Violent Gentlemen - Mia Kingsley - E-Book + Hörbuch

Violent Gentlemen E-Book und Hörbuch

Mia Kingsley

4,5

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Beschreibung

Düster. Brutal. Und irgendwie romantisch. Warner, Grymes und Flint sind für die Hälfte aller illegalen Geschäfte in diesem Bundesstaat verantwortlich. Leider weiß ich das erst, seitdem ich einen von ihnen bestohlen habe. Jetzt habe ich sie alle drei am Hals. Ja, alle drei. Sie sind beste Freunde und teilen alles: die Gefahren ihres Jobs, das Geld, die Wohnung – und ihre Frauen. Außerdem hat Grymes große Probleme mit Impulskontrolle, weshalb sie ein neues Spielzeug brauchen, denn das vorherige ist tot … Dark Romance. Düstere Themen. Eindeutige Szenen. Deutliche Sprache. In sich abgeschlossen.

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Seitenzahl: 245

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Zeit:5 Std. 45 min

Sprecher:Emilia Schilling
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VIOLENT GENTLEMEN

VIOLENT ROMANCE 1

MIA KINGSLEY

DARK ROMANCE

Copyright: Mia Kingsley, 2021, Deutschland.

Coverfoto: © boxerx – stock.adobe.com

Korrektorat: http://www.korrekturservice-bingel.de

Alle Rechte vorbehalten. Ein Nachdruck oder eine andere Verwertung ist nachdrücklich nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin gestattet.

Sämtliche Personen in diesem Text sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig.

Black Umbrella Publishing

www.blackumbrellapublishing.com

INHALT

Violent Gentlemen

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Nächster Band der Reihe: Violent Christmas

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Über Mia Kingsley

VIOLENT GENTLEMEN

Düster. Brutal. Und irgendwie romantisch.

Warner, Grymes und Flint sind für die Hälfte aller illegalen Geschäfte in diesem Bundesstaat verantwortlich. Leider weiß ich das erst, seitdem ich einen von ihnen bestohlen habe.

Jetzt habe ich sie alle drei am Hals. Ja, alle drei. Sie sind beste Freunde und teilen alles: die Gefahren ihres Jobs, das Geld, die Wohnung – und ihre Frauen.

Außerdem hat Grymes große Probleme mit Impulskontrolle, weshalb sie ein neues Spielzeug brauchen, denn das vorherige ist tot …

Dark Romance. Düstere Themen. Eindeutige Szenen. Deutliche Sprache. In sich abgeschlossen.

PROLOG

SPARROW

»Sei ein braves Mädchen und mach den Mund auf.«

Ich kam dem harschen Befehl nach und versuchte zu ignorieren, dass mein Puls raste. Solange die Messerklinge weiter gegen meine Haut drückte, würde ich mich nicht entspannen können – so viel stand fest.

Ich öffnete den Mund und zeigte meine Zunge.

»Sehr gut«, knurrte er. Seine Stimme ertönte sehr viel näher an meinem Ohr, als ich erwartet hatte, und ich musste mich beherrschen, um nicht zusammenzuzucken. Nicht nur hatte ich keine Erlaubnis, mich zu bewegen, mit dem Druck, den das Messer bereits jetzt ausübte, konnte jede Bewegung fatal enden.

Mir war bewusst, dass sie alle drei hier waren, auch wenn ich sie hinter der Augenmaske nicht sehen konnte. Ich spürte ihre Präsenz.

Angesichts der Tatsache, dass sie zu dritt waren, sollte es mich nicht überraschen, dass ich mich fühlte, als würden die Raubtiere mich umkreisen. Gefährliche Raubtiere, bereit, mich mit Haut und Haar zu verschlingen.

Ich wimmerte unwillkürlich, als ein Finger über meine Unterlippe strich, bevor er in meinen Mund dippte und meine Zunge liebkoste. Die Berührung war zart und intim, verboten und verdorben. Ich rührte nicht einen Muskel. Es war besser, einfach still zu halten und sie machen zu lassen, was sie wollten. Das erhöhte die Wahrscheinlichkeit, dass ich überlebte, um ein Vielfaches.

»Saug«, raunte die Stimme an meinem Ohr und kitzelte mich mit dem heißen Atem. Ich keuchte und zerrte an den schweren Ledermanschetten, die meine Hände hinter meinem Rücken fixierten. Sobald Flint dabei war, wurde ich immer gefesselt, weil ich ihn nicht anfassen durfte.

Der Mann, der meine Zunge streichelte, packte die Spitze ohne Vorwarnung und brachte mich zum Keuchen.

Eine andere Hand fuhr den Rand der schwarzen, halterlosen Strümpfe nach, die sich an meine Oberschenkel schmiegten. Sie waren das Einzige, was ich noch trug. Meine Schuhe hatte ich im Flur verloren, das Kleid war bereits im Wohnzimmer Grymes’ Messerklinge zum Opfer gefallen – der gleichen Messerklinge, die sich gerade unter meinem linken Nippel in meine Brust bohrte und mich warnte, dass sämtliche Bewegungen eine dumme Idee waren. Ich hatte einfach nur still zu halten und sie machen zu lassen, was sie wollten.

Ein Teil von mir kämpfte noch immer gegen die Unterwerfung, gegen die absolut dumme und vollkommen absurde Erkenntnis, dass ich ihnen gehorchen wollte. Ihnen gefallen und sie befriedigen wollte.

Das Verlangen und die Dunkelheit waren in mir gewesen, seit ich denken konnte, doch bisher hatte niemand sie freigelegt. Dabei hatten sie nur darauf gewartet, erweckt zu werden.

Der Mann hinter mir ließ ein leises Knurren hören, als er sich gegen mich presste. Ich spürte seine nackte Haut an meiner und schmolz förmlich dahin. Er strömte eine anziehende Hitze aus, aber ich wagte es trotzdem nicht, mich zu rühren. Der Druck der Messerspitze verringerte sich und sie wanderte langsam nach unten, fuhr die Kurve meiner Brust nach und glitt bis zu meinem Venushügel. Ich spürte den Hauch eines Brennens, weil Grymes fester drückte und vermutlich eine zarte rote Linie hinterließ. Zumindest ging ich davon aus, dass er es war, denn die anderen beiden spielten längst nicht so gern mit Messern.

Oder mit Blut.

Das Messer bohrte sich in meine Klit, zu fest, um angenehm zu sein, nicht fest genug, um Schaden zuzufügen.

Gleichzeitig spürte ich eine harte Erektion an meinem Po, während der Mann hinter mir mit den Fingerkuppen über meine Rippen strich.

Endlich wurde meine Zunge wieder freigegeben und zwei Finger stießen stattdessen in meine Kehle. Ich würgte und krümmte mich unwillkürlich zusammen. Die Strafe kam sofort – in Form eines Schnitts auf der Innenseite meines Oberschenkels und einer leichten Ohrfeige.

Eine Träne lief unter der ledernen Augenmaske hervor.

»Du solltest still halten«, sagte Warner.

»Es tut mir leid«, wisperte ich.

Eine Hand packte meine Kehle und drückte fest zu. »Wie leid?«

Ich konnte nicht antworten, aber ich wusste, dass sie es eh nicht hören wollten.

Finger tanzten gemeinsam mit der Messerklinge über meinen ganzen Körper. Ich wurde abwechselnd gestreichelt und gequält. Auf jede zarte Berührung folgte eine brutale. Für jede Liebkosung wurde ich danach gekniffen, nach jedem sanften Kuss bekam ich einen Biss.

Einer von ihnen zupfte an meinen Nippeln, rollte die harten Knospen zwischen den Fingern. Ich fühlte mich merkwürdig schwerelos und euphorisch. Mein Puls stieg in schwindelerregende Höhen.

Als einer von ihnen sich meiner Klit widmete, stöhnte ich leise.

»Sie ist so verdammt nass.« Flint lachte.

Ich hörte eine Gürtelschnalle klappern und Stoff rascheln, woraufhin meine Kehle eng wurde. Nachdem ich schwer geschluckt hatte, leckte ich mir über die Lippen.

Die Erektion an meinem Po schien härter zu werden und zuckte an meiner Haut.

Finger drückten meinen Unterkiefer nach unten, zwangen mich, den Mund weiter zu öffnen.

Die Messerklinge verschwand von meiner Haut, stattdessen zog die Hand mich an meiner Kehle nach vorn. »Komm näher.«

Ich gehorchte sofort – nicht nur, weil sie es so erwarteten, sondern in erster Linie, da ich die Konsequenzen fürchtete, wenn ich nicht machte, was sie wollten.

Mein Mund blieb die ganze Zeit auf und ich erschauerte, als sie mich umringten. Ich spürte die warme Haut und festen Muskeln. Kein Laut des Protests kam über meine Lippen, als einer von ihnen die Hand in meinem Haar vergrub und mich zu sich zerrte.

Ein harter Schaft drang in meinen Mund und ich schluckte, weil ich ein braves Mädchen war.

Denn nur brave Mädchen überlebten.

KAPITEL1

SPARROW

Ich seufzte, als ich das Portemonnaie öffnete und lausige fünfzig Dollar in bar fand. Dieser verdammt harsche Winter sorgte dafür, dass weniger Passanten als üblich unterwegs waren und ich nicht wählerisch sein konnte, was meine Opfer anbelangte.

Auf dem verkratzten Resopaltisch in der kleinen Küche lagen jetzt nur hundertsiebenundzwanzig Dollar, eine falsche Rolex, drei oder vier Gramm Koks sowie ein paar nicht näher definierbare Pillen. Wahrscheinlich Ecstasy.

Das reichte weder für Lebensmittel noch, um meine Hälfte der Miete zu begleichen. Genervt zog ich meinen Pferdeschwanz über die Schulter und betrachtete das ausgewaschene Blau. So viel zu meinem Plan, mir einen Friseurbesuch zu gönnen.

Der Winter war einfach zu früh gekommen. Die bitterkalten Temperaturen sorgten auch dafür, dass ich nicht zu viel Zeit draußen verbringen konnte. Ich zupfte an meiner Unterlippe und holte mein Handy hervor. Hatte ich nicht eine Stellenanzeige für einen Juwelier gesehen? Vielleicht konnte ich mich dort bewerben – ein teures Collier, und ich würde einige Monate nicht arbeiten müssen.

Ich starrte aus dem Fenster. Die dichten Schneeflocken blockierten beinahe sämtliches Licht und ließen es wesentlich später aussehen, als es eigentlich war. Wenn ich es schaffte, die Zeit bis zum Frühjahr zu überbrücken, wäre alles wieder gut.

Mit einem frustrierten Seufzen ging ich zum Kühlschrank und holte die Flasche Weißwein heraus. Das Zeug war unglaublich billig und schmeckte viel zu süß, aber für meine momentane Stimmung kam es wie gerufen.

Ich trank viel zu viel, bevor ich die E-Mail-Adresse des Juweliers kopierte und nach dem Lebenslauf suchte, den ich mir im Internet zusammengestohlen und dann gespeichert hatte.

Kaye Sparrow hatte keinerlei nennenswerte Fähigkeiten und war nicht dazu geeignet, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen – doch Emma Pierce, mein braves Alter Ego, war perfekt für die ausgeschriebene Stelle.

Mein Daumen schwebte über dem Senden-Button, als ich Milos Schlüssel im Türschloss hörte. Während ich meine Lebensentscheidungen kontemplierte und den letzten Rest aus der Flasche trank, brauchte mein Mitbewohner vier Anläufe, um die Wohnungstür aufzuschließen.

Die Tür krachte an die Wand, als er versuchte, mit den ganzen Einkaufstüten hereinzukommen. Ich sah das Chanel-Logo, mindestens eine Tüte mit dem Apple-Logo und diverse andere Designeraufdrucke.

»Babe, du bist zu Hause.« Er schaute ertappt von seinen Tüten zu mir und bemerkte schließlich die mickrige Ausbeute hinter mir auf dem Küchentisch.

»Scheißwetter«, sagte ich bloß, zuckte mit den Achseln und stellte die Weinflasche weg. Weil ich im Grunde nichts zu verlieren hatte, schickte ich die Bewerbung ab, ehe ich die Arme verschränkte und Milo ansah.

Vielsagend musterte ich die Tüten und wartete auf eine Erklärung. Das ging jetzt schon eine ganze Weile so. Eigentlich studierte Milo Musik und hielt sich mit kleinen Drogendeals über Wasser, weshalb ich ihm das Koks und die Pillen überlassen würde, um wenigstens einen Teil meiner Miete finanzieren zu können.

Mir war schon aufgefallen, dass er in letzter Zeit merklich mehr Geld zu haben schien. Nicht, dass er überhaupt so beschissen dran gewesen wäre wie ich, aber er hatte zumindest kein Vermögen irgendwo auf einem Bankkonto liegen. Doch seit zwei, drei Monaten ging er ständig essen, kam mit unzähligen Tüten nach Hause und bestellte mehrmals in der Woche Sushi – glücklicherweise fütterte er mich mit durch.

»Mach dir keine Sorgen«, tröstete er mich und kickte die Wohnungstür mit der Ferse seiner Chelsea-Boots zu. Mit der Ferse seiner brandneuen Chelsea-Boots. »Das mit der Miete ist nicht dringend.«

Er hatte leicht reden. So nett es war, dass er mir half, für mein Selbstbewusstsein war es überhaupt nicht gut. Ich war so stolz darauf gewesen, dass ich allein klarkam, nachdem ich von zu Hause abgehauen war.

»Soll ich dir beim Tragen helfen?«, fragte ich und sah zu, wie er sich abmühte, die ganzen Träger von seiner Hand zu schütteln, doch die Hälfte von ihnen hatte sich verheddert.

Mit einem Grinsen ging ich zu ihm. »Bist du zum wichtigsten Dealer der Stadt aufgestiegen und ich habe es verpasst?«

Vorsichtig entwirrte ich die Stoffbänder und seidigen Kordeln, während ich in die Tüten schielte. Ein neues MacBook und ein iPad sowie eine Apple Watch, zwei Gucci-Pullover und ein Gürtel, ein Rucksack von Alexander McQueen und Unterwäsche von … ich kannte die Marke nicht einmal.

»Ich kann es erklären.« Milo grinste schief und enthüllte damit seinen goldenen Eckzahn.

»Ich lebe nicht hinterm Mond. Offensichtlich hast du jetzt einen Sugardaddy.«

Milo vergrub die Zähne in seiner unverschämt vollen Unterlippe. »So in etwa.«

»So in etwa? Willst du mir etwa erzählen, dass du für das ganze Zeug nicht deinen Arsch im wahrsten Sinn des Wortes hinhalten musst, während ich mir draußen das gleiche Körperteil abfriere?«

Er lachte. »Streng genommen ist der Sex kein Muss. Und hier, ich habe dir etwas mitgebracht.«

Das Funkeln in seinen braunen Augen gefiel mir überhaupt nicht, als er mir eine der Tüten hinhielt.

»Louis Vuitton? Das ist über meiner Preisklasse. Ich schulde dir ohnehin schon zu viel. Wahrscheinlich sollte ich dir anbieten, die Haushälterin zu spielen, aber ich putze sowieso, weil wir beide nicht wollen, dass ich koche.«

»Es könnte aber deine Preisklasse sein.« Er drückte die Tüte förmlich in meine Hand.

Ich musste nur einen Blick hineinwerfen, um zu wissen, dass es nicht nur außerhalb meiner Preisklasse war, sondern auch nicht mein Stil. »Hellblaue Spitze?«

Milo musterte den übergroßen Pullover, der beinahe von meiner Schulter rutschte, und die schwarzen Leggings, die aus einem billigen Lederimitat bestanden, bis er an meinen Füßen verharrte. Ich wusste selbst, dass mein linker Socken ein Loch hatte, aus dem mein Zeh ragte, und widerstand dem Impuls, die besagten Zehen zu krümmen. Mein Mitbewohner zwang sich ein breites Lächeln ins Gesicht. »Du musst versprechen, dass du dich nicht aufregst, Sparrow.«

»Wenn du schon so anfängst, kann ich dir garantieren, dass ich mich aufregen werde.«

»Also, da ist dieser Mann …«

»Nein.« Ich stellte die Einkaufstüte auf den Boden und drehte mich auf dem Absatz um. In meinem Schlafzimmer warf ich die Tür ins Schloss.

Natürlich ließ Milo sich davon nicht abhalten und klopfte lautstark. »Hör es dir wenigstens an.«

»Ich bin keine Hure!«

»Bin ich vielleicht eine Hure?«

Sofort verspürte ich ein schlechtes Gewissen. »Natürlich nicht. Und das habe ich auch nicht gesagt.«

»Aber gemeint«, erwiderte er.

Dieses Arschloch wusste genau, wo meine Schwachstellen waren. Unter Zähneknirschen öffnete ich die Zimmertür. »Du hast drei Sekunden.«

»Zehntausend Dollar.«

Ich kniff die Augen zusammen. »Meinetwegen. Du hast zehn Sekunden.«

KAPITEL2

FLINT

Sosehr es mich nervte, in dem Krankenhausbett zu liegen, Grymes schien das Ganze noch mehr zu stressen. Er lehnte mit überkreuzten Füßen an der Wand und ließ sein Messer wieder und wieder durch seine Finger wandern. Es war eines der kleineren Messer, aber trotzdem machte es den Arzt sichtlich nervös.

Da Grymes finster auf den Fußboden starrte und in Gedanken ganz offensichtlich gerade jemanden ausweidete, nickte ich Warner zu und dann in Richtung Grymes.

Warner rollte mit den Augen, ging zu Grymes und nahm ihm das Messer ab.

»Was zur verfickten Hölle soll das?«, knurrte unser bester Freund.

Warner schüttelte knapp den Kopf. »Lass den Doc in Ruhe erzählen.«

Dr. Wilson räusperte sich. »Ähm … wie schon gesagt, Sie hatten Glück im Unglück, Mr. Archer. Wenn Sie sich nicht so nah an der Tür befunden hätten, wäre es Ihnen wie den drei anderen Männern ergangen. Auf den Schultern und dem oberen Rücken sind die Verbrennungen am schlimmsten, dort werden wahrscheinlich Narben zurückbleiben, wo der herabstürzende Balken Sie getroffen hat. Die Unterarme sollten unproblematisch verheilen.« Er rang sich ein höfliches Lächeln ab.

»Danke.« Ich versuchte mich ebenfalls an einem Lächeln und scheiterte glorios. Offenbar gelang es mir nicht einmal, meine Wut zu verbergen, denn der Doc trat unwillkürlich einen Schritt zurück.

»Eine der Schwestern wird später nach Ihnen sehen und die Verbände wechseln.« Da er sich beim Reden immer weiter Richtung Tür bewegte und schließlich die Flucht ergriff, sparte ich mir die Abschiedsfloskel.

Ich schlug die Bettdecke zurück und schwang die Beine aus dem Bett.

»Hey, was wird das, wenn es fertig ist?«, wollte Warner wissen und warf Grymes im gleichen Moment das Messer zu.

»Soll ich etwa hier liegen bleiben und warten, bis – ich zitiere – die drei anderen Männer obduziert werden und jemand feststellt, dass sie längst tot waren, als das Feuer ausgebrochen ist?«

Grymes schnalzte mit der Zunge. »Das ist ein guter Punkt.«

»Ihr bringt mich noch ins Grab.« Warner massierte sich die Nasenwurzel.

»Wir sind das Einzige, was zwischen dir und dem Grab steht«, erinnerte ich ihn und stand auf. »Geht es Lucifer gut?«

»Natürlich. Ohne ihn hätten wir dich gar nicht so schnell gefunden. Er hat die ganze Nachbarschaft zusammengebellt – wie der Höllenhund, der er ist.«

Erleichterung durchflutete mich, aber ich zeigte Grymes trotzdem den Mittelfinger. Er wusste, wie sehr ich an Lucifer hing und dass ich es hasste, wenn er ihn Höllenhund nannte.

Mein ganzer Körper tat weh und ich konnte es kaum erwarten, den Schmerz mit einer Flasche Macallan 25 zu betäuben.

Einer der Hurensöhne hatte mir in die Rippen getreten und ich war mir ziemlich sicher, dass mindestens zwei gebrochen waren. Außerdem waren meine Hände von unzähligen Schnittwunden überzogen, weil ich die Fensterscheibe eingeschlagen hatte, um nach draußen zu klettern, nachdem jemand so nett gewesen war, die Tür mit einer Kette zu sichern, bevor er die Lagerhalle angezündet hatte.

Grymes strich sein langes Haar nach hinten. »Wo fangen wir mit der Suche an? In der Lucky Cat?«

»Der Name des Commissioners ist gefallen.« Ich wollte mit den Achseln zucken, ließ es aber aufgrund des Schmerzes bleiben.

»Großartig. Einfach nur großartig.« Warner stöhnte genervt und zog den Ärmel seines perfekt sitzenden Jacketts zurecht.

Ich ließ meinen Blick zwischen ihm in seinem maßgeschneiderten Anzug und Grymes hin- und herwandern. Heute trug er eine dermaßen enge Jeans, dass er vermutlich nur mithilfe von Gleitmittel überhaupt in das Ding gekommen war, nachlässig geschnürte Doc Martens, ein viel zu langes schwarzes T-Shirt unter einem weiteren Shirt in Camouflage-Optik und eine Lederjacke mit Pelzkragen. Die unzähligen Ringe funkelten, sobald er die Finger bewegte, um das Messer zwischen ihnen hindurchwandern zu lassen.

Es war Pest oder Cholera. Wirklich.

Anzug oder pseudorockiger Emoboy.

»Hat einer von euch Ersatzklamotten im Auto? Es könnte auffallen, wenn ich in meinem noch brennenden Hemd hier rausspaziere.«

Grymes grinste. »Ich habe da was. Einen Moment.«

Ich ahnte bereits Übles, als er den Raum verließ, aber Bettler durften bekanntermaßen nicht wählerisch sein. Und es war nur für die Fahrt bis nach Hause. Fuck, wie sehr ich mich nach meinem Bett sehnte.

»Wussten die Typen etwas über das Geld?« Warner ging zum Fenster und starrte nach draußen.

»Nein. Sie dachten, ich wäre gekommen, weil sie ein paar der Waffen selbst behalten haben, statt sie zu verkaufen.«

»Also war es im Grunde von vornherein eine Falle?«

Ich ging probehalber ein paar Schritte, hielt eine Hand dabei am Bett. Als ich eingeliefert wurde, hatten sie mir ein Beruhigungsmittel gespritzt, dessen Nachwirkungen ich immer noch spürte. Ein unangenehm wattiges Gefühl im Kopf machte es mir bereits schwer, dem Gespräch mit Warner zu folgen.

Als ich strauchelte, weil der Boden unter meinen Füßen bebte, war er sofort da und stützte mich. »Vorsicht«, mahnte er und zwang mich mit sanfter Gewalt, mich auf die Bettkante zu setzen. »Bist du sicher, dass du nicht sicherheitshalber bleiben willst? Ich kann dir die Bullen vom Hals halten.«

Ich schüttelte den Kopf. »Zu Hause kann ich mich wesentlich besser ausruhen. Und ein Auge auf Lucifer haben.«

Grymes stieß die Tür auf, ohne vorher zu klopfen, und hielt seine Sporttasche hoch, als wäre sie ein Pokal. Er zog den Reißverschluss zurück, holte eine graue Jogginghose, ein zerschnittenes Shirt und neonfarbene Sneakers raus. »Tada!«

»Ich hasse dich«, brachte ich hervor.

»Wenn die erstbeste Krankenschwester sich auf deinen Schoß setzen will, weil sie deinen Schwanz durch die Hose sehen kann, hast du mich wieder lieb.« Grymes imitierte einen Blowjob und gab dabei widerlich feuchte Geräusche von sich.

Ich konnte den Whisky gar nicht schnell genug in die Finger bekommen.

KAPITEL3

SPARROW

Die Tür fiel mit einem endgültigen Geräusch ins Schloss und ich musste mich zwingen, mein angenageltes Lächeln nicht bröckeln zu lassen.

Dabei war mir die Lust zu lächeln schon vor fünf Stunden und neunundfünfzig Minuten vergangen. Vor sechs Stunden hatte ich meine erste Schicht bei dem Juwelier angetreten.

Meine Füße brachten mich um, weil ich es nicht gewohnt war, auf hohen Absätzen zu laufen, und meine Zungenspitze war wund, da ich mir jedes Mal daraufgebissen hatte, wenn ich sarkastische bis patzige Antworten hatte geben wollen.

Die Upper Eastside war nicht meine Welt. Und in Wahrheit auch nicht die von Emma Pierce.

Tim, der Wachmann, hatte mich in sein Büro gebeten, das eher einer Abstellkammer mit einem Schreibtisch glich, auf dem ein alter Laptop stand. Ich konnte die Bilder der Überwachungskamera sehen. Das war nicht ernsthaft die einzige Sicherheitsvorkehrung, die sie hier hatten, oder? Es würde ein Kinderspiel werden, den Laden auszurauben.

»Emma«, begann Tim und hockte sich auf die Schreibtischkante, »Emma, ich muss schon sagen, dass ich enttäuscht von dir bin.«

Ich zuckte zusammen, weil ich mir instinktiv auf die Zunge gebissen hatte, um keine unverschämte Antwort zu geben. Stattdessen zwang ich mich, tief durchzuatmen. »Enttäuscht von mir? Ich fürchte, ich verstehe nicht.«

»Was sollen die Geschäftsführer sagen, wenn ich ihnen morgen früh berichte, dass ich diese Perlenkette in deiner Tasche gefunden habe, als du Feierabend machen wolltest?«

Das Arschloch hielt die besagte Kette hoch, die sich natürlich bisher nicht einmal in der Nähe meiner Tasche befunden hatte. Er wollte mich bloß erpressen.

Meine Laune war zu schlecht, um das Spiel mitzuspielen. Abgesehen von meinen Füßen und meiner Zunge juckte mein Kopf unter der brünetten Perücke. Milo hatte mir versichert, dass Braun am besten zu meinen eisblauen Augen aussah. Und Emma Pierce, Angestellte eines Nobeljuweliers, war kein Typ für blau gefärbte Haare.

»Ich sehe meine Tasche nirgendwo.«

Tim runzelte die Stirn, da er es offenbar nicht gewohnt war, Widerworte zu bekommen. »Ich arbeite seit Jahren hier – wem werden sie wohl glauben?«

»Was willst du?«

Er lächelte zufrieden und öffnete seinen Reißverschluss. Sein Schwanz war hart und überraschend klein.

»Ist das ein Scherz?«, fragte ich und verschränkte die Arme. »Da lohnt sich die Mühe ja überhaupt nicht.«

Sein Unterkiefer klappte herunter und die Erektion fiel in sich zusammen. »Was soll das heißen, du Miststück?« Er stand auf und fummelte hektisch an seiner Hose herum.

»Ich kündige.« Damit drehte ich mich um und verließ sein Büro.

Es gab nur zwei Möglichkeiten: Ich hätte nachgeben und damit sicherstellen können, dass Tim mich vor Geilheit nicht mehr aus den Augen ließ, was bedeutete, dass ich nichts stehlen konnte. Oder ich lehnte ab, wie ich es getan hatte, und ging direkt, bevor sie mich feuerten. Das Ergebnis war in beiden Fällen dasselbe: kein Schmuck.

Wozu sollte ich also einem miesen Erpresser nachgeben?

Ich holte meine Handtasche aus dem Spind, schob mich durch den engen Flur und zog die Tür nach draußen auf. Hier hinten parkten bloß die Angestellten und Tim hatte heute oft genug mit seinem Schlüsselbund hantiert, sodass ich das BMW-Logo gesehen hatte.

Hier parkte nur ein BMW und mein Lächeln fühlte sich viel authentischer an, als ich das Messer aus meiner Handtasche holte und nacheinander in alle vier Reifen stieß. Es war anstrengend, die Mühe aber definitiv wert – ganz im Gegensatz zu einem erzwungenen Blowjob.

* * *

Milo saß auf der Couch im Wohnzimmer und spielte mit seinem neuen iPad, als ich hereinkam. Ich hatte schon im Treppenhaus die High Heels ausgezogen, weil ich den Schmerz nicht länger ertrug.

Mein Mitbewohner beäugte mich, die Schuhe in meiner Hand und schließlich mein Gesicht. »Oh, oh«, sagte er bloß.

»Frag nicht.« Ich ging direkt zum Kühlschrank und öffnete ihn, doch ich musste vergessen haben, neuen Wein zu besorgen.

»Wie schlimm auf einer Skala von eins bis zehn war es?«

»Vier«, erwiderte ich. »Wie in vier zerstochene Reifen. Der Wachmann wollte mich zu einem Blowjob erpressen, also habe ich gekündigt und auf dem Weg nach Hause ist mein Messer versehentlich in seine Autoreifen gefallen.«

»Fuck. Ich habe mich schon gewundert, warum du so früh zurück bist.«

Genervt warf ich die Kühlschranktür zu und drehte mich um. Ich lehnte mit den Hüften am Küchentresen und verschränkte die Arme. »Der Wein ist leer.«

Milo rümpfte die Nase. »Die Brühe hat den Namen nicht verdient. Dir ist schon klar, dass du sehr viel besseren Wein trinken könntest, richtig?«

»Du hast versprochen, mir damit nicht auf die Nerven zu gehen.«

Mit einem Seufzen schob er die Unterlippe vor. »Schon gut, schon gut.«

Ich ging in mein Zimmer und zog die Perücke von meinem Kopf. Bevor ich aus dem billigen Polyester-Kostüm schlüpfte, schüttelte ich meine Haare aus und gab ein erleichtertes Geräusch von mir.

Milo räusperte sich hinter mir, als ich gerade meinen ausgewaschenen Hoodie überzog.

»Was?«

»Ich muss dir etwas sagen.«

Mit hochgezogener Augenbraue schaute ich ihn an. »Wieso habe ich bloß das Gefühl, dass mir nicht gefallen wird, was du jetzt zu erzählen hast?«

»Mein Sugardaddy … ich habe dir ja von ihm erzählt.«

Ich nickte knapp und widerstand dem Impuls, meine Zimmertür in Milos Gesicht zu schmettern, damit ich endlich meine Ruhe hatte. Allerdings konnte ich das kaum machen, wenn ich bedachte, dass ich drei Monate mit der Miete hinterherhing und nicht wusste, was ich heute Abend essen sollte.

»Er hat unter Umständen dein Foto weitergegeben.« Milo versuchte sich an einem Lächeln und scheiterte glorios.

»Woher hat er mein Foto denn?«

»Er hat es auf meinem Handy gesehen und mich davon überzeugt, dass du perfekt für einen seiner Freunde bist.«

»Ich bin keine Nutte.«

»Ich auch nicht«, hielt er dagegen. »Der Sex ist optional. Die Kerle wollen einfach nur ein junges, hübsches Spielzeug an ihrem Arm, mit dem sie angeben können. Sie überschütten dich mit Geschenken und wenn du dich erkenntlich zeigen willst, kannst du das tun. Aber sie erwarten es nicht.«

»Und das soll ich glauben?« Meine Augenbraue wanderte immer höher. Gleich würde ich sicher einen Krampf in der Stirn bekommen.

»Natürlich. Außerdem sind die Kerle bereit, eine Menge springen zu lassen. Du siehst aus, als würdest du auf schmutzigen Sex stehen – das ist perfekt für solche Typen. Die brauchen dich nur fürs Ego. Hauptsache, der Kollege aus der anderen Abteilung, der letzten Monat den Bonus eingesackt hat, sieht die heiße Begleitung. Meine ersten beiden Gönner haben nicht einmal mit mir gesprochen.« Milo verschränkte die Arme und lehnte sich an den Türrahmen. »Das Angebot steht. Zehntausend Dollar.«

Ich band gerade meine Haare zu einem Knoten zusammen und hielt mitten in der Bewegung inne. »Zehntausend Dollar für ein Abendessen mit mir? Was will der Typ essen? Meine Niere direkt aus meiner Seite?«

»Ach bitte!« Milo schnaubte. »Du unterschätzt, wie viel Kohle die haben. Wenn du jedes Jahr Millionen verdienst und noch höhere Boni ausgezahlt bekommst, sind zehn Riesen für dich wie zehn Dollar für uns.«

Meine Skepsis überwog bei Weitem. »Ich weiß nicht. Wenn etwas zu gut ist, um wahr zu sein, ist es das meistens auch.«

»Ich habe in den letzten vier Monaten hundertzwanzigtausend Dollar gemacht und hatte Sex mit zwei echt heißen Typen.«

»Zur gleichen Zeit?«

Es überraschte mich, dass Milo tatsächlich ein wenig errötete. »Vielleicht.«

Mein Mund klappte auf. Ich würde mir zwar wahrscheinlich eher die Zunge abbeißen, als es zuzugeben, aber die Vorstellung, mit zwei Männern zur gleichen Zeit zu schlafen, törnte mich schon ziemlich an.

Er winkte ab. »Ich weiß gar nicht, warum du dich so anstellst. Du stiehlst Brieftaschen, um deinen Lebensunterhalt zu bestreiten, und trinkst mehr als ein durchschnittlicher Ire mit Depressionen – aber ein Abendessen in einem gut ausgeleuchteten Restaurant in der Öffentlichkeit ist zu wild für dich?«

»So viel trinke ich doch gar nicht«, gab ich empört zurück.

»Darüber kann man sich streiten. Gib dir einen Ruck. Morgen. Ein Date. Du bekommst das Geld und ich erlasse dir die Mietschulden, weil du mir geholfen hast, Wyatt glücklich zu machen.«

»Wyatt? Trägt er Cowboystiefel im Bett?«

Milo schwieg für eine Sekunde. »Wyatt ist wirklich nett und er hätte bei seinem Freund ein Stein im Brett, wenn er ihm ein Date mit einer heißen Braut wie dir besorgt. Und wenn Wyatt gute Laune hat …« Milo zog eine Schnute und brachte mich damit zum Lachen.

»Ich bin schon geneigt zuzustimmen, damit du mich nie wieder als heiße Braut bezeichnest.«

»Morgen. Bloß ein Date. Der Kerl will dich unbedingt kennenlernen.«

Mein Puls klopfte ein bisschen schneller. »Und Sex ist wirklich kein Muss?«

»Nein. Aber glaub mir – die ganze luxuriöse Atmosphäre und die neidischen Blicke der anderen Männer wirken ziemlich … ähm … anregend.«

Ich kaute auf meiner Unterlippe herum und wickelte eine Haarsträhne um meinen Finger, die sich aus meinem Knoten gelöst hatte. »Falle ich nicht viel zu sehr auf?«

»Machst du Witze? Wir stecken dich in ein Lederminikleid und Heels mit Riemchen und du siehst aus wie ein Fetisch-Model.«

»Warum habe ich bloß den Eindruck, dass du schon sehr konkret über das Ganze nachgedacht hast?«, wollte ich von meinem Mitbewohner wissen.

»Warte eine Sekunde hier.« Er eilte in sein Zimmer und kehrte gleich darauf mit zwei Einkaufstüten wieder. »Ich habe die hellblaue Spitze umgetauscht. Du hattest recht.«

Ich schielte in eine der Tüten und erwartete fast eine böse Überraschung, doch es war bloß ein schwarzes Lederkleid – genau wie er angekündigt hatte. »Du hast das Kleid schon gekauft?«

»Ich habe sogar schon in deinem Namen zugesagt. Zehn Riesen, Sparrow. Zehn.«

»Meinetwegen. Aber wenn der Typ sich als irrer Killer entpuppt, erstehe ich von den Toten auf, nur um dich für den Rest deines Lebens zu verfolgen.«

KAPITEL4

GRYMES

Fünfundzwanzig Jahre früher

Auf dem Schulhof war es kalt und der Wind fuhr durch die zwei Pullover, die ich übereinandertrug, weil mein Stiefvater der Meinung war, dass ich keine neue Jacke brauchte. Immerhin war es meine Schuld, dass ich so schnell wuchs. In seinen Augen aß ich zu viel.

Ich war mir ziemlich sicher, dass er bescheuert war, doch ich wusste, wann es besser war, meine Klappe zu halten.

Nachdem ich die Zigarette angezündet hatte, rieb ich meine Hände aneinander und nahm den ersten Zug. Mr. Hensley drückte sich im Durchgang zur Sporthalle herum. Mir war klar, dass er mich im Auge behielt. Rauchen war auf dem Schulgelände streng untersagt. Ich wusste allerdings auch, wie konfrontationsscheu er war.

Seit ich den letzten Wachstumsschub hinter mir hatte, versuchten nur noch wenige Lehrer, mich zu maßregeln.

Bald würde ich meinen Stiefvater eingeholt haben, was die Körpergröße anbelangte, und dann …

Ich holte das kleine Klappmesser aus der Hosentasche, das Flint mir geschenkt hatte. Jedes Mal, wenn ich die Klinge hervorschnellen ließ, fragte ich mich, wie das Blut meines Stiefvaters sich wohl auf meinen Händen anfühlen würde.