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In "Vampire Gibt es Doch!" entdecken Sie die Welt von Hendrik, einem jungen Vampir, der nach 200 Jahren in die Neuzeit erwacht und in Anna die Liebe findet. Gemeinsam begeben sie sich auf eine abenteuerliche Reise, stoßen auf eine Organisation, in der Vampire und Menschen harmonisch zusammenleben, und stehen vor Herausforderungen, die ihre Liebe auf die Probe stellen. Dieses Buch ist eine packende Mischung aus Leidenschaft, Geheimnis und Abenteuer, die den Leser bis zur letzten Seite fesselt. Entdecken Sie eine Liebesgeschichte, die die Grenzen von Zeit und Raum überwindet.
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Seitenzahl: 149
Veröffentlichungsjahr: 2023
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In „Vampire Gibt es Doch!“ entdecken Sie die Welt von Hendrik, einem jungen Vampir, der nach 200 Jahren in die Neuzeit erwacht und in Anna die Liebe findet. Gemeinsam begeben sie sich auf eine abenteuerliche Reise, stoßen auf eine Organisation, in der Vampire und Menschen harmonisch zusammenleben, und stehen vor Herausforderungen, die ihre Liebe auf die Probe stellen. Dieses Buch ist eine packende Mischung aus Leidenschaft, Geheimnis und Abenteuer, die den Leser bis zur letzten Seite fesselt. Entdecken Sie eine Liebesgeschichte, die die Grenzen von Zeit und Raum überwindet.
Jens Idelberger hat sich bereits in seiner Jugend dem Schreiben von Geschichten zugewandt. Als EDV-Fachmann beschäftigt er sich im Alltag mit moderner Technologie, wobei seine Kenntnisse auch in die Beratung in der Domäne Künstliche Intelligenz einfließen. Neben seiner Arbeit am Computer findet er Zeit für die Musik, wobei seine wahre Leidenschaft den literarischen Gattungen Fantasy und Science-Fiction gilt.
Kapitel I
Kapitel II
Kapitel III
Kapitel IV
Kapitel V
Kapitel VI
Kapitel VII
Kapitel VIII
Kapitel IX
Kapitel X
Kapitel XI
Kapitel XII
Kapitel XIII
Kapitel XIV
Kapitel XV
Kapitel XVI
Kapitel XVII
Wie es weitergeht?
Diese Geschichte beginnt im Jahre 1750 nach Christus. Es war in einem Land nicht weit von hier. Dort wurde – und wird – heute noch an die Geschichten von Blutsaugern und Hexen geglaubt. Und das Blutgericht der alten Zeit hat sich bis in das aufgeklärte viktorianische Zeitalter erhalten. Dort auf dem Lande, wo sich Fuchs und Hase „Gute Nacht“ sagen.
Sie beginnt am Rande eines kleinen Dorfes. Eingekesselt von hohen Bergen und Hügeln, umrandet von dunklen und geheimnisvollen Wäldern.
Das Dorf war abgeschnitten von einer Welt, die im Wandel ist. Während in den großen Städten die Neuzeit beginnt, Einzug zu halten, blieb man hier noch im tiefsten Mittelalter.
Über dem Dorf, auf dem höchsten Berg, thront bis heute eine Burg, dunkel und bedrohlich. Sie wurde von einem Fürst bewohnt, dessen Grausamkeiten sich weit über die Grenzen des Landes, in dem wir uns befinden, Rumänien, bekannt wurden. Er pflegte seine besiegten Feinde lebendig zu pfählen und diese dann vor der Burg auszustellen.
Auch die Dorfbewohner verschonte er nicht. Er verlangte den größten Teil der Ernte, und bestrafte jeden, der sein Verlangen nicht befriedigen konnte.
Am Rande dieses Dorfes lebte eine Frau. Sie wurde von allen nur Hilde gerufen. Die Dorfbewohner fürchteten sie, da sie glaubten, sie sei eine Hexe, andererseits brauchten sie sie, denn sie war eine geschickte Heilerin und kannte sich mit Kräuterkunde aus.
In einer stürmischen Nacht machte sich Hilde bereit zum Schlafen, da hörte sie ein Pochen an der Tür.
„Was mag das sein? Wer ist da?“, rief sie. Doch es gab keine Antwort.
Neugierig öffnete sie die Tür und fand eine junge Frau bewusstlos davor.
Sie war hochschwanger, wie Hilde mit einem Blick feststellte.
Sie war leicht, und Hilde war schwere Arbeit gewohnt, daher hob sie sie ins Bett.
Geschwind setzte sie einen Kräutersud auf, der der Fremden die Schmerzen der Wehen, die bereits eingesetzt hatten, nehmen sollte.
Die Frau hatte ein fremdländisches Aussehen, lange pechschwarze Haare und mandelförmige Augen.
Auch ihre Kleidung deutete auf einen hohen Status hin. Für das raue Wetter das jetzt im Herbst im Tal eingezogen war, war es definitiv die falsche Wahl.
Hilde flößte der Frau das warme Getränk schluckweise ein, und sie öffnete die Augen. Warme, braune Augen blickten Hilde voller Dankbarkeit an, bevor die nächste Wehe kam.
Innerhalb der nächsten zehn Minuten legte Hilde der Frau ein gesundes Mädchen auf die Brust.
„Cai“, sagte die Frau und zeigte auf das Mädchen, das gerade zum ersten Schrei ihres Lebens ansetzte.
Hilde verstand, und riet: „Schlafen Sie. Ich kümmere mich um das Kind.“
Leider ging es der Frau, der Mutter, immer schlechter. Sie bekam Fieber in der nächsten Nacht und fiel immer öfter in Bewusstlosigkeit.
Hilde kümmerte sich um das Kind, denn sie hatte mehr als der Hälfte der Dorfbevölkerung auf die Welt geholt. Ziegenmilch von der kleinen Herde, die sie hielt, ersetzte die Muttermilch.
Bevor die Mutter starb, gab sie Hilde noch ein kleines Päckchen.
Am dritten Tag, nachdem die Frau auf Hildes Tür-schwelle aufgetaucht war, starb sie.
Hilde beerdigte sie im Wald an einer Stelle, an der wilde Tiere sie nicht ausgraben konnten.
Die Kunde von dem fremden Findelkind verbreitete sich wie ein Lauffeuer.
Es bot sich allerdings auch niemand an, Hilde zu helfen. Schließlich galt Hilde als Hexe, mit der sich niemand sehen lassen wollte.
Hilde nahm das Kind auf, wie ihre eigene Tochter. Sobald Cai laufen konnte, nahm Hilde sie mit in die Wälder. Mit fünf konnte sie schon giftige von nützlichen Kräutern unterscheiden, mit sieben kochte sie bereits ihre eigene Medizin.
Dem Dorf ging es zu dieser Zeit sehr schlecht, denn wieder stand die Ernte bevor und die Eintreiber des Fürsten waren bereit, den größten Teil davon mitzunehmen.
Dieses Jahr war die Ernte ohnehin sehr mager, so dass die Dorfbewohner zitterten und sich auf einen Winter in Hunger einrichteten.
Doch es geschah etwas, womit niemand rechnete. Eines Nachts im September hörten die Dörfler laute Kampfgeräusche von der Burg. Wer zur Burg hinaufsah, konnte zwei Gestalten sehen, die über dem Hauptgebäude flogen und Blitze warfen.
Hilde und Cai bekamen von dem Kampf nichts mit, da sie tief und fest schliefen.
Der Kampf war schnell entschieden und Stille senkte sich über die Burg und das Tal. Totenstille.
Gegen Morgen beschloss der Bürgermeister, einige seiner stärksten Männer, den Schmied und den Zimmermann, zum Schloss hoch zu senden.
Diese kamen mit zehn Männern zurück, alles Bauern aus dem Ort, welche die Eintreiber des Fürsten gefangen genommen hatten. Dafür, dass diese Männer sehr lange gefangen waren und nicht gut behandelt wurden, sahen sie allerdings erstaunlich gesund aus.
Der Schmied berichtete: „Es gibt keinen Fürst mehr, anscheinend ist ein neuer Herr eingezogen. Er hat diese Männer alle freigelassen, nach dem er ihnen Essen und Trinken gegeben hat.“
„Ja, ein Mann mit seinem Sohn. Er bat uns auszurichten, dass der Bürgermeister heute nach Sonnenuntergang zur Burg gehen soll.“, ergänzte einer der Bauern.
Als die Familien der zehn Männer sie wiedersahen, gab es einen kleinen Tumult mit Umarmungen und Küssen, denn niemand hätte damit gerechnet, sie lebend wiederzusehen.
Der Bürgermeister war kein mutiger oder kluger Mann, allerdings war ihm klar, dass er da hoch, zur Burg musste.
Er wurde nervöser, je weiter der Tag voranschritt und gegen Abend machte er sich mit dem Schmied und dem Zimmermann als Begleitung auf.
Vor der Burg erwarteten sie schon ein älterer Herr und ein etwa 17-jähriger Junge. Beide trugen lange schwarze Umhänge aus teurem Stoff und ein weißes Hemd darunter.
„Willkommen. Mein Name ist Martin von Bachstein und dies ist mein Sohn Hendrik. Kommen Sie mit, der Tisch ist gedeckt und wir haben viel zu besprechen.“, begrüßte er die drei Männer.
Er führte sie in die Burg zu einem Saal, in dem ein Tisch und drei Gedecke auf die Dörfler wartete.
„Setzen Sie sich und langen Sie zu. Bitte entschuldigen Sie, wenn wir nichts zu uns nehmen.“, bot Martin an.
Die drei Männer wunderten sich, dass alles für sie vorbereitet war. Und doch griffen sie herzhaft zu.
Der Bürgermeister war der erste, der auf das Thema kam, weswegen sie hier waren: „Sie wollten mit uns etwas besprechen?“
„Ja, natürlich. Sie haben mitbekommen, dass es einen Wechsel der Herrschaft gab? Gut, nun, wir sind nur zu zweit. Und wir benötigen nicht viel. Daher ist es nur fair, dass Ihr Dorf seine Ernte behält. Darüber hinaus benötigen wir Handwerker.“, begann Martin.
„Handwerker?“, fragte der Zimmermann, der eine Gelegenheit sah, Geld zu verdienen.
Hendrik, der bislang schwieg, fügte an: „Ja. Sehen Sie, diese Burg ist in einem schlechten Zustand. Überall ist es undicht und nur wenige der Räume sind bewohnbar. Wir benötigen Hilfe, um diese Räumlichkeiten wieder in Ordnung zu bringen. Natürlich zahlen wir Ihnen einen guten Preis.“
„Der alte Hausherr hat dieses Kleinod von Burg leider ein wenig verkommen lassen.“, ergänzte Martin.
Der Bürgermeister, der zwar nicht sehr schnell im Denken war, erkannte doch die Chance auf Wiederwahl und Ruhm. Für das Dorf war es eine positive Sache, sich mit den neuen Herren gutzustellen.
„Natürlich. Wir werden Ihnen alles zur Zufriedenheit erledigen.“, versprach er.
Martin sah ihm in die Augen. Dem Bürgermeister lief es eiskalt den Rücken herab. Martin hatte eisgraue Augen, die bis in die Tiefe seiner Seele hinab-sehen konnten.
Martin lachte und bestätigte: „Dann ist es besiegelt. Da wir beide unter einer Krankheit leiden, die uns empfindlich gegenüber Sonnenlicht macht, muss ich Sie bitten, uns die Handwerker morgen nach Sonnenuntergang zu senden. Ich führe sie dann durch das Schloss und zeige ihnen alles. Die Arbeiten selber können sie dann natürlich am Tag durchführen.“
Damit war das Gespräch beendet und die beiden Männer führten ihre Gäste zur Tür.
Als diese allein waren, redeten sie über das Erlebte.
„Dieser Martin und sein Sohn, sie sind seltsam. Sie sprechen mit einem komischen Dialekt.“, begann der Schmied.
Der Bürgermeister entgegnete: „Seltsam ja, allerdings bringt es uns Arbeit. Und unsere Ernte können wir behalten. Deshalb stellen wir uns mit ihnen gut!“
Am Mittag trafen sich alle in der Wirtschaft des Ortes. Auch Hilde und Cai waren dort. Wie so oft standen die beiden allein, da niemand gerne sich mit ihnen sehen ließ. Dabei ging sogar der Dorfpfarrer zu Hilde, wenn er sich beim Sonntagsschmaus zu viel Gesottenes gegönnt hatte. Der Bürgermeister verkündete dass, was ihm gesagt wurde: „Alle Handwerker des Dorfes, die nicht bei der Ernte mithelfen, geht zur Burg. Der Herr hat gesagt, es werde gut bezahlt. Auch bei der Ernte brauchen wir keine Gefahr haben, dass wir leer ausgehen, wir dürfen alles behalten.“
Das wurde mit einhelligen Jubel und Erleichterung aufgenommen.
Der Abend kam und ein Tross von dreizehn Männern machte sich mit Fackeln auf dem Weg zum Schloss.
Die Gruppe wurden von Hendrik in Empfang genommen: „Willkommen meine Herren. Es gibt viel zu tun, bitte lassen Sie mich die Arbeiten zeigen.“
Er führte sie durch die gesamte Burg und erklärte, was zu tun sei: „Hier in diesem Turm zieht es, und dort möchten wir eine Bibliothek einrichten.“
Sie kamen an einer verschlossenen Tür vorbei. Hendrik warnte: „Dieses Zimmer wird am Tag immer verschlossen sein. Niemand darf es betreten, in diesem Raum ist auch nichts zu machen.“
Am Schluss der Führung kam der Junge noch auf die Bezahlung zu sprechen: „Die Bezahlung ist wöchentlich. Ich werde sie hier im Hauptraum deponieren, eine Goldmünze für jeden, der gearbeitet hat.“
Die erste Woche verlief so, wie es sich Martin und Hendrik vorgestellt hatten. Die Arbeiter kamen, erledigten ihre Arbeit und am Ende der Woche lag für jeden ein Goldstück bereit.
Natürlich waren einige der Arbeiter neugierig, vielleicht gab es in dem einen Zimmer, dass sie nicht betreten sollten, noch mehr Gold, doch die Mahnung des Bürgermeisters hallte ihnen in den Ohren, sich mit den neuen Herren wohl zu stellen.
Für das Dorf war es wahrlich ein Segen. Der unerwartete Reichtum der Handwerker und die Tatsache, dass niemand mehr Hunger leiden musste, machte die Menschen leichtsinnig.
Zu leiden hatten Hilde und Cai. Natürlich kamen die Dorfbewohner immer noch, wenn sie Krankheiten hatten.
Wenn Cai, die meist die Einkäufe machte, da Hilde inzwischen nicht mehr gut zu Fuß war, auf dem Markt war, bekam sie meist nur die Ware, die bereits braune Stellen hatte, oder schon verdorben war.
Beschweren lohnte sich nicht. Hinter dem Rücken des siebenjährigen Mädchens wurde getuschelt. „Schau dir ihre Augen an, dann weißt du, dass sie mit Dämonen im Bunde ist!“, meinte die Marktfrau. Ihr Ehemann war einer der Handwerker, die in der Burg arbeiteten.
Zwei Wochen nach dem Beginn der Arbeiten begann es: Erst wurde der alte Olegg in der Nacht auf dem Weg von der Wirtschaft nach Hause bewusstlos aufgefunden. Zwei Wochen später die junge Elena, die sich heimlich zu ihrem Liebhaber schleichen wollte.
Beide sagten einstimmig, dass sie sich nicht mehr erinnern konnten, was geschehen war. Bei Olegg kam noch dazu, dass er nicht mehr lahmte und es ihm besser ging als durch die Behandlung von Hilde.
Cai und Hilde hatten allerdings noch genügend Patienten, die versorgt werden mussten. Die Ernte hatte begonnen, und allgemein war die Verletzungsgefahr durch Sensen und Dreschflegel extrem hoch.
Doch das Phänomen blieb bestehen: Etwa alle zwei Wochen wurde eine oder zwei bewusstlose Person gefunden. Auch wenn es immer so war, dass es der Betreffenden wesentlich besser ging als zuvor, so bekamen die Dorfbewohner Angst.
Der Schmied bot sich an, mit dem Zimmermann auf Patrouille zu gehen. Exakt nach zwei Wochen wurden sie selbst Opfer.
Sie hatten sich getrennt und der Zimmermann beobachtete den Markt, während der Schmied hinter der Kirche Position bezogen hatte.
Der Schmied wurde auf einmal von hinten gepackt, dann spürte er einen Stich im Hals und wurde ohnmächtig.
Dem Zimmermann ging es ähnlich. Er konnte nur eine große Fledermaus sehen, die ihn mit unvorstellbarer Kraft packte. Dann geschah ihm das Gleiche wie seinem Freund. Auch er wurde bewusstlos.
Als sie erwachten, hatten sie keine Erinnerung mehr, aber sie erstatteten dem Bürgermeister Bericht.
Da er nicht weiterwusste, ging er zum Pfarrer.
Seine Antwort war: „Dämonen! Aus der Tiefe der Hölle! Es müssen jene Blutsauger sein, die man als Vampire kennt.“
Er gab dem Bürgermeister noch einen Rosenkranz mit, sowie den guten Rat, die Nächte zu meiden und Knoblauch zu essen.
Zur Sicherheit ging die Frau des Schmieds zu der alten Hilde.
Auch diese bestätigte: „Ja, dass müssen Vampire sein.“
Neugierig geworden machte Hilde sich am Abend auf zum Schloss. Wenn es wirklich Vampire waren, dann würde sie die schon vertreiben.
An der Tür stand ein älterer Mann, aus den Erzählungen wusste sie, dass dies Martin von Bachstein sein musste.
Er lächelte sie an, doch an Hilde prallte es ab.
„Sie sind ein Vampir!“, rief sie ihm entgegen.
Martin sah sie aus eisgrauen Augen an: „Dann sind Sie die Heilerin, richtig?“
Er wirkte sympathisch, nicht wie ein Dämon, allerdings wusste Hilde, dass Dämonen sich sehr gut verstellen konnten.
Er bat die ältere Dame in die Burg: „Kommen Sie. Es wird kalt und die Wölfe streifen durch den Wald.“
In der Eingangshalle prasselte ein voluminöses Feuer in einem Kamin, in dem Hildes Hütte Platz hätte.
„Setzen Sie sich. Möchten Sie etwas trinken? Ich habe hier ein Gebräu, welches Sie interessieren dürfte. Die Türken nennen es Caffee.“, bot Martin höflich an.
Sie setzte sich auf den Sessel vor dem Kamin, lehnte aber das Getränk ab.
„Sie glauben also, dass wir Vampire seien.“, kam er auf den Punkt, nachdem er ihr gegenüber Platz genommen hatte.
„Das glaube ich nicht nur, ich bin sicher.“, meinte sie.
„Nun, wir können nicht lügen. Wir sind tatsächlich Vampire. Allerdings wollen wir die Menschen weder töten noch ihnen schaden.“, antwortete Martin.
„Und was machen Sie jetzt mit mir?“, fragte sie besorgt.
„Keine Sorge, auch Ihnen und Ihrem Findelkind geschieht nichts. Wir wollen uns nur hier zur Ruhe setzen, bevor wir vielleicht weiterziehen.“, erklärte er. Dabei setzte der alte Vampir seine Gabe, die Gedanken der Menschen zu beeinflussen ein, die Hilde sofort beruhigte.
„Sie können heute hierbleiben, es wird kalt. Vor Sonnenaufgang bringt mein Sohn sie zu ihrem Zuhause.“, bot er an.
***
Cai hatte einen unruhigen Schlaf und warf sich immer hin und her. Die Achtjährige vermisste Hilde.
Sie wurde kurz vor Sonnenaufgang wach, als die Tür klapperte.
„Vielen Dank!“, hörte sie Hilde sagen. Sie huschte aus dem Schlafzimmer und konnte gerade noch einen Blick auf einen etwa siebzehnjährigen Mann werfen, der sich verbeugte und als er sich aufrichtete, ihren Blick streifte.
Hilde berichtete nichts von den Vampiren und nahm ihr Wissen später sogar mit ins Grab.
Die Jahre vergingen. Als Cai zehn Jahre alt wurde, starb Hilde. Cai und einige der Dorfbewohner begruben sie, wie sie es gewünscht hatte, im Wald.
Der Pfarrer aber verweigerte seinen Segen.
Auch wenn sie es nicht gerne zugaben, war die alte Hilde eine Institution. Insgeheim gaben sie es zu: sie brauchten eine Heilerin.
Cai übernahm die Rolle der Heilerin. Sie war mindestens genau so geschickt, wenn nicht gar besser darin, die Wehwehchen des Dorfes zu kurieren, ein Kind auf die Welt zu holen oder Tränke zu brauen.
Beim Ausräumen fand sie jenes Päckchen von ihrer Mutter. Hilde hatte es für sie aufbewahrt. Sie öffnete es. Es war ein Buddha aus Jade gefertigt, mit goldenen Applikationen darin. Er strahlte eine warme Energie aus, deshalb stellte sie ihn an ihr Bett.
Inzwischen war sie vierzehn und zu einer bildschönen jungen Frau herangewachsen. Ihr exotisches Aussehen ließ sie apart erscheinen. Trotz ihres Aussehens wollte keiner der Dorfbewohner sie auch nur ansprechen oder gar freien. Die jüngeren Männer waren in die hunderte Kilometer entfernten Städte gezogen, um dort ihr Glück zu machen. Das schränkte natürlich auch die Anzahl an möglichen Partnern ein.
Im Dorf war es üblich, mit 14 Jahren zu heiraten. Cai jedoch war ausgestoßen. Man brauchte sie, aber wollte ansonsten nichts mit ihr zu tun haben, wie ihr bei jedem Marktbesuch klar gemacht wurde.
Vom Dorfklatsch bekam sie daher wenig mit. Nur dass der alte Herr der Burg, Martin war sein Name, verschwunden sei und sein Sohn allein die Burg bewohnte.
Vor einem Jahr waren Leute aus der Stadt zugezogen, zwei ältere Leute mit ihrer Tochter. Sie hieß Bella.
Die Handwerker, nachdem der Geldfluss der Herrschaften von der Burg nachgelassen hatte, schlugen sich mit Aufgaben so durch. Einen Schmied brauchte man immer, es mussten Pferde und Esel beschlagen oder Sensen geschärft werden. Doch ein Zimmermann hatte es schwer. Die meisten Aufgaben waren eher klein und als Bezahlung gab es meist Naturalien. Das Gold war schon lange ausgegeben.
Doch die neuen Bewohner hatten Bedarf, denn das alte Gehöft, das sie bewohnten war heruntergekommen.
Als der Zimmermann am Hof ankam, spielte Bella auf draußen. Sie war zwar schon dreißig, hatte aber das Gemüt einer Vierjährigen. So kam es, dass sie gegen einen Stein trat und den Zimmermann damit im Gesicht verletzte.
Auch wenn die Eltern sich sofort entschuldigten, bestand der Zimmermann darauf, dem Mädchen den Prozess zu machen.