Cornwall mit Käthe - Stephanie Linnhe - E-Book

Cornwall mit Käthe E-Book

Stephanie Linnhe

0,0
8,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Einmal Urlaub in Cornwall machen! Für die junge Juna Fleming gar nicht so leicht, denn niemand will mit ihr ins Rosamunde-Pilcher-Land reisen – zu kitschig! So findet Juna sich schließlich in einem Reisebus voller Rentner wieder. Glücklicherweise entpuppt sich ihre Sitznachbarin Käthe als charmant und unterhaltsam. An Abenteuern fehlt es auch nicht, denn die Rentnertruppe hat es faustdick hinter den Ohren. Der Bus verschwindet, und die resolute Antonia zieht auf eigene Faust los, um die von ihr so geliebten Schafe aufzuspüren. Zum Glück gibt es da noch Käthes Enkel, der telefonisch Beistand leistet – und eine unglaublich sexy Stimme hat.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Das Buch

Urlaub in Cornwall – das ist leichter gesagt als getan! Zumindest, wenn man nicht allein reisen will. Denn niemand aus Juna Flemings Freundeskreis hat Lust auf Abenteuer à la Rosamunde Pilcher. Doch Juna lässt sich nicht von ihrem Traum abbringen – und landet schließlich in einer Reisegruppe, bei der sie mit Abstand die Jüngste ist. So hatte sie sich das zwar nicht vorgestellt, aber die Rentnertruppe stellt sich als äußerst unternehmungslustig heraus. Da wird schon mal der Reisebus entführt, fremde Schafherden umgetrieben und auch mit dem Alkohol nicht gegeizt. Vor allem schließt Juna ihre Sitznachbarin Käthe ins Herz. Und irgendwie auch deren Enkel Mads, mit dem sie regelmäßig für Käthe über deren Handy telefonieren muss …

Die Autorin

Stephanie Linnhe wuchs im nördlichen Ruhrgebiet auf. Nach dem Publizistikstudium ging sie für ein Jahr nach Australien und arbeitete als Story Writer sowie als Tourguide mit Schwerpunkt in Sydney. Zurück in Europa, führten Projekte sie in die Schweiz und nach England. Seit 2008 arbeitet sie in Karlsruhe als Redakteurin, mischt hin und wieder bei Filmdokumentationen mit und versucht, das alles mit ihrer permanenten Reisewut zu vereinbaren.

Von Stephanie Linnhe sind in unserem Hause bereits erschienen:

Herz aus Grün und SilberCornwall mit Käthe

STEPHANIE LINNHE

Cornwall

mit Käthe

Roman

List Taschenbuch

Besuchen Sie uns im Internet:www.ullstein-buchverlage.de

Wir wählen unsere Bücher sorgfältig aus, lektorieren sie gründlich mit Autoren und Übersetzern und produzieren sie in bester Qualität.

Hinweis zu Urheberrechten

Sämtliche Inhalte dieses E-Books sind urheberrechtlich geschützt. Der Käufer erwirbt lediglich eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf eigenen Endgeräten.

Urheberrechtsverstöße schaden den Autoren und ihren Werken, deshalb ist die Weiterverbreitung, Vervielfältigung oder öffentliche Widergabe ausdrücklich untersagt und kann zivil- und/oder strafrechtliche Folgen haben.

ISBN 9-783-8437-1305-4

© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2016Umschlaggestaltung: bürosüd° GmbH, MünchenTitelabbildung: © bürosüd° GmbH, München

E-Book: Pinkuin Satz und Datentechnik, Berlin

Alle Rechte vorbehalten

Wer andere besucht, soll seine Augen öffnen und nicht den Mund.

(Afrikanisches Sprichwort)

1

Frauen können vieles gleichzeitig: morgens im Bad auf dem Klo hocken, Zähne putzen und dabei nachschauen, wer was getwittert hat, funktioniert schon seit langem einwandfrei. Auch Schminken auf dem Beifahrersitz ist nach vielen Tränen und der Angst, sich die Pupille blutig zu stechen, irgendwann kein Problem mehr. Das Gespür für die nächste Bodenwelle stellt sich irgendwann ein.

Daran, vor einem Café nach einem Mann Ausschau zu halten, den ich noch nie zuvor gesehen hatte, und gleichzeitig meinen Slip zurechtzuzupfen, scheiterte ich jedoch kläglich. Ich knickte dabei um und zog die Aufmerksamkeit zweier wollbemützter Typen auf mich. Sie schoben Fahrräder, an denen so viele vollbepackte Plastiktüten baumelten, dass es sich um ihren gesamten Hausstand handeln musste.

»Kneift’s?«, fragte der eine, grinste breit und hielt mir seine Hand entgegen, wobei er Daumen und Zeigefinger mehrmals zusammenpresste. Er trug wie sein Kollege fingerlose Handschuhe und mindestens drei langärmelige Oberteile.

Wir hatten September, und es herrschten beinahe dreißig Grad.

Beide brachen in Gelächter aus. Ich reckte das Kinn und verstärkte den Griff um meine Handtasche, wenn ich schon meine Würde verloren hatte. Vor Scham schwitzte ich und dachte mit Schrecken an mein neues Deo. Zwar versprach es einen Rundumschutz, aber vielleicht versagte es ebenso wie diese teure Unterwäsche, die alles war, nur nicht elastisch.

Ich hätte nicht auf Gabs hören sollen, als ich mich auf meine Verabredung vorbereitete. Immerhin war es kein Date, sondern lediglich ein Treffen mit einem potentiellen Reisepartner. Eine Art Meeting quasi. Trotzdem war ich im Vorfeld nervös geworden, und wie immer machte ich dann fast alles, was Gabs mir riet. Leider gab sie mir oft seltsame Ratschläge, seitdem sie mit Onkel Olli von diesem Schweigeseminar an der Ostsee zurückgekehrt war. Ich konnte mir noch immer nicht vorstellen, was sie dort eine Woche lang getrieben hatte – geschwiegen ganz sicher nicht, das hätte ihr Körper wie eine Krankheit bekämpft –, aber meine beste Freundin war auf schräge Weise verändert. Das begann bei ihren Klamotten (sie ergänzte ihre durchaus sexy-provokativen Outfits nun mit Walle-Walle-Schals oder Accessoires mit Ethno-Touch) und endete bei diesem geheimnisvollen Lächeln, mit dem sie Lebensweisheiten von sich gab, die ich eher aus dem Mund einer hundertjährigen Zigeunerin erwarten würde.

Weil sie sich weigerte, etwas über diese ominösen sieben Tage auf Usedom zu verraten, war ich überzeugt, dass ›Schweigeseminar‹ bedeutete, nicht über die seltsamen Dinge reden zu dürfen, die man dort gelernt hatte. Die Anbietergurus solcher Workshops sicherten sich so wahrscheinlich ab, und niemand konnte weitertragen, dass ihre Angebote nichts weiter als Humbug waren. Oder eine geheime Sektenversammlung. Oder eine Dauerorgie – wobei ich Letzteres ausschließen konnte, weil Gabs es sonst niemals mit meinem Patenonkel dort ausgehalten hätte. Olli war nicht nur zwanzig Jahre älter und zehn Zentimeter kleiner als sie, sondern einfach nicht ihr Typ. Alles, was die beiden derzeit verband, war die Welt der Meditation und Meridiane.

Wie auch immer, laut meiner besten Freundin waren die eigenen Sinne die Faktoren dafür, ob die Umwelt uns akzeptierte oder nicht. Mit anderen Worten: Wer sich rundum gut und wertvoll fühlte und offen war für alles, musste nur noch die Hände aufhalten und auf seine Belohnungen warten. »Verwöhne deinen Körper und deine Sinne«, hatte sie mir ins Ohr gebrüllt und mich anschließend gezwungen, mir ein neues Dessous-Set für mein Treffen mit Sven zu kaufen. Leider hatte ich wenig Zeit gehabt und es nur bis ins nächste Kaufhaus geschafft. Die Kollektion ›Zitronengelbes Mousse‹ war im Angebot gewesen, doch leider fühlte es sich nicht so leicht und locker an, wie der Name versprach. Die BH-Träger gruben sich in meine Haut, und der Slip setzte alles daran, um als String getragen zu werden, hatte dafür aber leider zu viel Stoff und drückte an Stellen, wo er nicht drücken sollte.

Ich wollte warten, bis die beiden Tippelbrüder mit ihren Rädern um die Ecke gebogen waren. Leider verfügten die Jungs über einen siebten Sinn, denn sie blieben stehen und starrten mit unverhohlener Vorfreude auf mein Hinterteil. Ich fluchte leise und ging weiter, wobei ich stärker als üblich die Hüften schwang in der Hoffnung, dass diese Bewegung zumindest einen Teil des Problems lösen würde. Ein langgezogener Pfiff begleitete mich, als ich in die Sicherheit des Café Rossi flüchtete.

Seltsamerweise wurde er nicht leiser, obwohl ich die Tür hinter mir zuzerrte. Ich gefror in der Bewegung und starrte bestürzt auf den Tisch vor mir, von wo mir fünf Jugendliche, ausnahmslos männlich, zuwinkten. Zwei hoben ihre Daumen, ein dritter schaffte es, so eindrucksvoll seine Hüften zu wiegen, dass sein Stuhl über den Boden schabte. Sie mussten mich ebenfalls beobachtet haben. Ich spürte, wie meine Wangen endgültig aufflammten, und setzte meine Flucht in den Innenraum des Rossi fort.

Dort blieb ich stehen, wagte es, einen Blick über meine Schulter zu werfen, und lobpreiste die kurzen Aufmerksamkeitsspannen der Jugend: Meine Fans am Eingang schienen mich bereits wieder vergessen zu haben und starrten auf ihre Handys. Nun war es leider zu spät, um die Funktionalität des Deos zu überprüfen oder meine Wäsche zu richten. Oder das Notizbuch hervorzuziehen, um ein letztes Mal durchzugehen, was ich über Sven notiert hatte. Ich überlegte, kurz auf der Toilette zu verschwinden, doch nachher beobachtete Sven mich bereits und glaubte, dass ich zu den nervösen Zeitgenossinnen zählte. Oder, noch schlimmer, zu denen mit schwacher Blase. Und wer will schon mit jemandem in den Urlaub fahren, der an jeder Tankstelle anhalten muss? 

Nein, mein Date-Meeting begann genau … jetzt. Nun galt es, nicht allzu offensichtlich nach dem Menschen Ausschau zu halten, mit dem ich in der letzten Woche drei kurze Mails gewechselt hatte.

Ich werde keine rote Rose dabeihaben, aber ich könnte dir anbieten, ein rotes Hemd zu tragen.

Zudem wusste ich, dass er kurzes, braunes Haar hatte und noch eine Weile auf seine Sportlerfigur hinarbeiten musste. Zumindest hatte er es so umschrieben und gleich drei Smileys dahinter gesetzt. Mir sollte es recht sein. »Es ist sogar von Vorteil, wenn er nicht gerade dürr und ein Schwächling ist! Er kann deinen Koffer tragen!«, hörte ich Gabs’ Dominastimme in meinem Kopf und zuckte so heftig zusammen, dass die Kellnerin neben mir beinahe ihr Tablett fallen ließ. Sie sah mich ungehalten an und deutete auf einen leeren Tisch mit zwei Stühlen. Um Erklärungen zu vermeiden und den Frieden zu wahren, nickte ich und ging wenige Schritte in die angewiesene Richtung, bis die Frau mich nicht mehr beachtete.

Ich hatte es nicht geschafft, Gabs klarzumachen, dass ich meinen Koffer allein tragen wollte.

»Papperlapapp. Männer geben es nicht zu, aber sie freuen sich darüber, etwas tragen zu können, was uns Frauen zu schwer ist«, hatte sie erklärt. »Möglicherweise, weil sie das Gentleman-Gen mitbekommen haben, aber das ist leider nur in den seltensten Fällen so. Meist wollen sie einfach zeigen, wie stark sie sind, oder hoffen, dich ins Bett zu bekommen, wenn sie um dich herumscharwenzeln. Wie auch immer, es spricht die Urinstinkte an, weißt du? Evolution und so. Rollenverteilung.«

Gabs besaß Koffer in den unterschiedlichsten Ausführungen und machte sich stets gewissenhaft Notizen über die Pros und Kontras ihrer Zufallsbekanntschaften. Ob sie sich ebenso viele Notizen im Schulunterricht gemacht hatte, als die Evolution besprochen wurde, wagte ich zu bezweifeln. Dabei war sie nicht dumm. Sie hatte einfach nur ihre eigene Vorstellung darüber, welches Wissen ihr nutzte und welches nicht.

Ich verdrängte die Koffertheorie aus meinen Gedanken und sah mich um. Der Einfachheit halber hatte ich Sven ein Foto von mir gemailt, aber auch er machte es mir leicht. Sein Hemd war von grellstem Ferrarirot, und er musste mich bereits beobachtet haben, denn er winkte mir augenblicklich zu. O Gott. Hoffentlich hatte er nicht gesehen, wie ich ins Rossi gewackelt war, oder noch besser, mir auf der Straße selbst den Po getätschelt hatte, während ich auf einem Bein stand.

»Augen zu und durch«, murmelte ich in bester Selbstmotivierungsmanier.

»Wie bitte?«, antwortete es neben mir. Ich fuhr herum und sah mich der Kellnerin von vorhin gegenüber. An ihrem Hals pochte eine Ader, und das viel zu schnell für meinen Geschmack.

»Ich nehme einen Latte macchiato«, platzte ich heraus. »Und ich sitze dahinten.« Ich deutete auf Sven, der auch noch einmal winkte und nun sogar aufstand. Okay, auf seine Sportlerfigur musste er noch etwas länger als eine Weile hinarbeiten, aber immerhin zählte die gute Absicht.

Ich hielt auf ihn zu, eine Jungfrau in Nöten auf der Flucht vor der resoluten Schankmaid, bereit, sich in die Arme des unbekannten Retters zu stürzen, der durchaus auch ein Massenmörder sein konnte. Dabei war das Unbekannte alles andere als mein Freund. Ich mochte es nicht und ging ihm aus dem Weg, wann immer ich konnte. Eine Urlaubsreise mit einem Fremden zu planen, löste bei mir ungefähr denselben Adrenalinschub aus wie bei anderen ein Bungeesprung. So weit war es bereits gekommen, wenn man einfach nur ein paar entspannende Tage außer Landes verbringen wollte! Das Leben war seltsam. In diesem Moment stellte ich mir vor, wie es groß und gehässig über mir hockte und mir mit einer Nadel wieder und wieder in den Po pikte.

Mit diesen Gedanken trat ich an Svens Tisch und streckte eine Hand aus. Ich musste positiv denken. Alles war in Ordnung. »Hallo, Sven? Ich bin Juna.«

Er griff beherzt zu und schüttelte sie energisch, musterte dabei aber leider erst meinen Körper, dann etwas intensiver bestimmte Teile davon und zuletzt mein Gesicht. Ich versuchte, diesen Minuspunkt zu verdrängen, und zog einen Stuhl heran. An meinem Outfit konnte es nicht liegen, denn es war leicht, aber sachlich und unaufdringlich, so wie ich es am liebsten hatte: eine gerade geschnittene, marineblaue Hose und dazu eine Jacke, die zwar etwas tailliert war, aber lang genug. Mein Shirt zeigte weder Anzeichen von Dekolleté noch von Zitronenmousse. Svens spezielle Aufmerksamkeit fühlte sich seltsam an, und am liebsten hätte ich mich geschüttelt oder etwas vor mich gehalten. Ich war es nicht gewohnt, von Kerlen angestarrt oder – noch schlimmer! – mit Blicken ausgezogen zu werden, und ich war heilfroh darüber. Vielleicht war das der Effekt, von dem Gabs gesprochen hatte, und Sven erahnte meine neue Unterwäsche. Plötzlich musste ich ihn mir schnüffelnd vorstellen, mit einem Fässchen Alkohol um den Hals, und verdrängte diese Gedanken energisch. Nein, sein Fässchen saß eindeutig knapp über dem Gürtel und wurde in diesem Moment wieder hinter den Tisch gedrückt, da Sven sich setzte.

»Schön, dass du kommst«, sagte er. »Hatte ich nicht mit gerechnet.«

Ich blinzelte und lächelte zugleich. »Natürlich, warum sollte ich nicht kommen?«

Immerhin hatte ich dieses Treffen ausgemacht und sogar noch einmal per Mail bestätigt, da war es doch selbstverständlich, dass ich erscheinen würde. Wenn etwas Wichtiges dazwischengekommen wäre, hätte ich abgesagt, mit Lesebestätigung, um sicherzugehen, dass der andere die Nachricht wirklich bekommen hatte. Aber an Wichtigem gab es momentan nur meine Arbeit und vielleicht das Liebesleben meiner Schwester Finja, und an beiden Fronten war es verhältnismäßig ruhig.

Sven wedelte mit der Hand. »Ach, nur so.«

Das Wedeln veranlasste die Bedienung, die soeben meinen Latte bringen wollte, dazu, auf der Stelle stehen zu bleiben. Sie sah nicht erfreut aus, machte auf dem Absatz kehrt und nahm mein Getränk mit. Ich seufzte und entschied, das Rossi in der nächsten Zeit zu meiden, bis die Dame mein Gesicht ver­gessen hatte. Sehnsüchtig starrte ich auf Svens dampfende Tasse.

Er nahm sie und lehnte sich damit zurück. Ich unter­drückte den Drang, mich kleiner zu machen, als ich war. Sven hatte diesen Chirurgenblick, der einen auch ohne Skalpell sezierte.

Rasch griff ich nach der Getränkekarte, riss sie vor meine Brust und drehte sie in meinen Händen. »Schön dass es geklappt hat! Reden wir doch gleich über den Urlaub. Ich mache so etwas sonst nicht, ich meine mit fremden Leuten wegfahren, aber es haben sich gewisse … Umstände ergeben, und ich möchte nicht allein reisen.« Ich machte eine Pause. Als er schwieg, schob ich eine Frage hinterher. »Also, Sven. Wieso ausgerechnet Cornwall?«

Es hatte mich gewundert, dass die erste Antwort auf meine Anzeige von einem Mann gekommen war. Immerhin galt die südenglische Region durch eine gewisse literarische Berühmtheit als hoffnungslos romantisiert und war daher gerade beim anderen Geschlecht oft verschrien. An die Reaktionen meiner männlichen Bekannten auf die Frage, ob sie Lust auf einen Trip nach Cornwall hätten, erinnerte ich mich nur zu gut: Matthias hatte theatralisch seine Hände in die Luft geworfen und etwas zitiert, das wie eine Mischung aus liebestollem Shakespeare und einem Hund klang, dem man auf die Pfoten getreten war. Gunnar hatte sich auf den Brustkorb geschlagen und war zu Boden gesunken (wobei er sich den Kopf an einer Tischkante angestoßen hatte und im Krankenhaus genäht werden musste), und Jochen hatte einfach nur einen Finger in den Hals gesteckt.

Sven dagegen nahm einen Schluck und grinste. Er hob dabei nur einen Mundwinkel, was bei manchen Leuten sehr lieb aussehen konnte, aber seinem Sezierblick das Krönchen aufsetzte. Seine Augen kamen mir sehr dunkel vor, vielleicht lag das aber auch an der Beleuchtung oder daran, dass die Aura der Kellnerin sich düster über unserem Tisch ausbreitete, um mich aus ihrem Revier zu treiben. Gabs würde bei der Aura-Erklärung in Freudentränen ausbrechen, weil ich mich endlich für Neues öffnete. Aber was brachte mir das? Ich saß hier mit Sven und versuchte, den Dreck unter seinen Fingernägeln zu ignorieren. Allmählich fragte ich mich, ob das mit der Reisepartnersuche wirklich eine gute Idee gewesen war. Aber nachdem Tante Beate mir schon seit Jahren regelmäßig Urlaubskarten aus Cornwall schickte, auf denen sie glühende Begeisterungshymnen verfasste und so mein Interesse quasi hochgezüchtet hatte, wollte ich mir die Gegend unbedingt selbst ansehen. Dumm war nur, dass es niemanden gab, der Interesse und noch nichts anderes gebucht hatte. Miriam hatte zunächst zu-, dann aber letzte Woche abgesagt, weil sie ihr Kind mit gebrochenem Arm nicht tagelang bei den Großeltern lassen wollte. Leider fand ich aus Zeitgründen keine akzeptable Möglichkeit, mit öffentlichen Verkehrsmitteln durch Cornwall zu reisen. Selbst fahren kam nicht in Frage – ich hatte zuletzt vor über zehn Jahren am Steuer eines Autos gesessen und war schon damals eine sehr unsichere Fahrerin gewesen. Im heimatlichen Rechtsverkehr. Wenn das Ganze sich nun auch noch spiegelverkehrt abspielte, wollte ich gar nicht wissen, welchen Verkehrsgegner ich als Erstes in den Graben schickte. Ich brauchte also Hilfe, um auf den Spuren von König Artus zu wandeln oder beim Cream Tea zu entspannen. Immerhin wollte ich Cornwall besuchen und nicht die Krankenhäuser dort. Zudem hatte mir die Bevölkerung nichts getan und sollte am Leben bleiben.

Es war Gabs, die zuerst mit der Idee einer Onlinereisebörse angekommen war. »Es gibt Börsen für alles«, hatte sie mir im Brustton der Überzeugung mitgeteilt und begeistert auf ihrer Tastatur gehämmert, während ich noch überlegte, welches Argument am besten ›Nein, auf gar keinen Fall‹ verdeutlichen würde. »Leute suchen sich Hundesitter, Eltern suchen Altenheimbewohner, die ihre Kinder mit weniger Süßigkeiten vollstopfen als die echten Omas und Opas, und es gibt sogar eine Seite für Menschen, die sich gern anbrüllen lassen. Irre, oder? Ich hab mir sofort ein Profil gemacht. Überleg mal, du bist echt wütend – ein Klick, und …«

Ab diesem Punkt hatte ich nur noch halbherzig zugehört, um einen Termin für das nächste Großmeeting anzusetzen. Ein Fehler, wie ich mittlerweile wusste, denn so konnte Gabs meine verminderte Aufmerksamkeit für ihre Zwecke nutzen, was sie ebenso begeistert wie enthusiastisch getan hatte. Kurz darauf besaß ich ein Profil auf www.zusammenindenurlaub.de und fand das nach weiteren Überzeugungsversuchen gar nicht so verkehrt. Und während Gabs ihre spirituellen Gedanken ausnahmsweise beiseiteschob und nach Männern suchte, die sich auf ein paar kräftige Maulschellen von ihr freuten, fand ich Sven.

»Juna?«

»Ja?« Ich wollte lächeln und merkte, dass ich das bereits die ganze Zeit über getan hatte.

Sven nahm einen weiteren Schluck aus seiner Tasse. Ein dunkler Rand blieb auf seiner Oberlippe zurück, den er mit der Zungenspitze verteilte.

»Ich fand deine Anzeige nett«, sagte er.

Oh. Streng genommen hatte er meine Frage nach seinem Reisegrund damit nicht beantwortet, also starrte ich auf den Kakaobart und versuchte es noch einmal. Immerhin kannte ich das von der Arbeit: Wenn man ein Projekt managen wollte, musste man den einzelnen Fachabteilungen so lange freundlich auf die Füße treten, bis sie vorgaben, zu telefonieren, sobald sie einen bemerkten. Sobald Sven also ein Telefon aus der Tasche zog, war es Zeit, eine Pause einzulegen.

Noch war es nicht so weit. »Was interessiert dich denn dort besonders?«

Er zuckte die Schultern. »Och. Die Landschaft. Und das Meer. Die Leute.«

»Hm, hm«, stimmte ich zu. Er ging offenbar nicht gern ins Detail.

Wir schwiegen. Sven überbrückte die Stille, indem er geräuschvoll den letzten Rest Kakao aus seiner Tasse schlürfte. Ich spielte mit der Karte, sah mich um und entfernte ein paar imaginäre Fusseln von meiner Hose. Diese unbeholfene Art der Stille mochte ich nicht. In Gedanken verkürzte ich meine Reisedauer, falls ich das Abenteuer wirklich mit ihm wagen sollte. Und ich würde eine große Portion Kakao mitnehmen. So war er immerhin beschäftigt, und ich konnte mir die Gegend anschauen.

»Ich habe dir ja bereits geschrieben, dass ich … na ja, sagen wir, ich möchte bei dem Linksverkehr nicht fahren«, sprach ich den nächsten Punkt auf meiner Liste an.

Endlich blitzte es in Svens Augen auf, und ich atmete tief durch. Vielleicht hatte er ebenso Anlaufschwierigkeiten wie ich, wenn es um Gespräche mit Fremden ging. Hätte ich das Treffen nicht in Gedanken unzählige Male zuvor geprobt, alle wichtigen Punkte notiert und sie auswendig gelernt, wäre ich nun weitaus stiller.

Die Tasse wurde mit dem Schwung männlicher Entschlossenheit auf den Tisch geschmettert. »Kein Problem«, sagte Sven, beugte sich vor und spreizte die Finger einer Hand ab. »Mein erster Wagen war ein VW Polo, danach hatte ich einen Honda Civic, dann schon einen BMW Alpina. Zwischendurch kurz einen Jeep, nun fahre ich Mercedes.«

Ich nickte bei jeder Marke interessiert.

»Das Fahren ist also überhaupt kein Problem«, beendete Sven seine Tirade, knibbelte an den nun getrockneten Kakaoresten über der Lippe, entdeckte ein verirrtes Barthaar und zog daran.

Ich schaute weg. »Super. Ich bin eine ganz gute Kartenleserin.«

Seine Bewegungen wurden langsamer, und ich merkte, wie ich in einem riesigen Fettnapf zu ertrinken drohte. Karten lesen kam heutzutage wahrscheinlich Kassetten hören gleich. Aber hey, ich hatte gesagt, dass mein letztes Mal am Steuer schon sehr lange her war!

»Ich habe mir bisher nur grobe Gedanken über die Route gemacht«, redete ich hastig weiter. »Sicherlich willst du auch bestimmte Orte besichtigen, und …«

Er schnitt mir mit einem weiteren Wedeln das Wort ab. »Weißt du«, er lehnte sich zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Ein Teil seines rotbespannten Bauches lugte über den Tisch und erinnerte mich an ein Kind, das Verstecken spielte. Ich musste mich zusammenreißen, um ihm nicht zuzublinzeln. »Mir geht es nicht so sehr um die Gegend. Ich will einfach in meinem Urlaub mal was Neues sehen und ein wenig nette Gesellschaft genießen.«

Ich hielt mein in langen Meetings antrainiertes Lächeln und versuchte, das Ganze positiv zu sehen. Sven war einfach ein sehr offener Mensch und bereit, sich den Empfehlungen anderer anzuvertrauen. Neue Eindrücke zu sammeln, ohne sich vorher eine Meinung gebildet zu haben. Das war doch gut, oder?

Nachhaken, Juna, immer nachhaken, und dabei alles protokollieren. Es kam oft vor, dass Gesprächsteilnehmer sich nicht mehr an getroffene Absprachen erinnerten, gerade wenn sie nervös waren. Sven wirkte zwar nicht so, aber vielleicht verbarg er es auch nur gut. Der Kakao könnte ein Indiz sein – Schokolade beruhigte ja bekanntlich die Nerven.

Ich nickte, um ihm zu zeigen, dass ich mich über seine Antwort freute, und kramte meinen Notizblock samt Stift aus der Handtasche. »Okay ich notiere einfach mal alles. Reiseroute: Lege ich fest.« Ich schlug das Buch auf, notierte den Punkt, setzte ein schwungvolles Häkchen dahinter und strahlte ihn an.

Er bekam es nicht mit, weil er in seine Tasse starrte. In seinen Augen schimmerte ein Hauch von Bedauern. Ich schob es auf den Kakao und blickte mich nach der Kellnerin um. Sie mied unseren Tisch wie ich in Zukunft den Laden, der diese schreckliche Unterwäsche anbot, die mich noch immer malträtierte. »Dann zu der Frage, wie wir anreisen wollen: mit dem Auto direkt von Deutschland aus und über die Fähre von Calais nach Dover? Wir könnten auch nach London fliegen und uns dort einen Mietwagen nehmen.«

»Nee nee, wir fahren schon mit meinem Schätzchen«, sagte er und tätschelte zu meiner Verwirrung seinen Bauch. Immerhin flutete Enthusiasmus seine Worte, und man musste kein Hellseher sein, um zu erkennen, welches Thema Sven immer aus der Reserve locken würde, sollten wir uns im Urlaub unangenehm lang anschweigen. Natürlich, gerade das, in dem ich nicht einmal eine angelaufene Bronzemedaille holen würde. Aber egal, Information war Information, und je mehr ich über meinen zukünftigen Reisepartner wusste, desto besser konnte ich planen. Ihn bei Laune halten. Dafür sorgen, dass kein Streit aufkam und den Urlaub verdüsterte. Ich entschied, das Thema ›Auto‹ als Trumpf im Ärmel zu behalten. Sollte Sven doch irgendwann die Nase voll haben und grummeln, dass er keine romantischen Felsküsten oder Herrenhäuser mehr sehen wollte, konnten wir noch immer einen Zwischenstopp auf einer Autoshow oder dergleichen einlegen. Moment, gab es so etwas dort überhaupt? Hastig schrieb ich ›Autoshow‹ auf meine Liste und schmierte dabei absichtlich ein wenig, falls Sven auf die Idee kam, mitlesen zu wollen.

»Super, das erleichtert natürlich die Planung. Das Spritgeld und andere Ausgaben rund um den Wagen teilen wir uns natürlich.« Damit würde ich mir schon kein Eigentor schießen – so stolz wie Sven vorhin seine Exfahrzeuge aufgezählt hatte, war er sicher niemand, der eine Schrottkarre fuhr.

Er nickte. Etwas an der Art, wie sein Blick durch den Raum huschte, machte mich stutzig. Wirkte er etwa ungeduldig? Selbst der Röntgenblick hatte nachgelassen. Vielleicht ermüdete ihn die Farbe seines Hemdes. Mir zumindest fiel es schwer, mich von dem Signalrot nicht permanent ablenken zu lassen, und ich war in der Regel hochkonzentriert, wenn es darauf ankam.

»Dann haben wir ja schon die meisten grundlegenden Fragen geklärt«, sagte ich. »Wir müssten uns noch einigen, wie wir übernachten wollen. Die Möglichkeiten sind ja zahlreich.«

Sein Gesicht erhellte sich, er stützte die Unterarme auf und lehnte sich über den Tisch. »Genau darüber wollte ich auch reden.«

»Wunderbar.« Mein Stift beschrieb kleine Kreise in der Luft, bereit, die notwendigen Notizen zu machen. »An was hast du gedacht – Hotels? Bed & Breakfast? Ich habe gehört, das wäre die schönste Art, die Region kennenzulernen. Es gibt Unmengen davon in allen möglichen Preisklassen. Und so bekommt man einen kleinen Einblick, wie die Menschen dort wohnen. Ich muss gestehen, dass ich kein großer Fan von Jugendherbergen bin. Und Camping …« Ich schüttelte mich, um ihm zu zeigen, was ich davon hielt. Mein Stuhl wackelte. Der Herr am Nebentisch blickte mich erstaunt an und warf einen nachdenklichen Blick in Richtung der Heizung.

Auch Sven wirkte perplex. Ich hätte ihm vielleicht vorher sagen sollen, dass ich wirklich kälteempfindlich war. Aber um solche Dinge zur Sprache zu bringen, waren wir ja schließlich hier. »O nein. Du bist Camper, oder?«, hakte ich voll dumpfer Vorahnung nach.

Er blinzelte und runzelte die Stirn. »Nein, auf gar keinen Fall. Ich meine, falls du auf Zelte stehst, können wir uns da sicher einig werden. Aber alles andere ist mir ziemlich egal.«

Ich zögerte. Es war eine Sache, offen und tolerant zu sein, aber eine andere, nicht den Hauch einer Meinung zu haben, wenn weder Auspuff noch Vergaser im Spiel waren. Toleranz und Offenheit hin und her, aber etwas Variation bei den Gesprächsthemen wünschte ich mir schon. »Gibt es eine Preisspanne, in der du dich bewegen möchtest, wenn es um die Übernachtung geht?«, versuchte ich es noch einmal. Und starrte perplex auf Svens Hand, die sich plötzlich auf meiner befand. Sie war schwer, warm und feucht. »Ich will nicht gerade das teuerste Hotel dahinten in Wales«, sagte er und grinste wieder. »Aber ansonsten überlasse ich dir die Auswahl. Du wirst schon ein geeignetes Bettchen für uns finden.«

Meine Augen begannen zu schmerzen, und ich begriff, dass ich sie weit, weit aufgerissen hatte. Mein Hirn sammelte hastig Eindrücke, versuchte, sie zusammenzusetzen – und meckerte mich an, nachdem es die Aufgabe erfolgreich hinter sich gebracht hatte. Warum hatte ich nicht eher begriffen, was hier vor sich ging?

Svens Hand auf meiner. Sein komisches Grinsen. Das absolute Desinteresse an Cornwall. Wales, wirklich?

»Es tut mir leid, aber ich verstehe nicht ganz, was du meinst«, gab ich ihm eine letzte Chance. Jeder hatte eine verdient, sogar der dürre Lieferant, der vor meiner Haustür hastig die Salamischeiben von meiner ›Pizza Speciale ohne Salami‹ gepflückt und dabei nicht bemerkt hatte, dass ich einen Türspion besaß.

Sven ließ seine Hand, wo sie war. »Na komm«, sagte er und blickte sich um, als würde er mir etwas Geheimes mitteilen wollen. »Hier hört doch niemand zu.«

Der Herr neben uns lehnte sich interessiert in unsere Richtung.

»Wir sind beide erwachsen und können solche Dinge ruhig offen besprechen«, fuhr Sven fort. »Also, solange wir ein Doppelbett mieten, bin ich dabei. Zu zweit in einem schmalen Ding schlafen würde ich ungern. Außerdem weiß ich ja nicht, wie viel Platz du dabei brauchst.« Er betonte es, indem er mir wild zuzwinkerte. Ein sehr leises, schmatzendes Geräusch ertönte.

»Ich … was?« Ich konnte einfach nicht anders, als vollkommen perplex zu sein. Obwohl ich genau verstand, was Ferrari-Sven mir mitteilte, konnte ich es einfach nicht glauben – die typische Reaktion von Menschen, die in eine Situation gerieten, die zu weit von ihrem Normleben abwich. Wäre ich damals länger mit Mirko zusammengeblieben, der heute mit Vorliebe durch Swingerclubs zog und davon träumte, Frauen die Köpfe kahl zu rasieren und sie an seinem Fußende schlafen zu lassen, hätte ich wahrscheinlich mit einem lockeren Kommentar kontern können. So aber blieb mir nur der Bügel meiner Handtasche, an dem ich mich festklammern konnte, da Sven mich endlich losließ.

Seine Finger malten kleine, lüsterne Kreise auf die Tischplatte. »Also, Juna, reden wir nicht mehr länger drum herum. Warum sonst hättest du die Anzeige schalten sollen, wenn du nicht darauf aus bist?« Er ließ eine Hand unter den Tisch gleiten und bewegte sie. Ich musste nicht mehr hinschauen, um zu wissen, was er da bearbeitete.

Das reichte. Sven würde niemals auch nur den winzigsten Koffer für mich tragen, und er würde sich auch keinen Cream Tea mit mir teilen, ohne zu erzählen, was man mit der Cream noch alles anstellen könnte. Gabs würde ihm nun den Kakao über die Weichteile gießen, aber zum einen war der Kakao leer, und zum anderen machte der Herr am Nebentisch bereits seine Tischnachbarin auf uns aufmerksam. Ich entschied, ausnahmsweise auf jedwede Höflichkeit zu verzichten, packte mein Notizbuch, stand auf und machte irgendetwas mit meinem Gesicht, das entweder eine Grimasse oder ein Lächeln war.

»Das hat sich dann leider erledigt. Einen schönen Tag noch.«

Mein Slip erinnerte mich daran, dass allzu hastiges Aufstehen keine gute Idee war, doch ich ignorierte es ebenso wie Svens perplexes Gesicht oder die Tatsache, dass ich meinen Kuli auf dem Tisch liegen gelassen hatte. Er war ein Geschenk von Tante Beate, blau und mit ›Cornwall, Südengland‹-Aufdruck. Vielleicht warf Sven ja noch einen Blick darauf und lernte Geographie fürs Leben, dann hatte dieses Treffen noch etwas Gutes.

Mit energischen Schritten lief ich los. Der Herr am Nebentisch reckte mir einen Daumen entgegen. Kurz vor dem Eingang kreuzte die Kellnerin meinen Weg, ein schmales, milchschaumgekröntes Glas in den Händen. »Einen Macchiato«, sagte sie streng. Ich stöhnte innerlich. Sie hatte mich also nicht durch Ignoranz, sondern einfach nur ausgiebiges Trödeln strafen wollen.

Ich deutete über meine Schulter. »Für den Herrn im roten Hemd.« Dann flüchtete ich.

2

Du willst all deine Reisepläne über Bord werfen, nur weil ein spätpubertäres Bürschchen im Café in deiner Gegenwart an sich herumgespielt hat?« Gabs’ Hände beschrieben theatralische Bögen in der Luft. Hektisch versuchte ich ihr klarzumachen, dass sie leiser reden sollte. Manchmal brachte mein Instinkt mich eben einfach dazu weiterzukämpfen, obwohl ich längst wusste, dass ich auf verlorenem Posten stand. So wie jetzt. Gabs würde niemals einsehen, dass dieses Thema nicht für die Öffentlichkeit bestimmt war, dazu war es in ihren Augen viel zu interessant. Und da sie nun einmal war, wie sie war, konnte sie wahrscheinlich ihre Stimme nicht senken, selbst wenn sie es gewollt hätte. »Juna! Das ist nun nicht dein Ernst. Natürlich solltest du dieses Erdkunde-Ass von deiner Liste streichen, aber dafür nicht gleich alles abblasen. Denk immer daran: Die Pferde der Hoffnung galoppieren, doch die Esel der Erfahrung gehen im Schritt. Aber sie gehen. Sie bleiben doch nicht stehen!«

»Worum geht’s?« Stan rollte auf seinem Stuhl an unserem Raum vorbei und warf uns interessierte Blicke zu. Die Tatsache, dass er eine knallrote Hose trug und auch sonst die Bürozicke war, der man besser nichts anvertraute, verlieh mir die Kraft aufzustehen. »Um Esel«, sagte ich und schloss die Tür.

Stan verfolgte meine Bewegungen mit vorwurfsvollen Blicken durch die Glasfronten von Brille und Sichtfenster.

Ich ließ mich wieder auf meinen Stuhl fallen, richtete meinen Monitor neu aus und starrte auf den Projektreport der Regalmodelle für die kommende Saison. Ich wollte und würde nun in meinen Arbeitsmodus fallen, egal, mit wie vielen Fingern Gabs sich an die Stirn tippte.

Ich öffnete die erste Seite und vertiefte mich in Möbelbeschreibungen. So schlimm war es nicht, dass meine Pläne ins Wasser gefallen waren. Ich würde den Urlaub einfach stornieren und mich in den kommenden Wochen mehr denn je um die neue Designsaison kümmern. Dabei würde ich alles tun, um mich wohl zu fühlen: täglich meinen Schreibtisch aufräumen (was Gabs zur Weißglut brachte, die lieber hinter Papierstapeln und leeren Kaffeetassen thronte und mich hin und wieder ›Minimonk‹ nannte, wenn ich die Pflanzen auf der Fensterbank nach der Größe ordnete) und alte Baumwollunterwäsche tragen, die sich weich an meine Haut schmiegte. So wie heute. Ich wackelte auf meinem Stuhl hin und her und triumphierte – nichts kniff, scheuerte oder zog sich zusammen. Die Bündchen meines Slips waren leicht ausgeleiert und verschafften mir den Eindruck, abgenommen zu haben. Es fühlte sich großartig an. Um es mit anderen Worten zu sagen: Ich verwöhnte meinen Körper gerade ganz enorm.

Positiv denken, das war meine Zusatzaufgabe für heute. Ich musste mich ablenken von der Tatsache, dass ich, eine achtundzwanzigjährige, berufstätige und selbständige Frau, nicht in der Lage war, einen Teil des Landes zu besuchen, das quasi um die Ecke lag. Dies war eine der seltenen Situationen, in denen sich rächte, dass ich seit meiner Führerscheinprüfung vor zehn Jahren erst zweimal am Steuer gesessen und alles komplett verlernt hatte. Aber nachdem sich die Fußmatte unter dem Gaspedal verhakte, ich wild schreiend mit 120 Sachen durch die Innenstadt gedonnert war und mir vor lauter Panik nicht mehr einfiel, was außer der Bremse oder einem sehr, sehr großen LKW den Wagen stoppen konnte, hatte ich wohlweislich auf das Steuer verzichtet. Ich hielt gern die Zügel in der Hand, aber nur, wenn sie mir nicht die Haut aufscheuerten. Zu große Aufregung lehnte ich von vornherein ab, immerhin wollte ich nicht vor meinem Dreißigsten an einem Herzinfarkt sterben.

Heute war Arbeit eine wunderbare Kontrolle. Ich war fest entschlossen, das Thema Urlaub erst einmal ebenso zu ignorieren wie Gabs’ Blick. Sie hatte sich auf vorwurfsvolles Anstarren verlegt, lediglich ihre unzähligen Armbänder klimperten, als sie tief Luft holte und so versuchte, mir zu sagen, dass sie meine Entscheidung ganz und gar nicht nachvollziehen konnte. Wenn das eine Nachwirkung ihres Schweigeseminars war, dann kam es mir zugute. Tatkräftig schloss ich den Projektbericht. Das Hintergrundbild meines Desktops leuchtete mir entgegen: Sonne schien auf türkisblaues Wasser, einen schmalen Streifen hellen Strand und mit Gras bewachsene Felsen, in denen die Ruine einer Kirche thronte. Tante Beate hatte es in der Nähe von St. Agnes aufgenommen, dem Ort, an dem sie im Frühling 2011 geglaubt hatte, endlich ihren Ruhepunkt gefunden zu haben. So nannte sie es zumindest.

Tante Beate fand ihren Ruhepunkt genau zweimal im Jahr und stets an einem anderen Ort in Cornwall. Vor ungefähr zehn Jahren hatte sie die Region für sich entdeckt, nachdem sie zuvor Stein und Bein geschworen hatte, dass Italien ihre wahre Heimat war. Bis zu diesem Vorfall mit Salvatore, dem Künstler, der sie zu seiner Muse deklariert und monatelang nackt gemalt hatte. Kurz darauf hatte sich jedoch herausgestellt, dass Salvatore Nacktsein ausschließlich mit der Malerei verband, denn er litt unter einer tiefgehenden Phobie gegen Intimitäten. Tante Beate zuliebe hatte er versucht, sie zu überwinden, aber der gemeinsame Saunabesuch war zu viel für seine Selbstbeherrschung gewesen – und der unbekleidete, flüchtende Maestro zu viel für die Carabinieri in den Straßen von Florenz.

Tante Beate hatte danach entschieden, dass Italien doch nicht ihre spirituelle Heimat und die Männer dort zu klein waren, schloss ihre feurige Phase ab und entdeckte die der romantischen Liebe. Kurz darauf war sie mit Unmengen von Pilcher-Romanen und Reiseführern wochenlang abgetaucht.

Im März 2006 hatte ich die erste Cornwall-Postkarte von ihr erhalten. Sie zeigte Milltown House, ein wunderbares Anwesen in der Nähe der ehemaligen Landeshauptstadt Lostwithiel. Das langgestreckte Grundstück wurde von liebevoll gestalteten Hecken und Bäumen sowie einem typisch britischen Rasen eingerahmt. Darauf stand ein Tisch mit entzückenden Stühlen im Landhausstil und einem Sonnenschirm. Ich hatte mich sofort in den Anblick verliebt und das Internet bemüht, um mehr über Cornwall zu erfahren. Ich las von Wanderwegen und mittelalterlichen Orten, von bezaubernden Gärten und Speisesälen, die den Besucher Jahre in die Vergangenheit versetzten. Auf Webseiten lächelten sich Damen und mit engen Poloshirts bestückte Herren an, während die Sonne ihnen ins Gesicht schien.

Ich war verliebt. Ich wollte auf einem dieser Stühle sitzen, Tee trinken und mit einem Poloshirtmann ins Gespräch kommen, nur um herauszufinden, dass er Tag und Nacht an mich dachte. Was er mir mit äußerster Höflichkeit mitteilte.

Tante Beates Umorientierung löste daher riesige Begeisterung bei mir aus – was wiederum meine Familie in Ratlosigkeit stürzte. Meine Mutter verstand nicht, wie ich mich derart für etwas erwärmen konnte, das ich nicht einmal kannte. Sie war Tante Beates Schwester, aber abgesehen von ihrer Vorliebe für geflügelte Worte oder Redewendungen, die mich zu neunzig Prozent wahnsinnig machten, gaben die zwei sich Mühe, andere davon nichts merken zu lassen. Wo Tante Beate auf der Suche nach spirituellen Erkenntnissen durch die Welt reiste, seitdem ich sie kannte, war meiner Mutter bereits Yoga zu esoterisch. Sie brauchte Ergebnisse, die sie sehen und anfassen konnte. Trödeln kam für sie einer Kriegserklärung gleich, Zeitersparnis war dagegen das Nonplusultra, und so trug sie einzig aus dem Grund eine Kurzhaarfrisur, damit sie morgens nicht lange im Bad brauchte. Organisation, Pünktlichkeit und Strukturen waren ihr enorm wichtig, und mir ging es genauso. Wir waren uns in vielerlei Hinsicht ähnlich, und manchmal erschreckte mich das. Hin und wieder erwischte ich mich dabei, dass ich einfach nur vor mich hin träumte. Es ging nie so weit, dass ich die Realität vernachlässigte oder der Öffentlichkeit laut seufzend mitteilte, dass ich in Gedanken woanders unterwegs war. Nein, ich achtete stets darauf, dass niemand etwas mitbekam, aber trotzdem fühlte es sich … komisch an. Wenn es so etwas gab wie unbeholfene Träumer, so zählte ich definitiv dazu.

Ich berührte den Monitor dort, wo sich die von Hecken gesäumte Einfahrt von Milltown House befand. Wahrscheinlich war es gut, dass Sven sich bereits so früh als Idiot entpuppt hatte. Die Vorstellung, wie er sich auf dem perfekt gepflegten Rasen im Schritt kratzte, war grauenvoll.

Gabs tat mittlerweile so, als würde sie mich nicht mehr beachten, und tippte auf ihrer Tastatur herum. Ich argwöhnte, dass sie mich nur in Sicherheit wiegen wollte, um dann wie aus dem Nichts zuzuschlagen, und blieb wachsam. Stille eroberte das Zimmer, nur unterbrochen von Gabs’ Fingernägeln auf den Tasten. Hin und wieder blitzte eines ihrer Amulette im Sonnenlicht und blendete mich, wie eine Erinnerung, dass das Raubtier noch immer lauerte.

Ich machte mich daran, meine Mails abzuarbeiten, und fragte mich, warum so viele Leute in meiner Umgebung derzeit ihr Glück in metaphysischen Gefilden suchten. Nicht nur Tante Beate, sondern auch Onkel Olli und nun Gabs. Während der Trend bei ihr verhältnismäßig neu war, aber dafür voll durchschlug, hatte Olli schon vor meiner Geburt mit geistigen Idealen jongliert. Sein Erstwagen, ein klappriger VW, war über und über mit Peace- und Ying-und-Yang-Zeichen bemalt gewesen. Das machte den Zusammenstoß mit dem Volvo meiner Eltern auch nicht freundlicher, wohl aber den daraus resultierenden Kontakt, der nie wieder abbrach und mir meinen Taufpaten bescherte. Ich kannte Olli nicht anders als mit einem dieser verrückten Hüte, die grauenvoll an ihm aussahen. Abgesehen davon kleidete er sich normal, sprach stets ruhig und bedächtig und reiste regelmäßig nach Indien. Dort ging er vielerlei Interessen nach, von denen ich lieber nichts wissen wollte, da sie Namen hatten, die ich nicht aussprechen konnte.

Olli und Gabs hatten sich kennengelernt, kurz nachdem ich bei Möbel Mommertens angefangen hatte, und verstanden sich blendend und völlig ohne romantische Avancen. Gabs und ich teilten uns ein Büro und erzählten uns quasi alles. Sie hatte sich lange gegen Ollis Entspannungs- und Meditationstipps gewehrt, schließlich war sie so etwas wie sein Gegenpol. Gabs war eine Naturgewalt. Eins achtzig groß, selbstbewusst, mit langen schwarzen Haaren und einer tiefen Stimme, die mühelos laut werden konnte. Zudem legte sie manchen Menschen gegenüber einen großen Beschützerinstinkt an den Tag, zu denen ich auch gehörte. Wenn wir zusammen ausgingen, wirkte sie wie meine schöne Leibwächterin. Ich war zwar nur acht Zentimeter kleiner, aber mein eher sportlich-dezenter Kleidungsstil, die blonden Haare und die Tatsache, dass ich mich am liebsten nur dezent schminkte, hatten keine Chance gegen diesen Panther in Frauengestalt. Wie Olli es geschafft hatte, das Raubtier zu zähmen und zu einem Schweigeseminar zu schleppen, würde mir ewig ein Rätsel bleiben.

»So«, sagte Gabs energisch und winkte mich zu sich. »Komm mal her, und schau dir das an.«

Die Ruhe war vorbei, der Sturm schickte seine Vorläufer ins Rennen. Gabs klang entschlossen, und das machte mich vorsichtig. Ich wollte nicht sehen, was sie aus den Tiefen des Internets gefischt hatte, also gab ich vor, hochkonzentriert zu arbeiten.

»Juna, wenn du nicht augenblicklich aufstehst, erzähle ich Stan alles von deinem Date im Rossi. Sogar, dass du dein Hinterteil vor Minderjährigen durch die Luft geschwenkt hast.«

Ich war empört. »Das ist völlig verzerrt dargestellt, und außerdem war das Treffen deine Idee!«

»Na und?« Ich hörte das Schulterzucken deutlicher, als jede HD-Technik es hätte abbilden können. »Du bist hingegangen, nichts anderes zählt.« Ihr Schmuck klimperte abermals, als sie schwungvoll auf mich deutete.

»Schon gut! Ich komme ja.« Ich sprang so abrupt auf, dass mein Stuhl zurückrutschte. In der nächsten Sekunde kam ich schlitternd neben Gabs zum Stehen und sah sie strafend an, auch wenn ich wusste, dass es vergebene Liebesmüh war.

Sie lächelte mir eine Ladung Zucker entgegen und konzentrierte sich wieder auf ihren Monitor.

»Zauberhaftes Südengland und Cornwall?« Ich ignorierte den wild blinkenden ›Jetzt buchen‹-Button, der mir ein wenig Kopfschmerzen verursachte, und entspannte mich bei dem Anblick des schlossähnlichen Anwesens mit makellosem Rasen. Beim zweiten Blick begriff ich. »Gabs, das ist eine geführte Bustour.«

»Ganz genau.« Sie strahlte mich an. Kaum zu glauben, dass diese Frau noch vor wenigen Sekunden mit der Vernichtung meines Rufs gedroht hatte. »Ist das nicht toll? Die fahren ab Deutschland, setzen mit der Fähre von Calais nach Dover über und brettern durch bis Lands Ending.«

»Land’s End.«

»Siehst du? Du hast schon Feuer gefangen!« Gabs stieß mich so begeistert an, dass es weh tat.

Ich ignorierte das Pochen an meiner Hüfte. »Unsinn, ich weiß doch noch gar nicht genau, was du da ausgebuddelt hast.«

Sie verengte die Augen und erinnerte an einen Hund, der seinen Knochen verteidigte. »Was gibt es denn da noch zu wissen? Du buchst, wartest zur Startzeit mit deinem Gepäck am verabredeten Treffpunkt, setzt dich in einen Bus und lässt dich quer durch das Land deiner Träume kutschieren. Ab und zu steigst du aus, um Sehenswürdigkeiten zu bestaunen oder in einem Türmchenhaus zu übernachten, in dem der Butler nur darauf wartet, dir den Mantel abzunehmen. Du musst es einfach tun! Denk daran: Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von neuem beginnen.«

Oh, oh. Sie hatte zwischen den Worten kaum Luft geholt, was bedeutete, dass sie wirklich begeistert war. Es würde ein hartes Stück Arbeit werden, sie zu überzeugen, dass ihre Idee nichts für mich war. Um Zeit zu gewinnen und in Gedanken eine kurze Liste an Gegenargumenten zu erstellen, zog ich das Haarband von meinem Zopf und band ihn neu. »Was kostet das eigentlich?«, erkundigte ich mich beiläufig. »Ist doch sicher ziemlich teuer.«

Ein Klick, und Gabs lächelte mich triumphierend an. »Schau mal. Für acht Tage ist das kein schlechter Preis.«

Ausnahmsweise hatte sie recht. Ich überflog den Text, der den Verlauf der Reise beschrieb. Es hörte sich wirklich ganz gut an, und ich trampelte mir selbst im Geiste auf den Fuß. Ich würde mich nicht in einen Reisebus setzen und durch Cornwall tingeln! Der Grund lag klar auf der Hand, und damit kamen wir zu Punkt zwei meiner Liste der Gegenargumente.

»Ist dir klar, was da für Leute mitfahren?« Ich nahm Gabs die Maus weg, klickte zurück auf die Startseite und zeigte auf das Unternehmenslogo. »Kurfürst-Reisen. Wie das schon klingt.«

»Wie soll das klingen?« Sie warf ihre Mähne zurück und schlug mir mit voller Absicht einige Strähnen ins Gesicht. Ich ignorierte es hoheitlich – wenn wir schon einmal bei Adelstiteln waren – und suchte nach Bildern, die meine These unterstützten. Leider waren die Leute von Kurfürst-Reisen intelligent genug, um sich auf Landschaftsimpressionen zu beschränken.

»Na, so, als würde ich damit eine gute Wahl treffen, wenn ich bereits in Rente wäre«, sagte ich. »Wie hoch glaubst du ist der Altersdurchschnitt bei solchen Busreisen?«

Gabs seufzte, zog die oberste Schublade auf, nahm ein Parfumöl heraus und tupfte sich etwas davon auf ihre Handgelenke. Wahrscheinlich hatte ich mit meiner Skepsis soeben einen Hauch Karma zerstört, das sie nun schleunigst reparieren musste. Das Aroma von Sandelholz, Jasmin und Kardamom füllte die Luft. »Ist das nicht egal?«, fragte sie, ehe sie den Flakon wieder verstaute. »Dir geht es doch um die Gegend. Die Atmosphäre dort. Du warst ja sogar bereit, mit einem wildfremden Mann in den Urlaub zu fahren. Macht es einen Unterschied, ob der dreißig oder siebzig ist?«

»Natürlich!«

»Aha. Du würdest also einen sexuell verirrten Dreißigjährigen einer Horde rüstiger, kulturell interessierter und freundlicher Rentner, die dir deine Ruhe lassen, wenn du es wünschst, bevorzugen? Was bitte hast du gegen ältere Leute, Juna? Kannst du etwa auch meine Oma nicht leiden?«

»Was?« Dieser Angriff erfolgte fies von der Seite. Ich hatte ihn trotz aller Vorsicht nicht kommen sehen. »Unsinn, ich mag deine Oma sehr gern.« Das stimmte. Gabs’ Großmutter lebte in einem Heim mitten im Wald und ging Holz hacken, wenn ihr langweilig war. Ich begleitete Gabs hin und wieder bei ihren Besuchen, und wir verbrachten stets lustige Stunden dort. Mit ihrer Oma würde ich sofort nach Cornwall fahren, allerdings hätte ich Angst um die wenigen Bäume, die der Landstrich aufzuweisen hatte.

»Was ist es dann?«

»Es geht hier um die Gruppe! Es ist eine Reisegruppe. In einem Bus. Es gibt eine vorgeplante Route mit vorgeplanten Zwischenstopps zu vorgeplanten Zeiten. Das bedeutet, dass man zwangsläufig viel Zeit miteinander verbringt. Und das könnte … seltsam werden, wenn alle mindestens doppelt so alt sind wie ich. Ich würde da nicht reinpassen, verstehst du? Abgesehen davon, dass die meisten Aktivitäten sicher nicht für mich gemacht sind.«

Sie zuckte die Schultern. »Nimm dir was zu lesen mit.«

»Und dann? Wenn sie mir irgendwas erzählen, das ich nicht wissen will? Endlose Geschichten über ihre Enkel, Krankenhäuser oder Kochrezepte?«

»Du könntest Kopfhörer aufsetzen.«

»Das wäre ziemlich unhöflich.« Ich starrte auf den Bildschirm, wo Gabs sich mittlerweile durch die Bilder einzelner Stationen der Tour klickte: Exeter, Dartmoor, Newquay. Wunderschön! Ich sah mich bereits durch die Landschaft wandern. Etwas kribbelte in meinen Adern, eine Art Fernweh, das früher nie so stark gewesen war. Verdammt seist du, Tante Beate! Du bist schuld an diesem ganzen Malheur. Wärst du damals in Italien geblieben und hättest akzeptiert, dass der Maestro nun einmal nicht auf Tuchfühlung gehen möchte, müsste ich mir nun nicht mit Gabs Rentnerbusse anschauen.

»Vielleicht gibt es auch nur Doppelzimmer bei so einer geplanten Tour, und ich werde mir ganz sicher kein Bett mit einer fremden Person teilen, egal wie alt die ist«, unternahm ich den nächsten Versuch und merkte, dass meine Stimme bereits schwächer klang, besiegt von romantischen Küstenstrichen und Picknicken bei Sonnenuntergang.

Dieses Mal schaute Gabs nicht einmal auf den Monitor, sondern sah mich vorwurfsvoll an, während sie noch einmal klickte. Die Preistabelle erschien erneut und informierte mich darüber, dass der Einzelzimmerzuschlag durchaus vertretbar war. Gemeinerweise hatte der Anbieter Bilder von den Hotelzimmern direkt unter die Tabelle gepackt, und Himmelbetten mit Baldachinen zerbrachen einen weiteren Pfeiler meines Widerstands. Ich gab einen Laut von mir, der irgendwo zwischen Sehnsucht und Protest schwebte.

Vielleicht war die Idee gar nicht mal so übel. Immerhin hatte ich in den vergangenen Wochen bereits lose vorgeplant, mich mit Reiseführern eingedeckt, mit der regionalen Küche vertraut gemacht und sogar versucht, mich der kornischen Sprache zu nähern. Erfolglos. Angeblich sollte sie dem Walisischen oder Bretonischen ähneln, und ich wurde aus allen nicht schlau. Das war allerdings nicht ganz so schlimm, weil nur noch wenige hundert Menschen fließend kornisch sprachen. Also: keine Sprachbarriere und somit ein weiterer Pluspunkt. Aber Moment, was dachte ich da eigentlich? Ich wollte mich doch den Pro-Argumenten sperren, unter anderem, weil Gabs versuchte, mich in eine Ecke zu drängen. Ich dachte stets erst über Ideen nach und drückte niemals kurz entschlossen irgendwelche Knöpfe. Allein die Art, wie der Mauszeiger zu nah am ›Jetzt buchen‹-Button schwebte, machte mich nervös. Ich wollte jetzt nicht buchen, sondern nach Hause gehen, mich auf mein Sofa kuscheln und alles in Ruhe durchgehen. Überlegen, ob die Pros wirklich stärker waren als die Kontras. Ob ich Vorträge meines Sitznachbarn über Medikamente und Kurzuschläge überhören konnte, wenn ich die vorbeiziehende Landschaft bewunderte. Es fiel mir schwer, Menschen zu ignorieren, und die schienen das zu spüren. Oft schaffte ich es aus keinem Bahnhof heraus, ohne mindestens zweimal auf einen Euro angesprochen zu werden. Im Einkaufszentrum fragten mich Mütter, ob ich kurz auf ihre Kinder aufpassen könnte, während sie auf die Toilette gingen.

Gabs’ Mundwinkel hoben sich zu einem schwungvollen Lächeln – und stürzten ab, als die Tür mit so viel Schwung aufgestoßen wurde, dass sie gegen die Wand knallte.

»Mädels, die Hollenbach-Analyse ist da!« Stan füllte den Raum mit lauter Stimme und zu viel Präsenz. Noch war ich mir nicht sicher, ob er wirklich die Mappe so großartig fand, die er durch die Luft schwenkte, oder sich selbst.

Gabs schaffte bereits Platz auf ihrem Schreibtisch, doch Stan machte keine Anstalten, die Mappe abzulegen oder gar aufzuschlagen. Stattdessen starrte er auf das Angebot von Kurfürst-Reisen. »Was soll das denn sein?«

»Urlaub in Cornwall, was soll das sonst sein?« Gabs zog die Augenbrauen so hoch, dass es allein beim Zusehen schmerzte.

Stan hob seine Nase noch höher. »Ja, aber mit einem Bus! Mädels, denkt ihr etwa ernsthaft über so etwas nach, oder sucht eine von euch ein Geschenk für die Großeltern?«

»Wir haben nur herumgesurft«, kam ich Gabs zuvor und trat ihr unbemerkt auf den Fuß.

Stan atmete so theatralisch aus, als wäre er der Star einer Sitcom, was in seiner Phantasie auch sicherlich der Fall war. Ich argwöhnte, dass in seinem Kopfkino oft Applaus aufbrandete, nachdem er etwas gesagt oder seinen Körper in eine neue Pose geworfen hatte. »Gott sei Dank! Ich habe schon gedacht, dass eine von euch so verzweifelt ist.« Er fuhr sich mit dem kleinen Finger über den Mundwinkel. »Das sind diese besseren Butterfahrten, die steuern doch lediglich Toiletten und Cafés an, weil ihre Gäste an nichts anderem interessiert sind. Weil sie einfach nicht mehr gut sehen können. Schmecken geht gerade eben noch. Daher geht es auch immer an die hässlichsten Orte in Europa. Ich meine … Cornwall. Mädels!« Er schwang eine Hand in der Pose einer Tempeltänzerin durch die Luft. »Da gibt es nichts außer Schafscheiße und langweiligem Grün. Keinen vernünftigen Strand, keine Party, nichts Interessantes. In Cornwall liegt nicht nur der Hund begraben, sondern gleich ein ganzes Tierheim. Zudem haben die Engländer einen schrecklichen Modegeschmack, vom Essen ganz zu schweigen. Für die älteren Semester gut geeignet, die können dann sagen, dass sie mal was von der Welt gesehen haben. Wenn man dagegen unter sechzig ist und Bock auf Cornwall hat, dann sollte man schleunigst darüber nachdenken, wie man sein Leben wieder auf die Reihe bekommt.«

Er machte eine Pause und starrte auf den Monitor. Ich war zu perplex, um etwas zu sagen, und Gabs zu interessiert. Ihr Blick verriet, dass sie ahnte, wie es um mich stand. Ja, ich fühlte mich persönlich angegriffen. Und dann klickte Stan herum und rief ein wunderbares Bild auf: eine Bucht bei Newquay. Grün bewachsene Klippen, Ginsterbüsche und …

»Hier, genau das meine ich! Was kann man nur daran gut finden? Das ist kein Strand, sondern ein überdimensionales Fußbad. Ich …«

»Stan?« Unsere Praktikantin Inga rettete uns, indem sie den Kopf zur Tür hereinsteckte. »Telefon.«

»Ich komme.« Er deutete auf die Mappe. »Passt gut darauf auf, Mädels, ich bin sofort wieder da.« Im nächsten Moment rauschte er aus der Tür.

In mir brodelte es. Ja, ich war richtig wütend, und das kam nur selten vor. Wortlos schob ich Gabs samt Stuhl beiseite, schnappte mir ihre Maus und drückte den ›Jetzt buchen‹-Button.

3

Ey … ’n Euro? Oder ’n paar Cent?«

Obwohl Onkel Olli und Gabs neben mir standen, starrte der Kerl mit der leeren Bierflasche in der Hand nur mich an. Der kleine Fernbusbahnhof war menschenleer und wirkte daher viel größer als sonst. Er lag einsam hinter dem Arbeitsamt, das ihn vom regulären Bahnhof trennte, wo in zwei Stunden die ersten Linienbusse fahren würden. Der Mann war plötzlich auf der anderen Seite des Platzes aus dem Gebüsch gekrochen und hatte direkt auf mich zugehalten.

»Hm, Blondie? Haste einen übrig? Kann auch mehr sein.« Er kicherte.

Ich hatte genau fünfundfünfzig Euro und zweiundvierzig Cent in der kleinen, runden Geldbörse in meiner Handtasche. Die andere war bereits mit Pfundnoten bestückt. »Nein, tut mir leid.« Ich fühlte mich augenblicklich schlecht. Aber irgendwann musste ich auch mal nein sagen. Zudem weckte die Tatsache meinen Trotz, dass wir zu dritt waren, aber weder Gabs noch Onkel Olli als mögliche Spender in Betracht gezogen wurden.

Der Mann starrte in seine Bierflasche, als würde ein Geist dort sitzen und ihm verraten, ob ich log oder nicht. Dann brummte er etwas und schwankte von dannen.

»Das war nicht gut für dein Karma.« Onkel Olli rückte seinen Hut zurecht und strich über die Taschen seiner Weste. Aus einer ragte gut sichtbar sein Portemonnaie.

Das war ungerecht. »Also hör mal. Ich bin gestern mindestens fünf Euro auf diese Weise losgeworden, und vorhin auf dem Parkplatz noch mal einen. Mitten in der Nacht! Mein Karma müsste so sehr aufgefüllt sein, dass es für Wochen reicht. Warum werdet ihr eigentlich nie gefragt, ob ihr Kleingeld übrighabt?« Ich starrte von ihm zu Gabs, die neben meinem Gepäck am Wartehäuschen lehnte und sich die Seele aus dem Leib gähnte.

»Olli hat recht«, sagte sie und fügte etwas an, das in einem neuerlichen Mundaufreißen unterging.

»Sie sagt, dass du wahrscheinlich in deinem Vorleben geizig gewesen bist und jetzt endlich die Chance auf Wiedergutmachung bekommst«, übersetzte Onkel Olli. Offensichtlich verstanden sich die beiden seit dem Schweigeseminar ohne Worte. Klar.

»Es gibt keine Beweise dafür, dass wir schon einmal gelebt haben.« Es war die alte Diskussion zwischen uns. Onkel Olli war felsenfest davon überzeugt, dass er Anfang des neunzehnten Jahrhunderts im Dienste von Muhammad Ali Pascha in der osmanischen Provinz Ägypten gestanden und davor etwas mit der britischen Ostindien-Kompanie zu tun gehabt hatte. Sogenannte Rückführungen hatten ihm das verraten, und nach jeder legte er sich ein Tattoo zu, das ihn an sein Vorleben erinnern sollte. »An heiklen Stellen«, wie er mir vor Jahren mit einem Augenzwinkern verriet. Damals hatte ich entschieden, sie nicht sehen zu wollen.

Gabs gähnte lauter.

»Es ist doch aber vieles nicht bewiesen, Juni.« Onkel Olli griff nach meinen Händen. Ich verzieh ihm den verhassten Spitznamen aus meiner Kinderzeit, immerhin hatte er mich nachts um kurz vor drei hierher gefahren. Außerdem fiel es mir schwer, auf jemanden sauer zu sein, der einen Fingerbreit kleiner war als ich und dessen Stupsnase mich an einen Hobbit erinnerte.

»Hm.« Ich wappnete mich innerlich für die Argumente, die ich bereits kannte.

Onkel Olli lächelte. »Für die Liebe gibt es zum Beispiel keine Beweise.«

Natürlich, das Standardbeispiel! Ich sah das anders. Es gab Küsse, verliebte Blicke oder Leute, die sich zum Idioten machten.

»Oder für die Zeit. Streng genommen ist die Uhr kein Beweis«, sagte Gabs und kam von der anderen Seite auf mich zu.

Verflixt noch mal! Gab es denn nichts mehr, bei dem sie nicht einer Meinung waren? War dieses Schweigeseminar etwa das Rezept für Harmonie? Sobald ich wieder einen Mann kennenlernte, der mir wirklich gefiel, würde ich ihn dorthin schleppen.

»Oder Kunst«, sagte Onkel Olli. »Oder dass ich wirklich zu Hause bin, wenn ich dich anrufe und es behaupte.«

»Oder dass Stan ein Idiot ist, obwohl wir das alle wissen.« Gabs zwirbelte an ihrem Zopf, warf den Kopf in den Nacken und riss erneut den Mund auf. Sie sah aus wie eine Löwin, bereit, besagtem Idioten den Kopf abzubeißen.

Ich hatte ein Einsehen. »Okay, es war sehr lieb von euch, dass ihr mich hergebracht habt. Aber ihr solltet fahren, ehe ihr euch todmüde ins Auto setzt und einen Unfall verursacht.« Zwar waren die Straßen um diese Zeit leer, aber man wusste ja nie. Außerdem konnte ich Selbstlosigkeit eventuell gegen Karmapunkte eintauschen.

Gabs blinzelte. »Bist du sicher, Süße?«

Mir stiegen die Tränen in die Augen. Ich war übermüdet, nervös und überhaupt nicht sicher, ob diese Reise wirklich eine gute Entscheidung war, da war die Rührseligkeit nicht weit. Aber ich wollte tapfer sein. Was konnte mir schon groß passieren außer einer Horde Betrunkener, die mich um mein letztes Geld bringen wollte? »Natürlich. Der Bus müsste ja jeden Moment kommen.« Ich zwang ein Lächeln auf die Lippen, das sich anfühlte, als hätte ich es teuer gekauft und müsste regelmäßig zum Nachspritzen.

Gabs ignorierte meinen Zustand, vielleicht war sie auch einfach zu müde (im Gegensatz zu mir war sie erst vor drei Stunden ins Bett gegangen). Eine kurze, dafür umso kräftigere Umarmung presste mir die Luft aus den Lungen. Das Aroma von Räucherstäbchen umhüllte mich. »Das wird super, du wirst schon sehen. Mach viele Fotos, und bring mir eine Hexenpostkarte aus Boss Castle mit.«

»Boscastle.« Jetzt weinte ich doch.

»Na, na.« Onkel Olli drückte mich ebenfalls. »Keine negative Energie, Juni. Denk positiv, und du wirst Positives anziehen. Stell dir einfach vor, dass dich ein sehr helles Licht umgibt, so wie alles, was mit der Reise zu tun hat. Der Bus, die anderen Fahrgäste. Eure Lichter werden sich verbinden, und du wirst viel Spaß haben.«

Licht? Das war also die Lösung? Ich wischte mir die Augen und starrte zur Straßenlaterne hoch. Sie flackerte und erlosch.

Na, vielen Dank.

Ich drückte meine beiden Lieben ein letztes Mal, scheuchte sie weg und beobachtete kurz darauf, wie die Lichtkegel von Onkel Ollis altem Auto durch die Nacht schnitten. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Ich hatte mich entschieden, für einen Besuch in Cornwall einiges auf mich zu nehmen, und obwohl ich Zweifel hegte, war ich wild entschlossen, es nicht zu bereuen. Schon allein, weil ich keine Niederlage vor Stan oder anderen eingestehen wollte.

Ich hatte versucht, ihm zu verheimlichen, dass ich bei Kurfürst-Reisen gebucht hatte, doch dabei nicht mit Gabs’ Mitteilungsdrang gerechnet. Keine drei Minuten, nachdem ich das Zahlungsfeld ausgefüllt hatte, schwappten auch schon die ersten Reaktionen in unser Büro. Stan bekam einen Lachanfall, für den er sich sogar dramatisch (aber dennoch behutsam) auf den Boden warf. Erna, unser Telefonengel und Firmenurgestein, beglückwünschte mich zu meiner tollen Entscheidung, buchte gleich darauf mit vor Eifer hochroten Wangen eine ähnliche Reise für den Achtzigsten ihrer Mutter und machte ein Foto von uns beiden zusammen vor ihrem Arbeitsplatz aus Gründen, die ich nicht verstand. Inga fragte mich schüchtern, wie alt ich sei. Kurz darauf hockte sie kichernd vor Facebook. Zwei Stunden später hatte mein Abteilungsleiter mich zum Gespräch gerufen und mir angeboten, den Urlaub auszuzahlen, damit ich meine Zeit nicht verschwenden musste.

Mein Karma hätte darüber gejubelt, denn dann hätte ich das angesparte Geld in der Stadt verteilen können. So aber stand ich mitten in der Nacht mutterseelenallein auf dem Areal neben dem alten Güterbahnhof und wartete. Mein Herz wurde schwer vor Angst, die falsche Entscheidung getroffen zu haben – und ja, auch aus Nervosität. Das Unbekannte machte mich immer unruhig. Ich ließ mich auf die Plastikbank neben meinem Gepäck fallen und sah auf die Uhr. Noch zehn Minuten, bis der Reisebus mich abholen sollte. Er würde verschiedene Stationen im Ruhrgebiet abfahren und sich anschließend auf den Weg nach Calais machen. Bisher war ich der einzige Fahrgast aus meiner Stadt. Einerseits war ich froh darüber, da es eine Schonfrist bezüglich Gespräche über Stützstrümpfe und Arztromane bedeutete, andererseits hätte ich nichts gegen einen Begleiter gehabt. Einen netten Begleiter. Einen netten, attraktiven Begleiter. Einen, der sich um mich kümmerte, mich in den Arm nahm und gemeinsam mit mir über unsere schrägen Reisepläne lachte.

Das kommt davon, dass du dir seit Simon keinen Freund mehr an Land gezogen hast.