Das Edison-Prinzip - Jens-Uwe Meyer - E-Book

Das Edison-Prinzip E-Book

Jens-Uwe Meyer

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Beschreibung

Im Berufsalltag stehen wir ständig unter dem Druck, kreativ sein zu müssen. Doch man muss kein Genie sein, um gute Ideen zu haben! Selbst der geniale Erfinder Thomas Edison schüttelte seine Erfindungen nicht aus dem Ärmel. Dieser Ratgeber vermittelt Edisons Erfolgsstrategien und bietet ein System, das in 6 Schritten zum erfolgreichen Generieren von Ideen führt. »Jens-Uwe Meyer zeigt eindrucksvoll, dass Kreativität nichts mit Geistesblitzen zu tun hat, sondern Ergebnis einer offenen Herangehensweise an Alltagsprobleme ist.« Prof. Dr. Torsten Wulf, Academic Director MBA Programs/Chair of Strategic Management and Organization, Handelshochschule Leipzig

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Jens-Uwe Meyer

Das Edison-Prinzip

Der genial einfache Weg zu erfolgreichen Ideen

Campus VerlagFrankfurt/New York

Die App zum Buch

In der App zum Buch können Sie die im Buch beschriebenen Techniken und Beispiele jederzeit nachlesen. Scannen Sie den QR-Code oder geben Sie den Link direkt auf Ihrem Gerät ein und schon kann es losgehen!

http://tinqr.com/dZ

Über das Buch

Im Berufsalltag stehen wir ständig unter dem Druck, kreativ sein zu müssen. Doch man muss kein Genie sein, um gute Ideen zu haben! Selbst der geniale Erfinder Thomas Edison schüttelte seine Erfindungen nicht aus dem Ärmel. Dieser Ratgeber vermittelt Edisons Erfolgsstrategien und bietet ein System, das in 6 Schritten zum erfolgreichen Generieren von Ideen führt.

Jetzt mit neuen Methoden zum Problemlösen und Nutzen neuer TrendsMit App zum Buch

»Jens-Uwe Meyer zeigt eindrucksvoll, dass Kreativität nichts mit Geistesblitzen zu tun hat, sondern Ergebnis einer offenen Herangehensweise an Alltagsprobleme ist.«Prof. Dr. Torsten Wulf, Academic Director MBA Programs/Chair of Strategic Management and Organization, Handelshochschule Leipzig

Über den Autor

Jens-Uwe Meyer ist einer der »führenden Experten für Innovation in Deutschland« (FAZ). Als Inhaber der Firma die Ideeologen – Gesellschaft für neue Ideen mbH berät er Unternehmen und internationale Konzerne bei der Entwicklung und Umsetzung von Innovation. Er leitet den Studiengang Master of Management and Innovation an der Steinbeis Hochschule Berlin und ist Autor von sieben Büchern und zahlreichen Fachartikeln.

Inhalt

Einleitung: Sie sind viel kreativer, als Sie glauben

Ideen sind kein Hexenwerk

Kreativität – der falsch verstandene Begriff

EDISON: Ideen entwickeln mit System

Teil 1 EDISON – Sechs Schritte zur erfolgreich umgesetzten Idee

Schnelleinstieg: Wie man eine Glühbirne erfindet

Das Geheimnis des Geistesblitzes

Die Glühbirne: Der geplante Geistesblitz

Das Edison-Prinzip als Entwicklungsprozess

Der Zyklus der sechs Schritte

Erkennen: Sehen Sie, was andere übersehen

Methode 1: Die mentale Kamera – Technik zum kreativen Beobachten

Methode 2: Die ZAUBER-Formel – Anleitung zum Problemesuchen

Methode 3: Der kreative Hammer – Zerstörungswut legal nutzen

Methode 4: Die Glaskugel – mit Trends in die Zukunft blicken

Methode 5: Für ganz Eilige – der Schnelleinstieg mit dem Kopfstand

Definieren: Gewinnen Sie neue Blickwinkel, finden Sie neue Wege

Methode 6: Die Begriffsnachbarn – assoziative Fragen entwickeln

Methode 7: Der Fünf-Brillen-Blick – mit neuen Perspektiven zu neuen Fragestellungen

Inspirieren: Betreten Sie kreatives Neuland

Methode 8: Der Ideenschwamm – fremde Ideen aufsaugen

Warum es sinnvoll sein kann, sich zu verzetteln

Sammeln: Wie Sie Ihre kreative Energie freisetzen

Öffnen Sie Ihre mentalen Schubladen

Methode 9: Das Kaleidoskop – durch kreatives Kombinieren zu neuen Ideen

Aktivieren Sie Ihr Kaleidoskop

Optimieren: Entwickeln Sie erfolgreiche Konzepte

Methode 10: Der GOLD-Test – die wertvollsten Ideen herausfiltern

Methode 11: Die Verwandlungsbox – der Weg zu zahlreichen Konzeptalternativen

Nutzen: Vom Konzept zum erfolgreichen Innovationsprojekt

Methode 12: WIE? – die wichtigste Frage für die Umsetzung

Methode 13: Die Felsbrocken-Technik: Hindernisse in neue Chancen verwandeln

Der Ich-TÜV: Ihre monatliche Checkliste für die Umsetzung

Teil 2Edisons sieben Gesetze der Kreativität

1. Das Gesetz der kreativen Unzufriedenheit: »Unzufriedenheit ist die erste Voraussetzung für Fortschritt«

Zufriedenheit macht blind

Unzufriedenheit – der Treibstoff des Kreativen

Destruktive und konstruktive Nörgler

2. Das Gesetz des kreativen Drucks: »Eine kleine Erfindung alle zehn Tage, eine große Sache alle sechs Monate«

Der kreative Hintern braucht einen Tritt

Setzen Sie sich unter Druck – Ideen wie aus dem Schnellkochtopf

3. Das Gesetz der kreativen Vision: »Um zu erfinden, brauchen Sie eine gute Vorstellungskraft«

Phantominnovationen: Alle reden drüber, keiner sieht sie

Unmöglich ist nur ein Mangel an Fantasie!

Träumer und Realisten

4. Das Gesetz des kreativen Scheiterns: »Für eine großartige Idee brauchen Sie eines: viele Ideen«

Kreative scheitern öfter. Und sie lieben es!

Schöner scheitern – der Weg zum kreativen Erfolg

5. Das Gesetz des kreativen Umfelds: »Es gibt hier keine Regeln. Wir versuchen, etwas zu erreichen!«

Regeln – eine typische Denkbremse

»Bremser« identifizieren

Wie Sie Ideen gegen Excel-Fetischisten durchsetzen

6. Das Gesetz der kreativen Inseln: »Die besten Gedanken kommen in der Abgeschiedenheit«

Angeln ohne Köder – Edisons ungewöhnliche Ruhepausen

7. Das Gesetz der kreativen Leidenschaft: »Ich habe nicht einen Tag meines Lebens gearbeitet. Es war alles Spaß.«

Kreativität macht Spaß – Spaß macht kreativ

Sind Sie vielleicht ein Rocker? Finden Sie Ihre kreativen Leidenschaften

Schlusswort: Bleiben Sie kreativ!

Literatur

Register

EINLEITUNG: SIE SIND VIEL KREATIVER, ALS SIE GLAUBEN

»Genie ist 1 Prozent Inspiration und 99 Prozent Transpiration.«

Thomas A. Edison

»Wow! Eine Glühbirne erfinden, das könnte ich nicht!« Doch, Sie können das. Sie brauchen kein Genie zu sein, Sie tragen alle Anlagen in sich. Sie können heute noch damit anfangen, Ideen zu entwickeln, die Sie selbst zum Staunen bringen. Sie müssen nicht den ganzen Tag auf Geistesblitze warten: Ideenfindung ist ein Handwerk, das Sie erlernen können.

Ideen lassen sich sogar planen: »Eine kleine Erfindung alle zehn Tage, eine große Sache alle sechs Monate«, das war das Ziel von Thomas Edison. Er entwickelte Ideen wie am Fließband. Das können Sie auch.

Das Edison-Prinzip, das Sie in diesem Buch kennen lernen werden, ist nicht irgendeine Kreativtechnik. Es ist die Denkweise von Thomas Edison. Gemessen an der Zahl und der Bedeutung seiner Ideen ist er bis heute der erfolgreichste Erfinder aller Zeiten. Er baute ein Firmenimperium auf, das etwa 30 Unternehmen umfasste. Er hat nicht irgendwelche Dinge erfunden, sondern Dinge, die die Welt veränderten und denen Sie noch heute – mehr als 75 Jahre nach seinem Tod – jeden Tag begegnen. Sie stehen auf und schalten eine Glühlampe ein – die bekannteste Entwicklung Edisons. Sie legen eine CD ein oder hören Musik auf Ihrem iPod – Thomas Edison gilt als der Erste, der eine menschliche Stimme aufnahm und damit die Welt begeisterte. Wenn Sie fernsehen, sehen Sie auf einem Nachrichtenkanal einen Lauftext mit Aktienkursen, auf einem anderen läuft ein Spielfilm – beides Erfindungen, die auf Edison zurückgehen. Er erfand den telegrafischen Börsenticker und den Kinematografen, einen Vorläufer der Filmkamera. Sie lassen Ihr Auto an und stoßen schon wieder auf Edison: Der Akkumulator stammt von ihm. Und Sie können an Edison denken, wenn Sie im Büro das nächste Mal ein Kopiergerät benutzen oder ein Fax versenden: Für beide Geräte entwickelte er die Grundlagen. All diese Erfindungen waren kein Zufall. Sie waren das Ergebnis eines einfachen, aber genialen Prinzips.

IDEEN SIND KEIN HEXENWERK

»Ich habe nie etwas Wertvolles zufällig getan. Keine meiner Erfindungen war Zufall.«

Thomas A. Edison

Edison hatte einen Weg gefunden, Ideen systematisch zu entwickeln und sie zum Erfolg zu führen. Einen Weg, der erlernbar ist. Edison selbst hat ihn anderen beigebracht. Er war kein einsames Genie, das Dinge vollbrachte, die niemand anders vollbringen konnte. Die meisten seiner Erfindungen entstanden in einer von ihm konstruierten Ideenfabrik, in der er seine Angestellten für sich arbeiten und erfinden ließ. Viele von ihnen kamen, obwohl Edison ihnen schon beim Einstellungsgespräch sagte: »Also: Wir zahlen überhaupt nichts und wir arbeiten immer.« Sie kamen, um von ihm zu lernen, wie man Ideen entwickelt. Er brachte ihnen das bei, was wir heute das Edison-Prinzip nennen. Das Bestechende an seinem Prinzip ist, dass es einfach ist. So einfach, dass Sie beim Lesen häufiger verblüfft sagen werden: »Das gibt es ja nicht! So einfach ist das, neue Ideen zu entwickeln?« Sie werden in diesem Buch erfahren, wie Edison seine größten Erfindungen systematisch entwickelte. Und Sie werden anhand von Beispielen sehen, wie Sie seine Schritte in Ihrem Alltag anwenden können. Sie werden staunen, welche Ideen Sie für ein (scheinbar) langweiliges Produkt wie weiße Wandfarbe entwickeln können. Suchen Sie nach Ideen, mit denen Sie sich selbstständig machen können? Anhand eines Restaurants zeige ich Ihnen, wie Sie mit dem Edison-Prinzip einzigartige Serviceideen entwickeln können. Und falls Sie als Mitarbeiter eines Unternehmens gerade Ideen suchen, wie Sie Ihr Gehalt aufbessern können, möchte ich meinen Beitrag dazu leisten: Sie entwickeln Ideen, wie Sie kreativ zur nächsten Gehaltserhöhung kommen.

Sie müssen kein Einstein sein

Wenn wir an Kreativität denken, sind wir oft geblendet von Halbgöttern wie Einstein oder Michelangelo. Dann denken wir: Das können wir nie! Und genau das blockiert uns. Sie müssen ja nicht gleich heute Abend vor dem Fernseher die Relativitätstheorie auf den Kopf stellen oder Ihr Schlafzimmer in die Sixtinische Kapelle verwandeln. Auch Edison fing nicht gleich mit der Glühbirne an. Aber Sie können heute damit beginnen, sich die Grundlage für Ihre kreativen Erfolge zu schaffen: Die sechs Schritte des Edison-Prinzips, die Sie in diesem Buch kennen lernen werden. Das Faszinierende am Edison-Prinzip ist: Sie können es als Denkhilfe anwenden und in weniger als 20 Minuten schnelle Ideen entwickeln. Sie können es als Grundlage für interne Ideenfindungs-Workshops nutzen, so wie ich es mit meinen Seminarteilnehmern und Kunden tue. Sie können das Edison-Prinzip aber auch nutzen, um den Ideenfindungsprozess innerhalb eines Unternehmens zu gestalten. Die Systematik der sechs Schritte bleibt immer die gleiche.

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»Du kannst deine Träume nicht verwirklichen, bevor du einen Traum hast, mit dem du beginnst.«

Thomas A. Edison

Das Edison-Prinzip: In der Praxis erprobt

Seitdem 2008 die erste Auflage des Edison-Prinzips erschienen ist, haben mehrere Tausend Mitarbeiter internationaler Konzerne und mittelständischer Unternehmen, Seminarteilnehmer und Studenten die Techniken dieses Buchs trainiert und angewendet. Die Methoden des Edison-Prinzips und der darauf basierenden Toolbox haben wir mit meinem Unternehmen »Die Ideeologen« in mehr als 100 Innovation Bootcamps zur Entwicklung neuer Produkte, Dienstleistungen, Prozesse und Geschäftsmodelle angewendet. Darunter waren Produktideen für den Nahrungmittelhersteller Nestlé, innovative Produktionsverfahren für BMW, neue Servicekonzepte für den Reiseveranstalter Thomas Cook AG, visionäre Funktionalitäten für Geschirrspüler von Miele und den mittelständischen Hersteller Hobart. Wir haben die Methoden angehenden Managern in MBA-Studiengängen der Handelshochschule Leipzig, der Steinbeis-Hochschule Berlin und dem Euro MBA vermittelt. Unternehmen wie AstraZeneca und die Deutsche Telekom haben die Methoden aus diesem Buch auf ihr Unternehmen angepasst und interne Mitarbeiter darin ausgebildet, systematisch neue Ideen zu entwickeln. Alle Teilnehmer und Unternehmen haben die Erfahrung gemacht, dass Ideenentwicklung nicht nur den wenigen Genies auf dieser Welt vorbehalten ist. Und dass sie mithilfe des Edison-Prinzips bessere Ideen entwickeln können.

Ich sage bewusst: »… können.« Denn wir haben unzählige Teilnehmer kennen gelernt, die nicht kreativ sind, weil sie in ihrem Kopf feste Denkschablonen haben: Theoretisch könnten sie geniale neue Ideen entwickeln, doch sie schaffen es nicht, aus dem auszubrechen, was sie seit Jahren tun und denken. Manchmal liegt es an ihnen, manchmal auch an ihrem Umfeld. 2011 haben wir eine Studie zur kreativen Kultur in Unternehmen veröffentlicht, die zeigt, dass Ideen nicht immer willkommen sind. Die Ergebnisse dieser Studie, die auf mehr als 250 wissenschaftlichen Arbeiten beruht, haben wir 2013 zu Innolytics® weiterentwickelt, einem Analyseinstrument, mit dem Unternehmen das Umfeld für neue Ideen und Innovationen messen können. In diesem Buch werden Sie einige dieser Faktoren kennenlernen. Zunächst aber gilt es, Ihr kreatives Potenzial zu wecken.

Kreativ oder nicht kreativ – Sie haben die Wahl

In einer Stunde steht Ihre Schwiegermutter vor der Tür. Oh Gott! Da muss etwas zu essen her, und zwar schnell! In genau einer Stunde muss etwas auf dem Tisch stehen, das lecker aussieht, köstlich duftet und garantiert schmeckt. Was machen Sie? Beginnen Sie zu experimentieren? Kreieren Sie ein Gericht, von dem Sie weder wissen, wie lange die Zubereitung dauert, noch was am Ende dabei herauskommt? Natürlich nicht. Sie brauchen eine sichere, kalkulierbare Lösung, die hundertprozentig überraschungsfrei ist.

Aber könnten Sie theoretisch etwas Neues probieren? »Ja, natürlich«, denken Sie. »Ich brauche Zeit und Lust, ein paar Anregungen, die passenden Zutaten und ein paar allgemeine Kochtechniken. Ach ja, und dann brauche ich ein Opfer, das sich bereiterklärt, das Ganze am Ende zu essen.« Sie können also kreativ sein. Sie sind es nur nicht, weil Sie bei der Schwiegermutter auf Nummer sicher gehen. Nicht viel anders ist es in Ihrem Job. Sie brauchen eine Situation, in der Sie etwas Neues ausprobieren können, die entsprechende Motivation, die richtigen Inspirationen, das entsprechende Know-how und Menschen, die bereit sind, das Ergebnis zu akzeptieren, auch wenn es ihnen nicht schmeckt.

Für 90 Prozent aller Aufgaben im Beruf brauchen Sie erprobte, sichere und verlässlich kalkulierbare Lösungen. Doch Achtung! Denkschablonen anwenden, also Dinge genauso wiederholen, wie man es gelernt hat, kann jeder, also Dinge genau so wiederholen, wie man sie gelernt hat. Das ist der Grund, warum man ganze Fabriken von heute auf morgen in einen anderen Teil der Welt verlegen kann: Weil dort andere Menschen die gleichen Denkschablonen anwenden können. Nur eben billiger. Die anderen 10 Prozent Ihrer Arbeitsaufgaben verlangen das, was Sie unersetzbar und einzigartig macht. Ideen lassen sich nicht standardisieren. Kein Computerprogramm dieser Welt kann Ideen produzieren. Und niemand außer Ihnen kann Ihre Ideen erfolgreich umsetzen. Die 10 Prozent der Aufgaben, bei denen Sie kreativ sind, machen den Unterschied!

Wirtschaft 3.0 – die kreative Revolution

Fragen Sie mal einen durchschnittlichen Mitarbeiter aus einem durchschnittlichen Unternehmen: »Sind Sie kreativ?« Oder: »Arbeiten Sie in der Kreativwirtschaft?« Was glauben Sie, welche Antwort Sie bekommen?

»Nein, ich bin nicht kreativ, ich schiebe Akten hin und her.«

»Kreativ? Wie bitte? Wir sind ein mittelständischer Fertigungsbetrieb für Kunststoffe, bei uns sind wir nicht kreativ.«

»Kreativwirtschaft? Ich kenne eine kreative Wirtschaft, ansonsten haben wir mit so etwas nichts zu tun. Wir stellen seriöse Produkte für die Medizinbranche her.«

Wer so antwortet, ist ein Auslaufmodell. »In einer Zeit, in der sich die Welt immer schneller verändert, ist Kreativität auf einem historischen Allzeit-Hoch«, schreiben die renommierten Forscher James C. Kaufman und Robert J. Sternberg in der 2010 erschienenen Ausgabe des Cambridge Handbook of Creativity. In den vergangenen Jahren hat es geradezu einen Boom in der Kreativitätsforschung gegeben. Selbst Mangementgurus wie Robert M. Grant, der Verfasser eines Standardwerks für Unternehmensstrategien, betonen mittlerweile, dass sich das Denken in Zeiten von Unsicherheit und schnellem Wandel neu formt. Was Unternehmen früher getan haben, um profitabler zu werden – die Reduktion von Kosten, die Optimierung von Geschäftsprozessen etc. –, ist nach wie vor wichtig, jedoch kommt etwas Entscheidendes hinzu: neue Geschäftsfelder zu identifizieren und zu erschließen.

In den USA beschäftigen sich Wissenschaftler renommierter Business-Schulen seit Jahren mit dem Begriff »Corporate Creativity«, also der Frage, wie Unternehmen kreativer werden können. Ein Lehrgebiet, das in Deutschland noch in den Kinderschuhen steckt. Als ich an der Handelshochschule Leipzig im Herbst 2007 erstmals angehende Manager in dieser neuen Disziplin unterrichtet habe, wurde ich von vielen erstaunt angeguckt: »Was sollen Manager denn mit Kreativität? Sie lernen doch ihre Managementmodelle und Analysen.« Das war das alte Denken. Das neue Denken fordert: Gutes Management ist kreativ!

Sie können das an den innovativen Studiengängen erkennen, die an verschiedenen Hochschulen entstehen. So habe ich beispielsweise an der Steinbeis-Hochschule Berlin die Studienleitung für den Studiengang »Master of Management & Innovation« übernommen. Es ist ein Studiengang, der so noch vor wenigen Jahren undenkbar war: Kreativitätsmanagement und -techniken sind ein Teil des Programms. Die Studenten beschäftigen sich aber auch mit ungewöhnlichen Fragen wie beispielsweise: Wie analysiert man Märkte, die es heute noch gar nicht gibt? Für solche Fragen und Herausforderungen brauchen Sie Ideen und Kreativität.

Mitarbeiter, die in der Lage sind, neue Wege vorzudenken, ungewöhnliche Lösungen zu entwickeln und dort Neues aufzubauen, wo das Alte nicht mehr funktioniert, werden künftig zu den wichtigsten Köpfen in Unternehmen gehören. Kreatives Denken und Handeln sind Ihre Schlüsselkompetenzen für die kommenden Jahre!

KREATIVITÄT – DER FALSCH VERSTANDENE BEGRIFF

Noch immer wird Kreativität häufig vor allem mit künstlerischem Schaffen, Hollywood und Werbung assoziiert. Daneben entstand ein neues Denken, das maßgeblich von Edisons Ansätzen geprägt wurde. Es entstand unter anderem an der berühmtesten und profiliertesten Universität der USA: der Harvard-Universität. Professorin Teresa Amabile, die seit 30 Jahren zu dem Thema forscht, widerlegte bereits 1996 einige typische Missverständnisse über Kreativität:

Missverständnis 1: Kreativität ist eine Eigenschaft bestimmter Persönlichkeiten. Kreativität ist vielmehr ein bestimmtes Verhalten oder führt zu einem neuen Produkt oder einer neuen Ideee, als dass es die Qualität einer Persönlichkeit beschreibt. (Was bedeuten würde, dass alles, was eine kreative Persönlichkeit tut, automatisch kreativ ist.)

Missverständnis 2: Kreativität gehört vor allem in den Bereich der Kunst. Kreativität ermöglicht neues und zweckdienliches Verhalten in jedem Bereich menschlicher Aktivität. Management, Wissenschaft, Schriftstellerei, Kindererziehung, soziale Interaktion, Malerei – überall finden wir kreatives Verhalten.

Missverständnis 3: Kreativität setzt eine besondere Intelligenz voraus. Sicherlich spielt Intelligenz eine Rolle für die Kreativität, doch die Forschung zeigt, dass es nicht genügt, »schlau« zu sein. Oberhalb eines normalen IQ gibt es keinen klaren Zusammenhang zwischen Intelligenz und Kreativität.

Missverständnis 4: Kreativität ist stets gut. Neues und zielgerichtetes Verhalten kann ebenso zu schlimmen und schrecklichen Dingen führen wie zu guten, verantwortungsvollen und konstruktiven Lösungen.

Sie sind kreativ, wenn Sie kreativ handeln. Wenn Sie neue Ideen entwickeln, das Bestehende infrage stellen, neue Denkansätze produzieren. Sie sind dagegen noch nicht kreativ, nur weil Sie dazu theoretisch in der Lage wären.

»Was du bist, zeigt sich in dem, was du tust.«

Thomas A. Edison

Der vermeintlich so langweilige und eingefahrene Buchhalter, der neue und bessere Wege der Datenverarbeitung ersinnt, ist kreativer als der Mitarbeiter einer Werbeagentur, der sich auf den ausgetretenen Pfaden seiner Zunft bewegt.

Selbst Buchhalter können kreativ sein – völlig legal

200 Menschen, bei denen man Kreativität zunächst nicht vermuten würde, durfte ich Ende 2007 auf der Weltfinanzkonferenz eines großen deutschen Konzerns kennen lernen. Ich hielt dort zum Thema »Wie kreativ darf die Finanzabteilung sein?« einen Vortrag. Anschließend diskutierten der Finanzvorstand sowie die Leiter der weltweiten Finanz- und Controllingabteilungen des Konzerns über Kreativität im Finanzwesen. Die Finanzabteilung dieses Unternehmens ist ein kreativer Vulkan im Vergleich zu vielen Werbeagenturen, in denen bewährte Themen mit bewährten Rezepten umgesetzt werden.

Was bitte schön ist kreativ daran, wenn das routiniert retuschierte Foto von einem lächelnden Heidi-Klum-Imitat zu einem Werbeplakat für irgendein Produkt verarbeitet wird? Was bitte schön soll kreativ daran sein, einen austauschbaren Slogan zu entwerfen? Das eine Geschäft wirbt mit »Einfach gut einkaufen«, das nächste mit »Mehr als nur einkaufen«, und die Wahnsinns-Kreativen der dritten Werbeagentur kommen auf …? Richtig: »Besser einkaufen.« Wie viele »kreative« Kampagnen sind einander so ähnlich, dass Sie beim Anblick des Plakats gar nicht wissen, wofür da gerade geworben wird? Lassen Sie sich nicht von der Hülle täuschen! Nur weil etwas oder jemand kreativ aussieht, finden Sie noch lange keine Kreativität. Und umgekehrt heißt das: Nur weil Ihr Job nicht kreativ aussieht, heißt das noch lange nicht, dass er nicht kreativ ist. Oder kreativ sein kann.

Motivation schlägt kreative Fähigkeiten

Es gibt keinen einzigen Job, in dem Sie nicht kreativ sein können. Sie müssen es vor allem wollen. Ja, wollen! Der Wille war die größte Antriebsfeder von Thomas Edison, und selbst Harvard-Wissenschaftler wie Teresa Amabile – die sich traditionell eher vorsichtig ausdrücken – sagen inzwischen: »Kein Fachwissen und keine Kreativmethode kann fehlende Motivation kompensieren. Aber bis zu einem gewissen Maß kann Motivation ein Defizit an Fachwissen und an kreativen Fähigkeiten ausgleichen.«

»Die drei wichtigsten Dinge, um Wertvolles zu erreichen, sind: harte Arbeit, Ausdauer und gesunder Menschenverstand.«

Thomas A. Edison

An der Harvard-Universität wurde Kreativität mittlerweile radikal neu definiert. Weg vom alten Denken, wonach Ideen das Luxusgut einer kleinen begnadeten Elite sind. Für Teresa Amabile entsteht Kreativität aus drei Quellen: Fachwissen, kreativen Fähigkeiten und Motivation. Ohne Fachwissen geht es nicht oder nur in den seltensten Fällen. »Eine Idee setzt sich aus verschiedenen Elementen und verschiedenen Teilen von Erfahrungen zusammen, um etwas Neues zu erschaffen«, sagt der Brite Edward de Bono, einer der führenden Lehrer für kreatives Denken, in der ARTE-Dokumentation Die Invasion der Ideen. Das bedeutet, dass da etwas an Erfahrung vorhanden sein muss. Ansonsten ist Ihr Kopf mit einer Software vergleichbar, die auf einer leeren Festplatte Analysen betreiben soll. Wo nichts ist, kann auch nichts entstehen.

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Quelle: Teresa Amabile, Creativity and Innovation in Organizations (Harvard Business School Note 396–239).

»Das Gehirn kann genauso trainiert werden wie ein Muskel.«

Thomas A. Edison

Doch Fachwissen alleine macht Sie noch nicht kreativ. Es muss durch kreative Fähigkeiten ergänzt werden: beispielsweise die Fähigkeit, Probleme zu erkennen und aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten, unterschiedlichste Wissensgebiete miteinander zu vernetzen, assoziatives Denken und ein gewisses Abstraktionsvermögen, also die Fähigkeit, Muster zu erkennen. Die dritte und wichtigste Voraussetzung allerdings ist Motivation. Selbst wenn Sie sich mit einem Kollegen vergleichen, von dem Sie denken, er sei hochkreativ, könnten Sie im Ergebnis kreativer sein als er. Dann nämlich, wenn er theoretisch neue Ideen entwickeln könnte, aber nichts tut, Sie jedoch die Sache anpacken und neue Ideen entwickeln. Vielleicht haben Sie diesen Kommentar schon einmal gehört: »Das hätte ich auch gekonnt!« Oder vielleicht sind Sie schon einmal jemandem begegnet, der meinte: »Die Geschichte von Harry Potter ist so banal, da hätte jeder drauf kommen können.« Nun, wenn es so einfach ist, warum hat der- oder diejenige die Idee nicht gehabt oder einfach mal schnell einen Harry-Potter-Band geschrieben? Weil das Entscheidende fehlte: die Motivation.

Nicht jeder Clown ist lustig – und nicht jeder Kreative hat Ideen

In einer sogenannten Kreativbranche wie den Medien erleben Sie häufig ein Dilemma: hochbegabte Menschen, die über fantastische kreative Fähigkeiten verfügen, jedoch so sprunghaft sind, dass sie es nicht schaffen, Ideen diszipliniert und kontinuierlich zu entwickeln. Einer dieser Menschen ist ein im Prinzip begabter Comedy-Autor, der von seiner Anlage her zu den besten in Deutschland zählen könnte. Doch er ist so sprunghaft, dass er jede Idee, die er hat, gleich wieder verwirft und eine andere besser findet. Als Programmdirektor beim Radio habe ich einmal versucht, mit ihm eine Comedy-Serie zu produzieren. Es war eine Katastrophe! Am ersten Tag startete er voller Elan, am zweiten ging es gerade noch, am dritten hatte er eine komplett andere Idee. Diese Menschen haben viele Ideen, führen aber niemals eine wirklich zum Erfolg.

Sie können kreativer sein, auch wenn Sie nur über ein Zehntel an kreativen Fähigkeiten verfügen. Für Edison hatte Kreativität nichts mit Träumerei oder Genie zu tun, sondern war in erster Linie eine Mischung aus harter Arbeit und zielgerichtetem Denken.

»Ich habe mehr Respekt vor jemandem mit nur einer Idee, der sie umsetzt, als vor dem mit Tausend Ideen, der nichts tut.«

Thomas A. Edison

Der »Zauberer«, wie die Medien Edison nannten, hat früh in seiner Karriere erkannt, dass kreative Einfälle alleine nicht genügen. Im Gegenteil: Kreativität ist zunächst einmal eine nutzlose Fähigkeit. Ein kreativer Mensch ist nicht automatisch ein erfolgreicher Mensch. Und ein Unternehmen, das stolz auf seine kreative Kultur ist, ist nicht automatisch erfolgreicher als ein konservatives Unternehmen mit starrer Hierarchie. Erfolgreich ist nur, wer seine kreativen Fähigkeiten aktiv und zielgerichtet einsetzen kann.

EDISON: IDEEN ENTWICKELN MIT SYSTEM

1868 machte der junge Thomas Edison seine erste Erfindung: ein Gerät, das die Stimmen von Abgeordneten bei Parlamentsabstimmungen automatisch zählte. Kurz vor seinem Tod 1931 züchtete er in Fort Myers Pflanzen, aus denen er Gummi gewann. Dazwischen lagen unzählige andere Ideen, darunter viele, die er nicht einmal zum Patent anmeldete. Was bei all seinen Erfindungen auffällt: Der Erfinder folgte stets der gleichen Systematik: dem Edison-Prinzip. Sechs Schritte, die zu allen Erfindungen führten und die Sie nutzen können, um systematisch neue Ideen zu finden und sie zu umsetzbaren Konzepten weiterzuentwickeln.

Die sechs Schritte des Edison-Prinzips bauen logisch aufeinander auf, was der Kern seines Erfolgs war: Keine Kreativtechnik der Welt kann Ihnen neue Ideen bringen, wenn Sie die richtigen Chancen nicht sehen oder das Problem immer von der gleichen Seite angehen. Und keine Idee kann erfolgreich sein, wenn sie nicht genauso kreativ umgesetzt und dem Umfeld angepasst wird, für das sie gedacht ist.

Um diesen Kern von sechs Schritten herum gab es eine Reihe von Faktoren, die Edisons zweites Erfolgsgeheimnis waren: So, wie er für seine Erfindungen ein Gesamtverständnis entwickelte, entwickelte er auch ein Gesamtverständnis für Kreativität.

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Das Umfeld macht’s: Von der Amtsstube zur Ideenfabrik

Ideensuche ist mehr als nur eine Frage der Technik, auf die das Thema in vielen Unternehmen und Publikationen häufig reduziert wird. Der Rahmen, den Edison für Kreativität geschaffen hat, ist bis heute vorbildlich. Er verstand es,

sich selbst und andere zu kreativen Spitzenleistungen zu bringen, indem er eine harte Ideenquote verordnete;

Kreativität und kreatives Schaffen in seiner Ideenfabrik so zu organisieren, dass er kontinuierlich Neues entwickeln konnte;

ein kreatives Umfeld zu schaffen, in dem Fehler nicht nur erlaubt, sondern ausdrücklich erwünscht waren, und

eine kreativ-verrückte Arbeitskultur zu schaffen, in der nächtliche Männerchöre genauso zum Alltag gehörten wie der Shuttle-Service zum Angelteich mit einer Elektrolokomotive.

Sie werden in diesem Buch nicht nur die Technik, sondern auch den Rahmen kennen lernen, den Edison schuf. Und Sie werden erfahren, wie Sie diesen Rahmen auf Ihre eigene Situation übertragen können. Thomas Edison hat Kreativität als Handwerk definiert, und das ist es auch. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. In diesem Buch werde ich Ihnen die Arbeitsmittel vorstellen, die Sie benötigen, um ein exzellenter Handwerker oder eine exzellente Handwerkerin zu werden.

Was ist neu an dieser Auflage?

Seit der ersten Auflage 2008 haben wir zahlreiche Erfahrungen gemacht. Das Feedback derer, die die Techniken erfahren, gelernt und angewendet haben, steckt in diesem Buch. Die Methoden sind exakter beschrieben als in der ersten Auflage, auch die Namen der einzelnen Schritte und der Tools sind vereinfacht worden. Der sechste Schritt – Nutzen – ist noch stärker als in der ersten Version auf die Umsetzung von Ideen ausgerichtet.

Was aber das Wichtigste ist: Seit der ersten Auflage ist etwas passiert. Das Smartphone ist aus der Nische herausgekommen und zum Alltagsprodukt geworden. Im Januar 2009 besaßen 6,3 Millionen Deutsche ein Smartphone, im Juni 2013 knapp 36 Millionen. Im ersten Quartal 2013 überstiegen die Verkaufszahlen von Smartphones erstmals die Verkaufszahlen herkömmlicher Mobiltelefone. Mit der zweiten Auflage des Edison-Prinzips haben Sie ein Buch plus die dazugehörige App in der Hand. Sie finden in diesem Buch (Seite 2) einen QR-Code, sodass Sie die Techniken jederzeit nachlesen und auf Ihrem Smartphone als Link speichern können. Natürlich können Sie auch von morgens bis abends das Buch unter dem Arm tragen, das würde uns unendlich stolz machen. Aber die Realität hat doch gezeigt, dass man sein Smartphone häufiger dabeihat als ein Buch.

Das Edison-Prinzip