Das eine Prinzip - Thea von den Buschen - E-Book

Das eine Prinzip E-Book

Thea von den Buschen

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Beschreibung

Ein neues Weltbild – vom Küchentisch aus. Ist das möglich? Wie, das zeigen uns die Biologin Thea und der Physiker Max auf einfache und für jeden veständliche Weise. Sie proben den Aufstand gegen die Übermacht der Physik und proklamieren 'Das eine Prinzip'. Dabei stellen sie fest: Es geht auch ohne Mathematik. Was man dafür braucht? Spaß am Querdenken und möglichst wenig Kenntnisse der Physik.

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Thea von den Buschen, Max Dorn

Das eine Prinzip

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Allgemeine und spezielle Wissenschaftskritik

Die Idee oder das eine Prinzip

Man nehme ein Teilchen

Immer in Bewegung. In welcher eigentlich?

Alles dreht sich. Das Karussell des Lebens

Wie Leben entsteht und warum es vergeht

Vom Urknall und was sich sonst noch erledigt hat

Impressum neobooks

Allgemeine und spezielle Wissenschaftskritik

„Wir müssen eine neue Sicht der Welt finden, die einerseits mit allem Bekannten übereinstimmt und andererseits in ihren Vorhersagen irgendwo abweichen muss, da sie sonst uninteressant ist. In den abweichenden Punkten aber muss sie mit der Natur übereinstimmen.“Richard Feynman

„Jede Idee hat schon eine Geschichte, bevor sie gedacht wird“, sagte Thea zu Max.

„Das klingt kompliziert“, meinte er, während er sich Tee eingoss.

„Im Gegenteil. Es ist sogar sehr einfach“, widersprach Thea.

Doch selbst für eine einfache Idee war es viel zu früh, zumindest für Max. Für ihn schien immer alles zu früh.

Thea hingegen konnte es nie früh genug sein. Sie war meist schon seit Stunden wach, wenn Max sich an den Küchentisch setzte.

„Gestern war es wohl wieder spät“, sagte sie etwas lauter, während Max in Ruhe seinen Tee umrühren wollte.

Thea erwartete keine Antwort. Sie machte sich an einer Maschine zu schaffen, die nach einem langwierigen Prozedere eine winzige Portion Kaffee freigab.

Max verschwand hinter einer Zeitung. Sie schützte ihn nicht nur vor dem Dampf, den Thea brauchte, um etwas Milch aufzuschäumen.

„Ich habe heute morgen schon gefrühstückt“, sagte Thea.

„Was Du nicht sagst“, wäre der Text von Max gewesen, wenn er etwas gesagt hätte.

„Morgens kommen mir die besten Ideen“, sagte Thea.

Max trank aus, stand auf und nahm einen ganzen Stapel Zeitungen mit an einen ruhigeren Ort.

Erst abends trafen sie sich wieder. Thea hatte etwas gekocht und Max noch gar keinen Hunger. Nach einem Bier änderte sich das. Max wurde wach. Er erzählte Geschichten über Gott und die Welt.

„Du sagst gar nichts“, fiel ihm irgendwann auf.

„Es ist schon spät“, sagte sie. „Gute Nacht.“

„So spät nun auch wieder nicht“, behauptete er.

Thea zögerte einen Augenblick. Ihre innere Uhr sagte etwas anderes.

„Weißt Du noch“, sagte Max.

„Natürlich weiß ich noch“, sagte Thea.

Max und Thea lebten seit ihrer gemeinsamen Studienzeit zusammen. Das war schon eine Weile her. Was sie von Anfang an einte, war ein bestimmter kritischer Blick.

„Man hat das oder nicht“, hatte Max gesagt.

„Wie eine Krankheit“, war Theas Kommentar gewesen. „Das sieht man doch“, sagte sie damals oft. Bis sie herausfand, dass es dieses man gar nicht gab. Dass sie es war, die viel zu häufig etwas sah, was man übersah. Nicht jedem hatte das gefallen.

„Systeme spucken ihre Kritiker aus“, sagte Thea später, als sie gebildeter war.

Auch Max liebte Kritik, vor allem seine eigene. Er war stets anderer Meinung als andere. Gerne gab er den Gegenpart, der in vielen Debatten fehlte, auch wenn er gar nicht vermisst wurde. Manchmal widersprach er sogar sich selbst, doch das hielt er aus.

„Früher war die Dämmerung länger“, sagte Thea und lachte. Sie wusste genau, woran Max dachte.

„Dein Tag wird immer kürzer“, sagte Max.

„Das kommt auf die Sicht des Betrachters an“, meinte Thea.

„Kein Tag ist wie der andere“, antwortete Max.

„Wird es jetzt etwa philosophisch?“, fragte Thea.

„Keine Sorge“, sagte Max. „Nur physikalisch.“

„Das ist doch das Problem“, sagte Thea.

Max bot ihr ein Bier an, das sie ablehnte: „Danke, ich bin schon müde“.

Thea dachte zurück an damals. Sie erinnerte sich nur vage daran, wann alles begonnen hatte. Von dem wild gestikulierenden Max aber hatte sie noch immer ein ganz klares Bild vor Augen. Mit Feuereifer hatte er sich in die Physik gestürzt. Seine neuesten Erkenntnisse waren ihr am gemeinsamen Küchentisch präsentiert worden. Ob tagelang oder nächtelang, hatte keine Rolle gespielt. Thea war diejenige mit den richtigen Fragen gewesen.

„Wann haben wir damit aufgehört?“, fragte Max an diesem Abend.

Thea schaute ihn an: „Sollten wir nicht lieber fragen warum?“

„Du hast Recht“, sagte Max.

„Du gibst mir Recht?“ Thea holte sich ein Bier und setzte sich wieder, bevor sie fragte: „Wo waren wir damals stehen geblieben?“

„Im Garten des Professors“, sagte Max spontan.

Thea protestierte: „Nicht wieder diese alte Geschichte. Niemand interessiert sich für einen aus der Zeit gefallenen Professor und sein akademisches Kaffeekränzchen. Schon gar nicht, wenn man es als komplett gescheitert betrachten muss.“

„Ein paar kritisch denkende Menschen gibt es immer“, sagte Max. „Außerdem interessiert uns die Wahrheit.“

Thea widersprach: „Um die Wahrheit geht es nicht, aber um eine wahre Geschichte, die sich zufällig im Garten eines Professors abspielte. Eine von vielen. Eine der Geschichten, die ein anderes Mal erzählt werden können – oder überhaupt nicht.“

Max blieb beharrlich: „Ohne sie geht es nicht.“

„Mit ihr auch nicht“, sagte Thea. „Wir fangen sonst immer wieder von vorne an, ohne zu wissen, wo das überhaupt sein soll.“

„Gelandet sind wir jedenfalls immer wieder in der gleichen Sackgasse. Die Physik steckt darin seit langem fest“, sagte Max.

„Womit wir wieder im Garten des Professors wären“, sagte Thea. „Die Sackgasse wurde dort ziemlich voll.“

„Das Projekt war mit Anspruch gestartet“, betonte Max.

„Bloß weil man eine zusammengewürfelte Gruppe interdisziplinär nannte, hieß das nicht zwangsläufig, dass dabei etwas Sinnvolles herauskommen würde“, sagte Thea. „Man ließ alle reden. Nacheinander, manchmal durcheinander, aber nicht miteinander.“

„Es gibt nichts anderes mehr als Spezialisten“, sagte Max.

Thea nickte. „Wir haben den Blick auf das Ganze verloren. Dabei könnte alles so einfach sein.“

„Es war wohl schon zu spät“, sagte Max.“

„Das klingt wie am Sterbebett eines Kranken“, diagnostizierte Thea.

„So habe ich das nicht gesagt. Etwas mehr Respekt könntest Du durchaus aufbringen“, verlangte Max. „Immerhin geht es um die Wissenschaften.“

„Allerdings. Gerade deshalb wiegt es umso schwerer, dass man höchstens in Uneinigkeit vereint scheint. Warum also sollten wir ausgerechnet dorthin zurück?“ fragte Thea.

„Weil Du genau danach gefragt hast. Nach dem Warum. Und weil der Blick zurück dabei oft hilfreich ist“, sagte Max.

Thea brauchte einen frischen Espresso und Max ein weiteres Bier.

„Was war schief gegangen?“, fragte Max.

„Das ist die falsche Frage“, sagte Thea, „weil sie längst beantwortet ist. Es musste schiefgehen, weil die Wissenschaften sind wie sie sind. Daran ändert sich nichts, wenn man sich in einen Garten setzt und Erdbeerkuchen isst, nur, weil man unter Akademikern ist.“

Max wurde ärgerlich: „Muss das sein? Erstens stellst Du die falschen Kausalitäten her und zweitens ging es wohl kaum in erster Linie um Erdbeerkuchen.“

Thea merkte, dass sie zu weit gegangen war. Max war ihre Provokationen zwar gewohnt, ihre Art der Kritik war ihm aber oft zu pauschal.

„Also gut“, sagte sie. „Gehen wir an den Anfang zurück. An den Anfang, den es so wahrscheinlich nicht gibt.“

„Jetzt bist es Du, die alles kompliziert macht“, sagte Max.

„Das bestreite ich. Nicht ich bin kompliziert, sondern die Wissenschaften. Ich bin eher einfach gestrickt“, sagte Thea, „wie die Natur.“

„So kommen wir nicht weiter“, stellte Max fest.

„Vielleicht doch. Weißt Du noch?“, fragte Thea.

„Nein, ich weiß nicht mehr!“, rief Max.

„Genau das ist unser Problem“, sagte Thea. „Wir haben sie vergessen. Eine ganz einfache Idee. Stattdessen haben wir zu lange studiert. Durchaus so einiges.“

„Aber weder promoviert noch habilitiert“, sagte Max.

„Das klingt fast ein wenig resigniert. Ich dachte, akademische Grade hätten Dich nicht interessiert“, meinte Thea.

„Ich habe lieber selbst experimentiert“, erinnerte sich Max.

„Und ich nahm mir gewisse Freiheitsgrade. Die waren zu wenig integriert“, sagte Thea.

Beide waren in einer Zeit aufgewachsen, in der Mathematik längst die Hauptrolle übernommen hatte. Buchstaben entnahm man dem griechischen Alphabet nur noch zum Rechnen.

Zu denjenigen, die in Zahlen dachten und träumten, hatte Max nie gehört. Für ihn war Mathematik ein Hilfsmittel geblieben. Dafür hatte er wie andere Jungs schon mehrere Chemiebaukästen verschlissen, bevor das Fach in der Schule unterrichtet wurde.

Thea hatte andere Erfahrungen. Mädchen wurden im Physikunterricht an der Tafel so lange peinlich befragt, bis sie in Tränen ausbrachen, erst dann durften sie sich wieder setzen. Während das Alte noch nicht ausgestorben war, entstand bereits das Neue. Mit langen Haaren und pädagogischen Absichten. Dies hatte die Mengenlehre zur Folge und dass Thea zwar nicht Rechnen lernte, aber Denken. Sie legte später trotz der Noten in Mathematik das Abitur ab.

Max wurde Physiker, Thea Biologin.

Während Max seinen Gedanken nachhing, sagte Thea: „Vielleicht sollten wir diesmal alles ganz anders machen.“

„Ich muss noch raus“, sagte Max unvermittelt und stand auf.

„Ich muss morgen früh raus. Da habe ich die besten Ideen“, sagte Thea und ging schlafen.

Am nächsten Tag kam Thea mit einem Stick an, Max mit sehr vielen Büchern und Papierstapeln. Sie sahen sich an und sagten beide: „Sieh mal, was ich gefunden habe.“

Thea stellte fest: „Wir hatten es längst entdeckt.“

„Wenn Du es einmal siehst, dann siehst Du nichts anderes mehr“, sagte Max.

„Wir müssen es so formulieren, dass es in die heutige Zeit passt“, schlug Thea vor.

„Es muss vor allem zu den Naturwissenschaften passen“ sagte Max.

„Damit es auch Physiker verstehen?“, fragte Thea.

„Damit sie es überhaupt wahrnehmen“, sagte Max.

„Das klingt kompliziert“, wiederholte Thea, während sie sich wieder an der Espressomaschine versuchte.

„Im Gegenteil“, widersprach Max. „Es ist sogar sehr einfach.“

„Ich bin dagegen“, sagte Thea.

Max kannte das. „Wogegen? Ich habe noch gar nichts gesagt.“

„Wolltest Du aber. Du wolltest wieder mit Physik anfangen“, behauptete sie.

„Womit sonst?“, fragte Max. „Die Physik bestimmt nun einmal unser Weltbild. Sie hat heutzutage das, was man die Deutungshoheit nennt.“

„Dann wäre es eine Art Majestätsbeleidigung, wenn man es wagen würde, ohne Physik oder Mathematik über unser Weltbild nachzudenken?“, fragte Thea.

„So ähnlich“, sagte Max, der wusste, wann er Thea besser nicht widersprechen sollte.

„Überlassen wir weiterhin alles den Physikern, geschieht das, was immer geschieht“, prophezeite sie und deutete auf ein Buch, das ganz oben auflag. „Auf dem Holzweg durchs Universum“, las sie vor. „Das sagt schon alles.“

Max hatte es im Gegensatz zu ihr bereits gelesen, konnte aber nicht widersprechen.

„Wollten wir nicht diesmal alles ganz anders machen?“, fragte sie.

„Hast Du einen besseren Vorschlag?“, fragte Max zurück.

„Alles zu seiner Zeit. Wir werden die vielen Widersprüche der Physik nicht vergessen. Ohne eine neue Idee werden wir sie aber auch nicht auflösen“, sagte Thea.

„Am Ende muss es zusammenpassen“, verlangte Max.

„Hast Du nicht gerade selbst behauptet, das sei einfach? Zuerst die Idee, dann die Physik“, sagte Thea. „Bis dahin darf gelten: Wir sollten wieder vom Prinzip her denken.“

„Das ist ein guter Ansatz“, meinte Max.

„Schade eigentlich, dass die Philosophie aufgegeben hat“, bemerkte Thea.

„So kann man das nun auch wieder nicht sagen“, widersprach Max.

Thea stichelte weiter: „Man hat sie durch Physik ersetzt. Dass das nicht ganz ausreicht, sieht man nicht erst jetzt.“

„Der Mensch kam damit bis zum Mond und noch viel weiter, vergiss das nicht“, sagte Max.

„Die Erfolge bestreitet niemand. Man sollte aber nicht mehr aus jedem Einzelergebnis ein neues Weltbild basteln“, forderte Thea.

„Du übertreibst wie immer“, sagte Max. „Außerdem können wir die Physik nicht ignorieren, selbst wenn wir wollten. Sie hat längst unseren Alltag geprägt. Wir reden von Elementarteilchen wie von alten Bekannten.“