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Wir erleben Tröpfchen auf seiner Reise durch die Welt, erfahren etwas aus dem Leben eines begabten Knaben, träumen uns zu Prinzessin Tränelinchen und begleiten einen Schlossgeist in den Urlaub. Zusätzlich enthält dieses Vorlesebuch Malvorlagen für noch mehr Spaß. Ein kleines, aber besonderes Mitbringsel für Ihre Kleinen.
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Seitenzahl: 30
Ein Schlossgespenst macht Urlaub
Tröpfchens wunderbare Welt
Der italienische Duft
Das Märchen vom Tränenreich
Malbuch
Hoch über dem kleinen Städtchen Westerburg steht das alte Schloss auf einem Basaltfelsen. Gut, dieses Schloss sieht eher aus wie eine Burg, doch es heißt - wie sollte es auch anders heißen - Schloss Westerburg.
Dieses Schloss hatte schon viele, sehr viele Besitzer, denn es steht schon lange, sehr lange dort an diesem majestätischen Fleck. Ganz egal von welcher Seite man sich dem kleinen Städtchen nähert, das Schloss ist schon aus großer Entfernung zu sehen.
Die Besitzer von Schloss Westerburg waren Ritter, Grafen, Edelleute und sonstige feine Herren und noch feinere Damen. Und so wie fast alle Schlösser ein Schlossgespenst haben, so hat auch dieses Schloss ein eigenes Gespenst, welches von den Westerburger Bürgern nur „das Petermännchen“ genannt wird, da es sich um den Geist des Ritters Peter handeln soll, der die Burg vor etwa achthundert Jahren erbauen ließ.
Das Petermännchen ist ein guter Geist, der allerdings sehr gerne die Besucher des Schlosses, ob alt oder jung, groß oder klein mit seinen Geisterstreichen erschreckt. Er lässt Tassen und Teller durch die Luft fliegen oder hämmert nachts an die alten Holztüren. Auch auf dem benachbarten Felsen Katzenstein wird das Petermännchen hin und wieder gesichtet, wo es seinen Schabernack treibt. Dann rufen die Frauen „Huch“ und die Kerle „Warte nur, ich kriege Dich“, doch das Petermännchen ist nicht zu fassen, denn er kann sich, wie jeder anständige Geist, unsichtbar machen.
Wo eben noch ein kleiner Kobold mit langen Ohren, einem kleinen Buckel und grünen Klamotten stand, ist – schwuppdiwupp - niemand mehr zu sehen. Dem Petermännchen macht es sehr viel Spaß unsichtbar zu sein, oder auch nicht, gerade wie es ihm in den Sinn kommt.
Das Petermännchen ist also schon so alt wie das Schloss. Und bis auf die liebliche Gräfin Seraphine, in die das Schlossgespenst sogar ein bisschen verliebt gewesen war, mochte er die vielen verschiedenen Schlossherren nicht besonders gerne. Die waren ihm nicht gut genug erzogen. Das Petermännchen findet nämlich, dass die edlen Herren allesamt kein Benehmen gehabt haben.
Die vielen Reinharts, Kunos, Georgs, Siegfrieds und Heinrichs waren mitunter wirklich raue Gesellen gewesen. Aber so war es nun mal in früheren Zeiten. Da sangen die Herrschaften wüste Lieder, rauften sich mit anderen Rittern, aßen mit den Fingern und warfen Knochen und Reste einfach über die Schultern nach hinten in den schönen Rittersaal, wo der Küchenjunge oder die Magd diese dann einsammeln mussten oder die Hunde danach schnappten.
Doch der jetzige Graf, den mag das Petermännchen sehr gut leiden. Er mag ihn sogar so sehr, dass er sich nie unsichtbar macht, wenn sie alleine sind. Mit Graf Konrad sitzt er abends in der Ahnengalerie, und die beiden erzählen sich Geschichten aus ihrem Leben. Das Schlossgespenst hat natürlich viel mehr zu erzählen als Graf Konrad, denn achthundert Jahre sind eine lange Zeit.
An diesem Abend ist das Petermännchen allerdings schlecht gelaunt. Er ist geradezu bösartig und bockig. Nichts kann der alte Graf seinem Schlossgeist recht machen. „Was ist denn mit dir, warum bist du so übel gelaunt?“, fragt der alte Graf. Das Petermännchen trommelte mit den Fingern auf dem Tisch herum. „Warum bin ich hier auf Verdeih und Verderb in diesem Schloss eingesperrt. Ich mag nicht mehr nur zum Katzenstein gehen oder hinunter in die Stadt. Ich bin schon so alt und kenne nichts von der großen weiten Welt,“ entgegnet das missmutige Gespenst.