Das Geräusch der Dinge beim Fallen - Juan Gabriel Vásquez - E-Book

Das Geräusch der Dinge beim Fallen E-Book

Juan Gabriel Vásquez

4,9
11,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Bogotá, Kolumbien, im Sommer 2009: Der Jura-Professor Antonio Yammara liest in der Zeitung von einem Nilpferd, das aus dem ehemaligen Privatzoo des legendären Drogenkönigs Pablo Escobar entflohen ist. Unmittelbar fühlt er sich in die Zeit zurückversetzt, als der Krieg zwischen Escobars Medellín-Kartell und den Regierungstruppen auf Kolumbiens Straßen eskalierte. Damals musste er hautnah miterleben, wie ein Freund ermordet wurde. Noch Jahre später quälen ihn die Erinnerungen. Bei seinen Nachforschungen über den Mord entdeckt Antonio, wie stark sein eigenes Leben und das seines Freundes von der gewaltsamen Vergangenheit des Landes bestimmt wurden. Das "Geräusch der Dinge beim Fallen" ist eine preisgekrönte Tour de Force und ein intimes Porträt einer Generation, die der Drogenhandel in einem lebendigen Albtraum gefangen hielt. Für diesen großen Roman wurde Juan Gabriel Vásquez mit dem mit $ 175.000 dotierten "Premio Alfaguara de novela" ausgezeichnet.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 380

Bewertungen
4,9 (18 Bewertungen)
16
2
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

[Cover]

Titel

Widmung

Zitat

Das Geräusch der Dinge beim Fallen

I. Ein einziger langer Schatten

II. Nie wird sie eine meiner Toten sein

III. Der Blick der Abwesenden

IV. Wir sind alle auf der Flucht

V. What’s there to live for?

VI. Hoch, hoch, hoch

Anmerkung des Autors

Zitatnachweise

Autorenporträt

Übersetzerporträt

Über das Buch

Impressum

[Leseprobe – DIE LIEBENDEN VON ALLERHEILIGEN]

Für Mariana, Erfinderin von Zeit und Raum

Und fallend brannten auch die Mauern meines Traumswie eine ganze Stadt, die schreit im freien Fall!

Aurelio Arturo, Traumstadt

Dann kommst du auch vom Himmel? Von welchemPlaneten bist du?

Antoine de Saint-Exupéry, Der kleine Prinz

Das Geräusch der Dinge beim Fallen

I. Ein einziger langer Schatten

Das erste der Nilpferde, ein Männchen von der Farbe schwarzer Perlen und einem Gewicht von eineinhalb Tonnen, fand Mitte 2009 den Tod. Zwei Jahre zuvor war es aus Pablo Escobars ehemaligem Zoo im Flusstal des Río Magdalena entlaufen und hatte seine Freiheit dazu genutzt, Felder zu verwüsten, über Tränken herzufallen, die Fischer in Angst zu versetzen und sogar Rinderherden anzugreifen. Die Scharfschützen, die es jagten, schossen ihm eine Kugel in den Kopf und eine ins Herz (Kaliber .375, Nilpferdhaut ist dick). Sie posierten mit dem Kadaver, eine dunkle, faltige Masse, ein vom Himmel gefallener Meteorit, erklärten vor den ersten Kameras und Schaulustigen unter einem Kapokbaum, der sie vor der mörderischen Sonne schützte, das Tier sei so schwer, dass man es nicht als Ganzes transportieren könne, und machten sich unverzüglich daran, es zu zerlegen. Ich war in meiner Wohnung in Bogotá, an die zweihundert Kilometer südlich, als ich das Foto zum ersten Mal in einem bekannten Magazin sah, es nahm eine halbe Seite ein. So erfuhr ich, dass man die Eingeweide gleich dort verscharrt hatte, wo das Ungetüm niedergegangen war, während Kopf und Füße in ein Biologielabor meiner Stadt gewandert waren. Ebenso erfuhr ich, dass das Nilpferd nicht allein ausgerissen war. Frau und Kind waren mit ihm geflüchtet– zu solchen wurden sie zumindest in der sentimentalen Version jener Zeitungen deklariert, die es nicht allzu genau nahmen–, ihr Aufenthaltsort war noch unbekannt, und die Jagd nach ihnen wurde sofort zu einer medienwirksamen Tragödie aufgebläht: die Verfolgung zweier unschuldiger Kreaturen durch ein herzloses System. Während die Hatz quer durch die Zeitungen weiterging, kam mir in diesen Tagen wieder ein Mann in den Sinn, an den ich schon lange nicht mehr gedacht hatte, obwohl mich eine Zeit lang nichts gewaltiger interessiert hatte als das Geheimnis seines Lebens.

Während der folgenden Wochen überfiel mich die Erinnerung an Ricardo Laverde nicht mehr nur beiläufig wie ein böser Streich, den uns das Gedächtnis spielt, sondern wurde zu einem unermüdlichen, treuen Gespenst, das zur Schlafenszeit neben meinem Bett stand und mich tagsüber von weitem musterte. Ob morgens im Radio, abends in den Fernsehnachrichten, in den Kolumnen der Zeitungen, die alle Welt las, oder in den Blogs, die niemand las, alle fragten sich, ob die verirrten Nilpferde unbedingt getötet werden mussten, ob man sie nicht einfach jagen, betäuben und nach Afrika zurückschicken konnte. In meiner Wohnung jedoch, fern dieser Debatte, die ich allerdings mit einer Mischung aus Faszination und Abscheu verfolgte, dachte ich immer ausgiebiger an Ricardo Laverde, an die Tage unserer Bekanntschaft, wie kurz sie gewesen war und wie langfristig ihre Konsequenzen. In Presse und Fernsehen ließen die Behörden Revue passieren, was für Krankheiten die Artiodactyla– dieses Wort gebrauchten sie, Artiodactyla, ich hatte es noch nie gehört– einschleppen konnten, und in Bogotás Reichenvierteln tauchten T-Shirts mit der Aufschrift Save the Hippos auf. In meiner Wohnung, in langen Nächten mit Nieselregen, oder auf der Straße, wenn ich Richtung Zentrum lief, dachte ich indessen an den Tag, an dem Ricardo Laverde gestorben war, verbiss mich in die kleinsten Einzelheiten. Ich war überrascht, wie mühelos sich das Gesagte heraufbeschwören ließ, das Gesehene oder Gehörte, der erlittene, überstandene Schmerz; mich überraschte auch, wie prompt und eifrig wir uns der schädlichen Übung des Erinnerns ausliefern, die am Ende nichts Gutes mit sich bringt, nur Sand in unserem Getriebe ist oder wie diese Gewichtsmanschetten, die sich die Athleten beim Training um die Knöchel binden. Nicht ohne Verwunderung merkte ich, dass sich mit dem Tod des Nilpferds ein Kreis in meinem Leben schloss, der sich vor langer Zeit geöffnet hatte, als kehrte man nach Hause zurück, um eine Tür zu schließen, die aus Versehen offen geblieben war.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!