9,99 €
Zwei Neuseeländer haben alles Kuriose, Unglaubliche, Wissens- und Unwissenswerte über ihr Heimatland hübsch sortiert und ordentlich aufgelistet. Herausgekommen ist ein unterhaltsamer Reisebegleiter für die Hosentasche voller Daten und Fakten, der absolut brennende Fragen beantwortet: - Was können Neuseeländer besser als Australier? - Wie heißen die erfolgreichsten All Blacks aller Zeiten? - Wo lauern Neuseelands gefährlichste Strände? - Welche Erfindungen wurden nach Neuseeländern benannt? - Was, außer Kiwis, wächst noch in Neuseeland?
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 260
Stephen Barnett | John McCrystal
Das kuriose Neuseeland-Buch
Was Reiseführer verschweigen
Aus dem Englischen von Birgit Schöbitz
Fischer e-books
Dies ist ein Buch voller Listen. Manche sind für sich kurios, andere einfach nur informativ – in ihrer Gesamtheit lassen Sie einen über »das schönste Ende der Welt« staunen, zustimmend nicken oder schmunzeln. Die Faszination, die Besten- und Ranglisten auf Menschen ausüben, scheint damit einherzugehen, dass wir uns gerne mit anderen messen. Wir wollen wissen, wer sich welchen Platz erkämpft hat. Außerdem erleichtern es uns Listen und Aufzählungen aller Art, mit der Datenflut umzugehen, die tagein, tagaus auf uns einströmt. Auf diese Weise verdauen wir Informationen häppchenweise und erfahren ganz nebenbei noch etwas über die Länder, aus denen die Daten stammen – ganz gleich, ob es sich um grundlegende Fakten oder skurrile Merkwürdigkeiten handelt. Eben Informationen, wie Sie sie in diesem Buch zuhauf finden – Sie lesen, welche Länder als Kolonialmacht von Neuseeland in Frage gekommen wären, wären es nicht die Briten gewesen, und hören von den größten Mythen und Verbrechen dieses faszinierenden Landes, Sie erfahren so einiges über die Möglichkeiten der Freizeitgestaltung in Neuseeland, die Lieblingsmusik und bevorzugte Literatur der Neuseeländer, ihren Humor – aber auch, welches Essen sich die »Kiwis« am liebsten nach Hause liefern lassen.
Außerdem machen solche Aufzählungen einfach Spaß. Viel Vergnügen!
Stephen Barnett und John McCrystal
Schon verblüffend, dass diese beiden Länder – zwischen denen nicht nur geographisch gesehen Welten liegen – ein so freundschaftliches Verhältnis zueinander pflegen, von dem beide profitieren. Da ist auf der einen Seite der Welt die Industrienation und politische Großmacht und auf der anderen dieser kleine Inselstaat inmitten der Südsee, der nur etwa 5 Prozent der Einwohner besagter Großmacht hat und dessen Wirtschaft hauptsächlich von natürlichen Rohstoffen abhängt. Das eine Land ist bekannt für seine Gründlichkeit und Bürokratie, das andere für seine Unkompliziertheit. Vielleicht stimmt es ja doch, dass sich Gegensätze anziehen. Dazu kommt, dass beide Länder auf gemeinsame Ahnen zurückblicken – und so mancher Einwohner dieselbe Sprache spricht.
Deutschland
Neuseeland
Fläche
357022 km2
267710 km2
Küste
2389 km
15134 km
Einwohner
81400000
4400000
Lebenserwartung in Jahren
80,07 Jahre
80,59 Jahre
Größte Stadt
Berlin (3400000)
Auckland (1100000)
Pro-Kopf-Verschuldung
US-Dollar 35700,–
US-Dollar 27700,–
Erwerbstätige
40 Millionen
2,3 Millionen
Frauenquote in der Regierung
30,6 Prozent
33,1 Prozent
Exporte
Maschinen, Fahrzeuge, Chemikalien, Metall und Metallerzeugnisse, Lebensmittel, Textilien
Milchprodukte, Fleischwaren, Holz und Holzwaren, Fisch
Deutschland ist Neuseelands wichtigster europäischer Handelspartner, im weltweiten Vergleich nimmt Deutschland immerhin Platz 5 ein. Neuseeland exportiert hauptsächlich Wolle, Fleisch und Milchprodukte nach Deutschland und importiert im Gegenzug Fahrzeuge, alle möglichen Maschinen, medizinische und pharmazeutische Produkte sowie Düngemittel aus Deutschland. Am zweithäufigsten reisen deutsche Touristen nach Neuseeland, da die meisten Deutschen von der Abgeschiedenheit und der überwältigenden Natur Neuseelands begeistert sind. Neuseeländer dagegen kommen wegen der vielfältigen Kultur, die Deutschland zu bieten hat, und weil sie das Stadtleben mitten im Herzen Europas kennenlernen möchten. So gesehen kann man also durchaus von gegenseitiger Anziehungskraft sprechen.
Neuseeland war zunächst von den Polynesiern entdeckt und besiedelt worden, später von den Briten. Doch auch andere Nationen haben einen bleibenden Eindruck in Neuseeland hinterlassen. Wer mit offenen Augen durch Neuseeland reist, wird auch den deutschen Einfluss erkennen, der sich in Ortsnamen, geographischen Besonderheiten und den wissenschaftlichen Namen von Flora und Fauna zeigt und auf deutsche Wissenschaftler und Naturalisten und deren Arbeit in den Anfängen der Kolonialzeit zurückzuführen ist. Die ersten deutschen – besser gesagt preußischen – Naturalisten in Neuseeland waren Johann Reinhold Forster und sein Sohn George, die James Cook von 1773 bis 1774 auf seiner zweiten Reise dorthin begleiteten. Ferdinand von Hochstetter, der in Esslingen am Neckar geboren wurde, und 1859 von der neuseeländischen Regierung damit beauftragt worden war, die Insel geologisch zu erkunden, ist noch heute vielen Neuseeländern ein Begriff, da er einem Frosch (Leiopelma hochstetteri), einer fleischfressenden Landschnecke (Powelliphanta hochstetteri) und – was vielen Biologen bekannt sein dürfte – der Takahe (Porphyrio hochstetteri), einem flugunfähigen Vogel, seinen Namen vermacht hat. Vor ihm war der Mediziner und Geologe Ernst Dieffenbach aus Gießen als erster studierter Wissenschaftler (im Gegensatz zu den zahlreichen begabten Amateuren) nach Neuseeland gekommen, um dort zu arbeiten. Er kam 1840 gemeinsam mit der ersten Schiffsladung der New Zealand Company voller Siedler dort an. Bei seinen Aufenthalten in Neuseeland stellte Dieffenbach fest, dass sich die Flora und Fauna des Festlands stark von denen der Chatham-Inseln unterschied, und sein Schriftwechsel darüber landete irgendwie auf dem Schreibtisch von Charles Darwin.
Den nachhaltigsten Eindruck von allen deutschen Wissenschaftlern, die je einen Fuß auf Neuseeland gesetzt haben, hat zweifelsohne der Preuße Johann Franz von Haast hinterlassen, besser bekannt als »Julius«. Von Haast reiste 1858 als eine Art Späher dorthin, um potentiellen deutschen Einwanderern den Weg zu bahnen. Hochstetter überredete ihn, ihm bei seinen geologischen Erkundungen zu helfen, die im darauffolgenden Jahr stattfinden sollten. Er übernahm dann die verschiedensten Tätigkeiten für die junge Kolonie und war unter anderem als geologischer Berater für die Region Canterbury und Nelson tätig.
Die ersten deutschen Einwanderer ließen sich 1843 in der Region von Upper Moutere nieder, einem kleinen Dorf in der Nähe von Nelson, und gründeten St. Paulidorf. Im darauffolgenden Jahr gründete eine andere Gruppe der Neuankömmlinge Ranzau, ebenfalls in der Nähe von Nelson, und in den 1850er Jahren entstanden noch weitere Ansiedlungen – Sarau, Rosenthal und Neudorf – in der Region von Moutere. Daran erinnert jedoch so gut wie nichts. Von den zahlreichen deutschsprachigen Siedlern, die sich in den 1860er Jahren auf der neuseeländischen Nordinsel – Pukepapa in der Region Rangitikei, Houhora und Awanui in Far North sowie Puhoi, nördlich von Auckland – niederließen, wurde nur in Puhoi ein kleiner Teil des deutschen Erbes bewahrt. In den 1870er Jahren gab es eine »deutsche Einwanderungswelle«, was wohl auf die neuseeländische Regierung zurückzuführen ist, die sich damals verstärkt um Arbeitskräfte aus Übersee bemühte, und eine zweite während des Goldrausches an der Westküste Neuseelands, als Menschen aller Nationalitäten, religiösen Überzeugungen und Hautfarben dort ihr Glück suchen wollten. In dieser Zeit wurden mehrere deutsche Ansiedlungen in den ländlichen Gegenden Neuseelands gegründet, und in den Städten bildeten sich deutsche Viertel. Eine Gemeinde in der Nähe von Waimate in Canterbury und eine weitere im Nordosten von Gore erhielten den Spitznamen »Germantown«. Eine Volkszählung ergab, dass es 1901 genau 4217 deutschstämmige Einwohner in Neuseeland gab.
Die meisten Deutschen, die vor den 1930er Jahren nach Neuseeland auswanderten, gehörten der Arbeiterklasse an. Das änderte sich, als die ersten Flüchtlinge aus Nazi-Deutschland – hauptsächlich Juden – nach Neuseeland kamen.
Neuseeland profitierte von den vielfältigen Fähigkeiten und Fertigkeiten dieser Einwanderer. Seit den 1990er Jahren gibt es eine weitere »deutsche Einwanderungswelle«. Die Mehrzahl kommt aus der Mittel- und Oberschicht und möchte aus ökologischen Gründen einen Neuanfang wagen, da Neuseeland im Gegensatz zu Europa weder das Problem der Überbevölkerung noch das der Umweltzerstörung kennt. Wie nicht anders zu erwarten war, lassen sie sich meist in den ländlichen und landschaftlich reizvollen Regionen nieder: Nelson ist noch immer angesagt ebenso wie der Lakes District um Otago, aber auch Canterbury, Marlborough und Wairarapa, wo Landwirtschaft und Weinbau dominieren. Die Volkszählung 2006 ergab, dass 10761 Neuseeländer in Deutschland geboren wurden, und eine gute Handvoll Neuseeländer mehr – insgesamt 10917, um genau zu sein – bezeichneten sich selbst aus »ethnischen Gründen« als »deutsch«. Schätzungen zufolge sind rund 200000 Neuseeländer deutscher Abstammung.
Zu den zahlreichen Deutschen, die Neuseelands Kultur und Wirtschaft bereichert haben, zählen auch der Dichter Karl Wolfskehl, die Cellistin Marie Vandewart, Professor Paul Hoffmann, der Ökonom Wolfgang Rosenberg, der Braumeister Joseph Kuhtze, der Arzt und erklärte Atomkraftgegner Erich Geiringer, Arthur und Lisl Hilton, die sich sehr für Kammermusik und Fußball stark machten, der Fotograf Gregory Riethmaier und Oberrichter Sir Thomas Eichelbaum.
Doch das Verhältnis zwischen Deutschland und Neuseeland war nicht immer so freundschaftlich, wie es heute ist …
Am 7. August 1914, kurz nachdem Großbritannien Deutschland den Krieg erklärt hatte, wollte die britische Regierung, dass Neuseeland der britischen Krone einen Dienst erweist und die Funkstation in der Nähe von Apia in Deutsch-Samoa erobert. Es bedurfte keiner großartigen Überredungskünste, um Neuseeland dafür zu begeistern, denn schließlich wollte der Inselstaat schon seit einigen Jahren sein eigenes Reich aufbauen. Nur gut eine Woche später machten sich 1370 neuseeländische Militärangehörige über Fidschi auf den Weg nach Samoa und kamen am 29. August in Apia an. Die deutsche Funkstation wurde den Neuseeländern kampflos überlassen, da es der Befehlshaber des deutsch-ostasiatischen Marinegeschwaders vorzog, nicht einzugreifen. Somit wurde Deutsch-Samoa das zweite deutsche Hoheitsgebiet (nach Togoland vier Tage zuvor), das von Alliierten der Briten eingenommen wurde. Die Besetzung Samoas durch neuseeländische Streitkräfte hielt bis 1920 an. Erst dann erteilte der Völkerbund Neuseeland das Mandat, das ehemalige deutsche Besitztum zu regieren.
Am 26. August 1939 hörte Kapitän Grams des Handelsschiffs Erlangen mit einer Verdrängung von 6101 Tonnen, das vor Dunedin lag, von dem Gerücht, dass der Krieg mit Großbritannien – und somit auch mit Neuseeland – unmittelbar bevorstünde. Da er unbedingt verhindern wollte, dass sein Schiff im Zuge der zu befürchtenden Auseinandersetzungen beschlagnahmt würde, setzte er die Segel und behauptete, Kurs auf Port Kembla in New South Wales (Australien) zu nehmen, um dort Kohle an Bord zu laden. In Wahrheit aber dampfte die Erlangen gen Süden und ging weit oben im Nordarm von Carnley in den Auckland-Inseln vor Anker, wo die Mannschaft an die 400 Tonnen eines dichten Tropengehölzes – Eisenhölzer, wenn Sie es genau wissen möchten – schlug, da ihr kärglicher Kohlevorrat keine weiten Seereisen erlaubte. Gut möglich, dass die Erlangen noch immer dort vor Anker lag, als die HMNZS (Her Majesty’s New Zealand Ship) Leander die Insel auf ihrer Suche nach potentiellen deutschen Angreifern aufsuchte. Doch die Erlangen blieb unentdeckt und machte sich Anfang Oktober auf nach Südamerika.
Immer wieder ist in Gesprächen über die Erlebnisse der Neuseeländer im Zweiten Weltkrieg zu hören, dass die Mannschaft eines deutschen U-Boots vor Hawkes Bay an Land ging und eine Kuh melkte. Zweifellos eine nette Geschichte, aber nicht wahr. Die U-862 legte tatsächlich Anfang 1945 im Hafen von Napier an, doch die Mannschaft musste ihren Kaffee ohne Milch trinken. Dieses Gerücht geht auf den Befehlshaber der U-862, Heinrich Timm zurück, der in den späten fünfziger Jahren einem neuseeländischen Luftwaffenoffizier gegenüber einen Witz darüber machte.
Der deutsche Adelige Felix Graf von Luckner war eine der schneidigsten Figuren des Ersten Weltkriegs. Er führte ein äußerst schillerndes Leben und setzte noch eines drauf, als er im Atlantik ein alliiertes Schiff kaperte und das Kommando der Seeadler übernahm – ein viermastiges Segelschiff, das er zweifelsohne allein deshalb für seinen Beutezug ausgewählt hatte, weil es besser zu seinem Image als Draufgänger passte als ein weitaus zweckmäßigeres Dampfschiff. 1917 wollte von Luckner durch den Pazifik segeln, doch noch bevor er dort großes Chaos anrichten konnte, verließ ihn sein bisheriges Glück und die Seeadler zerschellte auf einem Riff vor der südpazifischen Insel Mopelia (auch Maupihaa genannt), die zu den Gesellschaftsinseln zählt. Davon nicht im mindesten beeindruckt segelten von Luckner und eine handverlesene Mannschaft in einem kleinen Boot zu den Cook-Inseln und weiter nach Fidschi, immer Ausschau haltend nach einem ähnlich aussehenden Schiff, das sie kapern konnten, da von Luckner sein altes Leben als Plünderer wieder aufnehmen wollte. Doch ein paar misstrauische Auswanderer gaben den Behörden entscheidende Tipps, die am 21. September 1917 zur Festnahme von Luckners führten. Letztlich wurde er zu einer Freiheitsstrafe verurteilt und saß im Gefängnis von Motuihie in Hauraki Golf in Auckland. Da ihn sein Dasein in Kriegsgefangenschaft langweilte, floh von Luckner, enterte den 90-Tonnen-Lastkahn Moa und segelte zu den Kermadecinseln. Als Navigationshilfe dienten ihm dabei ein paar Seiten, die er aus einem Schulatlas herausgerissen hatte, und ein Sextant. Auf den Kermadecinseln angekommen, wurde er erneut gefangengenommen, was er ohne Gegenwehr über sich ergehen ließ. Nach einem längeren Gefängnisaufenthalt wurde er zurück in sein Heimatland geschickt, wo er sein ereignisreiches Leben fortsetzte.
Im Zweiten Weltkrieg wurden zehn deutsche Handelsschiffe zu bewaffneten Hilfskreuzern umgerüstet. Zwei davon – die Komet und die Orion – sollten Schiffe, die in den Versorgungsreihen der Alliierten rund um Neuseeland und Australien unterwegs waren, angreifen und zerstören. Die Orion mit einer Verdrängung von 7021 Tonnen war ursprünglich ein Frachter namens Kurmark. Sie erreichte die Gewässer von Neuseeland im Juni 1940 unter dem Kommando von Kurt Weyher, wo sie ein paar Tage vor der Küste von Auckland anlag und die Mannschaft dann Minen auslegte. Dieser Kriegstaktik fielen zwei Fischdampfer, ein Minensuchboot und drei weitere Schiffe, darunter die Niagara, die so groß war, dass sie den Spitznamen »Titanic des Pazifiks« erhalten hatte und eine Verdrängung von 13415 Tonnen aufwies, zum Opfer. Die Niagara war mit einer relativ großen Menge Gold beladen unterwegs nach Vancouver, als sie am 19. Juni 1940 von einer Mine zerstört wurde und im 121 Meter tiefen Wasser versank. Zum Glück forderte der Angriff nur ein Todesopfer: die Bordkatze.
Die Orion war anschließend sechs Wochen auf den Schiffsrouten des Pazifiks unterwegs, ohne auch nur ein einziges feindliches Schiff zu zerstören, doch dann stieß sie in der Tasmansee auf die Turakina – und es kam zur ersten militärischen Auseinandersetzung in diesen Gewässern überhaupt. Die Turakina wurde versenkt, was 34 Menschenleben forderte. Als zweites griff die Orion, die gemeinsam mit dem Hilfskreuzer Komet (ursprünglich das Frachtschiff Ems mit einer Verdrängung von 3287 Tonnen), der in der Panamakanalzone im Osten Neuseelands mit kriegerischen Beutezügen beschäftigt gewesen war, die neuseeländischen Gewässer verlassen wollte, nordöstlich von Neuseeland das Frachtschiff Holmwood an und zerstörte es dort ebenso wie das Passagier- und Frachtschiff Rangitane.
Die Komet beabsichtigte einen Angriff des ehemaligen Walfangschiffs Adjutant mit einer Verdrängung von 350 Tonnen mit Magnetminen, die in einer geheimen Mission im Juni 1941 an der Hafeneinfahrt von Wellington und Lyttleton ausgelegt wurden. Offensichtlich waren diese jedoch funktionsuntüchtig, denn obwohl Tausende von Schiffen diese Passage kreuzten und auch Baggerarbeiten in der Nähe dieses Minenfeldes verrichtet wurden, ging zum Glück nicht eine einzige Mine hoch.
Erfreulicherweise gehören solche Kriegsepisoden der Vergangenheit an.
Im Laufe der Jahre hat Neuseeland viele andere Namen erhalten.
Die Māori bezeichneten die Nordinsel von Neuseeland als Te Ika-a-Maui und die Südinsel als Te Wai Pounamu. Außerdem nannten die Māori die Nordinsel »Aotearoa«, die »lange weiße Wolke«; heute ist damit jedoch ganz Neuseeland gemeint.
Im Grunde ist das nichts anderes als die englische Lautsprache von »NZ«. Aller Wahrscheinlichkeit nach stammt es noch aus der Zeit des Ersten Weltkriegs, als die neuseeländischen Soldaten Uniformen mit den Initialen »NZ« für New Zealand trugen.
Das Bild des neuseeländischen Buschlands ist geprägt von Farnen, weshalb das Land umgangssprachlich gern als Farnland bezeichnet wird. Der größte neuseeländische Farn ist der Baumfarn oder auch Ponga, und seine Blätter gehören wohl zu den bekanntesten Landessymbolen Neuseelands. Kaum hatten die ersten europäischen Einwanderer einen Fuß auf Neuseeland gesetzt, fand sich das Blatt des Silberfarns auf den Titelseiten der Zeitungen und in der Werbung. Später war es aus der Welt des Militärs und Sports nicht mehr wegzudenken. Als Erstes war das Farnblatt auf den Trikots des neuseeländischen Rugby-Teams zu sehen, das 1888 durch Großbritannien tourte. Seitdem ist es für Neuseeland das Sportemblem schlechthin.
Die Neuseeländer griffen lange Zeit auf diese Beschreibung ihrer Heimat zurück. Als Erstes hat Thomas Bracken diesen Ausdruck in einem Gedicht über Neuseeland gebraucht. Er hat auch das besser bekannte Lied »God Defend New Zealand« (Gott schütze Neuseeland) das nach der britischen Nationalhymne »God Save the Queen« die zweite Nationalhymne Neuseelands wurde.
Siehe Aotearoa oben.
Dieser Name stammt aus dem 19. Jahrhundert und verlieh dem einzigartigen Erbe der Māori einen Hauch von Romantik, der schon die Anfänge der Besiedlung Neuseelands durch die Europäer kennzeichnete. Der Dichter Thomas Bracken gab seiner Gedichtsammlung den Titel Musings in Māoriland (Träumereien in Māoriland). Das Bild des Māorilands wurde im 19. Jahrhundert vielfach verwendet, um Touristen nach Neuseeland zu locken.
Ein wenig verwunderlicher Name für Neuseeland angesichts des Ausmaßes der seismischen Aktivitäten auf dem Inselstaat, der auf zwei aneinandergrenzenden Kontinentalplatten ruht.
Es waren die Niederländer, die Neuseeland diesen Namen verliehen haben, genauer gesagt, der niederländische Seefahrer Abel Tasman, der dem Trugschluss erlag, Neuseeland sei Teil des Landes, von dem ein anderer Forscher, Jacob Le Maire, bereits im 17. Jahrhundert berichtet hatte und das vor der Küste Chiles liegt. Jahre später, als Hendrik Brouwer nachwies, dass Staten Landt in Wirklichkeit eine Insel war, ersetzten die holländischen Kartographen »Staten Landt« durch »Nova Zeelandia«, nach der niederländischen Provinz Zeeland. Aus dem lateinischen Wort »Nova Zeelandia« wurde im Niederländischen »Nieuw Zeeland« und nach der Wiederentdeckung der Inseln durch den britischen Kapitän James Cook 1769 wurde daraus »New Zealand«, auf Deutsch: Neuseeland.
Das Festland von Neuseeland gehört zu einem prähistorischen Kontinent namens Tasmantis oder Neuseeland-Kontinent, der sich über nahezu vier Millionen Quadratkilometer erstreckt (und damit halb so groß ist wie Australien oder etwa so groß wie Westeuropa). An die 93 Prozent von Tasmantis liegen tief unter dem Meeresspiegel. Das lange und schmale Festland erstreckt sich vom 19. Breitengrad südlich (nördlich des tropischen Neukaledoniens) bis zum 56. Breitengrad südlich (im Süden von Neuseelands kargen subantarktischen Inseln gelegen). Das internationale Seerecht legt fest, dass Küstenstaaten besondere Rechte im Hinblick auf die Meeresforschung und Bewirtschaftung des Küstenstreifens gewährt werden. Die ausschließliche Wirtschaftszone dieser Länder ist das Gebiet jenseits des Küstenmeeres bis zu einer Erstreckung von 200 Seemeilen (370,4 km) ab der Basislinie (daher auch 200-Meilen-Zone), in dem der angrenzende Küstenstaat in begrenztem Umfang souveräne Rechte und Hoheitsbefugnisse wahrnehmen kann. Die neuseeländische Basislinie ist dank seiner Lage über Tasmantis beeindruckend groß, das aus zwei nahezu parallel angeordneten Graten besteht, die sich durch den südlichen Pazifik nach Nordwesten neigen. Zum westlichen Grat zählen die Lord-Howe-Schwelle und das Campbell-Plateau. Der schmalere östliche Grat bildet Neukaledonien, Norfolk-Ridge, die neuseeländische Nordinsel und die Chatham-Erhebung. Zwischen den beiden Graten ist der Meeresboden zwischen 1000 und 1500 Metern tief. Mancherorts ragen zerklüftete kleine Inseln aus dem Wasser heraus und helfen dabei, den Rand der Zone zu markieren. Diese ausschließliche Wirtschaftszone Neuseelands ist nach Frankreich, China, Indien und Japan die fünftgrößte der Welt.
Fast jeder Neuseeländer hat schon einmal davon gehört, dass es der niederländische Seefahrer Abel Tasman war, der Neuseeland entdeckt hatte und den Europäern davon berichtete. Auch dass James Cook die Insel Jahre später wiederentdeckt hat und das Land daraufhin von den Briten regiert wurde, ist für Neuseeländer nichts Neues. Doch es hätte auch ganz anders kommen können.
Es kursieren Theorien über mögliche Landungen in Neuseeland noch vor Tasman und Cook. Darunter fallen auch die Spanier und Portugiesen, die bereits im 16. Jahrhundert in der Gegend um Neuseeland unterwegs waren. Weniger gut dokumentiert – wenn überhaupt – sind die Reisen anderer Seefahrer aus allen möglichen Ländern dorthin. Gut möglich, dass Neuseeland bereits vor Tausenden von Jahren von den nachfolgend aufgeführten Nationen kolonisiert worden wäre, hätte es der Zufall so gewollt.
Die Vorstellung, dass eine kleine Gruppe Phönizier etwa 600 Jahre vor Christi Geburt in Neuseeland hätte leben können, scheint weit hergeholt, doch es ist eine Tatsache, dass sie fähige Erforscher und Erkunder waren, die als eines der ersten Völker Seewege in das westliche Mittelmeer und über die Straße von Gibraltar hinaus die Atlantikküsten Afrikas und Europas erkundeten. Sie überquerten den Ärmelkanal und entdeckten Zinnvorkommen in Großbritannien. Sie segelten bis zu den Kanarischen Inseln und – so wird gemunkelt – sogar nach Amerika und Brasilien. Die Theorie über die Phönizier besagt, dass der ägyptische Pharao Necho gegen Ende des 7. Jahrhunderts den Befehl erteilt hatte, dass zehn phönizische Schiffe Seewege um den afrikanischen Kontinent erkunden sollten. Später machten sich andere Schiffe auf sein Geheiß hin auf in die südwestpazifische Region. Als Beweis dafür dienen Hieroglyphen, die an den Wänden von Höhlen im Hunter Valley, North South Wales, gefunden wurden und die nicht von den australischen Ureinwohnern stammten, sondern aus der mittelägyptischen Periode, also der Dritten Dynastie, die von 2748 bis 1779 v.Chr. dauerte. In Neuseeland hält sich mittlerweile das Gerücht, dass eine Felszeichnung am Mount Tauhara in der Nähe des Tauposees ein phönizisches Schiff zeigt. Sowohl diese Zeichnung als auch andere Malereien und Inschriften, die man auf diesem Berg gefunden hat, sollen mit Metallwerkzeugen angefertigt worden sein, die definitiv von den Phöniziern, nicht aber von den Māori benutzt worden sind, die sich erst später dort ansiedelten.
Diese Hypothese besagt, dass ein ptolemäischer König, vermutlich Ptolemaios VI, bereits 180 v.Chr. eine Erdumsegelung einer Flotte von Segelschiffen finanziert hatte, die sich vom Roten Meer aus auf den Weg in den Pazifik machte. Als Beweis dafür, dass bereits die alten Griechen in Neuseeland waren, dient eine Zeichnung des Inselstaats in der legendären ptolemäischen Weltkarte, die aus dem Jahr 200 v.Chr. stammt. Überzeugender dürfte jedoch sein, dass in den 1950er Jahren an zwei Orten auf der neuseeländischen Nordinsel ptolemäische Münzen gefunden wurden, von denen eine etwa um 150 v.Chr. in Umlauf war.
Was spricht für die Entdeckung Neuseelands durch die Inder – genauer gesagt von indischen Erforschern der großen und wissbegierigen Dynastie der Maurya? Wenig schmeichelhaft, aber es sind tatsächlich die Überreste von versteinerten Ratten, die etwa aus dem Jahr 100 v.Chr. stammen, was mit Hilfe ihrer Altersbestimmung nach der Radiokarbonmethode als erwiesen gilt. Ratten zählen nicht zu den ursprünglich in Neuseeland beheimateten Tieren. In den Geschichtsbüchern ist zu lesen, dass sie mit den ersten polynesischen Siedlern um 850 v.Chr. ins Land kamen – was allerdings 750 Jahre später ist, als die Altersbestimmung nahelegt. Um 200 v.Chr. haben die Inder des Maurya-Reichs die Inseln des südöstlichen Asiens, Burma, Thailand, Kambodscha, Java und Sumatra erkundet und auch schon Handel mit ihnen getrieben. Schon aus diesem Grund erscheint es plausibel, dass sie eine oder mehrere ihrer Reisen noch weiter südlich nach Neuseeland geführt haben könnten.
Sollte Ihnen die Möglichkeit des arabischen Einflusses reizvoller erscheinen, sollten Sie sich mit der Interpretation einer Erzählung von Al-Idrisi, dem arabischen Kartographen und Entdecker, und einer wunderschönen in Stein gemeißelten als »Korotangi« bekannten Taube begnügen. Die Geschichte von Al-Idrisi stammt aus dem 12. Jahrhundert und wurde 1840 von Monsieur Jaubert ins Französische übersetzt und unter dem Namen Recueil des Voyages (Sammlung von Reisegeschichten) von der französischen Gesellschaft für Geographie veröffentlicht. Darin wird eine Entdeckungsreise des Südmeers durch arabische Erforscher etwa 790 v.Chr. beschrieben. Dabei stießen sie auf eine große, bergige Landmasse, womit gemeinhin wohl Neuseeland gemeint sein dürfte. Die steinerne Taube »Korotangi« wurde 1871 in der Region Waikato in einem durch einen Sturm entwurzelten Baum gefunden. Die Māori gaben ihr den Namen »Korotangi« oder »die weinende Taube«. Die Technik, mit der sie in Stein gemeißelt wurde, ist eine völlig andere als die von den Polynesiern oder Māori verwendete, und auch vom Stil her lässt sich die Taube am ehesten mit anderen Skulpturen aus der indonesischen Bronzezeit vergleichen. Der dunkelgrüne Serpentinstein findet sich lediglich in Indonesien oder China – und in Indonesien auch nur auf der Insel Sulawesi, auf der schon etwa seit 300 v.Chr. Handel getrieben wird. In der Nähe gab es zur damaligen Zeit nur ein einziges Volk von Seefahrern, und zwar die Islamischen Araber unter Hārūn ar-Raschīd (764 bis 809 v.Chr.). Ar-Raschīds muslimisches Reich war damals das größte weltweit.
Die »Tamil Bell«, eine zerbrochene Glocke aus Bronze, die von dem Missionar William Colenso 1836 auf der Nordinsel gefunden wurde, ist ein Artefakt, das zu Spekulationen über die Entdeckung Neuseelands durch die Tamilen geführt hat. Colenso hatte beobachtet, wie ein paar Māori-Frauen Kartoffeln in einem ungewöhnlichen Behältnis gekocht hatten. Als er es genauer betrachtete, stellte er fest, dass es sich um eine Glocke aus Bronze handelte, die seit vielen Generationen im Besitz dieses Stammes war. Colenso gelang es, das gute Stück gegen einen ganz normalen Kochtopf einzutauschen, weshalb Ersteres nun im Nationalmuseum von Neuseeland in Wellington zu bestaunen ist. Die Glocke besitzt eine gravierte Inschrift aus 23 Schriftzeichen, die um den Rand der Glocke läuft. Bei der Schrift handelt es sich um Tamil, eine der ältesten Sprachen Indiens, die zwischen 700 und 1200 v.Chr. gesprochen wurde. Übersetzt bedeutet die Inschrift »Mukiayatens Schiffsglocke«.
Die Annahme, dass es die alten Kelten waren, die Neuseeland schon vor langer Zeit besiedelten, beruht auf einer Legende, der zufolge eine keltische Familie aus Schottland nach Neuseeland vertrieben wurde, und wird unterstützt durch angebliche Funde von freistehenden, aufrechten Steinen und Steinsetzungen. Außerdem wird von Höhlenfunden rothaariger, schwarzhaariger und blonder indo-europäischer Skelette berichtet, und es heißt, dass das genetische Erbe dieser Schotten auch heute noch bei so manchem Māori durchschlägt – hochgewachsen, rothaarig, hellhäutig und sogar blauäugig. Von diesen körperlichen Merkmalen hatte bereits der französische Forscher Marc-Joseph Marion du Fresne berichtet, der 1772 erstmals in Neuseeland war.
Die Hypothese, dass auch die Chinesen in Neuseeland gelandet sind, stützt sich auf die Reisen des chinesischen Admirals und Forschers Zhèng Hé. Es gibt Aufzeichnungen darüber, dass zwischen 1421 und 1423 – zur Zeit der Ming-Dynastie – Schiffe seiner Flotte in zahlreiche Länder dieser Erde unterwegs gewesen waren, unter anderem auch in ein großes, damals in Europa völlig unbekanntes Land. Sein Schiff, das er auf seinen sieben berühmten Seefahrten nutzte, war das stärkste und größte der damaligen Zeit – 137 Meter lang, mit zwölf Segeln und einem elf Meter langen Ruder. Als Nachweis dafür, dass es seine Flotte bis nach Neuseeland geschafft hat, werden angebliche Überreste von Steinmauern, Gebäuden und historischen Verhüttungsplätzen angeführt.
Der erste Europäer, der von der Landenge Panama aus 1513 den Pazifik erblickte, war der spanische Entdecker Vasco Nunez de Balboa. Es gibt Aufzeichnungen, dass der Portugiese Fernao de Magalhaes (Ferdinand Magellan) diesen Ozean ein Jahrzehnt später überquert hat. In den darauffolgenden Jahren taten es ihm viele spanischen und portugiesischen Seefahrer gleich. Die Portugiesen ließen sich in Ostindien (dem heutigen Indonesien) nieder, die Spanier auf den Philippinen. Angesichts der zahlreichen Schiffe beider Nationen, die dort andauernd hin und her fuhren, fällt es nicht weiter schwer sich vorzustellen, dass das eine oder andere Schiff einmal vom Kurs abgekommen und weiter südlich als gewollt gelandet oder der Küste Neuseelands zu nahe gekommen und dort zerschellt ist.
Die Schiffe, die Neuseeland vor der offiziellen Entdeckung durch Abel Tasman (1642) am nächsten kamen, waren wahrscheinlich im Zuge der Expedition des spanischen Seefahrers Alvaro de Mendana de Neyra (1595) und des portugiesischen Kapitäns Pedro Fernandes de Queiros (1605–06) dorthin geraten, da beide die nördlichen Cook-Inseln ansteuerten.
Auch der Spanier Juan Fernandez war Erforscher und Seefahrer. Er hatte Concepcion in Chile 1576 verlassen und den Pazifik auf der Suche nach dem sagenumwobenen südlichen Kontinent vom Westen her durchquert. Wäre er auf Kurs geblieben, hätte er Neuseeland durchaus entdecken und sogar den Weg in den Hafen von Wellington finden können. Um 1880 wurde im Wellingtoner Hafen ein spanischer Helm geborgen, der wohl aus dem Jahr 1560 und möglicherweise von einer spanischen Karavelle, einem zwei- bis viermastiger Segelschifftyp, stammt.
Anfang des 17. Jahrhunderts schnappten die Niederländer – noch ganz berauscht davon, dass sie den Spaniern ihre Unabhängigkeit abgetrutzt hatten – den Portugiesen einen Großteil von Ostindien weg. Größtenteils ließen sie sich in Batavia (dem heutigen Jakarta) auf Java nieder. Als Malakka 1641 errungen wurde, war die Lage der Niederländer dort gesichert, und ihr Interesse am Südpazifik wuchs. Ziel ihrer Träume war eine südlich verlaufende Seeroute nach Chile, da sie spanische Schiffe kapern wollten. Außerdem brannten sie darauf, die unentdeckten Schätze des großen südlichen Kontinents zu bergen, der angeblich östlich von Australien und westlich von Kap Horn lag. Anfang der 1640er Jahre lockte die Vorstellung, dort auf riesige Vorkommen von Edelmetallen und anderen Bodenschätzen zu stoßen, die Inhaber der Niederländischen Ostindien-Kompanie – weshalb sie beschlossen, eine Expedition dorthin zu wagen. Als grobe Orientierungshilfe dienten Skizzen von Abel Tasmans Steuermann Franz Jacobszoon Visscher vom Januar 1642. Zu dieser Zeit hatten die Niederländer bereits die Nord-, West- und zum Teil auch die Südküsten Australiens kartographiert. Doch niemand wusste genau, wie groß dieser Kontinent wirklich war. Am 14. August 1642 brach Tasman mit zwei Schiffen, der Heemskerck und der Zeehaen, zuerst nach Mauritius auf, das sich damals im Besitz der Niederländer befand. Von dort aus ging es zunächst in südliche Richtung unterhalb des 49. Längengrads (er entspricht in etwa den Auckland-Inseln) und dann gen Osten entlang des 45. Breitengrads. Ende November erblickte Tasman das heutige Tasmanien, bevor er weiter Richtung Osten segelte und als Erster das Meer querte, das heute seinen Namen trägt. Am 13. Dezember 1642 schrieb er seine berühmte Beschreibung eines neuen »erhabenen Landes« nieder – vermutlich meinte er die auf der Südinsel Neuseelands emporragenden Südalpen. Anschließend zog er weiter nach Norden, ließ Cape Foulwind und Cape Farewell hinter sich und segelte in eine Bucht, die heute als Golden Bay bekannt ist. Seitdem ist Neuseeland auf europäischen Landkarten verzeichnet.
Im Februar 1793 erreichte der italienische Entdecker Alessandro Malaspina, der eine spanische Expedition mit zwei Schiffen, der Descubierta und der Altrevida leitete, die nördliche Zufahrt zur Meerenge Dusky Sound – doch er segelte daran vorbei. Obwohl Malaspina und sein Kartograph Felipe Bauza y Canzs Teile des Fjords Doubtful Sound erforschten, trug seine Reise wenig dazu bei, Neues über die neuseeländische Küste zu erfahren.
Die einzigen Europäer, die neben den Briten maßgeblich dazu beigetragen haben, dass die Küste Neuseelands in den Landkarten verzeichnet wurde, waren die Franzosen. Ihr Interesse für den Pazifik erwachte gleichzeitig mit dem der Briten. Louis Antoine de Bougainville durchquerte den Pazifik auf seiner Reise von 1766 bis 1769 im Gefolge des britischen Entdeckers John Byron. Etwa zur gleichen Zeit, zu der Kapitän James Cook an der nördlichen Spitze der Nordinsel im Dezember 1769 gegen einen heftigen Sturm ankämpfte, musste auch ein französischer Seefahrer in unmittelbarer Nähe – rund vierzig Kilometer südwestlich von ihm – den Naturgewalten trotzen. Kapitän Jean François Marie de Surville hatte Indien auf der St Jean Baptiste im März 1769 wegen einer Handelsreise und der Erforschung des Südpazifiks verlassen. Er segelte über Malakka und die Salomonen und erreichte am 12. Dezember 1769 die Westküste Neuseelands.
Nicht lange nach Cook und de Surville kam ein weiterer Franzose, Marc-Joseph Marion du Fresne, der für die Französische Ostindien-Kompanie gearbeitet hatte, nach Neuseeland. Auch er war auf der Suche nach dem legendären Südkontinent. Im Oktober 1771 verließen seine Schiffe, die Marquis de Castries und die Mascarin, Mauritius, legten einen Zwischenstopp in Kapstadt ein und machten sich auf gen Osten. Nachdem er das neuseeländische Kap Egmont gesichtet hatte, segelte er um die nördliche Spitze der Nordinsel. Im Küstenabschnitt Bay of Islands war ein längerer Aufenthalt erforderlich, da seine Schiffe nach einer Kollision im Indischen Ozean repariert werden mussten. Von Mai bis Juli 1772 lagen die Schiffe dort vor Anker. Die Mehrzahl der ersten Begegnungen zwischen den Māori und den Franzosen waren freundschaftlicher Art, und dieser Expedition haben wir es zu verdanken, dass wir sehr viel über das damalige Leben der Māori wissen.
Doch das Verhältnis der Māori-Stämme untereinander war unbeständig, und die Anwesenheit der Franzosen verstärkte die Spannungen noch weiter. Missverständnisse waren an der Tagesordnung. Mitte Juni wurden Kapitän Marion du Fresne und 25 weitere Menschen von den Māori getötet. Die französische Besatzung nahm blutige Rache, bevor sie über die Philippinen nach Mauritius zurückkehrte.
Die von Jules Dumont d’Urville 1826 geleitete Expedition spielte für die Entdeckung Neuseelands durch die Europäer so gut wie keine Rolle. Dumont d’Urville hatte vor, Cooks Landkarte von Neuseeland zu vervollständigen. Im April 1826 segelte er von Toulon mit der Astrolabe (der neue Name der Coquille) los und erblickte im Januar 1827 die Westküste der Südinsel. Nach der Erkundung von Cooks Blind Bay (der jetzigen Tasman Bay) durchquerte er den French Pass und kam zur Admiralty Bay, wofür er letztlich berühmt wurde.