Das letzte Gericht - Richard Fasten - E-Book

Das letzte Gericht E-Book

Richard Fasten

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Beschreibung

Womit versüßte sich James Dean den Nachmittag, bevor ihn sein Sportwagen aus der Kurve trug? Welche Pastaspezialität bestellte sich Udo Jürgens am Abend vor seinem Tod? Was ließ sich Ernest Hemingway in der Pfanne brutzeln, ehe er sich das Leben nahm?Richard Fasten berichtet in diesem Buch von den finalen Stunden und Tagen berühmter Menschen und von ihren allerletzten Mahlzeiten. Ob Marilyn Monroe oder Whitney Houston, John F. Kennedy oder Dirk Bach, Kaiserin "Sisi" oder Kleopatra – ihre lukullischen Vorlieben verraten oft mehr über den Charakter der Prominenten,als sie selbst der Öffentlichkeit preisgeben wollten.Passende Rezepte regen an, sich selbst mal wieder an den Herd zu stellen – es muss ja nicht das letzte Ma(h)l sein …

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Sammlungen



Richard Fasten

Das letzte Gericht

Was berühmte Menschen zum Schluss verspeist haben

– Mit Rezepten von Andreas Staack –

Haftungsausschluss

Verlag und Autor übernehmen keine Gewähr für das Gelingen der im Buch abgedruckten Rezepte. Die Gerichte mögen lediglich als Anregung für eigene »Henkersmahlzeiten« dienen. Einige sind ausdrücklich nicht zur Nachahmung empfohlen, so etwa der Digestif »Smells Like Teen Spirit« oder das Trinkgelage »The Pub«. Auch die Zubereitung eines Hirschbratens über dem offenen Feuer verlangt große Erfahrung und ist eigentlich nur noch von echten Naturmenschen zu bewältigen.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte vorbehalten.

Dieses Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen, Verfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung auf DVDs, CD-ROMs, CDs, Videos, in weiteren elektronischen Systemen sowie für Internet-Plattformen.

ebook im be.bra verlag, 2019

© der Originalausgabe:

edition q im be.bra verlag GmbH

Berlin-Brandenburg, 2019

KulturBrauerei Haus 2

Schönhauser Allee 37, 10435 Berlin

[email protected]

Lektorat: Katrin Endres, Berlin

Umschlaggestaltung: Manja Hellpap, Berlin

ISBN 978-3-8393-2140-9 (epub)

ISBN 978-3-86124-731-9 (print)

www.bebraverlag.de

Inhalt

Vorwort

FRÜHSTÜCK

Maria Callas (Kaffee und Croissant)

Jesse James (Biskuits, Rührei mit Kalbshirn, Hafergrütze)

John F. Kennedy (Toast mit Marmelade, Butter, Schinken, weich gekochte Eier)

Franklin D. Roosevelt (Haferschleim)

Gianni Versace (Spiegelei, Toast, Speck, Kaffee)

FÜR DEN KLEINEN HUNGER

Andreas Baader (Hartgekochte Eier)

John Belushi (Linsensuppe)

Marlene Dietrich (Hühnersuppe)

Elisabeth »Sisi« von Österreich-Ungarn (Milch und Kalbfleischsaft)

»Mama Cass« Elliot (Schinkensandwich)

Che Guevara (Erdnusssuppe)

Jimi Hendrix (Thunfischsandwich)

Heinrich von Kleist (Heiße Bouillon)

John Lennon (Corned-Beef-Sandwich)

Molière (Rinderbrühe)

Marilyn Monroe (Hackfleischbällchen, Gefüllte Champignons und Guacamole)

Prince (Fischcremesuppe)

Frank Sinatra (Gegrilltes Käsesandwich)

HAUPTSPEISEN

Dirk Bach (Rinderfilet mit Pommes frites und Brokkoli)

Francis Bacon (Gebratenes Hähnchen)

Nicole Brown Simpson (Rigatoni mit Spinat-Champignon-Soße und Schokoladeneis)

Buddha (Wildschweineintopf)

John Candy (Spaghetti mit Tomatensoße)

Rudi Dutschke (Weihnachtsgans)

James Gandolfini (Entenstopfleber mit Großgarnelen)

Ernest Hemingway (New York Strip Steak)

Whitney Houston (Burger, Truthahnsandwich, Pommes, Jalapeños)

Michael Hutchence (Chicken Curry)

Udo Jürgens (Pasta mit Steinpilzsoße)

Martin Luther King (Frittiertes Hühnchen)

Peter Kürten (Schnitzel mit Bratkartoffeln)

Lady Diana (Rührei und Seezunge)

Franz Josef Strauß (Brathendl und Dampfnudeln)

Natalie Wood (Fischplatte)

FÜR GESUNDHEITSBEWUSSTE

Falco (Salat mit Putenbrust und Gesundheitsmüsli)

Mahatma Gandhi (Gedünstetes Gemüse mit Aloe-Butter)

Michael Jackson (Spinatsalat mit Hühnerbrust)

Freddie Mercury (Mangoplatte)

Elizabeth Taylor (Hühnerbrust mit Pilzen und Avocadomus)

MENÜS

Alexander VI. (Forellenschnitten, Krebspastetchen, Wildfasanbraten, Schnittlauch-Rahmsalat, Ananas auf Johannisbeermus)

Kleopatra (Gegrillter Fisch, Gegrillter Fasan, Zucchinigemüse mit Datteln und Pinienkernen, Weintraubentorte)

Ludwig II. (Hechtenkraut und Rehschnitzel)

Joe Masseria (Antipasti, Linguine in Marinarasoße, Spaghetti alla Milanese, Hummer, Viallini)

François Mitterrand (Gänseleberpastete, Ortolane)

Rudolph Moshammer (Rigatoni, Steinbutt)

Ötzi (Getreidekörnermus, Hirschbraten, Waldbeeren)

SÜßSPEISEN

James Dean (Apfelkuchen)

Katharine Hepburn (Schokoladenbrownies)

Liberace (Grießbrei)

Marie Antoinette (Mignonette, Heiße Schokolade)

Rosemarie Nitribitt (Milchreis mit Zucker und Zimt)

Elvis Presley (Vanilleeis und Schokoladenkekse)

Grigori Rasputin (Schokoladentörtchen)

Maria Stuart (Schottisches Haferbrot)

DIGESTIFS

Kurt Cobain (Bier und Zigaretten)

Johann Wolfgang von Goethe (Ein Glas Madeira)

William Holden (Bier und Wodka)

Janis Joplin (Screwdriver)

Oliver Reed (Bier, Rum, Whisky)

DER AUTOR / DER KOCH

Vorwort

Man ist, was man isst, behauptet ein geläufiges Sprichwort. Aber stimmt das wirklich? Lässt auch die letzte Mahlzeit, die ein Mensch vor seinem Ableben zu sich genommen hat, Rückschlüsse auf seine Lebensweise oder seinen Charakter zu? Das vorliegende Buch geht dieser Frage nach: Sechzig Prominente und ihre letzten Gerichte. Was aß Lady Diana, bevor ihr Leben bei einem Unfall in einem Pariser Straßentunnel endete? Welches Gericht ließ sich Rudolph Moshammer zubereiten, ehe er ermordet wurde? Welche Henkersmahlzeiten wünschten sich Maria Stuart und Marie Antoinette?

Den meisten Prominenten war allerdings keine »klassische« Henkersmahlzeit vergönnt. Das Ende ihrer Tage kam plötzlich und unerwartet. Deshalb verraten gerade die letzten lukullischen Genüsse ihres Lebens oftmals mehr über die Porträtierten, als sie selbst der Öffentlichkeit freiwillig preisgegeben hätten. Der Tod ist ein verlässlicher Berichterstatter.

Darf man darüber ein Buch machen, mag sich mancher fragen? Ich denke ja. Gerade weil man in unserer Gesellschaft immer noch ungern über das Thema Tod und Sterben spricht, vermitteln die folgenden Geschichten einen konkret-sinnlichen Zugang zu dieser definitiv letzten Lebensphase. Die Unsicherheit im Angesicht des Endes zeigt sich auch bei jenen Prominenten, die von ihrem nahenden Ende wussten, und mit diesem Wissen höchst unterschiedlich umgingen. Den einen verhagelte die düstere Aussicht auf ihr irdisches Ende vollkommen den Appetit, die anderen schöpften noch einmal aus dem Vollen und verwöhnten ihre Gaumen mit den erlesensten Genüssen und Aromen. Ganz so, wie man es von ihnen erwartet hätte. Oder eben gerade nicht. Manchmal wandelten sich lebenslange Asketen in ihrer letzten Stunde zu schlemmenden Leckermäulern. Und manchmal brachten erwiesene Gourmets im Angesicht des wartenden Sensenmanns nicht mehr als ein Glas Wasser hinunter.

Die Informationen über die letzten Stunden und Mahlzeiten der porträtierten Prominenten entstammen unzähligen Biografien, Augenzeugenberichten, Zeitungsartikeln und Obduktionsberichten. Auch das Internet hat als Informationsquelle bei der Recherche hilfreiche Dienste geleistet. Besonders gedankt sei an dieser Stelle dem Küchenchef des Restaurants AS am See in Bad Saarow, Andreas Staack, der alle in diesem Buch aufgeführten Rezepte auf ihre ›Verträglichkeit‹, ja ihren Genussfaktor hin geprüft hat.

Berlin, im September 2019

Richard Fasten

FRÜHSTÜCK

Große Diva, kleiner Teller

Maria Callas (1923–1977)

Am 11. November 1974 absolviert Maria Callas gemeinsam mit ihrem Teilzeit-Geliebten Giuseppe di Stefano ihren letzten Bühnenauftritt im japanischen Sapporo. Das Konzert ist – wie die gesamte zuvor verlaufene Tournee – ein künstlerisches Debakel. Der gealterte Tenor di Stefano singt nicht, sondern kann nur noch brüllen. Und Callas’ Jahrhundertstimme ist nicht mehr als ein dünnes Rinnsal, das am Ende jeder Arie tonlos im Sand versickert.

Das Publikum ist erbost und fordert sein Geld zurück. Auf dem künstlerischen Tiefpunkt ihrer Karriere erkennt Maria Callas schmerzhaft, dass sie gerade dabei ist, ihren eigenen Mythos zu zerstören. Als »Primadonna assoluta«, als erste und einzige Kunstheilige des 20. Jahrhunderts war sie einst gefeiert worden. Doch das ist lange her.

1941 gab die in New York als Tochter von griechischen Einwanderern geborene Sängerin ihr erstes Konzert vor deutschen Besatzern in Griechenland. Sechs Jahre später feierte sie ihren Durchbruch als Gioconda in Verona. Da wog sie 90 Kilo und trug Brillen mit Gläsern, die dick wie Flaschenböden waren. Ihre Kurzsichtigkeit korrigierte sie später mit Kontaktlinsen. Ihr Übergewicht bekam sie mit einer Radikaldiät in den Griff. Oder mit einem eingesetzten Bandwurm, über den in der Presse immer wieder spekuliert wurde. Als sie 1951 die Mailänder Scala-Saison eröffnete, war aus dem Bauerntrampel mit der dicken Brille ein rehhaftes Wesen geworden, das mit einem betörenden Stimmvolumen die Bühne in ihre Einzelteile zerlegte. Eine neue Opernkönigin war geboren, die dreizehn Jahre lang die Szene beherrschte und spätestens durch ihre Affäre mit dem griechischen Reeder-Krösus Aristoteles Onassis auch zum Society-Star aufstieg. Onassis lernte sie 1958 auf einem pompösen Ball in Venedig kennen. Der Milliardär war angetan von dem Glamour der gertenschlanken Primadonna. Er lud sie und ihren greisen Gatten und Mentor Giovanni Battista Meneghini auf seine Yacht Christina ein. Gemeinsam mit dem Ehepaar Churchill schipperte man durchs Mittelmeer. Während eines Sturms, der die illustre Reisegruppe spuckend in ihre Kojen warf, kamen sich der seetaugliche Reeder und die magenfeste Sängerin im Spielcasino der Yacht näher. Es folgte die Scheidung von Meneghini und Callas. Doch die von Onassis versprochene Hochzeit mit der Operndiva fand nicht statt. Dem eitlen Reeder gefiel es, sich im Ruhm ihres künstlerischen Erfolgs zu sonnen. Doch je mehr Zeit Maria Callas mit ihm in Spielcasinos und Nachtbars verbrachte, umso schlechter wurde ihre Stimme. An der Seite von Onassis begann ihr beruflicher Ruhm zu verblassen. Ihren nachlassenden Erfolg auf der Bühne nahm Onassis zum Anlass, sie öffentlich zu demütigen. Eine von ihr ersehnte und erhoffte Schwangerschaft zwang er in patriarchalischer Weise zum Abbruch. Wenig später wandte er sich einer anderen weiblichen Stilikone der 1960er Jahre zu. Er lud John F. Kennedys Witwe Jacqueline auf seine Yacht ein und hoffte auf schweren Seegang. Als er Jacqueline heiratete, verfiel Maria Callas in eine schwere Depression. Sie schluckte eine Überdosis Schlaftabletten und landete im amerikanischen Krankenhaus ihrer Wahlheimat Paris. Danach war nichts mehr wie zuvor. Die alten Freunde hatten sich seit der Affäre mit Onassis von ihr abgewendet. Die neuen Freunde waren mit Onassis gegangen.

Die Diva hoffte auf einen beruflichen wie privaten Neuanfang. Sie sang in Opern, die der berühmte Filmregisseur Luchino Visconti inszenierte. Ihre Stimme war bereits dünn und brüchig. Aber sie mühte sich. Sie wollte Visconti gefallen. Er gefiel ihr. Sie konnte sich etwas vorstellen. Jeder außer ihr wusste, dass sie sich lächerlich machte. Visconti konnte sich nichts mit ihr vorstellen. Er folgte den Tenören in die Garderobe.

1970 versuchte sich Maria Callas als Filmschauspielerin in Pier Paolo Pasolinis Zelluloidstreifen Medea. Doch das Projekt fiel bei Kritikern und Publikum durch. Als Letztes verfiel die einst so gefeierte Sängerin auf die Comeback-Tournee mit ihrem Teilzeit-Geliebten Giuseppe di Stefano.

Als auch dieser Versuch mit dem letzten Paukenschlag in Sapporo scheitert, zieht sich Maria Callas ganz in ihren goldenen Käfig in der Pariser Avenue George Mandel 32 zurück. Sie nimmt sich das Versprechen ab, nie wieder öffentlich auf einer Bühne aufzutreten und gibt di Stefano den Laufpass. Geliebt hatte sie ihn ohnehin nicht. Geliebt hatte sie nur Onassis. Als der Reeder 1975 stirbt, kommentiert sie die Nachricht mit den Worten: »Jetzt bin ich Witwe.«

Maria Callas ist erst fünfzig Jahre alt und doch eine alte Frau. Ihr Leben findet nur noch in ihrer Pariser Wohnung statt, die mit viel goldenem Kitsch und Nippes ausstaffiert ist. Viele Menschen gibt es nicht mehr, die den Weg zu ihr finden. Ihre beste Vertraute ist Haushälterin Bruna Lupoli, die sie seit 1954 umsorgt. Manchmal kommt Marlene Dietrich vorbei, um ihr eine gute deutsche Rinderbrühe zu kochen. Doch Appetit hat Maria Callas ohnehin selten. Dafür sorgt das harntreibende Schlankheitsmittel Diuretika, das sie durch Onassis’ Tochter Christina kennengelernt hat. Callas braucht die tägliche Dosis. Obwohl sie nicht mehr auf den großen Bühnen auftreten will und ihr Name längst aus den Schlagzeilen der Presse verschwunden ist, will sie nie mehr der dicke Bauerntrampel von früher sein. Dass das Schlankheitsmittel schwere Herzprobleme verursachen kann, weiß sie nicht, oder sie ignoriert es.

Am 16. September 1977 wird ihr die Ignoranz vor den Gefahren ihres Schlankheitswahns zum Verhängnis. Nach dem Aufstehen fühlt sich die 53-Jährige müde. Sie trinkt eine Tasse Kaffee und isst ein Croissant. Danach legt sie sich wieder ins Bett – und steht nie wieder auf. Der von Bruna Lupoli gerufene Notarzt kann nur noch ihren Tod aufgrund eines Herzinfarkts feststellen.

Maria Callas stirbt einsam und vergessen. Zum verehrten Mythos wird sie erst nach ihrem Tod. Im Jahr 1988 stirbt Aristoteles Onassis’ Tochter Christina mit nur 38 Jahren ebenfalls an einem Herzinfarkt.

Frühstück »Primadonna assoluta«

Kaffee, Croissant

Kaffee kochen, in eine Tasse gießen und gemeinsam mit dem Croissant servieren.

Tödlicher Putzwahn nach dem Western-Frühstück

Jesse James (1847–1882)

Der 3. April 1882 ist ein sonniger Tag mit strahlend blauem Himmel. Gut gelaunt öffnet Zerelda James die blauen Fensterläden des weißen Holzhauses in Saint Joseph, Missouri. Seit sie mit ihrem Mann Jesse im Dezember des vergangenen Jahres in dem kleinen Kaff untergeschlüpft ist, fühlt sie sich sicherer. Jesse hat angekündigt, seine gefährliche Banditenkarriere demnächst zu beenden und ein ehrbares Leben führen zu wollen. Als Mr. und Mrs. Thomas Howard besuchen Jesse und Zerelda regelmäßig den Gottesdienst in der Dorfkirche und haben sich damit den Respekt ihrer Nachbarn erworben. Doch die zahllosen Banküberfälle und Morde, die Jesse mit seinem Bruder Frank und den Younger-Brüdern in der Vergangenheit verübte, holen den 34 Jahre alten Revolverhelden am Morgen jenes 3. April wieder ein.

Jesse weiß zwar, dass sein Leben noch immer in Gefahr ist: Immerhin hat der Gouverneur von Missouri 10.000 Dollar auf seinen Kopf ausgesetzt. Doch im kleinbürgerlichen Alltag von Saint Joseph fühlt er sich geschützt vor seinen Verfolgern. Neben den unbedarften Nachbarn, denen er beim sonntäglichen Kirchgang begegnet, wissen nur die Brüder Bob und Charlie Ford von seinem Unterschlupf. Die beiden Brüder waren in den letzten Jahren gemeinsam mit Jesse raubend und mordend durch die amerikanischen Südstaaten gezogen. Bisweilen nächtigen Bob und Charlie sogar bei Jesse und Zerelda in deren kleinem Holzhaus. Die Ford-Brüder gehören zu den wenigen Menschen, denen Revolverheld Jesse noch blind vertraut.

Auch die Nacht vom 2. auf den 3. April 1882 haben Bob und Charlie bei ihrem Bandenchef verbracht, der in Teilen der Südstaaten das Image eines modernen Robin Hood genießt. Singend bereitet Zerelda das Frühstück für die drei Männer zu. Es gibt an diesem Morgen frisch gebackene Biskuits, Rührei mit Kalbshirn, Hafergrütze, Milch und Kaffee.

Nach dem Essen geht Jesse James ins Schlafzimmer, um etwas Staub von einem Bild zu entfernen, der ihm beim Aufstehen aufgefallen war. Er schnallt seinen Revolvergurt ab, legt ihn aufs Bett und steigt auf einen Stuhl. Er ist vollkommen ahnungslos, als auch die Ford-Brüder das Schlafzimmer betreten. Er kann nicht wissen, dass Bob und Charlie seit geraumer Zeit in Kontakt mit dem Gouverneur von Missouri, Thomas T. Crittenden, stehen. Beide sind heiß auf die 10.000 Dollar, die auf den Kopf des legendären Bandenchefs ausgesetzt sind. Bob Ford erkennt die günstige Gelegenheit als Erster. Er schleicht sich an Jesse von hinten heran, zieht seinen Revolver und schießt dem Hausherrn ohne Vorwarnung in den Hinterkopf. Jesse James ist sofort tot.

Wenig später stellen sich Bob und Charlie den Behörden und werden wegen Mordes zum Tod durch den Strang verurteilt. Doch Gouverneur Thomas T. Crittenden amnestiert die Brüder unverzüglich und zahlt ihnen einen Teil des Kopfgeldes aus. Glücklich werden die beiden mit dem Judaslohn allerdings nicht. Charlie Ford begeht im Mai 1884 Selbstmord, sein Bruder Bob wird wenig später in einem Saloon in Creede, Colorado, erschossen. Jesse James findet seine letzte Ruhestätte im Vorgarten seiner Mutter, die in seinen Grabstein die Worte einmeißeln lässt: »Ermordet von einem Feigling, dessen Name es nicht wert ist, erwähnt zu werden.«

Western-Frühstück »Jesse James«

500 g Mehl • 1 Päckchen Backpulver • 125 g Schweineschmalz • 900 ml Milch • Salz • 150 g Butter • 200 g Hafergrütze • 2 Eier • ½ Zwiebel • 2 Kalbshirnhälften (alternativ: Kalbsbries) • Essig

Mehl, Backpulver und etwas Salz in eine Schüssel geben. In der Mitte eine Mulde machen und Schweineschmalz hineingeben. 400 ml Milch hinzufügen und einen gleichmäßigen Teig kneten. Den Teig ca. 2 Zentimeter dick ausrollen. Anschließend mit einem Glas runde Biskuits ausstechen und auf ein mit Mehl bestäubtes Backblech geben. Im vorgeheizten Ofen bei 200 Grad backen, bis sie goldbraun sind.

500 ml Milch, ½ Liter Wasser, etwas Salz und 200 g Hafergrütze in einem Topf aufkochen. Auf kleinster Flamme ca. 30–40 Minuten ausquellen lassen. Anschließend ca. 80 g Butter unterrühren.

Eine halbe Zwiebel in Würfel schneiden und in Butter glasig dünsten. Zwei Eier in einer Schüssel verrühren und in die heiße Pfanne zu der Zwiebel geben. Unter stetigem Rühren anbraten.

Die Kalbshirne wässern, Haut und Äderchen entfernen. Anschließend nochmals mit Wasser abspülen und in Salzwasser mit einem Schuss Essig auf kleiner Flamme ca. 10 Minuten garen. Die Kalbshirne herausnehmen und abtropfen lassen. Danach in Streifen schneiden und in Butter anbraten. Zusammen mit dem Rührei, der Hafergrütze und den Biskuits servieren.

Dazu Kaffee, Milch und blaue Bohnen.

Continental Breakfast in Texas

John F. Kennedy (1917–1963)

Rund zweitausend geladene Gäste der Handelskammer von Fort Worth klatschen begeistert, als John F. Kennedy am Morgen des 22. November 1963 den Ballsaal des Texas Hotels betritt. Der amerikanische Präsident fühlt sich geschmeichelt. Nicht immer flogen ihm die Sympathien der Texaner in der Vergangenheit zu. Obwohl sein Vizepräsident Lyndon B. Johnson aus Texas stammt, ist der Öl- und Rinderstaat alles andere als eine Hochburg von Kennedys Demokratischer Partei. Um für seine Wiederwahl im nächsten Jahr zu werben, hat sich der 46-Jährige entschlossen, einen exklusiven Zwei-Tages-Trip durch fünf texanische Städte zu machen. In Fort Worth will der Präsident die Mitglieder der ortsansässigen Handelskammer während eines Business-Frühstücks um Unterstützung für den kommenden Wahlkampf bitten. Bei Kaffee, Orangensaft, Toast, Marmelade, Schinken und weichgekochten Eiern schwört Kennedy die geladenen Texaner auf seine Politik ein. An seiner Seite sitzen seine Frau Jacqueline und Vizepräsident Lyndon B. Johnson. Die Stimmung im Saal ist prächtig. Nach Kennedys feuriger Rede spielt das Jimmy Ravitta Orchestra auf den besonderen Wunsch des Präsidenten »The Eyes Of Texas Are Upon You«. Der Song ist als musikalisches Kompliment für seine Frau Jacqueline gedacht, die in einem aufsehenerregenden rosa Kostüm zum Frühstück erschienen ist.

Nach Abschluss der Veranstaltung kehrt Kennedy in seine Suite des Texas Hotels zurück, um mit dem Herausgeber der Dallas Times, James Chambers, zu telefonieren. Der Präsident überrascht Chambers mit einer ungewöhnlichen Bitte: Chambers, der zu einem geplanten Mittagessen am nächsten Etappenziel in Dallas eingeladen ist, soll Kennedy ein paar gute Zigarren mitbringen. Die Macanudos, die der Präsident leidenschaftlich gerne pafft, sind ihm auf der Texas-Tour ausgegangen. Chambers verspricht, den Wunsch des Präsidenten zu erfüllen. Er kann nicht ahnen, dass es zu dem geplanten Mittagessen nicht mehr kommen wird.

Gegen 11 Uhr 25 verlassen John F. Kennedy, seine Frau Jacqueline und Lyndon B. Johnson das Texas Hotel, fahren zum Flughafen von Fort Worth und steigen in die Präsidentenmaschine Airforce One. Nur dreizehn Minuten später landet die Maschine auf dem Flughafen Love Field in Dallas. In einem Autokorso soll es von hier in die Innenstadt zum Dallas Trade Mart gehen, wo Kennedy seine nächste Rede halten will. Entgegen der Empfehlung seines Sicherheitsdienstes entscheidet sich der Präsident für ein Auto mit offenem Verdeck, einen dunkelblauen Lincoln Continental. Neben Kennedy und seiner Frau Jacqueline sitzen der Gouverneur von Texas, John Connally, dessen Frau Nellie, sowie der Secret Service Agent Roy Kellerman und Chauffeur William Greer im Auto.

Gegen 12 Uhr 30 erreicht die langsam fahrende Präsidentenkolonne die Innenstadt von Dallas. Die Straßen sind gesäumt von Menschen, die Kennedy zujubeln. Als die Kolonne in die Elm Street einbiegt und sich dem Schulbuchdepot des Staates Texas nähert, dreht sich Connally zu Kennedy um. »Mr. President, man kann nicht sagen, dass Dallas Sie nicht liebt«, meint er angesichts der freundlich winkenden Menschen am Straßenrand.

»Nein, das kann man ganz sicher nicht sagen«, antwortet John F. Kennedy knapp. Es sind seine letzten Worte. Sekunden später peitschen mehrere Schüsse durch die Luft. Der erste durchschlägt Kennedys Hals und bohrt sich in Connallys Oberkörper. Der Gouverneur sackt sofort zusammen. Seine Frau Nellie drückt ihn an sich und verhindert so unbewusst einen tödlichen Kollaps seiner Lunge. Kennedy hingegen kann nicht wegtauchen. Ein Korsett, das er wegen seiner Rückenprobleme trägt, zwingt ihn weiter zu einer aufrechten Sitzhaltung im offenen Auto. Er ist das ideale Ziel für einen Attentäter. Der zweite Schuss trifft seinen ungeschützten Kopf, dessen eine Hälfte geradezu explodiert. Ein Secret-Service-Mitarbeiter springt auf das Heck der Limousine, um den Präsidenten vor weiteren Kugeln zu schützen. Doch es ist zu spät, bereits der zweite Schuss war tödlich.

Kennedy wird in die Notaufnahme des Parkland Memorial Hospital gebracht, wo man seinen Herzschlag so lange aufrechterhält, bis ihm ein katholischer Priester die Sterbesakramente gespendet hat. Um 13 Uhr wird der amerikanische Präsident offiziell für tot erklärt.

Fünfzehn Minuten später entdeckt Polizist J. D. Tippit in einem Wohnviertel von Dallas einen Mann, auf den die Beschreibung des Unbekannten passt, den Augenzeugen mit einem Gewehr am Fenster des Schulbuchdepots in der Elm Street gesehen haben wollen. Tippit hält den unbekannten Mann auf, doch dieser zieht sofort einen Revolver und streckt den Polizisten mit drei Schüssen nieder. Anschließend jagt er dem auf dem Boden liegenden Cop eine weitere Kugel in den Kopf. Der unbekannte Mann heißt Lee Harvey Oswald und wird wenig später in einem Kino festgenommen. Obwohl alle Indizien gegen ihn sprechen, streitet der 25-Jährige jegliche Beteiligung an dem Attentat auf John F. Kennedy ab. Zwei Tage später wird Oswald bei seiner Überführung ins Staatsgefängnis vor laufenden TV-Kameras von einem Nachtclubbesitzer erschossen.

Continental Breakfast »JFK«

Toast • Marmelade • Butter • Schinken • weich gekochte Eier

Die Zutaten appetitlich anordnen. Mit kleinen amerikanischen Fahnen dekorieren.

Dazu Kaffee und frisch gepresster Orangensaft.

Verdammter Haferschleim!

Franklin D. Roosevelt (1882–1945)

Im März 1945 verschlechtert sich Franklin D. Roosevelts gesundheitlicher Zustand zusehends. Nach der Konferenz von Jalta muss der amerikanische Präsident das erste Mal in seiner Politikerkarriere im Rollstuhl ans Rednerpult gefahren werden. Sichtlich geschwächt berichtet er den amerikanischen Kongressabgeordneten im Sitzen von den Ergebnissen der Konferenz. Seit Roosevelt im Alter von 40 Jahren an Polio erkrankte, ist er mitunter auf einen Rollstuhl angewiesen. Doch bisher brachte er es immer fertig, seine Reden im amerikanischen Abgeordnetenhaus stehend durchzuhalten. Diese Energie ist dem 63-Jährigen im März 1945 abhandengekommen. Besorgt um seinen Gesundheitszustand raten ihm seine Ärzte, eine kleine Auszeit zu nehmen und neue Energie zu tanken.

Anfang April 1945 folgt Roosevelt dem Rat seiner Ärzte. Er verlässt Washington und zieht sich auf seinen Sommersitz Warm Springs in Georgia zurück. In Warm Springs sollen ihm viel Sonne, viel Schlaf und die Gesellschaft einiger vertrauter Frauen wieder auf die Beine helfen. Vor allem seine Cousinen Laura Delano und Margaret Suckley bemühen sich, dem Präsidenten seinen Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Richtig auf Touren kommt der geschwächte Polio-Kranke jedoch erst wieder, als Lucy Rutherfurd am 9. April 1945 in Warm Springs eintrifft. Rutherfurd ist eine ehemalige Geliebte aus der Anfangszeit von Roosevelts politischer Karriere. Die Ehe des damaligen Gouverneurs von New York wäre beinahe daran zerbrochen. Erst das Versprechen gegenüber seiner Frau Eleanor, Rutherfurd nie mehr wieder zu sehen, rettete den Segen im Hause Roosevelt und die politische Karriere des jungen Gouverneurs. Doch vergessen hat der Präsident seine ehemalige Geliebte nie. Mit Lucy Rutherfurd und seinen beiden Cousinen unternimmt er in seinem Ford Phaeton Cabrio Ausflüge durch die Hügellandschaft Georgias, während seine Frau Eleanor in Washington weiterhin die Aufgaben einer First Lady erfüllt. Roosevelt lebt bei den launigen Trips zusehends auf. Durch eine besondere Konstruktion der Pedale kann der Gelähmte das Auto sogar selbst chauffieren. Zwischen den Ausflügen sitzt er der Malerin Elisabeth Shoumatoff für ein Porträt Modell.

Am späten Vormittag des 12. April 1945 steht Shoumatoff wieder vor der Leinwand und taucht ihren Pinsel in Farbe, während der Präsident an einem großen Tisch über einigen Akten brütet. Auf einer Couch haben es sich Margaret Suckley und Lucy Rutherfurd bequem gemacht. Roosevelt nimmt aus einer kleinen grünen Flasche etwas Medizin, die seinen Appetit anregen soll. Danach bringt ihm sein Butler einen Teller heißen Haferschleim. Roosevelt hasst den Geschmack von Haferschleim, doch seine Ärzte haben ihm das Zeug verordnet. Widerwillig kostet er ein paar Löffel, dann schiebt er den Teller angewidert beiseite. »In fünfzehn Minuten gibt es Mittagessen«, beruhigt er seine Gesellschaftsdamen mit verzogenem Gesicht. Anschließend fasst er sich an die Stirn und reibt seinen Nacken. »Ich habe plötzlich … fürchterliche Kopfschmerzen«, stottert er verlegen. Sein Körper zuckt zusammen, dann kippt Roosevelt ohne jedes weitere Vorzeichen vornüber. Sein Kopf knallt auf den Tisch. Obwohl seine Ärzte sofort an Roosevelts Seite sind, stirbt er nur wenig später an einer Hirnblutung. Seine ehemalige Geliebte Lucy Rutherfurd muss nach seinem Tod unverzüglich den Sommersitz Warm Springs verlassen, um einen Skandal in der Öffentlichkeit zu vermeiden.

Haferschleim nach Präsidentenart

125 g Haferflocken • 1 Liter Milch • 20 g Butter • 50 g Zucker • Salz

Haferflocken, Milch, Butter und etwas Salz in einen Topf geben. Auf mittlerer Flamme unter ständigem Rühren zum Kochen bringen. Anschließend die Flamme ausmachen und den Haferschleim quellen lassen. Danach den Zucker unterrühren und servieren.

Nach dem Frühstück wartet der Tod

Gianni Versace (1946–1997)

Am 15. Juli 1997 macht Florida seinem Ruf als sonnenreichster Bundesstaat der USA alle Ehre. Kein Wölkchen zeigt sich am strahlend blauen Himmel über Miami, die Quecksilbersäule nähert sich bereits am frühen Morgen der 30-Grad-Grenze. Nicht zuletzt wegen des schönen Wetters hat sich der italienische Modeschöpfer Gianni Versace am berühmten Ocean Drive seinen ganz persönlichen Traum vom Wohnen verwirklicht. Wann immer der 50-Jährige Zeit findet, zieht er sich in sein Casa Casuarina, eine pompöse Prunkvilla mit hohen schmiedeeisernen Toren, zurück und entspannt sich vom anstrengenden Modezirkus. Durch die Fenster hat Versace einen fantastischen Blick auf das Meer und jenen Strandabschnitt, der im Lokaljargon nur »Gay Beach« genannt wird. Täglich spazieren hier Dutzende Männer Händchen haltend durch den Sand und stellen ihre muskelbepackten Körper zur Schau. Für Gianni Versace könnte es keine bessere Aussicht geben. Der Sohn einer Schneiderin aus Kalabrien macht aus seinen homosexuellen Neigungen keinen Hehl, doch er kokettiert auch nicht mit ihnen. Athletische, sonnengebräunte Männer entsprechen genau seinem Schönheitsideal.

Am Morgen des 15. Juli 1997 verlässt Versace gegen acht Uhr seine Villa. Wie immer führt ihn sein erster Weg an diesem Tag ins nahe gelegene News Café. In Miami verzichtet der millionenschwere Modeschöpfer bewusst auf jeglichen Begleitschutz. Versace fühlt sich in der Stadt des ewigen Sonnenscheins sicher. Dort, wo Homosexuelle unbehelligt Händchen haltend durch die Straßen flanieren können, glaubt er vor Anschlägen, Attentaten und Raubüberfällen geschützt zu sein. Im News Café bestellt er sein übliches Frühstück: zwei beidseitig gebratene Spiegeleier, Schinkenspeck, Weizentoastbrot und schwarzen Kaffee. Er kann nicht ahnen, dass es das letzte Frühstück seines Lebens ist.

Gegen 8 Uhr 30 bezahlt er, ersteht noch die neueste Ausgaben der Vogue und des People Magazine und macht sich auf den Rückweg zu seiner Villa. Versace bemerkt nicht, dass er dabei verfolgt wird. In seinen Shorts trägt der Modeschöpfer rund 1200 Dollar in bar mit sich. Doch das Geld ist es nicht, auf das es Andrew Cunanan abgesehen hat. Der 27-jährige Callboy aus San Diego hat vor seinem Trip nach Miami bereits vier Menschen ermordet. In der Fahndungsliste des FBI steht er unter den Top Ten der meistgesuchten Kriminellen. In den Tagen vor dem 15. Juli 1997 zog Cunanan in der Hoffnung, zufällig auf den berühmten italienischen Modemacher zu treffen, durch verschiedene Schwulenbars von Miami. Doch Gianni Versace besucht keine Schwulenbars. Er feiert lieber seine privaten Feste, zu denen nur ausgewählte Freunde Zutritt haben. Andrew Cunanan gehört nicht zu diesen Freunden. Versace kennt den gesuchten Serienkiller überhaupt nicht. Er weiß nicht, dass der 27-jährige Callboy sich vor Jahren als Model für eine Versace-Mode-Show beworben hat und abgelehnt wurde. Andrew Cunanan hat die demütigende Abfuhr nie vergessen. Der 15. Juli 1997 ist der Tag seiner ganz persönlichen Rache.

Als Gianni Versace um 8 Uhr 45 sein Grundstück am Ocean Drive durch das schmiedeeiserne Tor betritt, schlüpft Andrew Cunanan unbemerkt mit ihm aufs Gelände. Versace schlurft die Treppe zur Haustür seiner Villa hoch und steckt den Schlüssel ins Schloss. Als er ein Geräusch hinter sich hört, dreht er sich verdutzt um. Vor ihm steht Andrew Cunanan mit gezücktem Revolver. Ohne Vorwarnung schießt er dem italienischen Modemacher zweimal in den Kopf. Aufgeschreckt durch die beiden Schüsse, alarmiert ein Bediensteter Versaces sofort die Polizei und einen Rettungswagen. Doch dem 50-jährigen Italiener kann nicht mehr geholfen werden. Sein Mörder verschwindet indes so lautlos, wie er gekommen ist und versteckt sich die nächsten Tage auf dem leerstehenden Hausboot eines deutschen Nachtclubbesitzers.

Als ihn ein Angestellter des Bootseigners am 23. Juli 1997 zufällig aufstöbert und die Polizei verständigt, flüchtet Cunanan in ein Schlafzimmer des Hausbootes und verriegelt die Tür. Noch bevor die Polizei am Hafen eintrifft, schiebt er sich den Lauf seiner Waffe in den Mund und drückt ab.

Frühstück »Last Miami Sunrise«

2 Eier • ½ Zwiebel • Schinkenspeck • Petersilie • 2 Scheiben Weizentoast • Pfeffer • Salz • Butterschmalz

Die Zwiebel und den Schinkenspeck in Würfel schneiden und in Butterschmalz glasig dünsten. Zwei Scheiben Weizentoast rösten. Zwei Eier in eine heiße Pfanne schlagen und mit Pfeffer und etwas Salz würzen. Anschließend die Spiegeleier auf die Toastbrotscheiben geben und die gedünsteten Zwiebel- und Schinkenspeckwürfel darüber verteilen. Mit ein wenig gehackter Petersilie garnieren.

Dazu schwarzer Kaffee.

FÜR DEN KLEINEN HUNGER

Ei und Salz statt Brot und Wasser

Andreas Baader (1943–1977)

Selten hat Justizassistent Rudolf Springer die Häftlinge im 7. Stock des Hochsicherheitstraktes von Stuttgart-Stammheim so zufrieden und ausgeglichen erlebt. Selbst Andreas Baader, der sich normalerweise mit Beschimpfungen gegen den Staat und seine Bediensteten schwer zurückhalten kann, ist am Abend des 17. Oktober 1977 ausgesprochen freundlich und ruhig. Auf seinem Rundgang durch den neu gebauten Terroristentrakt des Gefängnisses liefert Springer gegen 23 Uhr bei RAF-Mitglied Jan-Carl Raspe eine erbetene Rolle Toilettenpapier ab. Wenige Minuten später steht Springer vor der Zellentür Nummer 719. Dahinter wartet RAF-Mitbegründer Andreas Baader auf seine tägliche Dosis Medikamente. Vor allem auf Schlaftabletten kann der 34-jährige Münchner im Knast nicht mehr verzichten.

Rudolf Springer öffnet die Essensklappe in der Mitte der Tür und sieht in die Zelle. Andreas Baader sitzt auf dem Zellenboden und kaut. Vor dem schießwütigen Revoluzzer steht ein Teller mit vier halben Eierschalen. Baader wischt sich Spuren von hart gekochtem Eidotter aus den Mundwinkeln und steht lächelnd auf. Durch die Essensklappe nimmt er eine Adalin-Tablette in Empfang, steckt sie in den Mund und spült sie mit einem Becher Wasser hinunter. Auf Rudolf Springer macht er einen geradezu heiteren Eindruck.

Der Justizvollzugsbeamte wünscht noch einen guten Abend und schließt die Essensklappe wieder. Anschließend stellt er Dämmplatten vor die Zellentür, die verhindern sollen, dass Baader mit den anderen RAF-Häftlingen im Zellentrakt kommunizieren kann. Seit Mitglieder des RAF-Kommandos »Siegfried Hausner« am 5. September 1977 den Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer entführt haben, um Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Jan-Carl Raspe und Irmgard Möller aus der Haftanstalt freizupressen, wurden die Sicherheitsvorkehrungen in Stammheim noch einmal drastisch erhöht. Die Entführung der Lufthansa-Maschine »Landshut« durch ein palästinensisches Terrorkommando am 13. Oktober 1977 hat die Situation weiter verschärft. Auch die »Landshut«-Entführer fordern die Freilassung der inhaftierten RAF-Terroristen. Andernfalls drohen sie mit der Tötung ihrer Geiseln in der somalischen Hauptstadt Mogadischu.