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Business kunterbunt
Mit Mut kommen Frauen weiter – Mut, zu sich selbst zu stehen. Doch im Beruf unterschätzen sich viele Frauen, haben Angst vor Misserfolgen oder vor dem Risiko, Dinge auszuprobieren oder etwas Neues zu wagen.
Wer wäre da nicht gerne wie Pippi Langstrumpf? Sie lässt sich weder abhalten noch abschrecken und ist immer an Neuem interessiert. Sie ist aufmüpfig, mutig und offen, steht für Authentizität und einen unerschütterlichen Glauben an sich selbst – positive Eigenschaften, die in jeder Frau stecken.
Das Pippilotta-Projekt zeigt, wie Frauen ihr Potenzial entwickeln und ihre Ziele erreichen können: für mehr Erfolg im Job und deutlich mehr Spaß!
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Seitenzahl: 237
CAROLA KUPFER • CHRISTINE WEINER
DAS
PIPPILOTTA
PROJEKT
ICH WEISS, WAS ICH WILL –UND ICH WERDE ES MIR HOLEN
SCHRITT FÜR SCHRITTZUM BERUFLICHEN ERFOLG
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Verlagsgruppe Random House FSC® N001967
© 2016 Ariston Verlag in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München Alle Rechte vorbehalten Redaktion: Swantje Steinbrink Umschlaggestaltung: Eisele Grafik Design, München Innenillustrationen: Ann-Kathrin Hahn, DAS ILLUSTRAT, München Satz: Guter Punkt, München
eISBN: 978-3-641-15739-5V001
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www.randomhouse.de
»Was für eine Anmaßung!«
»Sich einfach das holen, was man will … Als ob das so ohne Weiteres möglich wäre!«
»Pfft.«
So oder so ähnlich lauten die häufigsten Reaktionen, wenn wir von diesem Buch erzählen. Haben Sie nicht auch gerade skeptisch die Augenbrauen hochgezogen?
Zugegeben: Es ist noch längst nicht üblich, die eigene berufliche Entwicklung auch als die eigene Aufgabe zu betrachten. Viele Menschen haben noch nicht erkannt, dass ein Großteil der beruflichen Zufriedenheit der eigenen Gestaltungskraft und dem persönlichen Willen unterliegt. Begriffe wie »Selbstmangement«, »Selbstwirksamkeit« und »eigenverantwortliche Karriere« sickern erst allmählich durch.
Mit Pippilotta wird das anders, denn wenn Pippi etwas richtig gut kann, dann selbstbestimmt den eigenen Weg beschreiten. Befehle von außen weist sie entrüstet von sich oder macht sie zu ihren eigenen. Während andere (an-)gespannt auf die Rückmeldungen ihrer Vorgesetzten warten und sich fühlen, als handelte es sich um die Ziehung des Hauptgewinns bei einer Jobtombola, entscheidet Pippilotta selbst, was für sie ein Gewinn ist, und kürt gegebenenfalls Trostpreise zum Jackpot der Saison.
Schon die kleine Pippi Langstrumpf hat erkannt, dass man mitunter einen langen Atem und Nerven wie Drahtseile braucht, wenn man darauf wartet, bis andere Kinder mit einem spielen. Deshalb prescht sie lieber vor. Sie weiß, dass man damit auf der sicheren Seite ist. Und kommt doch einmal eine Initiative von anderen, freut sie sich doppelt und behandelt sie wie ein Geschenk. Die erwachsene Pippi Langstrumpf, von uns Pippilotta genannt, nutzt diese Erkenntnis auch für den Job: Nicht Vorgesetzte und Hierarchien bestimmen, wo es für sie langgeht und welche Bedeutung eine Aufgabe hat. Wenn jemand entscheidet, dann sie selbst.
Genau deshalb haben wir uns noch einmal zusammengesetzt und Pippilotta zu uns gebeten! Seit unserem ersten Buch »Das Pippilotta-Prinzip«1 hat sich für berufstätige Frauen viel getan, aber wenig verändert. Obwohl wir im Kontakt mit Frauen und Frauennetzwerken das große Potenzial in jeder Einzelnen sehen, schaffen es nach wie vor erschreckend wenige Frauen, dieses Potenzial auch zu managen. Sie unterschätzen sich, haben Furcht vor Misserfolgen oder vor dem Risiko, das damit verbunden sein kann, Dinge auszuprobieren oder etwas Neues zu wagen. Sie scheuen davor zurück, bestehende Strukturen aufzubrechen, und werden kraftlos, wenn sie mit Manipulation und Machtgebärden konfrontiert sind. Hinzu kommen viel zu hohe Ansprüche an sich selbst und innere Gespräche, mit denen Frauen sich leider oft selber bremsen und blockieren, statt sich zu ermutigen und zu motivieren. Das ist leider alles andere als wachstums- und erfolgsorientiert.
Das Mädchen Pippi Langstrumpf strebt zwar keine berufliche Karriere an, probiert aber gerne aus und ist stets neugierig auf Neues. Sie lässt sich weder abhalten noch abschrecken und ist uns deshalb vor vielen Jahren zum Vor- und Sinnbild für einen selbstbestimmt lebenden Frauentyp geworden. All das Aufmüpfige, Mutige, Grenzenausprobierende, Flexible und Offene hat die erwachsene Pippilotta sich bewahrt, trägt es als Energiequelle in sich. Die Jahre, heißt es am Schluss des dritten Bandes, würden vergehen, doch Pippi und Tommy und Annika würden nicht groß werden. Mit Krummeluspillen, die Pippi aus einer Schublade hervorkramt, beschwören die drei Freunde das ewige Kindsein …
Den meisten von uns verleiht diese Perspektive bis heute eine besondere Energie, denn sie erlaubt uns, innerlich ein erwartungsvolles und aufmüpfiges, zuweilen trotziges Kind zu sein, das darauf besteht, sich die (Berufs-)Welt so zu machen, wie sie uns am besten gefällt. Mit gutem Recht. Wir finden nämlich, dass es die wichtigste Aufgabe im Leben ist, sich selbst zu erfahren, sich auszupobieren und sich auch in beruflicher Hinsicht kontinuierlich dem eigenen Ziel anzunähern. Nicht immer geht das reibungslos, weshalb ein paar gedachte störrische, rote Zöpfe zuweilen sehr nützlich sein können. Denn obwohl es nicht gerade weiblich wirkt, wenn die Haare wie Borsten abstehen, so erweitert sich der persönliche Wirkungsradius durch die verinnerlichte Metapher erheblich. Die Herausforderung besteht darin, die ureigene Kraft zu erkennen und eine defensive, vermeintlich sympathische Weiblichkeit ad acta zu legen. Vieles von dieser Pippilotta-Haltung ist schon in uns, denn bestimmt können auch Sie sich in Windeseile Pippis Welt vor das innere Auge zaubern: die Villa Kunterbunt, die Apfelbäume, die Nachbarskinder Tommy und Annika, Herrn Nilsson … und auf der Veranda steht vergnügt wiehernd Kleiner Onkel. Entsteht in Ihnen plötzlich auch ein Gefühl von Freiheit, Selbstbestimmung, Spaß und Freundschaft? Wie schön, dass etwas aus unserer Kindheit irgendwie unvergänglich und konstant ist. Konstant stark, konstant liebenswert und konstant verrückt. Nicht umsonst verkleiden sich Heerscharen von Frauen jedes Jahr in der Faschingszeit mit roter Zopfperücke und Ringelstrümpfen und malen sich Sommersprossen ins Gesicht. Schließlich ist Pippi Langstrumpf für viele von uns nach wie vor eine geliebte, Kraft spendende Freundin.
Um Sie nun auch auf Ihrem beruflichen Weg zu stärken, stellen wir Ihnen wieder Pippilotta zur Seite: eine vergnügte Mutmacherin, kluge Business-Coachin, einfühlsame Ratgeberin und verlässliche Mentorin. Wir nutzen also die Kinderweisheit der kleinen Pippi und saugen aus den Geschichten kraftvolle Bilder und Vergleiche, die uns darin unterstützen, uns unbefangener zu entfalten. Pippilotta wird so zu unserer Komplizin, die uns zeigt, wie das kunterbunte Leben geht. Und sie ermuntert uns dazu, es selbst zu versuchen und uns genau das zu holen, wonach uns gerade ist: das Pippilotta-Projekt!
Projekt – bei dem Wort mag manch eine von Ihnen erschaudern. Projekte finden auf allen Ebenen von Unternehmen statt und sind je nach Inhalt und Ziel mehr oder weniger angenehm und mehr oder weniger lästig. Sie werden uns übertragen oder anempfohlen – und nicht immer fällt es leicht, die damit verbundenen Aufgaben allein oder im Team zu erfüllen. Wer beruflich mit Projekten zu tun hat, spürt leider selten die Leichtigkeit und Kreativität, die sie eigentlich wie ein Geschenk in sich bergen. Genau genommen gibt uns sogar nichts einen so großen Handlungsrahmen wie ein Projekt! Deshalb möchten wir Sie in diesem Buch zu einem neuen Projektdenken verführen. Es ist nämlich erwiesen, dass ein Ziel viel vergnüglicher zu erreichen ist, wenn wir uns von harten Formeln und konkreten Bedingungen lösen und uns eher »projektbezogen« heranpirschen. Denn jedes Projekt hat einen zutiefst beweglichen und fantasievollen Kern. Schon der Satz »Meine Karriere ist mein Projekt« sorgt für mehr Gelassenheit und Versuchsbereitschaft als ein Satz wie »Bis Ende 2016 muss der nächste Meilenstein geschafft sein«. Feste Vorgaben machen Druck und lassen nur eine einzige Lösung zu. Projekte hingegen fordern uns auf, eine Sache von mehreren Seiten zu betrachten, Fehlschläge werden einkalkuliert, verschiedene Runden und Lösungswege sind akzeptabel, wenn nicht sogar erwünscht. Ein Projekt ist flexibel. Es birgt viele Ansätze, wir können nachjustieren sowie die Meinungen und Sichtweisen anderer Menschen einholen. Es gibt nur Ideen und Vorschläge, aber kein Besserwissertum. Und wenn es nicht passt, können wir ein Projekt vertagen.
Insofern lag es nahe, unsere Pippilotta-Idee, die kreativ und wild ist, in eine businesskompatible Form zu bringen. Da kam uns »das Projekt« gerade recht. Die Fachliteratur zum Thema Projektmanagement lassen wir dabei links liegen, denn wir wollen, dass Sie am Ende des Buches sagen: »Ich weiß, was ich will – und werde es mir holen« – und neugierig sind auf neue Themen, Anreize und Ansätze.
Dazu müssen Sie dieses Buch nicht von Anfang bis Ende durchlesen. Im Gegenteil: Jedes Kapitel steht für sich und beleuchtet einzelne Schritte auf dem Weg zum Erfolg. Fangen Sie am besten mit dem an, was Sie spontan am meisten interessiert. Oder machen Sie den Test »Wie viel Pippilotta sind Sie schon?« und entscheiden Sie danach, womit Sie beginnen wollen. Wie auch immer Sie dieses Buch lesen: Hie und da werden Sie auf Wiederholungen stoßen. Das ist dem Aufbau der einzelnen Kapitel als eigenständige »Projektschritte« geschuldet.
Die Ringelstrümpfe, die wir uns beim Schreiben dieses Buches gedanklich angezogen haben, werden es Ihnen ermöglichen, sich an die Heldin aus Schweden zurückzuerinnern, sie für einen Moment erneut als Vorbild zu betrachten und von den Geschichten zu profitieren. Wir zeigen Ihnen, wie Sie ohne Plutimikation und mit Sommersprossen weiterkommen, wie Sie verborgene Schätze finden, wie Sie in die Villa Kunterbunt einziehen, gekonnt Schiffbruch erleiden, mit Haien, Banditen und Räubern umgehen und sich in Taka-Tuka-Land bewähren – unabhängig von Ihrem Alter, Ihrem Beruf und Ihrer aktuellen Position. Denn ab und zu braucht jede von uns ein inneres Schwedenhäuschen, finden wir.
Frühjahr 2016
Diese Symbole finden Sie im Buch. Sie sollen Ihnen helfen, wichtige Merksätze, Übungen oder Hintergrundinfos schnell zu erkennen und einzuordnen.
Konkrete Tipps oder fordert zu bestimmten Handlungen/Übungen auf
Das Symbol für »kunterbunt im Business-Anzug«, Fakten im Berufsalltag und Umsetzungsbeispiele
Steht für kostbare »Merksätze«s und zeigt, wie Sie die eigenen Ressourcen aktivieren sowie verborgene Fähigkeiten freilegen können
Unser Symbol für die Pippilotta-Akademie: Hintergrundwissen, tiefer gehende Fakten
Taucht immer dann auf, wenn Sie Unterstützung und neue Energie von außen brauchen
Unzählige Male haben wir den Satz an Pinnwände und Flipcharts geschrieben und munter über PowerPoint-Präsentationen laufen lassen. Mit großen Augen blickten uns die Frauen an; wir konnten fast zusehen, wie sich dieser Satz nach und nach, Buchstabe für Buchstabe hinter Ponys und straffen Haaransätzen immer wieder neu zusammensetzte. »Mein wertvollster Schatz bin ich!« Man muss sich die Aussage mal langsam auf der Zunge zergehen lassen, um zu begreifen, wie revolutionär sie in vielen Frauenköpfen klingt: Nicht mehr die eigene Familie, der Job, die betagten Eltern haben Priorität, sondern man selbst ist sich die Nächste – und das Wichtigste, das es im eigenen Leben gibt. Sich selbst die Nächste zu sein ist keine Aufforderung zu einer exzentrischen Lebensführung, also dem Kreisen um sich selbst. Hier handelt es sich um ein Erkennen der eigenen Persönlichkeit, um die Potenziale, die in einem stecken, um Selbstachtung, Selbstmitgefühl sowie die exakte Kenntnis darüber, wo und wann die Tritte in den eigenen Hintern perfekt sitzen müssen, damit man jenen Wertesten auch hebt … Sich nah zu sein und wichtig zu nehmen setzt sich aus entsprechend vielen Erfahrungen, Talenten und Eigenschaften zusammen.
Auch Sie sind ein Mensch mit vielen Facetten, schillernd wie eine Muschel in der See und abwechslungsreich wie ein Kaleidoskop. Jedes Steinchen stimmt. Und jede Facette sollte gewürdigt und ernst genommen werden. In der Psychologie spricht man von inneren Anteilen, der Kommunikationsexperte Schulz von Thun auch gerne vom inneren Team.2 In vielen systemischen Coachings arbeitet man mit den inneren Anteilen, weil sie ein wichtiger Schlüssel sind, wenn es darum geht, Konflikte oder Blockaden aufzubrechen und Lösungen zu finden. Sich selbst die Nächste zu sein fordert uns also dazu auf, die Vielfalt ins uns zu entdecken und zu würdigen. Wenn wir uns gut kennen, unsere verschiedenen Seiten respektieren und gleichzeitig um all die Erfahrungen wissen, die sie uns schon ermöglicht haben, dann sind wir nicht mehr nur Annette, Silvia oder Greta-Marlen …, sondern ein buntes Schätze-Durcheinander in einer prall gefüllten Kommode, wie auch Pippi sie in ihrem Schlafzimmer stehen hat.
»Pippi öffnete die Schubladen und zeigte Thomas und Annika die Schätze, die sie dort verwahrt hatte. Da waren seltsame Vogeleier und merkwürdige Schneckenhäuser und Steine, kleine hübsche Schachteln, schöne silberne Spiegel und Perlenketten und vieles andere.«3
Jede Veränderung kann ein Schritt ineine neue berufliche Zukunft sein
Wir selbst haben schon diverse berufliche Erfahrungen sammeln dürfen, die als Schätze in uns ruhen und die wir bei Bedarf aus unserer inneren Kommode ziehen. Wir waren …
Erzieherin in einem Kinderheim Lehrerin Heiratsvermittlerin Ghostwriter Verkäuferin für Unterwäsche Pool-Planerin Putzfrau Mutter Rundfunkmoderatorin Werbetexterin Tagesmutter Empfangsdame Bratwurstwenderin in einer Pommes-Bude Festival-Organisatorin Kellnerin Beraterin Dozentin Buchexpertin im Fernsehen Redakteurin Lektorin BetriebswirtinUnd nicht zuletzt die Speaker und Beraterinnen, die wir heute sind.
Nicht jeder Job war Erfüllung und Freude pur. Es ist verdammt anstrengend, in der knalligen Sonne auf einem Kohlegrill brutzelnde Bratwürste zu wenden; das eine oder andere Kind kann einem auf den ersten Blick unsympathisch sein, obwohl man von sich erwartet, jedes Kind wenigstens zu mögen; und für Statistiken, die man als Betriebswirtin braucht, fehlt uns einfach ein bestimmtes Vergnügungs-Gen.
Fazit: Es war nicht immer lustig, aber jede Erfahrung …
war wertvoll. brachte uns an den Punkt, an dem wir heute stehen. überraschte und bereicherte uns mit Wissen, das wir für neue Aufgaben brauchen.Wir haben gelernt, dass auch Jobs und Kinder wie Kommoden sind. Sie verbergen spannende Eigenschaften, Wesenszüge oder Inhalte, die sich nicht auf den ersten Blick offenbaren. Ein genaueres Hinschauen ist nötig, will man alle Schätze heben – und Durchhalten und permanente Neugier sind unerlässlich, damit aus einem Job eine berufliche Erkenntnis und positive Erfahrung wird. Ja, es ist fast immer möglich, etwas zu entdecken, das die »Freude im Drögen« weckt! Zwei Kunsthandwerksverkäuferinnen haben uns zum Beispiel einmal erzählt, wie sie mit Hingabe selbst Dinge verkaufen, die sie für überflüssig halten. »Wir machen eine Wette daraus, wer von uns beiden auch in völlig hirnrissigen Gegenständen wie in Aschenbechern mit Katzenohren etwas findet, das dadurch zu etwas ganz Besonderem wird. Das Verkaufen und Dekorieren verwandelt sich so in pures Vergnügen.«
Nun haben wir zwar keine Katzenohren, sind aber jederzeit in der Lage, das Wissen und die Erfahrungen, die uns unser Berufsweg bis heute großzügig beschert hat, neu zu sichten und zu ordnen.
Ein Beispiel: Christine hat 1977 in einem ländlichen Kaufhaus Unterhosen verkauft. Wohlgemerkt keine Dessous! »Es war einer der besten Ferienjobs, den ich hatte«, erinnert sie sich. »Es war Volkstheater pur. Nie wieder bin ich mit Menschen in Berührung gekommen, die nach Feinripp Größe 52 gefragt haben. Es war ein Kaleidoskop der Typen.« Da wir auch Romane schreiben, sind solche Begegnungen pures Gold. Aber: Man muss gewillt sein, das Gold auch zu sehen. Tatsächlich besitzen wir alle einen reichen Schatz und sind wie eine Kommode, in der sich Bratwürste neben einsamen Herzen, Mikrofonen und systemischen Beratungstools vergnüglich tummeln.
Nur wenn wir erkennen, was wir alles in uns »bergen«, können wir wagen und planen, was uns heute vielleicht noch wie eine Vision erscheint.
Eine Kommode mit vielen Schätzen
ENDE DER LESEPROBE