Das literarische Gesamtwerk 1969 - 2017 - Michael Heinen-Anders - E-Book

Das literarische Gesamtwerk 1969 - 2017 E-Book

Michael Heinen-Anders

4,7

Beschreibung

Diese Sammlung von Texten (Lyrik und Prosa) vereint den Charme der 70er, 80er und 90er Jahre mit dem postmodernen literarischen Chic zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Eine gelungene Übersicht über das literarische Gesamtwerk von Michael Heinen-Anders, bei der literarische Stationen, wie die Zeitschrift KLEXPRESS, die Zeitung für unveröffentlichte Texte HANDZEICHEN, ebenso wie die AKZENTE als stilbildend erkennbar werden.

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Ähnliche


Inhaltsverzeichnis

Kindergedichte

Liebesgedichte

ICH und DU – Fundstücke

Heldentod

Sammelsurium

Neue Gedichte

Prosa

Anstelle eines Nachworts

Nachweis bisheriger Veröffentlichungen

Autobiographische Notiz

Kindergedichte

DAS ANMUTIGE IM ANTLITZ DES LÖWEN

Die brüllende Mähne verbirgt

zahlreiche kleine Lachfältchen.

Schweißperlen tropfen glitzernd von

seinen staubbeladenen Nüstern.

Seine Pfoten spielen, fliegenjagend,

mit dem Wind.

Bald Tanzbär,

manchmal Luftikusse.

Zum Gähnen reißt er das Maul auf,

als wollte er die Sterne verschlingen.

Sattschwelgend überlässt er seine Beute,

den Honigkuchenmond, liebend gerne

den Schakalen.

DAS LAUB

Das Laub

es färbt sich schon –

gülden die Sonne,

die es bescheint.

Das Laub fällt

nun schon bald.

Und die güldene Herbstessonne

scheint

traurig

doch mit Wonne.

DER NIKOLAUS BLIEB ALLEIN

Ein Löwe schlief

im Mondschein still:

Träumte von den Menschen

und von Städten.

Da kam vorbeigezogen ein Nikolaus,

der ging zu einem Wüstenhaus.

Plötzlich hat ihn der Löwe gesehn;

dacht’, es wäre im Traume geschehn.

Der Löwe also schlief wieder ein

und der Nikolaus blieb allein.

EIN HÄSCHEN

Kinder, Kinder

kommt!

Kinder, Kinder,

seht!

Kinder,

kommt und seht

was da auf dem

Waldweg steht.

Ein kleines Häschen!

Es schnuppert,

hebt ein Pfötchen,

macht sogar Männchen

und – auf ein Rascheln -

schießt es,

schnell wie der Blitz,

ab in die Büsche.

VOR DEM SCHLAFENGEHEN

Die Sternlein stehen still

Der Mond scheint still

Englein steigen still

herab

Schlafe also still

mein Kind

und träume

und hoffe

und wünsche

seligen Frieden

den Menschen

den Tieren

den Blumen

und allem was du

lieben kannst

auf dieser schönen Erde.

UNSERE HÄNDE

Beim Hunde

sinds Pfoten.

Beim Bären

sinds Pranken.

Beim Pferde

sinds Hufe.

Bei Katzen

sinds Tatzen.

Nur Menschenkinder

haben Hände.

DIE LIEBE WÄCHST

Die Liebe wächst,

gleich einem

nimmerendenden

Sproß,

stets

himmelwärts.

ERZENGEL MICHAEL

Michaels Flammenschwert

Michaels Flammenharnisch

Michaels Flammendes Ich

halten stand

sind licht

bringen Licht

der Weltenfinsternis.

DER STEIN

Er wird nicht geweckt

eines jeden Morgens.

Er hat weder Hunger,

noch hat er Durst.

Er braucht keine Ruhe,

auch braucht er nicht Schlaf

und wird er gestoßen,

so lässt ihn dies kalt,

denn er braucht nichts weiter

als Stein zu sein.

Er ist, was er ist

und für ihn ist Leben -

was ihm nie gegeben.

Und wird er zu Staub,

so ist ihm dies wohl auch

völlig gleich.

AUS EINEM TAL

Aus einem Tal

gibt es immer

einen Weg

hinauf in das lichte,

hohe Gebirge.

Mögen auch Tränen

rinnen,

Schutzengel steigen bald,

schnell herab

und trocknen diese mit

goldenem Balsam

aus hellem,

stahlendem Licht.

DUNKLER RHEIN

Dunkler Rhein

dein garstiger Schein

macht mich grausen

der Umwelt Not

der Fischlein Tod -

menschlicher Sod

verschob schnell

das einst so

vollkommene Lot.

Liebesgedichte

...

Ohne dich verliert auch das Sterben seinen Sinn.

Wir lächeln verhärtet wieder und wieder uns an,

wenn auch hinterher der Anfang endlos erschien.

Der Segen alleine rührt uns nicht.

Schwarze Schleier senken sich herab. Jederzeit

versagt der Mut vor Erinnerung. So grausam

waren wir lange nicht mehr. Es wird Zeit

für uns auch ohne dich zu gehen.

NACH SÜDEN

Der Erde Brot ist Traurigkeit,

Wenn sie hart wird und friert.

Ist die Sonne verschoben? Der Mond ist verrückt.

Viele Stürme jagen pfeifend das Leben.

Wie fror ich doch! hier

In der Ewigkeit

Dort wo ich nur uns beide verbarg

Lag Schnee und ich

Fand den Weg nicht mehr

Nach Süden.

...

Die Liebe

nimmt

so

en passent

ihren Lauf.

Immer wieder

schaut sie

zum Himmel auf.

....

Die schäumenden Wellen

des ersterbenden Ozeans vor mir

Dein Gesicht sagt mir: noch ist es Mittag.

Vögel fluten kreiselnd in die Gezeiten.

Der Wind hat sich gedreht.

Dein Haar löst sich im Sand:

Ein Hauch Seesterne zieren deine Augen.

Du wirkst stürmisch, ich muß

an Leuchtfeuer denken.

Unsere Worte fahren die Sandhügel hinab

Und niemand verläßt abends die Bucht.

Für M.

Deine Nähe gibt mir absolute Geborgenheit.

Dein Blick reicht bis in die tiefsten Abgründe meiner Seele

und ich weiß, Dir kann ich alles anvertrauen.

Und sobald ich Dich lächeln sehe,

geht für mich die Sonne auf

am Seelenfirmament.

Für M.

Zart sind Deine Hände,

liebkosend Dein Mund.

In Deinen Armen

fühle ich mich tief geborgen.

Deine Herzenswärme

taut selbst den innersten Polar.

Für M.

Krank bin ich

vor Ohnmacht

der Liebe.

Stark ist sie selbst,

die Liebe,

trägt den Alltag auf

himmlischen Schwingen.

Doch dem Skorpione

gleich, kann sich

ihr glühender Stachel,

gegen den

verzweifelt Liebenden

selbst richten,

bleibt

sein geheimes Sehnen

unerhört.

Für M.

Meine Hoffnung

gilt der hellen,

lichten Liebe,

die erlöst,

die befreit,

von dunklem

Schicksalswähnen.

Wohltätig ist sie dem

Verzweifelnden,

Nektar und Ambrosius

Glückstrunkenen.

Gnadenreich zeigt sie sich

den vertraut

Vertrauenden:

als Morgenstern

und Abendrot.

Für M.

Mal siegt die Hybris,

Mal der Verstand,

am besten aber die Liebe.

Die Liebe ist allumfassend und weise,

sie alleine besiegt selbst

den tiefsten Schmerz,

sie überwindet und wird

zur Überwinderin.

Die Liebe vermag es,

Vertrauen zu lohnen,

der Ernte reifste Früchte zu bergen.

Vielgestalt tritt sie auf,

bespottet oft, verachtet auch

und dennoch

die einzige Heilerin

seelischer Geschwüre.

Für M.

Die Liebe, sie ist zuweilen

beängstigend intensiv.

So wunderschön und überwältigend –

ein neues Band entstand.

Doch dann die kalte, nackte Realität:

Aus Hürden werden Hindernisse.

Intriganten und ihre Schleppenträger

besorgen den Rest.

Mammon regiert.

Was mir als ewig möglich schien

das war ein schöner intensiver Traum,

war wundervoll erfüllte Zeit.

Dir wünsche ich:

Singvogel flieg – spann die Flügel weit

Sonst bleibst du auf ewig gefangen

im Käfig vermeintlicher Sicherheit.

Für M.

Dies alles will ich

Dir schenken:

Liebe die nicht vergeht.

Geduld, die nie endet.

Vertrauen ohne Grenzen.

Die Zartheit der Gefühle.

Die Reinheit des Begehrens.

Die Freude an Dir.

Das Wachsen an Dir.

Ich bitte Dich,

nimm es an dies

Geschenk.

Es ist nicht ohne Wert.

Nach dem BAP-Konzert

Sie war so liebevoll

ja fast betrunken

tief versunken

vor lauter Glück.

Ihr Herz war offen

meines auch

wir spürten zusammen

den göttlichen Liebeshauch.

So glücklich war ich selten zuvor

und auch sie ist seither

mit dem Herzen mein,

nur Sorgengedanken sind

manchmal davor,

und geben dem Leben

einen anderen Schein.

Noch ein Gedicht

.....

Ebensolche Herzenswunden

schlagen sich

nun ausgerechnet Menschen,

die nach langem Warten erst

sich überglücklich

fanden;

zärtlich

in die Arme sanken.

Warum, mein Schöpfer,

lässt Du diese leiden:

Ausgerechnet diese?

Für M.

Fast verloren, fast verklungen,

fast misslungen

erscheint alles

was uns die moralische Sonne dieser Welt

bot, so strahlenhell und licht und klar,

einst.

„Wunder gibt es immer wieder“

heißt es in einem Song.

Falls das „Prinzip Hoffnung“

denn ebenso wie Hölderlins

Spruch:

„Wo die Gefahr wächst,

da wächst auch das Rettende“,

ewiggültig wäre,

so gäbe es wohl noch

eine reelle Chance:

„I figure the odds are fifty : fifty”

schrieb vor einigen Jahrzehnten

ein etwas vom Wege abgekommener

Musiker.....

Für M.

Die Liebe war so groß.

Wange an Wange,

Bein an Bein,

Hand in Hand.

Enttäuscht, verletzt

Endet nun auch

dieses Band.

Gute Aussicht

Wunderschön

war die Zeit

als wir uns

noch liebten.

Es war eine erfüllte,

prächtige Zeit.

Du hast mir so geholfen

das Überwinden zu

überwinden.

Dafür danke ich

Dir

von Herzen.

Nun aber heißt es:

Das Banner der Freundschaft

wird nie vergehen

so haben wir

es mindestens

auf unsere

Fahnen geschrieben.

Bliebe es dabei

so wäre dies doch

wenigstens:

eine gute Aussicht.

Edelstein

Sprach

ich

von einem Band

das uns einst

einte

so sprach ich

von einem Edelstein

der abschloß

dies Band

und dieser Edelstein

das bist Du.

Nun fehlen mir Band und

Edelstein.

Ach, wie mag dies

nur weitergehn?

Nackt

Haus und Hof

Verlor ich

Die Liebe

Verlor ich zudem

Ich schäme mich

Nicht mehr

Nackt zu sein.

Für M.

Sprach ich einst

Vor langer Zeit

Von Liebe

So meinte ich

Die wirkliche

Beständige Liebe

seelenwärmend

tränentrocknend

und

träumespendend.

Nun ist die

Liebe

perdu

was sich auch tut

so sehe ich nur

Stillstand

und keine

Veränderung zum

Leben mit Dir.

Anekdote zu zweit

Rasend schnell

verging die Zeit.

Leider war es

keine Ewigkeit.

Unter Aphrodites Schwingen

wohlbehütet

mochte gar viel

gelingen.

Dass von all dem nun

nichts mehr bleibt

ist wohl nichts mehr

als eine Anekdote

zu zweit.

Ich und Du – Fundstücke

Lieb Kraterland...

(Ein Nachgesang)

Vaterländischen Stolz

verkünden die Fahnen vom Mast.

Trauergesänge hängen zwischen

den Farben.

Särge überwuchern die demokratische

Pracht.

Was hat die Republik für Tränen gekostet?

Die Trauer der Toten hängt tief in den Farben.

Im Schauer der Freiheit

werden Feinde todnass.

Im Kraterland hör ich

nur wenige noch klagen,

doch viele

sagen jetzt:

Macht ist Gesetz ist gerecht.

Voll Sorgen hängt die Trauer nun tiefer.

Hängt voll in den Farben.

Die Trauer weht schiefer.

(Geschrieben anlässlich des Verbots einer

Dichterlesung Luise Rinsers)

ICH UND DU

Aller wesentlicher Grund

Liegt im ICH

Alle Brücken zum

ICH liegen im

DU

Auf allen Brücken zum

ICH liegen Wege zum

DU entriegeln sich Tore zum

WIR

PERSPEKTIVE: VERÄNDERUNG

Auch jene die wir Hoffnung nannten verschwanden

Schweigend hinter Spiegelungen und Vorwänden

DER MARSCH DURCH DIE INSTITUTIONEN (Apo)

Brandt: MEHR DEMOKRATIE WAGEN

Wir nannten das Vernunft. Ihr hilfloses Raunen

DIE EXISTENZ BESTIMMT DAS SEIN (Sartre)

Ist Trauma geworden, wie alles beherrschte, unmöglich

Passiv gewordene. Nur niedertrachtend, trauernd der Macht

Der Vorgänge und Niederlagen.....

.....

ERINNERUNG

(Winfried W. gewidmet)

Es hat schon

einen Wagner gegeben.

Drinnen:

Zigarettenasche

auf langen Fluren.

Draußen:

Behaglichkeit.

Die Sonne fließt über.

Es wird Zeit.

Die NEUE DIMENSION

will gefunden werden.

Drum suche:

Jetzt.

...

Aus dem Hinterhalt

die Feder

trifft das Papier

zieht ihre Striche hinüber

zieht entseelt sich zurück

Verwunschen - Gaetanos Traum

Gaetanos Gedanken,

Die gesunden und die schwanken,

Gehen auf die Reise:

Ab zur Hex

mit oder ohne Besen,

Hauptsache Zauberei sei’s

Gewesen.

Wird Gaetanos Bitten erhört,

wo er selbst Hexen so schön betört?

Zaubert mir doch endlich

Ein Schloss ohne Riegel,

einen wahrsagenden Märchenspiegel,

einen der mir sagt wie’s um mich ist,

Von Angesicht zu Angesicht, -

doch keinen

der mich weist zum Gericht,

sondern einen der

mich reisen lässt

zum Lande Ur,

weit, weit,

in die Vergangenheit

an meiner Wünsche Ort,

wo ich verkehrte nur

von gleich zu gleich

Mit meinesgleichen Wort.

Da wäre ich endlich richtig, dort.

Die Kapelle

Die Kapelle hockt

im Schatten des Nebels

und schweigt.

Dem Besucher öffnet sie sich

Inhaltlich

mit ihrer Leere.

Darin enthalten

sind die Reste

von zigtausend Gebeten.

Freudig profitieren

die Besucher

vom Schweigen.

Hart erkämpft

schützt die Kapelle

ihren geborenen Platz

Im Zwielicht

des Glaubens

immerdar.

Die Fügungen des Schicksals

Mehr recht als schlecht

zusammengefügt

hat das Schicksal

mich mit mir.

Betroffen

fragt

mancher nicht nach.

Das ist nicht selten.

Nachtleben

Los und Hoffnung

tropfen langsam

Und dunstig

verschwinden des Nachts

unsere Nöte im Nichts.

RAUSCH ist wohl

der beste Tausch

gegen Alltagsängste.

Bedrängte,

allzu Eingeengte

machen die Nacht

zum Feuer,

das ihre Ängste

mit reißendem Schlund verschlingt

und zurücklässt

leere Seelen.

...

Oftmals siegt das Unverständnis.

Tag für Tag

höhlt der Schmerz

den Körper.

Ohne ihn,

doch auch mit ihm

ist die Flucht unmöglich.

Hellhörige Täler

verhindern den Aufstieg

in die Berge.

Lange noch nachts

gellt der Schrei

in den Ohren.

Es siegt die Erkenntnis

unfähig zu sein.

...

Willkommen

der Schneewunsch

im Sommer.

Verständlich:

Der Versuch alleine

heilt dich nicht.

Später vielleicht

lächelt

die Erinnerung.

Neujahr

Neujahr besteht aus guten Wünschen

aus besten Hoffnungen

aus guten Absichten

aus alten Träumen

aus altem Ballast

aus gescheiterten Vorhaben

der Vorjahre.

Aufbau

Der Aufbau Ost ist

abgeschlossen

niedriger ging’s

nimmermehr.

Nikotinflash

Alles bäumt sich

räume kühle Träume