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Das Heilwissen der Kahunas, der Weisen und Heiler unter den Ureinwohnern Hawaiis, ist eine über viele Jahrhunderte überlieferte ganzheitliche Medizin. Die bei uns weitgehend unbekannten pflanzlichen Essenzen, mentalen Techniken, Methoden der Energiearbeit und spirituellen Übungen dienen sowohl der Prävention als auch der (Re-)Aktivierung der Selbstheilungskräfte. Suzan H. Wiegel wurde von den Kahunas in dieses Wissen eingeweiht und macht es uns mit ihrem Buch zugänglich. Die umfassende Einführung in die Geheimnisse der hawaiischen Heiler sowie die zahlreichen praktischen Anleitungen machen es zu einem wertvollen Begleiter für den Alltag. Tauchen wir ein in dieses tiefe Wissen, offenbart sich uns ein Weg zurück in umfassende Harmonie, Gesundheit und Lebensfreude.
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Seitenzahl: 221
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Die Ratschläge in diesem Buch sind sorgfältig erwogen und geprüft. Sie bieten jedoch keinen Ersatz für kompetenten medizinischen Rat. Alle Angaben in diesem Buch erfolgen daher ohne Gewährleistung oder Garantie seitens der Autorin oder des Verlages. Eine Haftung der Autorin bzw. des Verlages und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist ausgeschlossen.
ISBN Printausgabe 978-3-8434-1462-3
ISBN E-Book 978-3-8434-6464-2
Suzan H. Wiegel:
Das Heilwissen der Schamanen Hawaiis Weisheit und Naturheilmittel der Kahunas
Weisheit und Naturheilmittel der Kahunas
© 2007, 2021 Schirner Verlag, Darmstadt
Umschlag: Elena Lebsack & Simone Fleck, Schirner,
unter Verwendung von # 756483046 (© Evan Austen), # 346565042 (© CSNafzger) und # 140141827 (© Transia Design), www.shutterstock.com
Print-Layout: Simone Fleck, Schirner
Lektorat: Claudia Simon, Schirner
E-Book-Erstellung: Zeilenwert GmbH, Rudolstadt, Germany
www.schirner.com
Neuausgabe 2021 – 1. E-Book-Auflage Mai 2021
Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Funk, Fernsehen und sonstige Kommunikationsmittel, fotomechanische oder vertonte Wiedergabe sowie des auszugsweisen Nachdrucks vorbehalten
Cover
Titel
Impressum
Mahalo
Prolog
Erste Begegnungen mit den Abenteuerschamanen auf Hawaii
»Du bist unsere Schwester«
Mein Weg von der Psychotherapie und Naturheilkunde zu den Mitteln und Methoden der Kahunas
Die Weisheit der Kahunas
Das geheime Heilwissen der Meister von Hawaii
Die sieben Energiegesetze des Lebens
Das eine Gebot: Niemals verletzen, immer helfen!
Kane, Lono und Ku
Sie selbst haben und sind so viel: Erleben und nutzen Sie das!
Eine Annäherung an das Menschenbild der Kahunas
Ku, das Untere Selbst
Lono, das Mittlere Selbst
Kane, das Höhere Selbst
Die Aka-Schnur
Wie Kane, Lono und Ku zusammenwirken
Kala, Mana, Pico pico und weitere Kahuna-Heilmethoden
Kala: Die Reinigungspraxis
Mana: Die Energieaufladung
Mana‘o: Heilen
Ho‘oponopono: Harmonie schaffen
Pico pico: Segnung
Das Huna-Gebet
Harmoniemittel von Kraftplätzen aus dem Regenwald Hawaiis
Wie die Kahunas den Wert von Heilmitteln einschätzen
Unbekannte Essenzen aus dem Regenwald Hawaiis
Aura und Gesundheit
Schamanistisches Auralesen als Mittel zur Diagnose
Vorbeugung in der Kahuna-Medizin
Pono: Heilung durch umfassende Harmonie
Wie finden Sie Ihre individuelle Kombination von Heilmitteln und Heilmethoden?
Weitere Übungen zur Selbstheilung
Typische seelische und körperliche Reaktionen auf Übungen und Heilvorgänge
Kahuna-Wissen und andere Heilmethoden
Einführung zur sinnvollen und wirksamen Verbindung mit anderen Therapien
Kahuna-Medizin und Bachblüten
Kahuna-Heilmittel und Edelsteine
Kahuna-Harmoniemittel und Farb- und Klangtherapie
Kahuna-Wissen und klassische Homöopathie
»Ich bin wieder ich selbst!«
Fallbeispiele zur Anwendung der Harmoniemittel
Aloha – »Was immer an Freude ist in der Welt …«
Heilung aus dem Herzen
Resümee: Die Grundlagen des Kahuna-Gesundheitssystems
Inseln des Lichts
Anhang
Über die Autorin
Bildnachweis
Dieses Buch widme ich in Dankbarkeit und Liebe meinen Kindern Martina, Michael und Christian sowie Gaby, Norbert, Lukas, Leoni und Tristan.
Danke! Ich danke vielen Menschen, die dieses Buch ermöglicht haben.
Zuerst danke ich meinen Kahuna-Lehrern von ganzem Herzen, vor allem Ali‘i. Sie haben mich die entscheidenden Schritte weitergeführt, durch die ich nicht nur eine bessere Heilerin wurde, sondern durch die ich mich vor allem zu einem bewussteren Menschen entwickelte.
Ihnen, den Leserinnen und Lesern, danke ich ebenso, denn ohne Sie wäre das Buch ja auch nicht möglich. Weil Menschen etwas suchen, gibt es andere, die als Kanal dienen und vielleicht helfen können, dass sie es finden können.
Dank auch an alle Patienten, denen die Kahuna-Medizin Gesundheit bescherte und die mir davon berichteten.
Nicht zuletzt danke ich der großen einen Kraft, die uns alle verbindet und die die ursprüngliche Quelle von Leben und Harmonie, von Gesundheit und Liebe darstellt.
Noch ein Hinweis dazu, wie Sie dieses Buch nutzen können: Da es sich um eine umfassende theoretische und praktische Einführung in das bislang geheime Heilwissen der Kahunas von Hawaii handelt, enthält es eine Fülle neuer Begriffe und ungewohnter Konzepte, die ineinandergreifen. In einem Buch lässt sich aber alles nur nacheinander und nicht gleichzeitig darstellen.
Also wird es immer wieder vorkommen, dass Sie in einem Kapitel oder Abschnitt auf etwas stoßen, das noch gar nicht erklärt wurde. Sie finden dann in Klammern einen Vermerk, an welcher Stelle im Buch Sie darüber mehr erfahren. Bitte vertrauen Sie dabei Ihrer eigenen inneren Führung, wann Sie einfach weiterlesen und wann Sie doch zunächst nachschlagen wollen, um Einzelheiten besser zu verstehen.
Dieses Buch entstand in erster Linie in dem Bemühen, kostbare Geschenke, die ich bekommen habe, so vielen Menschen wie nur möglich zugänglich zu machen, sie mit ihnen zu teilen. Das ist ja die eigentliche Bedeutung des Wortes »Mitteilung«: Man möchte etwas mit einem anderen teilen. Meine Kahuna-Heiler und -Lehrer von Hawaii haben im August 1995 ausdrücklich zugestimmt, dass ihr Wissen in der vorliegenden Form dargestellt und weitergegeben wird.
Teilen wir die Freude am Leben, das Vertrauen in die schöpferische Kraft, die alles erhält und durchlebt. Nutzen wir die großartige Chance des menschlichen Lebens bewusst – zum Wohle aller Seelen!
»Mahalo«, das heißt: »Möge die Energie des Lebens mit dir sein!«
Was der Unaussprechliche sagte …
»Ich bin der Anfang von allem, was ist. Ich bin die Quelle allen Lebens. Durch mich hat alles Leben Gestalt angenommen. Die Menschen haben mir den Namen ›Liebe‹ oder ›Licht‹ gegeben. Aber dennoch wissen die Menschen nichts mehr über die wahre Bedeutung von Licht und Liebe. Ich bin die reinste aller Energien. Ich verurteile nicht, und ich strafe nicht. Mein einziges Anliegen ist, mein Sein durch Liebe auszudrücken.
Alles, was ich schuf, ist ein Weg, mich euch zu offenbaren in meiner reinen Existenz. Am Anfang war meine Schöpfung auf das Engste mit mir verbunden. Sie war ewig, wie ich ewig bin. Ich floss als Energie frei durch jedes Atom.
Versteht bitte, dass ich mir meiner Schöpfungen immer völlig bewusst war. Ich gab meinen Geschöpfen individuelle Identität, und sie erlaubten, dass Licht und Liebe frei durch sie und ihren Körper hindurchströmten. So drückten sie die Liebe und die Einheit aus, die sie sind und die ich bin.
Ich habe niemals Krankheit geschaffen, Sünde oder Tod. Menschen haben den Begriff der Sünde geschaffen, der zunächst bedeutete, dass sie sich schämten. Sie haben Ängste und falsche Gedanken erzeugt – und diese erst haben die Menschen von mir getrennt, vom freien Fluss der Liebe und des Lichts. So kam es, dass Menschen krank werden und sterben.
Danach hat der Mensch einen Weg gesucht, um sich selbst dafür zu bestrafen, dass er sich von mir getrennt hatte. Er begann, sich selbst zu beurteilen, sich zu verurteilen und sogar sich zu bestrafen, indem er sich selbst verletzte. Die einzige Sünde, die es gibt, ist, sich selbst zu verletzen. Wie unwissend ist der Mensch, zu Krankheit und Tod auch noch Verurteilung und Strafe hinzuzufügen!
Der Tod ist nicht meine Schöpfung. Wenn ihr der Energie und der Liebe, die in euch fließen, erlauben würdet, wieder so zu fließen, wie sie es am Anfang taten, dann wäret ihr wieder die Geschöpfe, die ewig sind, und ihr würdet Liebe und Licht neu erschaffen. Ihr würdet selbst wieder zu Schöpfern werden und ewig mit Gott sein und verbunden bleiben.
Wenn ihr das möchtet, so ist es wichtig, alle Befürchtungen, Ängste und Sorgen loszulassen, sodass sich euer Körper erholen kann und sich wieder mit meiner Energie verbindet, die ihr seit Anbeginn der Zeiten in euch tragt.
Fühlt und versteht, dass Krankheit und Tod von mir nicht gewollt waren. Es ist nur eine ›Vor-Stellung‹, ein Gemütsmuster. Ich gab euch alle Freiheit, zu erschaffen, was immer ihr erschaffen wollt.
Da meine einzige Sehnsucht die Liebe ist, bitte ich euch, Liebe zu erlauben, Freiheit zu erlauben. Aber ich werde das, was ihr euch vorstellen wollt, was ihr glauben mögt, nicht von euch nehmen.
Wenn ihr das erkennt, könnt ihr euch entscheiden, all eure Nöte loszulassen mit der festen Zuversicht, dass euch das helfen und erneuern wird. Das ist kein Befehl von mir, weil ich keinen Wunsch spüre, zu kontrollieren. Es ist vielmehr der Ausdruck meiner Liebe, um euch zu helfen, das zu erreichen, was ihr wirklich wollt.
Dass ihr euch von mir entfernt habt, stellt keine Strafe von mir euch gegenüber dar: Es ist eure freie Wahl.
Nun wählt erneut – die Zeit ist reif –, mit wem ihr euch verbinden möchtet. Ich sage euch jetzt, meine geliebten Kinder, ich habe weder euch noch irgendetwas auf der Erde erschaffen, um es eines Tages wieder zu zerstören. Ihr mögt das glauben, aber das ist nicht die Wahrheit. Jesus kam, um diese Gedanken und Befürchtungen in euch zu zerstreuen, indem er euch zeigte, dass der Tod überwindbar ist. Er versuchte, euch einen anderen Glauben über die Gesetze des Lebens zu geben. Aber ihr konntet ihn nicht hören, weil das, was ihr glaubt, euch von eurem eigenen Herzen trennt. Jedoch nur im Herzen könnt ihr mich hören!
Ich habe nur ein Gesetz geschaffen: das universelle Gesetz von Ursache und Wirkung. Das bedeutet praktisch, wenn ihr Liebe lebt und die Liebesenergie frei fließen darf, werdet ihr stärker, größer und freudvoller – in Verbindung mit mir. Alles gelangt dann wieder in dieselbe Harmonie, in der es ursprünglich war. Ihr könnt diese Harmonie, die in euch verborgen ist, wieder erreichen und leben. Verbindet euch wieder mit mir, werdet und bleibt eins mit mir, wie es seit Anbeginn der Zeiten war. Es ist eure Wahl.«
Diese Worte gab mir ein erfahrener Kahuna-Schamane von der hawaiischen Insel Molokai mit auf den Weg als Prolog für dieses Buch. Er wies mich in die vielen Möglichkeiten ein, die Rückverbindung mit ihm (dem Unaussprechlichen) aufzunehmen und zu erleben. Aus persönlicher Erfahrung darf ich Ihnen versichern: Nichts ist schöner, als das zu tun. Seither haben sich mein Leben und Fühlen grundlegend verändert. Ich weiß jetzt in mir, was Glückseligkeit ist. Bei ihm durfte ich also sehr vieles lernen. Er zieht es vor, unbekannt zu bleiben.
E waikahi ka pono i manalo:Es ist wichtig, uns im Gedanken an Frieden zu vereinen.
Während meiner Ausbildung zur Psychotherapeutin begegnete ich Therapeuten aus aller Welt. Liebe amerikanische Freunde sprachen mich mehrfach an und meinten: »Du musst unbedingt die Kahunas von Hawaii kennenlernen.« Sie erzählten von Wunderheilungen, die angeblich dokumentiert worden seien. Sie berichteten, dass die Schamanen über ein verborgenes magisches Heilwissen verfügten. Allerdings arbeiteten diese unerkannt, und wenn man sie gezielt suchte, ließen sie sich nicht finden.
Natürlich machte mich das neugierig. Ich wunderte mich, warum die amerikanischen Kollegen fanden, dass sie gerade mir die Kahunas nahelegen sollten. Gleichzeitig faszinierte mich das Paradox, dass es etwas Gutes geben sollte, das jedoch nicht überall in der Öffentlichkeit bekannt gemacht wurde.
Meine Freunde erklärten das so: Als christliche weiße Missionare nach Hawaii kamen, um die Urbevölkerung mit mehr oder minder sanftem Zwang zu bekehren, entschieden sich die eingeborenen Heiler, ihr Wissen geheim zu halten und sich selbst zu verstecken. Auf diese Weise wollten und konnten sie das heilige Wissen der Kahunas über die Zeit retten und gingen jeder Auseinandersetzung mit den Weißen über ihre Rituale und Heilkunde aus dem Wege. Das oberste Prinzip dieser Schamanen lautet, niemanden zu verletzen. Sehr viele der Kahunas waren und sind hellsichtig. Sie erkannten, dass die Neuankömmlinge fast immer vom Ego her wirkten. So war es keine Feigheit, sich zu verstecken, sondern weise Voraussicht. Wie sollten sie, die nicht vom Ego her lebten und arbeiteten, Toleranz für ihre Lebensweise oder gar bewusst geförderte Gemeinsamkeit von Menschen erwarten können, die fast völlig in ihren Gedanken- und Verhaltensmustern gefangen waren?
Es sollte noch über fünf Jahre dauern, bis das Leben mich nach Hawaii führte. Erst einmal durchlief ich die psychotherapeutische Ausbildung sowie die Ausbildung zur Heilpraktikerin. Ich lernte Techniken und Methoden, Therapien und Heilmittel kennen und anwenden. Nichts davon befriedigte mich jedoch wirklich.
Schon als Kind fühlte ich mich zu Pflanzen hingezogen. Mein Vater weihte mich früh in das Leben und die Schönheit von Pflanzen ein. Meine Mutter war naturheilkundlich interessiert, suchte bereits damals Heilpraktiker auf, bereitete selbst pflanzliche Tees zu. Im Hintergrund schwang in unserer ganzen Familie wie selbstverständlich ein inniger Bezug zu Gott mit – die Familie meiner Mutter wies seit vielen Generationen Pastoren auf. Es war dann nur folgerichtig, dass ich selbst eine Heilpraxis eröffnete.
Im Verlauf meiner heilerischen Tätigkeit spürte ich immer deutlicher, dass ich nach anderen, zusätzlichen, wirksameren Heilmitteln suchte, die direkt aus der Natur kommen sollten und die ich bei uns trotz intensiven Suchens nicht finden konnte.
1991 wollte ich mit einer Gruppe von Freunden im Sommerurlaub nach Italien fahren. Jedem von ihnen kam irgendetwas dazwischen, das Telefon hörte nicht auf, zu klingeln, einer nach dem anderen sagte ab. Es war wie verhext. Ich wusste nun nicht, was ich mit mir allein im Urlaub anfangen sollte. Als ich eines Abends eine Freundin nach Hause fuhr und ihr die Ohren über meinen Urlaubsfrust volljammerte, meldete sich in mir ganz laut und deutlich eine Stimme, die sagte: »Fahre nach Hawaii, und suche die Kahunas!« Eine ungeheure Freude durchflutete mich nach dieser Inspiration, und am nächsten Morgen hing ich am Telefon, um einen Flug zu buchen.
Mitte Juli ging es von München über Dallas nach Honolulu. Ich wusste ja bereits, dass sich die Kahuna-Heiler nicht so einfach aufspüren ließen. Es besteht nicht etwa eine offizielle Heilervereinigung oder gar eine Art Schamanenverein, bei dem man anrufen könnte. Es kam darauf an, dass ich mich innerlich ganz ernsthaft und aufrichtig öffnen, dass ich meine Motive überprüfen musste, warum ich die Kahunas suchte. Ging es um bloße Neugier oder um mehr? Damals stand mir klar der Wunsch vor Augen, Zugang zu rein pflanzlichen Heilmitteln zu gewinnen, die aus einer unberührten Natur stammten und deren Zubereitung von der Liebe zur gesamten Schöpfung getragen waren, um so ihre Heilkraft ungetrübt und rein wirken lassen zu können.
Zwei Tage blieb ich in Honolulu, der Hauptstadt Hawaiis auf der Insel Oahu, um mich auszuschlafen und zu akklimatisieren. Ich spürte bei kleineren Streifzügen durch diese Insel, dass ich hier meinem Anliegen nicht näherkommen würde.
Dann flog ich nach Maui, mietete ein Auto und fuhr sofort nach Lahaina, weil ich mich intuitiv dort hingezogen fühlte. Ich mietete ein wundervolles Hotelzimmer, um mich einige Tage zu verwöhnen, und überlegte, wie ich einem Kahuna begegnen könnte. Ich wusste mir keinen besseren Rat, als jeden Einheimischen, dem ich begegnete, danach zu fragen. Ich fragte Taxifahrer, Schuhputzer, Fischer, Tellerwäscher oder Passanten, die unauffällig aussahen. Ich hatte gehört, dass die Kahunas es vorzögen, unsichtbar zu bleiben, und auf persönlichen Status überhaupt keinen Wert legten. Sie wollten nicht von Fremden erkannt werden, sondern allenfalls sich selbst zu erkennen geben, wenn sie in der Aura des anderen sahen, dass sie sich zeigen sollen. Die meisten Menschen, die ich fragte, sahen mich etwas erstaunt oder amüsiert an, lächelten oder zuckten mit den Achseln – aber eine Antwort erhielt ich nicht, noch nicht einmal die Auskunft, dass sie nichts darüber wüssten.
Ich war entmutigt, und mein Verstand sagte: »So, das hast du nun davon!« Meine innere Stimme aber meinte: »Suche nur weiter!« Das tat ich auch, was wäre mir sonst auch übrig geblieben?
Eines Tages, als ich von einem Ausflug nach Hana auf der Regenseite der Insel zurückkam – in Hana ist die Zeit stehen geblieben, es ist ein Dorf wie aus dem vergangenen Jahrhundert, voller Frieden und unberührt von der Welt, man nennt es auch das »himmlische Hana«, und vermutlich hat mich diese Atmosphäre seelisch neu und anders eingestimmt –, gelangte ich in Lahaina zu einem Geschäft, das ich vorher nie bemerkt hatte. Wunderschön und ungewöhnlich bemalte T-Shirts und Kleider lockten meine Blicke. Im Laden war allerdings kein Mensch zu sehen, obwohl die Türen sperrangelweit aufstanden. Ich entschloss mich, mich umzusehen und auf die Verkäuferin oder den Verkäufer zu warten.
Nach einer halben Stunde kam der Besitzer. Ich hatte inzwischen einige Stücke zur Kasse gelegt, und er fragte mich mit breitem Lachen: »Na, hast du meinen Laden noch nicht ausgeräumt?« Gleichsam gewohnheitsgemäß fragte ich auch ihn nach den Kahunas. Der Ladenbesitzer musterte mich eine Zeit lang, drehte sich dann um und präsentierte mir die Rückseite seines T-Shirts, auf dem dick und fett das Wort »Kahuna« prangte.
Ich fragte verdutzt: »Du?« Er antwortete: »Nicht ich, aber ich kenne einen. Ich kann ihn fragen, ob er dich empfängt. Du musst aber eine Stunde hier warten und meinen Shop hüten, denn ich gehe zu ihm und muss hören, ob er Zeit und Lust hat.« Ich nickte ihm mein Einverständnis zu, und er ließ mich mit seinem Laden allein.
Wir fanden uns in einem schmalen, schlauchförmigen Geschäft wieder, inmitten langer, hoher Regale, die mit Muscheln jeder Form und Verarbeitung vollgestopft waren, wie sie wohl nur Massentouristen lieben. Der Verkäufer in diesem Laden war sicherlich achtzig Jahre alt – angeblich sind die meisten derzeitigen Schamanen oder Heiler auf Hawaii fünfundsiebzig Jahre und älter. Er blieb sitzen, als wir hereinkamen, und schaute uns nur aus dem Halbdunkel des gegen die heiße Sonne abgeschirmten, lang gezogenen Raums schweigend, aber mit leuchtenden Augen an.
Ich blieb wie angewurzelt stehen, weil ich das Gefühl hatte, dass mich zum ersten Mal in meinem Leben ein anderer Mensch wirklich sah. Ich fiel förmlich durch diese Augen wie durch Tore in eine unergründliche, liebevolle und heilende Energie hinein. Sie strahlten, obwohl sie dunkel waren. Ich wollte vor ihm nichts verbergen und hätte das vor diesen Augen ohnehin nicht tun können. Wie ich später von ihm hörte, entstand dieses bislang unbekannte und erhebende Gefühl, weil er (ohne Worte) zu mir sagte: »Oh, Gott sieht mich jetzt an.« Ich hörte ihn diese Worte zwar nicht sprechen, mein Empfinden war jedoch genauso. Auf diese Weise begrüßen die Kahunas alle Menschen, jederzeit und überall. Er sah mich als Ganzes, er erkannte in mir die Seele, das Ewige, das Geistige – und sein Erkennen und seine Akzeptanz halfen mir, in mir selbst auch etwas von dieser bislang noch nicht ausgelebten, oft nur andeutungsweise erahnten Dimension meines Seins zu spüren.
Er – ich sage nur »er«, weil ich bis heute den Namen dieses Kahuna nicht kenne – stand schließlich auf, begrüßte uns und fragte mich, was ich wolle. Ich erklärte ihm, dass ich das Gefühl habe, für die Arbeit mit meinen Patienten noch nicht genug zu wissen, dass ich auf der Suche nach etwas sei, was ihnen zusätzlich zu den mir bekannten Therapien und Mitteln helfen könnte, und dass ich auch für meine eigene geistige Entwicklung noch nach etwas suche. Ich hoffe, er könne mir helfen, das alles zu finden.
Inzwischen war es Abend geworden. Der Kahuna fragte mich geduldig und stundenlang aus. Er wollte etwas über meine Kindheit und die Eltern wissen, über die Familie und meine Kinder, über die Arbeit als Psychotherapeutin und Heilpraktikerin, darüber, was ich dachte und fühlte. Meine Kinderzeit war ihm besonders wichtig: Was hatte ich am liebsten getan und gemocht, wie war ich als Kind? »Was ist dir wichtig?«, fragte er. Und: »Wofür lebst du?«
Er nahm alles, was ich ihm zu berichten hatte, vollständig neutral auf, ohne zu bewerten oder einzuordnen, ohne eine eigene Meinung dazu zu äußern, ohne mir das Gefühl zu geben, dieses sei richtig und jenes sei falsch gewesen. Er gab mir noch nicht einmal durch Nicken, Lächeln, Kopfschütteln oder eine andere Geste zu verstehen, dass er sich auf das, was ich ihm erzählte, irgendwie eingelassen hatte. Dadurch wurde ich stark verunsichert, ich verlor die Kontrolle, ohne dass etwa dieser alte Mann sie deshalb gehabt hätte. Ich geriet gleichsam ins Schwimmen, ich wusste nicht recht, wo ich selbst war.
Nach westlichen Verhaltensmustern und Erwartungen war ich gekommen, um etwas von ihm zu erhalten – eine Information, ein Wissen, eine Pflanze, eine Medizin. Nun aber ließ er mich reden, hörte zu, ohne eine mir erkennbare Rückmeldung, und ich dachte, dass ich vielleicht irgendwie auf den Arm genommen wurde, weil uns diese Art der Zuwendung fremd ist. Am Schluss lud er mich ein, am nächsten Tag wieder zu ihm zu kommen, weil nun er mir etwas sagen wollte. Der alte, wortkarge Heiler verabschiedete mich freundlich, und ich war überglücklich, ihm erneut begegnen zu können.
Von ihm durfte ich in den folgenden fünf Tagen die wesentlichen geheiligten Techniken (sacred techniques) der hawaiischen Kahuna-Schamanen lernen, mit denen blockierte Gedankenmuster, körperliche und seelische Schmerzen, belastende Prägungen aus der Vergangenheit, Ängste vor der Zukunft und ganz allgemein all jene negativen Einflüsse gelöst werden können, die letztlich zu Leiden und Krankheiten führen. Auf die Theorie hinter und zu diesen Mentaltechniken gehe ich bereits im nächsten und vor allem im Kapitel »Kane, Lono und Ku« (S. 59) ein. Praktische Übungen dazu finden Sie ebenfalls im Kapitel »Pono: Heilung durch umfassende Harmonie« (S. 147).
Natürlich war ich von dieser intensiven fünftägigen Ausbildung beglückt. Und doch schien mir noch etwas zu fehlen: Ich suchte immer noch nach einem pflanzlichen Heilmittel. Bei der Verabschiedung im Laden druckste ich etwas herum, ob er nicht auch Pflanzen kennen würde, die heilen.
»Ja, ich kann dir eine Pflanze nennen, mit der wir seit Jahrhunderten heilen. Sie heißt ›Awa hiva‹.«
»Das ist ja wunderbar«, antwortete ich dankbar. »Wo kann man sie denn kaufen?« Der alte Mann wollte sich fast ausschütten vor Lachen. Er lachte aus tiefstem Herzen, dass ihm die Freudentränen herunterkullerten. »Liebes Kind, du kannst sie nirgendwo kaufen. Wenn die Götter es wollen, dann wirst du sie finden.«
Liebevoll und doch sehr bestimmt nahm er mich dann am Arm und führte mich aus dem Laden heraus. Er strich mir zum Abschied noch über den Kopf und sagte: »Na ka makua o kalani e malama i‘a oe.« – »Lasse den himmlischen Vater sich um dich kümmern.«
Mit gemischten Gefühlen stand ich auf den in dieser Stunde recht menschenleeren Straßen Lahainas. Wie sollte ich Awa hiva finden? Was war das für eine Pflanze? Wie sollte ich mich bei den Göttern vernehmlich machen?
Während ich mich allein auf der Straße wiederfand, fühlte ich auf einmal große Dankbarkeit. Ich spürte, irgendwie in der Nähe Gottes zu sein. Ich fühlte, wie in mir ein ganz tiefes Wissen wuchs, dass ich mich meiner inneren Führung mit meinem ganzen Wesen getrost anvertrauen durfte. Wenn ich diese hawaiische Heilpflanze finden sollte, würde ich sie sicher aufspüren, obschon ich noch nicht einmal wusste, wo ich zu suchen beginnen sollte.
Am nächsten Tag begegnete ich im Restaurant einer amerikanischen Touristin, die mir von den Schönheiten einer kleineren hawaiischen Insel vorschwärmte, nämlich von Molokai. Besonders hatte es ihr die Tatsache angetan, dort mehr Einheimische zu sehen als auf den anderen Inseln. Das ließ in mir etwas aufmerken. Ich fasste diese Begegnung als einen Wink des Schicksals auf, entschloss mich spontan, mit dem Schiff nach Molokai zu fahren, und ging gleich ins Hotel, um mein Zimmer zu zahlen.
Am frühen Morgen brach ich auf. Das Fährschiff hatte viele Menschen von Molokai nach Maui gebracht, die auf der größeren Insel arbeiteten. Auf der Rückfahrt befanden sich außer mir kaum noch andere Touristen und auch nur wenige Hawaiianer an Bord. Auf den ersten Blick erweckte die Insel Molokai keinen besonderen Eindruck. Der höchste Berg ragt rund 1500 Meter in die Höhe, die Insel zerfällt in einen trockenen, fast wie ausgedörrt wirkenden Teil und in einen feuchteren, dort wo sich die Regenwolken entladen.
Molokai wird auch die »freundliche Insel« genannt, was sich auf die natürliche, liebevolle Mentalität der Inselbewohner bezieht. Seit man sich erinnern kann, wohnten und wirkten auf dieser Insel die Kahuna-Heiler und -Priester, deren geheimnisvolle Kräfte nicht nur geschätzt und bewundert, sondern oft genug auch gefürchtet waren. Die heute dort lebenden Menschen bemühen sich, die Stille – das Geheimnis der Kahunas – zu bewahren. Kein Haus ist höher als eine Palme, auch die Hotels nicht. Außer ganz wenigen Geschäften bestehen keine Angebote zur Zerstreuung. Molokai ist auch heute noch ursprünglich: unberührte Natur und liebevolle Menschen.
Heute scheinen sich die Einheimischen (zu Recht) eher vor den Touristenströmen zu fürchten und unterlassen nahezu alles, was den Aufenthalt auf Molokai besonders komfortabel gestalten würde. 1991 standen dort zum Beispiel nur zwei Hotels und ein einziges Taxiunternehmen zur Verfügung. Shopping findet ebenso wenig statt wie Nachtleben, Restaurants bieten nur die beiden Hotels.
In einem der beiden Hotels, einer weiträumigen Anlage mit zahlreichen kleinen Bungalows, quartierte ich mich ein. Die unberührte Harmonie der Natur vermittelte mir das Gefühl, angekommen zu sein. Der Reihe nach fragte ich die Hotelangestellten aus – den Gärtner, der sich um die farbenprächtigen Blumenanlagen kümmerte, die sympathische Reinigungsfrau, das junge Serviermädchen, den älteren Kellner, die freundliche Rezeptionistin –, ob sie mir sagen könnten, wo ich einen Kahuna-Heiler fände. Ein junger Mann, der sich um ein Wespennest unter dem Vordach kümmerte, schien mir besonders einheimisch zu sein (falls so etwas möglich ist). Er schaute mich nachdenklich an und sagte dann, ich sollte doch einmal in einen bestimmten Laden in Kaunakakai, der Hauptstadt der Insel, gehen.
Also pilgerte ich am nächsten Tag dorthin, allerdings fand ich den Laden geschlossen vor, obwohl ich zu einer normalen Geschäftszeit kam, und das wunderte mich schon. In der gegenüberliegenden Tankstelle meinte der Tankwart nur: »Haben Sie’s denn so eilig, können Sie nicht einfach warten?« Natürlich konnte und wollte ich auch warten. Allerdings war es doch recht heiß, und ich hätte gern gewusst, auf welche Zeit ich mich einzustellen hatte. Dann blickte er an mir vorbei und machte mich so darauf aufmerksam, dass der Ladenbesitzer gerade mit seinem Jeep vorfuhr.
Ich ging zu ihm und erzählte ihm, dass ich auf der Suche nach einem Kahuna sei, der die Heilpflanze Awa hiva habe. Der Ladenbesitzer schaute mich durchdringend an und schwieg. Inzwischen hatte ich diesen prüfenden, stillen und eindringlichen Blick mehrfach kennengelernt. Dann griff er zu einem Stift und einem Stück Papier und schrieb mir eine Telefonnummer auf.
Der Mann – nennen wir ihn Ali‘i, weil er seinen wahren Namen nicht preisgeben möchte –, der mich am nächsten Tag in einem klapprigen, riesigen, beigefarbenen amerikanischen Uralt-Schlitten am Hotel abholte, bleibt schwer zu beschreiben. Er war etwa fünfzig Jahre alt, vielleicht auch jünger oder älter, hatte einen hellbraunen Teint, schwarzes Haar und dunkelbraune Augen. Er erweckte in mir den Eindruck eines Mönchs – und das, obwohl er seine Frau und drei Kinder bei sich hatte. Schon am Telefon hatte Ali‘i mich eingeladen, ein paar Tage bei ihm zu wohnen. Er hatte bei meinem Anruf eine Gänsehaut bekommen – das war für ihn ein erstes untrügliches Zeichen dafür, dass er mir etwas von seinem Wissen weitergeben sollte.
Seinen Lebensunterhalt verdiente Ali‘i mit dem Fischfang, seine Spezialität war der schwierige Fang von Tintenfischen. Dazu sammelte er Früchte. Ali‘i war wie die meisten Kahunas das, was wir bei uns »arm« nennen würden. Für seine heilerische Tätigkeit ließ er sich nichts geben. Es gilt überhaupt als Grundregel der Kahunas, sich für die schamanistischen Fähigkeiten nicht bezahlen zu lassen. Er nahm jedoch, wie andere auch, Geld für die Heilmittel, die er in oft sehr langwierigen Prozessen von Hand herstellte.