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Bezaubernder Geschichtenschatz für mehr Verbundenheit und Verständnis
Dieses farbenfroh illustrierte Buch feiert den Geschichtenschatz der Menschheit. In 78 spannenden Erzählungen begegnen uns japanische Sagengestalten und afrikanische Gottheiten, griechische Mythologie und die Welt von Tausendundeine Nacht, die Schneekönigin, Gilgamesch und viele andere faszinierende Figuren. Diese Geschichten aus aller Welt schlagen eine Brücke zwischen den Kulturen, fördern unser Verständnis füreinander und bieten uns wichtige Einsichten in die menschliche Natur. Yoshi Yoshitani lässt die Märchen und Mythen in ihrem liebevoll zeitgemäßen Stil in Wort und Bild lebendig werden. Der respektvolle Umgang mit anderen Kulturen und starke Frauenfiguren liegen ihr dabei besonders am Herzen.
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Seitenzahl: 139
Einleitung
Scheherazade aus Tausendundeiner Nacht
Des Kaisers Nachtigall
Dornröschen
Anansi
Weiße Büffelfrau
Die kleine Meerjungfrau
Kranichfrau
Timbó-Baum
Mohini und Aravan
Der Gordische Knoten
Unsere Liebe Frau von Guadalupe
Tam Lin
Sun Wukong
Die Pandavas
Yemayá
Osiris, Seth und Isis
Rapunzel
Kojote
Prinzessin Kaguya
Die Sage von der Wassermelone
Frau des Kondors
Ödipus
Aladin
Fenriswolf
Die Schneekönigin
Turandot
Waramurungundi
Nanahuatzin
Der Phönix
Yennenga
Banjhakri und Banjhakrini
Hans und die Bohnenranke
Prinzessin Parisad
Die Legende von Hinemoa und Tutanekai
Die Frau, die gut zu Insekten war
Der Junge und die Drachenperle
Mwindo
Tàj al-Mulúk und Prinzessin Dunyà
Boitatá
Zottelhaube
König Artus
Bodhisattva Avalokiteshvara
Beaivi-nieida
Sedna
Die wunderschöne Wassilissa
Amhaeng-eosa
La Llorona
Die sechs Schwäne
Pele
Hang Tuah
Druiden und weißer Hirsch
Enkidu und Gilgamesch
Hah-nu-nah, die Welt-Schildkröte
Sita aus dem Ramayana
Die Schöne und das Biest
Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern
Eselshaut
John Henry
Apsaras
Der weiße Bär König Walemon
Regenbogen-Krähe
Bakunawa und die sieben Monde
Sonnengott Re
Matsuos Sake
Das verzauberte Schwein
Die drei Prinzessinnen aus Witenland
Julnar die Meerfrau
Heitsi-eibib
Der magische Pinsel
Rhpisunt
Danaë und Perseus
Moses
Der Greif
Schwesterchen Aljonuschka und Brüderchen Iwanuschka
Janus
Halibu der Jäger
Panhu
Die gute Fee
Über die Autorin
Register
Ich wuchs gefangen zwischen zwei Kulturen auf. Meine Familie väterlicherseits stammt aus Japan – sie essen Reis mit eingelegten Pflaumen und schmücken ihre Wände mit Holzschnitten von Shinto-Schreinen. Die Vorfahren meiner Mutter kamen auf der Mayflower nach Amerika – sie essen Hackbraten und schmücken ihre Wände mit den Schlüsseln ihrer alten Familienfarm auf Rhode Island. Oft schienen sich meine beiden unterschiedlichen Hälften unvereinbar gegenüberzustehen, doch was sie miteinander verband, war ihre Vorliebe für Geschichten.
Durch die Familie meines Vaters lernte ich die Legenden von Prinzessin Kaguya, dem Pfirsichjungen Momotarō oder »Die Reise nach Westen« kennen. Die Familie meiner Mutter erzählte mir Märchen von Aschenputtel, dem gestiefelten Kater und Hans und der Bohnenranke. Obwohl die Geschichten vor unterschiedlichen Kulissen spielten, tauchten in vielen von ihnen strahlende junge Abenteurer, verbotene Türen oder ein gelobtes Land auf – unabhängig von ihrer Herkunft. So lernte ich die grundlegenden Gemeinsamkeiten meiner verschiedenen Wurzeln zu schätzen. Bücher über Mythen und Märchen halfen mir dabei, jeden Teil von mir schätzen zu lernen.
Meine Erfahrungen aus einem multikulturellen Haushalt werden mit jeder Generation immer selbstverständlicher. Familien ziehen ihre Kinder in einer Gesellschaft auf, die sich von jener unterscheidet, in der ihre Eltern groß geworden sind. Familien vermischen sich, was zu ganz neuen Erfahrungen führt. Da die Menschen zunehmend das alte Schubladendenken ablehnen, wird es immer wichtiger, dass wir uns gegenseitig besser verstehen lernen. Und Geschichten sind der beste Weg, unsere Gemeinsamkeiten und Unterschiede schätzen zu lernen.
Diese Geschichtensammlung soll kleine Einblicke in unterschiedliche Kulturen gewähren. Den meisten werden ein paar der Erzählungen bekannt sein, viele andere aber noch nicht. Beim Lesen wird so manche*r in den verschiedenen Stücken Aspekte von sich selbst erkennen. Viele werden neue Lieblingsgeschichten entdecken. Soweit es ging, habe ich versucht, die Herkunft jeder Erzählung anzugeben. Bei vielen von ihnen lässt sich das aber nur schwer festmachen, gerade bei jenen, die über Handelswege, wie die Seidenstraße, verbreitet wurden. Diese Geschichten wurden oft in der einen Kultur über eine andere Kultur erzählt, wobei sie aus einer dritten Kultur stammen können. Diese Mischungen können verwirrend sein und sagen schlussendlich mehr über den aus, der sie erzählt. Sie inspirieren die Geschichten, die wir uns künftig erzählen werden.
Jene, die mit dem Tarot vertraut sind, werden bestimmte Symbole, wie Kelche, Schwerter, Münzen und Stäbe, erkennen, die sich in den Bildern wiederholen. Alle 78 Illustrationen tauchen auch auf den Karten des von mir erschaffenen »Tarot der Mythen und Märchen« auf. Wie bei den Tarotkarten ist jede der Geschichten gleichsam bedeutend. Jede einzelne von ihnen bietet wichtige Einsichten in unsere menschliche Natur.
Ich hoffe, Ihnen gefällt diese Geschichtensammlung. Vielleicht regt sie Sie dazu an, noch mehr über andere Kulturen und Menschen zu erfahren, mit denen Sie diesen Planeten teilen.
PERSISCHES VOLKSMÄRCHEN
Es war einmal ein Sultan, der, als er im Sterben lag, sein Königreich auf seine beiden Söhne Schahryâr und Shah Zaman aufteilte. Die Brüder heirateten zwei wunderschöne Frauen und herrschten über ihr jeweiliges Reich. Obwohl sie weit voneinander entfernt lebten, waren sie die besten Freunde und besuchten sich regelmäßig.
Einmal, als Shah Zaman zu seinem Bruder kam, bemerkte Schahryâr, wie unglücklich dieser war. Als er ihn nach dem Grund fragte, gestand ihm Shah Zaman, dass er seine Frau dabei ertappt hatte, wie sie ihn mit einem anderen Mann betrog. In blinder Wut tötete er sowohl seine Frau als auch den anderen Mann. Misstrauisch geworden, entdeckte Shah Zaman, dass auch Schahryâr von seiner Frau betrogen wurde. Schahryâr war außer sich. Er ließ seine Frau hinrichten. Von da an heiratete er jede Nacht eine neue Frau und tötete sie am nächsten Morgen, bevor sie ihn betrügen konnte.
Das Königreich zitterte vor Schahryârs Zorn, bis Scheherazade, die Tochter des Wesirs, sich freiwillig dazu bereit erklärte, Schahryârs Frau zu werden. Als ihre Nacht gekommen war, äußerte sie als letzten Wunsch, noch einmal ihre jüngere Schwester Dunyazad zu sehen. Als sie ankam, bat Dunyazad – wie mit ihrer Schwester zuvor abgesprochen – Scheherazade darum, eine Geschichte zu erzählen.
Bei Mondlicht begann Scheherazade mit einer lustigen und spannenden Geschichte. Als der Morgen graute und sie noch nicht zu Ende war, gewährte Schahryâr ihr noch eine weitere Nacht, um die Geschichte zu beenden. Auf diese Weise verbrachte Scheherazade tausendundeine Nächte damit, romantische, epische, moralische, irrwitzige und erbauliche Geschichten zu erzählen. Mithilfe dieser Geschichten überwand Schahryâr seinen Zorn. Er wurde wieder zu einem mitfühlenden Herrscher und lernte dank Scheherazade wieder zu lieben. Auch seinen Bruder Shah Zaman vermochte er auf den rechten Weg zu leiten. Dieser heiratete schließlich Dunyazad.
DÄNISCHES MÄRCHEN
Vor langer, langer Zeit, da lebte der Kaiser von China in einem herrlichen Palast, umgeben von einem wundervollen Garten. Viele Reisende kamen, um sich seinen prachtvollen Besitz anzusehen. Doch alle waren sich einig, dass sich das Bezauberndste im ganzen Reich nicht innerhalb der Palastmauern, sondern im nahegelegenen Wald befand. Denn dort ließ die Nachtigall ihr Lied erklingen mit einer Stimme so lieblich und rein, dass alle, die sie hörten, vor Entzücken innehielten. Alle Reisenden wussten davon, nur der Kaiser von China nicht.
Er war daher sehr überrascht, als er in Büchern, die der Kaiser von Japan ihm schickte, über die Nachtigall erfuhr. Der Kaiser von China versammelte schnell seine Höflinge um sich und befahl ihnen, ihm die Nachtigall zu bringen. Doch keiner von ihnen oder ihren Untergebenen wussten über sie Bescheid. Schließlich fanden sie eine junge Küchenhilfe, die ahnte, wo sich der Vogel aufhielt. Sie führte die Höflinge in den Wald, und als sie die Nachtigall fanden, baten sie diese, mit ihnen zu kommen. Artig willigte sie ein.
An diesem Abend wurde dem Kaiser der kleine Vogel präsentiert. Er war erstaunt über ihr eintönig graues Federkleid, doch als die Nachtigall ihren Gesang anstimmte, jauchzten alle vor Vergnügen beim Klang ihrer wunderschönen Stimme. Sie wurde in einem goldenen Käfig an eine goldene Kette gebunden und sang jeden Tag für den Kaiser und seinen Hof.
Eines Tages kam ein Geschenk des Kaisers von Japan. Es war ein prächtiger mechanischer Singvogel aus Gold und mit Edelsteinen verziert. Dem Hof gefiel er noch besser als die kleine Nachtigall. Der echte Vogel flog davon, und der Kaiser zog den mechanischen Vogel wieder und wieder auf. Doch schließlich ging der goldene Vogel kaputt, und der Kaiser wurde krank. Alleine lag er auf seinem Sterbebett und wartete schweigend, als sich ihm der Tod näherte. Da kehrte die kleine Nachtigall zurück und sang ein so liebliches Lied, dass selbst der Tod davon gerührt war und den Kaiser am Leben ließ.
Der Kaiser dankte der Nachtigall und wollte sie wieder in den Käfig schließen, doch die Nachtigall sagte, sie wolle lieber frei sein und ihn besuchen kommen. Und so bleiben sie und der Kaiser Freunde für den Rest ihres Lebens.
DEUTSCHES MÄRCHEN
Es waren einmal ein König und eine Königin, die nach vielen Jahren vergeblichen Wartens endlich mit einer kleinen Tochter gesegnet wurden. Um dies zu feiern, wurden sieben gute Feen zu einem großen Fest eingeladen. Doch die königliche Familie hatte die achte Fee vergessen, die daraufhin vor Wut kochte. Nachdem die ersten sechs guten Feen die kleine Prinzessin mit Gaben wie Schönheit und Tugend beschenkten, belegte sie die böse Fee mit dem Fluch, sich den Finger an der Spindel eines Spinnrads zu stechen und daraufhin zu sterben. Die letzte der sieben guten Feen konnte die Verwünschung nicht aufheben, jedoch abschwächen. Die Prinzessin sollte in einen tiefen Schlaf fallen und nicht aufwachen, bis sie von einem wahren Prinzen geküsst würde.
Der König fürchtete um das Leben seiner Tochter und ordnete an, alle Spindeln in seinem Königreich zu verbrennen. Diese Maßnahme bewährte sich 16 Jahre lang, bis eines Tages, als der König und die Königin verreist waren, die Prinzessin in einem vergessenen Teil des Schlosses auf eine alte Frau traf, die Wolle spann. Die Prinzessin näherte sich neugierig der Spindel und stach sich damit versehentlich in den Finger. Als der König und die Königin zurückkehrten, lag sie bereits in einem tiefen Schlaf.
Voll Trauer befahlen der König und die Königin, dass die Prinzessin auf das schönste Bett in den höchsten Turm gelegt werde. Dann kamen die guten Feen wieder und versetzten das ganze Schloss in einen tiefen Schlaf und ließen zum Schutz überall herum eine Dornenhecke wachsen. Und so schlummerten das Schloss und all seine Bewohner hundert Jahre vor sich hin, bis sich ein neugieriger junger Prinz näherte.
Dem Prinzen waren Gerüchte über die schlafende Prinzessin zu Ohren gekommen. Er wagte es, sich durch die Dornenhecke zu kämpfen und das hohe Gemäuer bis hinauf in den Turm der Prinzessin zu erklimmen. Der Prinz war bezaubert von ihrer Schönheit und erweckte sie durch seinen Kuss. Sie verliebten sich auf den ersten Blick, und als sie die Treppen nach unten schritten, erwachte auch das restliche Schloss. Bald darauf heirateten sie, gründeten eine Familie, und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.
MYTHOS DER AKAN, WESTAFRIKA
Anansi war eine trickreiche Spinne, die sich ständig in schwierige Situation hinein- und wieder hinausmanövrierte. Es gibt viele, viele Erzählungen über Anansi und was er alles anstellte. Eine der bekanntesten heißt »Anansi und die ganzen Geschichten der Welt«.
Als die Welt noch jung war, behielt der Himmelvater Nyame alle Geschichten der Welt für sich. Anansi, die Spinne, fand das sehr langweilig. An seinem klebrigen Faden entlang kletterte er hinauf in den Himmel bis in Nyames Reich und bat ihn, seine Geschichten zu verkaufen. Nyame war beeindruckt von der Spinne, denn kein anderes Tier hatte es je bis zu ihm geschafft. Dennoch weigerte er sich, seine Geschichten zu verkaufen. Nachdem sie eine Weile diskutiert hatten, erklärte sich Nyame bereit, Anansi die Geschichten zu überlassen, falls er die vier gefährlichsten Geschöpfe der Welt fangen und zu ihm bringen würde: Onini, die Python, Osebo, den Leopard, die Mmoboro Hornissen und die unsichtbare Fee Mmoatia.
Bei der Python Onini tat Anansi so, als würde er ihre wahre Länge anzweifeln. Er schlug vor, sie an einen geraden Stock zu binden, um sie zu messen. So konnte er sie überwältigen. Für Osebo hob Anansi eine Grube aus, in die der Leopard hineinfiel. Er bot ihm sein Netz an, um daran herauszuklettern, doch die große Katze verfing sich hoffnungslos in den Fäden. Bei den Mmoboro Hornissen fingierte Anansi einen heftigen Regen. Er bot ihnen einen sicheren Unterschlupf in einer Kalebasse, in der er sie gefangen hielt. Für Mmoatia fertigte Anansi eine klebrige Puppe an, die Süßigkeiten aß. Er ließ die Puppe so unhöflich erscheinen, dass Mmoatia sie schlug und an ihr kleben blieb.
Anansi kehrte zurück zu Nyame mit der an einen Stock gebundenen Onini, dem in seinem Netz gefangenen Osebo, den in der Kalebasse eingesperrten Mmoboro und der an der Puppe klebenden Mmoatia. Nyame musste sich geschlagen geben und machte Anansi zum Meister aller Geschichten.
Hinweis: Bei der hier abgebildeten Kleidung Anansis handelt es sich um einen Kente-Stoff, dessen Muster »obi nkye obi kwan mu si« bedeutet, was als »irren ist menschlich« übersetzt werden kann.
GÖTTIN DER LAKOTA, NORDAMERIKA
Es war vor langer Zeit, da hungerten die Lakota Sioux, weil sie kein Wild finden konnten. Der Häuptling der Lakota sandte seine Kundschafter immer weiter aus, bis eines Tages zwei von ihnen eine schöne junge Frau erblickten, die in weißem Wildleder gekleidet war. Sie schwebte zu ihnen, anstatt zu gehen, weshalb einer der beiden Männer sie als waken, also heilig, betrachtete. Er begegnete ihr daher mit Respekt und Achtung. Doch der andere Mann wollte nur seine Lust befriedigen. Er näherte sich ihr auf arrogante Weise, behandelte sie flegelhaft und wollte sie zu seiner Frau machen.
Als er sie berührte, wurde er von einer weißen Rauchwolke umschlungen. Als sie sich schließlich wieder auflöste, war von dem Mann nur noch ein Haufen Knochen übrig. Der erste Mann zitterte vor Angst, doch die schöne Frau beruhigte ihn, denn sie sah, dass sein Herz rein war. Sie wies ihn in seiner Sprache an, zu seinem Stamm zurückzukehren und zu verkünden, dass sie kommen werde. Der junge Mann ging zu seinem Volk zurück und berief eine Versammlung ein, um sich auf die Ankunft der göttlichen Frau vorzubereiten.
Vier Tage darauf näherte sich ein weißes Büffelkalb und rollte sich viermal am Boden. Zuerst wurde es schwarz, dann gelb, dann rot, und schließlich verwandelte es sich in die schöne Weiße Büffelfrau. Sie blieb vier Tage bei den Menschen, brachte ihnen heilige Lieder, Tänze und Zeremonien bei und lehrte sie, wie sie als Volk zusammenleben konnten. Am letzten Tag gab sie dem Stamm die chanunpa, oder Friedenspfeife, um Frieden und gegenseitiges Verständnis zu kultivieren. Sie brachte den Menschen die richtigen Gebete bei und zeigte allen ihren Platz und ihre Aufgabe im heiligen Kreislauf des Lebens. Am Ende ging sie wieder und rollte sich viermal am Boden. Sie verwandelte sich in einen gelben Büffel, einen roten Büffel, einen schwarzen Büffel und schließlich in ein weißes Büffelkalb. Als sie am Horizont verschwand, tauchte eine große Büffelherde auf, deren Körper die Lakota mit allem versorgten, was sie benötigten. Die Weiße Büffelfrau lehrte, dass durch die Vereinigung des Irdischen mit dem Göttlichen für alles gesorgt wird, was man braucht.
DÄNISCHES MÄRCHEN
Es war einmal eine kleine Meerjungfrauenprinzessin, die lebte in einem wundervollen Schloss im Meer. Und obwohl sie viele schöne Dinge besaß, wünschte sie sich nichts sehnlicher, als all die Dinge an Land, jenseits der Wellen zu erforschen, wohin sie mit ihren Schwimmflossen nicht gehen konnte.
Eines Tages, als die kleine Meerjungfrau nahe an einem Schiff vorbeischwamm, erblickte sie einen stattlichen Prinzen, der auf dem Deck dahinschritt. Sie war sofort bezaubert von seinem guten Aussehen und seiner feinen Wesensart und machte sich Sorgen wegen des herannahenden Sturms.
Das Schiff versuchte so gut es ging dem Sturm zu widerstehen, doch schließlich zerbarst es unter den hereinbrechenden Wellen. Nachdem sich das Unwetter gelegt hatte, fand die kleine Meerjungfrau den Prinzen bewusstlos zwischen den Trümmern auf dem Meer treibend und brachte ihn an Land.
Sie ließ ihn in Sicherheit auf dem Strand zurück und sah, wie ein anderes Mädchen auf den bewusstlosen Prinzen zurannte und ihn weckte. Sein erstes Lächeln galt dem Mädchen, nicht der kleinen Meerjungfrau, was sie sehr traurig machte. Sie kehrte in ihr Reich unter dem Meer zurück und bat die dort ansässige Hexe um Hilfe. Sie erzählte der Hexe, dass sie an Land gehen wollte. Die Hexe versuchte sie davon abzubringen und sagte der kleinen Meerjungfrau, dass ihre Füße und Beine ständig schmerzen würden. Die Hexe warnte auch davor, dass der Zauber von der Meerjungfrau verlangte, die Liebe eines Menschen zu gewinnen; anderenfalls würde sie sterben und zur Gischt werden. Die kleine Meerjungfrau willigte ein. Als Bezahlung für den Zauberspruch nahm die Hexe der Meerjungfrau ihre Stimme und verwandelte ihren Fischschwanz in Beine.
Als die kleine Meerjungfrau nun das erste Mal an Land ging, fand sie bald ihren Prinzen, der sich von dem Schiffbruch vollkommen erholt hatte. Doch in der Zwischenzeit hatte er sich in das Mädchen verliebt, das ihn am Strand gefunden hatte. Der Prinz freundete sich mit der kleinen Meerjungfrau an, doch da sie keine Stimme hatte, konnte sie ihm nicht erzählen, wer ihn eigentlich gerettet hatte. Sie konnte nur zusehen, wie er das Mädchen heiratete, während sie, die ihn immer noch liebte, starb und sich in Gischt verwandelte.
JAPANISCHES MÄRCHEN
Einst lebte ein armer Holzfäller, der auf einen schönen Kranich traf, der in einer Falle saß. Er hatte Mitleid mit dem anmutigen Vogel und befreite ihn behutsam. Der Vogel schaute dem Mann tief in die Augen, dann flog er davon.