Das NonPlusUltra der Schlagfertigkeit - Matthias Pöhm - E-Book

Das NonPlusUltra der Schlagfertigkeit E-Book

Matthias Pöhm

4,7

  • Herausgeber: mvg
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2012
Beschreibung

So setzen Sie Ihre Gegner sprachmatt! Na, ist Ihnen die schlagfertige Antwort wieder zu spät eingefallen? Haben Sie auf die patzige Bemerkung des Chefs schon wieder nur wütend geschnaubt, aber nichts erwidert? Damit ist jetzt Schluss! Matthias Pöhm, der Schlagfertigkeitspapst, hat hier die besten Techniken aller Zeiten zusammengetragen, die es Ihnen garantiert ermöglichen, in Zukunft blitzschnell zu kontern und richtig ins Schwarze zu treffen. Ob Sie sich gegen dumme Sprüche zur Wehr setzen müssen, ernsthafte Diskussionen gewinnen oder einfach witzigere Bemerkungen machen möchten – hier sind für jeden die richtigen Strategien dabei, die es Ihnen ermöglichen, den Gegner sprachlos zu machen!

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen:

[email protected]

7. Auflage 2019

© 2004 by mvg Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH, Nymphenburger Straße 86 D-80636 München Tel.: 089 651285-0 Fax: 089 652096

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Umschlaggestaltung: Vierthaler & Braun Grafikdesign, München Satz: Jürgen Echter, Landsberg am Lech Druck: CPI books GmbH, Leck Printed in Germany

ISBN Print 978-3-86882-618-0

ISBN E-Book (PDF) 978-3-86415-384-6

ISBN E-Book 978-3-86415-396-9

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.mvg-verlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.muenchner-verlagsgruppe.de

Inhaltsverzeichnis

I. Schlagfertigkeit: Was ist das?

Der Aufstieg der Schlagfertigkeit

Schlagfertigkeit: Was ist das?

Schlagfertigkeit ist Frechheit

Schlagfertigkeit ist Selbstbewusstsein

Schlagfertigkeit ist Souveränität

Schlagfertigkeit ist Identität

Zwei Irrtümer über die Techniken der Schlagfertigkeit

Erster Irrtum: Eine Technik passt in 100 Prozent der Fälle

Zweiter Irrtum: Es gibt die Schachmatt-Technik

Schlagfertigkeit ist lernbar

Schlagfertigkeit lernen

Satzanfänge und Standards

Wenn Sie wirklich schlagfertiger werden wollen

II. Kurz und knackig: Die Schnellmethoden

Übertreiben durch deftigen Vergleich (1)

Umformulieren als Gentleman (2)

Umformulieren als Gentleman als Feststellungsfrage

Angriffe durch die Blume (3)

Das Offensichtliche ins Gegenteil verkehren (4)

Feststellungsfragen: Die Kombination von Aussage und Frage (5)

Franz-Felix-Feststellungsfrage

Feststellungsfrage: Zurückweisen mit Unterstellungsfrage

Feststellungsfrage als Methode zur Überzeugung

Angreifen mit der Unterstellungsfrage (6)

Unterstellungsfragen als Feststellungsfragen

III. Die sechs Spitzentechniken der Schlagfertigkeit

Unerwartetes Zustimmen (7)

Voll zustimmen als Feststellungsfrage

Rückfragen (8)

Rückfrage nach Lösung: „Wie müsste es aussehen?“

Rückfrage zum Ablenken: „Wie machen Sie’s denn?“

Rückfrage nach verzerrtem Gegenteil: „Wäre Ihnen … lieber?“

Rückfrage nach Definition: „Was verstehen Sie unter …?“

Die Rückfragen als Feststellungsfragen

Kategorisches Zurückweisen (9)

Das Wörtchen „nicht“

Kategorisches Zurückweisen als Feststellungsfrage

Der versteckte Gegenangriff (10)

Der versteckte Gegenangriff als Feststellungsfrage

Frotzeln lernen

Maßlos übertreiben (11)

Machen Sie einen Beruf daraus

Schlimmerer Vergleich

Kontern mit Bildern (12)

Fragen sind besser

Das Frage-Antwort-Spiel

Machen Sie den Abschlusssatz: „Genauso ist es mit …“

Vermeiden Sie Sprichwörter

Bildhafte Vergleiche als universelle Erwiderungen

Gegenmittel gegen bildhafte Vergleiche

IV. Schlagfertigkeit und Humor

Den King Louis spielen (13)

Verwirrende Sprichwörter als Antwort (14)

Einsteigen auf das Veräppelungs-Szenario (15)

Bewusst die falsche Lösung suchen (16)

Unadressierte Vorwürfe ummünzen (17)

Uminterpretieren: Der Nutzen aus dem Vorwurf (18)

Der absurde Vorteil (19)

Das absichtliche Missverstehen (20)

Der Glaube an die Regel

V. Schlagfertigkeit und Ihr Gefühl: Methoden, die gegen außen und innen wirken

Ihre Gefühlslage entscheidet …

Der wunde Punkt. Treffer in der Seele

Der wunde Punkt als Feststellungsfrage

Auf den immer selben Topf gehört immer derselbe Deckel

Negativ-Aussagen in Positiv-Fragen ändern (21)

Die Negativ-Aussagen in uns selbst

Die Lösung in der Zukunft (22)

Die Lösung in der Zukunft und Ihr Gefühl

Antwort mit höherem Ziel (23)

Höheres Ziel und innere Schlagfertigkeit

VI. Schlagfertigkeit – Überblick und Ausblick

Die acht Bausteine der Schlagfertigkeit

Der Baustein Nr. 1: Indirekt ausdrücken

Der Baustein Nr. 2: Lösung

Der Baustein Nr. 3: Übertreiben

Der Baustein Nr. 4: Ins Gegenteil verkehren

Der Baustein Nr. 5: Uminterpretieren

Der Baustein Nr. 6: Nonsens

Der Baustein Nr. 7: Schlecht aussehen lassen

Der Baustein Nr. 8: Vorteil/Nutzen

Wie’s weitergehen soll

Aufgaben

Mögliche Lösungen

Schlussbemerkung

Anmerkungen

Literaturverzeichnis

Stichwortverzeichnis

I.   Schlagfertigkeit: Was ist das?

Der Aufstieg der Schlagfertigkeit

Als ich 1995/96 begann, mich mit Schlagfertigkeit zu beschäftigen, da war das eine Nische, in der sich gerade mal zwei Autoren tummelten.

Wenn ich heute im Internet-Buchversand www.amazon.de nachschaue, bekomme ich unter der Stichwortsuche „Schlagfertigkeit“ bereits 24 Titel zum Thema aufgelistet. Einige Titel aus früherer Zeit sind heute nicht mehr erhältlich; in meiner Bibliothek finden sich inzwischen mehr als 30 Titel. Das Thema hat enorme Zuwachsraten. Ich wage die Prognose, dass Schlagfertigkeit in geraumer Zukunft ein genauso gängiges Seminar- und Buchthema wird wie heute NLP, Mentaltraining oder Fitness.

Schlagfertigkeit gibt’s nur auf Deutsch

Wir deutschen Sprachnationen sind fast die Einzigen, die in ihrer Sprache ein präzises, treffendes Wort für das Phänomen „Schlagfertigkeit“ haben. Weder im Englischen noch im Französischen noch im Italienischen gibt es wirklich ein analoges einzelnes Wort, das dasselbe Bedeutungsfeld wie das deutsche Wort Schlagfertigkeit umfasst.

Da sich jetzt im deutschsprachigen Raum eine richtige „Bewegung“ zu entwickeln beginnt und wir als Einzige ein präzises Wort für dieses Phänomen haben, sehe ich noch eine weitere Entwicklung voraus: Wir werden wohl auch die Vorreiter in Sachen Know-how zu diesem Thema werden. Irgendwann werden dann auch andere Sprachnationen das Thema wohl oder übel sowohl als Buch als auch als Seminarthema von uns übernehmen.

Schlagfertigkeit: Was ist das?

Schlagfertigkeit ist ein Gesamtphänomen. Wenn Sie sich mal dabei beobachten, in welch unterschiedlichen Situationen Sie den Kommentar abgeben: „Das war aber schlagfertig!“, so werden Sie erkennen, dass es ganz unterschiedliche Arten der Schlagfertigkeit gibt. Ich habe drei große Bereiche ausgemacht: Erwiderungsfertigkeit, Witzfertigkeit und Diskussionsfertigkeit.

Erwiderungsfertigkeit

Den Begriff Schlagfertigkeit haben wir dafür parat, wenn jemand beleidigt wird, dieser Jemand aber eine geistreiche Erwiderung gibt, die den Angreifer selbst wieder in schlechtem Licht erscheinen lässt.

Kirchweihfest in Wendelstein bei Nürnberg. Eine ehemalige Teilnehmerin, ihre Freundin Ramona und ihre beiden Männer sind unterwegs. Zwei angetrunkene, fürchterlich aussehende Männer versuchen mit den beiden Frauen anzubandeln. Ihr Mann später zu ihr: „Woher kommt das nur, dass immer die hässlichsten Männer auf euch stehen?“ Darauf meine Teilnehmerin: „Wenn wir uns mit so Typen wie euch rumtreiben, machen die sich wahrscheinlich Hoffnungen!“

Bei der Erwiderungsfertigkeit erfolgt auf einen Verbalangriff ein versteckter Gegenangriff.

Witzfertigkeit

Wir bezeichnen es als schlagfertig, wenn ein Mensch in der Lage ist, in egal welcher Situation spontan eine witzige Bemerkung zu machen. Thomas Gottschalk, Harald Schmidt oder Helge Schneider sind fast ausschließlich Repräsentanten dieser Art der Schlagfertigkeit.

Jemand hat Kaffee auf die Hose des Kollegen verschüttet. Der Kollege: „Mensch, pass doch auf!“ Der Erste: „Hab ich doch – ich hab dich getroffen!“

Bei der Witzfertigkeit machen wir witzige Bemerkungen zu Aussagen oder in Situationen.

Diskussionsfertigkeit

Wenn es einem Menschen gelingt, sich in einer Verhandlung, einem Meeting oder einer Diskussion souverän zu verkaufen, dann empfinden wir diesen Menschen ebenfalls als schlagfertig. Dies ist eine subtilere, strategischere Art der Schlagfertigkeit. Vor allem im Geschäftsleben, bei Politikern und Wirtschaftsführern ist diese Art der Schlagfertigkeit wichtig.

Während der Ausführungen eines Redners in einem Meeting fällt plötzlich ein Zwischenruf: „Da fehlt doch völlig der Bezug zur Praxis!“ Der Redner kontert trocken: „Sie täuschen sich, Herr Kollege, das ist absolute Praxis. Ich frage mich, warum Sie den Bezug zur Praxis nicht herstellen können!“

Das ist nicht zum Schmunzeln, aber das sitzt!

Bei der Diskussionsfertigkeit geben wir souveräne, glasklare Antworten, stellen strategisch kluge Fragen, bauen dem Gegenüber sprachliche Brücken, halten die Zügel des Gesprächs aktiv in der Hand und sind einem Ziel verpflichtet.

Schlagfertigkeit ist Frechheit

Während meines Seminars meldete sich plötzlich ein Teilnehmer zu Wort: „Herr Pöhm, die Antwort ist aber nicht höflich.“ Ich erwiderte: „Ich bin Schlagfertigkeitstrainer und kein Höflichkeitstrainer.“ Zur Schlagfertigkeit gehört eine Portion Frechheit. Wer allen gefallen möchte, der wird nicht schlagfertig werden: Es ist eine Illusion zu glauben, dass man schlagfertig werden könnte, und alle Beteiligten fallen sich danach in Glückseligkeit in die Arme – das gibt es nicht.

Wozu ich Sie bringen möchte, ist, dass Sie mit dem Wort „frech“ erst einmal nichts Negatives mehr verbinden. Frech ist gut, frech ist toll, Frechheit bringt’s. Egal, was Ihnen Ihre Mutter versucht hat beizubringen.

Es ist unmöglich, dass bei allem, was Sie tun, jeder applaudieren wird. Und bei der Schlagfertigkeit schon gar nicht.

Mein Tipp

Sie müssen nicht die Welt schützen – Sie müssen erst einmal sich selbst schützen.

In meinem Seminar gebe ich bisweilen einen Tipp, wie man im Durchschnitt 20 Prozent seiner Ausgaben sparen kann: „Sagen Sie einfach immer bei jeder Preisangabe, die Sie hören: ‚Das ist aber teuer – ich habe mit der Hälfte gerechnet.‘ Und dann warten Sie, was passiert.“ Ein Teilnehmer meldete sich und sagte daraufhin: „Das find ich keine gute Strategie. Wir vom Mittelstand hören das immer wieder. Das macht den Mittelstand kaputt.“ Meine Antwort lautete: „Der Kurs heißt: ,Schlagfertig und erfolgreicher‘‚ und nicht ,Rettet den Mittelstand‘.“ Wenn Sie versuchen wollen, allen zu gefallen, können Sie dieses Buch getrost wieder aus der Hand legen.

Schlagfertigkeit ist Selbstbewusstsein

Das Entscheidende bei der Schlagfertigkeit ist, dass der Schlagfertige Dinge zu sagen wagt, von denen er niemals sicher weiß, ob sie auch ankommen. Er riskiert die Peinlichkeit, dass seine Antworten danebengehen, er riskiert, dass das Gegenüber ihm mit schärferer Klinge zurückgibt, er riskiert, dass der andere seine Methode kennt und offenlegt. Die Schlagfertigkeit, mit der jeder immer zufrieden ist, wie es einige Trainer propagieren, die gibt es nicht. Aber der Schlagfertige tut es trotzdem. Das ist Selbstbewusstsein. Man trainiert einen Muskel im Hirn – der Muskel ist: offensiv durchs Leben zu gehen, Dinge zu wagen ohne Garantie, dass sie gut gehen, den Mut zu haben, aufzufallen oder sich auch einmal zu blamieren. Die meisten Menschen, die nicht schlagfertig reagieren, tun dies aus Angst vor der Reaktion des anderen. Es liegt in erster Linie nicht an der fehlenden Technik. Die Leute haben Schlagfertigkeits-Verhinderungsprogramme verinnerlicht, wie „Was denkt jetzt wohl der andere von mir“ oder „Das kann man aber doch nicht sagen“ oder „Der hält mich sicher für frech“ … usw.

Diese Menschen zensieren sich selbst und verbieten sich, schlagfertig zu reagieren. Dadurch kommen sie aus der Übung – und alles, was nicht benutzt wird, bildet sich zurück. Der Schlagfertigkeits-Muskel erschlafft.

Mein Tipp

Es gibt keine richtige Antwort – es gibt nur keine Antwort oder eine Antwort. Antworten Sie, auch wenn’s mal danebengeht.

Die Schlagfertigkeit können Sie sich als ein Rad im Getriebe des Selbstbewusstseins vorstellen. Egal, an welchem Rad Sie drehen. Alle Räder greifen ineinander, und wenn sich ein Einzelnes bewegt, bewegen sich die anderen immer mit. Durch welches Mittel Sie ihr Selbstbewusstsein stärken, spielt keine Rolle. Auch wenn Sie sich selbstständig machen oder wenn Sie öffentlich reden oder Fallschirm springen, so stärkt das Ihr Selbstbewusstsein und damit indirekt auch Ihre Schlagfertigkeit.

Schlagfertigkeit ist Souveränität

Schlagfertigkeit hat in erster Linie mit einer Wirkung gegenüber dem Außen zu tun. Es gibt keine objektive Messlatte, die einer Antwort einen korrekten schlagfertigen Gehalt zuweist. Wichtig ist, wie die Antwort auf die Umgebenden wirkt. Alle schlagfertigen Antworten haben eine Wirkung gemeinsam: Souveränität. Ob mit Witzfertigkeit, mit Diskussionsfertigkeit oder Erwiderungsfertigkeit – immer ist der Gedanke der Zuhörenden bei einer gelungenen Replik: „Wow, das sitzt.“ Damit wir souverän wirken, gibt es einige Nebenschauplätze, die mit dem eigentlichen Inhalt der Antwort gar nichts zu tun haben. Da ist zunächst einmal der Name. Sie wirken souveräner, wenn Sie den Namen des Angreifers noch einmal genüsslich hinten an Ihre Erwiderung anfügen. Es ist ein Unterschied, ob Sie sagen: „Das sehen Sie falsch“, oder ob Sie sagen: „Das sehen Sie falsch, Frau Dr. Bornewald.“

Mein Tipp

Wiederholen Sie den Namen des Angreifers – das wirkt souverän!

Regel Nr. 1lautet also: Sie verstärken eine Antwort, wenn Sie den Namen des Angreifers noch einmal wiederholen.

Sie können auch ausweichen, indem Sie beispielsweise sagen „Herr Kollege“ oder „Herr Nachbar“ oder sonst einen Titel. Auch bei Frage-Antwort-Spielen ist der Name wichtig. Prägen Sie sich die Namen Ihrer Gesprächspartner ein und sprechen Sie sie aus – Sie wirken dadurch souverän.

Regel Nr. 2:Schauen Sie Ihrem Gegenüber mit stabilem Blick in die Augen.

Sowohl während der Frage oder des Vorwurfs als auch dann, wenn Sie über die Antwort nachdenken, als auch, wenn Sie antworten. Allein durch einen festen, souveränen Blick wirken Sie nonverbal schon als Sieger. Ich habe gemessen, dass eine Replik nach durchschnittlich vier Sekunden Reaktionszeit ihre Wirkung verliert. Wenn aber Ihr Blick stabil, wissend und souverän ist, können Sie Ihr Gegenüber wesentlich länger wortlos anschauen und die nachfolgende Antwort wirkt trotzdem noch schlagfertig.

Nachdem Sie die Frage beantwortet haben, ziehen Sie den Blick vom Angreifer. Sie entziehen ihm quasi nonverbal das Wort. Sie signalisieren dadurch: „Die Frage ist jetzt beantwortet. Ein weiteres Nachfragen ist überflüssig – der Nächste, bitte.“ Das wirkt sehr souverän.

Regel Nr. 3:Halten Sie sich aufrecht. Richten Sie sich „baumstammmäßig“ gerade auf.

Dieser Trick ist sehr einfach: Sie stellen sich mit dem Rücken zur Wand und achten darauf, dass er in seiner ganzen Länge flach an die Wand gedrückt ist. Ihre Fersen sollten ebenfalls Kontakt zur Wand haben. Wenn Sie breitflächig Kontakt zur Wand spüren, laufen Sie in dieser Körperposition von der Wand weg. So erreichen Sie eine optimale Körperhaltung. Nach ein paar Mal üben können Sie auch ohne reale Wand, nur durch die Kraft Ihrer Vorstellung, Ihren Körper an einer imaginären Wand ausrichten. Bitte tun Sie es jetzt einmal zur Übung.

Regel Nr. 4:Sprechen Sie laut. Wer seine Meinung laut kundtut, der wirkt selbstbewusst und souverän.

Dieses Instrument ist hervorragend geeignet, um einer vom Text her eher schwachen Antwort doch noch zu ihrer Wirkung zu verhelfen. Gerade wenn Sie sich unsicher fühlen, sollen Sie lauter reden als sonst. Weil Ihr Unterbewusstsein den Volumenregler Ihrer Stimme automatisch nach unten zieht, wenn Ihre Souveränität angekratzt ist, tun Sie gut daran, bewusst dagegen anzusteuern.

Mein Tipp

Damit Ihre Antwort souverän wirkt, beachten Sie: Sprechen Sie laut, halten Sie sich aufrecht, schauen Sie Ihr Gegenüber intensiv an, ziehen Sie den Blick nach der Antwort weg.

Schlagfertigkeit ist Identität

Schlagfertigkeit ist kein Sammelsurium an Techniken, Schlagfertigkeit ist eine Geisteshaltung. Sie brauchen eine Identität als schlagfertiger Mensch. Das ist viel wichtiger als das Erlernen einer Technik. Das Entscheidende ist, dass Sie sich sagen: „Ja, ich mach’s. Ich gebe schlagfertig zurück, auch wenn’s mal schräg ankommt.“ Das ist das Wesentliche – nicht das Beherrschen vieler Methoden. Sie brauchen eine Identität als Mensch, der von sich sagt: „Ja, ich bringe andere zum Lachen; ja, ich sage Dinge in einer großen Runde, die vielleicht nicht allen gefallen werden; ja, ich frotzle auch manchmal und lass die anderen schlecht aussehen.“

Mein Tipp

Scheitern gehört zum Leben, wie auch zur Schlagfertigkeit. Geben Sie weiterhin schlagfertige Antworten, auch wenn eine Antwort mal danebengeht. Sie können niemals vorher wissen, wie Ihre Bemerkung ankommt.

Zwei Irrtümer über die Techniken der Schlagfertigkeit

Erster Irrtum: Eine Technik passt in 100 Prozent der Fälle

In diesem Buch stelle ich Ihnen viele Techniken vor. Ich weiß aus meinen Seminaren, dass viele Menschen erwarten, eine einzelne Technik müsste eigentlich immer auf jede Art von Vorwurf, Beleidigung oder Frage passen. Das ist leider reines Wunschdenken. Tatsache ist: Jede einzelne Technik eignet sich nur für einen gewissen Typ von Angriff. Wenn wir Glück haben, passt sie vielleicht sogar auf die Mehrheit aller Attacken, aber niemals auf alle.

Wenn man die Gesamtheit aller Verbalangriffe mit der Gesamtheit aller Insekten auf dieser Erde vergleicht, so ist eine Technik mit einem Insektengift vergleichbar. Ameisen in Ihrer Wohnung werden Sie anders bekämpfen als Stechfliegen in der Nacht und wieder anders als die Kakerlaken im Urlaub. Es wird niemals ein Mittel geben, das gegen alle Insekten gleich wirksam wäre. Ein gutes Mittel wirkt bei 10 Prozent aller Insekten. Ein sehr gutes schafft gerade mal die Hälfte. Aber niemals alle. Trennen Sie sich also von dem Wunschtraum, eine Technik haben zu wollen, mit der Sie in jeder Situation parieren könnten.

Was wir aber erreichen können, ist, durch Einprägen mehrerer Techniken eine große Fläche an möglichen Angriffen abzudecken.

Zweiter Irrtum: Es gibt die Schachmatt-Technik

Viele Teilnehmer in meinen Seminaren glauben, dass die Wirksamkeit einer Technik erst dann bewiesen ist, wenn niemand mehr darauf etwas erwidern kann. Das ist falsch.

Dass auf einen Konter noch eine Antwort zurückkommt, liegt nicht an der Schwachheit der Methode, sondern an der Cleverness des Gegenübers. Ich kann die Cleverness Ihres Gegenübers nicht abstellen, aber Sie dazu bringen, selbst clever am Ball zu bleiben.

Viele meinen, dass eine Technik nur dann gut ist, wenn absolut niemand mehr darauf etwas sagen kann – aber das gibt es nicht. Schlagfertigkeit ist wie Schachspielen. Schlagfertigkeit zu lernen heißt, Ihnen Schachspielen beizubringen. Ich bringe Ihnen einzelne Züge und Gewinn bringende Strategien bei. Niemals wird es aber den einen Zug geben, der den Gegner immer und auf Anhieb schachmatt setzt. Auf jeden Zug gibt es natürlich Erwiderungsmöglichkeiten für den Gegenspieler. Aber darauf kann ich ja wieder etwas entgegnen. Das ist das Schöne am Schachspielen genauso wie bei der Schlagfertigkeit.

Mein Tipp

Wappnen Sie sich gegen Angriffe, aber achten Sie gleichzeitig darauf, dass Sie andere nicht unbedacht und ohne Notwendigkeit angreifen.

Schlagfertigkeit ist lernbar

Schlagfertigkeit lernen

Das Erlernen der Schlagfertigkeit können Sie mit der Grammatik der deutschen Sprache vergleichen. Sie sagen vollkommen korrekt „Ich habe gespielt“ und nicht „Ich habe gespielen“. Andererseits sagen Sie korrekt „Ich habe geholfen“ und nicht etwa „Ich habe gehilft“. Wenn man Sie aber fragen würde, nach welcher Grammatikregel man in einem Fall „gespielt“ und im anderen Fall „geholfen“ sagt, stünden wohl 95 Prozent meiner Leser auf der Leitung. Irgendwann ist ein Mensch an die deutsche Sprache herangegangen und hat das „intuitive Sprechverhalten“ der Deutschen analysiert. Er hat herausgefunden, dass massive Regeln dahinter stecken, die dem Deutschen zwar nicht klar sind, die er aber beim Sprechen unbewusst einhält. Dann hat er sich drangemacht, diese Regeln aufzuschreiben – eine Grammatik ist entstanden. Und auf diese Weise wurde Deutsch als Fremdsprache lernbar. So ist es nun auch mit der Schlagfertigkeit: Ich habe quasi die Grammatikregeln der Schlagfertigkeit aufgeschrieben und für „Nichtschlagfertige“ lernbar gemacht. Auch wenn sich natürlich Gottschalk und Konsorten keine Gedanken um Regeln machen.

Satzanfänge und Standards

Wichtig bei der systematischen Schlagfertigkeit ist, dass sie einfach zu handhaben ist. Wenn Sie zu komplizierte Ansätze versuchen, dauert es zu lange und verbreitet Unlust. Sie müssen einfach auf eine Lösung kommen und es muss schnell gehen. Deshalb stelle ich Ihnen Standards und Satzanfänge zur Verfügung. Die Satzanfänge sind Hilfskonstruktionen, die Ihr Hirn zum Weiterdenken anregen. Die Satzanfänge müssen Sie nicht aussprechen, aber es hilft Ihnen, sofort in die richtige Richtung zu denken und schnell etwas Passendes formulieren zu können. Ihr Hirn tut Ihnen den Gefallen und ergänzt den begonnenen Satz. Beispielsweise finden Sie mit dem Satzanfang „Was verstehen Sie unter …“ in sieben von zehn Fällen eine vernünftige Rückfrage auf fast jeden Angriff.

Meine zweite Spezialität sind Standards. Zu den meisten Techniken habe ich Standards entwickelt: Antworten, die sich fast wörtlich auf eine Vielzahl von Angriffen anwenden lassen. Meist ist es hilfreich, sofort – auch unter Stress – eine Antwort parat zu haben. Zum Beispiel können Sie die Antwort „Wo liegt Ihr Problem?“ bei einer Vielzahl von Verbalattacken ohne Nachdenken einsetzen. Sie passt in acht von zehn Fällen wie die Faust aufs Auge.

Mein Tipp

Lernen Sie drei Satzanfänge auswendig.

Satzanfänge regen Ihr Hirn an, die richtige Ergänzung zu suchen.

Lernen Sie drei Standards auswendig. Damit sind Sie schon in sieben von zehn Fällen aus dem Schneider.

Wenn Sie wirklich schlagfertiger werden wollen

Wenn Sie wirklich schlagfertiger werden wollen, müssen Sie einiges beachten. Das Lesen dieses Buches allein genügt leider nicht. Sie müssen auch wirklich die geforderten Übungen machen. Nehmen Sie dazu einen Bleistift zur Hand und machen die Ausfülltests. Das ist wie englische Grammatik lernen. Nur das Konsumieren von einigen Beispielen der Konditional-II-Form „What would you have done, if I had gone alone“ reicht nicht. Damit Sie es auch korrekt aktiv anwenden können, müssen Sie immer und immer wieder diese Konstruktion an neuen Beispielen trainieren.

So sollen Sie auch mit den Techniken in diesem Buch verfahren. Bitte notieren Sie sich beim Durchlesen an jeder Technik, nachdem Sie die Beispiele im hinteren Teil des Buches ausgefüllt haben, Ihre Bewertung von eins bis zehn, somit können Sie dann wirklich beurteilen, ob die Technik für Sie passt oder nicht. Bewertung eins heißt: Passt nicht zu mir; zehn bedeutet: Passt mir außerordentlich gut. Am Ende des Buches lassen Sie dann noch einmal Ihre Favoriten-Techniken Revue passieren und suchen sich davon nur drei Techniken aus, die Sie als Ihr Repertoire trainieren möchten. Die restlichen 20 Techniken vergessen Sie bitte.

Sie können sich auf meiner Homepage www.poehm.com 300 Verbalattacken herunterladen. Mit diesen trainieren Sie dann ausschließlich Ihre drei ausgesuchten Techniken. Wenn Sie diese verinnerlicht haben, gehen Sie zu einem Freund und sagen ihm: „Los, greif mich mal an.“ Sie müssen auch im echten Leben trainieren, nicht nur vor einem Blatt Papier. Dieselbe Vorgehensweise gilt für die Standards. Suchen Sie sich nur drei Standards aus, die Ihnen gefallen, und lernen Sie diese auswendig. Gehen Sie auch hier die 300 Verbalattacken durch und wenden Ihre drei Standards auf jeden Angriff an. Immer die gleiche Antwort auf jeden Angriff. Achtung, es wird nur bei etwa der Hälfte funktionieren. So bekommen Sie Routine und merken, in welchen Situationen welcher Standard besonders gut passt. Sie müssen die Standards wirklich im Schlaf können. Dann gehen Sie wieder zu Ihrem Freund und sagen: „Los, greif mich an“ – und üben Ihre Standards auf diese Weise praktisch.

II.  Kurz und knackig: Die Schnellmethoden

Übertreiben durch deftigen Vergleich (1)

„Helmut Kohl schaut in seinem Mantel aus wie ein zugehängtes Kettenkarussell“, schrieb das Nachrichtenmagazin „DER SPIEGEL“ über unseren Altkanzler.

Solche Bemerkungen verleiten uns zum Schmunzeln. Dahinter steckt ein bewährtes Humormuster: der deftige Vergleich. Um ein Phänomen deutlich zu machen, wählen wir die Übertreibung. Aber nicht in dem Sinn, dass wir sagen: „Ich hab’s dir tausend Mal gesagt“ – das ist noch nicht witzig. Wir brauchen vielmehr einen bildhaften Vergleich, der so weit hergeholt sein muss, dass er absurd wirkt.

„Der hat eine Schuhgröße, der könnte eigentlich ohne Skier bei der Vier-Schanzen-Tournee mitfliegen.“

Die Übertreibung wird in ein absurdes Bild umgesetzt. Hier die Skier, dort das Kettenkarussell. Dies ist eine Methode, um spontan, aus der Situation heraus, witzige schlagfertige Bemerkungen zu machen. Hier muss vorher kein Angriff erfolgen – die Methode gehört in den Bereich der Witzfertigkeit: die Schlagfertigkeit à la Harald Schmidt.

„Die Kinder waren so fett, dass die Lehrer schon froh sind, wenn sie beim Weitsprung die Grube treffen“, schreibt der Mentaltrainer Andreas Ackermann in seinem Newsletter.

Damit es witzig klingt, muss ein konkretes Bild in uns ausgelöst werden. Wir suchen ein absurdes Vergleichsbild, mit dem wir die Ursprungsaussage verquicken. Wir übertreiben. Nicht um ein paar Prozentpunkte, nicht um ein Vielfaches – nein, um eine ganze Dimension. Und dafür wählen wir ein Vergleichsbild in der Alltagswelt.

Im Nachrichtensender n=tv(1) wurde ein Bericht über den Grünen-Parteitag gesendet. Der Kommentator sagte über die Gruppe der Fundamentalisten: „Die Fundis bei den Grünen haben sich inzwischen derart dezimiert, die könnten ihre Mitgliederversammlung getrost in einer Telefonzelle abhalten.“

Es handelt sich hier im Kern um maßlose Übertreibungen. Wir übertreiben in Gedanken zunächst den Vorgang und suchen zur Verdeutlichung einen bildhaften Vergleich, der absurd genug ist.

Gehen wir mal eine Aussage Schritt für Schritt durch. Wir wollen deutlich machen, dass jemand dicke Brillengläser hat. Jetzt machen wir zunächst in Gedanken die Gläser dicker, dicker, dicker – über die Maßen und über alle Grenzen hinaus. Und dafür suchen wir jetzt einen Vergleich. Wir können uns auch fragen: Welches Objekt aus Glas in der Alltagswelt ist gigantisch viel größer als Brillengläser?

„Seine Brillengläser waren dick wie Glasbausteine“, – das war übrigens exakt der Vergleich, den ebenfalls „DER SPIEGEL“ über ein russisches Schachgenie gebrauchte. Wir müssen schmunzeln, wenn wir uns das plötzlich vorstellen. Es ist einfach absurd.

Humorvoll zu reagieren ist eine wichtige Spielart der Schlagfertigkeit. Witzige Bemerkungen zu Situationen gelten als genauso schlagfertig wie Erwiderungen auf Verbalattacken.