Das große Buch der Stauden und Sommerblumen - Gartenbuch für Planung und Gestaltung Ihrer Blumen- und Staudenbeete - Joachim Mayer - E-Book

Das große Buch der Stauden und Sommerblumen - Gartenbuch für Planung und Gestaltung Ihrer Blumen- und Staudenbeete E-Book

Joachim Mayer

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Beschreibung

Blühende Vielfalt im eigenen Garten – Ihr Ratgeber für Stauden und Sommerblumen Mit diesem Ratgeber gestalten Sie Ihren Garten zu einer farbenprächtigen Blütenoase. Stauden und Sommerblumen sorgen für Abwechslung und Lebendigkeit in Ihren Beeten und sind die perfekte Basis für ein harmonisches Gartenbild. Dieses Handbuch liefert Ihnen das komplette Wissen, um Blumenbeete zu planen, zu pflanzen, zu pflegen und nachhaltig zu erhalten. • Attraktive Beete und Arrangements gestalten: Kombinieren Sie Stauden und Sommerblumen passend zu Ihrem Standort. Schaffen Sie wunderschöne Rabatten und dekorativen Blumenschmuck in Töpfen und Kästen. • Pflanzen richtig säen und pflegen: Von der Bodenvorbereitung über die Aussaat bis zur Bewässerung – alle wichtigen Schritte, um gesunde Pflanzen zu ziehen und lange zu erhalten. • Blumengärten nachhaltig bewirtschaften: Setzen Sie auf natürlichen Pflanzenschutz und erfahren Sie, wie Sie Schädlinge und Krankheiten wirksam bekämpfen. Insektenfreundliche Gestaltung inklusive! • Blumen für jeden Standort auswählen: Ob schattige Ecken oder sonnige Plätze – entdecken Sie passende Stauden, Sommerblumen sowie Zwiebel- und Knollenblumen. Dieser Gartenratgeber ist der perfekte Leitfaden für Hobbygärtner und Profis. Mit detaillierten Anleitungen, kreativen Ideen und praxisnahen Tipps eignet er sich sowohl für Einsteiger als auch für erfahrene Gärtner. Bebilderte Beispiele und Checklisten machen die Umsetzung Ihrer Projekte leicht und nachvollziehbar. Highlights aus dem Buch: - Stauden teilen und vermehren für dauerhafte Blütenpracht - Farben und Formen kreativ kombinieren - Nachhaltiger Blumengarten mit natürlichen Methoden - Gestaltungsideen für jede Jahreszeit Lassen Sie Ihrer Kreativität freien Lauf und gestalten Sie ein Blütenparadies, das Sie und Ihre Besucher begeistern wird! Ein unverzichtbares Handbuch für Blumenliebhaber, die ihren Garten neu erfinden wollen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 479

Veröffentlichungsjahr: 2025

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DAS GROSSE BUCH DERSTAUDEN UNDSOMMERBLUMEN

Planen, säen, pflanzen, pflegenund vermehren im Blumengarten

Joachim Mayer

INHALT

VIELGESTALTIGE SCHÖNHEITEN

Attraktive Vielfalt

Was ist eigentlich eine Blume, Wilde Grazien, prächtige Züchtungen, Pflanzen und ihre Namen, Botanisches Namenwirrwarr, Sorten: Blumen mit Eigenheiten

Die Akteure im Blumengarten

Stauden: Vielseitig und ausdauernd, Zwiebel- und Knollenblumen: Markante Farbtupfer, Sommerblumen: Verschwenderische Pracht

Neu- und Alteinwanderer

Beobachtung mit Augenmaß, Stark invasive Pflanzen besser meiden, Bereicherung durch Neuzuwanderer

Wilde Gesellen und Insektenhelfer

Unterschätzte Schwebfliegen, Wild und heimisch, Pflanzenzusammenstellungen und Sets

MIT BLUMEN GESTALTEN

Am rechten Fleck

Sonne und Schatten, Regional- und Kleinklima, Bodenvorlieben, Lebensbereiche der Stauden, Was sind „Klimastauden“

Kombinationen, Arrangements und Solisten

Gestaltungskunst für Einsteiger, Wirkungsvolle Solisten, In schöner Gesellschaft, Blüten ohne Unterlass

Farben und Formen

Wie Farben wirken, Prägnante Farbeffekte, Bestechende Farbkombinationen, Stilvolle Arrangements, Die Fülle der Formen

Beete und Rabatte

Beetformen und -größen, Beetgenossen und Beetgliederung, Bunte Pflanzflächen, Leit- und Begleitpflanzen, Markante Pflanzgruppen, Blüten in Etagen, Blumenpracht nach Plan

GESTALTUNGSBEISPIELE

Duftender Blumenspaß

Staudenpracht im Farbdreiklang

Schmuckstück im Halbschatten

Bunte Bordüre mit Stil

Munteres Bauerngarten-Flair

Lockere Pflanzungen. Charmante Blütenfreuden

Ein Hauch von Wald

Fröhliche, robuste Sonnenanbeter

Farbenfrohe Frühlingsgefühle

Unterm Baum

Im Steingärtchen

Blumenschmuck in Töpfen und Kästen

DIE BLUMENGARTEN-PRAXIS

Neue Pflanzflächen, geeignete Böden

Die Bodenarten, Humus: Das belebende Element, Kalkgehalt und pH-Wert, Den Boden vorbereiten, Ton- und Sandböden verbessern, Spezielle Verbesserungsmaßnahmen

Säen, pflanzen und vermehren

Auf Einkaufstour, Saat- und Pflanzgut im Check, Sommerblumen vorziehen, Stauden vorziehen, Aussaat im Freien, Pflanzzeiten im Blumengarten, Das Auspflanzen, Gesund bleiben, Eigener Pflanzennachwuchs, Teilung von Stauden, Teilung von Zwiebelhorsten, Vermehrung über Stecklinge, Vermehrung über Wurzelschnittlinge

Gute Pflege, reiche Blüte

Kein Wachstum ohne Wasser, Wasserbedarf: keine feste Größe, Wassersparend gärtnern, Wasserquellen und Gießhilfen, Wasser im Überfluss, Bodenpflege und Wildkrautbekämpfung, Düngung im Blumengarten, Pflanzen stützen, Ausputzen und Blütenförderung, Im Herbst und Winter, Schnittblumen: Schönheiten in der Vase

Pflanzenschutz im Blumengarten

Hungrige Nützlinge, Helfer anlocken und fördern, Schaderreger bekämpfen, Selbst hergestellte Pflanzenauszüge, Fraßschäden an Blättern und Blüten, Saugende Schädlinge, Blattbeläge und Blattflecken, Wuchsstörungen und Welken, Auswirkungen des Klimawandels

STAUDEN

Balkan-Bärenklau, Schafgarbe, Eisenhut, Frauenmantel, Herbstanemone, Japananemone, Färberkamille, Akelei, Waldgeißbart, Astern für trockene Standorte, Herbstastern, Hohe Arten, Kissenaster, Astilbe, Prachtspiere, Bergenie, Kaukasus-Vergissmeinnicht, Kleinblütige Bergminze, Besenheide, Sommerheide, Glockenblume, hohe Arten, Glockenblume, niedrige Arten, Bergflockenblume, Rote Spornblume, Herbstchrysantheme, Silberkerze, Mädchenauge, Rittersporn, Tränendes Herz, Fingerhut, Kaukasus-Gämswurz, Roter Sonnenhut, Kugeldistel, Elfenblume, Schneeheide, Feinstrahlaster, Alpenmannstreu, Kokardenblume, Storchschnabel, Sonnenbraut, Sonnenauge, Christrose, Lenzrose, Taglilie, Funkie, Bartiris, Fackellilie, Lavendel, Gartenmargerite, Prachtscharte, Lupine, Indianernessel, Katzenminze, Pfingstrose, Türkischer Mohn, Hoher Staudenphlox, Phlox, niedrige Arten, Salomonssiegel, Primel, Sonnenhut, Steppensalbei, Skabiose, Purpurfetthenne, Ehrenpreis

ZWIEBEL- UND KNOLLENBLUMEN

Zierlauch, Strahlenanemone, Knollenbegonie, Schneeglanz, Maiglöckchen, Montbretie, Krokus, Vorfrühlings-Alpenveilchen, Dahlie, Winterling, Kaiserkrone, Schneeglöckchen, Gladiole, Hasenglöckchen, Hyazinthe, Zwiebeliris, Märzenbecher, Lilie, Traubenhyazinthe, Narzisse, Blausternchen, Tulpe

SOMMERBLUMEN

Stockrose, Löwenmäulchen, Eisbegonie, Gänseblümchen, Tausendschön, Ringelblume, Zauberglöckchen, Sommeraster, Kornblume, Schmuckkörbchen, Nelken, Natternkopf, Goldlack, Kalifornischer Mohn, Sonnenblume, Fleißiges Lieschen, Duftwicke, Bechermalve, Männertreu, Duftsteinrich, Levkoje, Vergissmeinnicht, Ziertabak, Jungfer Im Grünen, Klatschmohn, Pelargonie, Geranie, Petunie, Portulakröschen, Ährensalbei, Feuersalbei, Studentenblume, Kapuzinerkresse, Verbene, Stiefmütterchen, Zinnie

REGISTER

VIELGESTALTIGE SCHÖNHEITEN

ATTRAKTIVE VIELFALTWas wäre ein Garten ohne die bunte Fülle der Blüten? Als üppige Blickpunkte, in dichten Büscheln oder locker verteilt, in intensiven Farben oder zarten Tönen – das Schauspiel der Blüten bezaubert in unzähligen Nuancen.

WAS IST EIGENTLICH EINE BLUME?

In der Natur sichern fast alle höheren Pflanzen ihre Vermehrung und Verbreitung, indem sie Samen ausbilden. Dazu müssen zunächst die weiblichen Blütenanlagen mit männlichen Pollen bestäubt werden. Manche Pflanzen wie Gräser, Birke und Hasel verlassen sich dabei ganz auf den Wind. Bei diesen Pflanzen gab es keinen Entwicklungsdruck, auffällige und attraktive Blüten zu entwickeln.

Die Mehrzahl der Blütenpflanzen jedoch setzt auf Bienen, Hummeln, Schmetterlinge, Vögel und andere Tiere als Bestäuber. Um diese anzulocken, kleiden sie ihre Blüten in auffällig gefärbte Blätter, lassen sie Nahrung (Nektar und Pollen) produzieren und verleihen ihnen teils auch intensive Düfte. In der Biologie nennt man solch eine „Bestäubungseinheit“ eine Blume, wobei diese auch mehrere, beisammen stehende Einzelblüten umfassen kann.

Ähnlich werden im allgemeinen Sprachgebrauch auch schöne Einzelblüten und Blütenstände als Blumen bezeichnet – noch öfter aber ganze Pflanzen, die sich durch auffällige Blüten auszeichnen. Dabei gehen durchaus auch kleinere Gehölze als Blumen durch: Schließlich wird die Rose schon seit jeher als „Königin der Blumen“ geadelt. In der gärtnerisch-botanischen Einteilung dagegen versteht man darunter nur krautige, also nicht verholzende Pflanzen. Diese werden in der Gartenpraxis normalerweise in drei Gruppen unterteilt:

•Sommerblumen sind die „Blumen im engeren Sinn“: kurzlebige Pflanzen wie Ringelblume und Sommeraster, die innerhalb einer Vegetationsperiode aus Samen keimen, zu ihrer vollen Größe heranwachsen, Blüten bilden und nach der Entwicklung und Reife neuer Samen absterben (siehe Seite 17).

•Stauden sind dagegen mehrjährige, ausdauernde Pflanzen, wie beispielsweise Schafgarbe und Pfingstrose. Zwar welken meist auch bei ihnen nach der Blüte und Samenbildung die oberirdischen Teile. Doch sie überdauern mit unterirdischen Speicherorganen wie kräftigen Wurzeln oder Rhizomen, um im nächsten Frühjahr daraus wieder neu auszutreiben (siehe Seite 14). Umgangssprachlich wird der Begriff „Stauden“ öfter für besonders stattliche Pflanzen verwendet, aber die Größe spielt überhaupt keine Rolle: Zierliche Kissenastern sind nach korrekter gärtnerischer Definition ebenso Stauden wie majestätische Rittersporne.

•Zwiebel- und Knollenblumen wie Krokus und Lilie überdauern ebenfalls mithilfe unterirdischer Speicherorgane, um nach Ruhepausen immer wieder neu auszutreiben. Tatsächlich sind sie nichts anderes als eine Untergruppe der Stauden mit besonderen Reserveorganen, nämlich Zwiebeln, Knollen oder Zwiebelknollen. Häufig haben sie auch einen recht speziellen Wuchs- und Blührhythmus (siehe Seite 16).

WILDE GRAZIEN, PRÄCHTIGE ZÜCHTUNGEN

Margerite, Kornblume, Waldgeißbart, Enzian, Veilchen: Das „Prinzip Blume“ hat sich in der Natur vielfach durchgesetzt und erfreut einen bei Spaziergängen in den unterschiedlichsten Landschaften. Dabei variieren die Blütenschönheiten je nach Region und erst recht in verschiedenen Weltgegenden. Das faszinierte bereits vor vielen Jahrhunderten die ersten reiselustigen Botaniker und Pflanzenliebhaber, die aus Mitteleuropa in andere Kontinente ausschwärmten.

Aus fernen Ländern brachten sie zahlreiche Pflanzenschätze mit, von denen sich viele bei uns als beliebte Gartenpflanzen etabliert haben. So stammen zum Beispiel die Herbstanemonen aus Ostasien, die Lupinen aus Nordamerika, die Fleißigen Lieschen aus Ostafrika und die Vorfahren unserer Gartentulpen aus Vorderasien. Auch heute gelangen immer wieder fremdländische Neuheiten auf den Markt, besonders im recht wechselhaften Sortiment der Balkonblumen. Solche „Neueinwanderer“ (Neophyten) werden heute allerdings zum Teil sehr skeptisch gesehen (siehe Seiten 19 ff.).

Die gewaltige Fülle an Farben und Formen für den Garten verdanken wir zudem in hohem Maße der Züchtung. Darunter versteht man die Auslese und Kreuzung von Pflanzen mit besonderen Eigenschaften. Seit Alters halten Gärtner und Pflanzenliebhaber sorgfältig Ausschau nach einzelnen Exemplaren, die etwas aus der Reihe tanzen: zum Beispiel mit ungewöhnlichen Blütenfarben oder Blattzeichnungen, mit ausgesprochen reicher Blüte oder mit speziellen Wuchseigenschaften. Diese werden dann gezielt ausgelesen, wobei man immer wieder die mit den ausgeprägtesten gewünschten Merkmalen weiter vermehrt. Oft werden sie auch mit anderen, nah verwandten Wildpflanzen und bereits vorhandenen Züchtungen gekreuzt, sodass teils ganz neue Pflanzen entstehen. Doch auch die Züchtung kann nicht zaubern – noch nicht einmal mithilfe der Gentechnik, die bisher bei Zierpflanzen kaum eine Rolle spielt. So kann bei allen Vorzügen von Zuchtsorten zum Beispiel der Duft oder die Standfestigkeit auf der Strecke bleiben. Dass manche, besonders solche mit gefüllten Blüten, gar keine Samen mehr ansetzen, hat zwar oft den Vorteil einer langen Blütezeit. Aber nützliche Insekten finden hier meist keine brauchbare Nahrung.

SCHÖNHEIT UNTER NATURSCHUTZ

Ob im Wald oder auf Wiesen, in heimischen Gefilden oder beim Urlaub im Ausland: Überall kann man wild wachsende Blüher entdecken, die schön in den eigenen Garten passen würden. Lassen Sie sie trotzdem besser an Ort und Stelle, wenn es sich nicht gerade um „Allerweltspflanzen“ handelt. Viele Wildblumen und -stauden sind durch Beeinträchtigung ihrer Lebensräume so selten geworden, dass sie auf der Roten Liste der gefährdeten Arten stehen und damit unter Naturschutz! Zudem vertragen solche Mitbringsel eine Zwangsumsiedlung oft nicht, wachsen im Garten schlecht an oder gehen bald ein. Wildpflanzen im Gartenfachhandel stammen dagegen aus gärtnerischer Vermehrung. Sie werden zwar nicht züchterisch verändert, aber doch so selektiert, dass sie im Garten recht zuverlässig Freude bereiten. Solche Auslesen tragen manchmal zwar Sortennamen, sind aber dennoch „echte“ Wildpflanzen.

Ganz anders bei Wildblumen und -stauden; diese warten zudem mit natürlichem, anmutigem Charme auf und spielen im Blumengarten eine zunehmend wichtigere Rolle. Das gilt vor allem für heimische Pflanzen wie Blutstorchschnabel, Gewöhnliche Akelei und Klatschmohn, aber auch für Wildformen aus anderen Ländern, die sich harmonisch einfügen, etwa Wildtulpen und Indianernessel.

PFLANZEN UND IHRE NAMEN

In den Gestaltungs- und Praxiskapiteln dieses Buches sind die Pflanzen wegen der besseren Lesbarkeit meist nur mit deutschen Namen genannt. In Zweifelsfällen können Sie mithilfe des Porträtteils (Seiten 134–277) und des Registers (Seiten 280–286) leicht herausfinden, welche Blume genau gemeint ist. Grundsätzlich aber kommt man an den wissenschaftlichen botanischen Namen kaum vorbei, wenn man sich näher mit Zierpflanzen beschäftigt. Was der eine beispielsweise als „Christrose“ kennt, ist dem anderen eher als „Schneerose“ oder „Schwarze Nieswurz“ bekannt – da sorgt der botanische, auch international gültige Name Helleborus niger für Klarheit. Deshalb sind auch die Pflanzen im Porträtteil, ebenso wie in den meisten Gartenkatalogen, nach botanischen Namen angeordnet.

Der botanische Name setzt sich aus dem groß geschriebenen Gattungsnamen (im genannten Beispiel Helleborus) und dem klein geschriebenen Artnamen (niger) zusammen. In der Gliederung des Pflanzenreichs werden nah verwandte Pflanzen mit einer Reihe gemeinsamer Merkmale zu einer Gattung zusammengefasst.

Zu unserer Beispielgattung Helleborus (also Christrose oder Nieswurz) gehören 15 recht ähnliche, aber doch deutlich unterscheidbare Pflanzen: Das sind die verschiedenen Arten.

Die Individuen einer Art stimmen in allen wesentlichen Merkmalen miteinander überein und vererben diese meist einheitlich an ihre Nachkommen. Oft ist es ratsam, genau auf den Artnamen zu achten. So wird neben der im Winter oder Vorfrühling weiß blühenden Helleborus niger öfter Helleborus orientalis angeboten: häufig mit schön gefärbten Blüten, die sich aber erst später im Frühjahr öffnen. Sie wird deshalb auch „Frühlings-Christrose“ oder „Lenzrose“ genannt. Verschiedene Arten derselben Gattung können zum Beispiel auch als Stauden oder Sommerblumen wachsen, etwa der mehrjährige Sonnenhut Rudbeckia laciniata und der einjährige Sonnenhut Rudbeckia hirta. Innerhalb solcher Arten (lateinisch: Species) gibt es zuweilen Unterarten (Subspecies) und Varietäten, die bestimmte Besonderheiten aufweisen. Sie tragen dann ein entsprechendes „Anhängsel“ am Artnamen, wie zum Beispiel Aconitum lycoctonum subsp. vulparia (Gelber oder Fuchseisenhut) und Campanula latifolia var. macrantha (Waldglockenblume). Oft treten solche speziellen Ausprägungen schon in der Natur auf.

Lebensweise und Wuchsformen. Von links nach rechts: Sommerblume: Ringelblume mit Samenständen; Staude: Pfingstrose mit Rhizom; Staude: Lupine mit kräftiger Pfahlwurzel; Zwiebelblume: Narzisse; Knollenblume: Alpenveilchen

An diese botanischen Namensungetüme muss man sich erst einmal gewöhnen. Aber sie sind sehr hilfreich für die Pflanzensuche und gezielte Bestellungen bei Internetversendern und in Katalogen. Das gilt gerade auch für Arten, die erst seit Neuerem bei vielen Anbietern zu finden sind. Dazu gehören zunehmend beliebte „Klimastauden“, die lange blühen und meist sehr bienenfreundlich sind. Eine davon findet man zum Beispiel bei einem Händler als „Kleinblütige Bergminze“, bei einem anderen als „Drüsige Bergminze“, beim nächsten als „Steinquendel“. Der botanische Name Calamintha nepeta macht klarer, welche Pflanze gemeint ist; zumal diese Staude weder mit der echten Minze (Mentha) noch mit dem Quendel (Thymus pulegioides) verwandt ist.

Auch Hybriden können bei manchen Pflanzen spontan an den Wildstandorten entstehen, resultieren aber meist aus gezielter Züchtung. Es handelt sich dabei um Kreuzungen aus zwei oder mehr verschiedenen Arten, in der Regel aus derselben Gattung. Etwas uncharmant auch als Bastarde bezeichnet, werden sie durch Mischen ihres Erbguts quasi zu neuen Arten. Das Kennzeichen für eine Hybride ist ein Kreuzchen (x) im botanischen Namen. So entstand etwa Geranium x magnificum, der Prachtstorchschnabel, als Kreuzung aus Geranium ibericum und Geranium platypetalum.

Leider ist die Bezeichnung von Hybriden durch verschiedene Reformbestrebungen etwas uneinheitlich geworden. Dominiert zum Beispiel in einer Kreuzung der Wiesenstorchschnabel, kann dieselbe Pflanze im Handel als Geranium pratense oder als Geranium-Pratense-Hybride ausgewiesen sein. Waren mehrere oder nicht genau bekannte Arten beteiligt, wird oft einfach nur der Sorten- an den Gattungsnamen gehängt (zum Beispiel Geranium ‘Rozanne’) oder die Pflanze als Geranium-Hybride geführt. Zuweilen tauchen auch eher obskure Bezeichnungen wie Geranium x hybrida und Geranium x cultorum auf.

Gewöhnliche Akelei (Aquilegia vulgaris)

Aquilegiacaerulea-Hybride

Ob Arten oder Hybriden: Sie alle gehören jeweils einer bestimmten Familie an. Darunter fasst man in der Botanik Gruppen von verwandten Gattungen zusammen. Mitglieder derselben Familie haben oft einen ähnlichen Blütenaufbau, etwa bei den Korbblütengewächsen (Asteraceae), zu denen zahlreiche Stauden und Sommerblumen wie Aster, Sonnenhut und Ringelblume gehören. Manche Familien zeichnen sich zudem durch spezielle, nicht selten giftige Inhaltsstoffe aus, etwa die Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae) mit dem Eisenhut als besonders giftigem Vertreter.

BOTANISCHES NAMENWIRRWARR

Selbst bei den wissenschaftlichen Pflanzennamen gibt es manchmal verwirrende Abweichungen. Das liegt meist daran, dass die Pflanzen aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse umbenannt oder anderen Gattungen zugeordnet werden. Ein „klassisches“ Beispiel bieten die Pelargonien, die man anfangs zur Gattung Geranium (Storchschnabel) stellte: Obwohl schon vor über 200 Jahren in Pelargonium umbenannt, sind sie bis heute als „Geranien“ bekannt und beliebt.

Beet mit Einjährigem Berufkraut oder auch Flohkraut (Erigeron annuus) aus der Familie der Asterngewächse

Grundsätzlich verdanken wir die Einteilung des Pflanzenreichs und die Zuordnung zu Pflanzenfamilien dem schwedischen Naturforscher Carl von Linné (1707–1778). Er schuf auch die Grundlagen für die aus dem Lateinischen abgeleiteten botanischen Namen. So wurden die Bezeichnungen allgemeingültig und weltweit verständlich unter Fachleuten und Pflanzenliebhabern, unabhängig von ihrer Muttersprache. Linné unterteilte die Pflanzen vor allem anhand ihres Blütenaufbaus und anderer äußerer Merkmale. Dies konnte später durch verfeinerte Methoden und moderne Labortechnik weiterentwickelt werden, was einige Umbenennungen nach sich zog.

Mit dem Einsatz molekulargenetischer Untersuchungen konnten Wissenschaftler ab 1998 der Sache noch viel genauer „auf den Grund“ gehen. Dabei stellte sich teils heraus, dass bisher als verwandt betrachtete Arten bei DNA-Analysen genetisch große Unterschiede zeigten.

Markante Beispiele bieten die Astern. Im 18. Jahrhundert fand man in Nordamerika einige sehr schöne Herbstblüher, die bald nach Europa eingeführt wurden. Weil sie europäischen Stauden wie Aster amellus, der Bergaster, ähnelten, wurden sie mit demselben Gattungsnamen benannt: als Aster novi-belgii, Aster novae-angliae und Aster dumosus (Glattblatt-, Raublatt- und Kissenaster). Doch Genuntersuchungen ergaben kaum Hinweise auf eine Verwandtschaft. Deshalb werden diese Pflanzen aus der „Neuen Welt“ heute der Gattung Symphyotrichum zugeordnet. Ähnlich verhält es sich mit der Goldhaaraster aus Südosteuropa, die nun streng genommen Galatella statt Aster linosyris heißt.

So akribisch handhaben das aber vor allem die Botaniker. Etliche Gärtnereien und Pflanzenversender dagegen sind bis heute bei den bisherigen Bezeichnungen geblieben – nicht zuletzt, weil sie vielen Kunden seit Langem vertraut sind. Dazu kommt, dass manche Neubenennungen in der botanischen Fachwelt nachträglich wieder „umgetauft“ werden.

Im Porträtteil dieses Buches werden im Zweifelsfall die älteren, etablierten Namen verwendet, soweit sie im Handel noch überwiegend üblich sind.

SORTEN: BLUMEN MIT EIGENHEITEN

Wenn es um die ganz gezielte Auswahl von Blumen geht, ist oft die Sorte entscheidend. Sorten (fachsprachlich: Cultivare) sind Züchtungen, entstanden durch gezielte Auslese oder Kreuzung. Sorten ein und derselben Art können sich zum Beispiel in der Blütenfarbe, -form und -zeit unterscheiden, ebenso in der Wuchshöhe und -gestalt oder auch in der Widerstandsfähigkeit gegen Kälte, Hitze, Nässe, Schädlinge und Krankheiten.

Hinter einer neuen Sorte steckt langwierige Arbeit. Deshalb melden die Züchter dafür Sortenschutz und oft auch Markenschutz an: Damit ist eine gewerbliche Weitervermehrung der Sorte ohne Züchtererlaubnis verboten. Namen wie ‘Augenweide’ (eine Ritterspornsorte) und ‘Jetfire’ (eine Narzissensorte) werden vom jeweiligen Züchter ausgewählt. Sortennamen sollen nach internationalen Regelungen in einfachen Anführungszeichen stehen, damit eindeutig klar wird, dass es sich um eine Züchtung handelt.

Besonders bei Sommerblumen sind öfter Serien im Angebot. Dabei handelt es sich um Gruppen von sehr ähnlichen Sorten, die sich aber in der Blütenfarbe unterscheiden. So werden etwa bestimmte kompakte, robuste Zinnien-Züchtungen unter der Bezeichnung ‘Profusion’ angeboten und heißen dann je nach Blütenfarbe zum Beispiel ‘Profusion White’ oder ‘Profusion Cherry’. Häufig erhält man Samen solcher Serien auch in Farbmischungen, teils auch Prachtmischungen genannt.

Als F1-Hybriden ausgewiesene Sommerblumensorten vereinen die besten Eigenschaften sorgfältig ausgewählter Elternsorten. Sät man ihre Samen wieder aus, können die Nachkommen sehr unterschiedlich ausfallen und erreichen bei Weitem nicht die Qualität der F1-Hybriden; denn diese müssen immer wieder aufs Neue aus ihren Elternsorten gekreuzt werden.

DIE AKTEURE IM BLUMENGARTENUm Jahr für Jahr ein schönes, abwechslungsreiches, lang anhaltendes Blütenschauspiel zu genießen, bedarf es sanfter, aber nachdrücklicher Regie – angefangen beim „Casting“ der geeigneten Akteure.

STAUDEN: VIELSEITIG UND AUSDAUERND

Mit Hunderten attraktiven Arten für den Garten bilden Stauden die größte und vielfältigste Gruppe. Als ausdauernde und oft pflegeleichte Pflanzen, die alljährlich aufs Neue austreiben und blühen, sind sie meist die Hauptakteure und „Stützen“ im Blumengarten. Einige wie Heidenelke und Kokardenblume bleiben nur drei bis fünf Jahre wuchs- und blühfreudig. An den meisten anderen Stauden haben Sie aber mindestens 10 bis 20 Jahre Freude, wenn Sie sie gelegentlich durch Teilung verjüngen. Und manche können auch ohne solche Maßnahmen Jahrzehnte alt werden – ein Eisenhut zum Beispiel 50 Jahre, eine Pfingstrose sogar gut 80 Jahre.

Dass all diese Pflanzen überdauern können, ohne zu verholzen, verdanken sie robusten Speicherorganen wie fleischigen oder rübenartigen Wurzeln oder Rhizomen.

Rhizome, sehr deutlich zum Beispiel bei Bart iris und Pfingstrose (siehe Abbildung Seite 10) zu erkennen, werden auch als Wurzelstöcke bezeichnet; doch es handelt sich nicht um Wurzeln, sondern um unterirdische, oft stark verdickte Sprosse mit austriebfähigen Knospen. Umgewandelte Sprosse sind auch die öfter vorkommenden dünnen Ausläufer, die im Boden oder an der Erdoberfläche verlaufen.

Die meisten Stauden blühen im Sommer oder Herbst und legen über Winter ihre Ruhepause ein. Im Spätjahr ziehen sie ein: Das heißt, die Blätter geben ihre Nährstoffe an die unterirdischen Speicherorgane ab, sodass nur vertrocknete Stängel stehen bleiben. Im Frühjahr treiben die Pflanzen mithilfe von Überwinterungsknospen am oder im Boden wieder aus. Da die unterirdischen Organe mit der Zeit kräftiger werden, wachsen und blühen junge Stauden oft nach jedem Neuaustrieb ein wenig stärker.

Frühjahrs- und Frühsommerblüher wie die Gämswurz ziehen schon im Sommer ihre Blätter ein und treiben meist erst im folgenden Frühling wieder aus. Nur wenige Frühblüher, etwa Christrose und Bergenie, behalten über Winter ihre Blätter, um sie im Frühjahr allmählich zu erneuern.

Eine spezielle Gruppe sind Halbstauden wie Fingerhüte und Akeleien: kurzlebige Stauden oder zweijährige Blumen, die meist durch reiche Selbstaussaat zu ausdauernden Pflanzen werden. Teils lassen sie sich zudem durch Entfernen der Samenstände zu mehrmaliger Blüte und längerer Lebensdauer anregen.

Bei Fingerhüten sowie Stockrosen, die meist den Sommerblumen zugerechnet werden, hängt die Lebensspanne auch von der Art und Sorte ab.

Der Wuchstyp der Halbsträucher ist vielen Gärtnern von Kräutern wie Thymian und Oregano vertraut. Hier verholzen mit der Zeit die unteren Bereiche, während die oberen Triebteile krautig bleiben und manchmal über Winter zurückfrieren. Sonnenröschen, Schleifenblume und Immergrün zum Beispiel werden teils als Stauden, teils als Halbsträucher eingestuft. Ein „lupenreiner“ Halbstrauch ist der Lavendel: Ihn gesellt man gern zu den Stauden, weil er in Beeten und Rabatten ähnlich verwendet wird.

Ebenso verhält es sich mit manchen Zwergsträuchern wie Besen- und Schneeheide. Echte Stauden dagegen sind ausdauernde Ziergräser wie das Chinaschilf. Als auflockernde, untermalende Blattschmuckpflanzen, die teils auch mit dekorativen Blüten- und Samenständen aufwarten, haben sie einen hohen Stellenwert im Staudenbeet. Ähnliches gilt für die Farne, die in Schattengestaltungen eine wichtige Rolle spielen. Sie bilden zwar keine Blüten, sondern vermehren sich als urtümliche Pflanzen über Sporen, die an den Wedelunterseiten heranreifen. Doch ansonsten entspricht ihre Lebensweise der von anderen Stauden. Viele Stauden wachsen buschig aufrecht, mit hoch aufragenden Stängeln wie der Rittersporn oder gedrungen wie der Frauenmantel. Ihre Triebe und Wurzeln bilden rundliche Horste, die mit den Jahren oft deutlich breiter werden. Polsterstauden wie Blaukissen wachsen flach halbkugelig bis kissenartig. Auch sie gehen allmählich in die Breite, bedecken aber keine größeren Flächen.

Weißrandfunkie (Hosta-Hybride)

Wirkliche Bodendecker dagegen sind stark ausläuferbildende, meist niedrige Pflanzen wie der Günsel; sie wachsen teppich- oder mattenartig. Von kriechendem Wuchs spricht man, wenn sich Stauden ausbreiten, indem sie an den Spitzen ihrer Rhizome immer wieder neue Pflänzchen bilden, so etwa der Wiesenstorchschnabel. Solche Pflanzen können teils ebenfalls dichte Teppiche bilden.

Vom Zieraspekt her unterscheidet man Blütenstauden mit auffälligem Flor und Blattschmuckstauden. Auch Blattschmuckstauden bringen teils hübsche Blüten hervor, wie beispielsweise die Funkien. Doch meist pflanzt man sie in erster Linie wegen ihrer schön geformten und gefärbten, oft attraktiv gezeichneten Blätter.

Sonnenbraut (Helenium-Hybride)

Unter den Blütenstauden zeichnen sich die züchterisch meist stark bearbeiteten Prachtstauden durch besonders eindrucksvollen Flor aus. Solche Züchtungen, zum Beispiel der Hohe Staudenphlox (Phlox paniculata) mit seinen farbkräftigen, duftenden Blütenkugeln, werden vorranging in Beeten und Rabatten gepflanzt und deshalb auch als Beetstauden eingestuft.

Wildstauden dagegen, zum Beispiel Frühsommer-Sonnenbraut (Helenium hoopesii) und Gewöhnliche Schafgarbe, haben ihre naturnahe Anmut bewahrt. Manche von ihnen machen auch in Beeten eine gute Figur. Oft sind sie aber eher Standortspezialisten, beispielsweise für nährstoffarme, trockene oder schattige Plätze. Entsprechend wird die Fülle der Stauden nach Lebensbereichen wie Beet, Gehölzrand und Steingarten unterteilt (siehe Seiten 36 ff.).

Aufgrund der nun öfter regenarmen Frühjahrsund Sommerwochen erfreuen sich trockenheitsverträgliche, pflegeleichte Wildstauden zunehmender Beliebtheit. Viele Pracht- und Beetstauden dagegen tun sich schwer, wenn lange Zeit kein Tropfen vom Himmel fällt, und brauchen reichlich Gießwasser.

ZWIEBEL- UND KNOLLENBLUMEN: MARKANTE FARBTUPFER

Als krautige Pflanzen, die mit unterirdischen Speicherorganen überdauern und immer wieder neu austreiben, zählen Zwiebel- und Knollenblumen – im weiteren Sinn – ebenfalls zu den Stauden. Auch sie können, wie beispielsweise Schneeglöckchen, Krokusse und Narzissen, mehrere Jahrzehnte alt werden.

Was sie von anderen Stauden abhebt, sind ihre besonderen Speicherorgane. Außerdem gehören die meisten von ihnen, ebenso wie die Gräser, zu den einkeimblättrigen Pflanzen: Ihre Samen keimen nur mit einem Blättchen aus. Dieses ist meist schmal und länglich, wie oft auch die späteren, richtigen Laubblätter. Zu den wenigen zweikeimblättrigen Ausnahmen gehören Dahlien und Knollenbegonien.

Blaukissen (Aubrieta-Hybride)

Bei den Zwiebeln, etwa von Tulpen und Lilien, dienen die fleischigen, übereinander geschichteten Schalen oder Schuppen zum Speichern von Reservestoffen. Zugleich umhüllen und schützen sie die gestauchten Spross- und Blattanlagen am Zwiebelboden, die sich beim Neuaustrieb zu einer komplett neuen Pflanze entfalten. Dann bildet sich im Boden eine neue Ersatzzwiebel, während die alte Zwiebel abstirbt.

Knollen sind verdickte, rundliche, spindelförmige oder flache Spross- oder Wurzelteile. Bei ihnen wachsen die neuen Pflanzen aus Triebknospen, die als Augen direkt auf den Knollen (zum Beispiel bei Knollenbegonien) oder am Wurzelhals (zum Beispiel bei Dahlien) angelegt sind. Zwiebelknollen finden sich bei den Gladiolen und Krokussen: Hier sind die verdickten Sprossknollen von zwiebelartigen, trockenhäutigen Hüllblättern umgeben.

Viele dieser Blumen können sich nicht nur durch Samen vermehren, sondern sich auch mit Brutzwiebeln oder -knollen ausbreiten. Solche kleinen Tochterzwiebeln und -knollen werden meist an der Basis der Hauptzwiebeln und -knollen angelegt. Einige Lilien, etwa Feuer- und Tigerlilie, können aber auch kleine Brutzwiebeln in den Blattachseln ihrer Triebe hervorbringen, die sogenannten Bulbillen. Sie fallen nach der Ausreife im Herbst zu Boden. Ähnliche Bulbillen entwickeln manche Zierlaucharten in ihren Blütenständen.

Die meisten Zwiebel- und Knollenblumen sind Frühlingsblüher, darunter sehr zeitige Vorfrühlingsblüher wie Schneeglöckchen und Winterling. Diese haben sich auf das Leben in Laubwäldern eingestellt. Im Frühjahr nutzen sie das Licht unter den noch unbelaubten Bäumen, um zu wachsen und zu blühen. Danach ziehen sie ein, um im schützenden Schatten des Blätterdachs zu überdauern. Währenddessen können am dunklen Waldboden kaum konkurrierende Pflanzen aufkommen. Und über Winter ruhen die Zwiebeln und Knollen behütet unter dem Falllaub der Bäume, das beim Verrotten für Humus- und Nährstoffnachschub sorgt. Andere Frühblüher wie Tulpen und Netziris mögen es sonniger. Sie stammen aus sommertrockenen Regionen wie dem Mittelmeerraum und überdauern die langen Dürremonate mit ihren Zwiebeln im Boden. Sobald es im Frühjahr wärmer wird, nutzen sie die Reste der Winterfeuchtigkeit, um auszutreiben und zu wachsen.

Schneeglöckchen (Galanthus nivalis)

Die vergleichsweise kleine Palette der Sommerblüher reicht von markanten Früh- und Hochsommerblühern wie Zierlauch und Lilien bis zu den Dahlien, die mit ihrem Flor noch den herbstlichen Garten bereichern. Einige von ihnen, vor allem Dahlien und Gladiolen, sind in unseren Breiten meist nicht winterhart: Ihre Speicherorgane müssen im Herbst aus dem Boden genommen und im Frühjahr wieder neu eingepflanzt werden. Das bewahrt die recht großen Knollen und Zwiebelknollen auch vorm Faulen im winternassen Boden.

Etliche Zwiebel- und Knollenblumen, besonders Zuchtsorten mit großen, auffälligen Blüten, eignen sich hervorragend für Beete und Rabatten, stattliche Sommerblüher wie Gladiolen ebenso wie niedrige Frühjahrsblüher, zum Beispiel Hyazinthen. Die eher „wilden“ Arten und Varianten wie Schneeglöckchen, Blaustern und Botanische Krokusse passen besser in naturnahe Bereiche, zum Beispiel unter Gehölzen oder im Steingarten, wo sie sich gern von selbst ausdehnen, also verwildern. Krokusse, Narzissen und andere Frühjahrsblüher wirken auch sehr schön, wenn sie sich in Rasen und Wiesen ausbreiten können.

SOMMERBLUMEN: VERSCHWENDERISCHE PRACHT

Die kurzlebigen Sommerblumen, fachsprachlich Annuelle, setzen bei ihrer Überlebens- und Verbreitungsstrategie allein auf ihre Samen. Entsprechend blühen sie oft besonders reich und lang, um möglichst viele Samen und Früchte anzusetzen. Das ist allerdings nicht bei allen Garten- und Balkonblumen nachvollziehbar, da Züchtungen mit gefüllten Blüten oft nicht mehr in der Lage sind, Samen auszubilden.

Der Lebenszyklus der einjährigen Sommerblumen (auch: Sommerannuelle) beginnt mit der Keimung im Frühjahr und endet nach einer ausgiebigen Sommerblüte spätestens mit dem Frosteintritt im Herbst; bei Studenten- und Ringelblumen ebenso wie zum Beispiel beim Duftsteinrich. Viele unserer Sommerblumen für Beet und Balkon wachsen in ihren wärmeren Herkunftsregionen mehrjährig, werden bei uns aber meist nur einjährig kultiviert, da sie kalte Winter kaum überstehen. Unter günstigen Bedingungen können sie länger leben und teils sogar an der Basis verholzen, so etwa Kapuzinerkresse, Levkojen und Pelargonien (Geranien).

Tulpen (Tulipa-Hybride)

Zinnien (Zinnia elegans)

Die selteneren zweijährigen Sommerblumen (auch: Winterannuelle) wie Tausendschön und Vergissmeinnicht keimen im Sommer, bilden bis zum Herbst nur Blätter, meist in grundständigen Rosetten, und blühen typischerweise im folgenden Frühjahr. Es gibt darunter aber auch Sommerblüher wie die Stockrosen, und Stiefmütterchen können je nach Saatzeit von Frühjahr bis Herbst blühen. Manche wie der Goldlack sind eigentlich mehrjährige Pflanzen, deren Weiterkultur sich nach der ersten Blüte oft nicht lohnt. Sommerblumen müssen jedes Jahr neu gepflanzt werden und zudem in ihrer kurzen Lebensspanne allerhand „leisten“. Deshalb verlangen sie in der Regel mehr Pflegeaufwand als andere Blütenpflanzen. Den danken sie mit einer langen, üppigen Blüte. Wenn Sie Sommerblumen in Blumenkästen und Töpfen kultivieren, können Sie sich etwas intensiver um deren Pflege kümmern, da die Pflanzen dann meist in Hausnähe platziert werden. Unter solchen geschützten Bedingungen kommen dann auch empfindlichere Schönheiten infrage, etwa Mittagsblume (Dorotheanthus bellidiformis) und Kapaster (Felicia amelloides).

Sie können ihre Vorzüge aber auch gut nutzen, indem Sie sie mit Stauden kombinieren, als reich blühende Ergänzungen und Lückenfüller. Einige robustere Arten wie Ringelblume, Kornblume und Jungfer im Grünen lassen sich dabei gut in naturnahen Gestaltungen einsetzen. Bei den Ein- und Zweijährigen werden die Wildarten wie Sommeradonisröschen, Ackerrittersporn, Saatwucherblume, Wilde Malve und Kleiner Klappertopf zunehmend geschätzt, vor allem für Blumenwiesen und „zwanglose“ Blütenstreifen; So bereichern Wildblumen auch das Pollen- und Nektarangebot für Bienen, Schmetterlinge & Co.

UMSEHEN LOHNT SICH

Die gewaltige Fülle an Arten und Sorten, zu denen immer wieder neue hinzukommen, kann kaum ein Buch abdecken – und auch kaum eine Gärtnerei. Es lohnt sich, immer wieder das Angebot verschiedener Gärtnereien, Gartencenter und Pflanzenversender zu studieren. Vor allem bei den Stauden finden Sie Spezialisten für jeden Standort, von der Dachbegrünung über Bodendecker und Moorbeete bis zu Wasserpflanzen für den Teich. Gewaltig ist auch das Angebot an Balkonblumen; in diesem Buch konzentrieren wir uns aber vor allem auf Sommerblumen, die auch in Beeten Freude bereiten.

NEU- UND ALTEINWANDERERWenn Sie im Internet und in Gartenzeitschriften über Blumen, Stauden und Ziergehölze lesen, stoßen Sie öfters auf den Begriff „Neophyten“. Das bedeutet „Neupflanzen“ beziehungsweise „Neueinwanderer“.

Diese Pflanzen wurden und werden seit 1492 aus anderen Weltgegenden bei uns eingeführt. In diesem Jahr begab sich Christoph Kolumbus auf seine erste Überseereise, die ihn nach Amerika führte. Von dort brachte er Proben vieler Pflanzen mit, die bis dahin in Europa unbekannt waren, darunter Tomaten, Chilis, Kartoffeln, Kürbisse, Stangenbohnen und Mais. Das sind alles sogenannte Neophyten, die längst zu unserem gewohnten Gemüsesortiment gehören.

Bald folgten viele weitere Seefahrten und Entdeckungsreisen in ferne Länder, nach Nord- und Südamerika, Vorder- und Zentralasien, Afrika, Ost- und Südeuropa sowie Australien und Neuseeland. Aus all diesen Kontinenten wurden Zier- und Nutzpflanzen bei uns eingeführt. Große Gärtnereien und Botanische Gärten sendeten „Pflanzenjäger“ in alle Welt, um neue interessante Gewächse zu entdecken. Mit steigendem Wohlstand wurden Zierpflanzen zu einem wichtigen Markt und lohnenden Geschäft.

Recht viele Neophyten kamen aber auch ungewollt nach Mitteleuropa, vor allem als Verunreinigungen in Saatgut. Andere „Neuzugänge“ sind von selbst eingewandert, so etwa das Sibirische Blausternchen (Scilla siberica), die Rote Spornblume (Centranthus ruber) und die Römische Kamille (Chamaemelum nobile).

Die Neuzuwanderer (Neophyten) werden abgegrenzt von ursprünglich Einheimischen (Indigenen) und Altzuwanderern (Archäophyten). Man muss aber daran erinnern: Dass sich bestimmte Pflanzenarten stark ausbreiten und andere weitgehend verschwinden, ist nichts Neues. Was wir heute als heimische Pflanzenwelt betrachten, hat sich frühestens nach der letzten Eiszeit (Kaltzeit) vor gut 10 000 Jahren etabliert, durch allmähliche Einwanderung aus wärmeren Gebieten in Süd- und Osteuropa. Dazu kam vor rund 8 000 Jahren die Ausbreitung des Ackerbaus. Nun wurden Getreide und andere Kulturpflanzen vor allem aus Vorderasien und dem Mittelmeerraum eingeführt. In ihrem Saatgut versteckten sich oft unerwünschte Begleitpflanzen. Manche davon bereiten heute noch Probleme, so etwa der Windenknöterich (Fallopia convolvulus) und die Ackerwicke (Vicia hirsuta), die aber auch im Naturgarten geschätzt wird. Das gilt noch mehr für die Kornblume (Centaurea cyanus), die Kornrade (Agrostemma githago) und den Klatschmohn (Papaver rhoeas): Diese früheren „Unkräuter“ sind schon längst gern gesehene Gartenpflanzen. Etliche Wildblumen und -stauden haben sich auch erst in der Römerzeit oder im Mittelalter bei uns ausgebreitet; so das allgegenwärtige Gänseblümchen (Bellis perennis).

Was heute als heimische Pflanzenwelt angesehen wird, ist das Ergebnis langjähriger Entwicklungen und häufiger Wechsel, beeinflusst durch die Klimaverhältnisse und noch mehr durch den Menschen. Dazu kommt, dass an der Nordseeküste eine andere Flora „heimisch“ ist als in den Alpen, im ostdeutschen Kontinentalklima eine andere als in der Kölner Bucht oder im Weinbauklima. Es ist sicher empfehlenswert, als heimisch betrachtete Arten zu schützen und verstärkt im Garten einzusetzen. Sieht man sie aber als Vertreter eines Idealzustands an, den es so nie gab, wird es kurios – erst recht, wenn man die „bösen“ Neophyten ausgrenzen will.

Alexander von Humboldt, berühmter Pflanzenforscher

BEOBACHTUNG MIT AUGENMASS

Von den Alteinwanderern unterscheiden sich die Neueinwanderer natürlich schon durch ihre viel höhere Anzahl. Zugleich haben sich die Klimaverhältnisse seit Beginn der Industrialisierung recht schnell und stark verändert. Das beeinflusst wiederum den Pflanzenbestand, in der freien Landschaft ebenso wie in Parks und Gärten, und fördert manche Neophyten. Außerdem sind viele Menschen zu Recht aufmerksamer geworden und wollen dem Verarmen der Arten- und Naturvielfalt entgegenwirken.

Tatsächlich haben sich manche Neophyten als invasiv erwiesen: Das heißt, sie büchsen oft aus Gärten und Parks aus und vermehren sich an Naturstandorten so stark und dauerhaft, dass sie die bisherige Vegetation verdrängen – bis hin zum Aussterben seltener und konkurrenzschwacher Arten. Dies muss man zweifellos unterbinden.

Was das Ganze allerdings schwierig macht, ist das „Hochkochen“ des Themas im Internet und anderen Medien. Da werden manchmal Neuzuwanderer und „Invasive“ fast schon gleichgesetzt. Das ist völlig irreführend, weil der Anteil problematischer Arten unter den Neophyten sehr gering ist. Seit 1492 wurden mehrere Zehntausend Zier- und Nutzpflanzen nach Deutschland eingeführt, außerdem mehrere Hundert unbeabsichtigt eingeschleppt. Von denen sind die allermeisten schon längst wieder Geschichte. Von den verbliebenen und neu hinzugekommenen Pflanzenarten werden auf der derzeitigen „Warnliste“ des Bundesamts für Naturschutz (BfN) nur knapp 40 als wirklich invasiv eingestuft.

Unter den Gehölzen sind das allen voran der Götterbaum (Ailanthus altissima), außerdem zum Beispiel Späte Traubenkirsche (Prunus serotina), Armenische Brombeere (Rubus armeniacus) und Pontischer Rhododendron (Rhododendron ponticum); unter den krautigen Pflanzen die Arten in der Übersicht im Abschnitt „Stark invasive Pflanzen besser meiden“ (Seite 22).

Dazu kommen rund 40 Arten, die nur potenziell invasiv sind, so etwa der beliebte Schlitzblättrige Sonnenhut (Rudbeckia laciniata): Von dem wird eine Gefährdung heimischer Arten an Gewässerufern „angenommen“, aber bisher nur selten beobachtet. Solche Pflanzen sind in der freien Landschaft oft unbeständig. Das heißt, sie können zwar hier und da auswildern, halten sich aber nicht auf Dauer.

Unter den potenziell Invasiven stehen 20, also die Hälfte, lediglich unter Beobachtung mit dem Hinweis: „Ob eine Gefährdung heimischer Arten besteht, ist unbekannt.“ Dazu gehört zum Beispiel das eindrucksvolle Chinaschilf (Miscanthus sinensis). Von dem gibt es bisher nur sehr wenige Anzeichen einer Ausbreitung, hauptsächlich in den USA und bei uns vor allem auf Deponien für Gartenabfälle.

Es ist richtig, diese Arten im Auge zu halten, auch weil der Klimawandel ihre unerwünschte Ausbreitung fördern kann. Doch daraus zu schließen, dass Chinaschilf oder die Drüsenblättrige Kugeldistel generell „die Natur schädigt und die Artenvielfalt bedroht“ – diese Behauptung ist einfach nicht zu halten, obwohl es so auf manchen Websites zu lesen ist. So etwas hilft weder den Gärtnerinnen und Gärtnern noch der Pflanzen- und Tierwelt. Selbst ausbreitungsfreudigere Arten werden oft nur kleinräumig auf speziellen Naturstandorten gefährlich, etwa auf Mager- und Bergwiesen, Felshängen oder Ödland. Werden sie dagegen im Siedlungsbereich gepflanzt, haben sie wenig Gelegenheit, schützenswerte Naturräume zu beeinträchtigen.

Teppich-Fetthenne (Sedum spurium)

Wardian Case, historisches Mini-Gewächshaus für Pflanzenjäger

Bei all diesen Bewertungen steht der Bund für Naturschutz (BfN) im Austausch mit dem Zentralverband Gartenbau (ZVG). So hat man sich zum Beispiel geeinigt, dass die Vielblättrige oder Stauden-Lupine (Lupinus polyphyllus) mit ihren prächtigen Blütenkerzen nichts in der Nähe von Berg- und Wildwiesen, Weiden sowie Waldrändern zu suchen hat. Denn durch ihre Samen und Ausläufer kann sie bald dichte Bestände bilden.

Doch in Gärten weitab von Wiesen und Wäldern muss man nicht unbedingt auf diese beliebte Bauerngartenstaude verzichten. Die hauptsächlich angepflanzten Hybridsorten sind zudem nicht ganz so ausbreitungsfreudig. Das übliche Wegschneiden verblühter Kerzen und Entfernen von Sämlingen sowie Ausläuferpflanzen beugt schon im Garten einer unerwünschten Ausdehnung vor.

Ähnliches gilt für andere beliebte, aber als invasiv eingestufte Stauden wie die Glattblattaster (Aster novi-belgii), die Silber-Goldnessel (Galeobdolon argentatum) und die Wasserpest (Elodea canadensis), einen wichtigen Sauerstofflieferanten im Gartenteich.

Dagegen stimmt auch der ZVG zu, dass man die in der Übersicht „Invasive Blumen und Stauden“ (siehe Seite 25) genannten Problemarten im Gartenfachhandel nicht mehr anbieten sollte. Etwas umstritten ist zum Beispiel das Teppichsedum (auch: Kaukasus-Asienfetthenne, Phedimus spurius syn. Sedum spurium). Die polsterbildende, hübsch blühende Kleinstaude ziert sehr schön Steingärten, Trockenmauern und begrünte Dächer. Doch sie hat sich auch an felsigen Naturstandorten schon sehr stark ausgebreitet. Liegt der Garten in der Nähe solcher Lebensräume, sollte man auf die Pflanze verzichten. Es gibt genug andere hübsche Polsterstauden, um sie zu ersetzen.

STARK INVASIVE PFLANZEN BESSER MEIDEN

Zu den sehr problematischen Arten gehören unter den Gehölzen allen voran der Götterbaum (Ailanthus altissima), außerdem Späte Traubenkirsche (Prunus serotina), Armenische Brombeere (Rubus armeniacus) und Essigbaum (Rhus typhina).

Bedenkliche krautige invasive Pflanzen sind in der Übersicht „Invasive Blumen und Stauden“ (siehe Seite 25) zusammengefasst. Wasser- und Sumpfpflanzen spielen hier eine besonders große Rolle. Denn naturnahe Bäche, Teiche und Uferbereiche beherbergen spezielle, oft sensible Lebensgemeinschaften. Werden sie von Neophyten überwuchert und verdrängt, zerstört das leicht das komplette Ökosystem.

Ansonsten machen vor allem einige Stauden Schwierigkeiten. Auch der meist zweijährige Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum) wächst zuweilen mehrjährig.

Diese Pflanze mit den riesigen fiederteiligen Blättern und eindrucksvollen weißen Blütendolden stammt aus dem Kaukasus. In ihren opulenten Blütenständen bildet sie rund 20 000 Samen, die durch den Wind und über Fließgewässer weit verbreitet werden. So hat der Riesen-Bärenklau an vielen Gewässer- und Waldrändern sowie auf Wiesen große Flächen besiedelt, auf denen kaum noch andere Pflanzen wachsen. Wo er Ufer besiedelt, droht erhöhte Erosion, sodass ganze Böschungen abrutschen können. Außerdem ruft teils schon die Berührung der Blätter unter Sonneneinstrahlung schwere Hautreizungen hervor, bis hin zu starker Blasenbildung.

Keine Gesundheitsgefahren drohen dagegen von den aus Asien stammenden Staudenknöterichen (Fallopia) und den in Kanada und Nordamerika heimischen Goldruten (Solidago). Aber ihre negativen Wirkungen auf die natürliche Vegetation auf Wiesen, an Waldrändern oder in Uferbereichen sind ähnlich wie beim Riesen-Bärenklau. Die großen, stark ausläuferbildenden Staudenknöteriche gefährden zudem die Verkehrssicherheit an Straßen, Bahndämmen und Brücken, ebenso die Goldruten. All diese Pflanzen wurden ursprünglich als Gartenzierden bei uns eingeführt.

Anders dagegen die Beifuß-Ambrosie (Ambrosia artemisifolia) aus Nordamerika: Sie wurde unbeabsichtigt eingeschleppt, als Verunreinigung in Ackersaaten und in die Gärten vor allem als Untermischung in Vogelfutter. Die Beifuß-Ambrosie ähnelt dem heimischen Beifuß (Artemisia vulgaris), wächst aber nur einjährig und bildet etwa 2 500 Samen aus. Mittlerweile hat sich die Pflanze in manchen Regionen stark ausgebreitet, in Gärten, auf landwirtschaftlichen und gartenbaulichen Flächen, auf Brachland, an Straßen- und Wegrändern sowie auf Baustellen. Die Pollen dieser Ambrosia können bis in den Herbst hinein starke Allergien auslösen. In manchen deutschen Bundesländern und in ganz Österreich wurden Meldestellen für das Auftreten der Beifuß-Ambrosie eingerichtet; in der Schweiz besteht sogar eine Bekämpfungspflicht.

Teilweise reicht im Grunde genommen schon eine gute gärtnerische Praxis, um einer unnötigen Verbreitung vorzubeugen. Wer sich zum Beispiel nicht ganz von den imposanten, leuchtend gelb blühenden Goldruten trennen will, sollte dann zumindest die Blütenstände komplett wegschneiden, bevor die Samenbildung einsetzt.

Beifuß-Ambrosie (Ambrosia artemisifolia)

Großblütiges Heusenkraut (Ludwigia grandiflora)

Ansonsten sollte man versuchen, invasive Pflanzen komplett zu entfernen, mitsamt der Wurzeln und eventueller Rhizome im Boden. Die Pflanzenreste kommen am besten in die Restmülltonne, verpackt in einen kräftigen Kunststoffsack – keinesfalls auf den Kompost und auch nicht zum Biomüll, um einer weiteren Ausbreitung vorzubeugen.

Werden sie irgendwo in die Landschaft, an Waldränder oder Gewässerufer gekippt, können auch weniger bedrohliche Arten zur regionalen Plage werden. Das unbedachte Entsorgen solcher Überreste hat schon öfter dazu geführt, dass sich invasive Pflanzen in der Natur ausbreiten.

Als Alternative empfehlen manche das Verbrennen der Pflanzenabfälle. Aber das ist nur in manchen Bundesländern erlaubt, oft verbunden mit einer Anzeigepflicht.

Gewöhnliche Seidenpflanze (Asclepias syriaca)

BEREICHERUNG DURCH NEUZUWANDERER

Man kann es auch einmal von der anderen Seite aus betrachten: Etliche Neophyten kommen mit der zunehmenden Hitze und Trockenheit in Deutschland besser zurecht als manch heimische Arten. Das ist durchaus ein Vorteil. Vor allem Pflanzen aus Südosteuropa, dem Mittelmeerraum und der nordamerikanischen Prärie werden deshalb zunehmend als robuste „Klimastauden“ geschätzt (siehe Seite 38). So können sie die Pflanzenvielfalt ergänzen und das Nahrungsangebot für Bienen, Hummeln, Schwebfliegen und Schmetterlinge bereichern, und das oft bis weit in den Herbst hinein.

Bei der Angst vor der Zunahme der wärmebegünstigten „Neueinwanderer“ wird zudem oft etwas ignoriert, das viele Gärtnerinnen und Gärtner schon länger beobachten: Auch manche Alteingesessene breiten sich durch den Klimawandel teils über die Maßen aus; beispielsweise Acker- und Zaunwinden, Ackerkratzdistel, Giersch und Schöllkraut, ebenso heimische Gehölze wie wilde Brombeeren und Efeu.

Davon abgesehen, ist es richtig und ratsam, den heimischen und alteingesessenen Blumen und Stauden genug Platz im Garten einzuräumen – am besten mindestens die Hälfte. Und wer ganz auf Neophyten verzichten will, soll das gerne tun. Aber wer sich auch an Einwanderern wie Frauenmantel (Alchemilla mollis), Duftveilchen (Viola odorata) und Winterling (Eranthis hyemalis) erfreut, muss keine ökologischen Gewissensbisse bekommen. Viele dieser „Neulinge“ wachsen schon seit Jahrhunderten bei uns, ohne Probleme zu bereiten: Stockrose (Alcea rosea), Pfingstrose (Paeonia officinalis), Zinnie (Zinnia elegans), Marienglockenblume (Campanula medium) und Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus) sind altbewährte, insektenfreundliche Bauerngartenblumen und gelten in vielen Regionen als eingebürgert.

INVASIVE BLUMEN UND STAUDEN

EIN- UND ZWEIJÄHRIGE

STAUDEN

TEICH- UND SUMPFPFLANZEN

Großer Algenfarn (Azolla filiculoides), Nadelkraut (Crassula helmsii), Großer Wassernabel (Hydrocotyle ranunculoides), Wechselblatt-Wasserpest (Lagarosiphon major), Großblütiges Heusenkraut (Ludwigia grandiflora), Kents Heusenkraut (Ludwigia x kentiana), Gelbe Scheinkalla, Stinkkohl (Lysichiton americanus), Brasilianisches Tausendblatt (Myriophyllum aquaticum), Verschiedenblättriges Tausendblatt (Myriophyllum heterophyllum), Muschelblume oder Wassersalat (Pistia stratoides)

WILDE GESELLEN UND INSEKTENHELFERWildblumen und Wildstauden werden zunehmend gelobt, beworben und angeboten, ebenso Zierpflanzen, die sich als sehr insektenfreundlich erwiesen haben.

Zwischen diesen Gruppen gibt es viele Überschneidungen. Gerade die Wildblumen und -stauden sind besonders hilfreich für unsere Insektenwelt. Diese finden in zubetonierten Siedlungsbereichen und ausgeräumten Ackerlandschaften immer weniger Nahrung und Unterschlupf. Bedroht sind sie zudem durch Pestizide. Die unterliegen heute zwar stärkeren Kontrollen und Einschränkungen, auch im Erwerbsanbau. Aber was früher jahrzehntelang verspürt wurde, hat nachhaltigen Schaden angerichtet. Die Honigbienen, die für die Bestäubung all unserer Nutz- und Zierpflanzen so wichtig sind, leiden außerdem schon länger unter Viruskrankheiten, die durch die Varroamilbe übertragen werden.

Und auch hier zeigen sich Auswirkungen des Klimawandels. Der Vorfrühling ist oft schon so warm, dass die Bienen sehr zeitig ausschwärmen, aber noch kaum genug Nahrung finden. Umgekehrt können etwas später im Frühjahr wichtige Bienenpflanzen wie Obstgehölze und Raps zu vorzeitiger Blüte angeregt werden. Dann sind die Bienenvölker häufig noch nicht fit genug, um deren reiches Pollen- und Nektarangebot zu nutzen. Noch kritischer wird es, wenn auf die verfrühte Blüte kühle Regenperioden und Spätfröste folgen.

Besonders stark leiden manche Wildbienen unter diesen Veränderungen. Zu den Wildbienen gehören auch die Hummeln, ebenfalls sehr wichtige Bestäuber. Diese bevorzugen kühlere Temperaturen zum Losfliegen als die Honigbienen. Sehr milde Spätwinter- und Vorfrühlingstage bringen ihren Jahresrhythmus durcheinander, ebenso extreme Wetterereignisse, wie sie in neuerer Zeit öfter auftraten. Langjährige Untersuchungen haben gezeigt, dass sich zunehmend weniger Hummelarten in Europa ansiedeln.

Im Spätjahr wiederum sind die Bestäuberinsekten häufig noch länger unterwegs und auf Nahrungssuche, weil der Wintereinbruch vielerorts auf sich warten lässt. Die Jungköniginnen der Hummeln fliegen sogar noch gelegentlich im November, um sich einen letzten Wintervorrat anzufressen.

RUND UMS JAHR EINLADEN

Vom zeitigen Frühling bis zum Spätherbst können geeignete Gartenpflanzen helfen, das Nahrungsangebot zu erweitern. Solche Pflanzen sollten möglichst einfache Blüten haben, also nicht oder höchstens halb gefüllt sein, damit die Insekten Pollen und Nektar gut erreichen. Sommerblumen, zum Beispiel Löwenmäulchen, sind bei ihnen ebenso beliebt wie Stauden, Kräuter und Zwiebelblumen, etwa Günsel, Lavendel, Thymian und Wildtulpen. Optimal ist es, wenn die Pflanzen über sonnige, halbschattige und schattige Plätze verteilt werden, sodass jede Insektenart in ihrem „Wohlfühlbereich“ genug findet.

Das kann zum Beispiel schon im Februar losgehen mit gelben Winterlingen, Krokussen und Buschwindröschen (Anemone nemorosa). Vom Vollfrühling bis zum Frühherbst herrscht dann im vielfältig bepflanzten Blumengarten kein Mangel: von Traubenhyazinthe und Lungenkraut (Pulmonaria officinalis) über Borretsch, Natternkopf (Echium) und Stockrose bis zu Weidenröschen (Epilobium angustifolium), Moschus-Malve (Malva moschata), Kugeldistel und Salbei – um nur ein paar wenige sehr insektenfreundliche Arten zu nennen. Bis in den Spätherbst hinein unterstützen dann zum Beispiel Astern, Fetthenne, Herbst-Alpenveilchen (Cyclamen hederifolium) und Schneeheide (Erica carnea) die letzten Nachzügler.

UNTERSCHÄTZTE SCHWEBFLIEGEN

Bei allen Bepflanzungen sollte man die zahlreichen, meist kleinen Schwebfliegenarten nicht vergessen. Die erinnern auf den ersten Blick an Wespen, von ihnen drohen aber keinerlei Stiche. Sie vermögen tatsächlich zu „schweben“, indem sie lange Zeit fliegend an derselben Stelle in der Luft verharren. Schwebfliegen sind neben den Bienen unsere wichtigsten Bestäuber. Zudem fressen die Larven vieler Schwebfliegenarten zahlreiche Blattläuse. Manche kann man sogar als Nützlinge kaufen, um sie gegen Schädlinge im Gewächshaus einzusetzen.

Schwebfliegen wählen zum Pollen- und Nektarsammeln bevorzugt Doldenblütler wie Wiesenkerbel, Wilde Möhre und blühende Petersilie, aromatische Kräuter wie Oregano, Thymian und Rosmarin, Korbblütler wie Ringelblume, Margerite, Aster und Huflattich. Gelbe Blüten, so auch Hahnenfuß und Sumpfdotterblume, ziehen diese Nützlinge besonders an. Sie lassen sich außerdem fördern durch Wildhecken und Trockenmauern. Nisthilfen und „Insektenhotels“ für Wildbienen werden auch von Schwebfliegen gern angenommen.

WILD UND HEIMISCH

Heimische Wildblumen und -stauden eignen sich sehr gut für naturnahe Gestaltungen und zum Unterstützen der gefährdeten Insektenwelt. Man kann und muss sie aber nicht streng von den stärker „kultivierten“ Beetstauden und Zuchtformen unterscheiden. Beispielsweise können der einjährige Klatschmohn und die mehrjährige Pfirsichblättrige Glockenblume (Campanula persicifolia) in Beeten und Rabatten ebenso überzeugen wie in naturnahen Gestaltungen. Und von beiden gibt es auch gezüchtete Sorten, bei denen das naturnahe Flair erhalten blieb.

Zudem handelt es sich bei den sogenannten Wildpflanzen oft um Arten, die sich erst durch die Tätigkeit des Menschen angesiedelt und ausgebreitet haben: nämlich durch die Weide- und Wiesenwirtschaft oder mit dem Ackerbau. „Echte“ Wildpflanzen, die sich an völlig unberührten Naturstandorten von selbst etabliert haben, sind in dicht besiedelten Ländern wie Deutschland relativ selten. Sie kommen zum Beispiel am Wattenmeer oder in den höheren Gebirgslagen vor. Abkömmlinge solcher Wildarten haben sehr spezielle Ansprüche und sich lassen sich teils schwer an Gartenstandorte gewöhnen.

Dabei spielen die großen Unterschiede im Regional- und sogar Lokalklima eine wichtige Rolle: einer der Gründe, die auch den Begriff der „heimischen“ Pflanzen etwas fragwürdig machen, wie bei den Neu- und Alteinwanderern beschrieben (siehe Seite 19). Das soll aber keinesfalls davon abhalten, als heimisch geltende und alteingesessene Pflanzen bevorzugt in den Garten zu holen. Es gibt Hinweise, dass gebietsheimische Pflanzenarten vor allem den Wildbienen zugutekommen. Denn etwa ein Drittel der Wildbienen inklusive Hummeln ist mehr oder weniger stark auf die Pollen bestimmter Pflanzen spezialisiert. So fliegen zum Beispiel manche Mauerbienen nur auf Natternkopfarten der Pflanzengattung Echium. Andere bevorzugen eine etwas größere Auswahl an mehreren Gattungen oder sogar Pflanzenfamilien. Das können wiederum auch Neophyten sein, wenn sie nah mit diesen heimischen Arten verwandt sind.

Pfirsichblättrige Glockenblume (Campanula persicifolia)

In einer langjährigen Untersuchung der englischen Universität York stellten die Wissenschaftler fest, dass die größte Anzahl und Vielfalt von Insekten zwar an einheimischen Pflanzen gefunden wurde. Aber mehr verschiedene Arten, darunter recht seltene, zählten sie an nicht heimischen Arten, die mit den einheimischen eng verwandt sind. Die Naturforscher kamen zu dem Schluss, dass ein ausgewogenes Verhältnis zwischen einheimischen und nicht einheimischen Pflanzen die Insektenvielfalt in den Gärten fördern kann. Zugleich betonten sie, dass mindestens ein Drittel der Pflanzen heimisch sein sollte.

PFLANZENZUSAMMENSTELLUNGEN UND SETS

Wer Spaß daran und genug Muße dafür hat, kann seine Wild- und Insektenpflanzenarrangements ganz individuell kombinieren. Einfacher machen das die zahlreichen „Sets“, die mittlerweile für alle möglichen Wünsche, Zwecke und Standorte angeboten werden. So finden Sie im Fach- und Versandhandel Saat- und Pflanzsets mit Wildblumen und Wildstauden sowie mit insektenfreundlichen Pflanzen; speziell auch für Wildbienen und für Schmetterlinge. Und das nicht nur für den Garten, sondern sogar für Balkone.

Teils sind solche Pflanzensets auf verschiedene Regionen zugeschnitten, um die Verwendung gebietsheimischer Wildarten zu fördern, beispielsweise unterteilt in die Herkunftsbereiche Nord-, Ost-, Süd- und Westdeutschland. Das ist ein ganz hilfreicher, aber auch sehr „ungefährer“ Ansatz. In diesen vier großen Bereichen gibt es jeweils wiederum sehr unterschiedliche regionale Verhältnisse. Was zum Beispiel im „Bereich West“ im Raum Mainz oder Neustadt an der Weinstraße von Natur aus wächst, kommt so im hessischen Bergland weit seltener vor. Und im Salmwald in der Vulkaneifel sieht der Krautwuchs anders aus als im Frankfurter Stadtwald. So oder so: Ausprobieren lohnt sich. Und Sie lernen gerade durch die Wildblumen die Eigenheiten Ihres lokalen Klimas gut zu erkennen und zu nutzen.

MIT BLUMEN GESTALTEN

AM RECHTEN FLECKDie schönsten Gestaltungsideen nützen wenig, wenn die ausgewählten Pflanzen am vorgesehenen Platz nicht gedeihen. Viele Arten wachsen und blühen immerhin auch an weniger zusagenden Standorten noch passabel.

Das hat aber seine Grenzen und führt dann nicht nur zu bedauerlichen Ausfällen einzelner Blumen: Es kann auch die Wirkung einer ganzen Pflanzenkombination stark beeinträchtigen und umfangreiche Neupflanzungen erforderlich machen.

SONNE UND SCHATTEN

Alle Pflanzen brauchen Licht, doch die benötigte „Dosis“ kann sehr unterschiedlich sein – je nachdem, wo die Ursprungsarten in der Natur wachsen. Die wilden Vorfahren der meisten Sommerblumen und vieler Stauden sind beispielsweise in Wiesen, Hochstaudenfluren oder an sonnigen Waldrändern zu Hause. Entsprechend haben sie sich auf reichlich Sonne eingestellt. An lichtarmen Plätzen bleiben sie im Wachstum zurück oder bilden nur lange, dünne und zerbrechliche Triebe. Die Blüte ist stark reduziert, die Blätter bleiben klein und fahl.

Besonders unter den Stauden, Zwiebel- und Knollenblumen gibt es aber auch etliche, die wild in Wäldern und Gebüschen oder an sonnenabgewandten Berghängen wachsen. Dort haben sie gelernt, selbst bescheidene Lichtmengen optimal auszunutzen.

Auf pralle Sonne dagegen sind sie nicht eingestellt. Dort beginnen solche Pflanzen bald zu kümmern, bekommen oft gelbe oder bräunliche Blätter und blühen höchstens spärlich. Sofern sie überhaupt sonnigere Plätze tolerieren, hat man an ihnen nur Freude, wenn man sie häufig gießt.

Zu sonnige oder zu schattige Standorte können schließlich auch dazu führen, dass die schöne Blattfärbung oder -zeichnung mancher Sorten verloren geht.

Häufig werden Pflanzen auf Verkaufsetiketten, auf Webseiten und in Katalogen mit drei einfachen Symbolen für bevorzugte Standorte ausgewiesen, ähnlich wie auch in den Pflanzenporträts ab Seite 134:

Sonnig

Halbschattig

Schattig

Das genügt zunächst zur ungefähren Orientierung. Aber um die Ansprüche der Pflanzen besser zu berücksichtigen, ist eine weitere Unterteilung dieser drei Kategorien hilfreich. Dabei geht es um folgende feinere Abstufungen:

•Vollsonnig sind Plätze, die nach Süden, Südwesten oder Südosten weisen, unbeschattet sind und so vom Frühling bis zum Frühherbst den ganzen Tag über direkte Sonne abbekommen. Am intensivsten ist die UV-Strahlung von Mai bis Juli, dann besonders um die Mittagszeit zwischen 11 und 15 Uhr. Infolge der Klimaerwärmung herrscht hier teils schon im Frühjahr große Hitze, dazu kommt oft anhaltende Trockenheit. Selbst Pflanzen, die für Sonne ausgewiesen sind, kann das stark zusetzen. Hier bewähren sich vor allem Spezialisten, die bei den Mehrjährigen heute oft als „Klimastauden“ bezeichnet werden (siehe Seite 38).

Waldmeister (Galium odoratum) gedeiht selbst im Vollschatten von Bäumen und Büschen.

•Sonnig ist wegen dieser Entwicklung mittlerweile eine etwas diffizile Angabe. Selbstverständlich gedeihen Arten mit dem Sonnensymbol nach wie vor, wenn sie die meiste Zeit des Tages in der Sonne stehen. Wie sie dann aber auf erhöhte Strahlungsintensität und starke Hitze reagieren, zeigt sich teils erst, wenn sie wochenlang solchen Extremen ausgesetzt sind. Für „unsichere Kandidaten“ reicht es oft schon, wenn sie nur wenig mehr als die Hälfte des Tages voll besonnt stehen und über die heißesten Mittagsstunden wenigstens leicht beschattet sind.

•Halbschattig bedeutet: ungefähr die Hälfte des Tages beschattet und am besten ohne pralle Mittagssonne. Sind Pflanzen für Halbschatten und Sonne ausgewiesen, bekommt ihnen oft die Nachmittagssonne am besten. Werden sie nur für Halbschatten oder zusätzlich auch Schatten empfohlen, eher die Vormittagssonne. Etliche Halbschattengewächse kommen auch gut an absonnigen Standorten zurecht.

•Absonnige Plätze sind recht hell, aber mit nur wenig direkter Sonneneinstrahlung, zum Beispiel in Nordostlagen und an Ostseiten hoher Mauern.

•Schattig sind Plätze, an denen Gehölze oder Gebäude den Sonneneinfall ganztägig mindern. Viele Schattenpflanzen gedeihen am besten im lichten Schatten: unter Sträuchern und Bäumen mit locker verteilten Blättern oder hoch oben ansetzenden Kronen, die noch etwas Streulicht sowie indirekte Sonneneinstrahlung durchlassen.

•Im tiefen Vollschatten, wo fast kein Lichtstrahl mehr hinfällt, können nur „Experten“ wie Haselwurz und Waldmeister existieren. Schattenplätze sind oft nicht nur wegen des Lichtmangels schwierig: Unter Sträuchern und Bäumen geht es auch darum, wie gut sich die Pflanzen in Konkurrenz mit den kräftigen Gehölzwurzeln behaupten.

REGIONAL- UND KLEINKLIMA

Gerade die Hinweise zu vollsonnigen und sonnigen Standorten machen deutlich: Über das Pflanzenwachstum entscheidet nicht nur der Lichtgenuss, genauso wichtig sind auch die Temperaturen und die Niederschläge sowie deren Verteilung im Jahreslauf. Dabei hängt die Trockenheit oder Nässe eines Standorts wiederum eng mit den Bodenverhältnissen zusammen. Außerdem spielen auch Winde eine wichtige Rolle. Wie all diese Wettereinflüsse ausgeprägt sind, wird im Klima zusammengefasst. Dieses steht für das „Durchschnittswetter“ über einen längeren Zeitraum von bis zu 30 Jahren, für einen bestimmten Ort oder ein ganzes Land.

Salbei (Salvia nemorosa)

Das Regionalklima gibt gewissermaßen den Rahmen vor für das Pflanzenwachstum in der Natur und in den Gärten; beispielsweise das meist regenreiche, winterkalte Klima im nördlichen Alpenvorland, das trocken-warme Klima im Oberrheinischen Tiefland oder das recht kühle und feuchte Klima im Thüringer Wald. Ein kleinräumiger Ausschnitt davon ist das Lokalklima, das vom durchschnittlichen Regionalklima deutlich abweichen kann. Denn es wird stark von der Landnutzung und Bebauung geprägt, ebenso zum Beispiel durch Flüsse, Talsenken und Hügel.

Regional- und Lokalklima sollten bei der Pflanzenwahl berücksichtigt werden, besonders bei etwas frost-, regen- oder hitzeempfindlichen Arten. In der Beziehung hat der Klimawandel auch einen Vorteil: Weil in vielen kälteren Regionen Herbst und Winter weniger frostig sind, kann man nun auch das Pflanzen wärmeliebender Arten wagen, zum Beispiel von Steppenkerze (Eremurus), Fackellilie (Kniphofia) und Buschmalve (Lavatera-Olbia-Hybriden). Trotzdem empfiehlt es sich, für alle Fälle Winterschutzabdeckungen bereitzuhalten.

Für nachhaltig schöne und wirkungsvolle Beete und Rabatten sollten Sie aber überwiegend Blumen wählen, die in Ihrer Gegend sicher gedeihen und zuverlässig blühen. Die beste Auskunft darüber geben schöne Gärten in der Nachbarschaft und der näheren Umgebung. Zudem richten Blumen- und Staudengärtnereien vor Ort ihr Angebot oft mehr nach dem lokalen Klima und Bedarf aus als Gartencenter, Baumärkte und Pflanzenversender, die ihr Sortiment für eine bundesweite Kundschaft einkaufen.

Selbst in etwas raueren Regionen findet sich im Garten oft ein geeignetes Kleinklima für frost- oder windempfindliche Schönheiten, etwa in der geschützten Umgebung von Hecken, Strauchgruppen oder Wärme abstrahlenden Wänden und großen Steinen. Natürlich dürfen solche Schutzelemente nicht mehr Schatten werfen, als es den ausgewählten Pflanzen lieb ist.

Kugelprimel (Primula denticulata) mit Tagpfauenauge

Umgekehrt kann es an sonnigen Plätzen vor hellen Mauern durch die Strahlenreflektion ausgesprochen heiß werden, ebenso in der Umgebung von hellen Platten- und Pflasterbelägen. Hier halten es auf Dauer oft nur Vollsonnen- und Steingarten-Spezialisten aus. Zudem können hier verstärkt Schädlinge wie Spinnmilben und Blattläuse auftreten.

Wo pralle Sonne öfter den Gartensommer vermiest, lässt sich durch den geschickten Einsatz von Sträuchern und Bäumen das Kleinklima verbessern. Zum Beispiel mit trockenheitsverträglichen Gehölzen mit lockerer Krone wie Zierapfel, Felsenbirne und Robinie. Diese werfen nur lichten Schatten. Ihr luftiges Blätterdach dämpft die Sommerhitze besser als eine dichte Baumkrone, vor allem, wenn sie auf einer Rasen- oder Wiesenfläche wachsen. Dann bleibt der Boden unter ihnen feuchter, sodass der Grasbewuchs mehr Verdunstungskälte abgibt. So wird das Kleinklima bei Hitze angenehmer, für die Menschen ebenso wie für Stauden und Blumen in der Umgebung. Vorteilhafte Wirkungen haben zum Beispiel auch Kletterpflanzen an Wänden und über Pergolen sowie Wildblumenwiesen.

Eher ungünstig sind völlig windstille Bereiche, denn hier trocknen die Blätter nach einem Regen nur sehr langsam ab. Das schafft gute Bedingungen für Pilzkrankheiten, die sich hier leichter ausbreiten können.

BODENVORLIEBEN

Der wichtigste Standortfaktor neben den Lichtverhältnissen und dem Gartenklima ist der Boden. Wie gut die Blumen wachsen und blühen, wie lange Stauden vital bleiben, das hängt oft entscheidend von den Bodeneigenschaften und -qualitäten ab.

Ebenso wie beim Lichtgenuss gibt es hier unterschiedliche Ansprüche, die sich aus den Naturstandorten der Wildarten erklären. So bevorzugen besonders manche sonnenliebende Arten wie Alpenmannstreu, Duftsteinrich, Lavendel und Wollziest eher nährstoffarme, gern auch sandige und steinige Böden. Einige kommen wild fast nur auf Böden vor, die aus Kalkgestein entstanden sind, und brauchen deshalb auch im Garten einen recht hohen Kalkgehalt beziehungsweise pH-Wert (siehe Seite 87). Dagegen wachsen zum Beispiel Halbschatten- und Schattenpflanzen oft in der Laubstreu von Bäumen und sind von daher an humusreiche, tendenziell saure, frische bis feuchte Standorte gewöhnt.

Die meisten Blumen nehmen aber gern mit einem normalen, „durchschnittlichen“ Gartenboden vorlieb – sofern dieser ausreichend durchlässig ist, damit Regen- und Gießwasser in absehbarer Zeit versickert und keine Staunässe auftritt. Anders als die Lichtverhältnisse lassen sich die Bodeneigenschaften – in Maßen – verändern. Sie sind deshalb, samt Verbesserungsmöglichkeiten, im Praxiskapitel (Seiten 84–133) näher beschrieben.

LEBENSBEREICHE DER STAUDEN

Nahezu unendlich ist die Fülle der Stauden, die für jeden Gartenbereich und Verwendungszweck etwas zu bieten haben, von prächtigen Beetstauden über Steingartenwinzlinge bis hin zu Wasserpflanzen. Gute Staudengärtnereien und -versender geben deshalb zu den angebotenen Pflanzen oft nicht nur den Lichtbedarf an, sondern die Lebensbereiche, für die sie sich am besten eignen. Diese Lebensbereiche werden häufig mit Kürzeln aufgeführt und mit Buchstaben und Ziffern weiter differenziert. Das sieht zwar auf den ersten Blick etwas „formelhaft“ aus, bietet aber sehr gute Anhaltspunkte, welche Pflanzen wohin und zueinander passen. Man unterscheidet bis zu sieben Lebensbereiche mit Abkürzungen wie zum Beispiel GR für Gehölzrand.

Meist wird auch ein Kürzel für den Lichtbedarf angehängt: so (sonnig), abs (absonnig), hs (halbschattig), sch (schattig).

„GR2abs-hs“ beispielsweise steht dann für den absonnigen bis halbschattigen Gehölzrand mit frischem Boden.

Die sieben Lebensbereiche im Einzelnen:

•Beet (B): Beete und Rabatten sind die am stärksten von Gärtnerhand geprägten Bereiche, mit oft schon über Jahre bearbeiteten, tiefgründigen, nährstoffreichen, meist humosen, oft frischen Böden; überwiegend an sonnigen Plätzen, teils auch absonnig oder halbschattig. Hierfür empfehlen sich die züchterisch meist stärker bearbeiteten Beetstauden mit reicher, auffälliger Blüte, die etwas mehr Pflege brauchen. Eher konkurrenzschwach, erfordern sie zudem des Öfteren das Jäten von Unkräutern und sollten nicht mit stark wuchernden Stauden zusammen gepflanzt werden. Unter den Stauden für naturnahe Freiflächen und Gehölzränder gibt es Arten, die auch in Beeten eine gute Figur machen. An ihr Lebensbereich-Kürzel wird dann ein b angehängt, also Frb und GRb.

•Freiflächen (Fr): Nicht von Gehölzen geprägte, meist gut besonnte Flächen finden sich in der Landschaft als Wiesen, Hochstaudenfluren, Prärien und Steppen. Von solchen Standorten stammende Wildstauden wirken sehr schön in lockeren, naturnahen Pflanzungen.

SH steht für Freiflächen mit Steppenheidecharakter: Das sind sonnige Flächen mit trockenem, kalkhaltigem Boden.

H bedeutet heideartige Flächen und meint stattdessen Standorte mit saurem, nährstoffarmem Boden.

•Gehölzrand (GR): An Wald- und Gebüschrändern wächst in der Natur eine besonders große Pflanzenvielfalt, denn diese meist gut humusversorgten Saumbereiche bieten je nach Ausrichtung unterschiedliche Bedingungen: nach Süden sonnig und warm, nach Norden absonnig und kühl, gen Osten und Westen oft halb- bis wechselschattig. Entsprechend finden Sie unter diesen Pflanzen auch eine große Auswahl für den Garten. Sie eignen sich nicht nur als Vorpflanzung von Gehölzgruppen und Hecken, sondern oft auch für absonnige und mäßig beschattete Mauerplätze.

•Gehölz (G): Standorte unter Bäumen oder größeren Sträuchern sind schattig, licht- oder halbschattig und eher kühl, der Boden durch das verrottende Falllaub der Gehölze besonders humusreich und oft frisch bis feucht. Hierfür ausgewiesene Stauden eignen sich meist auch für Gebäudeschatten, wenn man auf gute Humus- und Wasserversorgung achtet. Es gibt nur recht wenige Spezialisten, die auch trockenen Gehölz- und Mauerschatten vertragen, hauptsächlich Bodendecker wie etwa die Scheinerdbeere (Duchesnea indica) und Gräser wie die Schneemarbel (Luzula nivea).

•Steinanlagen (St):