4,99 €
Rethra, sagenhaftes slawisches Zentralheiligtum in Mecklenburg, ist Ort des spannenden Geschehens um den Stamm der Redarier und das Vordringen der Deutschen und des Christentums ins Slawenland. Ausgerechnet Dana, die schöne Tochter Risans, Priester des Heiligtums und oberster Anführer der Krieger des Stammes der Redarier, beschließt, sich den Christen anzuschließen. Es sind vor allem junge Redarier wie sie, die sich dem neuen Glauben zuwenden. Die herrschende Priesterschaft hält an alten Traditionen fest und verbindet mit diesen den Unabhängigkeitskampf gegen eindringende deutsche Eroberer. Ein faszinierender Historien-Roman um Machtintrigen, Liebe und Tod. Die geschichtlich korrekten Illustrationen stammen vom Greifswalder Maler und Grafiker Bernd Anders.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 384
Heinz Günther
Dana, die Tochter des Priesters
Steffen Verlag
Mein besonderer Dank gilt Herrn Dr. phil. Rolf Voß, Direktor des Regionalmuseums Neubrandenburg, der durch seine fachliche Beratung für die Richtigkeit der sachlichen Aussagen gesorgt hat.
Diese Publikation versteht sich als Ausgabe 42 der Schriftenreihe des Regionalmuseums Neubrandenburg.
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
1. Auflage 2015 (entspricht der 1. gedruckten Auflage von 2011)
© Steffen Verlag/Steffen GmbH
Berliner Allee 38, 13088 Berlin
Tel.: (030) 41935008, www.steffen-verlag.de, [email protected]
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2015
ISBN ePub: 9783957990068
Cover
Titel
Impressum
Vorwort
Handelnde Personen
Das Orakel von Rethra
Dana, die Tochter des Anführers der Stammeskrieger
Das Orakel und seine Bedeutung für den Bund der Lutizen .
Glaubenszweifel
Verdächtigungen
Verlorene Schlachten. Der Untergang Rethras?
Ein Fluch lastete auf Rethra
Dana im Zwiespalt ihrer Gefühle
Ein Strafkommando auf Dragans Spur
Danas Entscheidung
Entscheidung in Rethra
Der Untergang Rethras?
Aufbruch in eine neue Zeit
In heikler Mission – Werbung für Rethra
Die Vollstreckung eines Urteils
Dana. Zeit der Wandlung
Demütigung und Hoffnung
Das Vordringen des Christentums und der Widerstand der Anhänger der slawischen Naturreligion
Fürst Heinrichs Schildträger
Auf der Suche nach Dragan
Die Entscheidungsschlacht vor Schmilau (Smilow)
Danas Hoffnungen
Kämpfe im eigenen Lager
Nachwort
Anhang
Zeitstrahl
Historische Situation
Im Mittelpunkt des Romans, der sich auf authentische Geschehnisse stützt, stehen Sehnsüchte, Liebe und Schicksale, Hoffnungen und Träume junger Menschen des frühen Mittelalters in der norddeutschen Region. Dabei spielen ihr Kampf ums Dasein und die Überwindung der sich in mystischen Verklärungen verfangenden Naturreligion eine besondere Rolle. Um die Gefahren und das Ausmaß dieses Kampfes verstehen und zuordnen zu können, sei ein kurzer historischer Einblick vorangestellt:
Die Siedlung mit dem Tempel der Westslawen, Rethra, lag am Südende des Tollensesees. (See der Tollenser) Seit dem frühen Mittelalter galt Rethra als ein geschichtsträchtiger, geheimnisumwitterter und zugleich sagenumwobener Ort der slawischen Welt im frühen Mittelalter.
Die Bedeutung, die dieser Ort für die westslawischen Stämme hatte, kann nicht nachhaltiger ausgedrückt werden als durch die Würdigung, die seitens hervorragender Persönlichkeiten erfolgte.
Der russische Komponist Rimski-Korsakow hatte Rethra Ende des 19. Jahrhunderts zum Schauplatz seiner Ballettoper »Mlada« gemacht. Und der bekannte Prähistoriker Prof.J. Herrmann unterstrich die Bedeutung, die Rethra, für die Welt der Slawen hatte, indem er schrieb: »Rethra ist, wenn wir vergleichbare antike Vergleichsorte nennen, ein slawisches Delphi, eine athenische Akropolis gewesen. Auch mit dem Kapitol der Gründungszeit Roms ließe sich Rethra vergleichen.« (›Welt der Slawen‹, Urania Verlag, Leipzig-Jena-Berlin 1986, S.278)
Es war auch ein Ort, in dem gelebt und geliebt wurde und von dem Signale und Orientierungen in die Welt der Westslawen ausgingen. Es war zugleich auch eine Stätte, in der im Namen der Religion grausame Verbrechen begangen und Menschen in Angst und Schrecken versetzt wurden, in der gehasst und sich gefürchtet wurde. Es war ein Ort, wie er widersprüchlicher nicht sein konnte.
Man muss sich heute fragen, warum dieser Ort in der Öffentlichkeit viele Jahrhunderte keine Rolle mehr gespielt hat. Selbst wenn man seit dem 18. Jahrhundert wieder nach dem genauen Standort Rethras sucht, bleibt die Frage, wie ein so bedeutsamer Ort in Vergessenheit und in Bedeutungslosigkeit versinken konnte.
Was war über die Jahrhunderte geschehen? War es nur die Zeit, die alles verdeckt und nicht einmal Erinnerungen wach hielt und nur zuließ, dass alles in mystischen Sagen und Verklärungen versank?
Ein entscheidender Faktor war sicher, dass es zu dieser Zeit noch keine slawische Schriftsprache gegeben hat, die uns den genauen Standort des Heiligtums hätte vermitteln können. Und später lagen die Verbreitung der deutschen Schriftsprache und damit die Wahrung historischer Gegebenheiten in den Händen der christlichen Kirche. Sie war aus nahe liegenden Gründen weder daran interessiert, die Geschichte der inzwischen untergegangenen beziehungsweise assimilierten slawischen Stämme aufzuarbeiten, noch slawisches Brauchtum oder Bestandteile ihrer Viel-Götter-Religion zu pflegen und zu erhalten.
Oder war es einfach das Desinteresse der damaligen herrschenden Kreise, an ihre slawischen Wurzeln erinnert zu werden? Ein Desinteresse, das sich über Jahrhunderte herausgebildet und bis heute erhalten hat?
Vorrangiger Bezugspunkt für die Aufarbeitung der historischen Entwicklung in dieser Region konnten nur die Darlegungen mittelalterlicher Historiker deutscher bzw. germanischer Herkunft sein.
Daher stützt sich auch der Roman auf die Erkenntnisse mittelalterlicher Chronisten wie Helmold von Bosau, Adam von Bremen oder Thietmar von Merseburg sowie auf Forschungsergebnisse anerkannter Historiker der Neuzeit, wie Prof.Dr.Joachim Herrmann, Dr.Reinhard Schmoeckel, und der Professoren Veit Valentin und Erhard Klöss.
Will man die Entwicklungen der Stämme und Völkerschaften der damaligen Zeit verstehen und beurteilen, so darf man nicht von heutigen Gegebenheiten, wie der Existenz herausgebildeter Nationalitäten und bestehender Staatsangehörigkeiten ausgehen. Dieser Prozess begann sich damals erst zu entwickeln.
Prof.Valentin stellte mit Sicht auf die Herkunft und die Zusammensetzung der Deutschen in seinem Buch fest, dass die vier Hauptbestandteile des deutschen Volkes aus »… Überresten der vorindoeuropäischen Urbevölkerung, den Kelten, den Germanen und den Slawen« bestehen.
»Allgemein lässt sich sagen, dass der Westen und Südwesten Deutschlands kelto-römischen, der Nordwesten germanischen, die Mitte und der Süden kelto-germanischen, der Südosten kelto-slawischen, der Osten germano-slawischen Charakter trägt. … Kein großes europäisches Volk ist aus so vielen Bestandteilen zusammengesetzt wie das deutsche.« (»Geschichte der Deutschen« Bertelsmann Club GmbH, Gütersloh./Copyright 1993 by Kiepenheuer & Witsch, Köln S.22)
Folgt man allerdings den Darstellungen der Historiker der Naziherrschaft oder auch heutigen rechtsradikalen Propagandisten, so wird die Verschmelzung der Germanen mit den Slawen vehement bestritten. Man predigte die »Reinrassigkeit« der Germanen und leitete allein daraus grundsätzlich auch den Ursprung der Deutschen ab.
Alle Versuche, die Deutschen als eine eherne, sich ausschließlich aus germanischen Stämmen rekrutierende Volksgemeinschaft darzustellen, halten jedoch keinen ernsthaften, geschichtlichen Prüfungen stand. Jeder Versuch, das nachzuweisen, scheitert an unbestreitbaren historischen Tatsachen, die die nazistische Ideologie als völlig widersinnig enttarnen.
Wie die Verschmelzung germanischer und slawischer Stämme im nordostdeutschen Raum erfolgte und welche kaum durchschaubaren Verwicklungen, Kämpfe und Bündnisse es dabei gegeben hat, soll im vorliegenden Roman durch die Schilderung der Schicksale der Beteiligten sichtbar gemacht werden.
Zu der Zeit, als sich diese Prozesse vollzogen, siedelten slawische Stämme im heutigen nord-ost-deutschen Raum. Germanische Siedler, die bis Ende des 7. Jahrhunderts östlich der Elbe ansässig waren, hatten diesen Raum aus nicht belegbaren Gründen verlassen. Slawische Stämme waren aus östlichen und südöstlichen Gebieten Europas nachgerückt und hatten den freigewordenen Raum nach und nach besiedelt. Wenngleich keine eindeutigen Belege dafür vorliegen, so kann aber davon ausgegangen werden, dass einzelne alteingesessene germanische Bauern und Sippen, wenn es sie denn gegeben hat, in den slawischen Stammesverband einbezogen wurden.
Dadurch war es in dieser Region zur Umstrukturierung vom herrschaftlich geführten Stammesverband zur Kultgemeinschaft und zur Herrschaft slawischer Priesterschaften gekommen.
Im 11. Jahrhundert aber drängten deutsch-germanische Stämme vom Westen her immer stärker in diesen Raum. Sie versuchten, wieder Besitz zu nehmen von Ländereien, die ihre Ahnen hunderte von Jahren zuvor vollständig aufgegeben hatten. Das verlief durchaus nicht reibungslos. Diese Zeit war daher erfüllt von ständigen Auseinandersetzungen um Besitzansprüche, von wachsenden Einflüssen des Christentums und der Überwindung der slawischen Viel-Götter-Religion.
Die von ansässigen Landesherren und so genannten »Lokatoren« initiierte Rückorientierung germanisch-christlicher Sippen, die eine Verdrängung der slawischen Stämme oder auch ihre Einverleibung zur Folge hatte, stieß im Raum zwischen Elbe und Oder oft auf erbitterten Widerstand.
Wenngleich in archäologischer Hinsicht noch einige Fragen offen sind, ist in historischer Hinsicht belegt, dass damals gerade in dieser Region sowohl entscheidende Voraussetzungen für die Ausdehnung des deutschen Siedlungsraumes und der deutschen Sprache als auch für die Überwindung der slawischen Religion und die Konvertierung zum Christentum geschaffen wurden.
In diesen Auseinandersetzungen spielte der slawische Stamm der Redarier mit dem Sitz des zentralen Heiligtums der Westslawen in Rethra, am südlichen Teil des Tollensesees gelegen, eine besondere Rolle.
In dem vorliegenden Roman wird an diese Gegebenheiten angeknüpft, wobei tatsächliche geschichtliche Ereignisse des 11./12. Jahrhunderts im norddeutschen Raum zugrunde gelegt werden. Vor diesem Hintergrund werden Einzelschicksale junger Menschen nachgestaltet.
Sie lebten in einer von Geistern und Dämonen beherrschten Welt, waren in der slawischen Religion gefangen und oft schlimmen Verfolgungen ausgesetzt. Die Menschen versuchten, sich der Herrschaft ihrer oft unnachsichtigen Priester zu entziehen und suchten ihren Weg aus der gegebenen Situation. Sie wandten sich immer bewusster dem neuen Glauben, dem Christentum zu, in dem sie für sich und ihr Volk die Erlösung sahen.
Im Mittelpunkt des Romans stehen daher ihre Erlebnisse, ihre Träume, Enttäuschungen und Erwartungen.
Indem sich ihre Schicksale unmittelbar mit den authentischen Geschehnissen in dieser Region verbanden, wurden sie selbst zu aktiven Mitgestaltern der Geschichte ihrer Zeit. Am Ende dieses sich über Jahrzehnte erstreckenden Prozesses stand die Verschmelzung deutscher und slawischer Sippen und die Durchsetzung des Christentums östlich der Elbe, wobei letztlich die deutsche Kultur und Lebensweise und die christliche Religion dominierten.
Um im Rahmen der heute üblichen Sprachregelung zu bleiben, müsste man sagen, dass viele Mecklenburger und andere Norddeutsche »Bürger einen slawischen Migrationshintergrund haben«.
Branko
Schildträger des Fürsten der christlich orientierten Nakoniden, Heinrich.
Bernd
Vater des Gerd, der Schildträger des Fürsten Heinrich war, Danas Geliebter
›Baron‹
Vater des Bernd
Dana
Tochter des Priesters und Anführers der Stammeskrieger der Redarier Risan, Mutter des Gerd
Dragan
Sohn des Priesters Wassil in Rethra, Jugendfreund Danas
Gerd
Sohn von Dana und Bernd, Schildträger des Fürsten Heinrich
Gerda
Gerd’s Freundin
Gottschalk
Fürst der christlich orientierten Obotriten, Vorgänger des Fürsten Kruto, Vater des Fürsten Heinrich
Heinrich
Sohn des ermordeten Fürsten Gottschalk, Fürst des Stammes der Nakoniden, später der Obotriten und Gemahl der Slawina.
Janka
Danas Amme, Mutter des Juwa und Gattin des Slawa
Juwa
Sohn von Janka und Slawa
Kruto
Fürst des überwiegend christlich orientierten Stammes der Obotriten. Nachfolger von Fürst Gottschalk und Vorgänger von Fürst Heinrich
Lothar
Fürst der christlich orientierten Sachsen, Nachfolger von Magnus von Sachsen
Radek
Hohepriester in Rethra
Risan
Priester in Rethra, Anführer der Stammeskrieger, Danas Vater
Sigrit
Jugendfreundin und spätere Frau von Dragan
Slawina
Fürst Krutos Frau, später Frau des Fürsten Heinrich
Waldemar
2. Sohn des ›Baron‹ und Bruder von Bernd
Wassil
Priester in Rethra, später Nachfolger des Hohepriesters Radek
Lichthelle Götter./ Höret./ Höret unser Flehen um Sieg!/ Wir kämpfen für Leben und Freiheit./ Für Weib und Kind./ Notschirmer Radigast./ Krieghelfer Svantevit./ Leidwahrer Triglav. Oh, verleihst uns Sieg! Karl Seidel
Dana war die Tochter des Priesters und Anführers der Krieger des Slawenstammes der Redarier. Sie genoss im gesamten Stamm wegen ihres stets freundlichen, offenen Wesens eine Sympathie und Achtung wie kaum ein anderes Stammesmitglied.
Ihr Vater Risan hatte vor ihrer Geburt immer gehofft, dass seine Frau ihm einen Sohn schenken würde. Das wusste auch seine Frau, die bei der Geburt ihrer Tochter gestorben war. Sie hätte statt Freude eher Enttäuschung empfunden, da sie den Wunsch ihres Mannes nicht erfüllen konnte.
Jetzt im achtzehnten Lebensjahr verfügte Dana über alle Attribute einer slawischen Schönheit, die weit und breit keinerlei Konkurrenz zu fürchten hatte. Ihr langes, dunkles Haar trug sie nach hinten zu einem Zopf zusammengebunden. Tiefbraune Augen, die immer zu strahlen schienen, verbreiteten einen Liebreiz, dem sich kaum jemand entziehen konnte. Auch ihre kräftige, wohl portionierte Statur unterstrich ihre hübsche Erscheinung.
Risan, Danas Vater, glaubte es seiner Berufung als Anführer der Krieger schuldig zu sein, seine Tochter wie einen jungen Krieger zu erziehen. Er achtete darauf, dass sie den Umgang mit Mädchen immer mehr unterließ und an den Kriegsspielen der Jungen Gefallen fand.
Dana verfügte zwar auch nicht annähernd über die Muskelkraft eines jungen Mannes, um das Schwert zu führen und den Speer schleudern zu können. Dafür war sie aber allen Jungen an Gewandtheit überlegen und verstand es, mit Pfeil und Bogen umzugehen wie kein Zweiter.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!