12,99 €
Die brandneuen Chroniken des größten Barbarenhelden, des berühmtesten Fantasy-Held der Welt: Conan der Barbar ist zurück – reich bebildert von Roberto De La Torre. Als Teil einer Söldnertruppe findet sich Conan in Sukhmet wieder, einer schmutzigen Stadt südlich des Flusses Styx, die als "das Arschende von Stygia" gilt. Er dient in einer Truppe, die als Zarallos Freie Gefährten bekannt ist, und kämpft an der Seite von Glücksrittern aus Zingara, Koth, Shem und anderen Ländern – einer knallharten Bande von Schlächtern, die jedem treu ergeben sind, der sie gut bezahlt. In einer Taverne in Sukhmet trifft er auf eine ganz besondere Soldatin: Valeria von der Roten Bruderschaft, eine Veteranin der Freibeuter, mit der Conan bereits von den Barachan-Inseln im Westlichen Meer aus Raubzüge unternahm. Valeria genießt den Ruf einer tödlichen Schwertkämpferin, und dieser Ruf erweist sich schnell als zutreffend. Als sie jedoch mit einem verbannten stygischen Adligen zusammenstößt, nehmen die Dinge eine tödliche Wendung und die beiden geraten einem Priester des Schlangengottes Set in die Quere. Als Held von Romanen, Kurzgeschichten, Comics, Videospielen, Filmen und einer kommenden Serie haben Conans Abenteuer viele der beliebtesten Autoren des 20. und 21. Jahrhunderts inspiriert. Dies ist der erste Teil einer Reihe brandneuer, eigenständiger Abenteuer und der erste neue Conan-Roman seit mehr als einem Jahrzehnt. Er schließt direkt an "Rote Nägel" an, eines der berühmtesten Abenteuer von Robert E. Howard. Als Bonus ist auch diese Geschichte in diesem Band enthalten.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 560
Veröffentlichungsjahr: 2025
Für Janet Cathryn Sterling, 1950–2021,der Allerliebsten.
DAS BLUT DER SCHLANGE
von S. M. Stirling
Teil Eins: Schlächter in Sukhmet
Teil Zwei: Rebellion im Wedi Shebelli
Teil Drei: Tod jenseits von Stygien
Teil Vier: Xuchotl
ROTE NÄGEL
von Robert E. Howard
Nachwort
Danksagungen
S. M. STIRLING
»Augen des Set!«, knurrte der Soldat, als die Würfel auf dem fleckigen Tavernentisch aufschlugen. Es war nicht nur ein Fluch – oder vom stygischen Blickwinkel aus betrachtet das anmaßende Gebet eines fremden Söldners. In Stygien galten die »Schlangenaugen« als höchster Wurf.
Hier in Stygiens dungverkrustetem hinteren Ende, wo der Abfall landet, dachte Conan. Uns eingeschlossen.
»Doppelt oder nichts, Anjallo?«, sagte der Cimmerier laut und leerte seinen Krug.
Anjallo war Zingaraner und gehörte zum Kern von Zarallos Freien Gefährten. Wie Conan war er ein erfahrener Kämpfer, kleiner, aber ungemein stark und schnell. Sein Gesicht war schmal und markant, seine Haut olivfarben. Eine alte Narbe an einer Seite seiner vollen Lippen sorgte dafür, dass er stets höhnisch zu lächeln schien. Wie viele der Söldner hier bestand auch er auf der weiten Hose, den Stiefeln, dem Leinenhemd mit den Keulenärmeln und dem Lederwams, das die meisten gewöhnlichen Männer in den nördlichen Ländern trugen.
Conan war bis zur Taille nackt, darunter trug er eine knielange weite Hose im Seemannsstil. Die sonst eher blasse Haut seines breitschultrigen muskulösen Oberkörpers war ebenso gebräunt wie seine Arme, die Beine und das Gesicht, außer dort, wo schmale Narben weiß geblieben waren. Die langen Haare reichten ihm bis zu den Schultern. Sie waren gerade geschnitten, so schwarz wie die eines Stygiers und mit einem Stück schwarzer Seide zusammengebunden. Die Augen unter seinen Brauen waren vulkanblau, die Gesichtszüge markant und die Wangen glatt rasiert.
Er war kein Bär von einem Mann. Eher ein Löwe, groß und ungemein stark, doch gleichzeitig von tödlicher Schnelligkeit. Er wirkte ungezwungen, war jedoch allzeit für Bedrohungen bereit und schweißbedeckt, wie man es normalerweise nur nach einem Kampf oder harter Arbeit in angenehmerem Klima war.
In Sukhmet schwitzte er, wenn er nur im Schatten saß, und es trocknete auch nicht, außer er stand im Wind. Der Schweiß begann zu stinken, bis er sich mit Wasser abspritzte … doch auch das verschaffte ihm nur ein paar selige Momente der Kühle, bis er wieder schweißgebadet war.
Conan hatte nicht den zingaranischen Sinn für Anstand und so trug er in der drückenden Hitze nicht mehr, als er musste, selbst wenn das bedeutete, dass er immer wieder surrende Fliegen und Mücken verscheuchen musste, die ihn als ihr Bierfass betrachteten.
Indes gab es in der Taverne nicht viele Bedrohungen. Die kräftigen Söhne des Gastwirts hielten menschliche Bettler mit noch viel kräftigeren Knüppeln aus dem hiesigen Eisenholz fern, und zwar aus gutem Grund. Eine Meute Katzen unterdrückte die Rattenplage und tat sich an den großen fliegenden Kakerlaken und allgegenwärtigen Termiten gütlich. In jeder Ecke häuften sich ihre Panzer, Flügel und Beinchen.
Die Katzen waren jedoch auch ziemlich frech und jeder, der eine von ihnen mit dem Fuß beiseiteschob, lief Gefahr, von einem wütenden Mob ausgeweidet zu werden. Den Stygiern waren diese Tiere heilig, und wenn eine ihrer Hausmiezen starb, rasierte sich vor Trauer die ganze Familie den Schädel, von den Großeltern bis zur Küchenmagd. Sie mumifizierten das Tier und begruben es wie ein Kind in der Gruft ihrer Ahnen.
Pythons und Kobras hielten sie sich ebenfalls. Glücklicherweise verließen die Riesenschlangen ihre Tempel nur bei Nacht und waren auch nicht so gigantisch wie die im weit entfernten Khemi oder Luxor. Diese konnten groß genug werden, um einen Mann bei lebendigem Leibe zu verspeisen, und Stygier betrachteten es als Ehre, die Abgesandten des Großen Gottes Set mit ihrem eigenen Fleisch zu nähren.
Obwohl sie es vorziehen, wenn der Gott einen Fremden wählt, dachte Conan mit grimmiger Belustigung. Er war ihnen selbst schon begegnet, glücklicherweise ohne Zeugen, als er sich blasphemisch geweigert hatte, verschlungen zu werden.
Keine Zeugen außer einer toten Schlange.
Conan lehnte sich mit dem Rücken gegen die raue Lehmziegelwand hinter sich und ließ beiläufig eine Hand an seinen Schwertgriff sinken, während der Zingaraner ihn mit der plötzlichen Wut anstarrte, die ein schlechter Wurf mit sich bringen konnte. Der Cimmerier wusste es besser, als sich bei einem Würfelspiel zu entspannen, besonders wenn er gerade die letzte Runde gewonnen hatte. Und zwar gegen Männer, die sich ihr Brot mit Schwert, Pike und kaltblütigem Morden verdienten.
Eine Sechs, der höchste Wurf im Nordland, galt hier als dämonisch. Der Soldat war klug genug, nicht den Namen Mitras in den Mund zu nehmen, nicht mal als Fluch. Stygier heuerten Männer wie ihn vielleicht an, um an schmutzigen Orten schmutzige Dinge zu tun, aber sie mochten sie nicht. Ein Gefühl, das auf mehr als Gegenseitigkeit beruhte. Set galt in den nördlicheren Reichen als Dämon, während der Mitra der Aquilonier oder Nemedier so weit im Süden als Symbol des Hasses und Schreckens gesehen wurde.
»Verdammt, ja«, sagte der andere Söldner schließlich. Er zwang sich sogar zu einem Lächeln. »Doppelt oder nichts.« Dann wurde sein schiefes Grinsen noch breiter. »Ich kann es den Würfeln nicht mal verübeln, da es meine eigenen sind.«
Er warf ein paar weitere kleine, abgegriffene Münzen in die Mitte des bierfleckigen Tisches und hielt mit dem Finger auf einer inne.
Erhobene Stimmen …
Dann Rufe und das Klirren von Stahl auf Stahl.
Conan und Anjallo wirbelten gleichzeitig herum und traten dabei gegen ihre Schwerthüllen, damit diese nicht ihren Beinen in die Quere kamen. Dann positionierten sie die Griffe genau dort, wo sie diese brauchten.
Ein junger braunhaariger Mann, ein Pikenier, wenn Conans vage Erinnerung ihn nicht trog, hatte sich mit einem seiner Kameraden angelegt, einem zamoranischen Schwertmeister – einem von vier, die in den Rängen der Freien Gefährten dienten. Sie beide hatten ihr Schwert gezogen – der Pikenier dazu noch einen Dolch in seiner linken Faust und der Zamoraner einen kleinen Schild aus Leder und Stahl, den er an einem Griff in der Mitte hielt.
»Meine Würfel sind so ehrlich wie das Wort des Großen Gottes Bel«, knurrte der Zamoraner mit schwerem Akzent.
»Bel, Gott der Diebe!«, fauchte der Pikenier. Jetzt fiel Conan es auch wieder ein: Das war Brocas, ein Corinther. »Zamora ist ein Land voller Diebe. Und ihre Mütter sind Huren.«
Unter weiteren Beleidigungen griff er an. Er war schnell, doch gelegentliche Fehltritte zeigten, dass er viel Hirsebier getrunken hatte, besonders angesichts der Tatsache, dass die Sonne noch nicht mal untergegangen war. Mit seinem Schild wehrte der Zamoraner einen Schlag ab und über dem Stimmengewirr ertönte ein lauter Knall. Männer brüllten, wollten wissen, was hier vor sich ging, oder schlossen Wetten ab. Unterdessen drängte die erste Reihe die wachsende Zahl der Zuschauer zurück, um den Kontrahenten mehr Raum zu geben.
»Ich komme wieder«, sagte der Cimmerier zu Anjallo. Er erhob sich und bahnte sich mit seinen Ellbogen den Weg nach vorn. Da er selbst ein erinnerungswürdiges Jahr in Zamora gelebt hatte – zudem in der sündigen Hauptstadt Shadizar – war Conan der Meinung, dass Brocas’ Urteil mehr oder weniger zutraf.
Zamoraner sollte man indes nicht unterschätzen …
Er verfolgte aufmerksam den Kampf. Es floss bereits ein bisschen von dem roten Wein. Brocas hatte eine Schnittwunde an der Wange und Blut lief ihm übers Gesicht; der Zamoraner war hingegen am linken Oberarm verletzt. Das hier ging über das Kämpfen aus reiner Langeweile hinaus – das erste Blut hätte die Ehre wiederherstellen sollen, doch keiner der Männer schickte sich an, das Duell zu beenden. Beide meinten es ernst.
Ihre Füße rutschten über den Dreck auf dem Boden und erneut trafen ihre Schwerter aufeinander. Einige Zuschauer wichen fluchend aus, als eine Ausholbewegung die Nase eines Mannes nur deshalb verfehlte, weil er rechtzeitig zurückgezuckt war.
Conan kniff die Augen zusammen. Der Zamoraner war nicht so betrunken wie Brocas und er kämpfte auch nicht auf Leben und Tod. Vielmehr hielt er ein bisschen mehr als den optimalen Abstand. Dadurch war er zwar sicher, zog sich aber aus dem Kampf heraus. Und er zwang den Corinther in eine bestimmte Richtung.
Auf einen anderen Zamoraner zu, begriff Conan. Er erkannte die vier wieder, wenngleich nicht mit Namen. Der zamoranische Zuschauer johlte nicht wie die anderen und schien sich auch nicht zu amüsieren, sondern hockte angespannt am Boden, während der Corinther durch eine Reihe theatralischer Ausfallschritte weiter zurückgedrängt wurde.
In der Hand des zweiten Zamoraners blitzte Stahl auf. Kein Messer, sondern eine faltbare Klinge, perfekt zum Rasieren – wie beinahe alle zamoranischen Männer eine besaßen –, aber ebenso ideal, um jemandem die Sehne direkt über der Ferse zu durchtrennen, um sie für den Todesstoß zu lähmen. Für den gewöhnlichen Betrachter sähe es aus, als wäre der schlechtere und betrunkenere Kämpfer gestolpert und hätte verloren.
Es war eine übliche Taktik im Maul-Distrikt von Shadizar und bei dem Cimmerier mehr als einmal versucht worden.
Auge in Auge ist das eine, dachte Conan. Ein Hinterhalt aber etwas ganz anderes.
Der erste Zamoraner lenkte alle mit einem Kampfschrei und ein paar weiteren Hieben ab. Der zweite Zamoraner, der am Boden hockte, bewegte seine Hand nach vorn.
Jetzt.
Conans griff nach dem Handgelenk des hockenden Manns. Mit der linken Hand packte er den Kragen seines Lederwamses. Dann riss er ihn auf die Beine und schlug zu. Knochen knackten, als sich die Muskeln an den nackten Armen des Cimmeriers anspannten.
Der Zamoraner, der weiter vorgeprescht war, blieb wie angewurzelt stehen und riss überrascht die Augen auf.
Brocas war hoch konzentriert und nutzte die Situation auf der Stelle und intuitiv zu seinen Gunsten. Die Spitze seiner Waffe teilte die Kehle des Zamoraners und zog sich mit einem Dreh zurück. Blut schoss aus der Wunde, in Schaum und Blasen aus dem Mund und der Nase des Zamoraners. Er fiel wie eine Marionette, der man die Fäden durchtrennt hatte, und Brocas wirbelte herum. Als ob er etwas hinter sich gespürt hätte.
Es war gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie das Rasiermesser funkelnd aus der Hand des zweiten Zamoraners durch die Luft wirbelte, woraufhin das Publikum aufschrie und auswich. Einer der Zuschauer hob es vom Boden auf, klappte es ein und steckte es sich in die Tasche. Guter Stahl war immer etwas wert und der Griff aus Perlmutt.
»Ruhe!«, ertönte Conans Stimme tief aus seiner breiten Brust.
Es wurde still in der Taverne, sodass sie alle Brocas’ schnellen Atem hören konnten, heraufbeschworen durch den plötzlichen Kampf auf Leben und Tod. Conan sprach in das Schweigen.
»Ein fairer Kampf ist die Entscheidung eines jeden Mannes, wenn er bis zum Tode kämpfen will. Aber einen Kameraden hinterrücks anzugreifen, ist etwas ganz anderes. Ich werde keinem Mann dienen, der so etwas tut. Genauso wenig wie sonst jemand von Zarallos Freien Gefährten.« Er blickte sich in der Menge um. »Was sagt ihr, Hundebrüder?«
Zustimmender Jubel, durchdrungen vom Schmerzensschrei des Zamoraners, als Conan dessen Arm verdrehte, bis er ausgekugelt war und an zwei Stellen brach. Der Cimmerier schleuderte ihn zu Boden und trat ihm in die Rippen. Es war nicht der einzige Tritt, den der Mann abbekam, während er nach draußen kroch. Selbst die Katzen näherten sich ihm nicht.
Er würde nicht lange überleben, schätzte Conan.
Der Lärm in der Taverne schwoll wieder zu seinem früheren Maße an und einige der Gäste klopften Conan auf die Schulter. Niemand gefiel die Vorstellung einer Einmischung in ein Duell, besonders nicht feige von hinten. Hätte es sich jedoch zu einer Gruppenschlägerei ausgeweitet, wäre es etwas anderes gewesen. Jemand, der wieder zum Quartier aufbrach, zerrte den toten Zamoraner mit sich nach draußen. Zwei von Brocas’ Freunden reichten Conan und dem jungen Corinther die Schwerter, Dolche und Gürtel der beiden Zamoraner. Es war der übliche Preis des Siegers. An dem Gürtel, den Conan erhielt, war ein Beutel befestigt.
Brocas runzelte kurz die Stirn, schüttelte sich dann aber und atmete tief durch.
»Du hast mir das Leben gerettet«, sagte er zu Conan. Seine Stimme war von jugendlicher Kraft durchdrungen. »Ich stehe in deiner Schuld.«
Conan zuckte mit den Schultern. »Wenn du willst.« Dann grinste er entwaffnend. »Vielleicht wirst du auch mir eines Tages das Leben retten, Hundebruder.«
»Vielleicht, ja.« Brocas lachte auf. »Nachdem ich ausgeschlafen habe.« Er nickte und ging seiner Wege.
Conan zog das Schwert des toten Zamoraners halb aus seiner Hülle. Es bestand aus einwandfreiem Stahl, genau wie der Dolch. Die vergoldete Gürtelschnalle und Details des Schwertgurts waren gut gemacht. Ein profitabler Abend, der die Langeweile des Garnisonsdienstes vertrieb. Er kehrte an seinen Tisch zurück und würfelte erneut.
»Augen des Set!«, wiederholte Conan in bester Laune die früheren Worte des anderen Mannes. Anjallo fluchte zwar, zahlte aber. Sämtliche Mitglieder von Zarallos Freien Gefährten wussten, dass man den Cimmerier besser nicht verärgerte. Eine Tatsache, die gerade erneut öffentlich demonstriert worden war.
»Ich will verdammt sein, wenn ich heute noch mal mit dir spielen sollte«, sagte er. »Die Würfel sind dir wohlgesinnt – wie wahrscheinlich auch die Frauen.« Anjallo ging davon, ohne auf das Bier zu warten, das der Gewinner dem Verlierer traditionell ausgab.
Conan nahm seinen Gewinn – zehn Kupferlinge und eine Silbermünze von der Größe seines kleinen Fingernagels – an sich und steckte ihn ein. Dann untersuchte er den Beutel des toten Zamoraners und entdeckte ungefähr noch mal so viel. Für das Schwert, dessen Hülle, den Dolch und den Gürtel … würde er zusammen bestimmt vier Silberstücke bekommen. Das Würfelspiel hatte den ganzen Nachmittag bis zur Dämmerung gedauert. Sein Gewinn entsprach dem Wochenlohn eines gemeinen Speerwerfers und der Hälfte dessen, was er in der gleichen Zeit als Späher in Zarallos Kompanie verdient hätte … wenn zur Abwechslung mal alle voll bezahlt wurden. Zusammen mit dem, was er von dem Zamoraner bekommen hatte, machte das vier Monatslöhne, was wiederum bedeutete, dass er jetzt so viel Geld besaß, wie wenn die Zahltage so regelmäßig getaktet wären wie eine argossanische Uhr.
Um zu feiern, nahm er einen großen Schluck von dem säuerlichen, schwachen Bier der Taverne. Doch selbst schwaches Bier war besser und sicherer als das Wasser aus verdorbenen Stadtbrunnen. Sogar der allergrößte Held konnte an Durchfall sterben.
Conan von Cimmerien hatte viele Tavernen, Schenken, Spielhöllen und Bierstuben von innen gesehen, seit er sein Heimatland im Norden verlassen hatte. Vor mehr als … er zählte es an seinen Fingern ab und blickte dann auf die nackten Zehen seiner in Sandalen steckenden Füße. Er ging die Jahre anhand von Erinnerungen und Ereignissen durch. Davon hatte es viele gegeben.
Mehr als zehn Jahre! Bei Crom! Wie die Zeit verflogen ist. Die Freunde und Frauen, mit denen ich mich amüsiert habe, haben inzwischen bestimmt eigene Familien und die Männer lassen sich Bärte stehen. Natürlich nur jene, die ich nicht getötet habe.
Dort, wo er zum Manne gereift war, galten Tavernen als das Merkmal von Zivilisation – oder zumindest war es ihm so vorgekommen, dem jungen Krieger mit seinem ersten flaumigen Schnurrbart, der geholfen hatte, die Festungsstadt Venarium zu plündern und abzufackeln. Cimmerier brauten entweder ihr eigenes Bier oder tauschten es gegen etwas anderes bei ihrem Nachbarn ein. Münzgeld gab es in seinen heimatlichen Hügeln und Wäldern nur selten. Wer reiste, vertraute auf Gastfreundschaft, die gern gegeben wurde – außer es gab eine Blutfehde.
Oder die Beute wurde durch Gewalt genommen, dachte er. Dann schmeckte es umso süßer! Bei der angenehmen Erinnerung an Fässer mit Wein und Brandy in den Kellern und Lagerhäusern von Venarium leckte er sich die Lippen. Bei der Erinnerung daran, wie er den Deckel eines dieser Fässer mit seinem Schwertgriff eingeschlagen und den Kopf bis zu den Ohren in dessen Inhalt versenkt hatte.
Danach wurde die Erinnerung ein wenig verschwommen.
Sie hätten uns töten können, als wir hilflos wie die Säuglinge unseren Rausch ausgeschlafen haben. Gut, dass wir die clanlosen aquilonischen Mistkerle zuerst getötet haben.
Diese Taverne in einer Gasse in Sukhmet, einem stygischen Außenposten, war besser als viele andere, in denen er getrunken hatte. Zum Beispiel versuchte gerade niemand, ihn auszurauben oder zu töten, und der Fäkaliengestank von der Gasse hinter der Tür war nicht allzu schlimm. Vor zwei Tagen hatte ein starker Regenfall viel von dem Müll dort weggespült. Wenn er nicht viel Zeit außerhalb der Mauern in der Wildnis verbracht hätte, wäre ihm der Gestank wohl gar nicht aufgefallen. Die meisten bemerkten ihn nicht mehr, sobald sie eine Weile in der Stadt lebten. Kam man allerdings von außerhalb, machte er sich auf Meilen hin bemerkbar.
Conan grinste. Das erste Mal, als er sich einer Stadt dieser Größe genähert hatte, war er überzeugt gewesen, dass alle Bewohner an einer Seuche gestorben waren und er ihre verfaulten Leichen roch.
Der Gastwirt rührte in einem großen Eisentopf über dem Feuer und warf Gemüse und Gewürze in den darin brodelnden Eintopf mit fragwürdiger Fleischeinlage. Für zwei Kupferstücke bekam er eine Schüssel davon, zusammen mit einem Stück hartem Brot und einer rohen Zwiebel.
Für einen Kupferling mehr konnte er eine große Scheibe oder eine lange fleischige Rippe vom Schwein bekommen, das sich neben dem Eintopf auf einem Spieß drehte. Das schmeckte tatsächlich ganz annehmbar und war mit einer scharfen Soße gewürzt. Am nächsten Tag würde alles, was übrig war, bereits verdorben schmecken und das nächste Tier über dem Feuer landen. Fleisch hielt sich in diesem Klima nicht lange.
Überall standen große Tonschalen mit exotischen Früchten wie Orangen und Mangos von den Höfen stygischer Siedler außerhalb der Stadtmauern. Die Gäste durften sich davon nehmen, solang sie weiter Getränke bestellten.
Und zugleich war Zum Hauer und Fang schlechter als andere Saufhöhlen, die er besucht hatte. Der Wein war so fürchterlich, dass selbst sein nicht besonders anspruchsvoller Gaumen das Bier bevorzugte, das die Hauptalternative darstellte, auch wenn es noch am ehesten an stark verwässerten fermentierten Hirsebrei erinnerte. Was eigentlich nicht besonders überraschend war, denn Reben gediehen hier einfach nicht. Sie wurden von irgendeiner Art Fäulnis befallen.
Sukhmet lag südlich des Styx, des großen Flusses, dessen Tal die nördliche Grenze des riesigen stygischen Imperiums darstellte. Dort gab es eine Weinproduktion, denn man bewässerte die Reben in diesem trockenen Land durch den Fluss und einige Tropfen waren gar nicht mal so schlecht. Überdurchschnittlich gutes shemitisches Zeug ließ sich dort ebenfalls auftreiben. Wein zu diesem von den Göttern verlassenen Außenposten zu bringen, bedeutete jedoch Wochen in Flussbooten und dann weitere Wochen in Ochsenkarren über schlechte Straßen, die nach Südosten führten, durch die immer grüner werdende Savanne auf die Grenzmarken von Darfar zu.
Und dieser schlechte Wein war obendrein noch teuer. Der lange Transport kostete, zusammen mit den benötigten Wachen. Händler mussten darauf achten, nur solche anzuheuern, die vertrauenswürdig waren und nicht zu viel von der Fracht versaufen würden, und das wiederum bedeutete höhere Löhne.
Stygien war ein riesiges und mannigfaltiges Reich, mit vielen unterschiedlichen Landschaften und Völkern. Conan hatte für sich entschieden, dass die Schlangenanbeter ruhig jeden sonnenverbrannten heißen Zentimeter davon haben konnten. An diesem Ort kühlte es sich nicht mal nachts ab, anders als in der Wüste. Im Styxtal war die Insektenplage schon schlimm, doch hier im Süden war es einfach unerträglich. Einige der Skorpione waren so groß wie sein Fuß und ein Stich konnte zu einem langsamen, schmerzhaften Tod führen.
Außerdem destillierte man hier ein gelblich-weißes Getränk aus der heimischen Hirse, das die gleiche Wirkung auf den Schädel hatte wie eine vanische Streitaxt oder zumindest ein piktisches Steinbeil. Conan bestellte sich einen kleinen Becher davon. Der Gastwirt brachte ihn persönlich und die Katzen wichen ihm aus. Er war ein stämmiger brauner Mann mittleren Alters in einem schlichten Leinenkilt. Sein Kopf war kahl geschoren.
»Aufs Haus«, sagte er in gebrochenem Stygisch. »Essen auch. Du verhinderst Kampf zu wild, Taverne kaputt.«
Abgesehen von dem Blut, das in den dreckigen Boden sickerte, doch Dreck verbarg allerlei Sünden.
»Ich danke dir«, sagte Conan und entschied, sein Glück mit dem gebratenen Schwein zu versuchen. Im Quartier der Söldner gab es bloß Bohnen und Brei, Dörrfleisch und vielleicht eine weitere Zwiebel. Das gehörte zum Lohn, sodass er also darauf sparen konnte, von hier wegzukommen.
Und er hatte selbst für einen Teil dieses Fleischs gesorgt, als er auf Spähmissionen gejagt und Rahmen aufgestellt hatte, um das Fleisch in Streifen zu trocknen, damit andere es in die Stadt bringen konnten. Jagen konnte man hier hervorragend. Es gab vertraute, halb vertraute und völlig fremdartige Tiere im Überfluss. So etwas hatte er noch nie zuvor erlebt.
Das war aber auch schon das einzig Positive daran, hier am Arsch des stygischen Imperiums festzusitzen.
Conan verbrachte so viel Zeit auf der Jagd, wie Zarallo es zuließ. Er argumentierte, dass es die Verpflegungsrechnungen des Söldnerkommandanten niedrig hielt, Conans Fähigkeiten trainierte und er die Wildnis so besser kennenlernte. Die Häute und Hörner konnte er verkaufen, doch dank des Überangebots bekam man hier für ein Fell weniger als für eine gewebte Decke. Natürlich gab es einen Markt für Elfenbein, aber Elefanten zu jagen, erforderte besonderes Geschick und zuverlässige Kameraden.
Also wurde auch das Jagen allmählich öde.
Wir hatten seit Crom weiß wie lange keinen richtigen Kampf mehr, sinnierte er über seinem kläglichen Bier. Wenn das so weitergeht, wird das Moos, das hier überall von den Bäumen hängt, auch mich bald bedecken.
Als sich der Gastwirt zum Gehen wenden wollte, bedeutete ihm Conan zu warten. Er schob das Schwert des Zamoraners über den Tisch.
»Kaufst du’s?«, fragte er. »Sechs Silberstücke.«
»Drei«, erwiderte der Gastwirt schnell und untersuchte die Waffe und das Zubehör.
»Fünf«, sagte Conan. »Behalte es und wir verrechnen es mit meinem Essen und den Getränken.« Das wäre auf jeden Fall sehr viel sicherer, als es unter seiner Pritsche zu lagern, und bedeutete weniger Umstände als die Waffenkammer der Freien Gefährten.
»Vier und zwölf Kupferlinge.«
»Abgemacht«, sagte Conan und sie klatschten ihre Handflächen gegeneinander, um den Handel zu besiegeln. »Bring mir Schweinefleisch und Brot.«
Das Essen wurde ihm von einer der Töchter des Gastwirts gebracht. Wie die meisten stygischen Frauen war sie mit noch weniger als die Männer bekleidet – nur einem Lendenschurz. Doch anders als ihre Landesgenossinnen war sie vollbusig und hatte breite Hüften, wahrscheinlich durch einen Schuss einheimisches Blut. Als sie sich vorbeugte, um ihm das Essen zu servieren, schwang alles an ihr auf interessante Weise. Dann ging sie davon und warf einen Blick über ihre Schulter. Vielleicht hatten seine Schnelligkeit und Stärke sie beeindruckt.
Oder vielleicht auch sein plötzlicher Vermögenszuwachs.
Eine Stimme durchdrang seine Gedanken, woraufhin er den Kopf hob, sich auf seinem Platz vorlehnte und seine Füße auf die Ballen verlagerte. Plötzlich war er sich jedes schwachen Umrisses in diesem großen verrauchten und dreckigen Raum bewusst.
»Lass die Finger von meinem Hintern, du stygisches Schwein«, sagte die Stimme. »Sonst füttere ich dich mit deinen Fingern und ramme dir mit meinem Stiefel deine abgetrennte Schwerthand mit dem Daumen voran ins Arschloch.«
Zwei Prügeleien an einem Abend wären ungewöhnlich, aber nicht wirklich selten.
Es war eine Frauenstimme … und sie hatte weder Stygisch, den hier in Sukhmet üblichen stygischen Dialekt, noch eine der gutturalen örtlichen Stammessprachen gesprochen, sondern den umgangssprachlichen Seefahrerjargon der Häfen und Schifffahrtsstraßen viele Meilen im Westen. Ein argossanischer Dialekt mit Worten aus dem Zingaranischen, Shemitischen und weiß der Himmel was noch. In der stinkenden schwülwarmen Dunkelheit war es wie eine kühle Meeresbrise.
Sie sprach mit der Klarheit eines nördlichen Akzents.
»Und vorher tauch ich sie noch in heißes Kerzenwachs, damit es besser flutscht«, setzte sie hinzu.
Es folgten das Klappern umkippender Stühle, ein Brodeln bewaffneter Gestalten und erneut ein Kreis aus Schultern der Wachleute. Die erregte Vorfreude auf eine weitere Pause von der üblichen Monotonie stand im krassen Gegensatz zu der schläfrigen Atmosphäre nur wenige Momente zuvor.
Valeria!, dachte er mit grimmiger Freude. Er hatte Gerüchte gehört, dass Zarallo sie vor zwei Tagen angeheuert hatte, direkt aus einer Karawane irgendwo im Westen.
Er hatte während seiner Freibeuterzeit in der Westlichen See von ihr gehört, wenngleich sie sich nie über den Weg gelaufen waren. Sie war ein Mitglied der Roten Bruderschaft und den Liedern und Geschichten nach so gefährlich wie drei Piraten zusammen. Valerias Ruf besagte auch, dass sie sehr hübsch war, obwohl er dies immer mit Vorsicht genossen hatte. Dennoch hatte er sich darauf gefreut, ihr leibhaftig zu begegnen.
Zarallo selbst war ein fauler Geschäftsmann, sonst hätten die Freien Gefährten keine Mission an einem so abgelegenen Ort wie Sukhmet angenommen, weit entfernt von jeder ernsthaften Kampfhandlung. Conan hätte sich auch nicht von ihm anheuern lassen, wenn die Argosier nicht sein letztes Schiff versenkt hätten. Er hatte es gerade so ans Ufer geschafft, mit nichts als einem Lendenschurz, einem Schwert und einer Börse, in der sich das Geld für drei Tage Essen und Unterkunft befand. Doch der zingaranische Söldnerhauptmann war obendrein ein bewährter Anführer, der sich nicht mit Dummköpfen abgab, also musste sie seinen Anforderungen entsprochen haben.
Conan stand auf, um besser zu sehen.
Stygier waren hochgewachsene Menschen, besonders die wohlgenährten Klassen, doch nur wenige kamen an seine Größe von über einem Meter achtzig heran. Die meisten von ihnen waren dünn und kaum einer erreichte sein Gewicht an Muskeln und Knochen. Niemand blickte in seine Richtung, was gut war – Überraschung konnte ein starker Verbündeter sein.
Der Kopf einer Frau reckte sich in den Raum – dunkelblondes schulterlanges Haar, zusammengehalten von einem Stirnband. Sie trug ein Seidenhemd mit weiten Ärmeln, das einst von einem dunklen Gelb gewesen sein mochte, ehe es zahllose Male befleckt und geflickt worden war. Nun trug sie es verknotet unter ihren Brüsten. Um ihre schmale Taille lag eine rote Schärpe. In einem Ledergürtel steckten ein gerades zweischneidiges Schwert und ein Dolch. Sie trug eine weite knielange Seemannshose so geschnitten wie die, mit der er bekleidet war, aber befleckt mit dem Teer, der auf Schiffstakelagen verwendet wurde, und bis an die Knie reichende Seestiefel.
Der Dolch war dreißig Zentimeter lang und der Griff zeigte nach links. Das war bedeutsam, so viel wusste er. Es kennzeichnete einen gewissen Kampfstil, der in den Häfen des Westens und unter Seeräubern üblich war.
Sie war nur zehn Zentimeter kleiner als Conan – so hoch aufragend unter Frauen, wie er es unter Männern war. Und …
Zur Abwechslung haben die Balladen mal nicht gelogen, dachte er anerkennend. Bei allen Geistern, das ist mal eine richtige Frau und nicht bloß ein hübsches Spielzeug.
Sie war gebaut wie eine geschmeidige muskulöse Leopardin, mit langen Armen und Beinen, vollen Brüsten und wohlgeformten kräftigen Händen. Ihre Haut hatte die Bräune eines Seefahrers und war immer noch jugendlich klar. Dazu blonde Haare, graublaue Augen, eine lange gerade Nase, hohe Wangenknochen und eine breite Stirn. Er hatte schon viele männliche solcher Exemplare gesehen, die ihn mit einer Gundermann-Pike angegriffen hatten, doch an ihr sah es viel besser aus.
Der Gesamteindruck wäre überall bemerkenswert gewesen.
In Sukhmet wirkte er unvorstellbar exotisch.
Ihr gegenüber stand ein Stygier, den Conan wiedererkannte – Khafset, der Anführer der Setnakht-Grenzwachen. Das erste Wort des Regimentstitels bedeutete »Set ist siegreich«. Der hochtrabende Name konnte aber nicht über die recht schäbige zweitrangige Qualität der »offiziellen« Regierungskleidung hinwegtäuschen. Normalerweise wäre ein Anführer von Khafsets hoher Geburt niemals an einem solchen Ort anzutreffen – die Grenzwachen wurden meistens von einem beförderten Soldaten oder höchstens dem Abkömmling des niederen Adels angeführt.
Angeblich hatte es am Hof von Luxor, der Hauptstadt von Stygien, irgendeine Art Skandal gegeben, durch den er gezwungen worden war, zwischen diesem beschämenden Exil oder einer Exekution zu wählen, die mit sehr großen Schlangen und ausgehungerten Hyänen zu tun hatte. Khafsets Unzufriedenheit mit diesem Posten war unter Soldaten wie Söldnern gleichermaßen bekannt.
Offenbar hatte der Mann noch nicht von Valeria gehört.
»Wenn eine Frau in eine Soldatentaverne kommt, muss sie hier und da ein freundliches Tätscheln erwarten«, sagte Khafset und Conan verzog das Gesicht. »Komm, Dirne, setz dich und teile meinen Wein mit mir. Ein guter argossanischer Jahrgang. Mein Bruder hat mir erst letzte Wochen eine Kiste aus Luxor mitgebracht.«
Er sprach im gleichen gemischten Dialekt wie Valeria, dem Jargon der Seeleute, Piraten und der Tavernen der Küstenstädte, mit einem argossanischen Akzent über seinen einheimischen Kehllauten. Das bestätigte das Gerücht, dass er aus Khemi oder Luxor stammte. Für ein so großes Land hatte Stygien keinen besonders ausgeprägten Seehandel, aber das bisschen, was es gab, verlief durch die religiösen und königlichen Hauptstädte entlang des Styx, der zur Westlichen See hinfloss und an der selbst die größeren Schiffe über Tausende Meilen östlich der Küste navigieren konnten.
Schiffe aus dem Norden – Richtung Stygien und weiter südlicheren Punkten – passierten meistens die Küstenstädte des Königreichs von Argos, Zingaras erklärtem Feind und Rivalen. Conan wusste das genau, da er in seiner Zeit bei der Roten Bruderschaft vor den Baracha-Inseln viele argossanische Händler ausgeraubt hatte. Und auch mit den zingaranischen Piraten, obwohl sie sich ja lieber mit dem Titel Freibeuter schmückten.
»Ich bin ein Soldat, du scheißdummer Idiot«, sagte Valeria. »Eingetragenes Mitglied von Zarallos Freien Gefährten. Ich bin hier, um zu trinken, zu würfeln und zu essen, und ich suche mir selbst aus, mit wem ich ficke. Und das wird jemand sein, der sehr viel besser aussieht als du, Schweineschnauze, und keinen winzigen Schwanz hat, der mit Ishtars Masern vor sich hin rottet. Mach dir mit deinem argossanischen Gesöff einen Wickel, um die Geschwüre zu behandeln, aus denen auf deine Füße Eiter tropft.«
Darüber musste Conan schallend lachen und er war nicht allein – einige der anderen Söldner gaben Kommentare dazu ab. Grüppchen erhoben sich von den Tischen und sortierten sich nach Loyalitäten. Zarallos bunte Mischung von Söldnern warf den unterlegenen Stygiern böse Blicke zu und bekam ebensolche zurück. Es war erstaunlich, wie schnell die Söldner hier in der Isolation ihren ganz eigenen Stamm gebildet hatten. Ein Streit untereinander war eine Sache, aber kein Außenstehender durfte es wagen, jemanden von ihnen anzugreifen.
Sie wären sich auch für keinen Kampf zu schade. Wäre das der Fall gewesen, hätten sie sich einen anderen Lebensunterhalt gesucht. Jetzt musste sich Valeria nur noch als würdig erweisen, sich Mitglied der Freien Gefährten zu nennen.
Ungefähr ein Drittel von Zarallos achthundert Leuten waren wie der Anführer Zingaraner, fast so dunkel wie Shemiten, die meisten von ihnen mit gewachsten Schnurrbärten. Sie waren wild, aber auch flatterhaft und sehr wählerisch, was Dinge wie Ehre und Respekt anging.
Die Mehrheit der anderen kam aus einem halben Dutzend Königreiche, Fremde füreinander daheim und oftmals Erbfeinde wie die Kothier und die Ophirer, die Aquilonier und Nemedier, aber Brüder innerhalb der Kompanie. Der Rest bestand aus Kämpfern aus aller Herren Länder – unter anderem einem Cimmerier namens Conan.
Es gab auch ein paar lockenköpfige Shemiten, listig und ungestüm, vier Zamoraner … gerade allerdings nur zwei … Sie alle waren weit von ihren von Land umschlossenen Königreichen am Rand der östlichen Steppen gewandert. Rastlos umherblickende langfingrige Galgenvögel, die gezinkte Würfel liebten, aber in einem Kampf so ungefährlich wie Wiesel waren. Rotschöpfige Vanir-Zwillinge, in etwa so groß und breit wie Conan und eine ausgezeichnete Stütze in einem Kampf … wenn sie nüchtern waren. Ein tätowierter Pikte verfügte über den ausdruckslosen Stoizismus und die kühnen Späherfertigkeiten, die man von jemandem aus dieser weit entfernten westlichen Wildnis erwarten konnte, auch wenn er voll Heimweh in sein Bier schluchzte und unverständliche Balladen sang, wenn er betrunken genug war, was mindestens einmal pro Woche vorkam.
Es gab sogar ein paar Schwarze von den Südlichen Inseln – die einige Leute Korsaren-Inseln nannten –, fröhlich lachende Mörder mit Narben wie pfeilförmige Muster im Gesicht. Und eine flachgesichtige Kuriosität mit neugierigen Augen und bernsteinfarbener Haut, die von irgendwo östlich von Zamora oder vielleicht sogar Hyrkanien stammte. Er sprach nicht viel, war jedoch in einem Handgemenge der Tod auf zwei Beinen. Conan hatte einige wertvolle Ringkampftricks von ihm gelernt.
Die meisten Söldnertruppen waren ein regelrechtes Sammelsurium von Leuten.
Zarallos Männer verband, dass sie so zäh wie Rohleder waren und ihre Auftraggeber noch mehr verachteten, als Söldner das ohnehin schon taten. Die stygischen Soldaten der Garnison hingegen betrachteten die bloße Anwesenheit der Söldner als Beleidigung, da ihr Reich nur dort fremdländische Mietlinge einsetzte, wo seine Generäle keine wertvollen Einheiten verschwenden wollten. Die Soldaten vor Ort wussten, dass dies ein Urteil über sie und ihre Fähigkeiten war.
Während Valeria den Stygier finster anstarrte, warfen sich der Tavernenbesitzer, seine Frauen, Söhne und Töchter einen Blick zu und begannen alles Zerbrechliche in ihrer Reichweite aus dem Weg zu räumen, um sich danach hinter einer Tür zu verschanzen, die mit einem eisernen Riegel gesichert war. Sie hatten Erfahrungen mit Prügeleien und in einer Taverne wie dieser, die von Soldaten frequentiert wurde, waren sie noch wahrscheinlicher, da alle Beteiligten bewaffnet und zum Töten ausgebildet waren.
Der stygische Offizier …
Khafset, rief sich Conan ins Gedächtnis.
Der Name bedeutete »Er erscheint als Set« und der Mann hatte wirklich etwas von einer Schlange an sich. Natürlich hieß es, dass alle stygischen Adligen einen Tropfen Blut der legendären Schlangenmänner des alten Valusia in sich trugen. Auf Valerias Beleidigungen hin lief sein olivfarbenes Gesicht unter seinem gestreiften Leinenkopftuch dunkelrot an. Die beiden Enden des Tuchs hingen ihm auf die glatte Brust und über seinen Brauen prangte der goldene Kopf einer Kobra mit Rubinaugen. Von einem Gürtel, dem plissierten Leinenkilt und Sandalen abgesehen war das seine einzige Kleidung. Seine Hand wanderte zum Griff seines Chepesch-Schwerts, einer speziellen stygischen Waffe mit einem geraden Abschnitt, der von einer sichelähnlichen Krümmung abgelöst wurde. Diese war an der Außenseite tödlich scharf.
Conan ging gemächlich nach vorn, den Krug mit dem lokalen hellgelben Gesöff in der rechten Hand. Ein Stygier, der ein bisschen hinter Valeria saß, starrte ihr mit einer Gier auf den Rücken, die nach Blut schrie, nicht nach Lust, und seine rechte Hand bewegte sich zu der gekrümmten Klinge in dem Gürtel, der seinen Kilt zusammenhielt.
Die große linke Hand des Cimmeriers legte sich in einer scheinbar freundlichen Geste auf die Schulter des Soldaten. Seine Finger schlossen sich fest, bis Knochen knackten wie Holz auf der Werkbank eines Schreiners. Er beugte sich zum Ohr des Stygiers vor und flüsterte: »Lass uns alle nur zusehen, Freund.« Conan bemühte sich, jovial zu klingen. »Denn ich würde dir wirklich nur ungern den Arm abreißen und dir damit den Schädel einschlagen. Das würde die Dame aus ihrer Darbietung für uns reißen.«
Der stygische Soldat drehte den Kopf herum, sah zu Conan auf und schien ihn zu erkennen. Er hatte das vorangegangene Duell und seinen spektakulären Höhepunkt verfolgt. Sein Mund war eine grimmige Linie, dennoch zwang er sich zu einem falschen Lächeln und nickte. Conan ließ die Hand daraufhin locker auf seiner Schulter liegen und schlürfte sein Getränk. Diesem Stygier den Arm abzureißen, so wie er es mit dem hinterhältigen Zamoraner getan hatte, würde eine ausgewachsene Schlacht zwischen den Freien Gefährten und den Grenzsoldaten provozieren und das wäre wahrscheinlich weniger interessant als die Szene, die er gerade verfolgte.
Hsssst!
Conan blinzelte, als er das Geräusch von Stahl hörte, das aus einer mit Ochsenklauenöl geschmierten Hülle aus Leder und Holz gezogen wurde. Im Gegensatz zu dem Jubel der anderen blieb er stumm und spitzte stattdessen in gedankenvoller Anerkennung die Lippen.
Schnell, dachte er. Sie ist tödlich schnell.
Valeria hatte ihre Waffe rasch genug gezogen, um ihn zu beeindrucken, und er hatte viele gute Kämpfe gewonnen, weil die Leute nicht glauben konnten, dass jemand von seiner Größe so flink wie eine Katze sein konnte. Viele von ihnen erhielten niemals die Gelegenheit, diesen Fehler zu wiederholen.
Khafset befand sich in einer noch viel besseren Position, um die blitzschnellen Reaktionen der Frau zu beurteilen. Ehe er reagieren konnte, ruhte die schmale Spitze ihrer zweischneidigen Klinge am fleischigen Teil seiner Lippe, direkt unterhalb seiner Adlernase. Conan sah, wie sich ein einziger Tropfen roten Blutes zeigte und dann das schimmernde Metall entlangrann. Ein einziger Stoß mit der Stärke und Geschwindigkeit, die sie bisher gezeigt hatte, und der Stygier wäre tot, noch bevor er zu Boden fallen würde, die Spitze der Klinge in seinem Schädel vergraben.
Tief in seinem Schädel vergraben.
Khafset erstarrte. Er begann, leicht zu schielen, da seine Augen instinktiv versuchten, auf die Spitze des Schwerts zu schauen. Langsam, ganz langsam breitete er die Hände aus, fort von seinem eigenen Schwert und Dolch. Dann bedeutete er seiner Gruppe von Kameraden und Untergebenen, sich wieder hinzusetzen. Sie sträubten sich wie die Katzen, die sie so liebten, gehorchten indessen.
Sein Kopf ging nach hinten, weg von der Schwertspitze, doch hielt inne, als sie ihm folgte. Der Druck wurde weder fester noch leichter, sondern blieb wie die Berührung eines Schmetterlings.
Schnell und perfekte Kontrolle, dachte Conan voller Bewunderung, die sich nicht ausschließlich, aber mit Sicherheit zu einem gewissen Anteil auf diesen herrlichen halb nackten Körper bezog. Ich wette, ihr Schweiß riecht gut, dachte er. Bemerkenswert, wie sie die Muskeln in ihrem Rücken anspannt, wenn sie sich bewegt. Ishtar und Derketa! Es wäre so, wie eine lebendige Statue zu umarmen.
Während die stygischen Anhänger zurück auf ihre Stühle und Bänke sanken, trat Valeria geübt wie eine Fechterin einen halben Schritt zurück. Sie bewegte die Schwertspitze so, dass sie nun direkt auf Khafsets rechtes Auge zielte, und bewegte sie in kleinen Kreisen um seine Iris, jederzeit bereit, das empfindliche Gewebe zu durchstoßen wie Stoff mit einer Nadel. Auf die Stirn des Stygiers trat Schweiß, der nichts mit der Hitze zu tun hatte.
Sie zog eine blonde Augenbraue hoch und spannte ihr Handgelenk an.
»Vielleicht war ich ein wenig … unhöflich«, sagte er.
Todesangst bringt also seine Manieren zum Vorschein, dachte Conan und grinste verstohlen. Und was er gerade vor sich stehen hat, ist der Tod, wie hübsch das Paket auch aussehen mag.
Der Soldat, dessen Schulter Conan immer noch berührte, sah wieder zu ihm hoch und murmelte etwas von Pissen. Er stand auf und ging an der Wand entlang davon, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Conan stellte einen Fuß auf den Schemel, um diesen und den kleinen runden Tisch für sich zu beanspruchen.
»Die verdammte Hitze hier würde selbst die Geduld eines Anhängers des Glänzenden strapazieren«, sagte Khafset. »Ich werde gehen.« Er verbeugte sich leicht und drehte sich so langsam und würdevoll wie möglich zur Tür.
»Und ich werde deinen Kilt nicht heben, um dir den Hintern zu versohlen«, sagte Valeria im gleichen ernsthaften Tonfall, mit einem Nicken, das zu seinem passte.
Khafsets Erleichterung war so groß, dass er drei Viertel des Weges zur Tür zurücklegte, bis ihm klar wurde, was sie gesagt hatte. Er verharrte mitten in der Bewegung, dann wirbelte er wütend herum und griff erneut nach seinem Schwert. Ein Mann darf es sich nicht erlauben, sein Gesicht zu sehr zu verlieren, dachte der Cimmerier, wenn er sein Leben nicht in unablässigem Elend verbringen wollte.
Tschack!
Der Stygier stieß ein schrilles Quietschen aus und fiel zu Boden, hielt sich den Schritt und rollte herum. Dabei bewegte sich sein Mund, als könnte er nicht entscheiden, ob er kotzen oder schreien wollte. Conan lachte leise und verzog gleichzeitig das Gesicht. Der Tritt in seine Leistengegend würde dem Stygier das Leben nicht dauerhaft verleiden, doch er würde sich eine Weile nur sehr vorsichtig bewegen.
Valeria hob ihre Klinge und hielt die übrigen Männer mit der glitzernden Spitze ihres Schwerts in Schach. Dann trat sie erneut zu, diesmal mit wohlbedachter Stärke und in sein Gesicht. Seine Nase brach hörbar, seine Zähne jedoch nicht, was bedeutete, dass dies nur eine Lektion gewesen war und kein Versuch, ihn zu verkrüppeln oder zu töten.
Tritt einen Mann immer dann, wenn er am Boden liegt, dachte Conan amüsiert. So ist es viel leichter.
Valeria trat beiseite, steckte ihr Schwert weg und griff, ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, nach der bauchigen Weinflasche, die immer noch auf dem Tisch des Stygiers stand. Mit einer schnellen Bewegung ihres Handgelenks entkorkte sie sie und schüttete sich die blutrote Flüssigkeit zwischen ihre vollen Lippen. Sie legte den Kopf immer weiter in den Nacken, während ihre Kehle arbeitete.
»Ahhhhhh …« Sie schleuderte die Flasche durch den Perlenvorhang nach draußen, wo sie in der Gasse zerbrach, und wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab. »Er hatte nur halb recht. Es ist ein guter Jahrgang und auch durch die lange Reise nicht umgekippt – aber es ist ein Korinther, nicht argossanisch, sonst bin ich Piktin.«
Die Anhänger des Stygiers waren herbeigeeilt, um ihm aufzuhelfen. Valeria deutete mit dem Daumen zur Tür und zwei von ihnen schnappten ihn sich unter den Armen und schleiften ihn hinaus. Aus seiner gebrochenen Nase blubberten Blutblasen.
»Danke an Captain Khafset für die Einladung, seinen Wein mit ihm zu teilen!«
Die Anwesenden reagierten mit Gelächter, das noch lauter wurde, als sie sich dramatisch verbeugte. Die restlichen Stygier wichen vorsichtig zurück, die Schwerter halb gezogen, um die Söldner davon abzuhalten, ihnen zu folgen. Doch das war ohnehin nicht wahrscheinlich – sie waren zu sehr damit beschäftigt, obszöne Vorschläge zu rufen und Kussgeräusche zu machen.
»Was für eine Frau«, flüsterte Conan. »Und klug ist sie auch noch.« Diese Vorstellung würde wahrscheinlich einige ihrer Probleme als einzige Frau in einer Horde hartgesottener, vor nichts zurückschreckender Kerle wie den Freien Gefährten aus dem Weg räumen. Zumindest zwei Drittel davon. Sie würde höchstens ein, zwei von ihnen töten müssen, bevor der Rest die Botschaft verstanden hatte. Den Stygier zu demütigen, hatte sie eindeutig zu einer der Ihren gemacht – indem sie öffentlich einen Sieg gegen ihre gemeinsamen Feinde errungen hatte.
Außerdem hatte sie verhindert, dass sich die Rauferei in eine tödliche Auseinandersetzung verwandelte, also würde Zarallo sie nicht den Stygiern übergeben müssen, um ihre Verärgerung zu mildern. Wäre Khafset gestorben, ein hochrangiger Adeliger, getötet von einer ungläubigen Fremden, noch dazu einer Frau …
Khafset würde so oder so Blut sehen wollen.
Daran bestand kein Zweifel.
Es ist aber bestimmt nicht das erste Mal, dass sie mit so etwas umgehen muss, dachte Conan. Die Rote Bruderschaft ist eine Gruppe skrupelloser Mörder, also muss sie gelernt haben, wie man überlebt und stärker wird.
Die Geräuschkulisse in der Taverne verebbte. Valeria setzte sich hin und die Frau des Gastwirts sauste mit einem Teller Schweinerippchen zu ihr, zusammen mit den üblichen Beilagen und einem großen Krug Bier. Conan widmete sich wieder seiner eigenen Mahlzeit und sah amüsiert zu, wie die Söldner darum wetteiferten, sich bei ihr einzuschmeicheln. Im Gegenzug bekamen sie Spott, Scherze und spielerische Schläge, die stark genug waren, um einem den Kopf klingeln zu lassen. Einer wurde auf eine halb freundliche Art gedrückt, der dem Empfänger eine gute Vorstellung davon gab, was Khafset vom Stiefel dieser Frau empfangen hatte.
Der Bursche humpelte davon, biss sich auf die Lippen und versuchte, sich nicht in den Schritt zu fassen.
Der Tavernenbesitzer und seine Familie füllten gerade das Sesamöl in den Tonlampen auf und kürzten zum zweiten Mal die Dochte, als Valeria ein paar Münzen auf den Tisch warf – mehr als die Mahlzeit wert war, aber nicht übertrieben viel – und ihren Stuhl zurückschob.
Conan erhob sich und ging vorsichtig auf sie zu. Er nahm einen leeren Stuhl, drehte ihn um und setzte sich breitbeinig und mit den Händen auf seinen Schenkeln hin. Sie bemerkte es und schien nach der Art, wie sie die Augen zusammenkniff, auch die implizierte Botschaft zu verstehen. Er hatte sich bewusst in eine Position begeben, die es ihm schwerer machte, sein Schwert zu erreichen, und er würde rückwärts springen müssen, um es zu tun. Sie musterte ihn von Kopf bis Fuß.
»Ein Cimmerier«, sagte sie leicht lallend. »Du bist weit weg von daheim, Nordmann.«
Sie ist trinkfester als die meisten, dachte er und lächelte.
»Conan von Canach ist mein Name«, sagte er im Dialekt der Seefahrer, »und Wanderer aus Überzeugung.«
»Conan von der Roten Bruderschaft?«
»Genau der, obwohl ich auch mit den Zingaranern gesegelt bin«, sagte er. »Dieser Disput ist nicht meiner.«
Die Bruderschaft, Piraten der Baracha-Inseln, raubten und brandschatzten mit feiner unbefangener Hand vom Styx bis zur piktischen Wildnis. Die zingaranischen Piraten bezeichneten sich indessen selbst als Freibeuter und vermieden theoretisch – da es keine Zeugen oder zumindest keine lebenden Zeugen gab –, ihre Landsleute anzugreifen. Die beiden Gruppen kamen nicht gut miteinander aus.
»Ich habe von dir gehört, bin aber nie mit dir gesegelt«, sagte er. »Unglücklicherweise«, fügte er hinzu, verschwieg jedoch, dass Zingaraner sein letztes Schiff versenkt hatten, um ihn nahezu mittellos mit nichts als seinem Schwert und seinen Sandalen an der Küste von Shem zurückzulassen. Da war ihm zu Ohren gekommen, dass Zarallo Leute suchte.
»Vielleicht eher glücklicherweise – für dich«, sagte sie misstrauisch.
Er zuckte mit den Schultern und breitete die Hände aus. »Ich bin nicht Khafset«, sagte er. »Ich kann schon mal ein Schoßhündchen von einer Wölfin unterscheiden.«
»Nennst du mich eine Hündin, Cimmerier?«, fragte sie mit einem leichten Lächeln.
»Nicht doch«, erwiderte er. »Dafür habe ich zu viel Respekt. Ich habe gehört, wie du dich in der Bruderschaft hochgearbeitet hast. Ohne Frage, du hast Klauen und Fänge.«
Sie erhob sich. »Und jetzt mache ich mich auf den Weg.«
Erneut hob er die Hände auf eine bewusst entwaffnende Art und Weise und schenkte ihr einen eindeutig bewundernden Blick.
»Darf ich dich zurück zum Quartier begleiten?«, bot er an. »Ich muss auch bald wieder dorthin zurück.«
»Nicht heute Nacht, Cimmerier.« Ihr Blick war kühl. »Vielleicht niemals.«
Er ließ die Hände auf seine Schenkel sinken. »Deine Entscheidung, Soldat.«
Sie schwankte leicht, fing sich aber wieder. Die Erfahrung sagte ihm, dass sie sich gerade in jenem Zustand befand, in dem sie noch fast alles machen konnte, als wäre sie nüchtern … nur dass sie eher Dinge versuchen würde, die sie unter normalen Umständen nie täte.
Du kannst gehen, aber noch einen Becher oder drei und du könntest es nicht mehr, dachte er. Aber das willst du nicht hören. So empfindlich wie eine Wildkatze mit verletzter Pfote und das ist auch kein Wunder.
Sie blieb an der Bank stehen, auf der Brocas mit seinen Freunden saß. Sie sonnten sich immer noch im Abglanz ihrer Begegnung mit dem Zamoraner.
»Du«, sagte sie zu einem hübschen jungen Schleuderer neben dem Pikenier. »Oder bist du zu betrunken, um einen hochzukriegen?«
Er sprang auf und verbeugte sich, wobei er ein leichtes Schwanken unterdrückte.
»Meine Schöne, für dich würde sogar eine Marmorstatue einen hochkriegen.«
Sie sah ihn nachdenklich an. »Das wäre unangenehm«, sagte sie. »Na los.«
Conan seufzte und hob die Hand, um einen weiteren Krug Bier zu bestellen.
Cromverflucht!
Conan warf das abgenagte Rippchen in die rötliche Glut des Feuers, steckte einen Daumen in seinen Schwertgürtel und stand auf, woraufhin der Knochen knackte und das fettreiche Mark aufloderte.
Sukhmet ist keine gute Stadt, um nachts umherzuwandern, ob nüchtern oder betrunken, dachte er auf dem Weg nach draußen. Sie kann doch nichts dagegen haben, wenn ein Soldat zufällig den gleichen Heimweg wählt wie sie. Wer weiß, was sonst passieren könnte …
Wenn überhaupt etwas Valerias inneres Feuer entzündete, dann ein Kampf. Und ein Mann, der an ihrer Seite kämpfte, könnte eine angenehme Überraschung erfahren – ganz im Gegensatz zu ihren Feinden. Er nickte dem Gastwirt zu und versuchte, sich daran zu erinnern, was er dem Mann schuldete. Anders als viele seiner Kameraden der Freien Gefährten ließ er weder in der Taverne Zum Hauer und Fang noch in irgendeiner anderen anschreiben. Die Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass es besser war, direkt zu bezahlen, wenn man es überhaupt vorhatte.
Anfangs hatte das noch bedeutet, dass ihn die Wirte lieber mochten, da er nicht zu sterben drohte, einfach untertauchte oder behauptete, die Kompanie habe diesen Monat keinen Lohn ausgezahlt. In diesem Fall verhielt es sich genau andersherum: Der Mann hielt Conans Geld in der Hand und wollte sich gut mit ihm stellen.
Draußen empfand Conan die gleiche Enttäuschung wie immer. Wenn er aus einem Raum mit einem Feuer in die Nacht heraustrat, erwartete er, dass es dort kühler war. Doch hierzulande kam es einfach nie dazu. Er stellte sich auf die andere Straßenseite, knöpfte seine Hose auf und zielte wie so viele vor ihm mit seinem Strahl weg von der Taverne. Dann schwankte er in die Dunkelheit davon. Eine volle Blase könnte ihn im falschen Moment ablenken und die kurze Pause hatte seinen Augen geholfen, sich an die Dunkelheit zu gewöhnen.
Am Ende der Straße, im Westen, war nur noch der Schatten eines Sonnenuntergangs zu sehen. Die Nacht fiel hier wie ein Hammer über die Stadt herein, ohne die Zwischenphase eines langen Zwielichts, wie er es aus dem Land seiner Kindheit kannte. Das Dröhnen der Tortrommeln ertönte, zusammen mit dem schrillen Klang einer stygischen Trompete. Ungefähr eine Viertelmeile entfernt schloss man die massiven Stadttore für die Nacht und schob den eisernen Riegel vor.
Er hatte diese Aufgabe schon ein paarmal selbst erfüllen müssen. Das Tor bestand aus gehärtetem Tropenholz, so dick wie einer von Valerias vortrefflichen Schenkeln …
Ich bekomme sie wohl nicht so einfach aus dem Kopf, dachte er in sich hineinglucksend und ging weiter in die Richtung, in die sie verschwunden war. Ishtar der Shemiten, was für einen Hintern diese Frau hat. Er legte einen Schritt zu. Ich folge ihr mit genug Abstand, dass sie und ihr hübsches Spielzeug mich nicht bemerken werden. Nur für den Fall.
Eine aquilonische Legende besagte, dass ein Cimmerier plötzlich hinter einem auftauchen, einem die Kehle durchschneiden und eine Meile weit weg sein konnte, bevor man überhaupt nur merkte, dass man tot war – und dass er einem darüber hinaus auch noch das Pferd und die Geldbörse gestohlen hatte. Das stimmte nicht ganz, doch Conan berief sich gern auf solche Gerüchte und hatte auf die harte Tour gelernt, wie man sich lautlos bewegte.
Seine Leute jagten fast so viel von ihrem Fleisch selbst, wie sie von ihren Herden bekamen, und in den Wäldern seiner Heimat trieben sich Jäger auf vier Beinen herum. Und diese hatten kein Problem damit, sich an jenen zu laben, die auf zwei Beinen gingen. Wenn man in Cimmerien unverletzt bleiben, die Kinder in Sicherheit haben und ungefressen bleiben und dazu noch Essen auf dem Tisch haben wollte … musste man fähig sein, Wölfe zu überlisten. Stadtmenschen oder sogar die Leute aus weniger wilden ländlichen Gegenden waren im Vergleich dazu Schafe.
Ah, dachte Conan. Das ging schneller als gedacht.
Valeria pfiff eine muntere Melodie, während sie mit dem Arm um die Schulter ihres Begleiters den Weg entlangging – sie waren in etwa gleich groß. Sie war vermutlich ebenfalls kurz in einer dunklen Ecke verschwunden, um sich zu erleichtern, sodass sich ihr Begleiter als Wache hatte nützlich machen können. Das Pfeifen half Conan, der die südlichen Wände entlangschlich, wo die Schatten tiefer waren.
Dieser Stadtteil bestand aus Lehmziegelgebäuden, einige mit Stuck verziert, andere nicht. Die meisten waren drei Stockwerke hoch und die Enden der Dachbalken ragten aus den Wänden. Es war nicht mehr viel los in den Gassen. Nach Sonnenuntergang zogen sich die ehrenwerten Bewohner Sukhmets in ihre Häuser zurück und verriegelten die Tür. Diejenigen, die nach Einbruch der Dunkelheit noch draußen sein mussten, trugen Fackeln und Knüppel bei sich und bewegten sich in Gruppen.
Es war stockdunkel. Das einzige Licht kam vom Halbmond und den funkelnden Sternen des Südens, die durch einen schmalen Spalt von Himmel über ihm zu sehen waren, sowie ab und an einer Straßenlaterne. Die unteren Fenster der Gebäude waren nichts als schmale, oftmals vergitterte Schlitze in den dicken Lehmwänden.
Valeria und ihr Begleiter blieben ein Dutzend Meter vor ihm stehen, an der Stelle, an der die schmale Gasse auf einen schmutzigen Platz mündete. Hier war es etwas weniger dunkel, da die Mauern der Gebäude den Himmel nicht so sehr aussperrten, doch in der Luft hing Rauch von den vielen Feuern, auf denen Abendessen gekocht wurde.
Es drang gerade genug Licht herein, um sechs Schlägertypen zu enthüllen. Drei von ihnen zogen aus Holstern unter ihrer linken Achsel lange Messer. Ein vierter zog ein Kurzschwert und nahm einen kleinen Schild in die andere Hand, während ein fünfter einen Schläger mit einer Metallspitze am Ende schwang. Der letzte hatte einen langen Stab aus Eisenholz und wirbelte ihn lautstark surrend in einer Acht herum.
»Hey, Gelbhaar!«, rief einer im Straßenjargon Sukhmets. »Gib uns dein Geld und wir lassen dich leben!«
»Gib uns dein Schwert und deinen Dolch und wir lassen dich leben«, rief ein anderer.
»Gib uns alle deine Kleider und mach uns glücklich, dann lassen wir dich vielleicht leben«, sagte der letzte mit einem veranschaulichenden Hüftschwung und einem einhändigen Griff in den Schritt. »Oder du stirbst!«
»Dein Freund kann sich hinknien und uns auch glücklich machen.«
Conan konnte hören, wie überall im Umkreis Fensterläden geschlossen und Türen verriegelt wurden.
Valeria grinste und seufzte glücklich. Dann zog sie ihren Gefährten weiter. Doch Conan konnte sehen, dass sie angespannt war und kampfbereit. Der Schleuderer runzelte die Stirn, als die Situation sein biertrunkenes Hirn erreichte. Dann zog er mit einer Hand einen Dolch, zog seine Schleuder aus seinem Gürtel und wirbelte sie wie eine Peitsche.
Die Schläger blickten einander überrascht an, dann zuckten sie mit den Schultern und kamen näher. Die Enden ihrer Reihe krümmten sich auf eine Weise nach innen, die zeigte, was für ein eingespieltes Team sie waren. Valeria hatte noch keine Waffe gezogen und sie dachten vermutlich, die Chancen würden sechs gegen einen stehen anstatt sechs gegen zwei.
Das war immer noch schlecht genug …
Conan betrachtete diese Art Straßenratten so wie ein Wolf einen domestizierten Hund. In seiner Anfangszeit in großen Städten war er ebenfalls Dieb gewesen, doch er hatte reiche Händler und andere, noch gefährlichere Personen ausgeraubt, darunter einen Magier und einen gefallenen Gott. Und für gewöhnlich im gut bewachten Herrenhaus des Opfers. Er hatte nie in dunklen Gassen unbeteiligten Passanten aufgelauert.
Er war in der Dunkelheit unsichtbar und kniete sich hin, um die Vorstellung zu verfolgen. Wenn die Schläger ihre Arbeit ernst nahmen, könnten sie sogar eine Chance haben. Ein altes cimmerisches Sprichwort besagte, dass selbst Lugh Langspeer nicht gegen zwei kämpfen konnte, wenn einer von ihnen hinter ihm war. Aber wie es aussah …
Zssssssch!
Diesmal hielt die Frau nach dem schnellen Ziehen ihrer Waffe nicht inne. Wer auch immer ihr Lehrer gewesen war – wahrscheinlich ihr Gundermann-Vater, ein professioneller Wächter –, hatte sie gelehrt, einen guten ersten Angriffssprung auszuführen: mit der flachen Seite der Klinge horizontal zum Boden, sodass sie weniger wahrscheinlich im Knochen stecken bleiben würde.
Die Spitze ging durch die Kehle des Räubers mit dem Kurzschwert und schnitt seinen Schrei durch ein kurzes überraschtes Gurgeln ab, wobei sich seine Luftröhre im Nu mit dem Blutstrom füllte, der aus seinen Halsadern schoss.
Sie machte schnell weiter und bewegte das Schwert zur Seite, was die Gesichter der Männer rechts und links von ihm mit Blut bespritzte. Es sah in der Dunkelheit schwarz aus.
Der Schleuderer schlang seine Waffe um den Hals eines der Männer, der von der erstaunlichen Schnelligkeit der Frau abgelenkt war, und riss ihn vorwärts. Er stolperte nach vorn, ging fast auf die Knie und schlug mit den Armen um sich … sodass er unter dem Brustbein eine Blöße bot. Valerias Begleiter blieb nur ein kurzer Moment des Triumphs, bevor der Prügel mit der Metallspitze und dem Geräusch eines Metzgerbeils in seine linke Schulter rammte. Sein Gesicht verzog sich zu einer schmerzverzerrten Grimasse, dennoch gelang es ihm, dem Angreifer sein Messer in den Schritt zu jagen, was wiederum einen schrillen Schmerzensschrei hervorrief.
Sein Vorteil war nur von kurzer Dauer, denn eine Klinge bohrte sich in seine Brust.
Valeria glitt an ihm vorbei, noch ehe sein Körper mit einem dumpfen Geräusch zu Boden fiel, ihr Dolch blitzte in ihrer linken Hand auf. Die Schläger hielten einen entscheidenden Augenblick lang erschrocken inne. Wahrscheinlich hatten sie die Einzelheiten nicht mitbekommen – sogar am helllichten Tage wäre sie einfach zu schnell gewesen –, aber ganz klar war sie diejenige, die dem Kerl die Kehle bis zur Wirbelsäule aufgeschlitzt hatte.
In der Dunkelheit wirkte es wie Zauberei.
Der Schleuderer war zwar ebenfalls tot, doch neben ihm lagen zwei der Stygier. Ihre Zahl war halbiert, ein erschreckendes Ergebnis selbst für erfahrene Kämpfer, und diese hier waren straßenerprobt.
»Gute Wahl, Valeria!«, murmelte Conan vor sich hin. »Er war der Einzige mit einer richtigen Waffe und wusste sie vielleicht sogar richtig einzusetzen.« Seiner Erfahrung nach konnten selbst Vollzeitpiraten unachtsame Amateure sein, Fischer oder Handelsmatrosen, die sich einbildeten, Krieger zu sein. Die meisten überlebten nicht lange. Und Valeria hatte viele Jahre nicht nur überlebt, sondern sich darüber hinaus einen Ruf erworben.
»Ihr solltet jetzt abhauen«, sagte sie hilfsbereit in sehr einfachem Stygisch. »Flieht, ihr kleinen Jungs, nun lauft schon.«
Die überlebenden drei sahen einander an, dann stürzten sie sich auf sie, die zwei mit den Messern vorneweg. Conan war einen Moment erstaunt, da sich Valeria umdrehte und fortlief. Bis sie sich plötzlich flach auf den Boden warf, sich zu einer Kugel einrollte und gegen die Knöchel des vordersten Schlägers stieß, wobei sie ihre starken Arme immer noch zu den Seiten ausstreckte.
Es wäre selbst im Hellen schwierig gewesen, dem auszuweichen. Nachts und auf diese Nähe blieb dem Mann mit dem Messer kaum Zeit aufzuschreien, als seine Schienbeine gegen sie stießen und er mit dem Gesicht voran in den harten Dreck fiel. Anhand der Art, wie er zu zucken begann, hatte er sich dabei wahrscheinlich die Nase, den Kiefer und lauter Zähne gebrochen.
Der andere messerbewehrte Angreifer bewies ein wenig Vernunft, indem er nichts anderes versuchte, als auf der Stelle kehrtzumachen und ihren Rat anzunehmen. Er floh, so schnell er konnte, während sie mit Leichtigkeit wieder auf die Beine kam. Mit weit aufgerissenen Augen rannte er an Conans Versteck vorbei.
Der Mann mit dem Stab, der sich lachend in den Schritt gegriffen hatte, trat vor, schwang seine lange Waffe um den Kopf und stieß ein Kampfgebrüll aus. Valeria wich ihm aus, indem sie sich duckte, und bohrte ihr Schwert mit kühler Präzision in seine Kniebeuge. Beim Herausziehen drehte sie die Klinge ein bisschen. Der Mann sackte nach vorn und das gesamte Gewicht seines Eisenholzstabs und die Stärke seines Schwungs verdrehten ihn mitten im Sturz. Sein Berserkergebrüll verwandelte sich in ein heiseres Kreischen und dann einen Schmerzensschrei.
Valeria wartete gerade lange genug, um zu überprüfen, ob ihr Begleiter wirklich tot war, dann drehte sie sich um und flüchtete wirklich. Da die Schläger fast alle tot waren, handelte es sich wahrscheinlich um einen Reflex, den sie sich in zivilisierten Städten angeeignet hatte, wo die Nachtwache auftauchen und Ärger machen könnte.
Anders als in Sukhmet, dachte Conan.
Er konnte sie heiser lachen hören, während sie dicht an einer Mauer entlangrannte und ihre Waffe wieder einsteckte. Sie hüpfte leichtfüßig auf eine Tonne, sprang erneut und umklammerte das Geländer eines Balkons. Dann schwang sie sich hinauf und wieselte wie ein Eichhörnchen die Regenrinne entlang, bis sie auf einem Flachdach verschwand.
Das leise Geräusch ihrer Schritte wurde von einem Ruf der Familie unterbrochen, die dort unter freiem Himmel schlief, wie so viele in dieser aufgeheizten Stadt. Sie verschwand in der nächsten Straße und ihr Lachen wurde leiser.
Conan erhob sich und betrat den kleinen Platz. Der Mann mit dem Stab kam gerade wieder auf ein Knie, hielt sich die verletzte Schulter und stöhnte. Sein anderes Bein war verdreht und blutete.
»Nicht deine Nacht, Ratte«, sagte der Cimmerier gut gelaunt und packte ihn im Nacken. Der Schläger war nicht gerade klein, doch Conans eiserner Griff hob ihn vom Boden und er hatte all seinen Kampfgeist verloren. Er wimmerte, als ihm Finger wie Stahlbolzen den Kopf von den Schultern zu reißen drohten.
»Wer hat euch bezahlt?«
Als außer einem erstickten Gurgeln keine Antwort kam, machte Conan drei Schritte auf die Mauer zu, die Valeria hinaufgeklettert war, und drückte das Gesicht des Mannes dagegen. Nicht fest genug, um ihn dauerhaft zu verletzen oder zu töten, nur gerade so viel, um seine Aufmerksamkeit zu erlangen, sogar mit seinen Wunden.
Conan lehnte sich vor.
»Wer hat euch bezahlt?«, wiederholte er, sein Gesicht direkt vor dem der Straßenratte.
Der Mann drehte die Augen in seine Richtung. Wahrscheinlich sah er nicht mehr als undeutliche blaue Augen, eine breite Gestalt und fühlte einen Griff wie die Draggen, die benutzt wurden, um Fracht aus einem Schiff zu befördern. Vielleicht dachte er, er wäre in der Gewalt eines Nachtgeistes oder eines Monsters aus lokalen Legenden.
»Weiß nicht!«, keuchte er. Ein weiteres Mal landete sein Kopf an der Mauer und eilends schob er hinterher: »Ist die Wahrheit, bei Set! Trug eine Kapuze! Hat uns bezahlt – sagte, die Frau wäre auf dem Weg –, sollen sie gefangen nehmen. Klang … wie ein feiner Pinkel, wie ein Adliger. Aus dem Norden! Set und Derketa seien meine Zeugen!«
»Danke für die Wahrheit, Freund«, sagte Conan. Er zog seinen Arm zurück und rammte das Gesicht des Mannes drei weitere Male mit voller Wucht gegen die harten Ziegel.
Tausende von E-Books und Hörbücher
Ihre Zahl wächst ständig und Sie haben eine Fixpreisgarantie.
Sie haben über uns geschrieben: