Das Bienenjahr - Imkern nach den 10 Jahreszeiten der Natur - Wolfgang Ritter - E-Book

Das Bienenjahr - Imkern nach den 10 Jahreszeiten der Natur E-Book

Wolfgang Ritter

0,0
20,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Was läuft zu den einzelnen Jahreszeiten im Bienenvolk ab? Welche Arbeiten stehen in einer Imkerei an? Bienenexperte Wolfgang Ritter beantwortet diese Fragen anhand des phänologischen Kalenders, der insgesamt 10 Jahreszeiten umfasst und sich nach bestimmten Entwicklungsstadien in der Natur richtet, etwa dem Blühen bestimmter Pflanzen. Das Buch ist somit in jeder Region anwendbar – auch in Zeiten des Klimawandels! Durch seine Betriebsweisen- und Beutentypen-neutrale Aufarbeitung ist das Nachschlagewerk für jeden Imker geeignet. Sowohl Einsteiger als auch Fortgeschrittene erhalten hier ein sehr gutes Arbeitsmittel, das durch seine klare Gliederung bei allen Imkerarbeiten rund ums Jahr hilft!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 239

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Wolfgang Ritter | Ute Schneider-Ritter

DAS

BIENENJAHR

Imkern nach den 10 Jahreszeiten der Natur

Ein phänologischer Arbeitskalender. Imkern in Zeiten des Klimawandels

INHALT

Vorwort

Der phänologische Kalender als Taktgeber der Natur

Phänologischer Kalender und Bienenhaltung

Klimaveränderung und Bienen

VORFRÜHLING

Vorfrühling: Pflanzen liefern viel Pollen und Nektar

Trachtpflanzen

Vorgänge im Bienenvolk

Das ist zu tun

Arbeiten am Bienenvolk

Gesundheitsüberwachung

Maßnahmen der Gesunderhaltung

Arbeiten am Bienenstand

Arbeiten im Bienengarten

Für alle Anfänger als Einstieg

Acarapisose

ERSTFRÜHLING

Erstfrühling: Es geht los

Trachtpflanzen

Vorgänge im Bienenvolk

Das ist zu tun

Arbeiten am Bienenvolk

Gesundheitsüberwachung

Maßnahmen der Gesunderhaltung

Arbeiten am Bienenstand

Arbeiten im Bienengarten

Naturgemäße Imkerei

Nosemose

VOLLFRÜHLING

Vollfrühling: Bestäubung der Obstbäume

Trachtpflanzen

Vorgänge im Bienenvolk

Das ist zu tun

Arbeiten am Bienenvolk

Gesundheitsüberwachung

Maßnahmen der Gesunderhaltung

Arbeiten am Bienenstand

Arbeiten im Bienengarten

Vermehrung von Honigbienenvölkern

Amerikanische Faulbrut

FRÜHSOMMER

Frühsommer: Honig aus Robinie, Kastanie und Fichte

Trachtpflanzen

Vorgänge im Bienenvolk

Das ist zu tun

Arbeiten am Bienenvolk

Gesundheitsüberwachung

Maßnahmen der Gesunderhaltung

Arbeiten am Bienenstand

Arbeiten im Bienengarten

Selektion und Zucht in der Imkerei

Europäische Faulbrut

HOCHSOMMER

Hochsommer: Veränderungen mit der Sommersonnenwende

Trachtpflanzen

Vorgänge im Bienenvolk

Das ist zu tun

Arbeiten am Bienenvolk

Gesundheitsüberwachung

Maßnahmen der Gesunderhaltung

Arbeiten am Bienenstand

Arbeiten im Bienengarten

Alles um Honig und andere Bienenprodukte

Varroa-Virus-Infektion

SPÄTSOMMER

Spätsommer: Ernte von Früchten und Spättrachten

Trachtpflanzen

Vorgänge im Bienenvolk

Das ist zu tun

Arbeiten am Bienenvolk

Gesundheitsüberwachung

Maßnahmen der Gesunderhaltung

Arbeiten am Bienenstand

Arbeiten im Bienengarten

Vom Futter und Füttern

Virosen

FRÜHHERBST

Frühherbst: Pollen und Nektar von Neophyten

Trachtpflanzen

Vorgänge im Bienenvolk

Das ist zu tun

Arbeiten am Bienenvolk

Gesundheitsüberwachung

Maßnahmen der Gesunderhaltung

Arbeiten am Bienenstand

Arbeiten im Bienengarten

Ethik in der Bienenhaltung

Pilzerkrankungen

VOLLHERBST

Vollherbst: Es kann noch Honigtau geben

Trachtpflanzen

Vorgänge im Bienenvolk

Das ist zu tun

Arbeiten am Bienenvolk

Gesundheitsüberwachung

Maßnahmen der Gesunderhaltung

Arbeiten am Bienenstand

Arbeiten im Bienengarten

Wachs, ein wertvolles Bienenprodukt

Vergiftungen

SPÄTHERBST

Spätherbst: Das Ende der Vegetation naht

Trachtpflanzen

Vorgänge im Bienenvolk

Das ist zu tun

Arbeiten am Bienenvolk

Gesundheitsüberwachung

Maßnahmen der Gesunderhaltung

Arbeiten am Bienenstand

Arbeiten im Bienengarten

Der Beutentyp

Kleiner Beutenkäfer

WINTER

Winter: Ruhe in der Vegetation und am Bienenstand

Trachtpflanzen

Vorgänge im Bienenvolk

Das ist zu tun

Arbeiten am Bienenvolk

Gesundheitsüberwachung

Maßnahmen der Gesunderhaltung

Arbeiten am Bienenstand

Arbeiten im Bienengarten

Den richtigen Standort suchen und einrichten

Tropilaelaps-Milbe

SERVICE

Imkersprache

Über die Autoren

Literatur

Links und Adressen

VORWORT

Ein Arbeitskalender zum „Imkern nach den 10 Jahreszeiten“ klingt zuerst einmal etwas fremd. Schließlich teilt man das Jahr normalerweise nur in die vier Jahreszeiten Frühling, Sommer, Herbst und Winter ein. Doch im Gegensatz zu diesen fest vorgegebenen meteorologischen Jahreszeiten hält sich der phänologische Kalender an bestimmte Erscheinungen in der Natur. Die sich daraus ergebenen 10 Jahreszeiten treten abhängig vom bestehenden Klima zu einem unterschiedlichen Datum ein und sind außerdem verschieden lang. Besonders die bestäubenden Insekten, wie die Honigbienen, sind in ihrer Entwicklung von diesen Abläufen abhängig.

Anweisungen für die Bienenhaltung richten sich im Allgemeinen nach den imkerlichen Erfahrungen der jeweiligen Autor*innen. Bei der vom Beutentyp abhängigen Betriebsweise und der nach Früh- oder Spättracht ausgerichteten Völkerführung fallen Unterschiede sofort auf. Dass die monatlichen Angaben von den klimatischen Bedingungen der jeweiligen Umgebung geprägt sind, wird dabei oft übersehen. So entwickeln sich entsprechend den Blühzeiten die Bienenvölker im Süden früher als im Norden und in höheren Lagen später als in tieferen, was zwangsläufig auch die monatlichen Angaben der in der Imkerei notwendigen Arbeitsschritte verschiebt.

Als die Zeitschrift „bienen&natur“ vor einigen Jahren nach einer Monatsbetrachtung nachfragte, war schnell klar, dass wir uns an diese „neue“ Sichtweise heranwagen wollten. Der damalige Chefredakteur Dr. Jürgen Schwenkel war bereit, bei diesem Experiment mitzugehen. Die insgesamt positive, ja sogar überwältigende Resonanz der Leser*innen hat uns ermutigt, dieses Thema auch in einem Buch aufzunehmen, vor allem, da wir in der Zeitschrift das Problem der monatlichen Ausgabe hatten. Da sollten diejenigen im Norden, die gerade den ersten Blick ins Bienenvolk wagten, sich in derselben Zeitung wiederfinden wie die im Süden, die bereits über das Erweitern nachdachten. Um alles unter einen Hut zu bringen, musste manches zurechtgebogen werden.

Dieses Buch über das Imkern in den 10 Jahreszeiten des phänologischen Kalenders ist frei von diesen Zwängen. In einer Imkerei an der Küste wird man das Kapitel „Vorfrühling“ einfach später aufschlagen als bei uns im Südwesten. Doch nicht nur die geografischen Unterschiede bzw. die der Naturräume können so ausgeglichen werden, sondern auch die Unterschiede zwischen den einzelnen Jahren. Denn schon immer gab es Ausreißer. Seit einiger Zeit machen sich aber auch die langfristigen, durch den Klimawandel hervorgerufenen Veränderungen in der Imkerei bemerkbar. Zahlreiche Pflanzen blühen heute früher, wodurch sich auch die Bienenvölker schneller entwickeln und zeitigere Eingriffe notwendig machen. Am gravierendsten wirkt sich dies auf den Verlauf von Krankheiten aus. Wer sich hier vorrangig an die monatlichen Angaben hält, kann weder eine optimale Diagnose noch Bekämpfung durchführen, geschweige denn eine aktive Vorbeugung betreiben.

Wir haben deshalb in jeder Jahreszeit die Vorbeugung, das Erkennen und die Bekämpfung von Krankheiten in Übersichten dargestellt. Wo es notwendig erscheint, wird das Thema zusätzlich vertieft. Wer noch mehr wissen will, wird dies in weiterführender Literatur finden. Das gilt natürlich erst recht für die imkerlichen Anweisungen. Hier hilft Ihnen das Buch, alles zeitlich einzuordnen, an wichtige Schritte zu denken und vor möglichen Überraschungen geschützt zu sein. Auf die unterschiedlichen Betriebsweisen kann nur zum Teil und nur auf das Wichtigste eingegangen werden. Hier kann das Buch aber eine Leitlinie geben, die besonders die ambitionierten Anfänger*innen in speziellen Büchern weiter vertiefen müssen. Weiter Fortgeschrittene und Profis können dagegen alles direkt umsetzen.

Wir beide, Ute und Wolfgang, sind erfahrene Imker, die schon immer die Praxis mit der Wissenschaft verbunden haben. Wir haben in vielen Regionen der Welt mit Bienen gearbeitet und dabei immer wieder Althergebrachtes hinterfragt und Neues kritisch beleuchtet. Zusammen mit unserem ältesten Sohn Martin versuchen wir zurzeit mit unserem Start-up „Bees for the world“ die Ost-Afrikaner von der europäischen Betriebsweise abzubringen und von ihrem eigenen viel erfolgreicheren Weg zu überzeugen.

Das Imkern lernten wir beide in der Hinterbehandlungsbeute und im Zandermagazin bei den Imkermeistern Walter Götz und Werner Würkner. In unserer eigenen Imkerei im Schwarzwald hielten wir anschließend 30 Jahre am Zandermaß fest und sind erst in den letzten 10 Jahren auf Dadant in der Großraumbeute umgestiegen.

Wir hoffen, dass wir Sie mit diesem Buch dazu anregen können, Ihre imkerlichen Arbeitsschritte an den Takt der Natur anzupassen, um so zum Wohlbefinden der Honigbienen beizutragen. Dies fördert deren Selbstheilungskraft und dient letztendlich dem Erhalt dieser wichtigen Bestäuber.

Viel Freude beim Lesen und Umsetzen wünschen

Wolfgang Ritter und Ute Schneider-Ritter aus Freiburg im Breisgau

DER PHÄNOLOGISCHE KALENDER ALS TAKTGEBER DER NATUR

Der phänologische Kalender ist einer der interessantesten und lohnendsten Vorgänge für alle, die sich für die Natur begeistern, einen Garten oder ein Feld bewirtschaften oder Bienen möglichst naturgemäß halten wollen. Als Teilwissenschaft der Meteorologie beschäftigt sich die Phänologie mit den jährlich wiederkehrenden Erscheinungsformen der Natur. Der Begriff ist dem Altgriechischen entlehnt und bedeutet „Lehre von den Erscheinungen“. Dazu werden im Jahresablauf periodisch wiederkehrendes Verhalten von Tieren sowie charakteristische Wachstums- und Entwicklungserscheinungen bei Pflanzen beobachtet. Da die meisten Tiere extremen Situationen ausweichen können, aber alle in der Nahrungskette in irgendeiner Form von Pflanzen abhängig sind, werden in der Phänologie vorzugsweise Vegetationsperioden charakteristischer Pflanzen festgehalten.

Bereits vor langer Zeit begannen die Menschen die Vorgänge in der Natur zu beobachten. So haben die Chinesen und Römer bereits vor über 2 000 Jahren die optimalen Zeiten für die Aussaat anhand von phänologischen Beobachtungen festgelegt. Für die Neuzeit gilt der Naturforscher Carl von Linné als Vater der Phänologie, der bereits im 18. Jahrhundert in Schweden ein kleines Beobachtungsnetz aufbaute. Dabei stellte er fest, dass die Bildung von Knospen, das Blühen sowie die Reifung von Früchten und Samen bei bestimmten Pflanzen verschiedene Jahreszeiten anzeigen. Der Zeitpunkt, an dem diese Erscheinungen auftreten, wird in einem phänologischen Kalender festgehalten.

Während der gregorianische Kalender das Jahr nach astronomischen Messungen fast auf den Tag genau in die vier Jahreszeiten einteilt, kennt der phänologische Kalender insgesamt 10 Phasen bzw. Jahreszeiten: Vorfrühling, Erstfrühling, Vollfrühling, Frühsommer, Hochsommer, Spätsommer, Frühherbst, Vollherbst, Spätherbst und Winter. Deren Anfang und Ende können in jedem Jahr je nach klimatischen Verhältnissen und Region auf ein anderes Datum fallen und so unterschiedlich lang sein. Bestimmte Zeigerpflanzen markieren den Beginn einer Phase. Manche stehen sogar für verschiedene Phasen: So zeigt die Blüte des Schwarzen Holunders den Beginn des Frühsommers und seine Fruchtreife den Frühherbst an.

BEOBACHTER UND NATURRÄUME

In Deutschland gilt der Forscher Emil Werth als Gründer der Phänologie. Bereits 1921 erfasste der von ihm gegründete „Phänologische Reichsdienst“ die Daten von damals über 1 000 Beobachtern. Seit über 50 Jahren koordiniert und verarbeitet der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach die von fast 1 200 ehrenamtlichen Helfern auf über 1850 Stationen in allen Regionen Deutschlands erhobenen Daten. Die phänologischen Daten werden schon lange in der landwirtschaftlichen Wetterkunde für den richtigen Zeitpunkt der Bodenbearbeitung und Aussaat sowie für die Beratung bei Pflanzenkrankheiten genutzt. In der Medizin-Meteorologie verwendet man sie zur Information über den Pollenflug, um Allergiker zu warnen. Neuerdings dient sie zudem in der Wissenschaft für Klimamodelle und dabei vor allem zur Erforschung des Klimawandels → Klimaveränderungen und Bienen, S. 16.

Die Blüte des Apfels zeigt den Vorfrühling an.

Deutschland ist in etwa 90 Naturräume aufgeteilt. Sie unterscheiden sich vom Nachbarraum in einzelnen, mehreren oder allen Faktoren wie Relief, Vegetation, Geologie und Klima. Sie sind hierarchisch vom Großraum, über Regionen bis zu kleinen Gebieten bzw. in die Ordnungsstufen 1 bis 4 untergliedert. In den einzelnen Naturräumen kann man für die verschiedenen Ordnungsstufen die Zeitspanne des Auftretens der verschiedenen phänologischen Phasen bzw. Jahreszeiten für einen bestimmten Zeitraum aufzeigen.

Zur besseren Übersicht der phänologischen Phasen im Jahresverlauf stellt man den phänologischen Kalender häufig auch in Form einer phänologischen Uhr dar. Veränderungen in den phänologischen Phasen werden in der sogenannten „doppelten phänologischen Uhr“ besonders deutlich. Dies und die aktuelle Entwicklung der Vegetation für verschiedene Zeigerpflanzen kann man auf der Internetseite des Deutschen Wetterdienstes abrufen.

Dort werden die Blühtermine und die daraus abgeleiteten phänologischen Jahreszeiten für ganz Deutschland und nach Bundesländern aufgeschlüsselt angegeben. Die in den Karten eingezeichneten Grenzlinien sind aber keine politischen Grenzen, sondern zeigen die verschiedenen Naturräume an. Diese können nur die Situation in einzelnen Regionen wiedergeben. Daneben spielen in den einzelnen

Die aktuellen Daten kann man beim Deutschen Wetterdienst im Internet abrufen. Die Links im Internet für die aktuellen Daten für Deutschland, Österreich und Schweiz finden Sie im Service.

Gebieten aber auch andere Faktoren wie Meereshöhe, Distanz zu Wasserflächen, offene oder geschützte Lagen, Windverhältnisse und die Neigung des Geländes eine wesentliche Rolle.

In der Stadt besteht eine ganz besondere Situation: Baudichte, Verkehr, Versiegelung des Bodens und viele andere Faktoren verändern das Klima. Im Durchschnitt ist die Temperatur in Großstädten um ein bis zwei Grad, manchmal sogar sechs Grad höher als im Umland. Als Folge davon beginnen viele Pflanzen in der Stadt bis zu zehn Tage früher zu blühen. Weiterhin führt der Lichtsmog dazu, dass in ihrer Entwicklung von der Tageszeit abhängige Pflanzen den Zeitgeber verlieren und früher blühen. Dies ermöglicht auch

PHÄNOLOGISCHE JAHRESZEITEN FÜR DEUTSCHLAND

äußerer Ring zeigt das vieljährige Mittel

innerer Ring zeigt das Jahr 2020

In der phänologischen Doppeluhr wird im äußeren Ring das langjährige Mittel der Jahreszeiten angezeigt und dem aktuellen Verlauf im inneren Ring gegenübergestellt. Der jeweilige Beginn und die Dauer sind in Tagen angegeben. Die Angaben wurden im Juli 2020 auf den Internetseiten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) abgerufen. Dieser verwendet andere Farben als die in diesem Buch angegebenen. Quelle: DWD, grafisch bearbeitet.

Pflanzen aus wärmeren Regionen, wie einige Neophyten, hier zu gedeihen. Die Artenvielfalt der Pflanzen ist in der Stadt dadurch viel größer.

Doch überall ist nicht nur ein Jahr nicht wie das andere, sondern auch jede Region, jedes Gebiet, ja jeder Garten und damit auch jeder Bienenstandort hat sein eigenes Klima. Die vom Wetterdienst erhobenen Daten dienen daher mehr der Orientierung. Jeder sollte das Kleinklima am eigenen Standort selbst beobachten.

MITTLERER BLÜHTERMIN VOM APFEL

Der mittlere Blühtermin des Apfels wird auf der Karte des Deutschen Wetterdienstes (DWD) für verschiedene Naturräume angezeitgt. 2020 war er in der Rheinebene mit Anfang April am frühesten. Später blühte er im Norddeutschen Tiefland und Südwestdeutschen Stufenland. In der Mittelgebirgsschwelle (u. a. Bayerischer Wald, Erzgebirge, Hessisches Bergland) zog sich der Blühtermin bis Anfang Mai hin. Quelle: DWD

PHÄNOLOGISCHER KALENDER UND BIENENHALTUNG

Für die Entwicklung des Biens sind vor allem die Blühzeiten der verschiedenen Pflanzen in den einzelnen Phasen bzw. Jahreszeiten wichtig, da neben der Tageslänge mit dem Angebot von Nektar und Pollen wichtige Impulse für die Vorgänge im Bien gesetzt werden. Die verschiedenen Blatthonige hängen dagegen von den jeweiligen Lauspopulationen und damit von ganz anderen Faktoren ab. Nicht nur der wilde Bien, sondern auch die vom Menschen betreuten Honigbienenvölker folgen dem Rhythmus der Natur. Nur mit massiven Eingriffen kann man ihn unterbrechen und den Bien zu einem anderen Ablauf zwingen. Das macht man auch, wenn man in der Bienenhaltung den gregorianischen Kalender verwendet. Besonders in der ersten Jahreshälfte folgt man dann einem anderen Rhythmus als der Bien. In dieser für die Entwicklung des Biens so wichtigen Zeit wird man so dessen Ansprüchen nicht gerecht. So machen Anweisungen für die Imkerei nur dann Sinn, wenn man weiß, für welche Region bzw. welchen Naturraum sie geschrieben wurden oder wenn man sie vom gregorianischen Kalender unabhängig macht.

Wenn man selbst begonnen hat, seine eigenen Beobachtungen und Tätigkeiten in der Imkerei im phänologischen Kalender einzuordnen und sie mit den mehrjährigen Beobachtungen des Deutschen Wetterdienstes vergleicht, werden schnell die großen Verschiebungen in den Abfolgen der phänologischen Jahreszeiten deutlich. Am meisten fällt auf, dass die Hasel als Anzeiger des Vorfrühlings immer früher kommt. Natürlich gibt es auch Jahre, in denen alles anders ist. Deshalb helfen hier nur langjährige Beobachtungen weiter. Nach Messungen des Deutschen Wetterdienst (DWD) blüht die Hasel bei uns heute etwa 13 Tage früher als 1951.

Die Klimaveränderung und die damit verbundenen Verschiebungen der Jahreszeiten zeigen sich besonders an den Pflanzen, deren Blühbeginn fast ganz von der Temperatur abhängt, wie die Hasel. Dagegen wird bei anderen Pflanzen, wie den Schneeglöckchen, der Blühbeginn schon mehr von der Tageslänge beeinflusst und schwankt deshalb nicht so stark. Noch mehr von der Tageslänge abhängig sind Erscheinungen wie der Blattaustrieb. Trotzdem können auch hier die Veränderungen aufgezeigt werden, wie die seit 1808 durchgeführten Beobachtungen des Blattaustriebs einer Rosskastanie in Genf zeigen. Nach dem Schweizer Wetterdienst „Meteo“ hat sich dies von Anfang April auf Mitte März verschoben.

Der frühere Beginn des Frühlings hat dazu geführt, dass die Winter immer kürzer werden. Die Dauer der vegetationsfreien Periode hat in den letzten 26 Jahren im Vergleich zum Zeitraum 1961 bis 1990 um 17 Tage abgenommen. Ähnliche Veränderungen gibt es auch bei den anderen Jahreszeiten, die sich immer weiter nach vorne verschoben haben. Nur der Vollherbst und der Spätherbst sind stabiler, da sie mehr von der Tageslänge bestimmt werden.

PHÄNOLOGISCHE JAHRESZEITEN FÜR DEUTSCHLAND

äußerer Ring zeigt das Mittel 1961–1990

innerer Ring zeigt das Mittel 1991–2019

Im äußeren Ring der phänologischen Doppeluhr ist der langjährige mittlere Verlauf der phänologischen Phasen dargestellt. Im inneren Ring werden im Vergleich dazu die letzten etwa 30 Jahre dargestellt, um die Verschiebungen zwischen den phänologischen Phasen in Deutschland aufzuzeigen. Quelle: DWD, grafisch bearbeitet.

KLIMAVERÄNDERUNG UND BIENEN

Auch wenn wir die Auswirkungen des Klimawandels auf die Natur noch nicht in ihrer Gesamtheit verstehen, gibt es schon heute aus Modellberechnungen wesentliche Erkenntnisse. So werden sich mit den Klimazonen auch die Vegetationszonen verschieben. Eine Temperaturerhöhung von 1 °C kann eine Verschiebung von bis zu 300 Kilometern in Richtung der Pole und um die 200 Meter in der Höhe zur Folge haben. Besonders angepasste hochsensible Arten werden ihre Lebensräume verlieren, neue Artengemeinschaften entstehen und wärmeliebende Arten wandern ein. Bei uns wird das Flachland weniger betroffen sein als die Mittelgebirge. Noch extremer wird es in den Alpen, wo die auf Hochlagen spezialisierten Pflanzen sich nicht so schnell an die rasanten Veränderungen anpassen können und zusätzlich durch die Pflanzenarten aus tieferen Lagen verdrängt werden.

Wildbienen im Klimawandel

Die sich mit dem Klimawandel nach Norden verschiebenden Klimazonen wirken sich unweigerlich auch auf Bienen negativ aus. Denn die wärmeren und trockeneren Bedingungen treiben auch die Bienen nach Norden und können zum Aussterben mancher Arten führen. Die effektivsten Bestäuber der Wildbienen, die Hummeln (Bombus spp.), sind davon besonders bedroht, da sie viel schlechter mit hohen Temperaturen und vor allem Wetterextremen zurechtkommen. Wie verschiedene Untersuchungen zeigen, hat sich weltweit die südlichste Ausbreitung bestimmter Hummelarten inzwischen weiter nach Norden verschoben. Dort finden sie allerdings weniger Rückzugshabitate und Nahrungsangebote als in ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet. An manchen besonders warmen und trockenen Standorten sind einige Arten inzwischen sogar ausgestorben. Auch die Wahrscheinlichkeit, dass sich Hummeln in einem Gebiet in Europa ansiedeln, ging um 17 % zurück. Doch nicht nur die Hummeln, sondern auch andere Wildbienenarten sind betroffen.

Ebenso gefährdet sind bei den Wildbienen die absoluten Spezialisten, die sich nur von bestimmten Pflanzen ernähren können. Wenn sich die Wettermuster und Temperaturen über die Norm hinaus verschieben, können Pflanzen und Bienen nicht mehr synchron sein. Dies kann dazu führen, dass Bienen den Frühlingsverlauf falsch einschätzen und bereits schlüpfen, bevor die Pflanzen zur Bestäubung bereit sind, auf die sie spezialisiert sind. Oder sie verhungern, weil diese bereits verblüht sind. Ein vor kurzem untersuchtes Beispiel ist das Zusammenspiel zwischen der Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris) und einem ihrer wichtigsten Bestäuber, der Gehörnten Mauerbiene (Osmia cornuta). Während sich der Blühbeginn sehr schnell auf die höheren Temperaturen eingestellt hat, reagiert die Gehörnte Mauerbiene nicht so schnell und hinkt mit ihrer Schlupfzeit hinterher.

Die Küchenschelle blüht bei höheren Temperaturen deutlich früher.

Die Gehörnte Mauerbiene trägt den Pollen der Küchenschelle in ihr Nest, um die Brut damit zu versorgen.

Doch wo Verlierer sind, gibt es auch Gewinner. Dazu gehören viele Generalisten wie die ursprünglich im mediterranen Raum verbreitete Holzbiene (Xylocopa iris). Als wir 1980 nach Freiburg im Breisgau kamen, fand man sie allein im nahen Kaiserstuhl, wo viele Insekten und Pflanzen aus dem Mittelmeerraum bis dahin ihre nördlichste Ausbreitung hatten. Allein aufgrund der telefonischen Nachfragen, was das für große schwarze Bienen seien, konnten wir ihre Ausbreitung bis heute verfolgen. Inzwischen findet man sie in vielen wesentlich höheren Tälern des Schwarzwaldes und weiter im Norden, mittlerweile sogar an der Ostseeküste.

Doch nicht nur der durch den Menschen verursachte Klimawandel, sondern auch die Verschleppung von heimischen Wildbienenarten beeinflusst die Verbreitung. So wird die Dunkle Erdhummel (Bombus terrestris) kommerziell im Gartenbau zur Bestäubung eingesetzt und wurde durch den Menschen weltweit verbreitet. In Australien und Tasmanien hat sie die dort heimischen Hummelarten und andere Bestäuber bereits verdrängt.

Honigbienen im Klimawandel

Die Honigbiene, Apis mellifera, scheint dagegen viel anpassungsfähiger zu sein als die Wildbienen. Das zeigt sich unter anderem daran, dass sich im Laufe der Evolution in Europa und Afrika an die jeweilige Klimasituation angepasste Unterarten der Honigbienen entwickelt haben. Das reicht von der Dunklen Biene (Apis mellifera mellifera) im Norden bis zur Apis mellifera sahariensis in den Oasen der Sahara. Zusätzlich sind die einzelnen Unterarten und ihre geographischen Varianten an die klimatischen Verhältnisse ihres Standorts angepasst. In der Neuzeit hat der Mensch ihre natürlichen Verbreitungsgebiete weiter ausgedehnt. Die Siedler brachten im 16. Jahrhundert die europäischen Honigbienen auf den amerikanischen Kontinent. Auch in Asien wurde sie seit den 1950er-Jahren fast überall eingeführt. Nur dort, wo der Mensch bestimmte Unterarten in eine Region mit vollkommen anderem Verlauf von Klima und Vegetation verlegte, konnten sie nicht überleben. Deshalb musste zum Beispiel der Versuch scheitern, die Carnica in Nordafrika einzuführen.

In ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet hat die Honigbiene gegenüber den Wildbienen den Vorteil, dass sie sich von einer Vielzahl von blühenden Pflanzen ernährt. Die Vielfalt (Biodiversität) ist dabei eine wichtige Voraussetzung für ihre Gesundheit. Denn mit den verschiedenen Pollen werden auch unterschiedliche Pilze und Bakterien eingetragen, die als Antagonisten gegen Krankheiten wirken. Gegen hohe Temperaturen sind sie ebenfalls besser gewappnet als Wildbienen, da sie im sozialen Verband des Bienenvolks die Brut durch Wassereintragen und Ventilieren auf die notwendige Temperatur von 34 °C senken oder durch gemeinsames Muskelzittern erhöhen können. Allerdings gibt es auch hier Grenzen für die Temperatur im Nest, schon unterhalb der Schmelztemperatur von Wachs (65 °C) werden sie unter den zusammenbrechenden Wachswaben begraben.

Die Dunkle Erdhummel (Bombus terrestris) ist die in Europa am häufigsten vorkommende Hummelart. Für sie und andere Bienen ist der Lippenblütler Rote Taubnessel (Lamium purpureum) eine wichtige frühe Nahrungsquelle.

Entscheidend ist aber, dass die Honigbienen im Gegensatz zu den Wildbienen als Nutztiere unter der Obhut der Imker*innen stehen, die manch ungünstige Situation ausgleichen können. Dadurch können sich die Honigbienen schneller an neue Gegebenheiten anpassen. Während die wildlebenden Honigbienen einen besseren Nistplatz nach dem Prinzip „Trial and Error“ finden, werden die von erfahrenen Imker*innen gehaltenen Völker gleich auf einen geeigneten Platz aufgestellt. Zumindest sollte man das von verantwortungsvollen Tierhaltern erwarten. Fehlendes Wasser können durch Wassertränken und Nahrungslücken durch Füttern oder Anwandern von Trachtquellen ausgeglichen werden.

Auch wir betreiben eine Imkerei, wollen die Bienen erhalten und Honig ernten. Gerade deshalb muss man sehr verantwortungsvoll mit den anvertrauten Tieren umgehen, sie ausreichend versorgen und vor Krankheiten schützen.

Anders sieht es bei Krankheiten und Parasiten aus. Viele wurden durch die Globalisierung in andere Regionen oder sogar auf neue Kontinente verschleppt. Nur die, die stark von der Temperatur abhängig sind und einen Teil ihres Lebenszyklus außerhalb des Bienenvolks vollziehen, konnten sich oft nicht in Klimazonen mit niedrigen Temperaturen etablieren.

Doch dies hat sich im Zuge des Klimawandels verändert. Zur Jahrtausendwende hat der bei Wärme sich besser vermehrende, aus Asien stammende Darmparasit Nosema ceranae rasend schnell weltweit verbreitet. Im gleichen Zuge wurde die zuvor etablierte, tiefere Temperaturen bevorzugende Nosema apis fast vollständig verdrängt. Zurzeit ist die neue Art zwar nur im Mittelmeerraum ein ernstes Problem, doch das wird sich auch bei uns mit milderen Wintern ändern.

Das gilt auch für den aus Afrika eingeschleppten Kleinen Beutenkäfer, Athina tumida, der zurzeit nur im Mittelmeerraum als gravierender Bienenschädling auftritt. Da dort seltener Temperaturen unter 10 °C auftreten, können sich im Laufe des Jahres viel mehr Generationen entwickeln, als bei uns zurzeit möglich wären. Aber auch andere aus Asien eingeschleppte Insekten wie die Hornisse Vespa velutina verbreiten sich zunehmend und können in wärmeren Regionen zu einem Problem für Honigbienen werden. Nicht zuletzt kann sich die aus Südostasien stammende Milbe Varroa destructor im wärmeren Klima besser vermehren, weshalb die Imker*innen sie dort wesentlich häufiger und intensiver als bei uns bekämpfen müssen.

Doch auch bei uns werden die Winter immer wärmer und kürzer, sodass mehr Brut und mehr Milben aufgezogen werden. Dies könnte auch für unsere Bienen in Zukunft zum Problem werden. Ein kleiner Trost für die Spättrachtgebiete: Die Waldtracht setzt immer zeitiger ein und endet früher. Zwar treten auch die Schäden durch die Varroa-Virus-Infektion früher ein, aber die Behandlung kann jetzt eher vor der kühlen Witterung abgeschlossen werden.

Im Zuge des Klimawandels werden Honigbienen somit mehr unter der verstärkten Entwicklung von Krankheiten als unter einem früheren Blühbeginn von Pflanzen zu leiden haben. Andererseits verändert sich mit Beginn und Dauer der Blüte auch der Ablauf der Entwicklung des Biens. Für die Imkerei bedeutet dies, dass man dem Bien mit den im Kalender gegebenen Zeitabläufen nicht mehr gerecht wird. In einer naturgemäßen Imkerei wird man wie die Bienen dem Takt der Natur und damit dem phänologischen Kalender folgen, um auf die Veränderungen des Klimas zu reagieren.

Doch Anpassung heißt nicht aufgeben. Denn am Ende sind nicht nur die Bienen, sondern die gesamte Natur und auch wir Menschen durch die Veränderungen im Klima bedroht. Nach einhelliger Erkenntnis der Wissenschaft ist der Mensch die wesentliche Ursache für die seit den 1950er Jahren beobachtete globale Erwärmung. Deshalb müssen wir den Ausstoß von Kohlendioxid und anderen umweltschädlichen Substanzen reduzieren, um den Klimawandel überzeugend in den Griff zu bekommen.

VORFRÜHLING

Kurz und bündig

•Diese Jahreszeit beginnt mit der Blüte der Hasel.

•Erste intensivere Reinigungsflüge sind möglich und halten in Tagesabschnitten mit über 12 °C an.

•Bienen fliegen für ersten Pollen und Nektar, was die Brutaufzucht und den Futterverbrauch ansteigen lässt.

•Auf genügend Futtervorräte achten!

•Erster Blick ins Volk ab Austrieb der Stachelbeere oder der Blüte der Salweide möglich.

•Bei Schneeschmelze Winterstandplatz auf Eignung überprüfen.

VORFRÜHLING: PFLANZEN LIEFERN VIEL POLLEN UND NEKTAR

Die Haselblüte am Anfang des Vorfrühlings gibt einen ersten kräftigen Brutschub, der aber oft schon bald wieder zu Ende ist. Ein Intermezzo, das die Imker*innen vielerorts mit Sorge sehen, da es sehr früh viel Energie und Futter zum Heizen verbraucht. Doch auch später wird die Haselblüte häufig von Kälteperioden begleitet, sodass alles ohne Bienenflug verpufft. Sie ist ein wichtiger Anzeiger für das Fortschreiten der Klimaveränderung → Klimaveränderungen und Bienen, S. 16. Aber auch der ursprünglich hier nicht beheimatete Winterraps kann bei höheren Temperaturen bereits austreiben und bei anschließenden Frösten geschädigt werden. Das wirkt sich nicht unmittelbar, sondern erst später auf die Honigernte aus. Nach den langjährigen Aufzeichnungen des Deutschen Wetterdienstes liegt der Vorfrühling in Deutschland im Durchschnitt zwischen Mitte Februar und Ende März.

Viele Arten der Schneeglöckchen blühen oft mitten in der Schneeschmelze, bringen dem Bien insgesamt aber wenig. Den ersten Nektar holen sie beim Krokus. Mit der Blüte der Schwarzerle sind wir dann schon mitten drin im Vorfrühling. An Bachläufen können erste Blüten der Pestwurz Pollen und Nektar spenden. Der wichtigste Brutschub wird aber nach der Krokusblüte mit dem Nahrungsangebot der Salweide erreicht. Weiden sind für Bienen und andere Insekten, vor allem Schmetterlinge, wichtige Pollen-und Nektarspender. Besonders wertvoll ist die Salweide (Salix caprea), da sie früh blüht und geringe Ansprüche an den Standort stellt. Die Salweide ist für die schnelle Durchlenzung und damit für die Gesundheit des Biens von elementarer Bedeutung. Besonders die Imker*innen bemühen sich daher um die Vermehrung dieses Pollenspenders. Schon jetzt sollte man sich die Standorte der männlichen Pflanzen merken, um von ihnen zu vermehren.

TRACHTPFLANZEN

Die folgenden Pflanzen werden mit Werten für Nektar (N) und Pollen (P) angegeben:

WILDPFLANZEN

Erle (Alnus spp.): Baum in Feuchtgebieten oder an Gewässerrändern (N0/P3).

Krokus (Crocus vernus): Zwiebelpflanze auf Bergwiesen verwildert und auf Wiesen in Gärten (N3/P2).

Haselnuss (Corylus avellana): Aufrechter Strauch an Feldern und Waldrändern (N0/P2).

Pestwurz (Petasites hybridus): Eine krautige 10 bis 40 cm hohe Pflanze an Gewässerrändern (N3/P3).

Salweide (Salix caprea): Strauch oder Baum an Waldrändern (N4/P4).

Schneeglöckchen (Galanthus nivalis): Zwiebelgewächs in Laubwäldern und auf Wiesen im Garten (N2/P2).

NUTZPFLANZEN

Keine.

VORGÄNGE IM BIENENVOLK

Im Winter nach der Sonnenwende hat der Bien mit dem Brüten begonnen. Mit der ersten Pollenversorgung im Vorfrühling nimmt die Aufzucht von Brut weiter zu.

BRUT WIRD VERMEHRT AUFGEZOGEN

Damit dehnt sich die Wintertraube immer weiter aus und wandert mit der Zehrung des Futters immer den vollen Waben entlang weiter nach oben. Besonders bei schwankenden Temperaturen oder Kälteeinbrüchen ist der Futterverbrauch enorm. Viel Aktivität und damit hoher Futterverbrauch kurbeln den Stoffwechsel an. Wer viel frisst, muss mehr abkoten! Regelmäßige Reinigungsflüge sind nun überlebenswichtig. Denn wenn im Nest Kot abgesetzt wird, besteht erhöhte Infektionsgefahr. Gleichzeitig ist jetzt eine frühe und gute Nektar- und Pollenversorgung essenziell. Denn nur wenn der Überwinterungsstandort die entsprechenden Voraussetzungen erfüllt, wird der Bien überleben.

Das sollte man wissen

•Ein Bienenvolk sollte nicht mehr als 50 Varroamilben enthalten.

•Mehr Milben befinden sich zur Fortpflanzung in den Brutzellen als auf den Bienen.

•Frühe und häufige Reinigungsflüge sind für die Gesundheit und das Überleben des Biens von großer Bedeutung.

•Durch die Reinigungsflüge werden auch parasitierte und infizierte Bienen eliminiert.

•Bei der im Nest steigenden Temperatur vermehren sich beide Nosema-Arten, Nosema apis und Nosema ceranae, in den Honigbienen.

•Tracheenmilben (Acarapis woodi) können leicht in der noch bestehenden Wintertraube zwischen den Bienen wechseln.

•Eventuell vorhandene Kleine Beutenkäfer (Athina tumida) halten sich noch im Zentrum der Wintertraube auf (bei uns noch nicht gefunden).

DAS IST ZU TUN

Kurz nach dem Winter sollte man nur im Notfall eingreifen, da der Bien durch diese Störungen eher geschädigt wird.

VÖLKER BEARBEITEN

•Völker im Vorfrühling nicht oder möglichst wenig vor der Blüte der Salweide stören.

•Ein kurzer Blick in auffällige Völker ist möglich.

REINIGUNGSFLÜGE BEOBACHTEN

•Ab 10 bis 12 °C fliegen die Bienen aus, um außerhalb des Nests Kot abzusetzen.

•Die Intensität des Fluges sagt etwas über ihre Volkstärke aus.

•Kotspritzer auf dem Flugbrett oder der Vorderseite können auf Krankheiten hindeuten → Acarapisose, S. 42, → Nosemose, S. 64, → Amerikanische Faulbrut, S. 86, → Europäische Faulbrut, S. 106, → Virosen, S. 148, → Varroa-Virus-Infektion, S. 129, → Pilzinfektionen, S. 166, → Vergiftungen, S. 184.

•Dort, wo sich nichts tut, schaut man besser vorsichtig nach, ob das Volk noch lebt.

•Einzelne Drohnen sind kein Problem, bei vielen ist das Volk vermutlich weisellos und verloren.

FUTTERVORRÄTE PRÜFEN

Der Bien darf nicht hungern, da sonst die Jungbienen anfällig werden.

•Restfuttermenge anhand des Gewichts der Beute abschätzen.

•Notwendiger Vorrat: 6 bis 8 kg

•Bei Futtermangel füttern.

•Futterwaben aus den Vorräten an den Bienensitz hängen.

•Futterwaben nicht aufreißen, da das zu mehr Brut anreizen würde.

•Nur mit eigenem Honig füttern.

•Im Notfall Invertsirup oder Futterteig verwenden.

GEMÜLL KONTROLLIEREN