Danke Wald! - Emi Weiß - E-Book

Danke Wald! E-Book

Emi Weiß

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Beschreibung

Emi's Sohn wäre beinahe gestorben. Nach dieser Hölle kam die nächste Horrorzeit. "Bevor wir uns um das Erbe streiten, verzichte ich lieber darauf." Das waren die Worte der ältesten Schwester Gudrun. Doch das war nur ein leeres Versprechen. Emi wollte nicht, dass der Hof in fremde Hände gelangt. Bevor die Mutter verstarb, kam es zu einem widerlichen Erbstreit.

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Jeder Moment meines Lebens ist ein großes „Warum“?

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Alle Namen im Buch sind geändert

Ich liebe das Leben und lebe es!

Die Zeit besiegt alles!

Das Leben wird sein, was ich daraus mache

Katz mog d´Meis – i mog´s ned!

Das Leben wird sein, was ich daraus mache

Ich kann, weil ich will, was ich muss

Wahres Glück besteht darin, andere glücklich zu machen

Du lebst nicht, kannst du nicht mit anderen leben

Glaube an dein Glück, so wirst du es erlangen

Zeige dich, wie du bist, oder sei, wie du dich zeigst

Zeige dich, wie du bist, oder sei, wie du dich zeigst

Glück haben ist Glück, aber glücklich sein ist eine Kunst

Leben und leben lassen

Für alles, was du tust und sagst, bist nur du alleine verantwortlich!

Es ist dein gutes Recht, es anderen nicht immer recht zu machen

Glücklich ist, wer sich glücklich fühlt

Übermorgen ist morgen gestern. Darum lebe heute!

Nicht: Es muss etwas geschehen. - Sondern: Ich muss etwas tun!

Ein Mensch ist so glücklich, wie er beschließt, es zu sein

Ich freue mich an den Dingen, die nichts kosten!

Es ist schwer, das Glück in uns, und unmöglich, anderswo zu finden

Nutze die Zeit, denn jeder Moment ist einmalig

Jede Sekunde, in der du gesund bist, ist ein Geschenk

Im Meistern der Not liegt das Glück, nicht im Ausweichen vor der Not

Glück ist nichts anderes als Zufriedenheit mit dem eigenen Sein

Du kannst nicht voll und echt Mensch sein, wenn du dich selbst verloren hast

Es gibt keinen Weg zum Glücklichsein. Denn Glücklichsein ist der Weg

Glücklichsein ist eine bewusste Entscheidung!

Mit den Flügeln der Zeit fliegt die Traurigkeit davon

Die Wirklichkeit ist nie perfekt!

Die Tränen nehmen den Schmerz der Trauer

Ein Lächeln ist oft das Wesentliche

Ein Engel kann auch eine Freundin sein

Die hellen Tage behalte ich, die dunklen Tage gebe ich dem Schicksal zurück

So wie man wohnt, so sieht es in der Seele aus

Das Glück tritt gern in ein Haus, wo gute Laune herrscht

Parabel

Mantras

Jeder Mensch soll das bekommen, was er verdient hat

Der Weg zum wahren Glück liegt im Augenblick

Ich habe auch mal schlechte Tage und schlechte Tage gehen wieder vorbei

Von der heiligen Mutter Teresa

Tipps fürs Vererben

Fazit

Epilog

Prolog:

Die Sprüche im Buch sind gemeinfrei, das heißt, dass sie nicht urheberrechtlich geschützt sind. Falls sich doch irrtümlicherweise ein Spruch im Buch befindet, der nicht gemeinfrei ist, dann bitte ich darum, mir Bescheid (über den Verlag) zu geben, damit ich den Text sofort entferne.

Diese Biographie schildert meine Erlebnisse aus meiner persönlichen Sichtweise.

Empfindet sich irgendjemand dadurch verletzt, dann soll dieser sich nicht angesprochen fühlen!

Alle Namen im Buch sind geändert.

Mein Name ist Emi Weiß. (Baujahr 1970)

Mein Mann heißt Pius. (Baujahr 1971)

Mein Sohn heißt Peter. (Baujahr 1997)

Meine älteste Tochter heißt Heidi. (Baujahr 2000)

Meine jüngste Tochter heißt Klara. (Baujahr 2007)

Meine älteste Schwester heißt Gudrun.

(Baujahr 1962)

Meine zweitälteste Schwester heißt Bärbel.

(Baujahr 1964)

Meine drittälteste Schwester heißt Helga.

(Baujahr 1966)

An einem alten Kloster, an dem wir vorbeikamen, suchte ich mir vier Steine.

Auf jeden dieser Steine schrieb ich die Namen einer meiner drei Schwestern und auf den letzten Stein schrieb ich schlicht „Heimat“.

Als ich am Abend mit meinem Mann am Meer saß, nahm ich die Steine in die Hand, sprach zu den Steinen und weinte, wegen allem, das einst war und allem, was geschehen ist.

Zu Gudrun sagte ich, dass wir uns stets gegenseitig geholfen hatten. Immer konnte ich auf ihre Unterstützung zählen und sie auf meine. Nie hatte sie mich geschlagen. Ich sagte ihr, dass ich enttäuscht von ihr sei und fühlte mich tief verletzt von ihrem Verhalten.

Ich warf ihren Stein ins Meer, ein Abschied für immer!

Bärbel war die Nächste. Ich sagte ihr, dass sie schon immer eifersüchtig und neidisch auf mich gewesen war und mir nichts gönnte. Stets hatte sie mehr gewollt als ich, dabei war es für mich nie ein Wettstreit gewesen.

Ich sagte ihr, dass ich auf so eine Schwester verzichten könne und warf ihren Stein ins Wasser.

Dann kam Helga, die Grausame, die Ungerechte. Ich sagte, sie habe mir meine Kindheit versaut. „Behinderte, Missgeburt, buckelte Matz und verrecken sollst du“ hatte sie immer zu mir gesagt. Fast täglich hat sie mich geschlagen.

Ich warf Helgas Stein in das Meer, auf dass sie für immer von mir fernbleiben möge.

Zuletzt ließ ich meine Heimat, in der ich aufgewachsen war und in der ich einst alt werden wollte gehen.

Ich weinte bitterlich.

In meinen schlimmsten Alpträumen hätte ich es nie für möglich gehalten, dass es einmal so weit kommen würde.

Ich liebe das Leben und lebe es!

Doch zuerst zum Anfang:

Ich bin normalerweise ein ganz fröhlicher Mensch. Ich liebe es, zu lachen und andere Menschen zum Lachen zu bringen. Ich habe einen liebenden Ehemann, drei wunderbare Kinder, drei Katzen und zwei Leihhunde. Der Zukunft sehe ich mit erhobenem Haupt entgegen.

Doch es war nicht immer so und es gab Zeiten, die mich beinahe seelisch unumkehrbar zerrissen hätten.

Darum soll es in diesem Buch, meiner persönlichen Biografie, gehen.

Vielleicht gibt es Anderen in ebenfalls schweren Lagen die Hoffnung und Kraft weiterzumachen.

Ihr schafft es, genauso wie ich es geschafft habe!

Doch wie fängt man wohl eine Geschichte an, die so groß und beschwerlich war und dennoch in so viel Freiheit, Erleichterung und selbst gefundener Standhaftigkeit enden konnte?

Ich denke, ich beginne mit dem Teil meines Lebens, als das Schicksal begonnen hat, Großes von mir zu verlangen.

Eine Feuertaufe des Geistes.

Mein Sohn Peter kam als Frühgeburt, mit nur einer Niere, auf die Welt.

Leider kam sofort eine Schockdiagnose: Er hatte ein Middle – Aortic – Syndrome (Aortenstenose). Das heißt, die Hauptschlagader war in der Bauchmitte verschlossen. Er hatte eine Fehlbildung.

Peter jedoch ist ein Wunder!

Über seinen Darm bildete mein Sohn seine Blutversorgung, sogenannte Kollateralen, zu seiner unteren Körperhälfte. Der Blutdruck war oben lebensbedrohlich hoch und unten kaum spürbar.

Es war eine harte Zeit, denn um mich herum bekamen die Frauen ihre gesunden Babys und durften schon nach einigen Tagen mit ihrem Nachwuchs nach Hause.

Peter durfte erst nach vier Monaten aus dem Krankenhaus.

Daheim zeigte ich voller Stolz meinem Vater, meinen Sohn.

Er meinte: „Der lebt eh nicht lange.“

Aber wir hatten großes Glück mit der Kinderklinik, die sich um ihn kümmerte. Wir waren stets gut aufgehoben und Peter war bestens versorgt.

Er war hart im Nehmen.

Wo andere Kinder weinten und kreischten, saß er ganz ruhig und entspannt da und sah zu, wie man bei ihm das Blut abnahm. Er hatte keine Angst vor Spritzen. Ich war so stolz auf ihn!

Als er fünf Jahre alt war, beschlossen die Ärzte, dass wir zu einer Spezialklinik mussten, um eine Gefäßtransplantation vornehmen zu lassen. Dieses Krankenhaus war sehr weit weg und wir mussten oft dorthin fliegen. Peter musste zusätzlich sehr oft für Kontrollen oder zur Medikamenteneinstellung in die Kinderklinik. Für Peters Behandlung wurde mir letztendlich aus meinem Oberschenkel eine Vene entnommen, die bei ihm als Aorta eingesetzt wurde. Alles ging glücklicherweise gut, dank eines sehr guten Professors, seiner Privatdozentin und der Belegschaft.

Mein Sohn wurde älter und größer und es kam die Zeit, als er mit 18 zu alt für das Kinderkrankenhaus wurde.

Er war die erste Zeit in einer Praxis, bis er vom Arzt in eine große Klinik überwiesen wurde. Dieses Krankenhaus hatte weit und breit einen guten Ruf und wir sahen die Zukunft mit Zuversicht.

Hier fiel ein großer Hammerschlag des Schicksals.

Die Zeit besiegt alles!

Dort empfahl uns ein Arzt eine Operation, die für Peter alles besser machen sollte. Seine Arterie zur Niere war verkalkt und sie schlugen eine Autotransplantation der Niere vor. Sie sollte helfen, sein Leben zu erleichtern.

Damals war Peter 22 Jahre alt.

Der 06.08.2019 wird mir bis in alle Ewigkeit in Erinnerung bleiben.

Nichts kam wie geplant.

Die Operation wurde zu einem Albtraum, mein Sohn endete auf der Intensivstation, sein Darm durchlöchert und die vormals gesunde Niere nun beschädigt.

Die Angst, die sich in diesem Moment in mir breitmachte und für Monate in meinen Knochen hauste, meinen Geist umklammerte, lässt sich unmöglich in Worte fassen.

Bis heute pfeift mir der Tinnitus in den Ohren, aus dieser Zeit. Ein Ton legte sich als treuer Begleiter in mein Trommelfell. Das Summen meines Geistes.

Die verpatzte Operation führte zu einem Dominoeffekt.

Der durchlöcherte Darm sorgte für eine Sepsis (Blutvergiftung), das Herz blieb meinem Sohn zweimal stehen und nach weiteren Operationen offenbarten sich zweifach innere Blutungen. Dazu kamen später sowohl eine Lungen- als auch eine Bauchfellentzündung.

Peter befand sich praktisch schon auf der „anderen Seite“.

Schließlich kam es zu drei Wochen künstlichem Koma und einem gefühlt endlosen Bangen. Ich wusste nicht, wie ich es schaffen sollte und sein Lachen fehlte mir so sehr. Er fehlte mir mehr, als ich in Worte fassen konnte. So lag er im Bett, mit einer künstlichen Beatmung, die dauernd piepte, die rund 20 Spritzen am Perfusor, die vielen Kabel und Schläuche.

In den dunkelsten Stunden dachte ich an das Dach des Krankenhauses und einen Sprung, der für mich alles beenden würde. Ich wollte ausbrechen aus dieser Situation, die mich schier verrückt werden ließ. Ich lief im Krankenhaus umher und schrie meine Verzweiflung heraus und brach zusammen.

Es fühlte sich an, als befände ich mich im Pandämonium (Ort des Grauens).

Doch niemals hätte ich meinen Sohn und meine Familie so verlassen.

Ich kämpfte jeden Tag um Peter, jeden Moment, in dem ich an seiner Seite sein konnte. Mein Hausarzt verschrieb mir Tabletten, die es mir möglich machten, etwas zu schlafen und meine Angst zu dämpfen.

Peters Ärzte pumpten ihm ca. 30 Liter Ringerlösung als Infusion in den Körper, um seine Organe zu schonen. Er sah aus, wie ein Ballon, der zu platzen drohte.

Ich begann, das Krankenhaus und einige der Doktoren zu hassen, jene „Götter in Weiß“, die mich und unser Leid von oben herab behandelten.

Doch am allermeisten hasste ich das Leid meines Sohnes, meine Hilflosigkeit und die bittere Wahrheit, dass ich nichts tun konnte als abzuwarten und zu hoffen.

Ich fühlte mich wie eine Hexe im Mittelalter, grundlos verurteilt und gequält.

„Verzweifelt, hilflos und von Angst erfüllt.“

Täglich lief ich, bevor wir losfuhren um ihn zu besuchen, in den Wald, um Kraft zu sammeln und zu atmen.

Ich flehte all die göttliche Macht an, mich anzuhören:

„Lieber Gott, liebe heilige Mutter Gottes, lieber Jesus und lieber Heiliger Geist – bitte helft meinem Sohn!“

Niemals werde ich die Worte der Ärzte vergessen, die in meinen Ohren hallend, wie schlecht seine Lebenserwartung aussah.

Wie wenige Menschen so eine Blutvergiftung überhaupt überstehen, geschweige denn mit den restlichen Komplikationen.

Da Peter einen VRE-Keim, ein multiresistenter Keim, (so etwas ähnliches wie den gefürchteten Krankenhauskeim) am Körper hatte, durften wir nur mit Kittel, Mundschutz, Kopfbedeckung und Handschuhe zu ihm.

Er wurde vollständig isoliert und es war für uns schon damals wie zu Coronazeiten. Die ganze Zeit, die Peter im Krankenhaus verbrachte, mussten wir uns verkleiden. Doch ich hätte mir auch die Hand abgehackt, wenn es Peter geholfen hätte.

Ich liebe meine Kinder, jedes Einzelne davon und die Hilflosigkeit, die mein Leben ergriff, werde ich nie vergessen. So viele Stunden saß ich an seiner Seite und kümmerte mich um ihn, so sehr ich konnte. Es sind die schlimmsten Situationen, die furchtbarsten Momente, die einen nur noch verzweifeln lassen. Die Hoffnung auf ein Wunder, ein Genesen war manchmal alles, das mich noch aufrecht stehen ließ.

Wir saßen neben Peters Bett und lasen ihm abwechselnd vor, damit wir nicht völlig tatenlos waren und hofften, dass sein Unterbewusstsein uns wahrnehmen würde.

Wir wollten etwas Gutes für Peter tun.

Oft stand ich mit der Sonne auf und flehte sie an, sie möge mir helfen.

Heute aufgehende Sonne,

vom Horizont

aufsteigend.

Mein Herzleid

nimm mir,

trockne die Tränen

meiner Sorgen.

Ihn wieder aus dem Koma erwacht zu sehen, war ein unbeschreibliches Gefühl, eine Erleichterung, ein Aufatmen, wie gestrandet an einem tosenden Meer. Peter machte die Augen auf und sah seiner Schwester Heidi ins Gesicht. Sie trug eine OP-Haube und einen Mundschutz, daher erkannte mein Sohn sie nicht. Peter fragte: „Wer san´n (sind) sie?“ Ich hatte solche Angst, dass er uns nicht mehr erkennen würde und fragte sogleich: „Peter, wer bin ich?“ Mit heiserer Stimme sagte er: „Mama“. Ich werde nie vergessen, wie glücklich ich war und was für eine Erleichterung mich ergriffen hatte!

Am nächsten Tag waren Pius und ich auf Parkplatzsuche am Krankenhaus, um unseren Sohn zu besuchen. Als ein Mann mit einem SUV rückwärts aus einer Straße fuhr. Scheinbar bemerkte der Fahrer uns nicht und fuhr uns in die Seitentür. Mein Mann versuchte den Unfallverursacher auf uns aufmerksam zu machen, doch dieser zeigte keine Reaktion. Pius winkte und rief, aber der PKW-Fahrer schüttelte den Kopf und fuhr weiter. Ich sprang aus unserem Auto und lief dem Fahrzeug hinterher. Als ich ihn erreichte sagte ich: „Sie sind uns reingefahren. Wenn sie das nicht zugeben, rufe ich die Polizei!“ Gesagt, getan. Ich wollte nicht auf die Ordnungshüter warten und ging sofort zu meinem Sohn. Nachdem ich ihn liebevoll begrüßte, erzählte ich ihn von unserem Unfall. Heiser antwortete er, dass ihm einmal ein entgegenkommendes Fahrzeug den Spiegel weggefahren hatte und dieser einfach weiterfuhr. Ich war total baff, dass er nach dem Koma so etwas erzählte. Währenddessen wurde der SUV – Fahrer von seiner Frau zur Vernunft gehalten und er stellte sich doch noch. Pius bestellte die Polizei ab und wir gaben die Sache an die Versicherung weiter.

Peters Leben schwebte weiterhin in Gefahr, doch seine kleine zwölfjährige Schwester Klara konnte ihn endlich wieder sehen.

Während des Komas hatten mein Mann und ich beschlossen, dass es besser sei, sie nicht zu ihm zu lassen. Sie hielten sich weinend an den Händen und mir liefen ebenfalls die Tränen über die Wangen.

Doch Peter hatte ein Delir, ein sogenanntes „Übergangssyndrom“. Er phantasierte, sah Außerirdische. Dabei wirkte mein Sohn wie geistig behindert und er wollte immer nur kuscheln.

Ich habe ihn gestreichelt, massiert, gewaschen und ihm vorgelesen. Ich hatte große Angst, dass er in diesem Zustand bleiben würde, doch das Schicksal meinte es gut mit uns und er wurde von Tag zu Tag wieder normaler. Bis er wieder zu meinem klugen Jungen wurde, auf den ich so stolz bin.

Einmal, als wir zusammen einen lustigen DVD ansahen, lachte Peter bei einer Szene ganz laut auf. Ich werde nie vergessen, wie schön dieser Moment war.

Monatelang bekam er nichts zu essen und nur mit künstlicher Ernährung konnte er versorgt werden. Er nahm ca. 20 Kilo an Körpergewicht ab und war sehr schwach. Es hieß, dass er ein Loch im Lymphsystem habe. Was das genau heißt und woher sowas kommt, weiß ich bis heute nicht. Das Einzige, was er haben durfte, waren Lutscher, und die kaufte ich ihm körbeweise, um ihm wenigstens ein bisschen etwas Schönes und Süßes geben zu können.

Jetzt, wenn ich im Supermarkt welche sehe, erinnern sie mich immer an diese grausame Zeit.

Es folgte Rückschlag auf Rückschlag, mein Sohn hatte Fieber und Schmerzen und scheinbar nichts half. Peter bekam insgesamt ca. 20 Blutkonserven, 30 CT´s und er musste an die Dialyse, da seine Niere ihre Funktion verweigerte. Die vielen weiteren Operationen, die folgten und nichts besserten, waren unbeschreiblich hart. Meine Hände zitterten, sowie mein ganzer Körper. Jede Sekunde, die ich bei Peter war, jede Sekunde, die ich an ihn dachte, wenn ich schlaflos und von Tränen übermannt in meinem Bett lag, galt ihm und dem Wunsch, er möge heilen. Ich machte Peter all die Versprechungen, die mir einfielen, als könnte ich ihn von einem Tauschhandel überzeugen. Nie mehr würde ich schimpfen, nie mehr würde ich auch nur einmal ungeduldig werden, wenn er denn nur wieder nach Hause käme. Hätte ich mit ihm tauschen können, hätte ich, ohne zu zögern in seinem Bett gelegen.

Ich sprach zu Gott, dass er sich meinen Sohn nicht holen dürfe, dass ich ihn nicht hergeben würde. Niemals hätte ich ihn kampflos aufgegeben oder einfach nur stumm zugesehen.

Wenn ich unter Tränen zu meiner Mama ging, um nach ihr zu sehen, machte sie mir stets deutlich, dass mein Verhalten übertrieben sei.

Dabei hätte mir eine Umarmung sehr viel mehr geholfen, als mir anzuhören, dass meine Gefühle unerwünscht waren. Sie kam sich eher vernachlässigt vor, denn alles drehte sich bei mir jetzt um meinen Sohn.

Jeden Tag nach dem Frühstück, bevor wir ins Krankenhaus fuhren, um Peter zu besuchen, lief ich meine Waldrunde.

Eine alte Frau, die am Waldrand wohnt, war für mich da und jedes Mal, wenn wir uns trafen, fragte sie nach meinem Sohn.

Wie sehr mir das gut tat, kann ich nicht in Worte fassen.

Ihr Mitgefühl hat mich sehr berührt.

Ein Duft des Trostes wehte zu mir.

Diese Frau ist eine Seele von Mensch.

Du weißt nicht,

wie stark du bist,

bis du keine andere

Wahl hast,

als stark zu sein.

Einmal, als ich gerade vom Essen zurückkam und über den Krankenhausparkplatz ging, brach ein alter Mann am Auto zusammen. Ich eilte zu ihm, hielt ihn fest und ließ ihn langsam zu Boden gleiten. Eine Passantin holte sofort in der Klinik Hilfe. Als die Ärzte von der Notaufnahme kamen, begannen sie sofort mit der Reanimation.

Ich war fix und fertig.

Oft warteten Pius und ich im Auto, wenn Peter wieder einmal operiert oder wenn wieder einmal ein CT/MRT gemacht wurde. Ich musste raus aus diesem Haus. Dabei hörten wir circa alle drei Minuten ein seltsames ungewöhnliches Geräusch, wie von einem Ungeheuer. Erst nach Wochen haben wir herausgefunden, dass die Türe vom Nebeneingang des Krankenhauses beim wiederzufallen dieses furchtbare Geräusch machte. Wir nannten es: „Das Moloch“, wie aus dem Roman „die 13 ½ Leben des Käpt´n Blaubär“, das Buch, das wir Peter vorlasen (Es ist kein Kinderbuch).

Mein Mann war immer an meiner, an unserer Seite in dieser Zeit, und wir hielten uns und weinten, als wieder eine weitere Operation anstand. Auch meine Tochter Heidi war fleißig bei den Besuchen dabei. Sie war unheimlich stark, denn sie studierte zu der Zeit und hatte auch noch einen Nebenjob. Die kleine Klara war meistens am Wochenende dabei.

Immer wieder gab es eine Operation, immer wieder wurde versucht, etwas zu tun und immer kam mein Sohn um sein Leben kämpfend zurück. Die Kältebäder gegen sein Fieber brachen mir das Herz erneut. Es war Folter für ihn, wie sie ihn bei Schüttelfrost mit Kühlpads abrieben und das, immer und immer wieder. Er litt fürchterlich unter der Kälte und weinte hilflos, dabei wünschte er sich nichts mehr, als eine wärmende Decke in diesem Moment. Peter sah mich an und wimmerte: „Was muss ich denn sonst noch alles aushalten?“

„Wir warten auf gute Zeiten!“, sagte ich zu ihm, eine Hoffnung, von der ich nicht abließ und nie ablassen würde. „Wir glauben an das Gute!“

Ein normales Leben gab es nicht mehr. Nur noch die Blase aus ewiger Angst und flehender Hoffnung.

Immer mehr Komplikationen gab es, immer mehr Schwierigkeiten und ich fühlte mich, als befände ich mich in einem ewigen Ringen, um nicht in der Dunkelheit zu versinken. Mich nicht zu verlieren.

Meine Freundin half mir sehr mit ihren Telefonaten, die mir wieder etwas Halt gaben, wenn es zu viel wurde.

Das Lachen war in mir gestorben und ich konnte mich auch nicht dazu zwingen, eines heraufzubeschwören.

Meistens mussten wir warten, ehe wir zu Peter durften. Doch ich hatte die Idee, dass wir, wenn wir schon bei ihm waren, nur noch getrennt hinaus gingen, um etwas zu essen oder an die frische Luft zu gehen. Pius oder ich schrieben uns eine Handynachricht, wenn wir vor der Intensivstationstüre standen und wir machten uns dann gegenseitig die Türe mit dem Türöffner auf, damit wir nicht auf das Pflegepersonal warten mussten, bis sie uns zu unserem Sohn einließen.

Ich konsultierte eine Psychologin für Peter.

Als sie vor seinem Bett stand, sagte er: „Dilirium, Delarium – i bin zua wia a Aquarium!“ „Delrium, Delarium – ich bin zu wie ein Aquarium!“

Mein Sohn bekam eine Schmerzpumpe und konnte sich seine Dipidosis, selber, wann immer er wollte, verabreichen. Er schöpfte diese bis zum Maximum aus.

Danach unterhielt ich mich weinend mit der netten Psychologin. Sie war der Meinung, dass nicht Peter eine Therapie nötig hätte, sondern ich.