Dark Obsession - Beware of me - Cynthia Eden - E-Book
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Dark Obsession - Beware of me E-Book

Cynthia Eden

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Beschreibung

Er darf sie nicht verlieren. Nicht noch einmal ...

Verbrecher. Killer. Monster. Es gibt viele Bezeichnungen für Ethan. Doch ihm ist egal, was andere Menschen über ihn denken oder sagen. Er ist so gefährlich und brutal, wie es für seinen Job nötig ist. Nur bei Carly wird er schwach. Ihre Vergangenheit bindet sie aneinander - eine Vergangenheit aus Blut und Tod.

Carly zu verlassen, war das Härteste, was er je tun musste. Er hat es getan, weil sie ein besseres Leben verdient hat. Ein Leben, in dem sie nicht für seine Taten büßen muss. Doch als alte Geheimnisse ans Licht kommen, schwebt Carly wieder in Gefahr - und Ethan setzt Himmel und Hölle in Bewegung, um sie zu beschützen ...

Heiße Bodyguards, die für die Frauen, die sie beschützen sollen, durchs Feuer gehen. Eine explosive Mischung aus Liebe, Spannung und Leidenschaft. Die DARK-OBSESSION-Reihe von New-York-Times und USA-Today Bestseller-Autorin Cynthia Eden ist Romantic Suspense vom Feinsten.

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Inhalt

CoverWeitere Titel der AutorinÜber dieses BuchÜber die AutorinTitelImpressumWidmungPrologGegenwart …Kapitel einsKapitel zweiKapitel dreiKapitel vierKapitel fünfKapitel sechsKapitel siebenKapitel achtKapitel neunKapitel zehnKapitel elfZwei Wochen später …Kapitel zwölf

Weitere Titel der Autorin

Bound – Tödliche Erinnerung Twisted – Riskante Wahrheit Shattered – Dunkle Vergangenheit Torn – Spiel mit dem Feuer Taken – Eiskalte Jagd Wrecked – Mörderische Spuren

Dark Obsession – Watch me Dark Obsession – Want me Dark Obsession – Need me

Über dieses Buch

Er darf sie nicht verlieren …

Verbrecher. Killer. Monster. Es gibt viele Bezeichnungen für Ethan Barclay. Doch ihm ist egal, was andere Menschen über ihn sagen. Er ist so gefährlich und brutal, wie es für seinen Job nötig ist. Nur bei Carly Shay wird er schwach. Ihre Vergangenheit bindet sie aneinander – eine Vergangenheit voller Blut und Tod. Sie zu verlassen, war das Härteste, was er je tun musste. Aber Carly hat ein besseres Leben verdient, eins, in dem sie nicht für seine Taten büßen muss. Doch als alte Geheimnisse ans Licht kommen, schwebt Carly wieder in Gefahr – und Ethan wird Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um sie zu beschützen. Denn er kann Carly nicht verlieren – nicht noch einmal.

Heiße Bodyguards, die durchs Feuer gehen für die Frauen, die sie beschützen sollen. Doch nicht alle Bodyguards sind so unschuldig, wie sie scheinen. Eine explosive Mischung aus Spannung und Leidenschaft.

Romantic Suspense bei beHEARTBEAT – Herzklopfen garantiert.

Über die Autorin

New-York-Times-Bestsellerautorin Cynthia Eden schreibt düstere Romantic-Suspense- und sexy Paranormal-Romance-Romane. Sie hat Soziologie und Kommunikationswissenschaften studiert. Eden gehörte bereits dreimal zu den Finalisten des RITA® Award. Seit 2005 ist sie Vollzeitautorin und hat bislang über 70 Romane und Kurzgeschichten veröffentlicht.

CYNTHIA EDEN

DARK OBSESSION

BEWARE OF ME

Aus dem amerikanischen Englisch von Maximilian Boßeler

beHEARTBEAT

Deutsche Erstausgabe

»be« – Das eBook-Imprint von Bastei Entertainment | Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

Für die Originalausgabe:

Copyright © 2015 by Cindy Roussos

Titel der amerikanischen Originalausgabe: »Beware of me«

Originalverlag: Hocus Pocus Publishing, Inc.

Für diese Ausgabe:

Copyright © 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Natalie Röllig

Covergestaltung: Guter Punkt, München | www.guter-punkt.de unter Verwendung von Motiven © BlueSkyImage/shutterstock; leolintang/thinkstock

eBook-Erstellung: hanseatenSatz-bremen, Bremen

ISBN 978-3-7325-5571-0

www.be-ebooks.de

www.lesejury.de

Für meine wunderbare Lektorin Joan – Danke für all deine Unterstützung.

Prolog

Carly Shay kämpfte gegen die Seile an, die sie gefangen hielten. Der grobe Hanf schnitt ihr in die Handgelenke, die nun ebenfalls bluteten. Der Holzstuhl, an den sie gefesselt war, knarzte. Das Haar fiel Carly ins Gesicht, als sie schrie: »Nein! Hör auf!« Tränen strömten ihre Wangen hinunter. »Bitte, ich flehe dich an, tu ihm nicht mehr weh!«

Aber die Männer ließen nicht von ihm ab. Carly schienen sie für einen Moment vergessen zu haben. Sie war gerade nicht ihr Ziel.

Sondern Ethan.

Ethan Barclay. Der Mann, der die meiste Zeit über ihr einziger Freund gewesen war. Der Mann, in den sie seit mehr als zwei Jahren heimlich verliebt war.

Jetzt lag Ethan auf dem Boden, und vier von Quincys Schlägern droschen auf ihn ein.

Quincy Atkins war der Inbegriff des Bösen.

Bewegte sich Ethan noch? War er noch am Leben?

»Bitte!«, rief sie, halb wütend, halb verzweifelt. »Lasst ihn in Ruhe!«

Quincy trat vor. Er war groß und kräftig. Er hat mir wehgetan. So sehr. Aber … Carly verdrängte den Gedanken. Dafür war keine Zeit, nicht im Moment. Was hatte er ihr nicht alles genommen? Später würde sie sich wieder daran erinnern, da war sie sicher.

Aber jetzt … musste sie erst einmal Ethan helfen. Er war ihr zu Hilfe geeilt, und wenn sie nicht bald etwas unternahm, würde er das alles nicht überleben.

Quincy Atkins war ein Gangsterboss, und Washington, D.C. gehörte praktisch ihm. Er war furchterregend und verrückt. Und er wollte sie.

Wenn Quincy etwas wollte, nahm er es sich.

Denk nicht daran. Nicht. Konzentrier dich auf Ethan.

Der schaute sie nun mit seinen goldenen Augen an. Wahrscheinlich sammelte er gerade all seine Kraft und bereitete sich auf einen Angriff vor.

Ethan. Zweiundzwanzig Jahre alt. Bereits jetzt hatte er sich auf den Straßen von D.C. einen Namen gemacht. Er hatte ihr immer den Rücken freigehalten. Carly kannte das Gemunkel, dem zufolge Ethan im Begriff war, ebenso kriminell zu werden wie Quincy. Man sagte sich, Ethan hätte für ihn sogar jemanden umgebracht. Aber …

An diesen Gerüchten war nichts dran. Ethan war ein guter Mensch. Er war ihr Freund, und er riskierte sein Leben für sie. Es spielte keine Rolle, was andere von ihm hielten.

Ethan ist ein guter Mensch …

Doch wenn sie Quincy nicht aufhielt, war Ethan so gut wie tot.

Quincy gab seinen Männern ein Zeichen, und sie verließen den Raum. Vor Erleichterung wurde Carly schwindelig. Vielleicht lassen sie ihn endlich in Ruhe. Vielleicht …

Doch als die anderen Männer hinausgegangen waren, zog Quincy ein Messer aus einem Holster, das an seinem Gürtel befestigt war. »Ich werde deinen Lover nun aufschlitzen«, verkündete er. »Dann gehörst du mir. Körper und Seele. Jeder Zentimeter von dir wird mir gehören … und niemand wird dir jemals wieder zu Hilfe kommen.«

Es war ihre Schuld. Alles ihre Schuld. Sie hatte den Job als Tänzerin in Quincys Club angenommen. Hatte ein falsches Alter angegeben, um die Stelle zu bekommen, weil sie so verzweifelt Geld gebraucht hatte. Ihr Vater … Es ging ihm nicht gut. Wenn sie nicht genug verdient hätte, wären sie und ihr Vater aus ihrem Haus geflogen.

Carlys Blick fiel wieder auf Ethan. Sein schönes Gesicht war verquollen, aber seine goldenen Augen funkelten. Er würde nicht aufhören zu kämpfen. Aufgeben lag nicht in seiner Natur. Er würde gegen Quincy und seine Männer kämpfen – bis zum Tod.

Und was würde sie dann machen? Sie sträubte sich noch einmal gegen ihre Fesseln. Jede Faser ihres Körpers tat ihr weh. Sie hatte überall blaue Flecken. So viel Schmerz. Aber sie würde nicht zulassen, dass Quincy ihr Ethan wegnahm. Dann hörte sie sich plötzlich selbst sagen: »Bitte. Tu ihm nicht mehr weh. Bitte nicht. Ich mache alles – hör einfach auf!«

Doch noch bevor sie den Satz beenden konnte, hatte sich Quincy bereits auf Ethan gestürzt. Er trat ihm gegen die Rippen, immer und immer wieder, während Carly an ihren Fesseln zerrte. Dann rollte Quincy Ethan auf den Rücken und hielt ihm das Messer direkt über das Herz.

Das darf nicht passieren! Das lasse ich nicht zu!

Ihre Angst verflog und wich einer brennenden Wut. Quincy hatte ihr schon so vieles genommen. Ethan würde er nicht auch noch kriegen.

Quincy hatte ihr den Rücken zugewandt. Als sie sah, wie er das Messer über Ethans Herz hielt, brach etwas in Carly – und die Seile, die sie an den Stuhl fesselten, gaben endlich nach. Sie sprang auf und stürzte sich auf Quincy. »Tu ihm nicht weh!« Diesmal waren ihre Worte kein Flehen, sondern ein wildes Brüllen.

Sie prallte mit Quincy zusammen, und sie beide stolperten über Ethan und fielen zu Boden. Carly hörte Quincy erstickt keuchen, als sie sich hochrappelte.

Dann kniete sie sich neben Ethan auf den Boden. Offenbar hatte Quincy es nicht geschafft, Ethan das Messer in die Brust zu rammen. Carly hatte Ethan also tatsächlich gerettet, indem sie Quincy umgeworfen hatte. Sie wollte schon erleichtert lächeln, als sie sah …

Das Messer steckt in Quincys Brust. Dabei hatte sie ihn doch nicht erstechen wollen! Oder doch? Nein, nein, sie hatte ihn nur aufhalten wollen, und er war hingefallen. Er war gestolpert, und irgendwie musste er sich dabei selbst verletzt haben. Der Griff war noch zu sehen, aber die Klinge steckte zu mehr als der Hälfte in Quincys Brust. In seinem Herzen?

Quincy öffnete den Mund, und Carly wurde klar, dass draußen noch immer seine Männer warteten. Wenn Quincy nach ihnen rief, würden sie ihm zu Hilfe eilen und sehen, was sie getan hatte …

Dann bin ich tot. Und Ethan auch.

Carly legte Quincy eine Hand auf den Mund. Tränen strömten ihr die Wangen hinunter, und sie zitterte am ganzen Leib. Sie spürte, wie er unter ihrer Hand die Lippen bewegte. Ihr wurde schlecht, und sie fürchtete, sich übergeben zu müssen.

Ethan kam auf sie zugekrochen und hinterließ dabei eine Blutspur auf dem Boden. Er hob die Hand und –

Ethan?

Und er stieß das Messer noch tiefer in Quincys Brust. Seine Lippenbewegungen erstarben.

Aber Carly nahm die Hand nicht weg, unfähig, sich zu rühren. Plötzlich schien sie nichts anderes mehr zu hören als den Schrei, der in ihren Gedanken widerhallte.

Sie hatte das getan. Sie hatte Quincy umgebracht. Den Mann, der sie angegriffen und vergewaltigt und versucht hatte, Ethan umzubringen.

Und jetzt … Jetzt standen seine Männer draußen vor der Tür. Sie würden Carly nicht entkommen lassen. Es gab keinen Ausweg für sie.

Ethan packte sie am Handgelenk. »Ist schon gut, Süße«, krächzte er heiser.

Nein, es war so was von nicht gut, dass sie gar nicht wusste, wie Ethan so etwas sagen konnte. Aber Carly brachte kein Wort hervor.

»Ich … werde mich um alles kümmern«, versicherte Ethan. Seine Stimme war nur noch ein leises Flüstern. »Du musst mir nur … vertrauen.«

Er hob eine Hand – die Hand, mit der er Quincy wenige Augenblicke zuvor das Messer in die Brust gestoßen hatte –, und fasste sie am Unterarm. Dann zog er ganz langsam ihre Finger von Quincys Mund.

Ich war das. Ich habe ihn umgebracht.

Für Ethan. Um zu überleben … Ich würde es wieder tun.

In ihrem Inneren breitete sich eine Dunkelheit aus, die drohte, sie zu verschlingen. Sie presste die Lippen zusammen, um den Schrei zurückzuhalten, der aus ihr herausplatzen wollte.

»Vertrau mir«, sagte Ethan.

Aber sie fürchtete, nie mehr irgendjemandem trauen zu können.

Insbesondere nicht … sich selbst.

Gegenwart …

Kapitel eins

Carly eilte die Treppen der U-Bahn-Station hinauf. Sie trug High Heels, und so fiel ihr der Aufstieg ungewohnt schwer. Um sie herum drängten sich Menschen, allesamt in Eile, aber Carly hielt trotz der hohen Absätze mit ihnen Schritt. Immerhin lebte sie schon seit Jahren in New York. Sie kannte die Stadt wie ihre Westentasche.

Die Menschenmengen, die belebende Energie … Hier konnte sie einfach verschwinden. In der Masse untergehen. Niemand schenkte ihr unnötige Beachtung.

Das war der Grund, warum sie einst nach New York gezogen war. Um zu verschwinden. Carly fand, dass sie das ziemlich gut gemeistert hatte.

Eine Hand fest um den Gurt ihrer Handtasche geschlossen, überquerte sie schnellen Schrittes die Straße. In nur wenigen Minuten würde sie zu Hause sein.

»Carly.«

Beinahe wäre sie mit ihm zusammengestoßen. Sie hatte sich auf die Menschen um sie herum konzentriert. Auf den Mann, der in sein Telefon brüllte. Auf die Mutter, die versuchte, ihr kleines Kind zu trösten.

Sie hatte ihn gar nicht wahrgenommen.

Aber jetzt konnte sie die Augen nicht mehr von ihm nehmen.

Mitten auf dem Gehweg, weniger als einen Meter von ihr entfernt, stand der Mann, der sie schon zu oft in ihren Träumen heimgesucht hatte. Und es waren nur selten schöne Träume gewesen.

Ethan Barclay.

Groß, dunkel und viel zu gefährlich … Ethan Barclay.

Das schwindende Abendlicht fiel ihm auf das dunkle Haar, das ein wenig zu lang war. Seine Wangen waren von dunklen Bartstoppeln bedeckt, und seine goldenen Augen – Tigeraugen – waren fest auf sie gerichtet wie die eines Raubtieres, das gerade die perfekte Beute erspäht hatte.

Ich werde nicht seine Beute sein. Nicht noch einmal.

»Du hast dich gar nicht von mir verabschiedet«, sagte Ethan. Er vergrub die Hände tief in den Taschen seines Mantels, der über seinen breiten Schultern spannte. Seinen kräftigen Schultern. Es war kein Geheimnis, dass Ethan unglaublich stark war. Er war nicht mehr der Junge Anfang zwanzig, den sie vor so langer Zeit gekannt hatte.

Er war jetzt ein Mann. Ein Fremder. Jemand mit dem Ruf, noch um einiges gefährlicher zu sein, als Quincy Atkins es je gewesen war.

Seit Quincy verschwunden ist, hat Ethan in D.C. das Sagen.

Und …

Carly hatte versucht, den Scherbenhaufen, der ihr Leben gewesen war, wieder zusammenzusetzen.

Obwohl es in New York um diese Jahreszeit angenehm warm war, durchfuhr sie ein Schauer. »Ich … war nur in D.C., um nach meiner Stiefschwester zu sehen.«

»Ähm …« Seine Stimme klang wie ein tiefes Grollen. Er trat einen Schritt näher und schloss die Distanz, die zwischen ihnen bestanden hatte. Jemand stieß ihr in den Rücken, doch bevor Carly stolperte, hatte Ethan sie an den Schultern gepackt. Trotz seiner großen, starken Hände war sein Griff überraschend sanft. »Du warst immerhin lange genug in D.C., um Julianna das Leben zu retten … und angeschossen zu werden.«

Tatsächlich war gleich zweimal auf sie geschossen worden. Aber es war die Sache wert gewesen. Julianna hatte in Gefahr geschwebt, weil sie versucht hatte, Carly zu schützen – und die Verbrechen zu vertuschen, die Carly begangen hatte. Der Mord an Quincy. »Ich konnte nicht zulassen, dass Julianna meinetwegen noch einmal wehgetan wird.«

Ethans Wimpern zuckten. Seine langen Wimpern. An einem Mann wie ihm hätten sie eigentlich lächerlich aussehen müssen, aber das taten sie nicht. Sie machten seinen intensiven Blick nur noch … sexyer. Verdammt. Sie sollte ihn nicht sexy finden. Ganz und gar nicht. Eigentlich war sie doch schon längst über ihn hinweg.

So wie er über sie.

»Ich dachte, du würdest sterben.« Er brachte das Geständnis mit rauer Stimme hervor. Beinahe ein Krächzen. Das passte so gar nicht zu Ethan.

Du kennst ihn nicht mehr. Vermutlich hast du ihn nie gekannt – nicht sein wahres Gesicht.

»Du wärst in dieser Wohnung fast verblutet«, fuhr Ethan fort, und sein Griff um ihre Schulter wurde fester. »Und als wir im Krankenwagen zur Klinik gefahren sind … verdammt, da hast du mich verlassen.«

Sie erstarrte. »Ich wusste gar nicht, dass du mit mir gefahren bist.« Und ich soll ihn verlassen haben? Was hat das zu bedeuten? Niemand hatte ihr etwas von einem Abstecher ins Jenseits erzählt. Vielleicht hatten die Sanitäter ihr diese Information auch bewusst vorenthalten, weil sie wussten, dass ihr die Vorstellung … Angst einjagt.

»Ich war dort, im Krankenwagen«, sagte er. »Und neben deinem Bett im Krankenhaus. Bis mir klar wurde, dass ich eine Gefahr für dich bin.«

Carly hatte einen riesigen Kloß im Hals und musste schlucken. Du warst schon immer eine Gefahr für mich.

»Aber ich bin nicht früh genug darauf gekommen, und nun wissen andere davon …«

»Ich habe keine Ahnung, warum du hier bist, Ethan, aber es gibt zwischen uns nichts mehr zu besprechen.« Klang ihre Stimme kalt? Herablassend? Vermutlich nicht. Dabei hatte sie sich doch alle Mühe gegeben. »Und jetzt lass mich bitte los. Ich möchte nach Hause.« Es war Carlys erster Arbeitstag gewesen, seit sie angeschossen worden war, und sie war erschöpft. Es kostete sie alle Kraft, Ethan ihre Schwäche nicht zu zeigen. Wenn ihm klar wurde, wie kurz sie davor stand, am ganzen Leib zu zittern … würde er sofort angreifen.

»Du weißt, warum ich in New York bin.« Er ließ sie nicht los, sondern kam noch ein Stück näher. Ethan war fast einen Meter neunzig groß, und so musste Carly den Kopf in den Nacken legen, um ihm in die Augen sehen zu können. Selbst in ihren hohen Schuhen war sie nicht annähernd so groß wie er. »Ich bin deinetwegen hier.«

Einst hatte sie sich nach diesen Worten gesehnt. Damals, als sie noch eine Teenagerin gewesen war, voller Angst, Schuld und Scham über das, was ihr widerfahren war, hatte sie sich nach ihm gesehnt. Ihr Vater war gestorben, kurz nachdem Quincy sie vergewaltigt hatte, und Carly war daran zerbrochen.

Als sie endgültig die Kontrolle verloren hatte, war sie in eine geschlossene psychiatrische Einrichtung eingewiesen worden.

Ich habe nach Ethan geschrien. Aber er war nicht für sie da gewesen. »Lass uns ein paar Dinge klarstellen«, sagte sie. Sie war am ganzen Körper angespannt. »Unsere Beziehung ist vorbei. Schon lange.« Seit Jahren. »Sie endete in jener blutigen Nacht, als du mich in ein Taxi gesetzt hast und dann einfach verschwunden bist. Danach habe ich dich nie wieder gesehen … Du hast mich nicht einmal angerufen. Hast einfach dein Leben weitergelebt, als wäre nie etwas gewesen.« Carly riss sich von Ethan los. Sie wollte nicht, dass er sie anfasste. Seine Berührung erinnerte sie zu sehr an die Vergangenheit. »Und ich habe alles hinter mir gelassen. Nur weil ich nach D.C. gekommen bin, um meiner Schwester zu helfen, heißt das noch lange nicht, dass ich auch deinetwegen dort war.«

Ethan sah sie gekränkt an.

»Und jetzt geh mir aus dem Weg, Ethan. Zwischen uns ist alles gesagt.«

Ethan starrte sie an. »Wie viele Geheimnisse schleppst du mit dir herum?«

Sie hatte keine Lust mehr, sich mitten auf der Straße mit Ethan zu unterhalten. Eigentlich wollte sie überhaupt nicht mehr mit ihm reden. Sie führte inzwischen ihr eigenes Leben. Ein gutes Leben. Das würde sie nicht aufs Spiel setzen. Ihre Vergangenheit – und deren Geheimnisse – waren sicher in ihren Gedanken verstaut. Carly atmete tief durch und machte einen weiten Bogen um Ethan herum. Wenn er ihr nicht aus dem Weg ging, dann nahm sie die Sache eben selbst in die Hand.

Lauf einfach weiter …und reiß dich zusammen. In dieser Situation war es wichtig, ihre Emotionen zu kontrollieren. Schon seit Jahren hielt sie ihre Wut und ihren Schmerz hinter fest verschlossenen Türen. Nichts und niemand brachte sie mehr aus der Ruhe.

Aber dann hörte sie seine Schritte, und Carly wurde klar, dass Ethan ihr folgte.

Nein. Nein. Nein!

»Ich habe dich schon einmal gehen lassen …«, drang seine Stimme an ihre Ohren. »Weißt du eigentlich, wie schwer mir das fiel?«

Unmöglich. »Du hast mich weggeschickt.« Sie blieb nicht stehen.

»Ich habe dir nur Blut und Tod gebracht. Meinetwegen bist du durch die Hölle gegangen.«

Nein, das war ihre eigene Schuld gewesen.

»Ich kann das nicht noch einmal«, sagte Ethan. »Das werde ich nicht.«

Die Fußgängerampel vor ihr war rot, und so musste sie an der Straßenecke stehen bleiben. Ethan stellte sich direkt hinter sie, und Carly spürte die Wärme seines Körpers. Dann streichelte er ihr über die Hüfte. Sie schloss die Augen, nur für einen Moment, und ihre Selbstbeherrschung zerbarst.

Dann zwang sie sich, die Lider zu öffnen.

»Ich bin nicht ganz selbstlos«, gab Ethan zu. »Ich will dich.«

Lügner. Lügner! »Du hast sicher genug Frauen, Ethan. Geh zurück nach D.C. und nimm dir eine davon.« Die Ampel sprang auf Grün. Endlich! »Lass mich gefälligst in Ruhe.«

»Sorry, Süße«, hörte sie seine tiefe Stimme hinter sich. »Aber das ist leider nicht möglich.«

Carly beschleunigte ihre Schritte. Sie sah sich nicht nach Ethan um. Er hatte sie die letzten Jahre doch auch in Ruhe gelassen. Keine Besuche, keine Nachrichten, nichts. Und jetzt wollte er sie plötzlich wieder in seinem Leben haben? Sollte sie wirklich glauben, dass er sie all die Jahre vermisst hatte? Das war Schwachsinn.

Nein, Carly war keine Idiotin. Und sie drehte sich auch nicht noch einmal zu ihm um. Sie wollte gar nicht wissen, ob er ihr nachstellte. Es war ihr egal.

Oder?

Verdammt.

Sie steuerte auf ihr Zuhause zu. Das Sandsteingebäude gehörte der Firma, für die sie arbeitete. In ihrem Arbeitsvertrag stand, dass sie eines der Apartments dort mietfrei bewohnen durfte. Manchmal konnte Carly ihr Glück darüber gar nicht fassen, dass sie diese Stelle bekommen hatte. Doch sie wollte das Schicksal auch nicht allzu sehr infrage stellen. Nach allem, was sie hatte durchmachen müssen, war ihr ein bisschen Glück mehr als recht.

Einige Minuten später erkannte sie die eckigen Konturen des Gebäudes, in dem sie lebte. Äußerlich wirkte das Haus alt, aber im Inneren war alles saniert worden. Schon bald wäre sie zu Hause in Freiheit, sicher hinter ihrer verschlossenen Wohnungstür. Dort könnte ihr Ethan nicht mehr auf die Nerven gehen.

Wenn er mir überhaupt noch folgt.

Vielleicht sollte sie doch einen Blick über die Schulter riskieren. Nur für alle Fälle. Nur, um sicherzugehen.

»Miss Shay?«

Ein Mann in einem schicken Anzug kam mit gestrafften Schultern auf sie zu. Er sah gut aus, hatte kurz geschorenes dunkles Haar und blaue Augen. Auf seinem Gesicht lag ein freundliches Lächeln.

Wer war das denn jetzt?

»Miss Shay, wenn ich Sie kurz stören darf.«

Hoffentlich war das nicht wieder irgendein Vertreter. »Tut mir leid«, erwiderte sie in entschuldigendem Ton, »aber ich hatte wirklich einen langen Tag, und –«

»Ihre Verletzungen müssen noch ziemlich an Ihren Kräften zehren«, warf er nickend ein. »Sicher wollen Sie einfach nur noch nach Hause und sich nach Ihrem ersten Tag zurück auf der Arbeit auf die Couch fallen lassen.«

Carly spürte, wie sich auf ihren Armen Gänsehaut bildete.

»Das wird noch etwas warten müssen.« Sein Lächeln wirkte jetzt weniger freundlich. »Wie gesagt, ich muss Sie leider kurz stören.«

Carly trat einen Schritt zurück. Und plötzlich erschien ihr die Vorstellung, Ethan könnte ihr gefolgt sein, gar keine so schlechte mehr zu sein. Das Übel, das man kennt …

… ist besser als die Gefahr, die man nicht kennt.

»Wer sind Sie?«, fragte Carly und reckte das Kinn.

Er zog ein Portemonnaie aus der Tasche. Nein, kein Portemonnaie – einen Ausweis. Er sah echt aus. »Ich arbeite für das FBI, Ma’am. Mein Name ist Special Agent Victor Monroe, und ich muss mit Ihnen über Quincy Atkins sprechen.«

Oh Gott, nein. Ihr blieb das Herz stehen. Während sie den FBI-Agenten einfach nur anstarrte, spürte sie, wie ihre Welt

in sich zusammenbrach. Das durfte einfach nicht wahr sein. Dieser Mann konnte unmöglich wissen, was sie getan hatte. Oder doch?

Victor Monroe neigte den Kopf zur Seite. »Geht es Ihnen gut, Miss Shay? Sie sehen etwas blass aus.«

»I-ich bin noch immer nicht ganz auf dem Damm, wie Sie selbst gesagt haben.« Sie rieb sich die Schläfe. »Und es ist heute sehr warm. I-ich muss nach Hause und mich abkühlen. Unser Gespräch werden wir leider verschieben müssen …«

Doch als sie an Monroe vorbeigehen wollte, stellte er sich ihr in den Weg. »Das geht nicht.« In seinem Blick lag nun Misstrauen. »Es ist auffällig, dass Sie keineswegs überrascht wirken, von einem FBI-Agenten nach dem Verschwinden eines Verbrecherbosses gefragt zu werden.«

Ihr Herz schlug wie wild und schien in ihrer Brust auf und ab zu hüpfen. Ihr Mund war staubtrocken.

»Wissen Sie, wo sich Quincy Atkins aufhält, Miss Shay?«

In der Hölle. Das war der Ort, an dem Quincy jetzt sein musste. Aber das würde sie dem FBI-Agenten nicht verraten. »Woher soll ich das wissen? Neulich lief ein Beitrag über ihn auf 20/20. Der Typ wird doch schon seit Jahren vermisst.«

Special Agent Monroe legte ihr eine Hand auf die Schulter. Carly zuckte bei der Berührung zusammen. So reagierte sie immer, wenn jemand sie anfasste. Außer … Ich bin nicht zusammengezuckt, als Ethan mich angefasst hat. Mit diesem verstörenden Gedanken würde sie sich später beschäftigen. »Bitte nehmen Sie Ihre Hand da weg«, sagte sie mit kalter Stimme. »Ich weiß nichts über Quincy Atkins oder sein Verschwinden und habe Ihnen daher nichts zu sagen.«

Monroe biss die Zähne zusammen, zog seine Hand jedoch sofort zurück. »Ich will Ihnen helfen.«

»Das bezweifle ich.« Carly fragte sich, wie er überhaupt auf sie gekommen war … oder auf eine Verbindung zwischen ihr und Quincy. Offensichtlich hatte jemand dem FBI einen Tipp gegeben – aber wer? Carly marschierte auf ihr Haus zu.

»Ich habe Grund zur Annahme, dass Sie etwas mit dem Verschwinden von Quincy Atkins zu tun haben.« Der FBI-Agent lief ihr nach. Das machte sie nervös. »Und wenn ich Grund zu der Annahme habe …« Er seufzte. »… dann werden auch andere darauf kommen. Es könnte sein, dass man … Jagd auf Sie macht.«

Bei diesem Wort – Jagd – drehte sich Carly zu ihm um. »Wollen Sie mir Angst machen?« Vermutlich war das seine Absicht.

Er stritt die Anschuldigung nicht ab. Stattdessen entgegnete er: »Als Sie siebzehn Jahre alt waren, verbrachten Sie drei Wochen in einer geschlossenen psychiatrischen Klinik. Und zwar genau zwei Wochen nach Quincy Atkins’ Verschwinden. Ein interessanter Zusammenhang, finden Sie nicht? Insbesondere unter dem Aspekt, dass Sie in Quincys Club als Tänzerin gearbeitet hatten. Einigen seiner Bekannten von damals zufolge hatte Quincy ein besonderes Interesse an Ihnen.«

»Ein besonderes Interesse«, wiederholte sie in angewidertem Tonfall. »An einer Siebzehnjährigen.«

Victor machte noch einen Schritt auf sie zu. Carly gefiel das nicht. Sie bekam Angst. Dieser Mann konnte ihr Leben zerstören, so viel stand fest. In seinem Blick lag Misstrauen, und sicher witterte er die Blutspur, die direkt zu ihr führte.

»Ich kann Ihr Feind sein«, meinte Victor, »oder Ihr Freund. Das hängt allein von Ihnen ab.«

Sie schüttelte den Kopf. »Was genau wollen Sie denn? Dass ich irgendeinen Deal mit Ihnen mache?«

»Sie kommen mir nicht vor wie jemand, der andere Menschen umbringt«, gab Victor zurück.

Dann kennen Sie mich wohl nicht besonders gut.

»Aber wenn Sie wissen, wer Quincy Atkins getötet hat … Wenn Sie wissen, was passiert ist, könnte Ihr Leben in Gefahr sein. Ich kann Ihnen helfen. Das FBI kann Sie schützen. Ich kann –«

»Du kannst Sie verdammt noch mal in Ruhe lassen, Arschloch.«

Carly atmete keuchend auf, als sie die bedrohliche Stimme hörte. Ethan. Sie sah sich um, und da stand er und starrte den FBI-Agenten an. Heiße Wut tobte in seinen goldenen Augen.

In diesem Moment wurden Carly zwei Dinge klar. Erstens war Ethan ihr gefolgt. Also war er die ganze Zeit über in ihrer Nähe gewesen und hatte alles mit angehört, was der Typ vom FBI erzählt hatte.

Und zweitens schien der FBI-Agent keineswegs überrascht darüber zu sein, Ethan nur wenige Meter von ihnen entfernt stehen zu sehen. Tatsächlich wandte er sich in genau diesem Augenblick zu Ethan um und meinte: »Die Raubtiere sind Ihnen bereits auf den Fersen, Miss Shay. Ich habe Ihnen doch gesagt, man würde Jagd auf Sie machen.«

Ethan lächelte, und der Anblick konnte einem wirklich Angst einjagen. »Ich glaube nicht, dass wir einander schon einmal begegnet sind, und ich hätte auch liebend gern darauf verzichtet. Lass gefälligst meine Verlobte in Ruhe.«

Seine was?

»Am besten gehst du einfach wieder hübsch dorthin zurück, wo du hergekommen bist. Carly geht dich nichts an, und ich will dich nie wieder in ihrer Nähe sehen.«

Carly konnte die Anspannung des FBI-Agenten praktisch spüren. Er wandte sich ihr zu und lächelte gezwungen. »Sie werden schon bald einen Freund brauchen.« Er reichte ihr eine Visitenkarte und schloss ihre Finger darum. »Rufen Sie mich an, wenn Ihnen klar geworden ist, in welcher Gefahr Sie schweben.« Dann beugte er sich zu ihr vor und flüsterte: »Denn das Letzte, was Sie wollen, ist ihm zu vertrauen. Ethan Barclay ist eine Bedrohung für Sie, und wenn Sie so klug sind, wie man mich hat glauben lassen, dann werden Sie das noch früh genug erkennen. Und sich bestenfalls umgehend an mich wenden.«

»Sie mag es nicht, wenn Fremde sie anfassen.« Ethan stand nur noch wenige Schritte von ihnen entfernt. »Nimm jetzt deine Finger von ihr, oder ich werde das für dich tun.«

Victor ließ sie los. Er nickte Carly zu und sagte: »Ich hoffe, bald von Ihnen zu hören.« Dann drehte er sich um und ging sicheren, selbstbewussten Schrittes die Straße entlang.

Carly hielt noch immer seine Karte in der Hand. Und Ethan … »Verlobte?«, murmelte sie.

»Klingt doch gut.«

Carly fand, es klang absolut entsetzlich.