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Werwölfe und Vampire, Wiedergänger, Riesen und andere Monster: Diese umfassende Enzyklopädie des Grauens gibt einen fundierten Überblick über die Hauptdarsteller unserer Alpträume. In anschaulichen Texten beleuchtet der Autor Marc Roberts die wechselhafte Historie der verschiedensten Monster von der Entstehung des Monsterglaubens in grauer Vorzeit über dessen Entwicklung im Laufe der Überlieferung bis hin zu den heutigen Ausformungen in Literatur und Film. Dieses Handbuch bietet die umfassende Hintergrundlektüre zum derzeitigen Vampir-Boom und bringt Licht in die Dunkelheit, die die Kreaturen der Finsternis noch immer umgibt. Erstmalig: Ein detaillierter Einblick in die Prozessakten zum "Vampir in den Pariser Friedhöfen"!
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Seitenzahl: 432
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MARC ROBERTS
Monster Vampire Werwölfe
EINFÜHRUNG: WAS SIND MONSTER?
1. TEILMONSTER IN DER REALITÄT UND IM VOLKSGLAUBEN
Kapitel 1Vom Aberglauben zur Teratologie
Monster aus der Mythologie
Von den Philosophen der Antike zur modernen Medizin
Kapitel 2Die Galerie des Grauens
Doppelbildungen
Ungeheuer in Menschengestalt
Tiermenschen
Satanskinder
Menschenähnliche Monster in den Meerestiefen
Tierische Missgeburten
Kapitel 3Lebten die Dinosaurier weiter?
Kapitel 4Gab es Riesen?
Menschliche Riesen
Kapitel 5Monströse Menschenrassen
Vom Waldgott zum Wilden: Der „Wilde Mann“
Yeti, Chuchunaa und Bigfoot – Wilde Männer?
Von kleinen Ungeheuern und ihren Ursprüngen
2. TEILDIE VERWANDLUNG VON MENSCHEN IN MONSTER
Kapitel 6Ursprung und Formen des Vampirismus
Der Glaube an Wiedergänger im christlichen Kontext
Mahr und Nachtalb
Blutsauger
Wie entstehen Vampire?
Abwehrmaßnahmen gegen Vampire
Vom „Nachzehrer“ zum Vampir
Nachzehrer und das Gesetz
Kapitel 7Die Vampirmanie des 18. Jahrhunderts
Moderne Erklärungsansätze
Scheintote als vermeintliche Vampire
Psychologische Erklärungsansätze
Kapitel 8Berühmte „Vampire“
Gilles Leval de Rais (1404–1440)
Vlad Tepes (1443–1476)
Erzebet Báthory (1660–1614)
Peter Kürten (1883–1931) und andere „vampirische“ Mörder
Kapitel 9Vampirismus in der Gegenwart
Kapitel 10Der Vampir auf den Pariser Friedhöfen – Nekrophilie und Ghule
Kapitel 11Von der Wolfsphobie zum Glauben an Werwölfe
Kapitel 12Die großen Werwolfprozesse
Bibliografie
Verzeichnis der Bildquellen
Das Wort Monster, abgeleitet von dem lateinischen „monstrum“, bezeichnet ursprünglich ein Warnzeichen, z. B. ein Wunderwesen, das auf Veranlassung der Götter den Menschen eine Warnung geben soll, sodass dieses Wort immer die Konnotation von Angst und Schrecken hatte. In der Antike und im Mittelalter verstand man darunter Menschen und Tiere mit angeborenen Missbildungen. Mischwesen von Tieren oder Tier und Mensch, besonders aber Wesen mit Fehlbildungen oder Unregelmäßigkeiten wie Zwitter, Riesen, Zwerge, aber auch Wesen mit Doppelbildungen, Vielbrüstigkeit oder einer Über- bzw. Unterzahl von Extremitäten oder zusammengewachsenen Gliedmaßen wurden als Monster bezeichnet. Wegen ihrer Abweichung von der Norm flößte der Anblick solcher Wesen anderen Menschen Furcht ein, was in der deutschen Sprache zur Bildung des Wortes „Ungeheuer“ führte. Es bedarf jedoch einer sorgfältigen Prüfung, ob es sich bei Abbildungen solcher Missbildungen um Kreaturen, die wirklich existiert haben und die bis heute bekannt und dokumentiert sind. oder um phantastische Erfindungen handelt. Fabulöse Monstergestalten wurden in Europa schon seit der Antike von Reiseschriftstellern erfunden, um das Interesse der Leser zu wecken. Der römische Autor Plinius d. Ältere, der im 1. Jahrhundert n. Chr. eine „Naturgeschichte“ schrieb, berichtet von Menschen ohne Köpfe, Mund, Nase, Zunge, mit rückwärts gekehrten Füßen oder vier Augen, überlangen Ohren, riesengroßen Fußsohlen oder Pferdehufen. In der frühen Neuzeit grenzte man diese fabulösen Monster von den real existierenden durch die Bildung des Begriffes „Fabelwesen“ ab, der vor allem auch solche Wesen bezeichnete, die in den naturwissenschaftlichen Ordnungssystemen der Tier- und Pflanzenwelt nicht vorkamen. Bekannte Beispiele sind Drachen und Einhörner.
Menschliche Monster (Conrad von Megenberg, 1499)
Heute hat der Begriff Monster eine umfassendere Bedeutung und wird oft im übertragenen Sinn benutzt, um brutale Verbrecher und Serienmörder, aber auch politische Verbrecher wie Hitler oder Stalin zu bezeichnen. Darüber hinaus fallen darunter alle nur denkbaren Formen von Dämonen und Geistern. Dieser Gebrauch geht auf die christliche Vorstellung zurück, dass diese Wesen durch ihre Stellung zwischen Gott und den Menschen eine Art „Mischwesen“ seien. Hierzu gehören z. B. Vampire und Werwölfe, bei denen es sich um Menschen handelt, die in diese Angst einflößenden Ungeheuer verwandelt wurden. Vampire sind „Untote“, Verstorbene, die nicht tot sind, sondern als Geistwesen mit furchtbarem Aussehen überall, selbst in einen verlöteten Sarg, hinein- und herausgehen können. Der Blutdurst treibt diese wiederkehrenden Tote und Blutsauger nachts zu grässlichen Taten an. Zu den Monstern zählt man auch Nekrophile und Ghule, die nachts auf Friedhöfen mit Leichen ihr Unwesen treiben. Der Werwolf oder der „Mann-Wolf“, ein Wesen, das seit der Antike im europäischen Volksglauben auftaucht, ist das klassische Beispiel für eine Tierverwandlung. Die Ursprünge des Werwolfsglaubens müssen in der Frühzeit der Menschheit gesucht werden. Der Vollständigkeit halber sollen noch Zauberer und Hexen erwähnt werden, eine besonders verfemte Personengruppe, denen bis in die frühe Neuzeit schlimme Verbrechen nachgesagt wurden.
Bei allen Unterschieden und Varianten im eben skizzierten großen Panorama von Monstergestalten gibt es einige wiederkehrende gemeinsame Merkmale. Umhüllt von einer Aura des Geheimnisvollen rufen die Monster bei den Menschen Angst, Schrecken und Panik hervor, die besonders durch deren Größe noch verstärkt werden kann. Schon die Steinzeitmenschen verliehen ihren Ängsten Ausdruck, indem sie an die Wände der Höhlen Spaniens und Frankreichs Bilder von großen Ungeheuern in Tiergestalt zeichneten, weil sie selbst winzig im Vergleich zu den riesigen Mammuts und Rhinozerossen waren. Große Tiere, auch wenn sie nur Pflanzenfresser waren, wurden von unseren Vorfahren als gefährlich angesehen. Es gehört von Kindheit an zur menschlichen Urerfahrung, Körpergröße mit Macht und Gewalt zu verbinden. Aber das Große und Mächtige fürchtet man nicht nur, sondern verehrt es auch, wie die Zeichnungen der Steinzeitmenschen verraten. Untersucht man die Furcht, die Monster hervorrufen, genauer, so gründet sie nicht nur in der Angst, getötet, sondern auch verzehrt zu werden. Auffällig ist nämlich, dass Monster weltweit mit einem besonders großen Maul dargestellt werden, womit die Fähigkeit, ihre Opfer schnell zu verschlingen, bereits angedeutet werden soll. Auch bei den Aufenthaltsorten der Monster gibt es viele Gemeinsamkeiten. Sie leben an einsamen Orten fernab von menschlichen Siedlungen oder in jenseitigen Welten. Beliebte Aufenthaltsorte sind tiefe Meere oder Seen, Berggipfel oder weite Wälder, von wo aus sie sich nachts in der Dunkelheit den bewohnten Gegenden nähern. Auch Erdbeben, Stürme und Überschwemmungen locken sie aus ihren Verstecken hervor. Monster werden sehr häufig mit dem Bösen in Verbindung gebracht. Deshalb wurden in der Antike und im Mittelalter Menschen mit Missbildungen, wenn sie nicht schon bei ihrer Geburt getötet wurden, meistens gemieden oder – aus weitem Abstand – als Schauobjekte bestaunt.
Bei der Auswahl der Monster wurde besonders dem letzten Aspekt, nämlich der Bösartigkeit und Gefährlichkeit dieser Wesen für den Menschen, Rechnung getragen und nur die furchterregendsten Monster und Ungeheuer, die auch die berühmtesten Vertreter ihrer Gattung sind, finden in diesem Buch des Grauens Erwähnung.
Anfänglich waren menschliche und tierische Monster nur ein Gegenstand des Aberglaubens, mit dem sich die Priester beschäftigten, um in ihnen Zeichen der Götter zu finden. Doch auch die antiken Philosophen und Ärzte suchten nach einer natürlichen Erklärung für die Entstehung solcher Fehlbildungen. Der griechische Philosoph Platon prägte für abnorme Wesen den Begriff „Teratolos“, abgeleitet von dem griechischen Wort „Teras“ für Wunder. Daraus prägte Geoffrey Saint-Hilaire (1772-1844) den Begriff „Teratologie“, die Bezeichnung für die wissenschaftliche Beschäftigung mit anatomischen Fehlbildungen.
Die Zeichnungen von Monstergestalten, meistens Mischwesen zwischen Menschen und Tieren, in den steinzeitlichen Höhlen Europas, deren Alter auf 20.000 – 25.000 Jahre geschätzt wird, sind die ersten Zeugnisse der Faszination, Furcht und zugleich der Verehrung von Kreaturen, denen die Menschen in ihrer Umwelt begegneten. Dass man diesen Tieren menschliche Züge verlieh, konnte ein Hinweis auf die fortgeschrittene Entwicklung des menschlichen Bewusstseins sein, das sich bildhaft ausdrückte. Die Fähigkeit, das Bild eines Menschen mit dem eines Tieres zu verbinden, ist ein Ausdruck von Kreativität, einer typisch menschlichen Fähigkeit. Aus derselben Zeit stammen Frauenfiguren, die einen fettleibigen Körper mit auffallend stark entwickelten Extremitäten und Brüsten haben, sodass von Medizinhistorikern die Vermutung geäußert wurde, die enorme Fettgewebsbildung beruhe auf Wachstumsstörungen und sei somit eine körperliche Fehlbildung. Dagegen spricht aber die weite Verbreitung dieser Frauenfiguren im eurasischen Raum, sodass eher von einem Schönheitsideal oder besser einer Idealfigur der Frau auszugehen ist. Vielleicht stellten diese Figuren eine weibliche Göttin dar, die als Erdgöttin bzw. Fruchtbarkeitsgöttin noch vor dem Aufkommen von männlichen Göttern verehrt wurde.
In Stein gehauene Monstergestalten finden sich bereits seit dem 3. Jahrtausend in den Hochkulturen am Nil und im Zweistromland. Die Ägypter verehrten die Sphinx, ein Mischwesen mit einem Tierkörper und einem menschlichen, meistens weiblichen Gesicht. Die zahlreichen Darstellungen unterscheiden sich in der Wahl des Tierkörpers, die vom Löwen, über den Stier und die Schlange bis zum Pferd reichte. Am berühmtesten ist die Sphinx, welche die Große Pyramide von Gizeh bewacht. In der langen Geschichte Ägyptens wurden Sphinxen auch manche guten Eigenschaften zugeschrieben, so zum Beispiel, dass sie Schätze und religiöse Kultobjekte bewachten. Dennoch galt ihr Charakter als bösartig, worauf schon ihr Name, „Würger“, hinweist. Sie galten als den Menschen feindlich gesonnen und als Verkörperung des Bösen. Die griechische Sphinx wurde nach der Legende von Hera, der Gemahlin des Zeus, nach Theben geschickt, um einen Frevel zu rächen. Jedem, der ihr begegnete, stellte sie eine Frage, die als Rätsel der Sphinx sprichwörtlich wurde: „Wer hat eine Stimme, ist am Morgen vierfüßig, am Mittag zweifüßig und am Abend dreifüßig?“ Wer keine Antwort geben konnte, wurde verschlungen. Nur Ödipus löste das Rätsel, indem er die richtige Antwort gab: „Das ist der Mensch in seinen 3 Lebensphasen: Kindheit, Reife und Alter.“ Hierauf stürzte sich die Sphinx von einem Felsen und starb.
Darüber hinaus siedelten die Ägypter zahlreiche grauenhafte Monstergestalten und Ungeheuer im Totenreich an.
Zur gleichen Zeit war auch in Mesopotamien die Liste der bedrohlichen Ungeheuer lang. So übte das Monster Tiamat eine große Faszination auf die Babylonier aus. Tiamat stellte man sich in der Gestalt eines Drachen vor. Sie, verkörpert das Chaos schlechthin und ist ein erklärter Feind der Menschen, die von dem Gott Marduk Unterstützung gegen sie erhalten. Moderne Deutungen sehen in Monstern wie Tiamat und der Sphinx Sinnbilder der Eltern, und der Urerfahrungen der Menschen. Die Auseinand ersetzung des Ödipus mit der und der Kampf des Marduk mit Tiamat wäre demnach eine symbolische Darstellung des Generationenkonflikts, den die Jüngeren mit den Älteren, die Kinder mit ihren Eltern ausfechten. Die Loslösung aus dem Familienverband wird als Kampf angesehen. Bezeichnenderweise sind beide Monster weiblich, was ein Hinweis auf die ursprüngliche matriarchalische Gesellschaftsform ist, in der die Frau eine zentrale Rolle spielte. Eine solche weiblich dominierte Gesellschaft kann für die Frühzeit Ägypten und des Zweistromlandes angenommen werden. Die beiden Monster Sphinx und Tiamat, Symbole für die elterliche Gewalt, die von Kindern als feindlich und furchterregend empfunden wurde, lebten im kollektiven Unterbewusstsein der Ägypter und Babylonier fort, wenngleich man ihren Ursprung völlig vergaß.
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