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Examensarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Didaktik - Geschichte, Note: 1,0, Technische Universität Dresden (Institut für Geschichte ), Sprache: Deutsch, Abstract: Das Anliegen der folgenden Arbeit ist es, die Bedeutung von historischen Orten - wie dem des ehemaligen Konzentrationslagers Sachsenhausen bei Berlin - als außerschulische Lernorte darzustellen. Darüber hinaus soll der Wert eines Gedenkstättenbesuches als wichtiges Element historisch-politischer Bildung herausgearbeitet werden. Der erste Teil der Arbeit versucht demnach eine ausführliche theoretische Abhandlung über außerschulisches Lernen, historisches Lernen sowie über Gedenkstätten und deren Pädagogik zu bieten. Es gilt zum einen Begriffe wie außerschulische Lernorte, historische Lernorte und den der Gedenkstätten zu definieren sowie zu klären und zum anderen auf das methodische Vorgehen und Besonderheiten im Umgang mit diesen einzugehen. Auf diese Weise soll es gelingen die Notwendigkeit des außerschulischen Lernens zu verdeutlichen und im besten Fall dazu zu motivieren einen außerschulischen Lernort wie die Gedenkstätte Sachsenhausen aufzusuchen. Im zweiten Teil der vorliegenden Arbeit soll die Gedenkstätte Sachsenhausen in Oranienburg näher betrachtet werden. Vorausgehen wird eine Darstellung zur Geschichte des Konzentrationslagers. Im Folgenden soll ein umfassender Überblick über die pädagogische Arbeit in der Gedenkstätte Sachsenhausen gegeben werden, wobei vor allem auf die derzeitigen Arbeitsmittel und Angebote eingegangen werden soll. Gerade weil es gegenwärtig keine aktuelle Übersicht über die Angebote für Schulen gibt, sollen die zusammengetragenen Informationen als Hilfestellung bzw. Orientierung für interessierte Lehrer dienen. Darüber hinaus versucht die Arbeit eine Fülle von Hinweisen, Anregungen und Tipps für die inhaltliche und organisatorische Vorbereitung eines Gedenkstättenbesuches in Sachsenhausen zur Verfügung zu stellen. Das Aufzeichnen von durchgeführten Projekten der Gedenkstätte Sachsenhausen soll die Arbeit abrunden. [...]
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Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Außerschulische Lernorte
2.1 Einführende Bemerkungen
2.2 Begriffliche Hinweise
2.3 Zur Notwendigkeit des außerschulischen Lernens
2.4 Der methodische Dreischritt des außerschulischen Lernens
2.4.1 Die Vorbereitung
2.4.2 Die Durchführung
2.5 Kontaktformen mit außerschulischen Lernorten
2.5.1 EinmaligerBesuch
2.5.2 Erkundung
2.5.3 Projektarbeit oder Exkursion
2.6 Anmerkungen zur Lehrerrolle
2.7 Anmerkungen zur Sozialform
2.8 Anmerkungen zur Bewertung
2.9 Einsatz im Unterricht der Sekundarstufe I
2.9.1 Möglichkeiten
2.9.2 Ziele
2.9.3 Vorgehensweise
2.9.4 Lehrplanbezug
2.10 Vor- und Nachteile des Außerschulischen Lernens
3. Historische Lernorte
3.1 Begriffsbestimmung
3.2 Allgemeine Erläuterungen
3.3 Das Potential historischer Lernorte
3.4 Ziele des Besuches historischer Lernorte
3.5 Zur Typologie historischer Lernorte
3.5.1 Idealtypus „Erkundung"
3.5.2 Idealtypus „Rekonstruktion"
3.5.2 Idealtypus „Deutung"
4. Gedenkstätten als außerschulische Lernorte
4.1 Definition Gedenkstätten
4.2 Gedenkstätten als Lernorte
4.3 Der Umgang mit dem Nationalsozialismus seit 1945 und die Entstehung von Gedenkstätten
4.4 Erziehung nach Auschwitz und die Forderungen an die Gedenkstättenarbeit
4.5 Ziele und Aufgaben der Gedenkstätten und derer Pädagogik
4.6 Allgemeine Hinweise für Gedenkstättenbesuche
4.6.1 Vorbereitung
4.6.2 Aufenthalt
4.6.3 Nachbereitung
4.7 Methoden der Gedenkstättenpädagogik
4.8 Grenzen der Gedenkstättenpädagogik
5. Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen
5.1 Zur Geschichte des Konzentrationslagers
5.1.1 KZOranienburg 1933-1934
5.1.2 KZ Sachsenhausen 1936-1945
5.1.3 Sowjetische Speziallager Sachsenhausen 1945-1950
5.2 Zur Entwicklung der Gedenkstätte
5.2.1 Nationale Mahn- und Gedenkstätte Sachsenhausen 1961-1990
5.2.2 Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen seit 1993
5.2.3 Internationale Jugendbegegnungsstätte Sachsenhausen seit 2006
5.3 Vorstellungen der Gedenkstätte Sachsenhausen und der IJBS über Projektarbeit
5.3.1 Grundlegende Erläuterungen
5.3.2 Vorbereitungsphase
5.3.3In der Gedenkstätte
5.3.4 Nachbereitung
5.3.5 Lernen am historischen Ort
5.3.6 Forschend-entdeckendes Lernen
5.3.7 Ausblick: Neue Zugänge finden und erproben
5.4 Pädagogische Angebote der Gedenkstätte Sachsenhausen
5.4.1 Führungen
5.4.2 Projekte
5.4.3 Workcamps
5.5 Arbeitsmittel der Gedenkstätte Sachsenhausen
5.5.1 Ständige Ausstellungen und Sonderausstellungen
5.5.2 Rundgang
5.5.3 Filme und Kinos
5.5.4 Die CD-Rom „Gegen das Vergessen" und die Lernzentren
5.5.5 „Museumskoffer Jüdische Häftlinge im Konzentrationslager Sachsenhausen"
6. Durchgeführte Projekte der Gedenkstätte Sachsenhausen und der Internationalen Jugendbegegnungsstätte „Haus Szczypiorski"
6.1 Das Projekt „kunst - raum - erinnerung"
6.1.1 Leitziele des Projektes
6.1.2 Plastischer Workshop „Denk Mal"
6.1.3 Fotoworkshop „Sachsenhausen im Blick"
6.1.4 Comicworkshop „Unterm Strich"
6.1.5 Schlussbemerkungen zum Modellprojekt „kunst - raum - erinnerung"
6.2 Weitere Projekte
6.2.1 Begegnungs- und Filmprojekt „Janusz Galaj"
6.2.2 Szenische „Lesung zum 9. November"
6.2.3 Projekt „Lernen und Arbeiten im ehemaligen KZ Sachsenhausen"
7. Schlussbetrachtungen
8. Literaturverzeichnis
Das Anliegen der folgenden Arbeit ist es, die Bedeutung von historischen Orten - wie dem des ehemaligen Konzentrationslagers Sachsenhausen bei Berlin - als außerschulische Lernorte darzustellen. Darüber hinaus soll der Wert eines Gedenkstättenbesuches als wichtiges Element historisch-politischer Bildung herausgearbeitet werden.
Der erste Teil der Arbeit versucht demnach eine ausführliche theoretische Abhandlung über außerschulisches Lernen, historisches Lernen sowie über Gedenkstätten und deren Pädagogik zu bieten. Es gilt zum einen Begriffe wie außerschulische Lernorte, historische Lernorte und den der Gedenkstätten zu definieren sowie zu klären und zum anderen auf das methodische Vorgehen und Besonderheiten im Umgang mit diesen einzugehen. Auf diese Weise soll es gelingen die Notwendigkeit des außerschulischen Lernens zu verdeutlichen und im besten Fall dazu zu motivieren einen außerschulischen Lernort wie die Gedenkstätte Sachsenhausen aufzusuchen. Im zweiten Teil der vorliegenden Arbeit soll die Gedenkstätte Sachsenhausen in Oranienburg näher betrachtet werden. Vorausgehen wird eine Darstellung zur Geschichte des Konzentrationslagers. Im Folgenden soll ein umfassender Überblick über die pädagogische Arbeit in der Gedenkstätte Sachsenhausen gegeben werden, wobei vor allem auf die derzeitigen Arbeitsmittel und Angebote eingegangen werden soll. Gerade weil es gegenwärtig keine aktuelle Übersicht über die Angebote für Schulen gibt, sollen die zusammengetragenen Informationen als Hilfestellung bzw. Orientierung für interessierte Lehrer dienen.[1] Darüber hinaus versucht die Arbeit eine Fülle von Hinweisen, Anregungen und Tipps für die inhaltliche und organisatorische Vorbereitung eines Gedenkstättenbesuches in Sachsenhausen zur Verfügung zu stellen. Das Aufzeichnen von durchgeführten Projekten der Gedenkstätte Sachsenhausen soll die Arbeit abrunden.
Die Forderung nach dem Verlassen des Klassenzimmers besitzt eine lange Tradition. Bereits im 17. und 18. Jahrhundert kam die Idee der Vermittlung an Originalgegenständen auf und manifestierte sich im Realienunterricht oder der Anschauungspädagogik. Auch Persönlichkeiten wie Rousseau waren der Meinung, dass die Realbegegnung und die Anschauung das Fundament des Unterrichts und Lehrens sei. Anfang des 20. Jahrhunderts verwiesen schließlich auch namenhafte Reformpädagogen wie Montessori oder Hahn auf die Notwendigkeit der außerschulischen Unterrichtsgestaltung.[2] In den Lernorten außerhalb des Klassenzimmers sahen die Reformpädagogen eine Chance, das Interesse der Schüler zu wecken und gemeinsame Erlebnisse zu ermöglichen.[3] Erlebnis, Selbsttätigkeit, bewusstes Sehen, Hören, die Liebe zur Heimat und die körperliche Ertüchtigung sprachen für sie ebenso für das Verlassen des Klassenzimmers.[4]
Gerade in der heutigen Zeit, wo Medien oftmals Realbegegnungen ersetzen, rückt die Forderung nach Realitäts- und Praxisbezug wieder in den Vordergrund. Neben dem offenen Unterricht oder dem handlungsorientierten Unterricht bietet vor allem die wesentlich aktuellere Form der Didaktik des außerschulischen Lernens, Möglichkeiten dieser Forderung nachzukommen. Beim außerschulischen Lernen handelt es sich nämlich um einen Unterricht mit lebenspraktischen und lebensbedeutenen Bezügen, ausgelöst durch die handelnde Auseinandersetzung mit einer Thematik. Vor allem die handelnde Auseinandersetzung macht das außerschulische Lernen noch auf eine ganz andere Weise für die pädagogische Betrachtung interessant. In den vergangenen Jahren hat sich der Bildungsbegriff einer Wandlung unterzogen. Heute ist er durch die Berücksichtigung vielfaltiger Kompetenzbereiche geprägt. Die einseitige Betonung kognitiver Wissensbereiche wurde somit zugunsten methodischer Kernkompetenzen zurückgedrängt.[5] Vor allem die Handlungskompetenz, welche jeder Schüler bis zum Ende seiner Schulzeit erreicht haben soll, ist zu einem Schlüsselbegriff der Pädagogik geworden, denn durch den Erwerb dieser Kompetenz „wird der Lernende dazu befähigt, sich durchdacht, selbstständig, sozial, sach- und fachgerecht im Geflecht gesellschaftlicher Interessen zu verhalten."[6] Da eben das außerschulische Lernen den Erwerb der Handlungskompetenz fördert, rückt diese Art des Lernens gegenwärtig in den Vordergrund. Zudem begünstigt das Aufsuchen außerschulischer Lernorte auch die Sozialkompetenz der Schüler. Nicht immer bietet der reguläre Unterricht den passenden Rahmen zur Entfaltung eines ausgewogenen Sozialverhaltens. Gerade außerschulisches Lernen kann dazu beitragen, dass die Schüler lernen gemeinsam miteinander umzugehen, den eigenen Standpunkt zu verteidigen aber auch andere Meinungen zu akzeptieren. Erfolge zeigen sich bereits in der Grundschule.[7]
Grundsätzlich ist festzustellen, dass sich der Begriff des außerschulischen Lernens kaum einheitlich definieren lässt. Es herrscht eine regelrechte Begriffs- und Definitionsvielfalt vor. Zahlreiche Schlagworte und Gegenstandsbestimmungen treten unter dem Begriff des außerschulischen Lernens in Erscheinung, die letztlich alle versuchen das gleiche für sich zu beanspruchen. Im Allgemeinen wird davon ausgegangen, dass außerschulisches Lernen alle bildenden Aktivitäten außerhalb der Schule beinhaltet. Somit sind im engeren Sinne alle Unterrichtsstunden eingeschlossen, die außerhalb des Klassenzimmers stattfinden. Zu beachten ist jedoch, dass dieses Lernen von dem im häuslichen Bereich abzugrenzen ist.[8]Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass außerschulisches Lernen immer dann stattfindet, „wenn sich Schüler außerhalb des Schulgeländes oder außerhalb des schulischen Rahmens mit einem originalen Lerngegenstand unter gezielter pädagogischer Anleitung auseinandersetzen."[9]
„Außerschulisches Lernen beschreibt die originale Begegnung im Unterricht außerhalb des Klassenzimmer. An außerschulischen Lernorten findet die unmittelbare Auseinandersetzung des Lernenden mit seiner räumlichen Umgebung statt. Die Möglichkeit einer aktiven (Mit-)Gestaltung sowie die Möglichkeit zur selbstständigen Wahrnehmung mehrperspektivischer Bildungsinhalte durch die Lerngruppe sind zentrale Merkmale des außerschulischen Lernens."[10]
Dass eine regelrechte Begriffs- und Definitionsvielfalt bezüglich des außerschulischen Lernens vorherrscht, soll die Hinzunahme von Ackermanns Ausführungen verdeutlichen. Hier heißt außerschulisches Lernen, „daß bestimmte Inhalte und Probleme außerhalb des Klassenzimmers an der Stelle bearbeitet werden, wo sie direkt gesehen, studiert, unterrichtet werden können."[11]Darüber hinaus sind Begriffe wie Realbegegnung, Erkundung und originale Begegnung dafür zutreffend. In höheren Schulstufen gehören zu dieser Organisationsform auch Klassen- und Studienfahrten, Exkursionen sowie Schullandheimaufenthalte und Betriebspraktika. Trotz der angedeuteten Vielfalt, beinhalten die unterschiedlichen Begriffe allesamt dieselben didaktischmethodischen Intentionen - das Verlassen der Schule, die direkte Begegnung und gezielte Auseinandersetzung mit Gegenständen, Personen oder Problemen, wie auch das Lernen und Zusammenleben in der Gruppe außerhalb der Schule.[12] Abschließend kann man sagen, dass „das Suchen und Aufsuchen von Lernorten außerhalb des Klassenzimmers [...] ein Weg der Schule [ist], die Lern- und Erfahrungsmöglichkeiten der Kinder zu erweitern und so die Lerndefizite in einer veränderten Umwelt zu vermindern."[13]
Um zu verstehen, warum es in der heutigen Zeit so wichtig ist, außerschulische Lernorte in den Unterricht einzubeziehen, wird im Folgenden auf die veränderte Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen eingegangen.
In den letzten Jahrzehnten hat sich ein tiefgreifender Wandel der Bedingungen des Aufwachsens von Kindern sowie Jugendlichen vollzogen. Erfahrungsreiche Spielgebiete und die Freiheit von der Kontrolle der Eltern sind weitestgehend verschwunden. So ist auch die Großfamilie der Kleinfamilie gewichen. Mit der Folge, dass sich die reichhaltigen Erfahrungsmöglichkeiten, welche sich keineswegs nur auf soziale Aspekte beschränken, erheblich reduziert haben.[14]Diesem „Verlust von anregender sinnlich-unmittelbarer Erfahrung im tätigen Umgang mit Dingen und Menschen"[15] steht aber auch eine durchaus positive Entwicklung gegenüber. So ist eine Intensivierung der Eltern-Kind-Beziehung, die Zunahme an Empathie und die Berücksichtigung der kindlichen Bedürfnisse zu verzeichnen. Eher negativ ist hingegen der Wandel der Lebensbedingungen im Bereich der Urbanisierung zu bewerten. So hat sich die natürliche und bauliche Umwelt der Kinder ungemein verändert. Beispielsweise hat die Straße ihren Charakter an Öffentlichkeit im Großen und Ganzen verloren, was wiederum bedeutet, dass sie als Spielraum für die Kinder ebenfalls verloren ist. Hinzu kommt die Monotonie moderner Siedlungsformen, die ein wenig stimulierendes Anregungspotential enthalten. Im Vergleich dazu, hat jedoch das Kinderzimmer in der Gegenwart an Bedeutung gewonnen.[16] In diesem Zusammenhang muss man wirklich feststellen, dass „sich die Handlungsmöglichkeiten der Kinder auf für sie ausgegrenzte, pädagogische Spezialräume"[17] verlagern. Neben dem kindgerecht ausgestatteten Kinderzimmer, gehören hierzu Spielplätze, Kindergärten und Sportanlagen. Dieser Aspekt deutet zugleich eine weitere Veränderung in der Lebenswelt der Kinder an, denn auch das Raumerleben dieser hat sich gänzlich umstrukturiert. Gudjons verweist auf das Entstehen mehrerer „Inseln", die den Alltag der Kinder kennzeichnen. So kristallisieren sich unter anderem die „Wohninsel", die „Kindergarteninsel" und später die „Schulinsel" heraus. Problematisch ist in diesem Kontext das Verschwinden der Zwischenräume. Ein weiterer tiefgreifender Einschnitt in die Lebenswelt der Kinder wird durch das Fernsehen und die elektronischen Medien verursacht mit welchen sie tagtäglich in Kontakt kommen. Die elektronische Welt ist gekennzeichnet von künstlichen Strukturen, die keine unmittelbare Realität darstellen. Stattdessen handelt es sich lediglich um Abbilder einer konstruierten oder vorhandenen Welt.[18] Genau hier liegt das Problem. „Nicht die Erfahrung erzeugt Bilder und Erinnerungen in ihnen, mit denen ihre Phantasie dann weiterarbeiten kann, sondern eine schier unendliche Fülle von flüchtigen Bildern puzzelt in sie hinein und erzeugt eine Vorstellung davon, wie die Welt sei, wie Menschen miteinander umgehen usw."[19]
Eben diese geschilderten Veränderungen in den Lebensumständen der Kinder führen auch dazu, dass sich das Verhalten der Schüler deutlich ändert. Oftmals zeigt sich dies in Form von Konzentrationsschwäche, stärkerer Ich-Bezogenheit, höherer Leistungsorientierung und differenten Voraussetzungen und Verhaltensweisen für den Schulunterricht. Hinzu kommt, dass die meisten Jugendlichen überhaupt nicht gern in die Schule gehen, weil diese scheinbar weniger interessant ist als die Auswahl an Freizeitaktivitäten. Abgesehen von dem veränderten Verhalten und dem Desinteresse für die Schule, wird auch die Qualität der Primärerfahrungen sowie die Möglichkeiten für deren Erwerb durch die Umstrukturierung der Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen verändert oder sogar negativ beeinflusst. Um so wichtiger ist es, dass die Schule weiterhin ihrer Aufgabe, die Lebenswirklichkeit der Schüler zu durchdringen, gerecht wird. Hier liegt das Potential des außerschulischen Lernens. Gerade für Schüler die ungern die Schule besuchen bietet das Aufsuchen außerschulischer Lernorte eine angenehme Abwechslung zum Schulalltag, weil der Unterrichtsinhalt nicht nur in der Theorie, sondern in theoriebegleiteter Praxis vermittelt wird. Trotz dieser Vorzüge sollte berücksichtigt werden, dass allein die Nutzung von außerschulischen Lernorten, nicht automatisch Interesse oder Motivation hervorruft. Ein Eigeninteresse des Lernenden sollte gegeben sein. Ausgehend davon sollte den Schülern die Möglichkeit geboten werden, den Lernprozess relativ eigenständig zu gestalten. Gelingt dies, kann das Aufsuchen von außerschulischen Lernorten erheblich dazu beitragen die Lern- und Erfahrungsmöglichkeiten der Schüler wieder herzustellen und fortdauernd zu erweitern.[20]