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CTGs richtig interpretieren: Wie schreibe ich ein CTG? Wie wird ein CTG korrekt interpretiert? Dieses Buch zeigt Geburtshelfern und Hebammen, wie es richtig geht! Grundlagen, Beispiele und Handlungsanweisungen werden klar und praxisorientiert dargestellt, damit Sie Gefahren erkennen und rechtzeitig handeln können. Unter Berücksichtigung der aktuellen Leitlinien.
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Seitenzahl: 194
CTG-Praxis
Grundlagen und klinische Anwendung der Kardiotokografie
Stephan Schmidt, Ulrike Kopf-Löchel
Das vorliegende Buch von Stephan Schmidt widmet sich dem Komplex der modernen Überwachung des Feten sub partu.
Historisch betrachtet kommt diesem Gebiet eine wichtige Bedeutung zu. Es handelt sich nämlich, wie die beiden britischen Pädiater Dobbs und Gairdner es seinerzeit festgestellt haben, um den Beginn einer neuen Medizin, der „Foetal Medicine“. Hierbei stellte die Überwachung des Feten den ersten wichtigen Schritt dar. Mit der Einführung der Fetalblutanalyse zu Beginn der 60er Jahre wurde der Fet neben der Mutter zum richtigen neuen Patienten; vorher war über seinen Zustand kaum etwas feststellbar. Rund acht Jahre später folgte dann die Kardiotokografie als nächste wichtige Errungenschaft. Durch sie konnte eine sichere Überwachung des Feten gewährleistet werden.
Nach unseren eigenen, von Anbeginn gesammelten und mehrfach publizierten Erkenntnissen ist sie - nach wie vor - die Methode der Wahl für eine kontinuierliche und sichere Überwachung des Feten sub partu.
Ihre wichtigsten Vorteile sind, dass bei normalen CTG-Befunden die O2-Versorgung des Feten mit großer Sicherheit gewährleistet ist. Ferner ist sie auch eine zuverlässige Selektionsmethode, da so gut wie jede intrauterine hypoxische Störung zu suspekten Herzschlagfrequenzmustern führt. Wichtig ist, dass sie auch einen frühen Hinweis auf hypoxische Gefahren bietet.
Ein entscheidender Nachteil der Kardiotokografie ist allerdings, dass bei suspekten oder „pathologischen“ Herzschlagfrequenzmustern keine für klinische Belange ausreichende diagnostische Sicherheit besteht, ob eine Hypoxiegefahr tatsächlich existiert oder nicht, und welches Ausmaß diese gegebenenfalls hat. Will man eine einwandfreie Geburtsmedizin betreiben, kann man sich nicht allein auf die kardiotokografischen Befunde verlassen. Bei dem heutigen Stand des Wissens klinisch erfahrener Experten bietet sich deshalb in Fällen mit nicht normalen Herzschlagfrequenzmustern als beste Lösung an, die Kardiotokografie mit der Fetalblutanalyse kombiniert einzusetzen. Das entspricht auch etwa dem Tenor der entsprechenden aktuellen Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe.
Das hier vorliegende Buch „CTG-Praxis“ trägt zu einer klinisch kompetenten Nutzung der Kardiotokografie in der modernen Geburtsmedizin bei und stellt damit eine Bereicherung besonders für den praktischen Anwender dar.
Die im Buch an Hand der zu Grunde liegenden umfangreichen wissenschaftlichen Literatur ins Detail gehenden Einschätzungen der Kardiotokografie, aber auch der physiologischen und pathophysiologischen Umfelder sowie der zusätzlichen innovativen Methoden regen den klinischen Nutzer an, die neuzeitliche Überwachung des Feten sub partu entsprechend kritisch zu betrachten.
Der Inhalt des Buches mag auch dazu beitragen, Fehlentwicklungen im Bereich der Überwachung des Feten besser zu erkennen und zu vermeiden.
Die Kardiotokografie ist seit ihrer Einführung in die breite Routine Ende der 60er Jahre – zum Teil auch bis heute - von zahlreichen Geburtshelfern falsch eingeschätzt worden, oft auch durch unprofessionelles Stellen der Pauschaldiagnose „pathologisches CTG“ - dies ohne die erforderliche Abklärung, ob konkrete Gefahr tatsächlich besteht oder nicht - missbraucht worden. Das hat die Methode in Misskredit gebracht und hat zu negativen Folgen für Mütter und Kinder (z.B. zu zahlreichen völlig überflüssigen Schnittentbindungen) geführt. Diese bedauerliche Entwicklung ist auch ein Indiz dafür, dass eine Reihe von Geburtshelfern - bedingt durch ihre Fortschrittsgläubigkeit - den Tücken des unbewältigten technischen Neubesitzes nicht gewachsen waren und auch noch nicht sind.
Die heute zunehmend genutzte Bewertung von CTG’s durch Computerassistenz ist zwar sehr zu begrüßen, sie hilft die subjektive Fehleinschätzung von Befunden zu reduzieren; dabei muss man sich aber dennoch im Klaren sein – worauf wir von Anbeginn hingewiesen haben –, dass es kaum jemals möglich sein wird, biochemische Komplikationen wie sie die intrauterine Hypoxie darstellt, allein mit bio-physikalischen Methoden wie der Kardiotokografie ebenso genau und zuverlässig zu bewerten.
Auch die Vielzahl der Scores, mit deren Hilfe die Kardiotokografie klinisch besser nutzbar gemacht werden sollte, zeigt, wie frustrierend der Versuch war, mit biophysikalischem Ansatz im biochemischen Bereich ausreichend zuverlässig Diagnosen stellen zu wollen.
Dem vielschichtigen Buch „CTG-Praxis“ ist eine breite Akzeptanz und eine erfolgreiche klinisch-praktische Nutzung zu wünschen.
Berlin, im Oktober 2013
Prof. Dr. med. Erich Saling
Gründungspräsident und Ehrenvorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Perinatale Medizin
Die Kardiotokographie wird als Überwachungsmethode des Feten während der Schwangerschaft und der meisten Geburten eingesetzt.
Sowohl die Überwachung von Risikoschwangerschaften als auch der Einsatz während der Geburt zeigen einen evidenzbasierten Nutzen im Sinne der Minderung der Morbidität und Mortalität der Kinder.
Der Nutzen einer kontinuierlichen Registrierung von fetaler Herzfrequenz und Wehentätigkeit ist im klinischen Alltag abhängig vom Ausbildungsstand in Bezug auf die Analyse und Wertung der Kardiotokogramme.
Ziel dieses Taschenkurzlehrbuchs ist es, eine Basis der CTG-Ausbildung zu sein, um den Nutzen der Kardiotokografie in der Schwangerenvorsorge, sowie während der Geburt zu optimieren.
Dieses Lehrbuch basiert auf den im Georg Thieme Verlag in der Vergangenheit erschienenen Standardlehrbüchern zur Kardiotokografie, herausgegeben von Wolfgang Fischer.
Das später von Klaus Goeschen im Georg Thieme Verlag veröffentlichte Kurzlehrbuch zur Kardiotokografie hat weite Verbreitung gefunden. Es stammt aus dem Institut von Professor Erich Saling und vermittelt das Wissen seiner Klinik, insbesondere auch die Interpretation der fetalen Herzfrequenzmuster auf Basis der Physiologie und Pathophysiologie des Feten durch Evaluation des Fetalbluts mit der Saling-Technik.
Seit der sechsten Auflage sind nunmehr nicht nur viele Jahre vergangen, vielmehr fällt in diesen Zeitraum die Standardisierung der kardiotokografischen Praxis durch eine von K.T.M. Schneider federführend erarbeitete Leitlinie zur „Anwendung der Kardiotokografie während Schwangerschaft und Geburt“. Die Festlegungen dieser modifizierten FIGO-Leitlinie sollen durch dieses Lehrbuch weitere Verbreitung finden.
Meine Kenntnisse als Mitautor der Leitlinie, in der betont wird, dass für die kardiotokografische Interpretation das Verständnis der Physiologie und Pathophysiologie eine wesentliche Voraussetzung darstellt, sind in dieses neue Taschenlehrbuch zur Kardiotokografie eingeflossen.
Um pathophysiologische Aspekte in dieses Kurzlehrbuch einzuarbeiten, konnte ich auf meine Erfahrungen als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Perinatale Medizin bei Professor Erich Saling, als „Fellow“ im Institut von Professor Abraham Rudolph in den USA sowie die Publikationen der perinatologischen Arbeitsgruppen von Renate und Albert Huch, Wolfgang Künzel und Heiner Wulf im deutschsprachigen Raum zurückgreifen.
Meine Intention und Hoffnung als Autor der CTG-Praxis ist, dass dieses praxisbezogene, auf wissenschaftlichen Erkenntnissen zu Physiologie und Pathophysiologie beruhende Lehrbuch hilft, die Interpretation und Anwendung der Kardiotokografie zu optimieren.
Die Überwachung von Schwangerschaft und Geburt eine gemeinsame Aufgabe von Hebammen und Ärzte. Deshalb richtet sich dieses Lehrbuch nicht nur an Ärzte, sondern auch an Hebammen.
Die Perspektive der Hebammen wurde bewusst in dieses Lehrbuch aufgenommen in Form von Kommentaren der Leitenden Hebamme des Marburger Kreißsaals.
Gemeinsam wünschen wir beim Studium dieses Buches, das ein steter Begleiter im Alltag sein soll, einen Erkenntnisgewinn zum Nutzen der uns anvertrauten Schwangeren und Gebärenden.
Prof. Dr. Stephan Schmidt
Direktor der Klinik für Geburtshilfe und Perinatalmedizin
Ltd Hebamme Ulrike Kopf- Löchel
Marburg 2013
Geleitwort
Vorwort
Abkürzungen
1 Fetale Überwachung
1.1 Technik
1.2 Befunde
1.3 Ziele
2 Kardiotokografie
2.1 Evidenzbasierte Nutzung
2.2 Indikation
2.2.1 Kardiotokografie während der Geburt
2.2.2 Fetalblutanalyse
2.3 Konsequenzen aus CTG-Befunden
2.3.1 Konservative Behandlung
2.3.2 Operative Behandlung
2.3.3 Internationale Empfehlungen
3 Fetale Physiologie
3.1 Kennzeichen des fetalen Kreislaufs
3.2 Fetales Herz
3.2.1 Erregungsbildung und Frequenz
3.3 Nabelschnurkreislauf
3.3.1 Druckerhöhung durch Uteruskontraktion
3.3.2 Nabelschnurkompression
4 Maternale Physiologie
4.1 Mütterlicher Plazentarkreislauf
4.2 Vena-cava-Kompressionssyndrom
4.3 Weitere Störungen der Uterusperfusion
5 Technische Grundlagen des CTG
5.1 Historie
5.2 Technische Details
5.3 Kinetogramm
5.4 Einflussfaktoren
6 Fetale Herzfrequenz
6.1 Phänomenologie
6.1.1 Basalfrequenz
6.1.2 Oszillation
6.1.3 Akzelerationen
6.1.4 Dezelerationen
6.1.5 Sinusoidaler Verlauf
6.1.6 Kurzzeitvariation
6.2 Diagnostische Hilfsmittel
6.2.1 Computerisierte Auswertung
6.2.2 Wehenbelastungstest
6.2.3 Fetale Stimulation
7 Tokografie
7.1 Messtechniken
7.2 Physiologie der Wehe
7.3 Uterusmotilität
7.4 Wehentypen
8 Pathologie der Uterusmotilität
8.1 Pathologie
8.2 Medikamentöse Modulation
8.2.1 Oxytocin
8.2.2 Prostaglandine
8.3 Medikamentöse Hemmung der Uterusmotilität
8.4 Intrauterine Reanimation
9 Definitionen als Basis der CTG-Befundung
9.1 Basalfrequenz
9.2 Tachykardie
9.3 Bradykardie
9.3.1 Fetale Ursachen
9.3.2 Maternale Ursachen
9.4 Dezelerationen
9.4.1 Frühe Dezeleration – Dip I
9.4.2 Späte Dezeleration – Dip II
9.4.3 Variable Dezeleration
9.4.4 Spikes – Dip 0
9.4.5 Prolongierte Dezeleration
9.5 Akzelerationen
9.6 Oszillation
9.6.1 Kurzzeitvariation
9.6.2 Oszillationsfrequenz
9.6.3 Bandbreite, Oszillationsamplitude
9.7 Sinusoidaler Verlauf
9.8 Serielle CTG-Veränderung
10 CTG- Score-Systeme
10.1 Kubli-Score
10.2 Hammacher-Score
10.3 Fischer-Score
10.4 Künzel-Score
10.5 FIGO-Score, AWMF-Score
10.5.1 Bedeutung
10.5.2 Klassifikation
10.5.3 Klassifizierungsschemata
11 Dokumentation
12 Klinische Wertigkeit
12.1 Antepartuale Kardiotokografie
12.2 Ergänzende Doppler-Sonografie
12.3 Oxytocin-Belastungstest
12.4 Stimulationstest
12.5 Biophysikalisches Profil
12.6 Kinetokardiotokografie (K-CTG)
12.7 Admission-Test
12.8 Subpartuale CTG-Registrierung
13 Fetalblutanalyse
13.1 Physiologie des fetalen Gasaustauschs
13.1.1 Sauerstofftransfer
13.1.2 Kohlendioxidtransfer
13.2 Indikationen
13.3 Kontraindikationen
13.4 Praktische Hinweise zur Durchführung
13.5 Nachteile und Gefahren
13.6 Klinischer Nutzen
13.7 Wertigkeit der Fetalblutanalyse
14 Zusätzliche innovative Methoden
14.1 Subpartuale transkutane fetale Blutgasmessung
14.1.1 Transkutaner Sauerstoffpartialdruck
14.1.2 Transkutaner Kohlendioxidpartialdruck
14.2 Pulsoxymetrie
14.2.1 Evidenzanalyse
14.3 ST-Strecken-Analyse
14.3.1 Evidenzanalyse
14.4 Bedeutung für den Klinikalltag
15 Erwartungen an das fetale Monitoring
15.1 Erhöhung der Sicherheit
15.1.1 Dawes-Redmann-Kriterien
15.1.2 Q-CTG nach Römer
15.1.3 Online-Analyse per FIGO-Schema
15.2 Perspektiven
15.2.1 Nah-Infrarot-Laser-Spektroskopie
15.2.2 Juristisches Risikomanagement
16 CTG-Atlas
16.1 Fall 1
16.2 Fall 2
16.3 Fall 3
16.4 Fall 4
16.5 Fall 5
16.6 Fall 6
16.7 Fall 7
16.8 Fall 8
16.9 Fall 9
16.10 Fall 10
16.11 Fall 11
16.12 Fall 12
16.13 Fall 13
16.14 Fall 14
16.15 Fall 15
16.16 Fall 16
16.17 Fall 17
16.18 Fall 18
16.19 Fall 19
16.20 Fall 20
16.21 Fall 21
16.22 Fall 22
17 Behandlungspfade
17.1 Klinikstruktur
17.2 Fetales Monitoring
17.3 Geburtsmanagement
17.4 Aufnahmekardiotokogramm
17.5 Behandlungspfad: Bradykardie
17.6 Behandlungspfad: Tachykardie
17.7 Behandlungspfad: späte Dezelerationen
17.8 Behandlungspfad: variable Dezelerationen
17.9 Behandlungspfad: silente Oszillation
17.10 Behandlungspfad: sinusoidales CTG
17.11 Behandlungspfad: hyperaktive oder hypertone Wehentätigkeit
18 Anhang
19 Literatur
Autorenvorstellung
Anschriften
Sachverzeichnis
Impressum
Kardiotokografie – CTG – ist die kontinuierliche Aufzeichnung der fetalen Herzfrequenz und der Wehentätigkeit (▶ Abb. 1.1).
Die fetale Herzfrequenz wird mit der Dopplertechnik abgeleitet und in Schlägen pro Minute (SpM) gemessen. Die Aufzeichnung ist über eine Autokorrelation der-Schlag-zu-Schlag-Registrierung angenähert. Die Wehentätigkeit der Mutter wird durch externe Tokografie über einen Druckaufnehmer registriert ▶ [1], ▶ [5], ▶ [32], ▶ [94], ▶ [105], ▶ [110], ▶ [125].
Abb. 1.1Schema der Ableitung eines Kardiotokogramms (CTG).Durch externe Ableitung der fetalen Herzfrequenz (2) mit dem Doppler-Ultraschall-Verfahren und der Wehenregistrierung (1) durch externe Tokografie, ist ein noninvasives Vorgehen möglich (Quelle: ▶ [108]).
Mittels Kardiotokografie lassen sich potenzielle Gefahrensituationen des Fetus frühzeitig identifizieren. Durch rechtzeitige Beseitigung der Gefahr kann die Reaktionskaskade bis zum fetalen Schocksyndrom unterbrochen und die Geburt von Kindern mit Asphyxie vermieden werden (▶ Abb. 1.1, ▶ Abb. 1.2, ▶ Abb. 1.3) ▶ [1], ▶ [9], ▶ [31], .
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