Das Erbe der Vampire - Jens Idelberger - E-Book

Das Erbe der Vampire E-Book

Jens Idelberger

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Beschreibung

Ein mysteriöses Übel in Form einer Krankheit bedroht die Erde. Das vermeintliche Heilmittel bringt unerwartete Probleme mit sich: Vampire erkranken durch das Blut Geheilter. In einem Wettlauf gegen die Zeit sucht die Organisation nach einer Lösung auf dem fernen Planeten Ul - der Wiege der Vampire. Dort, wo keine Sonne mehr scheint, lauern Geheimnisse, alte Feinde und der rätselhafte Jäger Q. Begleiten Sie ein intergalaktisches Abenteuer voller Intrigen und Entdeckungen.

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Seitenzahl: 171

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Buchbeschreibung:

Ein mysteriöses Übel in Form einer Krankheit bedroht die Erde. Das vermeintliche Heilmittel bringt unerwartete Probleme mit sich: Vampire erkranken durch das Blut Geheilter. In einem Wettlauf gegen die Zeit sucht die Organisation nach einer Lösung auf dem fernen Planeten Ul - der Wiege der Vampire. Dort, wo keine Sonne mehr scheint, lauern Geheimnisse, alte Feinde und der rätselhafte Jäger Q. Begleiten Sie ein intergalaktisches Abenteuer voller Intrigen und Entdeckungen.

Über den Autor:

Jens Idelberger hat sich bereits in seiner Jugend dem Schreiben von Geschichten zugewandt. Als EDV-Fachmann beschäftigt er sich im Alltag mit moderner Technologie, wobei seine Kenntnisse auch in die Beratung im Bereich Künstliche Intelligenz einfließen. Neben seiner Arbeit am Computer findet er Zeit für die Musik und zum Schreiben, wobei seine wahre Leidenschaft den literarischen Gattungen Fantasy und Science-fiction gilt.

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https://die-organisation-der-vampire.de

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1 Prolog

Kapitel 2 Das Erwachen des Übels

Kapitel 3 Das vermeintliche Heilmittel

Kapitel 4 Vampire in Bedrängnis

Kapitel 5 Die Organisation tritt in Aktion

Kapitel 6 Flüstern aus der Vergangenheit

Kapitel 7 Die Expedition nach Ul

Kapitel 8 Die CVS Ul

Kapitel 9 Der Beginn einer Odyssee

Kapitel 10 Der mysteriöseQ

Kapitel 11 Der Gottesfunken

Kapitel 12 Das Geheimnis der Alten

Kapitel 13 Großangriff

Kapitel 14 Revolution

Kapitel 15 Erkenntnisse und Rettung

Kapitel 16 Das Band zwischen Blut und Heilung

Kapitel 17 Gefährliche Begegnungen

Kapitel 18 Das Geheimnis hinter Q

Kapitel 19 Die letzte Konfrontation

Kapitel 20 Das wahre Heilmittel

Kapitel 21 Ein neuer Anfang

Kapitel 22 Epilog

Kapitel 23 Vorgeschichten

Kapitel 24 Wie geht es weiter?

Kapitel 1 Prolog

Der Ort: ein Untergrundlabor irgendwo in England. Nicht auf der Karte, nirgends verzeichnet. Zeit: 2020 im März.

Ein dunkler Raum, ein Tisch zwei Stühle und zwei Personen, die sich gegenübersaßen und anstarrten. Eine nackte Glühlampe war die einzige Beleuchtung.

Die beiden Personen könnten unterschiedlicher nicht sein, ein schlanker Mann von 30 Jahren, gekleidet in ein billiges Hemd und Hosen, die schon bessere Tage gesehen haben.

Der andere, eine hochgewachsene Gestalt in einem weiten Kapuzenanzug. Das Gesicht war nicht zu erkennen.

„Dr. Fischer, lassen sie endlich das Virus frei!“, befahl der Kapuzenmann.

Der Angesprochene verneinte: „Das kann ich nicht machen. Es werden tausende sterben.“

„Dann ist diese Unterhaltung beendet!“, erklärte der Kapuzenmann, streckte seine Hand aus und riss dem anderen mit einer schnellen Bewegung ohne jegliche Anstrengung das Herz aus der Brust.

Die Hand, die das noch zuckende Herz hielt, war nicht menschlich. Es war eine Klaue mit Krallen. Der Mann ließ das Herz auf den Tisch fallen und wischte die Kralle an der Kleidung des bedauernswerten Dr. Fischer ab.

Er zog die Kapuze ab, doch darunter war kein menschliches Gesicht. Es war ein Gesicht, wie bei einem Dinosaurier, einem T-Rex. Die Augen glühten gelb, während sie den Leichnam musterten.

„Dr. Fischer. Sie hatten ihre Wahl.“, grummelte das Wesen mit zischenden Lauten, bevor es aufstand und den Raum verließ.

Kapitel 2 Das Erwachen des Übels

In der Berliner Zentrale der Organisation wachte das Nachtleben auf.

Die Sonne war gerade untergegangen und während die Menschen schlafen gingen, wachten die Vampire auf.

Mein Name ist Fritz und ich bin ein Mensch. Ich bin fünfzig Jahre alt und lebe seit mehr als fünfundzwanzig Jahren hier, zusammen mit anderen Menschen und Vampiren.

Ich kenne kein anderes Leben mehr, seitdem ich zur Organisation kam. Eigentlich war es der Liebe wegen. Mein Geliebter, Klaus, war auch ein Vampir. Im Jahre 2008 wurde die Organisation in Berlin überfallen, und dabei wurden viele Vampire und einige Menschen getötet. Leider war mein Klaus auch dabei. Er hat sich für mich und für die anderen geopfert.

Klaus war der Leibkoch von Napoleon, bevor ein Biss ihn zum Vampir machte. Wir trafen in den 80ern in Berlin aufeinander, und es war Liebe auf den ersten Blick.

Wir arbeiteten als Koch und Konditor zusammen, um die Menschen hier innerhalb der Organisation zu verköstigen.

Eigentlich wollte ich mich von ihm schon 2008 verwandeln lassen, doch das Schicksal nahm ihn mir, bevor er es tun konnte. Danach habe ich dem Konditordasein abgeschworen und bin in die neue Verteidigungsstaffel gewechselt.

Ich stand heute gegen fünf Uhr nachmittags auf, ich hatte Nachtschicht. Wir erwarteten einen hohen Gast. Den Grafen von Saint Germain. Ein Vampir, natürlich. Er war ein Universalgelehrter, wie viele Vampire. Was ihn besonders machte, er war einer der ältesten lebenden Vampire und einer der Gründungsväter der Organisation. Heute lebt er sehr zurückgezogen in Nepal in einer Einsiedelei. Wenn er kam, musste etwas Großes dahinter stecken. Daher waren die gesamten Vampire im Hauptquartier anwesend.

Obwohl er unter anderem die Finanzen der Organisation regelt, haben die meisten ihn noch nie in Person gesehen.

Ich wurde auserwählt, sein Leibwächter zu sein, solange er in Berlin weilt. Also eilte ich zur Schleuse, an der ich ihn empfangen sollte.

Wie die meisten Vampire flog auch er und landete auf der Plattform. Hinter ihm schloss sich das Tor.

Wenn ich gedacht hatte, dass er ein großer, ehrfurchtgebietender Vampir sei, hatte ich mich getäuscht.

Ich bin mit 180 cm nicht supergroß, er maß aber wohl eher 170 cm. Er trug einen schwarzen Reiseumhang. Sein langes, graues Haar trug er stolz offen und er hatte einen sorgsam gepflegten Bart.

Seine Ausstrahlung passte nicht zu seiner Gestalt. Er hatte eine einnehmende Präsenz, wie man sie selten zu Gesicht bekommt. Er war da, und jeder bemerkte es augenblicklich.

Er blickte mich an. Wie die meisten Vampire hatte er graue Augen, die bis in die Tiefen deiner Seele blicken können.

„Du musst Fritz sein, der Leibwächter?“, fragte er mit einer angenehm voluminösen Stimme. In der ganzen Organisation sprach man per Du. Es hatte sich so festgesetzt. Natürlich begegnete man sich mit gegenseitigem Respekt, doch jeder war auf Augenhöhe.

„Ja, Herr Graf.“, antwortete ich.

Er lachte: „Du kannst mich Robert nennen. Ich hatte viele Namen, aber der gefiel mir am besten.“

„Ich sehe, du hast viel Traurigkeit in dir. Lass uns darüber reden, wenn die Zeit gekommen ist.“, fügte er noch an.

Kurt, der aktuelle Leiter des deutschen Hauptquartiers, traf ein, und ich sah, wie sich zwei Freunde aus alten Tagen trafen: Die beiden umarmten sich und freuten sich.

Ich war aufgeregt durch diese kurze Begegnung.

Ich begleitete die beiden alten Vampire in einen Konferenzraum.

Anders als bei anderen, menschlichen Besprechungsräumen, gab es weder eine Tafel noch einen Bildschirm.

In der Mitte des Raumes war eine Scheibe eingelassen, das war das Artefakt der Übertragung. Jedes Hauptquartier besaß eines.

Noch während wir eintraten, glühte die Scheibe auf und ein Hologramm von Hendrik, dem Leiter der gesamten Organisation erschien.

Er sah immer noch wie ein neunzehnjähriger Junge aus, war aber schon über 400 Jahre alt. Schlank, dunkle Haare mit eisgrauen Augen. Keiner der Vampire zweifelten seine Führungsqualitäten an. Dank ihm war die Organisation international vernetzt und schlagkräftig geworden.

Er und seine hübsche Frau hatten 2008 dafür gesorgt, dass die Kirche keinen Zugriff mehr auf die Schattenwesen hatten, eine vampirische Technologie, die künstliche Soldaten erzeugte. Jeder Vampir, der mit ihnen in Berührung kam, starb damals.

Seine Empathie und Entschlossenheit war nicht nur für die Vampire ein Vorbild, sondern für alle innerhalb der Organisation.

Hendrik verbeugte sich vor dem Grafen: „Willkommen, Graf von St. Germain.“

Der Angesprochene begrüßte den jüngeren Vampir: „Sei gegrüßt, Hendrik.“

„Dann erkläre uns doch mal, was los ist. Du klangst aufgeregt!“, bat der Jüngere.

Der Graf begann: „Erlaube mir, ein wenig auszuholen. Ich beschäftige mich schon seit einiger Zeit mit vampirischen und atlantischen Artefakten. Unter anderem besitze ich das Artefakt der Vorhersehung. Dieses Artefakt erlaubt einen kleinen Blick in die Zukunft.“

Er wartete, bis sich die Aufregung gelegt hatte und fuhr fort: „Allerdings gibt es normalerweise ein Problem: Das Gewebe der Zukunft wird aus vielen Zeitlinien gewebt. Das Artefakt versucht, die wahrscheinlichsten Zeitlinien zu zeigen. Das klappt oft, aber manchmal auch nicht. Deshalb treffen viele Prophezeiungen auch nicht ein. Seit einer Woche zeigt mir das Artefakt nur noch eine einzige Zeitlinie an. Dies ist der Sage nach nur einmal geschehen: Als die Sonne auf Ul gestorben ist, dem Heimatplaneten der Vampire.“

Stille setzte ein, als die Anwesenden registrierten, was dies bedeuten könnte.

Kurt fasste sich als Erster und fragte: „Kannst du uns denn sagen, was geschehen wird?“

„Nun,“, begann der Graf: „Es wird eine Krankheit geben. Diese Krankheit ist an sich nicht gefährlich, allerdings wird so getan, als ob es eine tödliche Seuche wäre. Das Schlimmste wird allerdings das Heilmittel sein. Nicht nur für die Menschen, sondern auch für uns Vampire.“

Wieder schwieg der Graf, bevor er fortfuhr: „Es sind dunkle Mächte am Werk. Feinde, die wir hier auf die Erde gelockt haben. Die großen Alten!“

Diese Information schockte Hendrik sichtlich.

„Wer sind diese großen Alten?“, fragte ich. Den Begriff hatte ich noch nie gehört.

Kurt erklärte es in seiner ruhigen Art: „Als Ul noch in seiner Blütezeit war, hatten wir Vampire ein Bündnis mit vielen raumfahrenden Völkern. Wir lebten in Einklang mit der Natur, hatten aber Technologie, die uns vieles vereinfachte. Einen kleinen Teil davon kennst du ja. Außerdem hatten wir mächtige Raumschiffe, so dass wir Handel mit vielen Völkern trieben. Es gab allerdings einen Feind: Die großen Alten. Viel wissen wir nicht über sie. Sie suchen Planeten mit vielen Ressourcen und einer Bevölkerung, die noch keine oder nur wenig Technologie entwickelt hat. Sie können jede Gestalt annehmen und mischen sich unerkannt unter das Volk. Dann übernehmen sie nach und nach die Schaltstellen der Macht. Am Ende, wenn sie sich zu erkennen geben, ist das betreffende Volk vollkommen abgestumpft und in ihrer Hand. Sie zwingen sie, die Ressourcen ihnen zu überlassen und als Sklaven zu arbeiten.“

Der Graf erzählte weiter: „Wir haben sie in vielen Raumsektoren auf einigen Planeten bekämpft. Als die Sonne von Ul erlosch, sind wir durch die Portale gegangen und haben so vielleicht die Alten auf diesen Planeten gelockt. Diese Wesen leben mindestens genauso lange, wie wir Vampire. Anscheinend haben sie sich hier schon festgesetzt.“

„Wieso haben wir es nicht bemerkt?“, fragte Hendrik.

Diesmal antwortete Kurt: „Vermutlich, weil das Wissen über die Alten mit der Zeit verloren ging. Es gibt nur wenige Aufzeichnungen aus Atlantis, die meisten innerhalb der Artefakte des Wissens. Viele davon sind noch nicht ausgewertet. Ich habe allerdings vor einigen Wochen darüber gelesen.“

Hendrik lächelte den älteren Vampir an: „Dann hat das Universum uns das Wissen geschickt, als wir es brauchten. Vielen Dank, Kurt!“

***

Die Prophezeiung sollte schneller wahr werden und schlimmere Auswirkungen zeitigen, als die Vampire oder ich angenommen hatten. Der Graf war nicht nach Nepal zurückgekehrt, sondern nach Transsilvanien zu Hendrik geflogen und hatte mich mitgenommen.

Er bestand darauf, da ich immer noch als sein Leibwächter zugeteilt war. Der Flug mit einem Vampir ist aufregend, zumal dies auch mein erster Flug war. Er hielt mich sicher mit starken Armen.

Wir bekamen die Nachrichten aus der Menschenwelt mit, dass irgendwo auf der Welt ein neues Virus aufgetaucht sei, und Menschen sterben.

Auch wenn ich die Prophezeiung gehört habe, kam diese Bestätigung für mich überraschend. Und noch überraschender war, dass sich sämtliche Regierungen an der aufkommenden Panik beteiligten, egal ob es sich um Demokratien handelten oder um Diktaturen. Ob sie sich spinnefeind waren, oder friedlich.

Der Graf, Robert, war fast die gesamte Zeit mit Hendrik und sprach über die Prophezeiung und was die Organisation planen könnte.

Da es um das Schloss sicher war, war meine Aufgabe eher repräsentativer Natur.

Mir wurde ein schönes Zimmer mit einem herrlichen Ausblick auf die Wälder und Berge gegeben. Der Graf schlief am Tag in einem fensterlosen Zimmer, speziell für die Vampire.

Für mich war es wie Urlaub. Es gab am Tag menschliche Bedienstete, die für die Menschen kochten, ihnen Gesellschaft leisteten oder sie bedienten.

Meist stromerte ich allein durch den nahen Wald oder erkundete die Bibliothek. Die frische Luft im Wald tat mir gut. Inzwischen fragte ich mich insgeheim, wie die Menschen in Berlin dies aushielten.

Eines Nachts rief der Graf mich und bat mich, an einer Sitzung teilzunehmen.

Der Konferenzraum in der Burg sah ähnlich dem im Berliner Hauptquartier. In der Mitte war eine größere Scheibe, und schon zehn Hologramme waren sichtbar. Auch Kurt war dort. Als er mich sah, winkte er mir zu.

„Lasst uns beginnen!“, rief Hendrik, der das Gespräch leitete.

Der Graf setzte an: „Wir haben nun die endgültige Bestätigung dessen, was das Artefakt der Vorhersehung prophezeit hat. Alle Herrscher der Menschen rufen dazu auf, das öffentliche Leben herunterzufahren. Egal ob sie Demokratien sind oder Diktaturen.“

Zur Bestätigung wurde ein Video eingeblendet. Ein Zusammenschnitt aus den Nachrichten. Sie ähnelten sich, wie ein Ei dem anderen. Ernst blickende Frauen und Männer, die jeweils in ihrer Sprache ankündigten, das öffentliche Leben herunterzufahren.

„Wir vermuten, die großen Alten fahren jetzt ihr Ernteprogramm. Die Menschheit soll weichgekocht werden. Sie sollen alles verlieren, was sie sich aufgebaut haben. Dann kommt die Zeit des Sterbens. Und schließlich übernehmen die großen Alten die Erde ohne viel Gegenwehr.“, fasste Kurt das Vorgehen der Aliens zusammen.

„Sie denken in Äonen, nicht in Jahren oder Jahrzehnten, wie die Menschen.“, ergänzte der Graf.

„Wir brauchen einen Plan. Wir helfen den Erkrankten, zur Not beißen wir sie, ohne sie zu verwandeln. Wir dürfen nicht zulassen, dass die Alten einen Keil zwischen uns Vampiren und den Menschen treiben. Uns greift die Krankheit nicht an. Und dann suchen wir einen Ausweg.“, empfahl Hendrik.

Er klang verzweifelt. Das waren wir alle, obwohl uns noch nicht klar war, was jetzt folgte.

Kapitel 3 Das vermeintliche Heilmittel

Der Graf, Robert, sprach mich nach der Sitzung an: „Ich muss mich entschuldigen, Fritz. Ich habe bislang wenig Zeit gehabt, mich um dich zu kümmern.“

„Es ist in Ordnung. Es gibt wichtigeres als meinen Gemütszustand.“, meinte ich.

„Alles ist wichtig. Zu seiner Zeit. Nun, mein lieber Fritz, sage mir, was ist der Grund für deine Traurigkeit.“, bat Robert geheimnisvoll.

Ich fing an zu erzählen. Wie ich Klaus getroffen hatte. Wie er mir zum ersten Mal erzählte, das er ein Vampir ist. Dann unser Leben bei der Organisation. Und schließlich…

2008. Wir waren gerade dabei im Gemeinschaftsraum zu essen. Die Tür ging auf und ein kleines Mädchen kam herein. Es war Melanie. Sie war eine junge Vampirin, ihre Eltern waren noch in ihrer Wohnung. Und dann wurde der Saal gestürmt. Leute in Kutten. Überall tauchten aus dem Nichts Schattenwesen auf. Sie töteten jeden Vampir nur mit ihrer Berührung. Klaus stellte sich ihnen in den Weg, um mich zu schützen. Er starb, als ihn eines der Wesen berührte.

Als ich diese Stelle erzählte, konnte ich nicht mehr. Ich schluchzte wie ein Baby. Der Graf umarmte mich und hielt mich, während ich mir meine Seele aus dem Leib weinte.

Langsam versiegten meine Tränen und ich wurde gewahr, dass ich den alten Vampir umklammerte. Die Trauer, die seit dem Tod meines Partners mein ständiger Begleiter war, war schwächer geworden. Sie war noch da, allerdings war sie erträglich geworden. Ich fühlte mich befreit.

Allerdings schämte ich mich für meinen Zusammenbruch. Schließlich war der Graf ja nicht irgendeiner.

Doch er meinte nur: „Er ist nicht aus deinem Herzen, doch die Trauer erdrückt dich nicht mehr. Klaus würde es nicht wollen, dass du dich auf ewig verkriechst.“

„Vielen Dank, Robert. Es tut mir leid, dich mit meinen Problemen zu belasten.“, entschuldigte ich mich.

Der Graf beschwichtigte in seiner geheimnisvollen Art: „Die meisten Probleme können Leben kosten, mein Freund. Jedes Problem ist wichtig. Und jedes Problem hat eine ganz bestimmte Zeit, in der es gelöst werden will.“

Der Graf verließ den Raum und ging auf Jagd. Ich blieb noch einige Zeit sitzen und ging schlafen.

***

In der nächsten Nacht kam Hendrik zum Beschluss: „Wir gehen nach Berlin. Anna, ich und die Kinder. Der Graf wird uns begleiten. Fritz, ich denke, du willst auch zurück.“

Anna war eine hübsche Frau, halb Thai, halb deutsch. Sie und Hendrik hatten sich in Berlin kennengelernt. Sie sah immer noch aus wie siebzehn. Allerdings war sie schon über dreißig. Anna und Hendrik hatten zwei Kinder, 8 und 6. Einen älteren Jungen und ein kleines Mädchen, die beide mit ihren Eltern flogen, ich flog wieder mit Robert.

Berlin war nicht wiederzuerkennen. Normalerweise war das Nachtleben intensiv, selbst um drei Uhr nachts. Heute war alles Dunkel. Sämtliche Restaurants geschlossen, Bahnhof und Flughafen außer Betrieb, es war eine Geisterstadt. Sämtliche Vergnügungsstätten, Restaurants, Dönerbuden, alles war dunkel und leer.

Berlin war eine Geisterstadt. Vereinzelt brannte in den Wohnungen Licht.

Nur im Hauptquartier war Leben. Unsere Ankunft wurde von vielen Vampiren und Menschen erwartet. Allen voran natürlich Kurt, der uns in Empfang nahm.

Die Situation war unwirklich. Im Gegensatz zu den Wäldern in Transsylvanien war es beängstigend, diese Stadt, die sonst vor Leben sprüht, so tot zu sehen. In den Wäldern hörte man immer Tiere und das Rauschen der Bäume. Hier war alles ganz still.

Und das sollte noch Monate, ja Jahre so bleiben. Wenn ich am Tag durch die totenstille Stadt wanderte und mir Leute begegneten, sie sahen alle so leer und ohne Freude aus.

Kaum einer sprach, und wenn dann hielt man Abstand. Berlin sah aus, wie eine japanische Metropole im Winter: Alle trugen diese Masken.

Ich trug keine, weil ich ja wusste, wenn es mich erwischen sollte, konnten die Vampire mir helfen. Ein Wissen, das befreite. Deswegen wurde ich oft angestarrt, und manche wechselten sogar die Straßenseite.

Es entstand eine Gegenbewegung, ganz unabhängig von meinen vampirischen Freunden. Diese Gegenbewegung operierte, wie wir, im Untergrund und wurde von der Regierung und ihren Vasallen mit aller Macht bekämpft.

Im Hauptquartier war das genaue Gegenteil. Tags und nachts lebten wir, arbeiteten, und feierten.

Nach 2008 bekam Berlin ein neues Hauptquartier, massiv größer, als das alte. War das alte schon eine unterirdische Stadt, nahm das neue mehr Stockwerke unter der Erde und überirdische Häuser ein. Es gab Wohnungen für Menschen und Vampire, ein Arboretum, um Nahrung anzubauen, und als Erholungsort und mehrere Sport- und Freizeitanlagen, die mittels eines ausgeklügelten Systems und Leuchtartefakten, die keinen Strom benötigten, Tageslicht bekamen.

Es gab Schulen, die von Vampirkindern und Menschenkindern gleichzeitig besucht wurden. Sobald die Vampirkinder die Pubertät erreichten und damit ausgewachsene Vampire wurden, wurden sie von Vampiren in ihren neuen Fähigkeiten geschult. Vor allem lehrte man sie, ihre Gier nach Blut im Zaum zu halten.

Seit 2012 Vampirkinder entführt und ihr Blut für ein vermeintliches Verjüngungsserum missbraucht wurde, hatte kein Vampirpaar Interesse an den öffentlichen Schulen.

Die Wohnungen der Vampire bekamen natürlich kein Tageslicht. Sie konnten allerdings für gemischte Paare genutzt werden, da auch sie eine Standardküche hatten.

Ich selbst besaß so eine Wohnung. Trotz ihres Komforts war sie für mich leer und trist. Ich hatte alle Bilder von Klaus in Schubladen verbannt.

Es gab Gästeräume, die so luxuriös waren, wie ein 5-Sterne-Hotel und für Menschen sowie Vampire allen nur erdenklichen Komfort boten.

Hier war kein Schlaf in einem alten, vermoderten Sarg vorgesehen, wie in alten Vampirfilmen erzählt wurde.

Trotz des hohen Komforts zog es die meisten Menschen nach draußen.

Zumindest früher. Heute blieben die Menschen der Organisation unter sich. Diejenigen, die außerhalb der Organisation arbeiteten, gingen hin und kamen nach der Arbeit sofort zurück.

Im Laufe des Jahres wurden mehr und mehr Menschen arbeitslos. Für uns war dies eine schwere trostlose Zeit.

Der Graf blieb, genauso wie Hendrik und seine Familie. Jeden Abend machten sie eine Konferenz mit den anderen Hauptquartieren, um den aktuellen Stand zu erfahren und natürlich um Zuspruch zu leisten.

Anna übernahm den Unterricht der jungen Vampire. Sie hatte sich seit 2008 nicht verändert, sprühte vor Leben und machte jeden Tag heller. Aber ganz ging die depressive Stimmung nicht an ihr vorüber.

Wie an uns allen.

Die Organisation hatte natürlich viele Augen und Ohren in den menschlichen Parlamenten und Regierungssitzen.

Allerdings wurden Menschen, die für die Organisation arbeiteten, enttarnt und gezielt ausgeschlossen.

„Das ist kein Zufall.“, bemerkte der Graf eines Abends, als der italienische Kontaktmann der Organisation entlassen wurde. Wir saßen alle zusammen im großen Gemeinschaftsraum, wie fast jeden Abend.

Die Menschen tranken je nach Gusto Wein und Bier oder auch Softdrinks oder Wasser. Manche Vampire hatten ein Päckchen mit Blut.

Dieses allabendliche Beisammensein hatte sich etabliert, es half den Menschen aus ihrer Depression.

„Ja“, antwortete Hendrik: „Es ist, als ob sie gezielt gegen uns und die Organisation vorgehen. Dazu passen diese Nachrichten, die wir bekommen. Sie sprechen von Vernichtung der Vampire. Alle unterzeichnet mit ‚Q‘“.

„Wer ist dieser Q?“, fragte Anna.

Der Graf schüttelte den Kopf: „Wir wissen es nicht. Er tarnt sich gut, nutzt verschlüsselte Netze. Es ist noch nicht mal sicher, das Q eine einzelne Person ist oder eine Gruppe. Er versucht die aufkommende Gegenbewegung zu kapern.“