8,99 €
»Das macht der sonst nie!« – Welcher Hundetrainer wird von diesem Satz nicht bis in seine Träume verfolgt? Giuseppe Infantino, italienischer Charmeur mit großem Fauxpas-Potential, hat schon einige Jobs hinter sich, doch seine Erfüllung findet der geborene Hundeversteher begreiflicherweise erst als Hundetrainer. In diesem Beruf erlebt er Dinge, die oft mehr über die Besitzer als über deren Hunde aussagen. Vom größenwahnsinnigen Cocker Spaniel über den jagdgeilen Golden Retriever bis hin zur Pudelmischlingshündin mit Starallüren – in diesem Buch sind die die lustigsten, skurrilsten und unglaublichsten Geschichten aus dem alltäglichen Wahnsinn eines Hundetrainers vereint.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 236
Günter Krieger | Guiseppe Infantino
Das macht der sonst nie
Geschichten aus dem Alltag eines Hundetrainers
Günter Krieger und Guiseppe Infantino: Das macht der sonst nie. Geschichten aus dem Alltag eines Hundetrainers. Hamburg, Charles Verlag 2022
Originalausgabe
EPUB-ISBN: 978-3-948486-75-4
PDF-ISBN: 978-3-948486-74-7
Dieses Buch ist auch als Print erhältlich und kann über den Handel oder den Verlag bezogen werden.
Print-ISBN: 978-3-948486-73-0
Lektorat: Annika Friedrichs, Hamburg
Umschlaggestaltung: © Annelie Lamers
Umschlagmotiv: Hintergrund © rawpixel.com/freepik.com;
Hund © demphoto/stock.adobe.com
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://www.dnb.de abrufbar.
Der Charles Verlag ist ein Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH,
Hermannstal 119k, 22119 Hamburg
© Charles Verlag, Hamburg 2022
Alle Rechte vorbehalten.
www.charlesverlag.de
Die beschriebenen Ereignisse haben einen wahren Kern und basieren zum Großteil auf den Erfahrungen und Erlebnissen des Hundetrainers Guiseppe Infantino. Namen wurden geändert, auch die von Problemhunden. Halbwahrheiten sind nur zur Hälfte erfunden.
Inhalt
„1Chantal“
„2Ein Notfall“
„3Erste Hilfe“
„4Einstein“
„5Nero“
„6Ein Hirsch“
„7Jockel“
„8Ein Huhn“
„9Magdalena“
„10Ein Rechtsverdreher“
„11Beichte“
„12Regenbogenbrücke“
„13Maria“
„14Orecchiette“
„15Shitstorm“
„16Trickkiste“
„17Angelina“
„18Alte Bekannte“
„19Lisa und Karl“
„20Ella“
„21Flucht“
„22Snoopy“
„23Mama“
„24Jantar“
„25Ja, ich will!“
„Die Autoren“
1Chantal
»Die haben ihren Hund Chantal genannt?« Vom Beifahrersitz aus sah Lea mich belustigt an. »Echt jetzt?«
»Wenn ich’s dir doch sage, der Hund heißt Chantal«, versicherte ich ihr. »Und glaub mir, sein Frauchen hörte sich am Telefon ohne Zweifel an wie eine, die ihren Hund Chantal nennt.«
Ihr Grinsen wurde breiter. »Man darf also gespannt sein.«
Lea war Volontärin beim Stadtkurier. Die Redaktion hatte sie geschickt, damit sie einen Artikel über mich schrieb. In der Reihe »Über die Schulter geschaut« erschienen in dem Lokalblatt regelmäßig Porträts von hiesigen Handwerkermeistern, Unternehmern oder Künstlern, denen man in ihrem Arbeitsalltag – genau: über die Schulter schaute.
Wie ich als Hundetrainer zu der Ehre kam, weiß ich nicht, aber über PR darf man nicht meckern. Klar, es kam nicht der Chefredakteur persönlich oder einer von den anderen alten Hasen, stattdessen schickten sie ein Küken, das gerade erst Abitur gemacht hatte.
Sie blätterte in ihren Notizen.
»Also: Giuseppe Infantino, geboren in der Nähe von Bari, Italien, korrekt?«
»Si, Signorina. In Apulien.«
»Als Zehnjähriger mit den Eltern nach Deutschland gekommen, Mittlere Reife gemacht. Ausbildung zum Bürokaufmann, den Beruf langweilig gefunden.«
»Nett ausgedrückt.«
»Danach diverse Jobs als Kellner, Lagerarbeiter, Kurierfahrer, Pizzabote, Schauspieler …«
»Den Schauspieler bitte nicht aufbauschen. Das war nur eine Nebenrolle in einer bescheuerten Seifenoper.«
»Na und? Schauspieler ist Schauspieler. Ich kenne ein paar Mädels, die würden dafür morden. Wie hieß die Serie?«
»Lügen und Leidenschaft.«
»Krass. Die hat meine Oma immer geguckt. Sie war richtig süchtig danach. Wen hast du denn gespielt?«
»Einen Penner.«
»Echt?«
»Klar.«
»Cool.«
»Was soll ich sagen? Eine Anfrage aus Hollywood wäre mir lieber gewesen.«
»Ruhm macht nicht glücklich, sag ich dir.«
»Erzähl du junges Gemüse mir nicht, was glücklich macht. Oder hast du etwa vor, dein Leben lang für dieses Käseblatt schreiben?«
Sie zog eine Grimasse. »Erwischt. – Und zu guter Letzt Hundetrainer geworden«, fuhr sie mit Blick auf ihre Notizen fort. »Aus Passion, wie man dir anmerkt.«
»Man merkt es mir an?«
»Und wie. Wie du sprichst und wie deine Augen glänzen, wenn es um Hunde geht.«
»Wenn du das so schreibst, halten die Leute mich für einen Spinner. Okay, ich bin einer, aber man muss es ja nicht gleich an die große Glocke hängen.«
»Spinner? Das ist immer relativ. Sag mal, wozu genau fahren wir jetzt zu Chantal?«
»Frauchen hat mich für ein Beratungsgespräch bestellt. Das ist immer gratis, weißt du? Ich schaue mir Chantal an, Rauhaardackelhündin, zehn Monate alt. Die macht neuerdings Zicken. Behauptet Frauchen. Und ich entwerfe einen Trainingsplan. So, da wären wir übrigens.«
Ein Hochhaus im Grüngürtel, mindestens zehn Stockwerke. Chantal & Anhang wohnten zum Glück im ersten. Frauchen trug Lockenwickler und einen pinkfarbenen Bademantel, als sie uns die Tür öffnete. Chantal, ein mausgraues Pummelchen, stand kläffend neben ihr.
»Ja?«, sagte Chantals Frauchen.
»Ich bin Giuseppe, der Hundetrainer. Das hier ist Lea, sie schreibt für den Stadtkurier. Macht es Ihnen etwas aus, wenn sie uns zuhört?«
»Scheiße, an Ihnen hab ich jar nicht mehr jedacht. Na, kommen Se mal rein. Chantal, hältste wohl deine freche Schnauze?«
Wir folgten ihr und ihrem mutmaßlichen Sorgenkind in ein von Zigarettenrauch geschwängertes Wohnzimmer, wo ihr dickbäuchiger Mann im Unterhemd und mit Bierdose in der Hand vor der Glotze saß und sich eine Gerichtsdoku ansah, in der es doch ziemlich krawallig zuging. Nachdem wir uns auch ihm vorgestellt hatten, nickte er knapp.
»’n Bier?«, fragte er.
»Äh, danke, nein«, ließ ich ihn wissen, demonstrativ auf meine Armbanduhr schauend: 9 Uhr 30. Nicht schlecht.
»Wie geil ist das denn hier?«, flüsterte Lea, die sich mühte, nicht laut zu lachen. »Ist hier irgendwo ’ne versteckte Kamera?«
Chantals Frauchen musterte mich eingehend. »Sagen Se mal, Sie kenn’ ich doch? Sie hab ich schon mal irjendwo jesehen.«
»Hab leider ein italiensches Allerweltsgesicht.«
»Waren Sie nich’ mal im Fernsehn?«
»Er hat einen Obdachlosen in Lügen und Leidenschaft gespielt«, half Lea ihr auf die Sprünge. Dafür erntete sie einen strafenden Blick von mir.
»Sie macht Witze«, behauptete ich.
»Jenau, Sie sind der Alberto, der Penner mit dem alten Hund! Ich werd’ bekloppt!«
Alter Hund! Dabei war meine Lisa damals nur auf alt gestylt gewesen.
»Jünter, kuck ma, kennste den? Dat is’ der Penner mit dem Köter aus Lüjen und Leidenschaft«, ließ sie ihren Mann an der Sensation teilhaben. Jünter sah mich an wie das achte Weltwunder, wusste aber nichts zu kommentieren, nahm einen Schluck aus der Dose, und widmete sich wieder dem pöbelnden Volk im Gerichtsaal.
Höchste Zeit, auf den Punkt zu kommen. »Wie kann ich Ihnen denn dienlich sein?«, fragte ich Chantals Frauchen. Und fügte angesichts des herrschenden Geräuschpegels hinzu: »Sollen wir den Fernseher nicht leiser stellen? Dann müssten wir nicht so schreien.«
»Nee, dann versteht mein Mann ja nix mehr. Der wird langsam taub wie ’ne Nuss, wissen Se? Komm’ Se, wir jehen in die Küche, da ham’ wir unsere Ruhe.«
»Ihr Mann sollte eigentlich mit dabei sein. Chantal ist doch auch sein Hund, oder?«
»Ach wat. Die Töle interessiert den doch jar nicht.«
Chantal folgte uns in die Küche, wo es etwas wüst aussah. Immerhin sah sich Frauchen zu einer Art Rechtfertigung veranlasst. »Bin leider noch nich’ dazu jekommen, den scheiß Abwasch zu erledijen.«
Und das, wie ich im Stillen schätzte, seit mindestes vier Tagen. Allerdings darf ausgerechnet ich mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen.
»Si. Kenne ich.«
»Vielleicht ’n Kaffee?«
»Nein, danke!«, lehnten Lea und ich unisono ab.
»Hab sowieso keinen mehr da«, zeigte sich Chantals Frauchen erleichtert und steckte sich eine Zigarette an. Wir setzten uns an den Tisch, und Chantal machte es sich darunter bequem. Der Hündin konnte ich leicht anmerken, dass sie ihren Platz im Rudel noch nicht wirklich gefunden hatte.
»Ich sach’s mal klipp und klar«, begann ihr Frauchen bedeutungsschwer. »Die Chantal will nich’ aufs Klo!«
»Wie, die will nicht aufs Klo?«, hakte ich verwundert nach. »Keinen Bock auf Gassi gehen, oder wie?«
»Ach wat. Die will nich’ auf ihr Hundeklo. Dat ham’ wir ihr doch extra anjeschafft.«
»Sie haben ihr ein Hundeklo angeschafft?«
»Eijentlich ’n Katzenklo, aber dat weiß die Chantal ja nich’.«
»Aber Sie gehen doch regelmäßig Gassi mit ihr, oder etwa nicht?«
»Dat jeht leider nicht. Der Jünter hat vor zwei Wochen ’n neues Knie jekriecht, und ich hab dermaßen Rücken, aber fragen Se nicht, wie.«
»Okay? Und sonst gibt es keinen in der Familie, der mit dem Hund gehen könnte?«
»Unser Sohnemann. Der ist jetzt in der Schule. Aber hier zu Haus’ daddelt dat Aas lieber den janzen Tag mit seinem Handy rum.«
»Heißt der Kevin?«, entfuhr es Lea. Dafür erntete sie einen verständnislosen Blick von Chantals Frauchen.
»Wie kommen Se auf Kevin? Justin heißt der Jung’.«
Lea tat, als machte sie sich eine Notiz. »Tschuldigung. Dachte nur. Justin, auch schön.« Sie mochte sich bestens amüsieren, aber ich stand vor einer wahren Sisyphusaufgabe: Wie konnte ich solche Leute zur Vernunft bringen?
»Ein Hund muss auf jeden Fall regelmäßig Gassi gehen«, belehrte ich Frauchen so geduldig, wie es mir in diesem Moment möglich war. »Das gehört zu seinem Wesen.«
»Wieso? Katzen scheißen doch auch ins Klo.«
»Chantal ist keine Katze!«
Sie zog an ihrer Zigarette und sah mich an, als fühlte sie sich verarscht.
Ich versuchte es mit einem bildhaften Beispiel.
»Wie alt ist Justin?«
»Zehn.«
»Gut. Stellen Sie sich vor, Sie fahren mit ihm ans Meer. Toller Strand, super Wetter, und eine Menge anderer Kids, die ausgelassen rumtollen. Aber Sie verbieten Ihrem Justin, an den Strand zu gehen. Erlauben ihm nur, im Planschbecken der Pension zu baden. So etwa fühlt sich ein Hund, mit dem man nicht Gassi geht.«
»Wir fahren nie ans Meer«, versicherte sie mir.
»Okay.« Resigniert rieb ich mir die Nasenwurzel und dachte nach. Welche Pfeile hatte ich noch im Köcher?
»Autsch!«, schrie Lea plötzlich auf. Zunächst dachte ich wieder an irgendeine Clownerie, aber ein Blick in ihr Gesicht ließ mich daran zweifeln.
»Was hast du?«, fragte ich besorgt.
»Chantal hat mir in die Wade gebissen.«
»Jow, dat tut die manchmal«, nickte ihr Frauchen wissend.
»Schlimm?«, wollte ich von Lea wissen. Die krempelte das Hosenbein ihrer Jeans hoch und inspizierte die Bissstelle.
»Zum Glück nur halb so wild. Nur ein bisschen gequetscht.«
»Jow, dat tut die«, versicherte Frauchen uns ein zweites Mal. Immerhin war das nicht der Spruch, den ich hundert Mal pro Woche zu hören bekam: Das macht der sonst nie!
»Eine Warnung wäre echt klasse gewesen«, sagte ich säuerlich.
»Hier in die Küche spielt die Chantal halt jern die Chefin.« Sie fischte ein Leckerchen aus der Tasche ihres Bademantels und warf es Chantal vor die Pfoten. »Hier, du Sauhund. Aber dafür tust du die junge Frau nich’ mehr beißen, haste kapiert?«
Sisyphusaufgabe? Ein Sisyphus hätte alles getan, um mit mir zu tauschen.
»Okay, ich erkenne bei Chantal die eine oder andere Baustelle«, ließ ich Frauchen wissen, und das war noch beschönigend gesprochen. Die Baustellen lagen eher woanders.
»Schon jut, ich sach dem Justin, dat er jetzt rejelmäßig mit ihr rausjehen muss, ob er dat will oder nicht. Der wollte den Köter ja auch haben, wissen Se?«
»Fein. Dann wäre das ja schon mal geklärt. Aber weiter: Gästen in die Waden beißen – Scusi, das geht gar nicht. Daran muss man arbeiten.«
Diese Erkenntnis schien eine echte Überraschung für sie zu sein.
»Und wat schlagen Se vor?«
»Zwei Möglichkeiten: Ich kann Chantal Privatstunden geben, hier vor Ort. Mindestens sechs für den Anfang. Natürlich müssten Sie dann mit dabei sein. Am besten auch Ihr Sohn.« Den Jünter ließ ich besser mal außen vor.
»Und wat kostet der Spaß?«
»Dreißig Euro die Stunde.«
»Wat? Dat ist aber janz schön viel Jeld.« Kopfschüttelnd drückte sie ihre Kippe aus.
»Zweite Möglichkeit: Sie besuchen mit Chantal meine Hundeschule. Immer dienstags ab 18 Uhr. Da lernt sie unter anderem Sozialverhalten.«
Und Frauchen vielleicht auch, sagte Leas Blick.
»Kostet dat auch dreißig Tacken?«
»120, für zehn Stunden insgesamt.«
»Nee, wa? Hör’n Se ma, junger Mann, seh’ ich aus, als könnt’ ich mir die Kohle aus die Rippen schneiden?«
Na schön, diese Leute schwammen nicht im Geld. Ich allerdings auch nicht. Aber selbst meinen 50%-Sonderabatt für soziale Härtefälle lehnte sie ab. Wahrscheinlich hatte sie nie ernsthaft vorgehabt, auch nur einen müden Cent für Chantals Erziehung zu berappen. Kostenlose Erstberatung, das war das Zauberwort gewesen.
»Ich weiß ja jetzt, dat sich die Chantal unjern mit ’nem Planschbecken zufrieden jibt, wie Se so schön jesacht haben. Wird jetzt bestimmt besser mit ihr klappen, wenn ich dem Justin Feuer unterm Hintern mach.«
Sicher, und die Erde ist eine Scheibe. Arme Chantal. Armer Justin. Aber man kann nicht alle retten.
Wieder draußen lachten Lea und ich uns trotzdem erstmal kugelig.
»Kevin«, prustete ich. »Du bist echt crazy drauf.«
»Ist mir so rausgerutscht. Jedenfalls war das großes Kino. Sag mal, Giuseppe, verlaufen alle deine Kundengespräche so?«
»Dieses war schon extrem.«
»Aber du erlebst bestimmt einige schräge Sachen in deinem Job«, vermutete sie.
»Si. Schräge, gruslige, traurige – alles dabei, die ganze wahnsinnige Vielfalt des Lebens! Am normalsten sind noch die Hunde.«
Wir stiegen in den Wagen. Ich hatte ihr versprochen, sie zurück zur Redaktion zu fahren.
»Wirklich alles okay mit deiner Wade?«
»Ich habe nur ein bisschen Theater gemacht, damit sie dich als Trainer engagiert. Hat leider nicht funktioniert.«
»Trotzdem nett von dir. Was schreibst du denn jetzt in deinen Artikel? Dass Hundebesitzer bekloppt sind?«
»Besser nicht. Das würde Überstunden bedeuten.«
»Wieso?
»Weil ich auch die Leserbriefe bearbeite.«
Lachend stellten wir uns den Shitstorm vor.
»Hast du eigentlich schon mal überlegt, über deine Erlebnisse ein Buch zu schreiben?«, fragte sie dann.
Darüber musste ich eine Weile nachdenken.
»Könnte mir gut vorstellen, dass es eine Menge Menschen gibt, die sowas gerne lesen möchten«, fuhr sie fort. »Ich meine, schau dir die Leute doch an, die meisten sind verrückt nach ihren Haustieren.«
»Hm!«
»Autor – der fehlt dir noch in deiner Jobsammlung, oder?«
»Stimmt. Der fehlt mir noch.«
»Also, ich würde es tun«, ermunterte sie mich.
»Na ja, Schreiben ist nicht gerade meine Stärke. Aber eines Tages, wer weiß …«
»Wenn du dabei Hilfe brauchst – wozu gibt’s Leute wie mich?«
»Ach, sobald aus dir jungem Gemüse eine Starjournalistin geworden ist, hast du mich längst vergessen.«
»Wetten nicht? Ich gebe dir meine Visitenkarte, okay? Sobald du bereit bist, deine Abenteuer mit Chantal & Co zu Papier zu bringen, ruf mich an. Dann schreiben wir alles auf, lassen es verlegen und machen fifty-fifty bei den Tantiemen. Deal, Herr Hundeflüsterer?«
Sie reichte mir grinsend ihre Hand. Und weil ich Lea cool fand, schlug ich ein.
»Deal, Frau Junges Gemüse! Aber ich muss dich warnen: Das wird nicht immer lustig.«
»Wie das Leben«, meinte sie altklug.
»Wie das Leben«, stimmte ich ihr zu.
2Ein Notfall
Der Anruf der älteren Dame kam an einem Sonntagmittag. Da lag ich noch im Bett, weil ich den Großteil der Nacht mit meinem Kumpel Jockel im Moonfish verbracht hatte. Jockel – eigentlich heißt er Jochen Mockel – war mit dem festen Vorsatz dorthin gegangen, was Nettes aufzureißen, doch mindestens drei Krabben hatten ihn kalt abblitzen lassen. Also waren wir letztlich am Tresen versandet, um uns den angebrochenen Abend in dieser unromantischen Discothek schönzusaufen. Ein Abend wie viele andere.
»Who let the dogs out« – das ist der Klingelton an meinem Handy. Wer den Song von den Baha Men kennt, kann sich vielleicht vorstellen, dass es Schöneres gibt, als von selbigem geweckt zu werden, vor allem, wenn man einen Kater hat. Wieso hatte ich Vollpfosten mein Handy nicht einfach ausgemacht? Aber das wäre wohl zu viel verlangt gewesen, hatte ich doch Mühe genug gehabt, nicht aus meinem rotierenden Bett zu fallen.
Nummer unbekannt.
Ignorieren und weiterschlafen?
Wenn es aber die Kellnerin von gestern war, von der ich mir einbildete, sie hätte mir zugezwinkert? Hatte ich ihr womöglich meine Visitenkarte rübergeschoben, ohne dass ich mich daran erinnern konnte?
Nope! Sie war’s nicht. Wie gesagt, eine ältere Dame war dran. Zumindest ihrer Stimme nach zu urteilen war sie nicht mehr die Jüngste.
»Wer?«, fragte sie, nachdem sie von meinem Genuschel nichts verstanden hatte.
»Giuseppe Infantino«, wiederholte ich, »stets zu Diensten. Außer sonntags.« Wäre ich ein richtiger Deutscher, hätte ich vermutlich wieder aufgelegt. Weil aber galantes italienisches Blut in meinen Adern fließt, brachte ich das nicht übers Herz. Immerhin war da eine Dame an der Leitung, alt hin oder her. Ich will auf keinen Fall mitverantwortlich sein, wenn unser guter Ruf als Charmeure Risse bekommt.
»Bin ich da richtig bei dem Hundelehrer?«, wollte sie wissen.
»Signora, ich würde mich eher als Hundetrainer bezeichnen, wissen Sie. Ich kann Ihnen nämlich leider nicht Lesen und Schreiben beibringen.«
Auf den Witz ging sie nicht ein. »Lehren Sie auch Cockerspaniel?«
Ich rieb mir die Nasenwurzel und sank zurück in mein Kissen. Ein bisschen Geduld, ein paar freundliche Worte und eine Notiz in meinem Terminkalender – dann könnte ich fortfahren, meinen Rausch auszuschlafen.
»Ja, Signora. Ich trainiere auch Cockerspaniel. Weil sie zur Gattung Hund gehören. Wann soll ich denn …«
»Sie müssen kommen, heute noch. Mein Jantar ist richtig frech zu mir.«
»Ähm … aber heute ist Sonntag.« Vielleicht hatte die gute Frau das ja nicht auf dem Schirm. Hatte sie aber sehr wohl.
»Das weiß ich doch selbst. Ich war ja auch schon in der Kirche heute morgen. Sie etwa nicht?«
»Ähm …«
»Sie sind doch Katholik, oder?«
Als ob man als Italiener etwas anderes sein könnte. »Ja, sicher. Getauft, gefirmt – das ganze Programm.«
»Der Herr Pfarrer hat heute eine wunderbare Predigt gehalten.«
»Oh ja, predigen kann er sehr gut, der … ähm …«
Ein Name wäre echt gut gekommen, aber ich hatte keinen Schimmer, wie der gute Pfarrer hieß.
»Und hinterher habe ich mich vor der Kirche mit der Frau Schloemer unterhalten, wissen Sie. Eine Stunde lang. Wenn die einmal redet, hört die ja nicht mehr auf.«
»Tja …«
»Mein Jantar war richtig beleidigt, als ich heimkam. Er ist es nicht gewohnt, dass ich so lange fortbleibe.«
Ein Hund, der nicht alleine bleiben kann – ein Klassiker.
»Signora, ich kann morgen um elf bei Ihnen sein, dann nehme ich mir Ihren Liebling mal vor. Ich bin sicher, wir werden das in den Griff kriegen.«
»Sie müssen heute kommen!«, beharrte sie. »Bitte!«
»Aber Ihr, ähm, Jantar ist doch jetzt nicht mehr alleine, oder? Sie sind doch bei ihm.«
»Ich sagte doch: Er ist richtig frech zu mir. Der macht mir Angst. Der knurrt mich an, verstehen Sie? Man sieht dann alle seine Zähne.«
Eine ältere Dame, die Angst vor den Zähnen ihres Cockers hat – da wäre ich ein Unmensch gewesen, hätte ich sie hängenlassen. Ob Brummschädel oder nicht, hier wäre es ein gutes christliches Werk, die Frau von ihrer Sorge zu befreien, wenn man schon nicht mehr sonntags in die Kirche ging. Wenn ihre Angst vor dem Cocker auch sicher völlig grundlos war.
Ein Blick auf die Uhr. Fast zwölf.
»Um halb drei kann ich bei Ihnen sein, Frau ähm …«
»Geht das nicht früher? Pronto, pronto, wie ihr Italiener so schön sagt.«
»Auf gar keinen Fall pronto.«
Meine Gutherzigkeit hat auch Grenzen. Ein wenig Zeit zum Ausnüchtern musste sie mir schon lassen.
»Es tut mir ja wirklich leid, dass ich Sie am hochheiligen Sonntag behellige«, räumte sie ein, »aber ich würde es nicht tun, wenn es nicht dringend nötig wäre.«
»Verstehe ich. Halb drei, einverstanden? Jetzt brauche ich nur noch Ihren Namen und die Adresse.«
Nachdem sie mir alles genannt und mir noch einmal versichert hatte, dies sei ein außergewöhnlicher Notfall, schnitt ich ihr sanft das Wort ab, um das Gespräch zu beenden.
»Bis später dann, ja?« Ich legte auf.
Autsch, mein Schädel. Immerhin hatte ich mir etwas Zeit verschafft. Während ich mir im Bett noch eine bequeme Liegeposition suchte, klingelte das verdammte Handy erneut: Ich hätte Geld dafür bezahlt, wenn jemand diese fucking dogs endlich wieder eingefangen hätte.
Diesmal war’s mein Vater.
»Papa?«
»Liegst du noch im Bett?«, lautete seine Begrüßungsformel. »Wieder mal spät geworden, was?«, fügte er hinzu, ohne eine Antwort abzuwarten.
»Als Mittdreißiger darf man auch mal bis nach Mitternacht ausgehen, findest du nicht?«
»Vor allem kannst du mit dieser versoffenen Stimme jedem Papagei Konkurrenz machen. Wann kommst du deine verlausten Hunde abholen?«
»Wir hatten doch 14 Uhr ausgemacht. Obwohl, ähm – ich muss gleich noch zu einem dringenden Notfall. Kannst du sie heute etwas länger behalten?«
»Notfall? Was denn für ein Notfall? Ich dachte, du bist Hundetrainer? Ist mir was entgangen? Hast du etwa heimlich Tiermedizin studiert?«
Vater hatte noch nie einen Hehl daraus gemacht, dass Hundetrainer kein richtiger Beruf für ihn war. Früher hatte mich das gekränkt, aber darüber glaubte ich hinweg zu sein. Meinen Vater würde niemand mehr ändern, und obwohl er kein Hundenarr ist, nahm er meine vier Racker immer zu sich in Pflege, wenn ich ihn darum bat. Das klappte sogar erstaunlich gut.
»Stell dir vor, Papa, auch ein Hundetrainer wird manchmal zu Notfällen gerufen.« Das hörte sich wichtig an und stimmte sogar, wenngleich man über den Begriff ›Notfall‹ streiten kann.
Vater ließ nicht locker. »Und was bitte schön ist das für ein Notfall?«
»Ein bissiger Rottweiler sitzt vor der Tür eines Kinderzimmers und lässt weder die Kleinen raus noch die Eltern rein.«
»Klingt dramatisch. Aber warum liegst du dann noch im Bett, verdammt? Wie lange willst du diese verängstigten Leute warten lassen?«
Dann halt die Wahrheit. »Na schön, es ist kein Rottweiler, sondern ein unpässlicher Cockerspaniel. Kinder sind keine im Spiel, aber eine beunruhigte alte Dame, die sich von dem Tier bedroht fühlt.«
»Capito! Nenne mir einen guten Grund, Junge, warum ich jetzt nicht laut lachen sollte.«
»Papa, auch das sind Kunden. Ich mache das nicht gratis, ich lebe davon. Wenn die alte Dame rumerzählt, dass ich sogar am Sonntag bei ihr angetanzt bin, dann ist das für mich allerbeste Mundpropaganda.«
»Und was ist mit mir? Ich habe mir für heute Nachmittag auch etwas vorgenommen.«
Ich konnte mir auch schon vorstellen, was. »Hast du wieder ein Date?«
»Ich hasse dieses Wort. Sind wir hier vielleicht in England?«
»Hält dich aber nicht davon ab, bei Dating-fifty-plus online zu flirten.«
»Na und? Was kümmert’s dich? Im Gegensatz zu dir habe ich wenigstens Interesse an Frauen.«
Bloß nicht provozieren lassen. Er war nur verärgert, weil ich ihn niemals in meine Liebesabenteuer einweihte. Okay, solche fanden nicht unbedingt jede Woche statt, es war einfach noch nicht die Richtige dabei gewesen.
»Beim letzten Mal hast du dir eine blutige Nase geholt, Papa.«
»Unsinn.«
»Streite es nicht ab. Deine Flamme entpuppte sich als ehemalige Prostituierte.«
»Wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein!«
»Ach ja? Warum hast du sie dann zum Teufel gejagt?«
»Weil sie Geld haben wollte für … du weißt schon was.«
»Siehst du?«
»Hör auf, so altklug daherzuschwatzen. Wegen deiner Köter soll ich also heute mein, äh …«
»Date.«
»… mein Date absagen?«
»Musst du nicht. Lass sie einfach in den Garten, wenn du gehst. Ich hole sie später ab.«
»Damit sie meine Gemüsebeete ruinieren?«
»Tun sie nicht. Ich hab sie schließlich trainiert, weißt du? Das ist mein Job.«
Vater seufzte. »Wie du meinst. Dann kann ich ja zu meinem Date gehen. Und du zu deinem …«, er räusperte sich, »Notfall.«
»Danke, Papa.« Schnell, noch was Nettes hinterher. »Du bist der Beste.«
Die beiden Telefonate hatten mich wenigstens wach gemacht. Jetzt noch ein Kaffee und eine Zigarette, dann würde es auch meinem Schädel besser gehen. Draußen, auf der Veranda, konsumierte ich diese unentbehrlichen Lebenselixiere und genoss die Sonne. Ein Sommertag wie aus dem Bilderbuch. Meine Hunde vermisste ich zwar, aber ein chilliges Weilchen Einsamkeit, zumal nach dieser schlafarmen Nacht, hatte was für sich.
Das eingeschossige Haus, in dem ich wohnte, war eigentlich reif für den Abbruch. Nicht durch meine Schuld, möchte ich betonen. Im Gegenteil, als Handwerker bin ich keine völlige Niete, sodass ich die allerschlimmsten Mängel mit der Zeit selbst beheben konnte. Ich hatte die Bruchbude vor drei Jahren angemietet, weil sie erstens bezahlbar für mich war, zweitens einen mittelgroßen Garten besaß (wegen meiner Hunde unverzichtbar), und drittens die einmalige Gelegenheit bot, nicht länger bei meinem mich bevormundenden und ständig nörgelnden Vater wohnen zu müssen. Papa gab sich eine Weile angepisst, aber es war schließlich auch für ihn besser, denn nun musste er seine Damenbesuche nicht länger von meiner An- oder Abwesenheit abhängig machen.
In meinem Viertel hatte man das Haus schon vor meinem Einzug »Hexenhöhle« genannt. Die Dame, die hier früher gelebt hatte, hatte nicht gerade in dem Ruf gestanden, besonders umgänglich zu sein. Vielleicht hielten die Leute auch mich für einen Freak, aber freundlich waren sie trotzdem zu mir. Abgesehen von zwei oder drei Typen in der Straße, die sich hin und wieder über Hundegebell beschwerten.
Irgendwie kam es einem Wunder gleich, dass noch keine Behörde auf die Idee gekommen war, die Bruchbude stillzulegen. Mein Vermieter scherte sich um rein gar nichts, was mir aber ganz lieb war. Wäre er mir ständig mit irgendwas auf den Zeiger gegangen, hätte ich auch bei Vater wohnen bleiben können.
Die »Hexenhöhle« in der Siedlung am Rand der Stadt war marode und klein, aber mein. Hier führte ich mit meinen Hunden ein zufriedenes Leben. War ich auch glücklich? Schwer zu sagen. Wann ist ein Mensch glücklich? Wenn er gesund ist? Wenn er die große Liebe seines Lebens gefunden hat? Zweiteres war bei mir – ich erwähnte es – nicht der Fall. Es gibt Momente, da wünscht man sich, alles wäre anders. Dann wiederum gibt es Momente, wo man froh ist, dass man tun und lassen kann, was man will, und keine Rücksicht auf den Partner nehmen muss. An jenem Sonntag, als ich auf der Veranda meine Lebensgeister reaktivierte, war es, glaube ich, eine Mischung aus beiden Gefühlen. Wäre es nicht schön, wenn mir ein blonder Engel (von mir aus auch brünett, schwarz- oder rothaarig) Gesellschaft leisten und mir den Nacken massieren würde? Andererseits wäre es Mist, wenn der Engel meckert, weil ich mich von einer Kundin überreden ließ, sonntags bei ihr vorbeizuschneien. Tja, ungelegte Eier.
Ich drehte mir noch eine zweite Zigarette und beschloss, alles von einer positiven Warte aus zu sehen. Das Wetter war herrlich, die Vögel sangen (sag ich jetzt mal, genau weiß ich’s nicht mehr) und meine Dienste wurden benötigt – es gibt Menschen, die sind schlimmer dran.
3Erste Hilfe
Auf der Klingel stand Schmiedel. Gut zu wissen, denn am Telefon hatte ich Schniedel verstanden. Ein Türöffner summte, und ich machte mich auf den Treppenweg in die zweite Etage. Frau Schmiedel stand bereits an der Wohnungstür.
»Was, so jung sind Sie?«, begrüßte sie mich entsetzt.
»Ich bin älter, als ich aussehe, Signora«, erwiderte ich mit unwiderstehlichem Lächeln. Obwohl – so unwiderstehlich schien es nun auch wieder nicht zu sein.
»Sie sind zehn Minuten zu spät, Herr Infantilo.«
»Infantino, Frau Schmiedel«, korrigierte ich sie. Da wäre ein Schniedel auch kein größerer Fauxpas gewesen. »Infantino, wie dieser schmierige FIFA-Präsident, mit dem ich allerdings nicht verwandt bin.«
»Wie wer?«
Zugegeben, nicht immer sind meine Sprüche optimal auf die Kundschaft zugeschnitten. Daran muss ich noch arbeiten.
»Nicht so wichtig, Signora. Ihr Cocker macht Ärger, sagten Sie?«
Eigentlich hatte ich erwartet, dass die Bestie mich wütend empfangen würde, aber es stand dort nur Frau Schmiedel. Diese begann sich allmählich von dem Schock zu erholen, dass der herbeigerufene Dompteur ein junger Schnösel war. Sie ließ mich eintreten.
»Er ist im Wohnzimmer«, flüsterte sie vorsichtig, als sei ihr Hund in Wahrheit ein russischer Spion.
»Ich folge Ihnen unauffällig, Frau Schmiedel«, flüsterte auch ich, spaßeshalber.
»Gehen Sie lieber vor.« Sie wies mit der Hand zu dem Durchgang, der ins Wohnzimmer führte. Dort angelangt, ließ ich suchend den Blick schweifen, konnte besagten Problemhund aber nirgends ausmachen. So stellte man sich das Wohnzimmer einer älteren Dame vor: Eichenmöbel, ein museumsreifes TV-Gerät, geknüpfte Fußteppiche und an der Wand ein Gemälde mit einem röhrenden Hirsch auf einer Waldlichtung. Es roch nach Latschenkieferöl. Frau Schmiedel war mir nachgeschlichen; hier, in ihrem vermeintlichen Heiligtum, traute sie sich nun gar nicht mehr zu sprechen, sondern wies auf den grün gemusterten Ohrensessel vor dem Fernseher, den ich jedoch nur von hinten bewundern konnte. Aber endlich verstand ich: der Hund hatte es sich offenbar darin bequem gemacht.
»Warum haben Sie ihm das erlaubt?«, fragte ich Frau Schmiedel.
Die presste einen Zeigefinder auf die Lippen. »Psst. Sonst wird er gleich wieder böse.«
Tatsächlich war ein leises Knurren zu vernehmen. Der Cocker schien wenig amüsiert zu sein über den plötzlichen Menschenauflauf.
Ich schüttelte seufzend den Kopf. »Frau Schmiedel, wir müssen reden.«
Sie gab mir einen Wink, ihr in die Küche zu folgen.
»Sie haben es selbst gehört: Wenn Jantar im Sessel sitzt, wird er richtig böse, sobald man nur in die Nähe kommt.«
»Sie hätten ihm das nie erlauben sollen«, sagte ich, wissend, dass ich mir diesen Vorwurf getrost sparen könnte.
»Anfangs war es ja gar kein Problem«, rechtfertigte sich Frau Schmiedel, »da habe ich ihn einfach auf den Schoß genommen, weil er mich so herzzerreißend ansah.«
»Okay?«
»Aber dann wurde er von Tag zu Tag dreister. Jetzt lässt er mich nicht einmal mehr in den Sessel, obwohl ich ihm versprochen habe, dass er auf meinen Schoß darf.«
Ich kratzte mich lange am Kopf und starrte auf die alte Küchenuhr, die laut wie Glockenschläge tickte.
»Wie alt ist ihr Hund, Signora?«
»Er hat nächste Woche Geburtstag, dann wird er fünf.«