Das magische Baumhaus (Band 49) - Abenteuer im Tal der Könige - Mary Pope Osborne - E-Book

Das magische Baumhaus (Band 49) - Abenteuer im Tal der Könige E-Book

Mary Pope Osborne

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Beschreibung

Das magische Baumhaus bringt Anne und Philipp nach Ägypten, wo sie die berühmte Krankenschwester Florence Nightingale treffen. Was wohl ihr Geheimnis wahrer Größe ist? Zusammen mit Koku, dem süßen Babyäffchen, folgen sie Florence bis ins Tal der Könige. Doch plötzlich werden die Geschwister von wilden Schakalen angegriffen! Können sie mit Hilfe von Merlins magischem Nebel entkommen? Komm mit auf die Reise im magischen Baumhaus! Rätselhafte Abenteuer in fremden Welten und längst vergangenen Zeiten erwarten dich auch in den anderen Bänden. Die beliebte Kinderbuch-Reihe von Bestsellerautorin Mary Pope Osborne! Die Geschwister Anne und Philipp reisen mit dem magischen Baumhaus durch die Zeit. Sie erleben spannende Abenteuer, entdecken ferne Länder und lernen viele berühmte Persönlichkeiten kennen.

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Seitenzahl: 79

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WIE ALLES ANFING

Eines sonnigen Tages tauchte ein geheimnisvolles Baumhaus im Wald von Pepper Hill in Pennsylvania auf.

Die Geschwister Philipp und Anne fanden schnell heraus, dass Zauberkräfte darin schlummern und dass sie damit nicht nur an jeden Ort der Welt, sondern auch kreuz und quer durch die Zeit reisen können.

Das Baumhaus gehörte der Zauberin Morgan. Sie war Bibliothekarin am Hof von Camelot, im sagenhaften Königreich des berühmten Königs Artus.

Im Auftrag von Morgan und ihrem Freund Merlin haben die Geschwister schon viele aufregende Abenteuer bestanden. Jetzt braucht Merlin wieder ihre Hilfe.

Sie sollen vier berühmte Personen treffen, um von ihnen das Geheimnis wahrer Größe zu erfahren. Auf ihrer Mission haben sie bereits Alexander den Großen und sein Streitross Bukephalos in Mazedonien kennengelernt und in New York eine Zaubershow des berühmten Magiers Harry Houdini besucht.

Jetzt warten die Geschwister gespannt darauf, wohin Merlin sie als Nächstes ­schicken wird, um einem weiteren Geheimnis wahrer Größe auf die Spur zu kommen …

Die kenne ich!

Philipp saß auf der vorderen Veranda in der Sonne und las in seinem Buch der besten Zaubertricks. Er hatte vor, für seine Eltern und Großeltern eine Zaubershow einzustudieren. Er trank einen Schluck Limonade und schrieb eine neue Liste in sein Notizbuch:

Anne klopfte von innen an die Fliegentür. „Hey, lass uns etwas machen!“

„Ich tu doch schon etwas“, entgegnete Philipp, trank noch einen Schluck Limonade und schrieb weitere Tricks auf seine Liste:

Anne hielt die Luft an: „Hast du das gehört?“ Sie zog die Tür auf und trat zu ihm auf die Veranda.

„Was gehört?“, fragte Philipp, während er schrieb:

„Dieses zischende Geräusch eben“, antwortete Anne.

„Ein zischendes Geräusch?“, wiederholte Philipp. Er überflog seine Liste und entschied, dass er noch zwei bis drei weitere Tricks brauchte.

„So als wäre das Baumhaus gerade in den Wald gezischt!“, erklärte Anne.

„Ja, ja … klar!“, sagte Philipp und blätterte in seinem Buch.

„Los, komm mit“, bat Anne. „Lass uns in den Wald gehen und nachschauen. Bitte!“

„Wir haben doch seit letztem Dienstag schon fünfmal nachgeschaut!“, sagte Philipp.

„Dann wird dir einmal mehr auch nicht wehtun“, meinte Anne. „Ich hab da so ein Gefühl … echt!“

Philipp seufzte. „Na gut. Du hast gewonnen! Noch einmal.“ Er steckte das Notizbuch und den Stift in seinen Rucksack. Das Buch mit den Zaubertricks ließ er auf der Veranda liegen. Dann stand er auf und ging hinter Anne die Stufen hinunter in den Hof.

„Bist du nicht auch ganz wild darauf, ein weiteres Geheimnis wahrer Größe für Merlin herauszufinden?“, fragte Anne, als sie den Bürgersteig entlanggingen. „Denk nur an den Zaubernebel: Willst du nicht auch wieder für eine Stunde ein großes Talent bekommen?“

„Doch, klar!“, antwortete Philipp. „Ich habe nur keine Lust, ständig das Baumhaus suchen zu gehen und es nie zu finden! Solche Ahnungen wie heute hast du jetzt schon seit zwei Wochen!“

Philipp und Anne überquerten die Straße und betraten den Wald von Pepper Hill. Im Schatten der Bäume roch Philipp den warmen Waldboden und die Blätter, er atmete tief ein. Vögel sangen in den Bäumen. Als Philipp und Anne sich der höchsten Eiche im Wald näherten, schlug Philipps Herz schneller. Diesmal war es wirklich da: Er sah es hoch oben in den Ästen des Baumes.

„Siehst du! Ich hatte recht!“, rief Anne begeistert.

Grinsend betrachtete Philipp das kleine hölzerne Haus, mit dem sie schon so viele Abenteuer erlebt haben. „Wie gut, dass wir noch mal nachgeschaut haben!“, sagte er.

Anne rannte zur Strickleiter und kletterte hinauf. Philipp war dicht hinter ihr. Oben im Baumhaus tanzten die Schatten der Zweige über die hölzernen Wände. Auf dem Fußboden lagen ein Stück Papier, ein goldener Ring, ein winziges Fläschchen und eine Schriftrolle.

„Eine neue Nachricht von Merlin!“, rief Anne. Sie hob die Schriftrolle auf, rollte sie auseinander und las vor:

„Florence Nightingale?“, wiederholte Anne. „Die kenne ich! Ich habe ein Referat über sie gemacht!“

„Ich kenne nur den Namen. Wer ist das denn?“, fragte Philipp.

„Sie ist echt der Wahnsinn!“, schwärmte Anne. „Sie ist eine meiner Heldinnen!“

„Ja, okay, aber was macht sie?“, fragte Philipp noch mal.

„Florence Nightingale hat um das Jahr 1850 in England gelebt“, erzählte Anne. „Zu der Zeit hat die englische Armee auf der Krim am Schwarzen Meer gekämpft. Florence Nightingale war als Krankenschwester mit dort. Die Soldaten haben sie die Dame mit der Lampe genannt, denn nachts, wenn es im Lazarett schon still und dunkel war, ging sie alleine mit einer Lampe von Bett zu Bett. Sie brachte den Verletzten Licht und Trost und sah noch einmal nach ihren Wunden. Sie war eine ganz besondere Frau und unglaublich mutig. Sie wurde sehr berühmt und später hat sie den Beruf der Krankenschwester …“

„Stopp! Du musst jetzt nicht dein ganzes Referat noch einmal halten“, unterbrach Philipp seine Schwester. „Ich kann’s mir vorstellen. Sie klingt cool! Lass sie uns kennenlernen!“

„Ich habe das Gefühl, als ob ich sie jetzt schon kennen würde!“, sagte Anne und lachte.

„Ich bin gespannt, wo wir diesmal hinreisen“, meinte Philipp und hob ein dünnes Buch auf. Der ausgeblichene lederne Einband sah altmodisch aus.

„Ich wette, das Buch handelt von England oder von der Krim“, vermutete Anne.

„Weder noch.“ Philipp zeigte ihr den Umschlag.

„Ägypten?“, fragte Anne. „Ich habe nirgendwo gelesen, dass Florence Nightingale als Krankenschwester in Ägypten war!“

„Aber wir waren schon mal in Ägypten“, meinte Philipp. „Erinnerst du dich an die Mumie in der Pyramide?“

„Genau, die Geisterkönigin“, sagte Anne. „Sie war auf dem Weg in das nächste Leben.“

Philipp lief ein Schauder über den Rücken. „Das war vielleicht seltsam!“

„Keine Bange, die Geisterkönigin war Tausende von Jahren in der Vergangenheit“, beruhigte Anne ihn, „diesmal reisen wir nur bis ins Jahr 1849.“

„Na … okay“, meinte Philipp. „Wahrscheinlich sind die alten Geister bis dahin alle längst weg.“

„Wie auch immer“, sagte Anne. „Bereit?“

„Warte“, sagte Philipp. Er hob den goldenen Ring auf und reichte ihn Anne. „Du bist an der Reihe, ihn zu tragen.“

Anne steckte den Ring an ihren Finger. Die Geschwister starrten beide einen Moment darauf. Es war ein magischer Ring: Sobald Florence Nightingale ihnen ein Geheimnis wahrer Größe verriet, würde der Ring glühen wie Feuer.

„Der Ring der Wahrheit“, flüsterte Anne.

„Ja! Vergiss bloß nicht, gut auf ihn zu achten, während wir mit Florence reden!“, ermahnte Philipp seine Schwester.

„Schon gut, das werde ich!“, versprach Anne. „Hier, nimm du das.“ Sie hob das Glasfläschchen auf und reichte es Philipp.

Er hielt das Fläschchen ins Sonnenlicht und betrachtete den silbrig wirbelnden Dunst im Inneren. „Nebel, der beim ersten Licht des Neumonds auf der Insel Avalon gesammelt wurde …“, flüsterte er.

„Ja. Damit werden wir genau eine Stunde lang eine besondere Fähigkeit haben“, sagte Anne.

Philipp lächelte, als er sich an ihre Stunde als Pferdetrainer und als Zauberkünstler auf der Bühne erinnerte. „Worin wir wohl diesmal besonders gut sein werden?“, überlegte er.

„Vielleicht in der Krankenpflege?“, vermutete Anne.

„Mal sehen“, meinte Philipp und steckte das kleine Fläschchen in seinen Rucksack. Dann nahm er das Blatt Papier vom Boden. Darauf hatte er die beiden Geheimnisse wahrer Größe notiert, die sie bisher herausgefunden hatten:

„Bereit, das dritte Geheimnis bei Florence Nightingale zu finden?“, fragte er.

„Tausendmal ja!“, rief Anne.

Philipp deutete auf das Bild auf dem Umschlag des Reisehandbuchs Ägypten. „Ich wünschte, wir wären dort!“, sagte er.

Wind kam auf.

Das Baumhaus fing an, sich zu drehen.

Es drehte sich schneller und immer schneller.

Dann war alles wieder still.

Totenstill.

Willkommen in Theben!

Trockene, warme Luft erfüllte das Baumhaus. Philipp hatte einen helmartigen Hut auf dem Kopf. Er trug Lederstiefel, ein langärmeliges Hemd, ein paar schwere Leinenhosen und dazu einen Ledergürtel, an dem eine große Gürteltasche befestigt war.

„Ich wünschte, ich hätte auch so etwas an wie du“, sagte Anne und verzog das Gesicht. Sie trug ein langes weißes Kleid mit Spitze. „Du siehst aus wie ein cooler Forscher. Ich bin angezogen, als wollte ich zu einer Teeparty gehen.“

„Mach dir nichts draus“, tröstete Philipp sie. „Meine Sachen sind dafür echt kratzig und schwer.“

„Iiiaah!“

„Ist das ein Esel?“, fragte Anne.

Philipp und sie schauten aus dem Fenster des Baumhauses. Blätter und Zweige versperrten ihnen völlig die Sicht.

„Ich glaube, wir sind in einem Maulbeerfeigenbaum gelandet“, meinte Philipp und betrachtete die Blätter.

Anne schob ein paar Äste zur Seite. Alles, was sie unter sich sahen, waren noch mehr Zweige. Doch geradeaus erblickten sie in der Ferne eine weite Ebene und einige sandfarbene Ruinen. Hinter der Ebene ragten Berge in den wolkenlosen Himmel. Die ägyptische Sonne war blendend hell.

„Iiiaah!“

„Das ist eindeutig ein Esel“, stellte Anne fest. „Lass uns mal nachschauen!“ Sie raffte ihr langes weißes Kleid zusammen und kletterte die Strickleiter hinunter.

Philipp steckte das kleine Reisehandbuch in seine lederne Gürteltasche. Sein Notizbuch, der Stift und das Fläschchen mit dem magischen Nebel befanden sich schon drin. Außerdem fand er darin noch ein paar Münzen mit Pharaonen darauf. „Hey, wir haben sogar ägyptisches Geld!“, rief er zu Anne hinunter.

„Super! Kommst du runter?“, rief sie zurück. Sie war schon fast unten.

Philipp machte seine Tasche zu. Mit den steifen Lederstiefeln kletterte er etwas unbeholfen hinunter. Sobald er ins Gras trat, setzten sich Fliegen auf sein Gesicht. Er schüttelte den Kopf und wedelte mit den Händen, um sie zu verjagen.

Der Maulbeerfeigenbaum stand inmitten von Büschen und anderen Pflanzen am saftig grünen Ufer eines Flusses. Auf der gegenüberliegenden Seite ankerten einige Dutzend Segelboote in der Nähe eines Tempels.

„Iiiaah!“