Cruel Heiress - Mia Kingsley - E-Book

Cruel Heiress E-Book

Mia Kingsley

4,3

Beschreibung

Willkommen in der Familie Falcone. Vier willensstarke Schwestern, vier furchtlose Männer und zahllose gebrochene Gesetze. Vor zwei Jahren habe ich Sidonio Rado mithilfe meiner Schwestern übel hereingelegt, um ihm eine Lektion zu erteilen. Leider brauche ich jetzt ausgerechnet seine Hilfe – nur sagt mir das gefährliche Glitzern in seinen Augen, dass er mir noch lange nicht vergeben hat … Dark Mafia Romance. Düstere Themen. Eindeutige Szenen. Deutliche Sprache. Alle Teile der Reihe sind in sich abgeschlossen und durch wiederkehrende Figuren verbunden.

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CRUEL HEIRESS

THE FALCONE SISTERS

BUCH EINS

MIA KINGSLEY

DARK ROMANCE

Copyright: Mia Kingsley, 2023, Deutschland.

Covergestaltung: Mia Kingsley

Korrektorat: http://www.swkorrekturen.eu

ISBN: 978-3-910412-25-5

Alle Rechte vorbehalten. Ein Nachdruck oder eine andere Verwertung ist nachdrücklich nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin gestattet.

Sämtliche Personen in diesem Text sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig.

Black Umbrella Publishing

www.blackumbrellapublishing.com

INHALT

Cruel Heiress (The Falcone Sisters 1)

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

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Über Mia Kingsley

CRUEL HEIRESS (THE FALCONE SISTERS 1)

Willkommen in der Familie Falcone. Vier willensstarke Schwestern, vier furchtlose Männer und zahllose gebrochene Gesetze.

Vor zwei Jahren habe ich Sidonio Rado mithilfe meiner Schwestern übel hereingelegt, um ihm eine Lektion zu erteilen.

Leider brauche ich jetzt ausgerechnet seine Hilfe – nur sagt mir das gefährliche Glitzern in seinen Augen, dass er mir noch lange nicht vergeben hat …

Dark Mafia Romance. Düstere Themen. Eindeutige Szenen. Deutliche Sprache. Alle Teile der Reihe sind in sich abgeschlossen und durch wiederkehrende Figuren verbunden.

KAPITEL1

AMANDA

Beniamina seufzte zufrieden. »Irgendwie hat Feuer ja etwas Beruhigendes.«

Obwohl ich die Ansicht meiner jüngsten Schwester in der Regel teilte, konnte ich so rein gar nichts Beruhigendes an den Flammen finden, die sich in diesem Moment durch unser Elternhaus fraßen.

Vissia erwiderte nichts und Rebecca schüttelte nur den Kopf.

Wenigstens hatten wir jetzt die Bestätigung für das, was wir bereits eine ganze Weile vermuteten: Jemand trachtete uns nach dem Leben.

Eigentlich nicht besonders überraschend, wenn ich bedachte, dass unser Vater vor Kurzem erst ermordet worden war. Damit blieben nur noch meine Schwestern und ich als Hindernis übrig, das den Killer von unserem Vermögen und der Machtübernahme trennte.

Rebecca holte ihr Handy aus der Hosentasche. »Ich schau mal kurz, was unser Horoskop sagt. Wobei die Wochenprognose ja bereits recht düster aussah.«

Dieses Mal war es Vissia, die leise seufzte. Sie konnte noch weniger als ich mit Rebeccas Vorliebe für Astrologie anfangen. Dazu war sie zu rational. Was witzigerweise sonst auch auf Rebecca zutraf. Eine Ausnahme machte sie nur für ihr Horoskop. Die Einzige von uns, die ständig ihren Emotionen nachgab, war Beniamina.

Wobei mir einfiel …

Ich drehte mich um, kniff die Augen zusammen und musterte die Umgebung. Es war zwar dunkel, doch das brennende Anwesen bot erstaunlich viel Licht. »Wo ist Beniamina?«

»Sie war gerade noch hier.« Rebecca sah von ihrem Handy auf. »Hätte ich mir gleich denken können. Ausgerechnet Neptun.«

Ich rollte mit den Augen. Rebecca warf ständig mit Planetennamen um sich, als würde das auch nur ansatzweise irgendetwas erklären.

Hinter uns erklang ein Schleifen, jemand zog etwas Schweres über den Kies der Zufahrt.

Als ich mich umdrehte, mühte Beniamina sich mit der reglosen Gestalt eines Mannes ab. Seine Nase war gebrochen, auf der Stirn hatte er eine große, hässliche Platzwunde und sein rechtes Bein war verdächtig abgeknickt.

»Baseballschläger.« Beniamina ließ ihn los und klopfte sich die Hände ab. »Ich habe ihn um das Haus schleichen sehen.«

»Das war unvernünftig«, tadelte Vissia. »Du hättest einer von uns Bescheid sagen sollen.«

»Klar.« Unsere jüngste Schwester rümpfte die Nase. »Bis Amanda alle Vor- und Nachteile durchgerechnet hat, Rebecca ihr Horoskop gelesen hat und du die moralischen Implikaturen überdacht hast, bin ich alleine schneller.«

Dagegen konnte ich leider nichts sagen. Ich ging hin und stieß den Kerl mit dem Fuß an. »Hast du ihn dieses Mal wenigstens am Leben gelassen?«

»Heute sind Ihrer Fantasie in kreativer und künstlerischer Richtung keine Grenzen gesetzt«, las Rebecca vor. »Das ist aus Beniaminas Horoskop.«

»Ich fühle mich in der Tat sehr kreativ«, sagte Beniamina und kniete sich hin, bevor sie dem Mann eine harte Ohrfeige gab. »Hey, Schlafmütze, aufwachen.«

Der Mann stöhnte, was tatsächlich bestätigte, dass er noch lebte. Seine Lider flatterten, und als er Beniamina sah, zuckte er zusammen und hob abwehrend die Arme. Oder er versuchte es zumindest, denn die Bewegung schien ihm große Schmerzen zu verursachen.

»Wer schickt dich?«, wollte Beniamina wissen.

Er antwortete nicht, weshalb sie Vissia zu sich winkte. »Stell deinen Fuß auf sein Bein.«

Vissias Blick schwang zu mir.

Ich zuckte mit den Achseln. »Er hat unter Umständen das Haus angezündet und er ist im Dunkeln herumgeschlichen. Ich denke, der Zweck rechtfertigt die Mittel.«

Mit einem knappen Nicken stellte Vissia ihren Fuß auf die abgeknickte Stelle und so, wie der Kerl aufkreischte, musste sie ziemlich viel ihres Gewichts darauf verlagert haben.

»Hey, hey.« Beniamina gab ihm eine neue Ohrfeige. »Wer schickt dich? Bisher haben wir noch gar nicht angefangen, dir wehzutun. Wir sind zu viert, du bist allein – kommst du bei so viel Mathematik hinterher?«

Der Ausdruck in den Augen des Mannes wurde gehetzt, er schluckte schwer. Ich tastete bereits nach dem Messer, das hinten im Bund meiner Jeans steckte, als Rebecca näher trat.

»Sternzeichen?«, fragte sie.

»Was?« Der Kerl starrte sie an.

Dieses Mal ohrfeigte Beniamina ihn mit dem Handrücken zuerst. Der Schlag hallte durch die Nacht und übertönte für einen kurzen Moment sogar das Knistern der Flammen. »Welches Sternzeichen du hast, will sie wissen.«

»Jungfrau«, stotterte er.

Rebecca tippte auf dem Handydisplay herum und schaute den Mann dann an. »Puh, an deiner Stelle würde ich unsere Fragen beantworten. Dein Horoskop malt keine rosigen Zukunftsaussichten.«

Vissia drückte ihren Fuß nach unten und er kreischte auf.

Rebecca lächelte. »Sage ich doch.«

»Ich habe die Anweisungen bloß anonym bekommen, normalerweise arbeite ich für die Iren, aber die waren es nicht«, stieß der Mann panisch hervor. »Ich weiß nicht, wer mich geschickt hat, nur wie viel er bereit war, zu zahlen.« Reihum sah er in unsere Gesichter. »Lasst ihr mich jetzt gehen?«

Ich zog das Messer hervor. »Bedaure.«

»Oh, ich will, ich will, ich will!« Beniamina streckte die Hand nach dem Messer aus.

Mir war klar, dass ich die Älteste war und es vermutlich damit an mir lag, unsere Feinde – und deren Handlanger – unschädlich zu machen, aber ich wurde immer schwach, wenn mich Beniamina auf diese Weise ansah. Als Kind hatte sie mir damit sämtliche Süßigkeiten abgeschwatzt und auch jetzt konnte ich mich nicht wehren.

Ich reichte ihr das Messer und versuchte, nicht allzu sehr über das Glitzern in ihren Augen nachzudenken, während sie die Klinge über die Kehle des Mannes zog.

Für Rebecca und mich war es eine unangenehme Nebenerscheinung, jemanden töten zu müssen. Vissia hatte es bisher noch nie gemacht, oder uns zumindest nichts davon erzählt, aber Beniamina? Uns war allen klar, dass sie es etwas zu gern machte.

Der Mann röchelte und gurgelte, bevor er in sich zusammensackte.

»Soll ich ihn zum Haus schleifen, damit er verbrennt, oder sollen wir jemanden anrufen, der die Leiche verschwinden lässt?« Beniamina stand auf und drehte ihre Hand. In der Dunkelheit, nur in dem Licht der tanzenden Flammen, sahen ihre Finger aus, als hätte sie ihre Hand in Öl getaucht.

»Rebecca und ich erledigen das. Sollten die Iren doch dahinterstecken, fragen sie sich vielleicht, wo ihr Mann abgeblieben ist. Wenn die Leiche in der ausgebrannten Ruine gefunden wird, fällt der Verdacht direkt auf uns. Verschwindet sie allerdings spurlos, hören die Iren sich wahrscheinlich um und wir bekommen es mit.«

Es krachte, als das Dach einstürzte und zahllose Funken in den Himmel stoben.

»Bin ich froh, dass wir das Haus schon vor Wochen leer geräumt haben.« Rebecca verschränkte die Arme und betrachtete das Feuer. »Was machen wir jetzt?«

»Ich fürchte, dass wir Hilfe brauchen. Und Schutz.« Mein Magen verkrampfte sich.

»Das ist … eine Umschreibung für einen Ehemann, korrekt?« Vissia klopfte in dem ewig gleichen Takt mit dem Zeigefinger gegen ihr Bein. Dreimal kurz, zweimal lang. Wieder und wieder. Das machte sie immer, wenn sie so gestresst war, dass ihre Energie aufgebracht war und sie nicht länger maskierte.

»Ist es.« Das ungute Gefühl in meiner Magengegend verstärkte sich, weil ich wirklich gehofft hatte, irgendwie darum herumzukommen.

Rebecca räusperte sich. »Denken wir an Sid? Ich meine, wir wissen, dass er Interesse hat.«

Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Das hat sich definitiv erledigt.«

KAPITEL2

AMANDA

Zwei Jahre zuvor

»Sicher, dass du hier oben bleiben willst?«, fragte ich und suchte im Spiegel Vissias Blick.

Sie schaute nicht einmal von ihrem Buch auf. »Ganz sicher. Dad hat gesagt, ich muss mich nicht unter die Leute mischen, wenn ich nicht will. Und ich will nicht.«

Ich stellte den Lippenstift weg. »Okay. Dann bis später.«

Mit einem tiefen Atemzug ging ich in Richtung Tür.

»Amanda?«

»Ja?« Ich drehte mich noch einmal um.

Vissia legte das Lesezeichen ordentlich zwischen die Seiten, klappte das Buch zu und schaute mich an. Sie bemühte sich, Blickkontakt zu halten, auch wenn es ihr schwerfiel. »Du willst Teodoro verführen, richtig?«

Das Blut schoss in meine Wangen. »Verführen ist ein bisschen hochgegriffen. Ich wollte mit ihm über unsere Zukunft reden.«

»Aber …« Vissia runzelte die Stirn und beschrieb mit ihrer Handbewegung ihren Mund.

»Der Lippenstift? Meinetwegen. Vielleicht wollte ich auch ein bisschen mit ihm herummachen. Wenn es sich ergibt.« Das war eine kleine Lüge, denn ich war fest entschlossen, dafür zu sorgen, dass es sich ergab.

»Ist er die beste Wahl?« Vissia neigte den Kopf. »Ich weiß, dass ich nicht viel davon verstehe, aber Teodoro wirkt auf mich sehr berechnend.«

Ich dachte über ihre Worte nach, weil Vissia einen ganz anderen Blickwinkel auf Dinge hatte und manchmal zu erstaunlichen Erkenntnissen kam, mit denen sie selten falschlag, wenn sie sich dazu durchringen konnte, sie zu teilen.

»Ich habe schon wieder das Falsche gesagt. Du bist sauer. Ich hätte nichts sagen sollen.« Sie senkte den Kopf.

»Nein, nein, sorry. Ich denke bloß nach. Wie kommst du darauf?«

Sie deutete auf den Liebesroman in ihrer Hand. »Ich habe ja angefangen, mehr zu lesen, um das Konzept von Romantik besser zu verstehen. Und Teodoro schaut Serafina Saya an, wie es in den Büchern beschrieben ist.« Meine Schwester hielt inne und suchte offenbar nach den richtigen Worten. »Hungrig. Voller Begierde.«

»Serafina?« Die Vorstellung war wie ein Schlag in die Magengrube. Vissia wusste nicht, dass ich Teo längst geküsst hatte. Mehr noch: Ich hatte gedacht, wir hätten eine gemeinsame Zukunft, und ich war fest entschlossen gewesen, heute Sex mit ihm zu haben. Bestand vielleicht die verschwindend geringe Wahrscheinlichkeit, dass Vissia sich irrte?

Nein, dann hätte sie nichts gesagt.

Vissia seufzte. »Die Bücher sind vermutlich nicht die beste Wissensgrundlage, aber sie haben mir geholfen, einiges zu verstehen. Unser Leben ist im Grunde eher wie ein Schachspiel, korrekt?«

»Vermutlich.« Ich nickte schwach, weil ich zu sehr damit beschäftigt war, angesichts der Vorstellung von Teo und Serafina nicht in Tränen auszubrechen.

»Teodoro wird eine Strategie haben. Vielleicht ist er in Serafina verliebt, aber unser Vater ist nun einmal als Capo der beste Business-Partner, was eine Heirat mit dir zu der lukrativsten Option macht.«

Mir war klar, dass Vissia es nicht so meinte, aber sie ließ mein Liebesleben wie einen Handel an der Börse klingen. Ich wusste, dass wahre Romantik extrem unwahrscheinlich war, und doch hatte ich mich dem idiotischen Traum hingegeben, Teo könnte Gefühle für mich haben. Aber offenbar war er lediglich ein guter Schauspieler.

Ich ging zum Bett und setzte mich neben Vissia. »Manchmal erstaunt es mich, dass du diese übergeordneten komplexen Zusammenhänge verstehst, ich dir aber erklären muss, warum der süße Typ aus dem Coffeeshop seine Nummer auf deinen Kaffeebecher geschrieben hat.«

»Ich arbeite daran«, gab Vissia ruhig zurück und begann mit dem Finger auf ihr Buch zu klopfen. Dreimal kurz, zweimal lang, dreimal kurz, zweimal lang.

»Und was soll ich deiner Meinung nach jetzt machen? Was ist meine Strategie?«

Vissia dachte nach, die Lippen gespitzt. Das Klopfen hörte auf. »Sidonio Rado ist die beste Wahl für dich.«

Mein Magen verkrampfte sich. »Sid? Warum?«

»Weil er dich so ansieht wie die Männer in den Büchern. So, wie Teodoro dich eigentlich ansehen sollte.«

Ein Schauer rieselte über meinen Rücken, als ich an den intensiven Blick aus Sids Augen dachte. Ja, er war attraktiv und groß, aber in seiner Gegenwart fühlte ich mich immer wie die Maus in der Falle. Zwar hatte er sich bisher immer anständig benommen, doch ich hatte den Eindruck, dass da etwas Gefährliches unter der Oberfläche lauerte.

»Aber er ist so … unhöflich.«

Meine Schwester legte den Kopf schräg. »Ich finde, er ist direkt. Er sagt immer, was er will – ohne versteckte Botschaften oder viele Interpretationsmöglichkeiten.«

Auf diese Weise hatte ich es bisher nicht betrachtet, aber mir war klar, dass Sid für meine Schwester der angenehmere Gesprächspartner sein musste.

»Sidonios Familie ist etwas besser aufgestellt als Teodoros, was die Geschäftszweige anbelangt«, fuhr Vissia ungerührt fort.

Ich musste mir das Grinsen verkneifen, weil wieder durchschien, dass Vissia sonst nur Wirtschaftsbücher über Investitionen, Firmenfusionen und Börsenhandel las. Das war ihre wahre Leidenschaft und der Grund, warum sie hier oben sitzen durfte, während selbst Beniamina unten herumstand und potenzielle Ehemänner anlächeln musste.

Vissia hatte das bessere Druckmittel, weil sie den Geldhahn zudrehen konnte.

Sie war acht gewesen, als sie Dad zum ersten Mal mit Börsenkursen und Aktienhandel genervt hatte. Nach bloß knapp zwei Wochen hatte Dad kapituliert und Vissia zehntausend Dollar investieren lassen – eine Summe, die er problemlos verschmerzen konnte, weil er davon ausgegangen war, dass Vissia das Geld leichtfertig verlieren würde.

Stattdessen hatte sie das Achtzigfache an Gewinn reingeholt. Knapp drei Jahre lang hatte er Vissia wieder und wieder nur zehntausend Dollar investieren lassen, um auszuschließen, dass es purer Zufall gewesen war.

War es nicht. In bloß zwei Prozent der Fälle hatte Vissia falschgelegen, doch da sie smart war, hatte sie jeweils weniger als die Hälfte der zehntausend Dollar verloren.

Seit vorletztem Jahr managte sie unser gesamtes Vermögen, was nur Dad und wir Schwestern wussten. Nach außen hin waren wir wohlhabend, vielleicht sogar reich – in Wahrheit würde sich nie wieder jemand von uns Gedanken um Geld machen müssen.

Das war der einzige Grund für die Ausnahme. Dad erwartete von Rebecca, Beniamina und mir, dass wir irgendwann heirateten und starke, solide Partner für die Familie gewannen. Er ließ uns weitestgehend freie Hand, auch weil er keine Söhne hatte, an die er seine Unternehmen vererben konnte, aber die Hochzeiten standen deutlich sichtbar am Horizont. Vissia hingegen schaufelte das Geld praktisch mit beiden Händen rein und hatte als einzige Bedingung daran geknüpft, dass sie keinen Mann brauchte. Das Konzept von so viel Nähe und Aufmerksamkeit behagte ihr nicht.

»Dass Sidonio vier Jahre älter ist als Teodoro, sollte keine große Rolle spielen. Das Thema Alter wird bei Männern anders bewertet als bei Frauen. Ich habe eine Übersicht über ihre Vermögen. Soll ich sie holen?«, bot Vissia an.

»Ist einer von beiden verschuldet und sieht uns als Sparschwein?«

»Nein. Beide haben mehr als genug Geld, sodass es kein Motiv für die Verbindung sein sollte.« Vissia tippte mit dem Zeigefinger gegen das Buchcover. »Doch angesichts meiner Beobachtung, dass Teodoro Serafina begehrt, ist Sidonio die bessere Wahl.«

»Ich werde es mir durch den Kopf gehen lassen und ein ernstes Gespräch mit Teo führen.«

»Gut.« Vissia zwang ihre Mundwinkel in die Höhe. »Ich war mir nicht sicher, ob ich etwas sagen soll, weil mir zwischenmenschliche Dinge so schwerfallen.«

»Du kannst immer mit mir reden, wenn dich etwas belastet.« Ich legte die Hand auf ihren Unterarm und drückte ihn fest, weil Vissia keine sanften Berührungen mochte.

»In Ordnung. Meinst du, ich kann mir einen Liebhaber suchen?«