Das dreifache Minimum und das Maß, I. und II. Buch - Bruno Giordano - E-Book

Das dreifache Minimum und das Maß, I. und II. Buch E-Book

Bruno Giordano

0,0
2,49 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Mit seiner Lehre vom Minimum widersprach der Naturphilosoph Giordano Bruno ( 1548 bis 1600) der herrschenden Meinung seiner Zeit, die an eine unendliche Teilbarkeit der Materie glaubte. Denn ebenso wie im Größten, im unermesslichen Universum offenbarte sich für ihn auch im Minimum, im Kleinsten, das Geheimnis von Transzendenz und Spiritualität. Mehr über die Bücher Giordano Brunos unter https://erikarojas.de/GiordanoBruno/GB.html

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 169

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Das dreifache Minimum und das Maß, I. und II. Buch

VorwortTitelseiteI. BuchI. KapitelII. KapitelIII. KapitelIV. KapitelV. KapitelVI. KapitelVII. KapitelVIII. KapitelIX. KapitelX. KapitelXI. KapitelXII. KapitelXIII. KapitelXIV. KapitelII. BuchI. KapitelII. KapitelIII. KapitelIV. KapitelV. KapitelVI. KapitelVII. KapitelVIII. KapitelIX. KapitelX. KapitelXI. KapitelXII. KapitelXIII. KapitelXIV. KapitelXV. KapitelImpressum

Vorwort

Vorwort

Im 16. Jahrhundert lehrte die offizielle aristotelische Wissenschaft die unendliche Teilbarkeit der Materie. Dieser Lehre widersprach Giordano Bruno in seinem Buch vom Minimum. Wie beim Größten, beim unermesslichen Universum, nimmt Giordano Bruno deshalb auch beim Kleinsten viele Erkenntnisse der modernen Naturwissenschaft voraus. Allerdings ist diese Übereinstimmung nur vordergründig und beruht auf völlig gegensätzlichen Auffassungen von Natur und Wissen. Giordano Bruno geht von einem allbeseelten und von Kräften des Geistes und der Spiritualität gelenkten Universum aus, in dem alles eins ist, und in dem deshalb auch das Größte und das Kleinste ein und dasselbe sind.

„Das Minimum ist die Substanz des Seins,

und am Ende wirst du erkennen,

dass es dasselbe ist wie das alles überragende Große.

Hier ist die Monade und dort das Atom,

und wenn du die Materie der Welt betrachtest,

so ist das Spirituelle, das auf keiner Masse beruht,

das alles durch seine Zeichen bildet und das hier

und überall im Ganzen verströmt, ihre ganze Essenz!“

Am deutlichsten zeigt sich der Unterschied zwischen der modernen Naturwissenschaft und Giordanos Brunos philosophischer Naturbetrachtung in der Biologie. Für Giordano Bruno ist alles beseelt und überall gibt es Leben. Auch schrieb er, für ein Lebewesen sei das Minimum die Monade, die Seele, die sein Entstehen lenkt und dafür sorgt, dass es mit sich selbst identisch bleibt, auch wenn sich seine materiellen Bestandteile ständig verändern. Die Seele selbst, die Monade eines Lebewesens, muss daher von immaterieller Natur sein.

Für die Kirche war die spirituelle Lehre Giordano Brunos nicht nur Ketzerei, sondern gefährdete das Fundament der Kirche selbst, denn sie stellte das christliche Monopol auf Spiritualität in Frage. Dazu kam, dass sich die Kirche in einer schweren Glaubwürdigkeitskrise befand, denn die von ihr gelehrten und mit der Härte der Inquisition durchgesetzten veralteten wissenschaftlichen Lehren wurden immer unglaubwürdiger.

In diese Zeit fiel die Auseinandersetzung mit zwei berühmten „Ketzern“: Giordano Bruno und Galileo Galilei. Die Kirche, die so viel wie möglich von ihrer Macht, ihrem Einfluss und vor allem ihren Pfründen retten wollte, krallte sich an ihr spirituelles Monopol, nachdem ihr Monopol auf Wissen nicht mehr haltbar war. Doch Giordano Bruno wollte der Kirche nicht nur das alleinige Recht auf astronomisches und physikalisches Wissen entreißen, sondern auch die Spiritualität, denn beides bildete für ihn eine untrennbare Einheit. Giordano Brunos Lehre von der Weltseele und von der Spiritualität als Baumeister allen Seins, die sich im Größten wie im Kleinsten offenbart, hätte die völlige Entmachtung der christlichen Kirchen bedeutet.

Während deshalb die Kirche Giordano Bruno auf dem Scheiterhaufen verbrannte und seine Asche mit dem Wind verwehen ließ, um, wie sie hoffte, die Erinnerung an ihn zu tilgen, machte sie, um zu retten, was zu retten war, mit Galileo Galilei und seiner Anhängerschaft einen „Deal“ wie man heute auf neudeutsch sagen würde. Sie wurden von der Inquisition verschont solange sie nur forschten, ohne die Bereiche von Transzendenz und Spiritualität zu berühren, denn für alles Übersinnliche und Spirituelle sollte ausschließlich die Kirche zuständig bleiben.

So zertrümmerten die Kirche und die neu entstehende Wissenschaft den menschlichen Geist, der, wie Giordano Bruno und die Naturphilosophen vor ihm wussten, auf der Einheit von Spiritualität und Wissen, von Intellekt und Seele, beruht. Spiritualität war für Giordano Bruno nicht nur die Grundlage allen Seins, sondern auch die Grundlage von Erkenntnis. Nur wer geistig, als Mensch in seiner Ganzheit mit Denken, Spiritualität, Seele, Phantasie, Fühlen und Emotionen nach Erkenntnis strebt, könne den Weg zur Wahrheit finden.

Die Spiritualität mutierte zum Glauben, zur Unterwerfung unter das christliche Dogma. Denk- und Kritikfähigkeit waren in Glaubensdingen verboten und wurden streng verfolgt. Die Wissenschaft wurde zur Technik, einzig dem Fortschritt und der Machbarkeit verpflichtet ohne Rückkopplung an Ethik und Spiritualität. Noch etwas splitterte ab, als die Kirche mit dem Feuer von Giordano Brunos Scheiterhaufen den menschlichen Geist zertrümmerte: Die subjektive menschliche Individualität und mit ihr die menschlichen Emotionen und Gefühle. Denn in der technischen Wissenschaft gilt strikte Objektivität. Nichts Subjektives soll die Ergebnisse „verfälschen“. In der dogmatischen Religion war und ist eigenständiges Denken und Kritikfähigkeit tabu, gilt sehr schnell als Ketzerei.

Heimatlos verlor sich die menschliche Individualität und mit ihr Emotionen und Gefühle im Abgrund zwischen Dogma und Technik. Dort regredierten sie und wurden infantil. Die Emotionen verfielen dem Konsum, der Sucht und der Gier. Die Gefühle mutierten zur Sentimentalität, einem Schwelgen in Selbstmitleid und selbstgerechtem Pharisäertum, die jeder Logik und jeder Konfrontation mit der Realität feindlich gegenübersteht. Während Glaube und technisierte Wissenschaft subjektive Individualität strikt aus ihren Systemen ausschließen, schuf sich der Individualismus im modernen Hedonismus eine eigene Religion, die auf Konsum, Eitelkeit, Sentimentalität und egozentrischer Selbstverwirklichung basiert.

Aus diesem Grund wirken die Schriften Giordano Brunos einerseits so modern und andererseits so fremd. Sie sind ein Relikt aus einer Zeit vor der Fragmentierung des menschlichen Geistes und vor der Zersplitterung der menschlichen Realität in verschiedene Realitäten, die immer weniger zusammenpassen. Denn wenn es um die Widersprüche modernen Lebens und Denkens geht, so hat sich die Logik schon lange daraus verabschiedet. Zur Verwirrung trägt auch bei, dass diese Zersplitterung die ideale Grundlage für manipulative Sophismen jeder Art ist. So wird mit Ethik argumentiert, wenn es um Wirtschaftsinteressen geht, mit Menschenrechten, wenn es um Geopolitik geht, mit Humanismus, wenn es um Macht geht.

In den Schriften Giordano Brunos lösen sich diese scheinbaren Widersprüche auf. Die Spiritualität ist der Leitfaden für das logische Denken, die emotionale Begeisterung die Voraussetzung für das Erkennen von Wahrheit und die Seele die Grundlage von individueller Existenz. All dies sind Zumutungen für den modernen Wissenschaftler genauso wie für die christliche Kirche, die Giordano Bruno, anders als Galileo Galilei, nie rehabilitierte. Es sind aber auch Zumutungen für den modernen Hedonisten, für den Giordano Brunos „heroische Leidenschaft“ völlig unverständlich bleiben muss.

Erika Rojas

Giordano Bruno

Das dreifache Minimum und das Maß

I. und II. Buch

(De Triplici Minimo et Mensura)

Übersetzt von Erika Rojas

JORDANUS BRUNUS NOLANUS

Das Dreifache Minimum und das Maß

als Grundlage dreier spekulativer Wissenschaften und vieler

künstlerischer Tätigkeiten

in 5 Büchern

__________

dem edlen und ehrwürdigen Fürsten

Heinrich Julius

Herzog von Braunschweig und Lüneburg

Bischof von Halberstadt

Die Kapitel jedes Buches werden nach dem Vorwort dargestellt.

Das alphabetische Verzeichnis der wichtigsten Begriffe

und Grundsätze folgen am Schluss.

FRANKFURT

bei Johann Wechel und Peter Fischer

Teilhaber

__________

1591

Dem edlen und ehrwürdigen Fürsten

Heinrich Julius

Herzog von Braunschweig und Lüneburg, Bischof von Halberstadt

mit höchster Ehrerbietung

Johann Wechel S.

Sogar die Heiden, edler und ehrwürdiger Fürst, erkennen, dass Undankbarkeit ein abscheuliches Verbrechen ist. Deshalb glaubte auch Jordanus Brunus, der sich Eurer Freigebigkeit und Eures Edelmuts erfreute, es nicht unterlassen zu dürfen, offen vor den Augen aller Menschen ein Zeichen seines Dankes gegenüber Eurer Hoheit zu setzen. Unter allen Werken seines Fleißes, von denen er einige bereits beendet hatte, andere nur im Geist erwog, hielt er die Bücher „Das dreifache Minimum und das Maß“ für die würdigsten, Eurer edlen Hoheit gewidmet zu werden. Nachdem er das Werk in Angriff genommen und so sorgfältig wie möglich durchgeführt hatte, entwarf er nicht nur eigenhändig die Gestaltung des Buches, sondern machte auch selbst die Korrektur. Als schließlich nur noch die letzte Seite des Werkes fertigzustellen war, wurde er uns plötzlich entrissen, so dass er an den letzten Teil nicht mehr wie an die übrigen selbst Hand anlegen konnte. In einem Brief bat er mich jedoch, zu vollenden, was das Schicksal ihm selbst nicht mehr gestattet hatte, und das Buch in seinem Namen zu widmen. So konnte ich dem Abwesenden die Bitte nicht abschlagen, dieses Buch Eurer Hoheit zu widmen, und um meine Pflicht zu erfüllen, sage ich, biete an, empfehle und bitte untertänig, sowohl die Dankbarkeit des Autors als auch meine Bemühungen mit Wohlwollen und Nachsicht entgegenzunehmen sowie auch weiterhin die Schriften und die Schreibenden mit derselben Gunst zu fördern. Von Gott dem Allmächtigen, der Quelle alles Guten, erbitte ich mit ganzer Seele, dass Ihr dies noch lange und glücklich tun mögt.

Frankfurt, Februar 1591

_________________

I. Buch

Die Kapitel dieses Buchs

_____

I. Die Existenz des Minimums

1. Vorwort, in dem die Absicht, die dazu führenden Gründe, die Mittel und die Vorgehensweise erklärt werden.

2. Das Minimum ist die Substanz der Zahlen, der Größe und aller Elemente.

3. Deshalb erstreckt sich der Tod nicht auf die körperliche Substanz und noch viel weniger auf die Seele.

4. Alles kreist oder bewegt sich auf eine dem Kreis ähnliche Weise.

5. Die Beziehung dieser Betrachtungen zur Praxis wird von neuem erörtert.

6. Antwort auf die Annahme, das Kontinuum sei unendlich.

7. Mit mehreren Argumenten wird dasselbe Thema gefestigt.

8. Die Fragen, welche die Peripatetiker an sich selbst zweifeln ließen,  wurden von ihnen nicht gelöst.

9. Der Unterschied zwischen dem wahrnehmbaren Minimum  und dem einfachen oder natürlichen Minimum

10. Der Unterschied zwischen dem spezifischen Minimum  und dem absoluten Minimum

11. In jeder Gattung mit Abstufungen muss ein Minimum existieren.

12. In der Ebene ist die dem Minimum eigene Gestalt der Kreis,  bei den Körpern die Kugel.

13. Das Minimum und die Grenze gehören nicht zur selben Gattung von Größe.

14. Im Großen und Größten wird das Minimum sichtbar.

I. Kapitel

I. KAPITEL

Vorwort in dem die Absicht, die dazu führenden Gründe, die Mittel und die Vorgehensweise erklärt werden.

Wie der Geist, der den natürlichen Dingen innewohnt,

seine Kraft in bestimmten Stufen entfaltet,

so dass er sie in ihrem Rang unterscheidet

und zu einer sinnvollen Ordnung vereint,

so legt am Anfang das Werk des Denkens,

die lebendige Kraft des scharfen menschlichen Verstands,

die Einteilung fest, die er darauf anwenden will,

und das Maß, mit dem er es wägt.

Doch eine Vielzahl lärmender Sophisten,

führt die Menschen weit fort von den offenen Pforten,

wo sie mit Leichtigkeit die richtige Lehre erkennen

und den Aufgang des Lichtes bewundern könnten,

in dem alles erstrahlt, was durch die Stimme

von Mutter Natur so kunstvoll erklingt,

und durch ihre Gestalt vor unseren Augen erscheint.

Oh du, der du in sterblichen Herzen

ein unauslöschliches Feuer entflammst,

der du in meiner Brust ein so großes Licht aufleuchten Iässt

und ein so großes Feuer entzündet hast, dass ich,

nachdem ich hier und dort die Dunkelheit vertrieb

und die träge Schwere der lähmenden Last bezwang,

meine Sinne erheben und den unermesslichen Umkreis

der Sterne durchwandern kann,

du bist das Leuchten, das alles sieht,

und das Licht, in dem alles sichtbar wird.

Du hebst den Geist empor und führst

über den Äther hinaus die Sinne mit dir fort,

du hast meine Schläfrigkeit vertrieben

und schenktest mir die Gabe, wach zu sein.

Du bringst die Fähigkeit des Sehens hervor

und zeigst dich, während du alles Lebendige wahrst,

unseren Blicken in deiner Lebendigkeit.

Das Härteste durchdringst du mit sanftem Druck,

und alles, was Erde, Fluten, der Äther

oder der Abgrund umgibt, wird durch dich offenbar.

Blind nennt dich das Volk, weil es nicht sehen kann,

und ohne Geist, weil es geistlos ist.

Es gibt keinen Ort, kein Schicksal, keine Zeit und kein Alter,

die mich je bewegen könnten, meine Haltung zu verraten,

oder die mich überzeugen könnten,

dass falsch ist, was du meinen Augen zeigtest.

Denn ich weiß, dass keine Grenze alles umschließt,

dass die funkelnden Sterne in Wahrheit Welten sind,

und dass auch die Erde als wahrer, heiliger

und verehrungswürdiger Stern mit leuchtender Gestalt erglänzt.

Oh wie oft, mein Gott, haben deine Flügel den Fallenden gehalten,

wie oft, als das Gewicht der Sorgen mich niederdrückte,

war es deine Kraft, mein Höchster,

die mich hielt und nicht in den Abgrund stürzen ließ.

Durch den Anblick des gestirnten Himmels

warst du mir freundschaftlich nah,

hast die Nebel des schändlichen Wahnsinns vertrieben,

und durch deine ausgebreiteten Flügel,

in deren tausend Farben alles ringsumher ruht,

die wirren Trugbilder zerteilt.

Auch die Erde zeigt sich Phöbus geschmückt

mit blühendem Grün und glänzenden Fluten,

und während sie sein Antlitz gleich deinem widerspiegelt,

erscheint es für ihn und für dich in jedem ihrer Teile als Ganzes.

Weshalb habe ich heimlich und schüchtern nur

von der Liebe gesprochen,

welche die Erde, das Meer und der Himmel feiern,

und die Mutter Natur über allem hervorbringt?

Brenne in der müden Brust, mein Leben,

brenne stärker, ich bitte dich!

Bewahre nicht die Pfeile für mich in deinem Köcher!

Deine tausend Wunden sollen mir eine Wunde schlagen,

damit ich mich in ein einziges Leuchten verwandle,

wie ein einziges Auge das Ganze erkenne,

alles ringsumher sehe, mit einfachem Blick

Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft erkenne

und zugleich oben, unten und alles rings um mich betrachte.

Es bleibt noch, dich aus tiefstem Herzen zu bitten:

Blicke mit aufmerksamem Geist auf das Edle,

das die Erde auf ihrer gewölbten Masse trägt

und das vergleichbar den großen Sternen am Himmel ist!

Blicke auf Julius aus edlem königlichem Stamm,

der einst einem unbesiegten Reich,

das im Zeichen des Krieges die Völker Europas unterwarf

und bis zu den heißen Ländern Libyens und Asiens

Unruhe gebracht hat, das Zeichen des Sieges entriss

und den Völkern Germaniens die Freiheit gab!

Dies ist Heinrich Julius, den ich besser kenne,

als meine Worte ihn beschreiben können,

denn ich weiß, dass die dreifache Gunst

eines angenehmen Wesens, der Schönheit

und des Ruhmes der Freigebigkeit

nur durch dich gegeben sein kann,

und sich nur durch dich in einer einzigen Brust vereint.

Wenn du auch, gütiger Gott, mit deinen Augen

in der Höhe alles wahrnehmen kannst,

sah ich hier doch jenen, dessen Schwester

mit dem Königreich der Dänen verbunden ist,

die vornehme Schwester einer anderen Nymphe

die mit einem großen Helden verheiratet ist,

zu dessen Königtum das berühmte Britannien aufblickt,

der als Verwandter die gegenwärtige Hochzeit feiert

und bei der Trauung des geistlichen Führers anwesend ist.

Diesen bitte ich, sich nicht von unseren Musen abzuwenden,

während er sich am Anblick der göttlichen Nymphe erfreut,

und dass er sich durch die süßen Fesseln nicht von heroischen Taten

und der klugen Erfüllung seiner königlichen Pflichten abhalten lässt.

Ich bitte ihn, meine Werke nicht als wertlos zu betrachten

und die Gaben Minervas nicht als unsinnig zu verachten.

Denn wie man bisweilen ein fremdes Haus

durch die Behändigkeit eines Tieres viel schneller erreicht,

wenn man den schaumbedeckten Rücken des Pferdes antreibt,

und durch die gekonnte Berührung der anspornenden Gerte

die schweren Hufe wie ein mit Kraft geschleuderter Speer

nach dem Willen des Reiters schneller laufen,

als ob sie fliegen würden, wenn sich die Muskeln spannen,

so wird auch alles aus meinem Bereich

durch von Gott gegebene Kraft gewirkt und vollendet.

Deshalb wird sich ein solch erhabener und würdiger Fürst

zuweilen diesen Studien widmen,

die einmal begriffen sich als sehr leicht erweisen.

Denn wieviel auch der Körper eines Pferdes vermag,

wie sehr es die Muskeln spannt und seine Kraft wahrt,

mit welch erstaunlicher Schnelligkeit es sich auch bewegt,

wirkt eine ähnliche Kraft auch in diesem Bereich,

in dem es genügt, wenn ein einziger frei ist von Furcht,

um es allen zu überbringen.

Auch wenn mich wie jeden Krankheit

oder Alter dahinraffen werden,

so doch nicht mein Werk,

denn die Gaben des Geistes,

durch die ein einziger Tausenden vorauseilen kann,

und durch die einst gemeinsam mit Kraft und Kriegsglück

der Erdkreis bezwungen wurde,

bewahren ihren Ruhm viele Jahrhunderte lang.

Daher erhebt sich manch Werk des Geistes wie ein riesiger Berg,

und seine Bedeutung wächst, je länger es währt,

so dass man glaubt, es zeige alleine dadurch seinen Wert,

dass es für sehr lange Zeit

eine solche oder größere Macht besaß.

Dennoch sollte der Verfasser so viel Geist besitzen,

seiner Kraft ein erhabenes Ziel zu setzen

und nicht jede Form für würdig zu halten.

Denn auch wenn man ihn ins Unermessliche erhebt,

so dass er mehr und mehr in Gestalt eines Gottes erscheint,

kann keiner dieses Ziel in der Spanne

eines einzigen Lebens erreichen, selbst wenn

einem sterblichen Los solche Ehren angemessen wären.

Kein Werk ist für gering zu achten,

das zeigt, was der Scheibe der Sonne eingeschrieben ist,

und das weder die Erdichtungen der Sophisten widerlegen

noch die Eifersucht der Priester verleumden kann.

Jeder, der es begreift, wird es deshalb

eines so großen Fürsten für würdig halten.

Denn am Ende wird es sich als richtig erweisen,

dass die riesigen, einander widerstreitenden Elemente

von den Schicksalsgöttern gezwungen wurden,

sich zu einer einzigen Masse zu verbinden.

So entzünde das Licht deines erhabenen Geistes,

das eine hohe Gottheit dir gab,

betrete den Tempel, berühmter Herzog,

und glaube deinen Augen,

denn wie wenig aus dem vielen, was ich zeige,

auch begriffen werden mag,

kann dein geistlicher Sinn diesem

als dem Würdigsten dennoch Glauben schenken.

Kein Besserwisser aus den Abgründen der Grammatik,

für die jede Weisheit Aufruhr bedeutet,

wie hoch er sich durch seine Titel auch erheben mag,

ist würdig, sich dir zu nähern oder dich zu belehren,

und niemand, der an diesem Leuchten nicht teilhat,

kann meine Schriften als ungelehrt verachten

oder meine Worte als unwahr verleumden.

Ihre Ordnung stimmt mit den Worten Gottes überein

und entspricht unseren Sinnen,

denn wie ungern man es auch eingestehen mag,

bestätigen die Sinne durch ihr Gewicht meine Lehre.

Hier endet der im Überfluss vorhandene Neid,

was immer er ausschließen oder behaupten mag,

und es beginnt das neue Wissen verstanden zu werden.

Vieles, was bereits verschollen war,

wird durch die Kraft seines Verdienstes wieder erhöht,

und es wird fallen, was durch seine Worte in Ehren stand,

nur weil Gewohnheit und Brauch es so wollen.

Wenn wir die ruhmreichen Lehren früherer Weiser

durch die alten Worte

aus finsterer Tiefe wieder ans Tageslicht bringen,

werden sie der Brauch und die Grundlage sein,

auch als Neuheit, wenn es nötig sein sollte,

denn da man sie aus jeder Quelle entnehmen kann,

können wir ihre Worte von neuem verkünden.

Während die Grammatiker

mit ihren Worten nur Gewohntes bewahren wollen,

gebrauchen wir die Worte, um Gewohntes zu enthüllen,

damit ihre alberne Gattung nicht mit schändlichem Geist

alle Arten vermengt und frech alle Gattungen in Unordnung bringt,

so dass alles Wissen und alle Künste

sich die Schuhe der Grammatiker überstreifen müssen.

Oh ihr Musen, kommt herbei aus allen Bereichen,

damit die hohe Weisheit die Ehre empfängt,

denn es soll alles bewiesen werden,

was auch immer das Papier von den Worten der Sybille

oder Evanders Grab zu berichten weiß.

Die Verse Ovids und Vergils

zeigen das verehrte Bild ohne Früchte zu tragen,

da sie überall nur Flickwerk und Bruchstücke überliefert hatten.

Dennoch sehe ich lebendig und deutlich des Herkules Mühen,

der mit verdoppelter Kraft Antäus bedrängt,

sehe den Untergang der Welt,

wenn Phaeton den väterlichen Wagen zieht,

so dass, wenn er nach oben blickt,

das himmlische Königreich brennt, worauf sogleich

die Woge des Meeres verdampfend den Himmel berührt,

wenn der Fallende sich auf die Schultern des Atlas stützt.

Die alten Fabeln, die das Antlitz der Welt im Einzelnen zeigen,

verschönern das neu erworbene Wissen.

Ich sehe Minos, der mit einem Helmbusch geschmückt

seinen Schild nimmt und einen kunstvollen Speer in Händen dreht.

Ich sehe Arkturus, der Kraft und Künste vereint,

ich sehe Gottfried, den Turnus bekleidet,

während der Sieg des Aeneas Pipinus

und die Niederlage des Achill Rolandus erfreut.

So entstehen aus alten Lumpen neue Kleider

und aus abgetragenen Unterhosen

wird das Gewand eines neuen Cäsars gewoben.

1. Gott ist der Geist über allem. Die Natur ist der Geist, der allem innewohnt. Der Verstand ist der Geist, der alles durchdringt. Gott bestimmt und ordnet. Die Natur führt aus und wirkt. Der Verstand betrachtet und wägt ab. Gott als die Monade ist die Quelle aller Zahlen. Seine Einfachheit ist die Substanz aller Größe und Zusammensetzung, und seine Erhabenheit ist die Kraft, die über allem, über dem Zahllosen und Unermesslichen, steht. Die Natur ist die zählbare Zahl, die messbare Größe, die wahrnehmbare Kraft. Der Verstand ist die zählende Zahl, die messende Größe, die wägende Kraft.

8. Gott fließt durch die Natur in den Verstand ein, und der Verstand erhebt sich durch die Natur zu Gott. Gott ist die Liebe, das Bewirkende, die Klarheit, das Licht. Die Natur ist das sich zeigende Liebenswerte, das Feuer und die Wärme. Der Verstand ist das Liebende, etwas, das zugrunde liegt, um von der Natur erwärmt und von Gott erleuchtet zu werden.

49. Die Sinne sind Augen im Kerker der Finsternis. Sie erblicken die Farben und die Oberfläche der Welt wie durch Gitterstäbe oder kleine Öffnungen. Der Verstand empfängt das Licht der Sonne wie durch ein Fenster und spiegelt es zurück, wie man es am Mond erblickt. Die Augen des Bewusstseins betrachten wie im Freien und von einem hohen Beobachtungsposten aus in alle Richtungen im Allgemeinen und im Verschiedenen über allen Besonderheiten, Störungen und Verwirrungen die hell leuchtende Sonne selbst.