1,99 €
Nina, eine Steuerfahnderin aus Leidenschaft und aus der Provinz, wird mit einer Erbschaft aus der eigenen Familie konfrontiert. Schlimm genug. Ihr Onkel, der in Zimbabwe lebte, war verstorben, dazu schwebte der Geist des Familienhaustieres Cristóbal über der ganzen leidigen Angelegenheit. Nina reist zu Weihnachten nach Harare, stellt fest, dass ihr Onkel weder tot ist, noch die Galapagos-Schildkröte Cristóbal zu vererben ist. Ihr Onkel sitzt samt der, von Martin Bitterer, 1830, von dem Galapagos Archipel mitgebrachten Schildkröte, in der Todeszelle. Der Vorwurf lautet auf Sodomie, weil angeblich ihr Onkel oder die Schildkröte, nach einer organisierten Menschenjagd der Anhänger Mugabes, als homosexuelle Beute ausgemacht wurden. Auf dem Weg zu einem Besuch in der Todeszelle bei ihrem Onkel, lernt Nina den Hass und die Intoleranz, die Bitterkeit des Scheiterns der rhodesischen Revolution kennen. Verzweifelt sucht sie nach ihrem Weihnachtswunder, ehe der Henker aus Malawi anreist und beide hinrichtet. Eine besondere Weihnachtsgeschichte, für die, die sich nicht wehren können, die keine Stimme in dieser Welt haben. Sie sind nicht vergessen, sondern in den Herzen aller Menschen.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Marinella Charlotte van ten Haarlen
Das Leben der Schildkröte
Cristóbal
Das Buch ist in deutscher Sprache bei
kasaan media publishers
erschienen.
ISBN: 978-3-96593-059-9
4. Ausgabe: November 2019
All Copyrights by Marinella Charlotte van ten Haarlen, 2013
-German Edition-
Dies ist ein Roman. Die geschilderten Ereignisse sind frei erfunden. Leider jedoch in diesem Fall nicht weit hergeholt.
Die geschichtlichen Ereignisse sind rein zufällig und entsprechen dem Storyboard dieses Buches. Diese haben sehr wenig oder nichts mit der Realität, schon überhaupt nicht mit lebenden oder verstorbenen Personen zu tun. Das wäre natürlich rein zufällig. Sie orientieren sich lediglich an den damaligen und geschichtlichen Gegebenheiten.
Für meine extrem geduldige Lektorin
Eine vage Erinnerung an Rhodesien, Weihnachten, irgendwo im Matabeleland, mit so viel Hoffnung auf Dr. Robert Mugabe und seine Ideen von Freiheit und Demokratie
Erinnerung auch an die Lieder Ramona von den Gaylords, 1954, und an Al Bowlly - Over the Rainbow, 1937
Wieder geht es um die Todesstrafe, diesmal im Reich des Dr. Robert Gabriel Mugabe, der sich, nebst einem seltsamen Bärtchen, ein krudes Weltbild entwickelte, das ihm erlaubte nunmehr homosexuelle Menschen für das Unglück seiner desaströsen Politik verantwortlich zu halten.
Es geht um ein Tier, das uns Menschen überlebt. Eine Schildkröte. Was für ein Leben, wenn man einen Panzer benötigt, um es zu meistern.
Das ist nicht weit von dem Leben derer entfernt, denen das Buch gilt.
Es ist eine Warnung an Dr. Robert Mugabe. Wir hören und sehen, was er tut.
‚Wegsehen, schweigen‘ mag die Tugend der Jasager und derer sein, die sich nicht mit den Problemen derer beschäftigen wollen, die unser aller Hilfe benötigen.
„Hätten wir mal etwas gemacht!“, der Satz kann nicht für die moderne Zivilisation gelten, sondern nur für die, die sich in den Mittelpunkt des Lebens stellen.
Nächstenliebe ist Zivilcourage.
Die allgemeine Menschenjagd in Simbabwe, einst die Kornkammer im südlichen Afrika, bleibt uns nicht verborgen. ZANU PF hat alle Ziele der Revolution verraten, letztlich blieb Ian Douglas Smith auf der Seite der Gerechten, weil seine Politik weitsichtig war, wenn man dem Despoten Mugabe bei seinem Handeln zusieht. Die Tage der Londoner Konferenz im Lancaster House, 1979, scheinen vergebens gewesen zu sein.
Dieses Buch fordert den Machthaber in Harare auf, seine Hasspredigten auf die Vielfalt der Menschen einzustellen.
Das Leben ist nicht gerecht, nur weil es Weihnachten ist. Weihnachten schildert den normalen Wahnsinn an einem Tag in Afrika. Es ist zufällig Weihnachten. Jedoch, Menschenrechte fallen an diesem Tag, wie an jedem anderen Tag, in Simbabwe aus.
In dem Regime des ehemaligen Hoffnungsträgers Robert Mugabe, der zum grausamen Diktator wurde und seine persönlichen, regelrecht geschrienen Hasstiraden für eine Ablenkung von eigentlichen innerstaatlichen Problemen nützt, fallen die Menschenrechte jeden Tag aus. Menschen, die ihm nicht genehm sind, werden, nach seinen reißerischen Worten und Taten, wie so wörtlich, als Schlachtvieh behandelt. Die Kolonialzeit hinterliess bei ihm ein besonderes Trauma, das er heute an denen auslebt, die er aussuchte. HIV hat nichts mit Homosexualität oder der Schuld von Homosexuellen an dem furchterregenden Virus zu tun. Das gleiche gilt für Transsexuelle. Homosexualität ist nicht eine Strafe unseres Herrgotts, sondern besondere Liebe, weil er diesen Menschen eine besondere Aufgabe stellt. Auch der Präsident Simbabwes kann seine soziologisch verständlichen, jedoch pathogenen Ängste weder mit Kultur noch mit Glauben rechtfertigen. Ihm gelingt es, verbal daraus Sodomie zu machen. Mugabe ist alt und er ist krank, bitter. Das sollten allerdings nicht die Minderheiten zu spüren bekommen, sondern gerade die, die den Schutz des Staates missbrauchen.
Im Gegenteil, Mugabe ist besonders verabscheuungswürdig und arbeitet mit den gleichen Mitteln wie seine einstigen Gegner. Noch größere Absurdität entsteht dadurch, dass Mugabe behauptet, Homosexualität sei ein folgenschwerer „Import“ aus dem Westen. In vielen Sprachen, selbst z.B. in Shona, gibt es ein Wort für Homosexualität. Deshalb kann Homosexualität kein Import aus dem Westen sein.
Die Sprache gibt es nun sehr viel länger als Dr. Mugabe all das Übel der Welt im Verwestlichen seiner Diktatur wähnt.
Es ist in diesem Zusammenhang häufig von unglaublichen, sogenannten korrigierenden Vergewaltigungen die Rede gewesen, die man überhaupt nicht glauben möchte, die aber nach menschlicher Jagd und Folter, Ausgrenzung und Diskriminierung an der Tagesordnung sein sollen.
Aber diese spezielle, nun folgende Geschichte fing an einem anderen Ort, zu einer anderen Zeit an. Viel früher, auch in unruhigen Jahren. Auch zu Weihnachten.
Weihnachten 2012
Die unverhoffte Rückkehr auf die Islas Encantadas
Schon der verschlungene Weg mit dem Motorboot zu der Hauptinsel des Galapagos-Archipels war eine Fahrt durch ein verwunschenes, von zarten nebligen Kronen über den hohen, spitzen Vulkangipfeln umgebenes Land. Die helle Gischt spritzte hoch, das Wasser schien salziger als überall anders auf der Welt. Durchwegs tauchten schroffe Felsen in der schmalen Fahrrinne auf. Für Nina war der Zauber des umliegenden Gebietes so offensichtlich, sie spürte Glück und Hoffnung. Exakt ein Jahr lagen die Ereignisse in Simbabwe zurück, die sie und Cristóbal, die Riesenschildkröte, auf das Schiff gebracht hatten. Nochmals drehte sie sich zu dem Reptil um. Ruhig sass Cristóbal auf den Planken. Er hatte nur wenig Salat gegessen.
Der Wind roch nach Salz, nach Öl und Diesel.
Gomez wollte auf der Insel Wasserproben entnehmen, das machte er jedes halbe Jahr, wie er ihr erzählt hatte. Der Kapitän war ein unangenehmer Typ, der mit dem Katamaran regelrecht durch die Brandung sprang. Er rauchte und machte in schlechtem Spanisch derbe Witze über seine Mitmenschen. Seine Zähne waren gelb und schwarz, kariös, und sein Gesichtsausdruck, wenn man von diesem sprechen konnte, haarig. Der Hispano erschien als ein Körper, gehüllt in einen grauen Bart. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Ein unberührter, vom Sonnenlicht durchfluteter Wald offenbarte sich in einiger Entfernung hinter dem schneeweißen Strand.
Hier war das Leben also genauso geblieben, wie es vor Jahrhunderttausenden, vor Jahrmillionen auf der Erde einst gewesen war.
Langsam driftete das Boot an dem riesigen Vulkanbrocken in der kleinen nierentischförmigen Bucht vorbei. Manchmal schrammte der hölzerne Kiel über das Vulkangestein, das Radio schepperte ein Lied von Al Bowlly aus den 1930ern. Cristóbal ertrug den Übelkeit erregenden Wellengang mit einer gleichförmigen Ruhe, die in Nina Unruhe verursachte. Natürlich erkannte er seine Heimat wieder und verhielt sich auch so. Was wusste eine Schildkröte, die sicherlich weit gereist war, über die Heimat, die sie vor mehr als fünf Generationen verlassen hatte?
Ninas Haare wehten im Wind, manches Mal verschwand der Bug im Nebel, um dann wieder in strahlender Sonne aufzutauchen.
Langsam setzte der Kran Cristóbal auf den Boden. Das Gefühl in der Luft behagte ihm nicht. Er fauchte leise, atmete schnell. Nina umarmte ihn, langsam bewegte die Schildkröte ihre Beine über die Hand von Nina, die der Sonne entgegenblinzelte. Dann streckte dieses riesige Tier nochmals zum Abschied die Zunge heraus. So tat es Cristóbal immer, wenn er glücklich war. Er kroch auf dem Boden und wusste, er war zuhause. Dort, wo er damals, vor mehr als 180 Jahren, mitgenommen worden war.
Dann marschierte er los, ganz gemächlich schritt Cristóbal voran.
„Ein Wunder geschieht gerade, nach all der Zeit!“, wischte sich Nina die Tränen aus den Augen, der Wind frischte auf und das Boot trieb im hohen Wellengang ein wenig ab.