ich weiß zwarrr nicht, was darrran
komplizierrrt oderrr lustig ist, aberrr sehrrr schön, dass ihrrr
überrr Fach-Themen rrredet. Dann kannst du mirrr sicherrr
auch ein paarrr bedeutende deutsche
Komponisten nennen?“ Unser Musik-
lehrer sieht mich erwartungsvoll an.
„Mündliche Mitarrrbeit ist immerrr
gut, nicht wahrrr, Collin?“
AUF JEDEN FALL!
JETZT HEISST ES, PUNKTE MACHEN
FÜR DIE ZWEI AUF DEM ZEUGNIS!
ICH KANN MIT MEINEM WISSEN GLÄNZEN!
VIELLEICHT SCHAFFE ICH SOGAR EINE EINS?
LET’S GO!
„Mark Forster, Max Giesinger, Andreas Bourani ...“, fange ich
mit dem Aufzählen an, aber Herr Wasilij hebt die Hand und
unterbricht mich sichtbar irritiert.
„Marrrk ... Andrrreas werrr? Diese
Komponisten kenne ich nicht. Leben
die noch?“
WAS IST DENN DAS FÜR EINE FRAGE???
WIE TICKT DER DENN???
Andererseits wundert es mich gar nicht, dass unser Musik-
lehrer auf einem
anderen Planeten
beheimatet ist, denn
er ist ja schon älter.
„Klar. Heutzutage nennt man sie auch
eher Songwriter“, sage ich langsam.
„Komponisten ist ein ko-
misches und altes Wort.“
24
„In der Klassik ist das ein ganz norrr-
malerrr Begrrriff. Sie müssen ja
nicht mehrrr unterrr uns weilen,
aberrr durrrch ihrrre wunderrrbarrre
leben sie fürrr
immerrr ...“ Sein Blick schweift in Richtung Fenster.
„Also wollen Sie die Namen von Toten
hören, oder was?“
Die Klasse lacht. Unser Lehrer
räuspert sich.
„Bitte, so kann man das vielleicht nicht ausdrrrücken, aberrr
ja, die Klassikerrr, bitte. Kannst du ein paarrr aufzählen, Collin?“
Ich stocke.
DIE KLASSIKER.
Mit Mark Forster brauche ich dem also nicht zu kommen.
Schade.
„Mozart-Kugeln!“, flüstert Jo-Jo.
„Ein Hund namens Beethoven!“
25
Ja, ja, ist klar.
Ich weiß schon, was er meint.
Im Unterricht geht es meist um Leute, die
nicht mehr leben. Auch bei den Deutsch-Lek-
türen, da sind die ganzen
Schriftsteller
oder Dichter
oft auch schon lange tot.
Wer denkt sich diesen Lehrplan aus? Arbeitet das
Schulministerium
mit einem
Beerdigungsinstitut
zu-
sammen, oder was?
NOTIZ AN MEIN HIRN:
THEMA FÜR MEINEN
CMC-KANAL:
„NEUE TOTE FÜR DEN SCHULUNTERRICHT
VORSCHLAGEN.“
ODER BESSER:
„LEBENDIGE LEUTE, DIE
INTERESSANTE SACHEN MACHEN.“
26
„Kleiner Fluss!“ Jo-Jo versteht mein
Schweigen offenbar falsch und versucht,
mir
weiterzuhelfen.
Was?
Wieso sagt er „kleiner Fluss“?
Ich blinzele kurz.
Ach so. Klar.
Kleiner Fluss – Bach. Auch ein Komponist.
Ich grinse und muss direkt an das
Viertel denken, wo wir wohnen.
„Mozartstraße, Bachstraße, Beet-
hovenstraße, Schubertstraße,
Brahmsstraße, Buchenstraße ...“, fange ich an aufzuzählen.
„Lauter Komponisten mit eigenen Straßen. Aber wer war
eigentlich der Herr Buche? Was hat er komponiert? Nie
gehört den Namen.“ Ich mache ein ganz unschuldiges Gesicht.
Diesen Witz musste ich jetzt bringen. Ein wenig Schwung im
Unterricht kann nicht schaden, außerdem will ich wieder Kim
zum Lachen bringen, damit sie nicht vergisst, dass ich der
witzigste Junge der Klasse bin.
ES FUNKTIONIERT.
SIE LACHT.
DIE ANDEREN AUCH.
YEAH.
Nur Wilhelm von Rosenberg macht
ein Geräusch, das sich so ähnlich
wie „Idio...“ anhört.
Und unser Lehrer lacht leider auch nicht, sondern schnalzt
mit der Zunge.
Mann, gibt der seinen Humor jeden
Morgen an der Garderobe ab, oder was?
28
Jetzt sieht er mich leicht verwirrt an. „Collin, einen Kom-
ponisten, derrr Buche hieß, kenne ich, ehrrrlich gesagt, auch
nicht
. Wie kommst du jetzt darrrauf? Du hast so schön
angefangen.“
JETZT KÖNNTE ICH VOR DER KLASSE
PUNKTEN UND IHN NOCH MEHR VERWIRREN,
ANDERERSEITS IST MIR DIE NOTE WICHTIG UND