Das magische Nixenarmband 4: Der Herzenswunsch - Henriette Wich - E-Book

Das magische Nixenarmband 4: Der Herzenswunsch E-Book

Henriette Wich

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Beschreibung

Meggie hat mit Hilfe ihrer Freunde vier der fünf Anhänger gefunden. Das Ziel ist ganz nah: Jetzt fehlt nur noch ein magischer Anhänger des Nixenarmbands! Wenn es nur nicht ständig Ärger zwischen Rosa und Jana geben würde ... Die Suche nach dem letzten Anhänger führt die Freunde schließlich zum Friedhof. Dort wird nicht nur Meggie traurig, als sie an ihre Mutter denken muss - plötzlich ist auch Rosa verschwunden! Am Ende muss Meggie sich der Frage nach ihrem Herzenswunsch stellen. Wofür wird sie sich entscheiden? CE Ab 8 Jahren / Warnung! Verschluckbare Kleinteile, Erstickungsgefahr

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Außerdem aus der Reihe Das magische Nixenarmband im Carlsen Verlag lieferbar: Geheimnisvolle Freundin Das Rätsel im Leuchtturm Abenteuer um Mitternacht CARLSEN Newsletter Tolle neue Lesetipps kostenlos per E-Mail!www.carlsen.de Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung, können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden. Originalausgabe Veröffentlicht im Carlsen Verlag September 2010 Copyright © 2010 Carlsen Verlag GmbH, Hamburg Alle Rechte vorbehalten Nach einer Idee von Maja von Vogel Umschlag- und Innenillustrationen: Franziska Harvey Umschlaggestaltung: formlabor Satz und E-Book-Umsetzung: Dörlemann Satz, Lemförde ISBN 978-3-646-92166-3 Alle Bücher im Internet unterwww.carlsen.de

Der Herzenswunsch

Erstes Kapitel

Eigentlich liebte Meggie den Blick aus ihrem Erkerfenster. Sie konnte die Dünen sehen, den leuchtenden Strandhafer und ganz hinten sogar einen schmalen Streifen Meer. An schönen Sommertagen verschmolz das Wasser weit in der Ferne mit dem Horizont. Dann hatte Meggie das Gefühl, sie müsste nur die Arme ausbreiten und könnte fliegen, ins endlose Blau des Himmels hinein. Doch heute war keine Spur von Blau zu entdecken. Graue Wolken hingen schon den ganzen Tag über der Insel Westersand. Das Meer sah aus wie ein schmutziges Handtuch und der Wind heulte um die Weiße Villa. Meggie zog die Schultern hoch. Trotz ihres Pullovers fror sie in ihrem Zimmer. Am liebsten hätte sie sich gleich nach dem Abendessen ins Bett verkrochen.  

Plötzlich wirbelte ein Wesen mit blonden Locken und einer Haut so weiß wie feines Porzellan um sie herum. »Komm, lass uns tanzen!«  

Meggie schüttelte den Kopf. »Ein andermal, Rosa.«  

»Puh! Bis du aber schlecht drauf heute«, stöhnte Rosa. »Wenn du so weitermachst, langweile ich mich noch zu Tode.«  

Meggie musste kichern. »Das geht doch gar nicht. Du bist ein Geist und schon seit über hundert Jahren tot.«  

»Ich weiß, dass ich ein Geist bin. Leider«, maulte Rosa. Sie setzte sich auf den wurmstichigen Schreibtisch mit den gedrechselten Holzbeinen und baumelte mit den Beinen, die in altmodischen braunen Schnürstiefeln steckten. Ihr rosafarbenes Rüschenkleid raschelte leise. »Dann lass uns was anderes Spannendes machen«, drängelte sie. »Los, schlag was vor!«  

Meggie stöhnte. Manchmal war Rosa ganz schön anspruchsvoll. Wahrscheinlich lag es daran, dass sie eine Baronesse war. Mit vollem Namen hieß sie Rosamunde Huberta Agathe von Bodenstein. Zu ihren Lebzeiten hatte sie vornehme Privatlehrer gehabt und jede Menge Annehmlichkeiten genossen. Trotzdem mochte Meggie Rosa und konnte sich ein Leben ohne den Geist gar nicht mehr vorstellen. Nie würde sie den Tag vergessen, als sie Rosa zum ersten Mal begegnet war. Meggie hatte kurz nach dem Einzug in die Weiße Villa auf dem Dachboden herumgestöbert, weil sie herausfinden wollte, woher die seltsamen Geräusche kamen, die sie nachts gehört hatte. Dabei hatte sie in einer Kiste ein silbernes Armband gefunden. Sobald sie es umlegte, konnte sie Rosa plötzlich sehen. Seither war ihr Leben richtig aufregend geworden, denn das Armband hatte magische Kräfte.  

»Kommt da noch was oder muss ich bis in alle Ewigkeit auf eine Antwort warten?«, fragte Rosa.  

Meggie lachte. »Keine Sorge, du Quälgeist! Ich hab eine Idee.« Sie zog ein rotes Album aus dem Regal, ging damit zum Bett und setzte sich auf die geblümte Tagesdecke. »Hast du Lust, meine Kinderfotos anzusehen?«  

»Au ja!« Rosa kuschelte sich an sie.  

Meggie zuckte kurz zurück, weil ein eisiger Lufthauch ihre Wange streifte. Dann schlug sie das Album auf. Auf der ersten Seite stand in schwungvollen Buchstaben: »Für Meggie zum achten Geburtstag. In Liebe, Deine Mama.« Auf einmal hatte Meggie einen Kloß im Hals. Vor einem Jahr, an Meggies achtem Geburtstag, hatte Mama noch gelebt. Zwei Wochen später war sie zum Einkaufen gefahren und nie mehr zurückgekommen. Es war ein Autounfall gewesen. Jetzt gab es nur noch Meggie und Papa. Und Papa wollte am liebsten alles vergessen. Deshalb waren sie auf die Insel gezogen, um für immer dortzubleiben. Deshalb stürzte er sich in die Renovierung der Weißen Villa und in seine Arbeit als Steuerberater. Und deshalb redete er so gut wie nie über Mama. Das Schlimmste war, dass es funktionierte: Seit sie in der Weißen Villa wohnten, kam es Meggie vor, als würde ihre Mutter Stück für Stück von ihnen wegrücken.  

»Wenn ich nur wüsste, wo Mama ist«, flüsterte Meggie. »Ich kann sie gar nicht mehr spüren.«  

Rosa legte ihre kalte Hand auf Meggies Arm. »Sie ist bestimmt ganz nah bei dir. Du kannst sie nur nicht sehen, aber das heißt nichts. Mich konntest du am Anfang ja auch nicht sehen.«  

»Stimmt«, sagte Meggie. Sie schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter und blätterte weiter. Auf der nächsten Seite lag sie als winziges Baby auf der Wickelkommode.  

»Das bist du? Wie süß!«, rief Rosa entzückt. »Zeig mal! Da hat man dich auf den Bauch gelegt. Das fandest du gar nicht toll, was? Und hier wirst du gebadet. Sieh nur, wie du lachst!«  

Meggie nickte. »Ich war schon immer eine Wasserratte.« Einer der wenigen Vorteile auf Westersand war, dass sie nur ein paar Schritte aus der Tür machen musste und sofort ins Meer springen konnte. Vorausgesetzt, das Wasser war nicht so eisig wie heute.  

Im Album lief Meggies Leben wie in einem Auto auf der Überholspur ab. Ein paar Seiten später konnte sie schon krabbeln, dann laufen, kam in den Kindergarten und in die Schule.  

Meggie und Rosa waren so vertieft in die Bilder, dass sie das Klopfen an der Tür überhörten. Auf einmal stand Papa im Zimmer. Verlegen räusperte er sich. »Stör ich dich?«  

»Äh … nein«, sagte Meggie und legte das Album neben sich aufs Bett. Rosa schnappte es sich. Raschelnd blätterte sie eine Seite um.  

Papa bekam kugelrunde Augen, als er das schwebende Album sah. »Wie … wie hast du das denn gemacht?«  

»Ach, das war nur ein einfacher Zaubertrick«, winkte Meggie ab. Schnell nahm sie Rosa das Buch weg und warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu. Papa wusste nichts von Rosa und das sollte auch so bleiben. Wenn Meggie es ihm erzählen würde, würde er viel zu viele Fragen stellen. Außerdem glaubte er als Steuerberater sowieso nur das, was er sehen konnte.  

Papa zwinkerte Meggie zu. »Ein Zaubertrick, klar.«  

»Sieh mal!« Meggie streckte ihm das Album entgegen. »Weißt du noch, unser Picknick im Park?« Auf einem der Fotos saßen sie mit lachenden Gesichtern unter Mamas Lieblingsbaum, einer Esche: Papa, Mama und Meggie. Eine glückliche Familie.  

»Natürlich weiß ich das noch«, nuschelte Papa verlegen. »Was war das für ein heißer Sommer damals! Viele Pflanzen sind vertrocknet. Apropos Pflanzen: Jetzt bin ich fast fertig mit den Arbeiten im Haus. Fehlt nur noch der Garten. Ich möchte neuen Rasen ansäen und Herbstblumen pflanzen. Vielleicht hast du ja Lust, mir zu helfen? Du könntest ein eigenes Beet haben mit deinen Lieblingblumen.«  

»Weiß nicht …«, sagte Meggie enttäuscht.  

Papa hatte wieder mal geschickt vom Thema abgelenkt. Dabei hatte er ihr erst neulich versprochen, mehr über Mama zu reden. »Du kannst es dir ja noch mal überlegen«, sagte er.  

»Klar«, murmelte Meggie, aber das hörte Papa schon nicht mehr, weil er pfeifend die Treppe hinunterging.  

»Vergiss ihn einfach!« Rosa schwebte zur Decke und tanzte um den Kronleuchter. »Soll er doch alleine im Garten herumbuddeln. Wir haben was Besseres zu tun.« Von einer Sekunde zur nächsten landete sie wieder neben Meggie und lächelte schelmisch. »Ich sag nur eins: Nixenarmband!«  

Sofort fing Meggies Handgelenk an zu kribbeln. Sie schob den Ärmel ihres Pullis hoch und betrachtete die zierliche silberne Kette an ihrem Arm. Vier Anhänger baumelten daran: ein Stern, eine Muschel, ein Kreuz und ein Herz. Sie blitzten kurz auf, als Meggie ihre Hand leicht bewegte. Der Stern war von Anfang an da gewesen, aber die drei anderen Anhänger hatten Meggie und Rosa mit Hilfe ihrer Mitschüler Anton und Jana erst suchen müssen.  

»Bald ist es so weit«, sagte Rosa verschwörerisch. »Sobald wir den fünften Anhänger gefunden haben und das Armband wieder komplett ist, wird dein Herzenswunsch in Erfüllung gehen!«  

Meggie seufzte. »Hoffentlich!« Seit sie auf Westersand war, wünschte sie sich Freunde zu finden – und dass die alte Nixenlegende kein Märchen war. Antons Großvater, Kapitän Hansen, hatte ihr zuerst davon erzählt, und den Rest hatte Meggie in einem alten Buch aus dem Heimatmuseum nachgelesen.  

Die Legende ging so: Vor langer Zeit lebte im Meer vor der Insel die Nixe Seraphina. Ihre Haut war so weiß wie der Strand, ihre Haare so grün wie die Algen und ihre Augen so blau wie das Meer. Mit ihrem magischen Armband mit den fünf Anhängern konnte sie die Herzenswünsche der Menschen erfüllen, die zu ihr kamen. Manchmal tat sie es, doch hin und wieder lockte sie die Menschen mit ihrem wunderschönen Gesang ins Meer und sie ertranken. Eines Tages verschwand das Armband. Die Nixe wurde furchtbar wütend, weil sie überzeugt war, dass die Inselbewohner es gestohlen hatten. Aus Rache schickte sie ihnen eine schlimme Sturmflut, bei der viele Menschen ums Leben kamen. Seither blieb die Nixe verschollen. Es hieß, erst wenn die Inselbewohner ihr das Armband zurückgaben, würde sie ihnen verzeihen und sich wieder zeigen.  

Meggie strich nachdenklich die Tagesdecke glatt. »Ob die Nixe auch wirklich wieder auftaucht? Sie muss damals doch schrecklich wütend gewesen sein.«  

»Ja, das war sie …«, sagte Rosa. Auf ihrer weißen Porzellanhaut flammten zwei rote Flecken auf. »Aber glaub mir, Seraphina wird rechtzeitig wieder auftauchen. Sie hat bestimmt Sehnsucht nach ihrer besten Freundin und Seelenverwandten.« Rosa tippte sich stolz mit der Hand auf die Brust.  

Meggie sah Rosa prüfend an. Hinter ihrer glatten Stirn verbarg sich ein Geheimnis. Obwohl Rosa es immer wieder beteuerte, war Meggie sich nicht sicher, ob Rosa tatsächlich so gut mit der Nixe befreundet war. Sie behauptete zwar, Seraphina habe ihr damals als Freundschaftsbeweis ihren Herzenswunsch erfüllt, doch worin der bestand, wollte sie auf keinen Fall verraten. Meggie wurde das Gefühl nicht los, dass bei der ganzen Sache irgendetwas nicht stimmte. Aber sobald sie nachbohrte, wich Rosa geschickt aus.