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"Er reibt sie. Sie lässt sich vor Genuss lang hinfallen und stöhnt laut. Er fängt sie auf und sie atmet schwer an seinen Hals. Seine Finger gleiten in sie. Rutschen hinein. Es geht so leicht. Sie ist so feucht. Und er kann das eine von dem anderen unterscheiden, weil ihr Sekret dicker und heißer als Wasser ist.Sie umschließt mit ihrer Muschi seine zwei Finger, sodass sogar seine Knöchel eingeklemmt werden. Um ihn zu erinnern. Damit er sich vorstellen kann, wie es sich anfühlt, wenn er sie hineinsteckt. Sie weiß, dass das reicht, um ihn halb irre zu machen."Verbotene Leidenschaft: Louise und Johnny haben ihre Affäre hinter dem Rücken von Louises Mutter Karin fortgeführt. Karin glaubt noch immer, dass sie Johnny befriedigen kann, aber in Wirklichkeit es ist Louise, die sich um seine Belange sorgt. Sie sind vollkommen verrückt nacheinander und ihre Lust ist unermesslich. Als Karin übers Wochenende wegfährt, haben sie das Haus für sich allein. Louise zittert vor Sehnsucht auf Sex und Leidenschaft. Es wird ein Wochenende, das sie nie vergessen wird..Historische Ruinen und ein erotisches Abendteuer passen nicht zusammen? Oh, doch! In dieser Sammlung erotischer Kurzgeschichten ist alles möglich. Kuschelig-erotische Weihnachtsgeschichten, heiße Striptease und eine unvergessliche Nacht in Paris sind weitere pikante Themen, die dich fesseln bis zum Schluss...Diese Sammlung enthält folgende erotische Kurzgeschichten:Polyamouröse WeihnachtenOh unheilige NachtPrivatvideosDie schwarze KatzeStudentenwohnheimDas Erwachen von AliceDie Schlacht von TsushimaPremiereVorpremiereYou can leave your hat onDer BademeisterGeduldDer Graffiti PlatzStrip-PokerDer RockstarDer SpukVerführung in ParisZwischen den BäumenDie Maya-RuinenDaddy's girlDaddy's Girl – zweiter Akt-
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Seitenzahl: 609
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Nicolas Lemarin Alexandra Södergran Julie Jones Amanda Backman Vanessa Salt Chrystelle LeRoy Malin Edholm
Übersetzt von Mareike Zoege
Lust
Das Erwachen von Alice und 20 weitere heiße Erotikgeschichten
Übersetzt von Mareike Zoege
Titel der Originalausgabe: Das Erwachen von Alice and 20 Other Steamy Erotic Short Stories
Originalsprache: Schwedischen
Copyright ©2022, 2023 Malin Edholm, Chrystelle LeRoy, Vanessa Salt, Amanda Backman, Julie Jones, Alexandra Södergran, Nicolas Lemarin und LUST
Alle Rechte vorbehalten
ISBN: 9788728561393
1. E-Book-Ausgabe
Format: EPUB 3.0
Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung des Verlags gestattet.
www.sagaegmont.com
Saga ist Teil der Egmont-Gruppe. Egmont ist Dänemarks größter Medienkonzern und gehört der Egmont-Stiftung, die jährlich Kinder aus schwierigen Verhältnissen mit fast 13,4 Millionen Euro unterstützt.
Nachdem sie das Auto gestartet und die dünne Schneeschicht, die gefallen war, weggebürstet hat, schaut sie auf und sieht ihren Vater in einem der Fenster. Er hebt die Hand, als wolle er sich verabschieden, aber sie ignoriert ihn: und während sie wegfährt, hofft sie, daß er sich für sein Verhalten schämen wird. Er benimmt sich wie ein großes Baby; ein sechsundfünfzigjähriges Baby.
Die Straße vor Lisette ist verschwommen, sowohl wegen der Tränen als auch wegen des aufgewirbelten Schnees. Die Angst, in diesem Sturm von der Straße abzukommen, hämmert in ihren Ohren und macht es noch schwieriger, sich zu konzentrieren. Als sie endlich den Bauernhof erreicht, der ihr unbewußtes Ziel gewesen war, bricht sie über dem Lenkrad zusammen.
"Scheiß Weihnachten!", ruft sie aus.
Nach einer Minute, oder zehn, merkt sie, wie kalt es in dem ausgeschalteten Auto geworden ist; also hängt sie sich ihre große Tasche über die Schulter und geht auf das stattliche, rote Haus zu. Der Weg bis zur Tür ist relativ frisch geschaufelt mit nur ein paar Zentimetern unberührtem Neuschnee, in dem sie nun die Abdrücke ihrer Stiefel hinterläßt. Auf beiden Seiten türmt sich der Schnee in großen Wällen auf, die die anderen Häuser des Hofes verdecken. Die ganze Welt scheint weiß und kalt, schön, aber tückisch. Bis sie die geschnitzte Holztür mit dem runden Messing-Türklopfer erreicht. Die Tür, wie auch das Haus, fühlt sich uralt an. Wenn sie nicht wüßte, daß ihr bester Freund hier aufgewachsen ist, in relativ bescheidenen Verhältnissen, mit vielen Geschwistern und vielen Aufgaben, würde sie glauben, es sei das Zuhause eines Adligen.
Sie hebt ihre verfrorene Hand, die begonnen hat, blau zu werden, und klopft an die schwere Tür. Die Tür öffnet sich und sie muß gegen das Licht blinzeln, das herausströmt und sie blendet. Sie spürt die Wärme auf ihrem Gesicht und der Geruch von Weihnachten umgibt sie wie ein zusätzlicher Mantel. Es ist, als hätte sich der Abend durch das Öffnen dieser einen Tür völlig verändert.
In der Tür steht Daniela, in einer mit Mehl bestäubten Schürze. Ihr dickes lockiges Haar ist zu einem unordentlichen Dutt am Oberkopf hochgesteckt und einige Strähnen haben sich gelöst und kräuseln sich nach unten, um ihr Gesicht zu umrahmen.
Nun ertönt von irgendwo weiter drinnen im großen Haus Weihnachtsmusik und eine kleine Fellkugel kommt herausgehüpft. Der Hund, ein goldbrauner Cockerspaniel, bellt ganz aufgeregt. Es ist ein fröhliches Bellen und in seiner aufgeregten Stimmung springt Teddy an Lisette hoch, bevor er im Schnee hin und her läuft und sich wälzt, und dann wieder zurück an ihr Bein springt. Lisette geht in die Hocke und krault Teddy hinter dem Ohr; er bleibt schließlich lange genug bei ihr, um seine Zunge herauszustrecken und ihre Nase zu lecken. Der Hund gehört Lukas und ist für Lisette ein beinahe so lieber Freund wie für sein Herrchen. Mit Teddys Zunge an ihrer Wange, blickt sie zu Daniela hoch, die bei dem Anblick lachen muß.
"Es tut mir so leid, daß ich einfach so hereinplatze ...", beginnt Lisette zögerlich: Sie kennt Daniela nicht, weiß aber, daß sie mit ihren geröteten Augen elendig aussehen muß.
"Sag das nicht! Du bist immer willkommen. Lukas ist nicht da, aber komm doch ins Warme. Du kannst mir helfen, schwedische Lussebullar mit Safran zu backen. Komm rein, komm rein!"
Sie zieht Lisette herein, schließt die Tür gegen die Kälte und küßt sie auf beide Wangen. Als Danielas Lippen Lisettes kalte Wangen streifen, durchfährt sie ein Stromschlag und errötend vermeidet sie es, Danielas Blick zu begegnen.
"Ich habe Lussebullars noch nie gemacht, wir haben keine schwedischen Safranbrötchen bei uns in Chile. Aber ich versuche es." Danielas Stimme wird schwerer zu vernehmen, als sie in die Küche geht und sobald Lisette aus ihrem steifen Mantel und den schneebedeckten Stiefeln heraus ist, folgt sie ihr.
Als sie das warme Haus betritt und von den Gerüchen von Safran, Rosinen, Zimt und Glühwein empfangen wird, das Radio hört, das die Weihnachtsklassiker spielt und all die brennenden Kerzen und die Weihnachtsdekoration in den Fenstern hängen sieht, entsteht eine warme, sprudelnde Weihnachtsstimmung, die anschwillt und Lisettes Körper einnimmt. Sie sickert in jede Pore. Zu der tiefen Stimme von Frank Sinatras Have Yourself a Merry Little Christmas, schüttelt sie den hitzigen Streit mit ihrem Vater und seiner neuen Familie ab. Die Worte " from now on all our troubles will be out of sight " hören sich, obwohl total klischeehaft, wie eine Prophezeiung an und scheinen inmitten all dem Weihnachtsgebäck und der wohligen Wärme wahr zu sein. Sie ist in eine dieser sprudelnden, glitzernden Weihnachtskomödien auf Netflix eingetreten, die mit dem großen Lächeln und der perfekten Umgebung, wo alle trotz des vielen Schnees nie zu frieren scheinen.
Ihre Augen werden groß von all dem, was um sie herum in der warmen Küche passiert. Daniela summt die Musik mit, macht ab und zu einen Tanzschritt, während sie den Teig bearbeitet und mit einer seitlich herausragenden Zunge das Rezept liest. Teddy hat sich in einem kleinen flauschigen Körbchen in der Ecke zusammengerollt und knabbert an einem Knochen. Die Schneeflocken, die draußen vor dem Fenster fallen, sehen jetzt lyrisch zart und unberührt aus. Lisette entspannt sich nun endlich.
Sie krempelt die Ärmel hoch und beginnt mit Daniela den saftigen, klebrigen Teig zu bearbeiten: die Ablenkung ist willkommen. Ein angenehmes Schweigen hat sich zwischen den beiden eingestellt. Es ist, als würde Daniela verstehen, daß sie einfach noch nicht bereit ist, zu reden.
Der Tag vor Weihnachten, besser geht's nicht, denkt sie sich und lächelt über Danielas improvisierten Tanz zum ansonsten so zurückhaltenden Winter Wonderland. Ihre überschäumende Energie ist ansteckend und bald tanzt auch Lisette und singt dabei mit falscher Stimme mit.
*
Während die Safranbrötchen backen, machen sie es sich in den großen, weichen Sesseln im Wohnzimmer bequem, Daniela holt ein altes Yatzy-Spiel heraus und während sie abwechselnd würfeln und ihre Freude oder Enttäuschung über das Ergebnis herausschreien, beginnen sie über sichere Themen zu reden, wie zum Beispiel ihre Arbeit, Neujahrsvorsätze und Danielas Umzug vom warmen Chile ins kalte Småland in Schweden mit seinen dichten Wäldern.
"Meine Brüder, Eduardo und José verstehen das nicht. Sie schicken mir Bilder, auf denen sie in ihren Badehosen sitzen und Lammbraten essen und sie beschweren sich darüber, wie blaß ich aussehe. Sie denken, daß ich ohne die Sonne sterben werde."
Daniela lacht oft, die Unterhaltung verläuft reibungslos und Lisette ist überrascht, wie leicht es ist, sich mit ihr zu unterhalten. Teddy liegt jetzt zusammengerollt auf Danielas Schoß, und sie streichelt dem Hund ruhig über seine welligen Ohren. Lisettes Blick bleibt mehrmals an der Bewegung hängen, mit einem kribbelndem Gefühl im Magen. Tief im Inneren weiß sie, daß sie nichts mehr will, als den Platz des Hundes einzunehmen. Sie schüttelt den Kopf und nimmt einen weiteren Schluck des nach Zimt duftenden Weins.
“Ich habe vergessen zu fragen: wo ist Lukas?”
“ Lukas wurde gerufen und mußte weg. Offenbar hatte eine Stute ein Problem beim Abfohlen."
"Okay, ich hoffe, alles geht gut."
"Hmm."
Während sie darüber staunt, wie einfach es ist, Zeit mit Daniela zu verbringen, nippt Lisette weiter an dem warmen Glühwein, der sie sowohl durch seine Wärme als auch durch den Alkohol wärmt und ihr dadurch immer rosigere Wangen beschert. Sie hat Daniela, die Freundin von Lukas, woran sie sich selbst immer wieder erinnern muß, bisher nur zweimal gesehen und das auf größeren Partys, wo es keine Gelegenheit gegeben hatte, sich unter vier Augen zu unterhalten. Das Einzige, was ihr bisher aufgefallen war, war, wie schön und herzlich Daniela war. So aus der Nähe konnte sie auch die körperliche Wärme und das große Lächeln spüren, das immer präsent und ansteckend war. Lisettes Körper kribbelt von dieser strömenden Begeisterung, und sie versucht zu ignorieren, wie diese runter, in ihren Intimbereich ausstrahlt und ihr Blut in Wallung bringt.
Sie merkt, daß sie still geworden ist, und wieder ist ihr Blick auf Danielas Hand gerichtet; sie räuspert sich und begegnet Danielas dunklen, funkelnden Augen. Sie sehen groß aus, so aussagekräftig in der tiefen Stille. Was sieht sie in ihnen? Was verraten ihre eigenen Augen? Kann Daniela das Verlangen lesen, das Lisette zu kontrollieren versucht...?
*
Lisette spült die Tassen und räumt sie in die Spülmaschine. Sie spürt Danielas leichte Berührung auf ihrem Kreuz und zuckt vor Überraschung zusammen.
"Alles in Ordnung?" fragt Daniela mit ihrer seidigen Stimme.
"Ja, keine Sorge, ich bin nur ein bißchen schreckhaft."
"Hier gibt es keine Geister." Daniela schmunzelt und fügt hinzu: "Du bist hier sicher." Der Blickkontakt dauert ein bißchen zu lange, und das Porzellan in Lisettes verschwitzter Hand fällt auf den Boden.
"Aua." Die Tasse zerbricht und Lisettes Hand folgt zwanghaft und versucht, die Scherben festzuhalten. Blut beginnt aus einem dünnen Schlitz in ihrer Handfläche zu tropfen.
"Oh je, bist du okay?" Daniela nimmt ihre Hand, hält sie unter fließendes kaltes Wasser und klebt dann ein Pflaster auf die Wunde. Sie küßt die Handfläche und Lisettes Mund ist trocken. Als hätte sie gerade einen ganzen Löffel Zimt geschluckt, der mit seinem würzigen Duft allgegenwärtig ist.
"Ich ... alles in Ordnung. Nur tollpatschig", stottert Lisette mit rot werdenden Ohren.
Die nächste Stunde verfliegt in einem Wirbel aus heißen Safranbrötchen, Süßigkeiten und Kartenspielen. Ihre Hände berühren sich immer wieder versehentlich über den Tisch hinweg und Lisette zieht ihre Hand immer wieder zurück, als wäre sie gestochen worden, bis sie sich an das Gefühl gewöhnt hat und sich nicht mehr dazu zwingen kann, sie wegzuziehen. Danielas Haut beginnt sich vertraut anzufühlen, wie die Frühlingssonne nach einem langen, dunklen Winter. Was sich vergessen anfühlt, bis man es wieder erlebt. Die Härchen auf Lisettes Armen haben sich schon seit dem ersten Kuß auf die Wange aufgestellt und sie lehnt sich in einem Zustand närrischer Zuversicht näher heran.
"Zeit, schlafen zu gehen, denke ich", sagt Daniela und schiebt Lisette ein paar ihrer kurzen Ponyhaare beiseite.
Daniela hilft, das Bett im Gästezimmer für Lisette zu machen. Die frisch gewaschenen Laken riechen leicht nach Weichspüler und sie fühlen sich sinnlich weich an, als sie sie über die Matratze, die Bettdecke und das Kopfkissen zieht.
"Gute Nacht, Lisette. Ich bin froh, daß du gekommen bist." Daniela umarmt sie lange. Sie sind fast gleich groß, und ihre Brüste drücken durch die wolligen Pullover gegeneinander. Lisette fragt sich, ob Daniela spüren kann, wie ihre Brustwarzen hart werden: Sie wünschte, sie hätte einen BH angezogen, um die offensichtlichen körperlichen Reaktionen zu verbergen. Während der Umarmung nutzt Lisette die Gelegenheit, Danielas Duft nach Mandeln und Pfefferminz einzuatmen. Sie stöhnt fast, als die andere Frau sie wieder einmal langsam auf die Wange küßt, so ganz nah an ihrem Mund. Viel intimer als ein gewöhnlicher Kuß auf die Wange. Sie verweilt dort, ein paar Zentimeter von der Haut entfernt. Dann ist Lisette allein in dem blauen Schlafzimmer.
Es fühlt sich an, als ob sie Stunde um Stunde daliegt und versucht, sich zu entspannen und einzuschlafen. Der Schlaf weigert sich zu kommen. Das Einzige, was sich unter ihren geschlossenen Lidern abspielt, ist das Lachen, die großen dunklen Augen, das schwarze lockige Haar... Dann steht Daniela plötzlich in der Tür, wie eine Kanalisierung von Lisettes Wünschen. Zuerst denkt Lisette, sie sei eingeschlafen und erlebe einen sehr realistischen Traum. Doch als Daniela, in einen dicken Bademantel gehüllt, in den Raum tritt, weiß sie, daß es kein Traum ist. Sie ist nicht eingeschlafen.
"Der Strom ist ausgefallen. Du mußt hier drin am Erfrieren sein. Ich bin gekommen, um dir zu sagen, daß du in meinem Bett schlafen kannst, wir haben einen Kamin in unserem Zimmer. Komm schon."
Schläfrig, obwohl sie wach ist, und steif von der Kälte, die sie bisher ignoriert hatte, folgt sie Daniela über den kalten Holzboden in das größere Schlafzimmer, das warm mit Mahagoni und voller tiefroter Details eingerichtet ist. Eine Chaiselongue aus rotem Samt, wie aus der Oper entnommen, große Bettdecken und dicke Vorhänge. Der Raum wird hauptsächlich von einem holzgeschnitzten Himmelbett mit vier Pfosten eingenommen, und ist voller Daunendecken und Kissen. Vor dem Bett brennt das von Daniela erwähnte Feuer: die einzige Lichtquelle im Raum, die überall weiche, tanzende Schatten wirft. Durch die Fenster kann man die Sterne zu sehen, weit weg in der eisigen und stillen Nacht.
Aus dem Augenwinkel beobachtet Lisette, wie der flauschige Bademantel von Daniela rutscht und sie fast nackt zurückläßt, bis auf ein rotes Spitzentop und passendem Mini-Short. Sie krabbelt auf das Hochbett und tätschelt die Seite des Bettes neben sich.
"Es ist ein großes Bett, und ich will nicht, daß du dir in der Nacht Frostbeulen holst."
Mit unsicheren Schritten geht Lisette langsam zur anderen Seite des Bettes und krabbelt vorsichtig hoch und legt sich so weit auf die Seite wie sie kann. Das Bett ist sehr biegsam und sie sinkt in die Matratze, aber stocksteif balanciert sie auf der Seite und drückt die Augen zu in der Hoffnung, schnell einzuschlafen. Danielas Hand findet ihre unter der Bettdecke. "Du mußt nicht so vorsichtig sein", flüstert sie und zieht Lisette näher heran.
Da liegen sie nun unter den dicken Daunendecken, umgeben von weichen Kissen. Daniela hat ihre Hand nicht losgelassen und Lisette begegnet ihrem Blick nervös. Danielas Blick ist fest, als sie Lisette in die Augen schaut. Bildet sie sich das gerade nur ein, daß Daniela, fast unmerklich, immer näher rückt? Plötzlich sind sie sich so nahe, daß sich ihre Atemzüge miteinander vermischen. Ihre Nasen berühren sich fast. Danielas Atemzüge sind warm und nach Minze duftend, legen sich wie Küsse auf Lisettes Lippen, Hals und Brust. Sie zittert und spürt, wie sich alle Härchen an ihren Armen, Nacken und auf der Stirn aufstellen. Die Atmosphäre ist dicht und feurig.
Wer letztendlich den Abstand schließt, kann Lisette nicht sagen: Vielleicht haben sie beide genau zur gleichen Zeit gehandelt. Jetzt bekommt sie endlich die weichen Lippen zu schmecken, von denen sie geträumt hatte. Jetzt sind alle Hemmungen weg und ihre Arme finden den Weg um den anderen Körper, drücken sich immer näher aneinander, noch näher, obwohl kein freier Raum mehr zwischen ihnen ist.
Ihre Zungen treffen sich, schmecken sich gierig und tanzen, während ihre Hände den Körper der anderen liebkosen. Es hätte unbeholfen und steif sein können, aber ihre Hände fummeln nicht. Sie erkunden einfach.
Sie keuchen atemlos. Sie schauen sich wieder in die Augen und versuchen zu lesen, was die andere denkt. Gerade als Lisette meint, Daniela habe es sich anders überlegt, streift sie ihre Pyjamahose ab und legt sich zwischen Lisettes Beine. Sie atmet den warmen, schweren Atem gegen Lisettes Höschen, während sie ihre Innenschenkel streichelt und sie auseinanderschiebt. Lisette schließt ihre Augen um zu versuchen, eine Art von Kontrolle wiederzuerlangen, aber die Kontrolle ist längst weg. Ihr Körper spannt sich in einem Bogen an, sie schwankt und drückt ihre Muschi gegen Danielas Mund. Sie hört ein Lachen und spürt, wie ihre Finger von beiden Seiten den Weg unter ihr Höschens finden. Die Fingerspitzen streicheln sanft die geschwollenen Schamlippen und ihren Kitzler, langsam und sicher, aufreizend. Dann ist das Höschen in Windeseile ausgezogen und plötzlich sind Danielas Zunge und Mund an Lisettes Innerem. Ihre pulsierende Muschi, die bereits klatschnaß ist, trifft nun von Speichel und schwillt mit jeder Runde mehr an.
Lisette fühlt keinen Drang zu kommen, erwartet keinen Orgasmus. Daniela scheint es genauso zu genießen wie sie, und als sie spürt, wie sich das ziehende Gefühl in ihr aufbaut, begegnet sie Danielas Blick und stößt wimmernde Atemzüge aus, bis sie schließlich tief stöhnt.
Als Daniela für einen Kuß hochkrabbelt, schmeckt Lisette sich selbst und zum ersten Mal seit langer Zeit fühlt es sich aufregend an. Sie setzt sich halb auf und zieht Daniela auf ihren Schoß. Danielas Beine legen sich um ihre Hüften, während Lisette ihren prallen Hintern knetet. Sie küssen sich weiter und reiben sich aneinander. Sie sind verschwitzt von der Bewegung setzen aber die süße Reibung fort. Lisette spürt Danielas Orgasmus in ihrem gespannten Arsch. Ihre Schenkel spannen sich um ihre Hüften und Danielas Körper versteift sich. Lisette bewegt sich weiter, während Daniela ihren Kopf zurückwirft und schreit. Lisette hält sie, während sie sich schüttelt, plaziert süße Küsse auf Danielas entblößten Hals und lächelt gegen ihr Schlüsselbein.
Als Lisette zur Tür aufblickt, steht ihr bester Freund mit offenem Mund und Tränen in den Augen da. Einer der besten Momente ihres Lebens hat sich gerade abrupt in den schlimmsten verwandelt.
*
Als Lukas nach einem langen, schwierigen Abfohlen mit mehreren Kilometern Fahrt auf vereisten Straßen nach Hause kommt, bemerkt er das geparkte Auto an der Garage und versteht nicht, was das bedeutet. Er will nur noch in sein Haus und zu seiner Freundin. Er ist durchgefroren und sehnt sich nach dem warmen Bett, dem Feuer und danach, sich neben der immer so warmen Daniela einzurollen. Ihren weichen Körper zu streicheln und den leichten Duft an ihrem Hals zu schnuppern.
Er geht müde durch das dunkle Haus, kein Licht ist an; aber er kann die flackernden Flammen des Feuers sehen, die aus dem Schlafzimmer kommen und Schatten an den Wänden tanzen lassen und die Dunkelheit um sie herum lecken. Vor der halbgeschlossenen Tür bleibt er kurz stehen, als er das Stöhnen von drinnen hört: nasse, schmatzende Geräusche und noch mehr Stöhnen. In seinem übermüdeten Gehirn denkt er, daß es Daniela sein muß, die masturbiert, während sie dabei vielleicht einen Porno schaut. Vor seinem inneren Auge sieht er sie auf den Kissen liegen, wie ein Seestern mit gespreizten Beinen und dem Vibrator an ihrer Klitoris, oder vielleicht dringt sie mit dem Dildo in sich ein. Das schmatzende Geräusch ist der Beweis dafür, wie naß sie ist. Aber die andere stöhnende Stimme klingt zu präsent, zu real. Mit einem harten Schwanz und verwirrtem Geist öffnet er die Tür und die Begrüßung bleibt ihm im Hals stecken.
In seinem Bett, halb aufrecht, liegt seine beste Freundin, die Freundin, die er seit der Grundschule kennt. Nackt. Ihr sehniger Körper und ihre kleinen Brüste gehen ihm nicht aus dem Kopf; er versteht nicht, warum sie da ist, warum er sich den nackten Körper seiner besten Freundin anschaut. Bis er Daniela sieht. Seine weiche, kurvige Freundin sitzt auf dem Schoß von Lisette: Sie reitet Lisette und reibt ihre Muschi an ihrer, während sie beide laut stöhnen. Daniela wirft ihren Kopf zurück und so daß ihre Locken gegen ihren Rücken tanzen. Als sie mit einem so vertrauten Schrei kommt, steht er da und starrt. Sein Schwanz drückt immer noch unwillkürlich hart gegen seine Jeans, aber sein Herz ist zum Bersten gespannt. Dann trifft er Lisettes grünen Augen, die seinen Schock widerspiegeln. Er beobachtet, wie ihre Ekstase in Trauer umschlägt. Er dreht sich um und rennt zur Tür, Tränen laufen ihm über die Wangen.
Teddy ist aufgewacht und rennt nun ängstlich bellend hinter ihm her. In der Dunkelheit zerschlägt er eine Weihnachtsdekoration auf der Kommode und eine Glaskugel zerbricht auf dem Boden. Er bleibt stehen, gerade lange genug, um den Hund aufzusammeln und geht dann raus zu den Ställen.
*
Daniela findet ihn in einem der Ställe, neben einer Fuchsstute. Seine Bella. Er lehnt sich an das Pferd und hat sein sommersprossiges Gesicht in ihrer Mähne vergraben. Die Stute schnaubt und kratzt ihren großen Kopf an ihm, während sie ihr Heu mampft. Die Geräusche des Stalls sind vertraut, einladend und beruhigend, auch für sie. All das Schnauben, das Mampfen und Wiehern. Der Geruch von Heu und Pferd dringt in ihre Nasenlöcher und sticht ihr ins Herz.
Wie sie da steht, tritt Daniela auf derselben Stelle. Unsicher und verängstigt. Wie soll sie erklären, daß das, was passiert ist, nichts mit ihm zu tun hat? Ihre eigenen Tränen benetzen ihr Gesicht, als sie daran denkt, was passieren wird.
Sie legt eine Hand auf Lukas Schulter und sagt: "Es tut mir leid". Dann ist ihre Kehle zu trocken, es kommen keine Worte mehr heraus. Er dreht sich um und der Ausdruck in seinem Gesicht drückt auf ihrer Brust: etwas in ihr zerbricht. Sie hat ihn noch nie so traurig gesehen. Sein rotblonder Pony fällt ihm in die geröteten Augen und seine Wangen und sein Hals sind gerötet. Sie wagt es nicht, ihn zu umarmen. Stattdessen steht sie einfach nur da, ringt ihre Hände und schaut in seine blassen blaugrauen Augen. In der Hoffnung, daß ihre die ganze Liebe vermitteln, die sie für ihn empfindet.
Er taumelt rückwärts gegen Bella, weg von ihrer Berührung. Er schüttelt den Kopf und murmelt etwas Unverständliches. Er tätschelt das Maul des Pferdes und wendet sich von Daniela ab.
"Wie konntest du nur?", sagt er schließlich.
"Ich liebe dich."
"Verdammt Daniela, wenn du mich liebst ... WIE konntest du nur?"
"Ich weiß, daß eine Entschuldigung nichts bedeutet. Aber es tut mir leid, was du sehen mußtest, es tut mir leid, was ich getan habe, ohne es dir zu sagen."
"Wir haben beschlossen, monogam zu sein, als du hierher gezogen bist!" Seine Faust ist geballt; aus Frust, vermutet sie. Er ist kein aggressiver Mensch, aber er sieht aus, als würde er gerne etwas schlagen.
"Es sei denn, es kommt eine ganz besondere Person, das haben wir gesagt ... Ich bedaure die Art und Weise, wie es passiert ist. Ich hätte nichts tun sollen, ohne vorher mit dir zu reden. Aber Lukas, es tut mir leid, aber ich muß eines sagen, ich bedaure nicht, daß es passiert ist. Das bedeutet nicht, daß ich dich deswegen weniger liebe."
Vorsichtig tritt sie einen Schritt näher, als wäre er ein ängstliches Pferd, auf das sie zugeht, aber das Pferd läßt sich nicht stören. Bella frißt einfach weiter ihr Heu.
"Sie ist meine beste Freundin Daniela, verdammt, meine beste Freundin!" Wütend wischt er sich die Tränen von den Wangen.
"Ich weiß das, und ich weiß, daß du gesagt hast, daß du nie etwas anderes als platonische Liebe für sie empfunden hast, aber Lukas ... Ich glaube, sie könnte ein Teil unserer Familie werden. Sie ist perfekt."
Er starrt sie an als würde er sich fragen, wie sie funktioniert, wer sie ist. Wie gut er sie kennt. Vielleicht. Seine Augen sind traurig und wütend beginnen aber, sich in etwas anderes zu verwandeln.
"Wenn wir über eine dritte Person in unserer Beziehung gesprochen haben, war es hypothetisch, wir würden gemeinsam eine Person finden. Es wäre eine gemeinsame Entscheidung gewesen, etwas Spannendes. Du kannst dich nicht mit unseren hypothetischen Gesprächen verteidigen, wenn du mich gerade betrogen hast."
Seine Tränen haben aufgehört zu fließen, sein grimmiger Ausdruck erscheint eher trotzig als verloren.
"Es tut mir leid, Lukas, ich versuche es zu erklären. Ich wollte dich nicht verletzen", flüstert sie und macht einen weiteren Schritt auf ihn zu, spürt die Anziehungskraft zwischen ihnen und will ihn an sich spüren. Er dreht sich wieder um.
Die Stille zwischen ihnen ist bedrückend. Daniela beißt sich auf die Lippe und fleht Lukas Rücken an:
"Bitte Lukas, darf ich dich umarmen?”
*
Er nickt und macht sich darauf gefaßt, was ihre Berührung mit seinem bereits verwirrten Kopf und Körper anstellen wird. Ihre Arme legen sich um seine Taille und sie stützt ihr Kinn auf seine Schulter. Er spürt ihren weichen Körper an seinem Rücken und ihre Wärme wird von seinem starren Körper aufgesogen. Sie stehen lange da bis er sich schließlich umdreht und sie fest umarmt. Sie erweicht ihn Stück für Stück. Er entspannt sich, drückt sie an sich und legt seine Wange an ihre.
Er versucht, das Zucken seines Schwanzes zu ignorieren, aber bald ist dieser voll blutgefüllt und steinhart. Daniela spürt die Veränderung und wie sie auf sie drückt. Er will sich zurückzuziehen, aber sie hält ihn fest. Sie läßt ihre Hände runter über seinen leicht verschwitzten Rücken wandern, um dann hinten in seinen Hosentaschen zu landen.
Verwirrt, aber mit einem starken Bedürfnis, ihre Liebe körperlich zu bestätigen, legt er seine Arme um sie, drückt seinen harten Schwanz gegen sie und ist erregt, als er ihren schnellen Atem hört. Er spürt, wie sie beginnt, sich an ihm zu reiben, während sie ihre Lippen öffnet, um seine Zunge hereinzulassen. Er küßt sie tief und innig. Der Kuß verwandelt sich dann in etwas Wildes und Herausforderndes, während er sie gegen die Stallwand drückt und sie in sein Ohr stöhnt, während er ihren nackten Hals küßt.
Der Mantel, den sie übergeworfen hat, macht es seinen Händen leicht, ihr Höschen zu finden und seine Hände hineinzustecken und ihre feuchte Muschi zu streicheln. Eine Sekunde lang fragt er sich, ob sie wegen ihm oder wegen Lisette geil ist. Aber die Gedanken verschwinden, als sie sich gegen seine Finger preßt und diese ohne den geringsten Widerstand in sie hineingleiten. Seine Finger werden feucht und warm in ihr und als sie ihre Arme um seinen Hals und ihre Beine um seine Hüften legt, zieht er schnell seine Hose herunter und läßt seine geschwollene Eichel zwischen ihren Schamlippen landen. Er steht still und will nur noch ihre Wärme um seinen Schwanz spüren. Doch er steht wie gelähmt da, bis sie ihm zuflüstert, wie sehr sie ihn liebt und sie sich ineinander verlieren. Hart und schweißtreibend. Doch trotz der Härte seiner Stöße und des Klapperns der Stallwand, ist keine Wut mehr zu spüren.
"Ich liebe dich."
"Und ich liebe dich. So sehr."
Ihre zärtlichen Worte verwandeln sich in provokative: "Nimm mich, ich liebe es, wie du mich nimmst. Nimm mich weiter hart. Härter. Tiefer." Drängt Daniela in sein Ohr. Ihre Nägel ritzen seinen Rücken durch sein Hemd und sie zieht kräftig an seinen Haaren.
"Ich liebe es, wie warm, feucht und offen du bist", antwortet er, stößt noch härter zu und erschaudert bei dem tiefen Stöhnen das sie ausstößt.
Während er seine kräftigen Stöße fortsetzt, gleitet er nach unten - und langt an ihre Klitoris. Er massiert ihren Kitzler, während er das Tempo leicht erhöht. Sie kommt kurz vor ihm mit einem stöhnenden Schrei, der die Pferde dazu bringt lauter zu schnauben und Teddy zu bellen. Als Lukas abspritzt und sie füllt, ist es, als ob der ganze Frust ihn verläßt.
"Es geht nichts über Versöhnungssex, was?" sagt Daniela, beißt sich auf die Lippe und lächelt warm, als er sie runterläßt. Sie zieht den Slip wieder an und er gibt ihr einen tiefen Kuß, bevor er sie noch einmal fest an sich drückt.
"Ich liebe dich."
"Ich liebe dich ebenfalls."
"Ich habe dir noch nicht ganz verziehen", sagt er, obwohl er sich nicht sicher ist, ob das stimmt.
"Ich weiß, ich werde es wieder gut machen. Und dich überzeugen."
Als sie Hand in Hand, Teddy um ihre Fersen wirbelnd, wieder glücklich und ruhig - ein Spiegelbild seiner Besitzer – das Haus betreten, finden sie es leer vor. Das zerbrochene Glas im Flur ist zusammengefegt und auf der Kommode liegt ein Zettel, auf dem in großen Buchstaben steht:
VERGIB MIR
Lukas nimmt den Zettel und schaut auf die Worte, als könnten diese weitere Informationen liefern: etwas über Lisettes Gedanken und Gefühle. Daniela rennt ins Gästezimmer und kommt nach einer Sekunde wieder zurück.
"Sie ist weg."
"Wir müssen sie finden."
*
"Warum leben die mitten in der Pampa?" Sie fummelt am Radio herum: Lisette will kein einziges, dummes Weihnachtslied mehr hören. Die Lieder erinnern sie an Daniela, lassen die schönen Erinnerungen vor ihren Augen abspielen, und dann Lukas' Gesichtsausdruck, als er sie zusammen sah. "Und jetzt rede ich mit mir selbst. Wunderbar ..."
Sie fährt bis zum nächsten Dorf, das mit seinem bunten Weihnachtsschmuck und den Lichtern direkt aus Deutschland stammen könnte. Gemütlich, aber menschenleer in der Nacht vor Weihnachten. Alles ist geschlossen. Es gibt keine Restaurants oder Bars, die so spät geöffnet haben, und das Dorf ist zu klein für ein Hotel. Sie parkt das Auto, reibt sich mit den Handflächen die feuchten Augen: da ist ein stechendes Gefühl in ihrer Brust. Der Schmerz schießt bis in ihre Arme und Beine, die sich taub anfühlen. Sie sitzt da, starrt geradeaus in die Nacht. Worauf sie wartet, weiß sie nicht. Warten auf die Erkenntnis, was zu tun ist. Warten auf die Strafe oder die Vergebung.
Sie glaubt nicht an Gott, aber sie hat von Kirchen gehört, die nachts geöffnet sind. Sind Kirchen in Schweden nachts geöffnet? Vielleicht in Großstädten aber nicht auf dem Land, denkt sie. Aber sie kann jetzt nicht mehr weiterfahren. Sie ist zu müde, erschöpft. Zu traurig. Es würde böse enden. Sie bemerkt, daß sie eine ungeöffnete Flasche Whisky im Auto hat, ein Geschenk, das sie ihrem lieben Vater geben wollte... dem Mann-Baby. Sie öffnet die hübsch verpackte silberne Geschenktüte und holt den Honigwhisky der Mackmyra Brennerei heraus. Sie zieht den Korken heraus und nimmt einen großen Schluck. Der Whisky brennt, wirkt aber gleichzeitig beruhigend für die Kehle. Sie nimmt noch einen Schluck und noch einen, bis sie mit der Flasche im Arm auf dem Fahrersitz einschläft.
*
Nach 30 Minuten Fahrt erreichen sie das kleine Dorf, das bis auf ein Auto, das vor dem Supermarkt steht, menschenleer ist. Es ist der Volvo von Lisette. Daniela und Lukas tauschen einen Blick aus, der sowohl Erleichterung als auch Besorgnis ausdrückt, als sie neben dem Auto von Lisette parken. Da ist sie, schlafend im Auto und mit dem Gesicht am frostigen Fenster. Ihre Mütze verdeckt ihr kurzes, hellbraunes Haar und mit ihren geschlossenen Augen sieht sie jung, knabenhaft und unschuldig aus. Mit blauen Lippen und den Eiskristallen auf ihrer Mütze und der Jacke. Danielas Herz scheint beim Anblick dieser Person, die sie gerade erst kennengelernt hat, anzuschwellen. Sie sieht Lukas an und kann in seinem freundlichen Gesicht nur Liebe erkennen.
Lukas öffnet die nicht verriegelte Tür, nimmt Lisette in die Arme und trägt sie dann etwas schwankend zu ihrem Auto, legt ihr den Sicherheitsgurt an und eine Wärmedecke über sie.
"Wir sehen uns zu Hause, fahr vorsichtig", sagt er, bevor er die Fahrertür schließt und den Motor startet.
Daniela beobachtet, wie die Lichter des Autos zwischen den Bäumen auf der Landstraße aus dem Dorf verschwinden, bevor sie in den Volvo steigt, der nach Lisettes rosigem Parfüm riecht, vermischt mit dem starken Whiskygeruch, der an den Sitzen haftet. Dann fährt sie Lukas hinterher, nach Hause, ins Warme.
*
Als Lisette die Augen öffnet, starrt sie auf eine vertraute Decke, die nicht ihre eigene ist, umgeben von weichen Kissen und Decken, mit dem Kamin vor ihren Augen. Sie runzelt die Stirn und strengt sich an, sich an die gestrige Autofahrt zu erinnern und strengt sich auch an, sich nicht an den Rest zu erinnern. Erinnerungen, die sich vor ihren offenen Augen abspielen und die sie einfach nur vergessen will. Verwirrt darüber, wie sie in dem Bett gelandet ist, aus dem sie geflohen ist, und mit pochenden Kopfschmerzen steigt sie langsam aus dem Bett und verläßt den Raum.
Aus der Küche dringt leise Weihnachtsmusik und der Duft von gegrilltem Schinken und kochendem Reisbrei strömt ihr entgegen. Der Geruch von Zimt wird immer stärker, je näher sie der Küche kommt.
Sie bleibt vor der Tür stehen und wirft einen Blick auf Daniela und Lukas. Daniela trägt ein kurzes, flauschiges rotes Kleid mit weißen Verzierungen und pelzigen Bällchen und eine passende Weihnachtsmannmütze über ihren schwarzen Locken. Lukas ist in einem ähnlichen Outfit gekleidet, was zusammen mit seinen roten Haaren, der leicht geröteten Haut und den Sommersprossen einen etwas komischen Anblick bietet.
Lisette schaut die beiden genau an, studiert ihre Gesichter und Bewegungen. Sie sehen glücklich aus. Das Bild des perfekten Paares, das das Weihnachtsessen kocht. Sie hacken Kohl und Zwiebeln und pfeifen, tänzeln umeinander herum, als wüßten sie genau, was der andere tut. Kein Herumhantieren, kein Zusammenstoßen, keine bedrängte oder peinliche Atmosphäre. Keine Wut? Traurigkeit?
Teddy bemerkt sie und bellt, wodurch ihr Piepsen entlarvt wird. Jetzt steht sie da und alle Augen sind auf sie gerichtet. Sie sieht, wie Daniela und Lukas einen Blick austauschen und sich leise zu unterhalten scheinen, bevor Daniela lächelnd an ihr vorbei in den Flur geht. Mit einem Kuß auf die Wange läßt sie die beiden alleine.
"Scheiße, Lukas, es tut mir so leid, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Ich muß den Verstand verloren haben, hatte eine Art Psychose oder so etwas. Du bist mein bester Freund. Ich kann nicht glauben, daß ich dir das antun konnte." Die Tränen brennen in ihren Augen und sie läßt sie fließen, damit er sieht, wie leid es ihr tut.
Lukas geht auf sie zu und lächelt seltsamerweise. Er lächelt nicht auf eine übertrieben fröhliche Art, nicht so, als ob etwas lustig wäre, sondern ein Lächeln, das Wärme und Freundschaft vermittelt. Als er vor ihr steht, umarmt er sie ganz fest. Sie zerschmilzt an seinem weichen Weihnachtsmannkostüm und bricht zusammen, weint bitterlich an seiner Schulter.
"Bist du nicht derjenige, der traurig sein sollte?" fragt Lisette schließlich, als sie sich wieder zusammenreißt und in die graublauen Augen blickt, die sie schon fast ihr ganzes Leben lang kennt.
"Komm, setz dich. Iß etwas von dem Brei. Du mußt einen Kater haben von der Flasche von gestern Abend." Er serviert ihr eine Schüssel Brei, streut noch etwas Zucker und Zimt darüber. Dann setzt er sich ihr gegenüber. Er lehnt sich über den Tisch nach vorne, die Ellbogen auf den Tisch gestützt.
"Ich war traurig, verletzt und schockiert. Aber Daniela und ich haben jahrelang darüber gesprochen, daß wir beide in irgendeiner Form polyamourös leben wollen; daß wir, wenn wir jemanden passenden finden, versuchen wollen, zu dritt zu sein. Es war eine Vision der Zukunft, aber größtenteils nur Gerede. Du weißt, daß wir eine offene Beziehung hatten, während wir getrennt lebten, aber monogam waren, als wir am selben Ort lebten, sowohl in Chile als auch hier." Lukas plappert vor sich hin, konzentriert sich auf andere Dinge, bleibt in seiner eigenen Erklärung stecken. Er verschränkt die Hände im Schoß und flackert ein wenig mit dem Blick. Sie sieht Schweißperlen an seinem Haaransatz.
"Okay ... hattet ihr also schon darüber gesprochen, daß es jetzt okay ist, mit anderen zu schlafen?" fragt Lisette vorsichtig, die Stirn so tief gerunzelt, daß sich ihre Kopfschmerzen stark verschlimmern.
Lukas antwortet nicht sofort: er schluckt laut begegnet aber schließlich ihrem Blick. Seine Augen leuchten grau im Schein der vielen brennenden Kerzen. Sein schönes Gesicht ist glatt, im Gegensatz zu ihren verwirrten Falten.
"Nein, und deshalb war ich auch sehr traurig", sagt er sachlich. "Ich wurde, wie die meisten Menschen, mit dem monogamen Leben als dem einzig Richtigen erzogen. Daß die Liebe zwischen zwei Menschen das Beste ist, und haften bleibt. Aber ich habe mit Daniela gesprochen, wir haben lange darüber geredet, und ich weiß nicht, wie du darüber denkst, aber sie denkt, du hast etwas Besonderes."
Jetzt nimmt sein Gesicht wieder einen rötlichen Ton an und ihr Gesicht folgt seinem ganz schnell. Wieder schluckt er laut, reibt seine Hände aneinander und schließt die Augen, während er schnell sagt:
"Und daß zwei Menschen, die ich liebe, das miteinander finden können, ist schön und ich bin glücklich."
Sie starrt ihn mit offenem Mund an, verblüfft durch die schnellen und genuschelten Worte ihres Freundes. Sie sitzt schweigend da, bis er die Augen wieder öffnet.
"Glücklich? Machst du Witze? Ich bin begeistert darüber, daß du mich nicht schlagen oder umbringen willst, das ist sehr großherzig von dir, aber fühlst du wirklich so? Wie das?"
Er greift über den Tisch und ergreift ihre Hände. Seine feuchten Hände sind etwas größer als ihre und er drückt sie zusammen, als wollte er seine Worte durch den Hautkontakt vermitteln.
"Ich weiß, daß das seltsam klingt. Und ich will ehrlich sein: Ich bin immer noch eifersüchtig. Verdammt. Ich bin auch nur ein Mensch. Und ich bin ein wenig gekränkt. Aber es ist hauptsächlich mein dummer Stolz. Gelerntes Verhalten und Gefühle, an denen ich arbeite." Seine stotternden Worte sinken langsam ein.
"Ich freue mich wirklich von Herzen, daß du hier bist, um mit uns Weihnachten zu feiern. Und ich liebe dich, Lisette." Sagt er mit einer etwas selbstbewußteren Stimme und drückt ihre Hände noch fester. Wird er ihr die Knochen brechen? Als er losläßt, kehrt die Blutzufuhr zurück und ihre Hände fühlen sich kalt an. Er läßt sie fassungslos am Küchentisch sitzen, immer noch mit gerunzelter Stirn und der dampfenden Schüssel Reisbrei vor sich.
*
Der große Weihnachtstannenbaum sieht aus, als wäre er tief im Wald zu Hause, dicht und majestätisch. Nur daß er mit glitzerndem, glänzendem Weihnachtsschmuck in allen Farben des Regenbogens geschmückt ist. Kleine Kerzen sind über die dicken Äste gestreut und erzeugen einen magischen Schein im Kontrast mit den anderen Dekorationen. An den Wänden tanzen kleine künstliche Sonnenreflexe und Prismen. Hier und da hängen bunte Knallfrösche und kleine Ornamente in Form von Vögeln und Einhörnern. An der Spitze sitzt ein kleiner, dicker Engel mit goldenem Haar. Der Weihnachtsbaum überragt Lisette und sie sieht ihren Namen auf einigen der Geschenke stehen. Sie fühlt sich warm an in ihrem dünnen Hemd; der Atem bleibt in der Kehle hängen und sie spürt ein Stechen in der Brust.
"Frohe Weihnachten", trällern Daniela und Lukas, als sie auf sie zugehen. Jemand drückt ihr eine Weihnachtsmannmütze über das noch nasse Haar und beide umarmen sie gleichzeitig. Das mulmige Gefühl und die Kurzatmigkeit lassen etwas nach, aber sie fühlt sich immer noch steif und schüchtern.
Stunden später liegt Lisette ohnmächtig auf der Couch, vollgestopft mit Weihnachtsessen. All die Kartoffeln, die Frikadellen, das Kraut, der Rübensalat, der Kuchen... All das selbstgemachte Essen, das so saftig gewesen ist und ihr auf der Zunge zergangen war. Mehrmals hatte sie Daniela angeschaut, die ihrem Blick voll begegnete, mit etwas Verspieltem, Lüsternem und Herausforderndem in ihren Augen. Jetzt sieht sie mit halbgeschlossenen Augen zu, wie die beiden anderen die Teller abräumen und sich bei jeder Gelegenheit liebevoll streicheln. Es ist einfach und natürlich, aber zu intim für sie, um zuzusehen. Als sie in den intimen Moment der beiden eindringt und beobachtet, wie ihre Körper miteinander verschmelzen, während sich ihre Lippen treffen, spürt sie ein nicht identifizierbares Gefühl in ihrem Körper wachsen. Sie beobachtet ihre Umarmung, bis sie wohl eingeschlafen sein muß.
Lisette wird durch ein sanftes Streicheln über ihre Wange geweckt, genau wie das Gefühl, das ihre inzwischen verstorbene Katze immer hervorrief, wenn sie jeden Morgen schnuppernd herkam. Als sie die Augen öffnet, sieht sie nicht die Katze, sondern Daniela, die in ihrem kleinen, flauschigen Weihnachtsoutfit dasteht, das Lisette innerlich zusammenzucken läßt.
"Zeit für Weihnachtsgeschenke!" sagt Daniela leise und geht hinüber zum Baum, wo Lukas schon wartet.
Gerade aufgewacht und ein bißchen benommen, setzt sich Lisette zu ihnen auf den Boden, aber in sicherem Abstand, um versehentlichen Körperkontakt zu vermeiden. Die warme Luft im Haus scheint durch unterdrücktes Verlangen zu zittern, und die Romantik, die sie so leicht zwischen ihrem Freund und seiner Freundin erkennen konnte, scheint ansteckend zu sein. Lisettes Kopf fühlt sich zu leicht an und sie versucht, sich auf die Geschenke in verschiedenen Größen und glitzernden Farben zu konzentrieren, die in Weihnachtspapier mit Weihnachtsmännern, Schnee und Kaninchen eingewickelt sind.
Die Geschenke enthalten jeweils einen Schlafanzug, dicke Stricksocken, Bücher, ein zweitausendteiliges Puzzle, einen Termin für eine Massage, eine geplante Reise und andere Dinge, die Lisette einen Einblick in den gemütlichen gemeinsamen Alltag des Paares geben. Lisette empfindet beim Zuschauen Glück und Neid zugleich. Sie selbst hat kein Geschenk mitgebracht, da es nicht geplant war, hier Weihnachten zu feiern, und sie hat den ganzen Whisky getrunken, den sie sonst geschenkt hätte. Trotzdem erhält Lisette ein paar Pakete, darunter auch kuschelige Strümpfe mit Rentieren drauf, Bücher und Tee.
Als Lukas ein großes rosa Geschenk öffnet, enthält es einen schwarzen Analplug und einen Cockring. Lukas errötet und weicht Lisettes Blick aus. Der Anblick läßt auch Lisette erröten, aber es ist nicht das Einzige, das ihren Körper noch heißer werden läßt. Ihre Anzugshose fühlt sich an ihrem Schritt eng an, wo sie sitzt, und als sie Danielas Blick begegnet, ist es keine Scham, die sich darin widerspiegelt.
Daniela überreicht Lisette das letzte Geschenk, ein kleines schwarzes Päckchen mit Hochglanzpapier. Es fühlt sich luxuriös und fremd an in ihrer Hand. Die mit einer Schleife gebundene Schnur um das Paket ist aus gepreßtem Samt in einem dunklen Lila-Ton. Sie glaubt, Lukas' Nervosität und Danielas Eifer zu spüren, denn sie analysieren jede ihrer Bewegungen und jeden Blick, während sie das weiche Band auseinanderzieht und den Deckel anhebt.
In dem kleinen Kästchen liegt ein Schlüssel auf einem Samtbett. Darunter befindet sich eine handschriftliche Notiz auf dickem, luxuriösem Papier. Die goldenen, wirbelnden Buchstaben auf dem Zettel fragen:
Möchtest du bleiben?
Weihnachten hat schon etwas ganz Besonderes, das die ganze Gesellschaft in einer Blase einfängt. Eine Blase, in der sie die Qualen der Welt nicht länger erreichen, außer in Form von Wohltätigkeitsorganisationen, die sich in den Weihnachtsgeschenken der Enkel für Großvater oder Großmutter wiederfinden. Man kann sich die Bilder von hungernden Kindern und krisenerschütterten Dörfern ansehen und sicher sein, dass man jetzt, in diesem Augenblick, alles getan hat, was man tun muss. Das Gefühl von Routine lässt einen los, und der alltägliche Trott wird von Sanftheit und Gemütlichkeit abgelöst. Warm und rot und sicher. Selbst die Schuldgefühle machen eine wohlverdiente Pause. Jene, die uns in den Knochen stecken, weil wir es ziemlich gut haben und doch das Brüten nicht lassen können. Uns trauen, unzufrieden zu sein, wenn Menschen draußen in der Welt sterben. All das verschwindet und wird durch Dankbarkeit ersetzt. Man kann nicht mal Fremden gegenüber unfreundlich sein, oder so sollte es zumindest sein. Wenn man nicht gerade Felicia heißt. Oder „Felizia“ wie sie von ihrer Schwiegermutter Greta zu dieser Jahreszeit immer genannt wird.
Ha ha ha.
Werbebilder davon, wie ein Weihnachtsabend auszusehen hat, sind wie eine Skizze in ihr Unterbewusstsein gebrannt, die sie erst wiedererkennt, als sie einen Schritt zurück macht und ihren Blick über das Wohnzimmer schweifen lässt. Aber ja. Ein bisschen Grün, ein bisschen Rot, ein bisschen Gold und ein bisschen Chaos. So verdammt perfekt. Natürlich muss Felicia zugeben, dass sie die Zeit genießt, aber je älter sie wird, desto schwieriger fällt es ihr, in Weihnachtsstimmung zu kommen. Obwohl sie sich jedes Jahr bemüht sich visuell zu übertreffen, bleibt ein kleiner Teil in ihr leer. Etwas fehlt. Es ist ihr noch nie gelungen, dieses Gefühl mit etwas zu beschönigen. Leicht beschämt denkt sie an ihren Besuch in diesem obskuren Gebrauchtwarenladen zurück, wo ein immer fröhlicher Besitzer nie zu reden aufhörte und sich immerzu bemühte, schneidig auszusehen. Felicia konnte Freundlichkeitsimpulse mitten im Weihnachtsstress nicht ausstehen und hatte wirklich keine Zeit gehabt, ihm als sprudelnde Gesprächspartnerin zu dienen. Es ging so weit, dass ihr Körper nicht anders konnte, als ihm zu sagen BITTE, lassen Sie mich in Ruhe, ohne dass sie gedanklich daran beteiligt gewesen wäre. Die Reue hatte sofort zugeschlagen, hart in der Magengegend, und als Konsequenz hatte sie für viel zu viel Geld bei ihm eingekauft.
Die verletzten Augen des gesprächigen Alten fliegen in ihrem Bauch herum wie Schamespfeile. Einerseits hat sie das Gefühl, dass ihr Ausbruch gerechtfertigt war, andererseits weiß sie, dass sie manchmal unangemessen reagieren kann. Außerdem darf man die Extraschicht Stress nicht vergessen, die vor allem in der Weihnachtszeit bedenkliche Ausmaße annehmen kann. In der Küche pfeift Jonas vor sich hin, während er gerade drauf und dran ist, einen Weihnachtsschinken nach Art von Per Morberg zuzubereiten. Man kann mit ihm kaum Kontakt herstellen, wenn er kocht, was Felicia sehr attraktiv findet. Sie hat eine Schwäche für stechende, konzentrierte Blicke und eine Unterarmmuskulatur, die mit scharfen Werkzeugen arbeiten. Nur wegen Jonas. Die Weihnachtsmusik ist leise, tönt aber noch angenehm im Hintergrund in einer so niedrigen Lautstärke, dass man die einzelnen Lieder nicht unterscheiden kann, aber noch erkennt, dass es sich um Weihnachtsmusik handelt. Um ein PTBS-Symptom wegen des nervenaufreibenden und lauten Weihnachtsshoppens zu verhindern, atmet sie ein und stemmt ihre Hände in die Hüften. Der Duft der Tanne breitet sich im Raum aus, aber das mag sie. Eine Art kräftiger Waldduft, der gern noch lange nach Weihnachten in der Luft liegen darf. Vielleicht hat es etwas damit zu tun, dass Menschen Waldtiere sind: Obwohl die Welt jetzt anderes aussieht als damals, als wir noch in den Wäldern herumsprangen, müssen noch grundlegende Instinkte übrig sein, denkt Felicia und atmet tief durch die Nase ein. Eine schüchterne, leise Stimme unterbricht ihre Gedanken.
„Wo sind alle Geschenke?“
Elvira hatte sich an ihre Seite geschlichen. Sie umarmt Felicias linkes Bein und lehnt ihren kleinen hellen Kopf gegen ihr Knie. Felicia legt eine Hand auf ihren Kopf und kichert zu ihr hinunter.
„Beim Weihnachtsmann natürlich!“, antwortet sie und geht in die Hocke. Elvira lächelt listig zurück und kneift die Augen zusammen, als durchschaue sie sie trotz ihrer nur vier Lebensjahre.
„Du wirst schon sehen“, sagt Felicia dann und tippt ihrer Tochter verspielt auf die Nase. Elvira dreht sich auf der Stelle um. Ihre dicke, dunkelgraue Strumpfhose ist verrutscht, sodass der Stoff ihr jetzt locker um die Zehen hängt. Dazu trägt sie ein weihnachtliches rotes Kleid, das beinahe zu niedlich ist. Es fällt Felicia und Jonas schwer, den Schein zu wahren, zwei müde (und leicht gereizte) Eltern eines Kleinkinds zu sein, die mal eine Pause brauchen, wenn ihre Tochter doch so verdammt niedlich ist, dass ihnen nichts anderes übrig bleibt, als in ihrer Gegenwart glücklich und fröhlich zu sein. Vielleicht ist das auch gar kein Problem.
Felicia nimmt Elvira hoch in ihre Arme und sie gehen zu Jonas in die Küche. Zusammen bereiten sie unter Lachen und Weinen ein bescheidenes Weihnachtsbuffet zu, als Elvira plötzlich einfällt, dass sie nicht länger mitmachen will. Plötzlich ist alles einfach zu viel, und sie müssen sie für ihr Schläfchen hinlegen, bevor die Gäste kommen, versuchen zu vermeiden, dass der Abend mit schlechter Laune beginnt. Weinende Kinder hält zu Weihnachten niemand aus. Es ist schließlich WEIHNACHTEN, verdammt – SEI FRÖHLICH. Vor allem Schwiegermutter Greta und ihr neuer Mann haben eine Begabung, genau darauf hinzuweisen, noch dazu in einem Ton, der andeutet, dass es Felicias Schuld sei, dass ihre Enkelin zum höchsten alles Feiertage nicht ausschließlich von Freude erfüllt ist. Vielleicht ist es ihre altmodische, christliche Erziehung, wegen der sie so dazu neigen, auf alles hinzuweisen, was Jesus’ Schönheitsschlaf stören könnte.
Nein, sie hat noch nie viel für ihre Schwiegereltern übrig gehabt. Der skeptische Blick, mit dem sie sie bei diesem ersten, schicksalshaften Treffen bedacht hatten, ist immer noch der gleiche. Nicht einmal, nachdem sie eine Melone aus ihrer Vagina gepresst hatte, wie sie gern witzeln. Scherz beiseite. Elvira ist ihr Augenstern, aber manchmal wünscht sie sich einen freien Abend. Sie weiß, dass sich Jonas das auch wünscht. Die gestohlenen Küsse in der Küche, wenn niemand zusah, waren Zeugen davon.
„Du bist verdammt sexy in diesem Rock“, flüstert ihr Jonas ins Ohr, als sie allein zusammen an der Spüle stehen, während die Gäste gerade damit beschäftigt sind, ihren zweiten Gang des Weihnachtsessens zu verdrücken. Mit einer andeutenden Geste fasst er sie um die Taille, was den Anstoß für eine höchst unpassende Gedankenabfolge gibt, in so unmittelbarer Nähe der ganzen Familie. Auch wenn die nicht sehr groß ist. Anwesend sind nur Greta, Roger und Felicias Papa Claes, und der macht kaum Lärm, lächelt nur liebevoll in die Runde und nippt an einem übervollen Glas rauchigem Whisky. Trotzdem ist es ein angenehm unbehagliches Gefühl, an Jonas’ nackte Haut zu denken, während sie dasteht und sich zum Klang des weihnachtlichen Lärms mit dem Geschirr beschäftigt. Die Geschirrbürste streicht über einen Dessertteller, während Felicia in der Dunkelheit gleichzeitig über Jonas’ Brustkorb streicht.
„Ich wusste, dass dir das gefallen würde“, antwortet sie und wirft ihrem Mann einen aufreizenden Blick zu. Den Rock, ein enganliegender, schwarzer Bleistiftrock, der genau unter den Knien endet, trägt sie zusammen mit einer grün- und goldschimmernden Schluppenbluse mit verlockenden Nähten. Das Outfit verleiht ihrem Körper eine kurvige Sanduhrform, passend dazu hat sie ihr Haar hochgesteckt und trägt etwas mehr Kajal als gewöhnlich. Jonas knurrt sie neckisch an und hebt seine Augenbrauen. Dass sie sich nacheinander verzehren, ist kein Geheimnis, weil ihr letztes Mal schon zwei, drei Wochen her sein muss. Fehlender Wille war nicht das Problem, sondern eher ein zeitliches und physisches Unvermögen. Der Dezember ist eine ausgesprochene Qual.
„Mehr als alles andere will ich ihn dir ausziehen“, sagt er, bevor er Felicia berauscht von Vorfreude mit einem vielsagenden Blick zurücklässt. Er verschwindet aus der Küche mit einem albernen Satz. WANN DENN, will sie ihm nachrufen, hält sich aber aus reinem Selbsterhaltungstrieb zurück. Es ist wohl ein Elternding, könnte man meinen, sein Begehren professionell zu unterdrücken. Oder eher die Reaktion auf das Begehren zu unterdrücken.
Jonas ist ein unerträglicher Name, das findet er selbst auch: etwas zu gewöhnlich und etwas zu Mann-Schwein-CEO noch dazu. Aber trotz seines Namens ist er alles andere als gewöhnlich oder schweinisch. Felicia liebt an ihm vor allem, dass er ein denkender Mensch ist, der seinen Gedanken noch dazu oft und regelmäßig Luft macht. Er interessiert sich für Felicias Meinung, will sie hören, liebkost sie und saugt die Essenz aus ihr heraus. Seine unbeugsame Lebenslust hat bei Felicia immer schon sowohl Eifersucht als auch weiche Knie ausgelöst. Denn sie lässt Felicia sich selbst deutlicher als der eher bittere Mensch erkennen, der sie ist. Sein immer frischer und energischer Humor kann sich auch sehen lassen, er gibt ihr auf eine Art Energie, wie es niemand anderer kann. Oh Jonas. Sie spürt, wie ihr Körper immer empfindlicher wird, wie sich ihre Glieder unter ihrer Haut langsam wie Sirup anfühlen, als sie ihre Gedanken von seinem Körper einnehmen lässt. Wie sie ihr Wesen von der steifen Gastgeberin, die auch die Mutter eines Kleinkinds ist, zu einer erregten Frau, oder Ehefrau, umstellt, die mit ihrem jüngeren Selbst in Verbindung steht. Jenes Selbst, das auf dem Weg zu seinem Orgasmus Dinge kaputt machen kann. Wie das eine Mal, als das brandneue Bettgestell tatsächlich einbrach … Felicia bemerkt, dass sie aufgehört hat, die Geschirrbürste zu bewegen und nur noch bei rinnendem Wasser vor sich hin starrt.
„Aber Mädchen, was für eine Verschwendung!“, nörgelt Greta, die gerade in dem Moment hinter ihr aufgetaucht ist. Es hört sich so an, als wolle sie es eigentlich wie ein Scherz klingen lassen, wirkt aber eher pikiert darüber, dass das Wasser unnötigerweise rinnt. Typisch Nachkriegsmenschen, immer weisen sie einen darauf hin, dass es eine bessere Art und Weise gibt, Dinge zu tun: ihre Art und Weise. Felicia zuckt zusammen und wird unbarmherzig ins Jetzt zurückgerissen, beschließt aber, nicht zu antworten. Greta erwartet sich auch gar keine Antwort, mit einem vollen Teller sie ist schon wieder auf dem Weg aus der Küche.
*
Als Jonas das Wohnzimmer betritt, zusammen mit Claes, der ihn „hereingelassen hat“, hat er sich in den Weihnachtsmann höchstpersönlich verwandelt. Eine verdammt gute Version noch dazu. Alle Details sind fehlerfrei, was nicht verwunderlich ist, wenn man Jonas Vorgeschichte als engagierter Verkleidungskünstler bedenkt. In seiner Studienzeit hatte er zwei oder drei Kisten voller Verkleidungen, Masken und diverses Zubehör unter dem Bett versteckt. Stets bereit. Der rote Anzug sieht sehr authentisch aus. Er hat keine fluffigen, weißen Teile, weder an den Ärmelenden noch am Saum. Der Anzug hat einen eher natürlichen Look, sieht ein wenig wettergegerbt und abgetragen aus, wie man sich vorstellen kann, dass er aussehen sollte. Das Material wirkt schwer. Auch die Mütze, die eigentlich eher nach einer dieser Pilotenmützen aussieht, die man früher getragen hat. Typisch Jonas, dem Schauspiel seinen eigenen Stempel aufzudrücken und aufs Ganze zu gehen, egal wie groß oder klein der Anlass ist. Die Stiefel sind groß, schwer und grobschlächtig und haben dieselbe Farbe wie die Handschuhe: Braunschwarz. Die Assoziationen reichen von früherer Jagdausrüstung bis hin zu Winter-Cowboys aus einem Tarantino-Film. Über die Schulter hat er einen überwältigend großen Stoffsack geschwungen, der wegen seines Inhalts mehrere Kanten erkennen lässt.
Er hält in der Türöffnung zum Wohnzimmer inne und alle sind einen Moment lang still, bevor Elvira ihn entdeckt und wie wahnsinnig kichernd zu kreischen beginnt. Felicia begegnet Jonas’ Blick und muss sich ein Lachen verkneifen. Er hat sich dieses Jahr wirklich selbst übertroffen. Felicia weiß außerdem, dass er solche Verkleidungsspiele tatsächlich selbst genießt. Das ist zwar merkwürdig, aber auch ziemlich niedlich.
„Aha. Gibt es hier vielleicht gute Kinder?“, sagt Jonas nach einem kurzen Moment. Seine Stimme verrät, dass auch er sich schwer tut, ernst zu bleiben. Claes klopft ihm auf den Rücken und setzt sich mit einem dünnen Lächeln auf den Lippen. Felicia nimmt einen Schluck von ihrem Verdauungslikör, Baileys pur, um ihren Gesichtsausdruck zu verbergen. Elvira sieht sie nämlich die ganze Zeit an, als suche sie nach Bestätigung, dass das tatsächlich der echte Weihnachtsmann und nicht nur ein Scherz sei. Felicia nickt ihr aufmunternd zu, dass sie ihn begrüßen soll und hofft, dass die Illusion nicht zerstört wird. Greta und Roger haben liebevoll die Arme umeinander geschlungen. Es ist eher ungewöhnlich, dass Greta Gefühle zur Schau trägt, das fing erst an, als Roger auf der Bildfläche erschien. Sie ist heute außerdem unglaublich ruhig und harmoniebedürftig gewesen, abgesehen von gewissen Kommentaren, die auf dem Weg hinaus einfach nicht zu stoppen waren. Vielleicht würde sie sogar zustimmen, Elvira für heute Nacht zu sich zu nehmen. Beim Gedanken daran, schwillt etwas in ihrem Schritt an. Sie beschließt, mit der Frage abzuwarten, bis die Weihnachtsgeschenke verteilt und alle Gläser ausgetrunken sind. Bis die Stimmung ihren Höhepunkt erreicht hat, sozusagen.
Jonas geht in seiner Schauspielerei vollkommen auf, wirft Felicia aber immer wieder Blicke zu, die diese nur schwer zu deuten kann. Ihr Bauchgefühl sagt ihr, dass es Jonas unglaublich nach ihr verlangt, dass seine Blicke das sagen wollen. Aber es könnte genauso gut bedeuten: „Kann das hier nicht endlich vorbei sein?“ Es ist anzunehmen, dass beide Alternativen auch eine gewisse Frustration bergen. Nach einer Weile ist Elvira mit zig Geschenken beschäftigt und der Weihnachtsmann kann dazu übergehen, auch an die Erwachsenen Geschenke zu verteilen. Greta bekommt eine 90-minütige Ganzkörpermassage in einem Thai-Salon in der Stadt und ist deswegen so dankbar, dass es schon wieder nervt und ihr Dank viel zu lange dauert. Und noch dazu den ganzen Weg im Taxi, aber warum sich beklagen? Roger und Claes bekommen jeweils einen bemalten Lehmklumpen von Elvira, die sie im Kindergarten gemacht hat, und das war's. Alle sind zufrieden und freuen sich.
„Frohe Weihnachten, Felicia, wünscht der Weihnachtsmann“, ruft Jonas, und endlich ist sie dran, auf seinem Schoß zu sitzen. Sie sorgt für eine extraharte Landung, um ihn mit ihren Kurven zu provozieren. Er macht darauf einen frustrierten Laut, den nur sie hören kann. Das bestätigt ihren Verdacht. Bevor Felicia wieder aufsteht, kneift sie Jonas noch in den Schenkel. In der Hand hält sie eine frische Rose eingewickelt in Zellophan mit einem goldfarbenen Band. Sie zieht das Plastik ein Stück zurück und atmet den wunderbaren Duft ein, der sich angenehm mit dem Geruch von Nadelbaum und Glögg mischt, der noch in der Luft hängt. Nur Claes scheint die romantische Geste verstanden zu haben und schenkt seiner Tochter ein glückliches Lächeln. Das Lächeln, das ein Vater seiner Tochter schenkt, wenn er stolz auf den Mann ist, den sie sich ausgesucht hat.
Jonas setzt sein Schauspiel noch eine Weile fort, bevor er verkündet, dass er weiterziehen muss, um alle anderen Kindern auf der Welt zu erreichen, und beim Aufstehen Schwierigkeiten vortäuscht. Elvira winkt dem Onkel Weihnachtsmann zerstreut zu, ist aber mit ihrem neuen Lego viel zu beschäftigt, um Zeit für einen tränenreichen Abschied zu haben. Kann heute das erste Mal sein, dass es im Zusammenhang mit dem Besuch des Weihnachtsmann keine Tränen gibt? Ein Fortschritt! Jonas zuckt nur verwundert mit den Achseln Richtung Felicia, bevor er durch die Türöffnung zum Wohnzimmer biegt und im Flur verschwindet. Felicia nippt an ihrem Baileys und gönnt sich einen Moment die Augen zu schließen. Denkt daran, wie es wäre, dem gegen den Kühlschrank gepressten Jonas um den Hals zu fallen. Da fällt ihr plötzlich ein, wie sie Greta und Roger manipulieren kann und kriecht neben ihre in Geschenken schwimmende Tochter.
„Hast du Spaß mit deinen neuen Spielsachen, Schatz?“, flüstert sie Elvira liebevoll zu, die von der Box mit Lego kaum zu ihr aufsieht, die sie gerade aufzureißen versucht. Aber sie nickt und kichert zufrieden. Felicia ist eine Weile still und hilft ihr nur dabei, das Geschenkpapier, dass sie rund um sich geworfen hat, aufzuheben.
„Stell dir nur vor, wie viel Spaß es machen würde, bei deiner Oma zu Hause Lego zu bauen“, flüstert sie dann und achtet darauf, dass ihre Schwiegermutter das nicht hört. Elvira blickt zwei Sekunden Richtung Decke, als ob sie gründlich darüber nachdenken würde, bis ihr Gesicht wie die Sonne erstrahlt. Schon hat sich ihr kleiner fantasievoller Kopf ausgemalt, wie sie einen ganzen Abend lang im Gästezimmer in der Stadt Lego spielt, gefolgt vom weltbesten Grießbrei zum Weihnachtsfrühstück. So wie ihn nur ihre Oma zubereiten kann. Bevor Greta sich versieht, hat sie ihr Enkelkind auf dem Knie, die sie mit Fragen löchert, welches Legohaus sie heute Abend bauen werden und ob sie Schokoschlecker zu Hause haben oder nicht. Und bevor Felicia es sich versieht, hat sie sich einen kinderfreien Weihnachtsabend verschafft. Der erste seit vier Jahren.
*
„Das Ho-ho-ho hast du dir also verkniffen“, sagt Felicia und legt ihre Beine auf den Fußhocker vor dem Sofa. Ihre Fußsohlen pulsieren nach den letzten Wochen, in denen sie nur zwischen Läden, der Arbeit und zu Hause herumgesprungen ist. Es ist unbeschreiblich schön, sie mal nicht zu belasten.
„Das fühlt sich veraltet an. Als ob man in einem Raum voller Huren fragte, ob es auch gute Kinder gibt oder ob alle außereheliche kleine Bastarde seien …“ Jonas flüstert und hält sich die Hand vor den Mund, als er das Wort Huren sagt, um anzuzeigen, dass man das Wort nicht verwenden soll. Er sieht dabei merkwürdig betrunken aus. „Vielleicht ist es übertrieben, aber es fühlt sich inkludierender an, wenn ich ‚aha‘ sage, als würde ich voraussetzen, dass alle Kinder gut sind oder gut sein können und ich nicht ihre sich prostituierenden Mütter danach fragen muss. Es ist ja nicht die Schuld der Kinder, dass sie geboren wurden, oder?“
„Wenn ich darüber nachdenken, weiß man nicht, wo das Ho-ho-ho herkommt, also kannst du genauso gut recht haben“, antwortet Felicia und lässt ihren Kopf zurückfallen. „Dennoch, glaube ich trotzdem, dass du dich zu sehr auf ein so kleines Detail konzentrierst …“ Sie lächelt ihn vielsagend an und er lacht.
„Nur weil du kein Quäntchen Scham im Körper hast“, neckt sie Jonas und legt Felicias Fuß auf sein Knie. Er sitzt neben ihr auf dem Sofa.
„Wenn du meinst, dass ich kein Problem damit gehabt hätte, einer Kinderschar Ho ho ho zuzurufen, dann hast du recht damit. Sie sollen mir huldigen!“, ruft Felicia selbstsicher.
„Gut, dass sie es nicht besser WISSEN! Ich bin sicher, dass irgendeine unbewusste kleine Hirnzelle es schon zu normalisieren beginnt, Hure genannt zu werden – sei es auch nur auf Englisch – wenn sie dem das erste Mal ausgesetzt ist“, sagt Jonas und beginnt, Felicias arme Füße zu massieren. Ihr kommt es so vor, als würde der ganze Raum verstummen, was sie sich nur einbildet, da die Gäste ja alle weg sind. Oder vielleicht ist es nicht nur Einbildung, denn das ganze Getöse des Tages hängt noch in der Luft nach.
„Sie hätten Glück, dich zu haben, die Kinder“, murmelt Felicia als Antwort und macht die Augen zu. Mit ihren Lippen formt sie ein ironisches Lächeln. Jonas versteht sofort, dass sie sich über ihn lustig macht.
„Was denn? Was meinst du?“ In Jonas’ Stimme liegt etwas Wildes und er umklammert Felicias Fuß fester. Sie jault auf und zappelt im Liegen. Es endet in einer Art Ringkampf zwischen den beiden.
„Was? Ist was?“, fragt Jonas weiter und wandert mit seinen Händen ihr Bein und dann den Schenkel hoch, kitzelt sie. Felicia ist außer Atem und von der Anstrengung ganz rot im Gesicht, versucht ihn wegzustoßen, hat aber keine Kraft mehr von all dem Lachen. Sie konnte noch nie lachen und dabei andere Muskeln anstrengen. Es ist, als würde das Kitzeln Kartoffelbrei anstelle von Blut durch ihre Adern schicken.