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Stecken Sie Deutschland in die Tasche – unnützes Wissen in kuriosen Listen und Geschichten - Wie heißt das schlechteste Fußballteam Deutschlands? - In welchen Städten gibt es die meisten Bordelle pro Einwohner? - Warum werden in deutschen Städten alle Bäume nummeriert? Der Neuseeländer Stephen Barnett hat alles Ungewöhnliche, Unglaubliche, Wissens- und Unwissenswerte über Deutschland gesammelt, hübsch sortiert und ordentlich aufgelistet. Seit er vor gut sieben Jahren nach Deutschland kam, fallen ihm Dinge auf, die wir selbst gar nicht mehr wahrnehmen. Bei seinen Recherchen über Deutschland ist er auf ungewöhnliche Weltrekordhalter gestoßen (z.B. im Jodeln oder Zwiebelkuchenbacken). Er hat herausgefunden, was die Deutschen im Ausland am meisten vermissen, und kennt jetzt so ziemlich jede deutsche Heavy-Metal-Band. Und er empfiehlt dem Export-Weltmeister dringend seine sagenumwobene »Gemütlichkeit« zum neuen Export-Schlager zu machen.
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Seitenzahl: 176
Stephen Barnett
Deutschland für die Hosentasche
Das Land in Listen und Geschichten
Fischer e-books
Top-Ten-Listen und Rankings können viel mehr über uns und unsere Gesellschaft aussagen, als die blanken Daten auf den ersten Blick vermuten lassen: Öfter als man denkt entlarven sie auch das Eigenartige, das Ungewöhnliche und das schlichtweg Bescheuerte. »Deutschland für die Hosentasche« vermischt solche Listen mit ein paar Statistiken, Anekdoten und Meinungen, um einen unterhaltsamen und informativen Blick auf das Leben in Deutschland zu werfen, seine Einwohner, seine Orte, seine Geschichte. Dazu kommt noch ein Schuss Sport, etwas Wirtschaft, eine Prise Musik, Literatur und Film sowie allerhand andere Dinge, die ich bemerkenswert finde.
Stephen Barnett
Sauerkraut ist nicht nur der perfekte Begleiter zu zahlreichen typisch deutschen Gerichten, sondern zählt dank der darin enthaltenen Milchsäure auch zu den gesündesten Lebensmitteln überhaupt. Zunächst einmal bietet Sauerkraut wie alle anderen zu den Kreuzblütlern (zu dieser Familie zählen auch Blumenkohl, Rosenkohl sowie Weiß- und Rotkohl) gehörenden Gemüsesorten jede Menge Ballaststoffe, Antioxidantien sowie Vitamin A und C. An Skorbut – die Folge eines Vitamin C-Mangels – starben im 16. Jahrhundert unzählige Seeleute, vor allem auf längeren Seereisen. Doch als sich Captain James Cook Ende des 17. Jahrhunderts daran machte, um die ganze Welt zu segeln, verlor er nicht einen seiner Seeleute wegen Skorbut, was nicht zuletzt auf ihre Ernährung zurückzuführen war, schließlich lagerten an Bord sechzig Fässer Sauerkraut.
Weißkohl wird erst dann zu einer wahren Fitnessbombe, wenn es zu Sauerkraut verarbeitet wird. Während der Säuerung entsteht Milchsäure – was dem Sauerkraut seinen typisch säuerlichen Geschmack verleiht –, die nachweislich einen hohen probiotischen Wert besitzt. Die Milchsäure entsteht, wenn die natürlichen, auf den Kohlblättern sitzenden Milchsäurebakterien den im Kraut enthaltenen Zucker fermentieren. Die probiotischen Bakterien schützen nicht nur vor entzündlichen Darmerkrankungen, sondern sogar vor bestimmten Krebsarten.
Im menschlichen Darm wimmelt es von gesunden Bakterien, die sich von den Überbleibseln unserer Nahrung ernähren. Ohne diese nützlichen Helfer können sich schädliche Parasiten und Hefepilze im Darm ausbreiten. Der menschliche Verdauungstrakt ist darauf ausgelegt, dass wir täglich lebende Milchsäurebakterien zu uns nehmen, doch da unser heutiges Essen meist aus der Fabrik stammt, mangelt es an gesunden Bakterien. Dieser, der modernen Ernährung geschuldete Mangel spielt eine große Rolle bei Magen- und Darmerkrankungen, aber auch Problemen mit dem Immunsystem. Die im Sauerkraut enthaltene Milchsäure bietet jede Menge unterschiedlicher gesunder Bakterien, die den Verdauungsprozess unterstützen. Danke, Sauerkraut!
Deutschlands Kultimbiss, die Currywurst, wird rund 800 Millionen Mal im Jahr verspeist. Ausgedacht hat sich das Ganze Herta Heuwer, die 1949 im besetzten Berliner Viertel Charlottenburg lebte. Sie wollte die Passanten mit einem schnell zubereiteten, schmackhaften und sättigenden Imbiss, den sie auf der Straße verkaufen konnte, verwöhnen. Aus Currypulver, Ketchup und Worcestershire-Sauce stellte sie eine Soße her, die sie dann über gegrillte Wurst aus Schweinefleisch goss. Dieser Snack setzte sich schon bald durch, vor allem bei den Bauarbeitern, die die zerbombte Stadt wiederaufbauten, und Heuwers Imbissstand wurde zum Erfolg. In den besten Zeiten verkaufte sie 10000 Currywürste pro Woche, und etwas später eröffnete sie ein kleines Restaurant, das Tag und Nacht geöffnet hatte und in Berlin zu einer Institution wurde. Heuwer gab ihrer Spezialsoße den Namen »Chillup« (zusammengesetzt aus »Chili« und »Ketchup«) und ließ sie sich patentrechtlich schützen. In der Kantstraße 101 in Berlin erinnert heute eine Plakette an Heuwers Beitrag zur deutschen Küche.
Raten Sie doch mal, wer heutzutage die meisten Currywürste herstellt? Der größte Autobauer Deutschlands: Jahr für Jahr werden in seinen Küchen und Kantinen rund zwei Millionen Currywürste – bei Volkswagen heißen sie allerdings »Currybockwurst« – zubereitet. Nur wenige wissen, dass diese Spezialität bei VW schon vor dem Zweiten Weltkrieg zubereitet wurde, als die Arbeiter den allerersten VW bauten, Hitlers Volkswagen. Nach Kriegsende beschloss die britische Armee, die Wurstproduktion weiterzubetreiben, und mittlerweile zählt die Currywurst zu den größten in Wolfsburg hergestellten Verkaufsschlagern des Volkswagenkonzerns.
Trotz der aktuellen Entwicklung, dass die Deutschen inzwischen mehr Wein und weniger Bier trinken und der Genuss von alkoholischen Getränken insgesamt zurückgeht, ist Bier noch immer unangefochten das Lieblingsgetränk der Deutschen schlechthin und macht drei Viertel des Alkoholkonsums aus. Über 1200 Brauereien erzeugen Tausende von unterschiedlichen Biersorten, darunter auch diese acht, die neben Pils zu den beliebtesten zählen:
Viele Brauereien stellen Weizenbiere her, aber so gut wie die Bayern kann das keiner. Der einzigartige Geschmack und das sagenhafte Aroma dieses Biers mit der typischen Schaumkrone werden mit Hilfe eines besonderen Hefepilzes erzeugt, der für die Fermentierung der Mischung aus Gerste, Malz und Weizen sorgt.
Das ist die bayerische Antwort auf Pilsner. Trotz seiner hellen Farbe besitzt es einen sehr malzigen Geschmack und enthält weniger Hopfen als andere Biere.
Die besten Kölsch werden – keine Frage – in Köln gebraut. Kölsch wird mit Bierhefe gebraut, reift jedoch wie ein Lager. Dieses helle Bier ist sehr erfrischend und schmeckt nur leicht nach Hopfen.
Der typische Geschmack einer Berliner Weiße stammt von bewusst gesäuertem Biertreber. Das herb-würzige Bier ist sehr erfrischend.
Das süße, dunkle Oktoberfestbier, auch als Märzen bekannt, wird traditionell im März gebraut und im Herbst getrunken. Oktoberfestbier ist nur von August bis Oktober oder November erhältlich.
Bockbiere sind meist dunkle, sehr malzige Starkbiere, deren Alkoholgehalt bei 6,5% Vol. liegt. Der Stammwürzegehalt liegt ebenfalls über dem normaler Schankbiere. Doppelbockbiere sind in der Regel sogar noch dunkler und reicher im Geschmack als Bockbiere, süffig und mit leichter Süße.
Rauchbier besitzt einen ziemlich ungewöhnlichen Geschmack. Das Bier an sich ähnelt dem Oktoberfestbier – süß und malzig –, aber der Rauchgeschmack bietet ein völlig unerwartetes Geschmackserlebnis.
Im weltweiten Bierverbrauch liegt Deutschland auf dem zweiten Platz, Spitzenreiter ist Tschechien. Es dürfte wohl niemanden überraschen, dass fast die Hälfte aller deutschen Brauereien in Bayern beheimatet sind, die Brauerdichte ist in und um Bamberg im schönen Frankenland am größten.
Oettinger
Krombacher
Bitburger
Warsteiner
Beck’s
Hasseröder
Veltins
Paulaner
Radeberger
Sternburg
In den folgenden Top-Ten-Listen finden Sie die Vornamen, die die Deutschen ihrem Nachwuchs (Jungen/Mädchen) in den jeweiligen Jahren am häufigsten gegeben haben. Wir beginnen im Jahr 2002 bei Alexander und Marie und arbeiten uns dann vor bis ins Jahr 2011 zu Maximilian und Sophie.
Alexander / Marie
Maximilian / Sophie
Paul / Maria
Leon / Anna, Anne
Lukas / Laura
Jonas / Lea
Tim / Katharina
David / Sarah
Niklas / Julia
Luca / Lena
Maximilian / Marie
Alexander / Sophie
Leon / Maria
Paul / Anna, Anne
Lukas, Lucas / Lea, Leah
Felix / Laura
Luca / Lena
David / Leonie
Tim / Julia
Jonas / Sara, Sarah
Maximilian / Marie
Alexander / Sophie
Paul / Maria
Leon / Anna, Anne
Lukas, Lucas / Leonie
Luca / Lea, Leah
Felix / Laura
Jonas / Lena
Tim / Katharina
David / Johanna
Alexander / Marie
Maximilian / Sophie, Sofie
Leon / Maria
Lukas, Lucas / Anna, Anne
Luca / Leonie
Paul / Lena
Jonas / Emily
Felix / Lea, Leah
Tim / Julia
David / Laura
Leon / Marie
Maximilian / Sophie, Sofie
Alexander / Maria
Lukas, Lucas / Anna, Anne
Paul / Leonie
Luca / Lena
Tim / Emily
Felix / Johanna
David / Laura
Elias / Lea, Leah
Leon / Marie
Maximilian / Sophie, Sofie
Alexander / Maria
Paul / Anna, Anne
Luca / Leonie
Lukas, Lucas / Lena
Felix / Johanna
Elias / Charlotte
David / Hannah, Hanna
Jonas / Sophia, Sofia
Maximilian / Sophie, Sofie
Alexander / Marie
Leon / Maria
Paul / Anna, Anne
Luca / Johanna
Felix / Leonie
Elias / Lena
Lukas, Lucas / Hannah, Hanna
David / Mia
Tim / Charlotte
Maximilian / Marie
Alexander / Sophie, Sofie
Leon / Maria
Paul / Anna
Luca, Luka / Emma
Elias / Mia
Felix / Sophia, Sofia
Lukas, Lucas / Leonie
Jonas / Lena
David / Johanna
Maximilian / Sophie, Sofie
Alexander / Marie
Paul / Maria
Leon / Sophia, Sofia
Lukas, Lucas / Mia
Luca, Luka / Anna
Elias / Lena
Louis, Luis / Emma
Jonas / Hannah, Hanna
Felix / Johanna
Maximilian / Sophie / Sofie
Alexander / Marie
Paul / Maria
Leon / Mia
Ben / Sophia, Sofia
Lukas, Lucas / Emma
Luca, Luka / Anna
Louis, Luis / Hannah, Hanna
Elias / Johanna
Jonas / Leonie
Hätten Sie’s gewusst? Die folgenden einhundert deutschen Nachnamen stammen aus Telefonbüchern. Abweichungen in der jeweiligen Schreibweise wurden als unterschiedliche Nachnamen gehandelt – zum Beispiel: Schmidt, Schmitt und Schmid. Ist Ihr Name auch dabei?
Müller
Schmidt
Schneider
Fischer
Weber
Schäfer
Meyer
Wagner
Becker
Bauer
Hoffmann
Schulz
Koch
Richter
Klein
Wolf
Schröder
Neumann
Braun
Werner
Schwarz
Hofmann
Zimmermann
Schmitt
Hartmann
Schmid
Weiß
Schmitz
Krüger
Lange
Meier
Walter
Köhler
Maier
Beck
König
Krause
Schulze
Huber
Mayer
Frank
Lehmann
Kaiser
Fuchs
Herrmann
Lang
Thomas
Peters
Stein
Jung
Möller
Berger
Martin
Friedrich
Scholz
Keller
Groß
Hahn
Roth
Günther
Vogel
Schubert
Winkler
Schuster
Jäger
Lorenz
Ludwig
Baumann
Heinrich
Otto
Simon
Graf
Kraus
Krämer
Böhm
Schulte
Albrecht
Franke
Winter
Schumacher
Vogt
Haas
Sommer
Schreiber
Engel
Ziegler
Dietrich
Brandt
Seidel
Kuhn
Busch
Horn
Arnold
Kühn
Bergmann
Pohl
Pfeiffer
Wolff
Voigt
Sauer
Vermutlich symbolisiert der in der damaligen DDR gefertigte Trabant mehr als alles andere – von der Mauer mal abgesehen – die Unterschiede zwischen dem sozialistischen Ostdeutschland und dem kapitalistischen Westdeutschland. Der Trabant mit seinem qualmenden, schwachen Zweitaktmotor, seiner gerade mal durchschnittlichen Leistung und der unzuverlässigen Produktion gilt als Sinnbild der nicht wirklich funktionierenden zentralisierten Planwirtschaft. Trotzdem – und trotz der Tatsache, dass die Witze über ihn in der Regel nicht der Wahrheit entbehren – war der Trabant in so mancher Hinsicht ein geradezu heroisches Fahrzeug, das trotz ungenügender Ressourcen und zahlreicher Probleme in der Herstellung und eines Bürokratismus, der wohl in keinem anderen Land dieser Erde so geduldig hingenommen worden wäre, einen einzigartigen Triumphzug hingelegt hat.
Ursprünglich hatte man ein dreirädriges Motorrad bauen wollen, doch letztendlich war das Endprodukt der sozialistischen Planung, der Trabant, diesem weit überlegen, schließlich bot das kompakte Fahrzeug Platz für vier Erwachsene samt Gepäck, und auch die Technik des ersten Modells aus dem Jahr 1957, der P50, wusste zu beeindrucken: Einzelradaufhängung, Frontantrieb und eine nichtrostende Karosserie aus baumwollverstärktem Phenolharz, soll heißen, sie hielt so manchem Rempler stand. Doch das eigentliche Problem war der Motor: Die meisten anderen Autos aus dieser Zeit besaßen einen weitaus umweltfreundlicheren und leistungsstärkeren Viertaktmotor.
Der Vorgänger des Trabant war der AWZ P70 von 1955, der Prototyp aller Trabbis. 1964 kam der Trabant P601 auf den Markt. In fast dreißig Jahren Produktion wurde so gut wie nichts verändert – was ihn zum Klassiker machte.
Das »P«in der Modellbezeichnung steht übrigens für »Plastik« und bezieht sich auf die Karosserieteile aus »Duroplast«. Dieses Phenolharz besitzt ähnliche Eigenschaften wie Bakelit. Hinter diesem haltbaren Material steckt die clevere Idee, gebrauchte Materialien wie Baumwollreste aus der damaligen Sowjetunion und Phenolharze aus der Färbeindustrie der ehemaligen DDR wiederzuverwenden. Ein weiterer Vorteil ist das geringe Gewicht, was der Leistung und dem Benzinverbrauch des Trabanten zugutekam. Duroplast war relativ einfach herzustellen und ließ sich ähnlich wie konventionelle Stahlplatten in beliebige Formen pressen, hatte aber den Vorteil, dass es nicht rostete.
Duroplast ist so haltbar, dass es zu großen Problemen kam, als versucht wurde, die für den Bau des Fahrzeugs verwendeten Materialien zu recyceln. Schlimmer noch: Bei der Verbrennung von Duroplast entstehen giftige Gase. (Letztendlich wurde folgende Lösung dieses Problems entwickelt: Man schredderte die Duroplastplatten und verwendete die feinen Körner zur Herstellung von Zementblöcken für den Bau von Bürgersteigen.)
Interessant zu wissen, dass der US-amerikanische Autobauer Ford Motor Co. in den vierziger Jahren ein Fahrzeugkonzept entwickelte, bei dem die Karosserieteile zum Teil aus Sojabohnenfasern in Harz bestanden. Der Fahrzeugrahmen bestand aus Stahlrohr, an das die Kunststoffplatten montiert wurden. Außerdem wurden die Glasscheiben durch Kunststoffscheiben ersetzt, was das Gewicht um mehr als 33 Prozent verringerte – einer der Gründe, weshalb sich Ford überhaupt damit befasste.
Nach fast dreißig Jahren und mehr als drei Millionen verkauften Trabbis wurde die Produktion nach dem Fall der Mauer eingestellt. Doch noch immer fahren einige dieser Fahrzeuge auf Deutschlands Straßen, denn so mancher begeisterte Trabbi-Fan versucht, diesem Klassiker unter den Automobilen durch umfangreiche Restaurierungsarbeiten wieder zu seinem früheren Glanz zu verhelfen, während andere ihm mit Hilfe eines getunten oder neuen Motors aus einem anderen Fahrzeug wie dem Wartburg 1000 unter die Räder greifen. Da der Trabant ein verhältnismäßig leichtes Fahrzeug ist, genügen ein paar PS mehr, und der Trabbi geht ab wie Schmitz’ Katze.
Einige Trabbi-Fans scheuen weder Kosten noch Mühe und ersetzen den Zweitaktmotor durch einen Viertakter, tunen den Antrieb und modifizieren auch den Rest, so dass am Ende fast nur noch die alte Karosserie übrig ist, während alles andere ausgetauscht wurde. Doch der fassungslose Blick eines Autofahrers, der bei 150 Sachen von einem Trabbi überholt wird, ist ihnen die Sache allemal wert.
Seit mehr als zwei Jahrhunderten ist Skat das Nationalspiel Deutschlands und Teil des Nationalgefüges. Angeblich stammt das Kartenspiel ursprünglich aus Italien – der Begriff »Skat« stammt von dem italienischen Wort »scartare«, was auf Deutsch »ablegen« bedeutet – und ist eine Variante des Tarock und des Schafkopf.
Zwischen 1810 und 1817 standardisierten die Mitglieder der Brommeschen Tarockgesellschaft aus Altenburg die Spielregeln, da es vorher viel zu viele unterschiedliche Regeln gab. Die ersten offiziellen Skatregeln erschienen 1888 in Buchform. Aus Altenburg verbreitete sich das Kartenspiel in ganz Deutschland und in allen Schichten. Auch zweihundert Jahre später hat es noch nichts von seiner Beliebtheit eingebüßt und wird in Vereinen, Verbänden und Ligen organisiert wie eine Sportart.
Wenngleich sich nicht wenige Deutsche zum christlichen Glauben bekennen, sinkt ihre Zahl kontinuierlich – doch das verhält sich bei den Nichtgläubigen nicht anders.
Christentum: ca. 60 Prozent der Bevölkerung (sowohl die katholische als auch die evangelische Kirche zählen etwa 24 Millionen Mitglieder.)
Islam: ca. 5 Prozent (etwa vier Millionen Gläubige)
Buddhismus: ca. 0,2 Prozent (etwa 200000 Gläubige)
Judentum: ca. 0,2 Prozent (etwa 200000 Gläubige)
Hinduismus: ca. 0,1 Prozent (etwa 90000 Gläubige)
Sikhismus: ca. 0,1 Prozent (etwa 75000 Gläubige)
34 Prozent der Deutschen gehören offiziell keiner Religion an.
Infolge der Wiedervereinigung ist die Anzahl der nichtgläubigen Deutschen gestiegen, da der Glaube in der ehemaligen DDR so gut wie keine Rolle spielte. Die meisten nichtgläubigen Deutschen leben in Hamburg, Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern.
Kaum zu übersehen, wenn man durch Deutschland reist, sind die rund eineinhalb Millionen Schrebergärten – Oasen der Ruhe, meist mitten im Grünen (manchmal aber auch auf kleinsten unbebauten Flecken in der Nähe von Bahngleisen) gelegen, wo man frische Luft schnappen und den Sonnenschein genießen kann. Doch mit dem Namen Schrebergarten ist eine wenig bekannte, dunkle Seite verbunden. Kleingärten haben ihren Ursprung im Deutschland des 19. Jahrhunderts, da die Industrialisierung Millionen von Menschen auf der Suche nach Arbeit vom Land in die Stadt gezogen hatte. Es hatte nicht lange gedauert, bis die Städte aus allen Nähten platzten und sich in weiten Kreisen der Bevölkerung Armut ausbreitete. Infolgedessen machten sich große Unternehmen, aber auch Kirchen und Stadtverwaltungen daran, Platz zu schaffen für Naherholungsgebiete und Spielplätze für die Kinder.
Die ersten Kleingartenverbände wurden 1814 in Kappel gegründet, aber auch in Schleswig-Holstein, wo es in den sogenannten Armengärten bedürftigen Familien mit geringem Einkommen erlaubt war, ihr eigenes Obst und Gemüse anzubauen. Die Idee, Interessenten kleine Flächen zur landwirtschaftlichen Nutzung zuzuteilen, erzielte bereits in den 1860er Jahren eine große Nachfrage, wenig später kam es in Leipzig zur sogenannten »Schreberbewegung«. Dort war eine öffentliche Einrichtung dafür zuständig, Grundstücke innerhalb der Stadtgrenzen zu verpachten, damit die Kinder an der frischen Luft in Harmonie mit der Natur spielen konnten, was ihrer Gesundheit förderlich war. Auf diesen Flächen wurden auch Spielplätze errichtet.
Der Name Schrebergarten geht auf den Arzt Dr. Daniel Gottlob Moritz Schreber (1808–1861) zurück, der auch als Dozent an der Universität Leipzig tätig war und zahlreiche Bücher über die seelische und körperliche Gesundheit und die Kindererziehung schrieb. Er war ein Befürworter von Freiräumen und Spielplätzen, die einen Gegenpol schaffen sollten zu den negativen Folgen der Verstädterung – wie beengtes Wohnen in Mietswohnungen –, die er in Leipzig miterlebt hatte.
Schrebers Vorstellungen wurden 1864 von dem Schuldirektor Dr. Ernst Innozenz Hauschild umgesetzt, der den Kleingartenverein in Leipzig gründete. Bereits bei der allerersten Vereinssitzung schlug Hauschild in Würdigung von Schrebers Ideen den Namen »Schreberverein« vor. Bereits im darauffolgenden Jahr wurde die erste Spielwiese auf einem städtischen Grundstück erbaut und dem Verein verpachtet.
Später legte der pensionierte Schullehrer Karl Gesell Gartenbeete am Rande dieser Spielwiesen an, damit die Kinder lernten, Obst und Gemüse anzubauen, aber auch Blumen zu pflanzen. Jede Familie war für ihr eigenes Beet zuständig, später dann wurde das ganze Grundstück in Parzellen aufgeteilt und Familien zugewiesen. Eine typische Kleingartenanlage bestand zur damaligen Zeit aus einer Spielfläche für die Kinder, die von Kleingärten, die von Familien genutzt wurden, umrahmt war. Diese Kleingärten wurden später Schrebergärten genannt.
Leider waren nicht alle Ideen von Schreber so wohlwollend und gütig. In zahlreichen Artikeln und Büchern über Kindererziehung und Erziehungsmethoden plädierte er für einen tyrannischen Umgang mit Kindern. Er duldete keinerlei Unfug, sondern verlangte ihnen strikten Gehorsam und Unterordnung ab. Manche seiner Schriften waren beim Volk sehr beliebt – eine davon erreichte sogar vierzig Auflagen –, doch die meisten Eltern, die sie kauften, konnten sich wohl nicht mit seinen Erziehungsmethoden anfreunden, die mehr oder weniger eine systematische Form von Folter waren. (Schreber veröffentlichte jedoch nicht nur seine Ansichten über Kindererziehung, sondern er erfand auch so manches Gerät, das die Eltern bei der Anwendung seiner Methoden unterstützen sollte – wie den »Geradehalter«, der das Kind beim Schreiben daran hinderte, sich nach vorne zu beugen.) Später wurden Schrebers Erziehungsmethoden unter dem Namen »Schwarze Pädagogik« bekannt. Die deutsche Erzieherin und Autorin Katharina Rutschky hatte diesen Begriff geprägt und beschrieb damit die physische und mentale Gewalt, die in Schrebers Arbeiten immer wieder Gegenstand waren. Diese Gewalt wandte Schreber sogar bei seinen eigenen Kindern an – mit verheerenden Folgen. Seine drei Kinder litten im Erwachsenenalter an psychischen Erkrankungen, eines beging Selbstmord.
Die bekannte Psychologin Alice Miller war eine der Ersten, die die These entwickelte, dass der Schrecken des Naziregimes ohne die Schwarze Pädagogik, wie sie von Eltern Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts praktiziert wurde, nicht möglich gewesen wäre. Miller war davon überzeugt, dass Kindern – »nur zu ihrem Besten« – zugefügtes Leid im Grunde nichts anderes als das Wiederaufleben der eigenen Traumata war, die solche Eltern selbst in ihrer Kindheit erdulden mussten. Erwachsene lebten ihre traurigen Geschichten aus der Kindheit auf der Bühne der Welt aus. Und welche Geschichten diejenigen Kinder Anfang des 20. Jahrhunderts erneut aufführten, die unter der Schwarzen Pädagogik gelitten hatten, dürfte wohl klar sein.
»Wenn der deutsche Antisemitismus die Ursache des Holocaust sein soll, dann ist nicht einzusehen, weshalb es nicht bereits im Ersten Weltkrieg zu einem Völkermord kam, als der Antisemitismus bereits ebenso stark gewesen sei. Und warum nicht ein Holocaust in den anderen antisemitischen Ländern wie Polen, Rußland und weiteren europäischen Staaten? Das Argument, daß die Weimarer Republik mit Arbeitslosigkeit und Armut Frustrationen geschaffen habe, die sich in der Ermordung der Juden entladen hätten, ist nicht überzeugend angesichts der Tatsache, daß es Hitler schnell gelungen ist, die Arbeitslosigkeit in den Griff zu bekommen.
Es gab folglich noch andere Faktoren, die bisher unberücksichtigt geblieben sind und die ein Licht auf die Frage werfen, warum der Holocaust in Deutschland und warum er gerade zu diesem und keinem anderen Zeitpunkt stattfand. Meines Erachtens liegt der Grund eindeutig im destruktiven Erziehungsstil der kleinen Kinder, der um die Jahrhundertwende in Deutschland herrschte und den ich als Mißhandlung von Säuglingen bezeichne.«
»Osten oder Westen, daheim ist es am besten.« Ganz gleich, in welches Land Deutsche auswandern, sie sind sich fast alle darüber einig, welche Dinge sie am meisten vermissen:
deutsche Bäckereien / deutsches Brot
deutsche Metzgereien / Frikadellen, Schmalzbrot, Bratwurst, Currywurst, eigentlich alle Würste
frische knusprige Fischbrötchen
die Spargelzeit
ein Bier an einem warmen Sommertag
Biergärten
Weinfeste
Wochenmärkte
Weihnachtszeit und Weihnachtsmarkt
die Berge
die sonntägliche Ruhe und Entspannung
Kaffeeklatsch
Fahrradwege
Blumen in den Fenstern
pünktliche öffentliche Verkehrsmittel
sechs Wochen Jahresurlaub
Dieser Weltrekord wurde 2010 in der Schaabe auf Rügen erzielt. Laut Wettbewerbsreglement durfte die Sandburg lediglich aus Sand und Wasser gebaut werden und musste über die gesamte Länge mindestens neunzig Zentimeter hoch sein. Der vorherige Weltrekord von einer Sandburg mit einer Länge von 26375,9 Meter war von über 10000 Freiwilligen am Myrtle Beach, South Carolina, USA im Jahr 1991 errichtet worden. Die Sandburg auf Rügen stellte mit einer Länge von 27,3 Kilometer einen neuen Weltrekord auf.
Thomas Scholl aus München erzeugte 1992 beim Jodeln 22 Töne in nur einer Sekunde.
Das durchsichtige Zeltdach aus Acrylglas des Olympiastadions in München hält seit über vierzig Jahren diesen Weltrekord.
Matthias Steiner und Almir Velagic stemmten auf dem »Ball des Sports« 2011 in Wiesbaden gemeinsam eine 333,3 Kilogramm schwere Tandemhantel.