Das Reisebuch Irland - Jörg Berghoff - E-Book

Das Reisebuch Irland E-Book

Jörg Berghoff

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Beschreibung

Irland ist grün, Dublin seine Hauptstadt. Zudem ist das Eiland Heimat des Guinness-Biers. Und sonst? Alles, was Sie über Irland wissen müssen – die touristischen Highlights, die Naturorte, die Traumrouten –, erfahren Sie in unserem Reisebuch. So bringt es Sie in die Kulturmetropole Cork und zur Whiskeyverkostung in die Partystadt Galway, zu den Klippen des Cliffs of Moher und zum prähistorischen Großsteingrab Newgrange. Irland at its best!

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Seitenzahl: 397

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Jörg Berghoff

DAS REISEBUCH

IRLAND

Die schönsten Ziele entdeckenHighlights, Naturwunder und Traumrouten

INHALTSVERZEICHNIS

Übersichtskarte

Unser Nachhaltigkeitskodex

Willkommen in Irland – Daten und Fakten

Irland – die Grüne Insel im Atlantik

DER NORDEN UND NORDIRLAND

1Donegal – Paradies für Wanderer

2Glenveagh National Park – Schloss und Gärten

3Killybegs – mehr als Fisch und food

4Fintragh Bay – kleiner Strand mit Geschichte

5Ramelton – kleiner Ort am River Lennon

6Fanad-Halbinsel – von Clans und Fehden

7Ballyhiernan Bay – Sandstrand mit Traumkulisse

8Inishowen-Halbinsel – Grenzgebiet

9Moville – charmantes Örtchen mit historischem Flair

10Malin Head – nördlichster Punkt der Insel

11ROUTE AN DER NORDKÜSTE UND IN NORDIRLANDAufbruch in die Zukunft

12Belfast – Van Morrison Trail

13Londonderry – im Kommen

14Giant’s Causeway – gigantisches Werk

15Glens of Antrim – Zeugen der Naturgewalten

16Glenariff Forest Park – Naturpark im Eiszeittal

17Downpatrick und Saul – St Patricks Geschichte

18Strangford Lough – romantisches Küstengebiet

FISH AND FOODDie neue Inselküche

19Newcastle – Moderne und kulturelles Erbe vereint

20Armagh – religiöse Hauptstadt im Norden

21Mourne Mountains – Berge mit Trockensteinmauern

22Sperrin Mountains – ursprüngliche Schönheit

DIE ÖSTLICHE MITTE

23Carlingford – Ursprung der Magna Charta

24Monasterboice, Mellifont – zu Kreuze getragen

25Boyne Valley, Newgrange, Slane – königlich

26Hill of Tara – Geschichte pur

27Powerscourt House and Gardens – edel

28Dublin – Stadt am Liffey

DUBLIN PUB CRAWL – DAS GROSSE KRIECHENHauptsache, craig und durstig

29Dublins Trinity College – legendär

30Dalkey – Erholungsort an der Dublin Bay

31Glendalough – in den Wicklow Mountains

32Kilbeggan – die Tradition hat überlebt

33Athlone – Clonmacnoise und Hodson Bay

34ROUTE VON DER OSTKÜSTE ZUR MITTEAnkommen und staunen

35Clonmacnoise – Ort der Stille

36Moate – Heimat des alten Irland

37Shannon Pot – die Quelle einer Legende

38Dromod – kleine Perle am Shannon

FIEDELN BIS ZUM ABWINKENMusik heißt Leben

39Keadue – Turlough O’Carolan Festival

40River Shannon – Abwechslung an den Ufern

41Drogheda – Wikingerstadt am Boyne River

42Cavan und Monaghan – die unentdeckten Perlen

DIE WESTLICHE MITTE

43Galway City – Geschichte und Moderne

44Connemara – Balsam fürs Gemüt

PRÄHISTORISCHE STÄTTE IN IRLANDAuf den Spuren der Vergangenheit

45Aran Islands – wohltuende Langsamkeit

46Inishbofin – Abgeschiedenheit vor Connemaras Küste

47Killary Harbour – Wandern am Wasser

48Westport – Adel verpflichtet

49Clare-Island-Strände – zum Aalen

50Clew Bay – wie ein Fisch im Wasser

51ROUTE VOM WESTEN IN DEN NORDWESTENTraumküsten und mystische Orte

52Achill Island – einfach schön

53Belmullet, Mayos Moore – Moor und mehr

WILDLIFE VON NORDWESTEN BIS SÜDOSTENIrlands wilde Naturschönheiten

54Ballina und Belleek Castle – historisch romantisch

55Yeats Country, County Sligo – großes Erbe

56Cloondara – Treffpunkt am Shannon

DER SÜDOSTEN

57Kilkenny und Jerpoint – bei den Normannen

58Hook Head – irische Romantik

59Waterford – Irlands älteste Stadt

60Wexford – Kultur und Castle

61Copper Coast – im UNESCO Global Geopark

62Mahon Falls – Wasserfall im County Waterford

63Rock of Cashel – mystisch

64TRÄUMEN VON DER SÜDSEERoute durch den Süden

65Baginbun Beach – Beauty from Wexford

66Tinahely – Eichenwald Tomnafinnoge Woods

67Avondale Forest Park – Wälder in Wicklow

DER SÜDWESTEN

68Cork City – Rebellen am Lee

69Cobh, Roche’s Point – Endstation Sehnsucht

70Clonakilty – Perle an der irischen Riviera

71Sherkin Island – wenn die Seele Ruhe findet

GÄLISCHE SPORTARTENLeidenschaft für die Ewigkeit

72Bantry House – herrschaftlich

73Killarney National Park – Ruhe vor dem Sturm

74Glengarriff und Garinish – Paradiese am Meer

75Valentia Island – im Angesicht des Atlantiks

76Dingle Town und Peninsula – Sehnsuchtsorte

77Scattery Island – flaches Land im Wind

78Limerick – eigensinnig und einfach unnachahmlich

79Cliffs of Moher – spektakuläre Schönheit

80Burren – verkannt

Kartenatlas

Register

Text-/Bildnachweis

Impressum

In den Derryveagh Mountains im County Donegal lockt Irlands zweitgrößter Nationalpark mit einzigartiger Tier- und Pflanzenwelt.

Killybegs kleiner Naturhafen liegt gut geschützt inmitten der Donegal Bay. Der Bezirk Bogside in Londonderry war einst Brennpunkt im Nordirlandkonflikt.Traditionelles Kochen ist in Irland wieder angesagt. Von den majestätischen Gipfeln der Mourne Mountains breitet sich Nordirland mit all seinen Schätzen aus. Vom County Cavan im Nordwesten des Landes aus fließt der Shannon zunächst durch ein Höhlensystem und kommt als Shannon Pot wieder an die Oberfläche. Der Straßenmusik in Galway wird von Einheimischen wie von Touristen begeistert gelauscht. (V. l. n. r.)

Etwa zwei Kilometer südlich von Fethard-on-Sea und acht Kilometer nordöstlich von Hook Head Lighthouse ist Baginbun eine abgelegene und malerische Bucht mit einem unverwechselbaren Martello-Turm aus den napoleonischen Kriegen.

Eine typische Barszene in Monaghan: Hier stapeln sich die Bierfässer. Am Rande eines steilen Abhangs, der fast 300 Fuß ins Meer abfällt, ist Dún Aengus eines der berühmtesten und wichtigsten prähistorischen Denkmäler Europas. Connemara besticht mit gastfreundlichen Menschen und seiner atemberaubenden, wilden Natur. Wilde Küste am Hook Head. Croke Park in Dublin ist gegenwärtig das größte Stadion in Irland. Der Killarney National Park ist für jedes Alter geeignet und bietet tolle Wanderwege. (V. l. n. r.)

Der dramatisch gelegene Leuchtturm am Fanad Head ist bekanntes Motiv vieler irischer Postkarten und Kalender.

Aus Connemara an Irlands Westküste möchte man am liebsten gar nicht mehr zurückkehren in den Alltag.

Unser Nachhaltigkeitskodex

Die Welt birgt viele Wunder, Abenteuer und spektakuläre Aussichten, die wir gerne erkunden möchten. Doch sie ist auch leicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. Hier ein paar Tipps, wie wir unsere Welt nachhaltig entdecken können:

Die Hauptsaison meiden: Wenn wir nicht gerade auf die Ferienzeiten angewiesen sind, können wir der Umwelt einen großen Gefallen tun, indem wir in der Nebensaison verreisen. Damit tragen wir zu einer gleichmäßigeren Auslastung der Umwelt und der Infrastruktur bei und der Urlaub wird dazu auch noch wesentlich entspannter.

Die Aufenthaltsdauer dem Reiseziel anpassen: Je weiter das Reiseziel ist, desto länger sollte der Aufenthalt sein. Dadurch lernen wir die Region nicht nur intensiver kennen, sondern stärken sie ganz nebenbei noch durch unsere Ausgaben vor Ort. Anfahrtsintensive Tagesausflüge sollten besser vermieden werden, das bedeutet nur Stress, sowohl für die Umwelt als auch für uns selbst.

Auf umweltschonende Verkehrsmittel setzen: Wo es möglich ist, reisen wir mit öffentlichen Verkehrsmitteln an. Das reduziert nicht nur die Luftverschmutzung, sondern schont auch unsere Nerven. Falls das nicht geht, helfen verschiedenste Plattformen dabei, den CO2-Ausstoß auszugleichen, vor allem, wenn das gewünschte Reiseziel nur mit dem Flugzeug zu erreichen ist.

Nur dort parken und campen, wo es erlaubt ist: Selbst, wenn wir uns noch so vorbildlich verhalten und unseren Aufenthaltsort so hinterlassen, wie wir ihn vorgefunden haben, stören wir den Lebensraum von Wildtieren und hinterlassen Spuren und Gerüche. Auch Lagerfeuer entzünden wir ausschließlich an den dafür vorgesehenen Stellen und achten dabei auf Waldbrandstufen und Naturschutzgebiete.

Ressourcen gewissenhaft nutzen: Manche Umweltressourcen sind bereits knapp, endlich sind auf jeden Fall alle. Um sie zu schonen, sollten wir sparsam mit ihnen umgehen, gerade in Gegenden, in denen beispielsweise Wasser oder Strom nicht im Überfluss vorhanden sind.

Ein guter Gast sein: Nachhaltig unsere Umgebung zu erkunden bedeutet auch, der hiesigen Flora und Fauna mit Respekt zu begegnen. Pflanzen sollten auf keinen Fall gepflückt werden, aber sie stehen uns bestimmt gerne Modell für das eine oder andere Foto. Das Gleiche gilt für wilde Tiere: Wir füttern sie nicht, halten Abstand und beobachten sie aus der Ferne.

Auf den Wegen bleiben: Wer die vorgegebenen Wege verlässt, dringt nicht nur in die Rückzugsräume heimischer Arten ein, sondern trägt auch dazu bei, dass sich neue Wege bilden, was zur Erosion des Bodens führt.

Abfall wieder mitnehmen: Plastikverpackungen jeglicher Art, Dosen, Flaschen und Papiertaschentücher (es dauert Jahre, bis sich ein einzelnes Taschentuch vollständig abgebaut hat!) gehören nicht in die Natur, sondern artgerecht entsorgt. Am besten gleich eine wiederverwendbare Brotdose oder Trinkflasche mitnehmen. Das gilt natürlich auch für Toilettenpapier und den Inhalt von (Chemie-) Toiletten. Entsprechende Entsorgungsstationen finden sich überall.

Lokal kaufen: Dadurch lernen wir Land und Leute besser kennen und unterstützen die regionale Wirtschaft, außerdem sind regionale Produkte meist auch preisgünstiger und qualitativ hochwertiger.

So wie wir die Umwelt respektieren, wollen wir auch unseren Mitmenschen und deren Kultur Respekt entgegenbringen, gerade im Hinblick auf ihre Tradition, Religion oder typischen Gebräuche. So können ein Lächeln oder ein paar Worte in der Landessprache Berge versetzen!

Ein dickes Fell ist bei Irlands rauen Winden nicht verkehrt.

Die schier unendliche Weite des Burrens wird von Felsspalten und kleinen Schluchten durchzogen, durch die sich hier und da farbenfrohe Wildblumen mit ihren zarten Blüten den Weg zum Sonnenlicht suchen.

WILLKOMMEN IN IRLAND

Insel der Überraschungen

Irland ist eine Insel der Geschichten. Wer das Land, die Menschen und ihr reiches Kulturerbe verstehen will, sollte den Erzählenden gut zuhören. Aber auch die Fakten und Tatsachen zu Irland sind oft überraschend: ungewöhnlich, sympathisch, prickelnd.

Irland in Zahlen

Die Bevölkerungsstatistik zu Irland weist für 2022 eine Zahl von 5,02 Millionen Menschen aus und sie nimmt weiter zu. Die Geburtenrate liegt bei 1,7 Kindern, das ist die vierthöchste Nachwuchszahl in Europa. Und mit rund 20 Prozent im Jahre 2020 ist die Altersgruppe der unter 15-Jährigen nirgendwo sonst höher in Europa als in Irland. Das Bruttoinlandsprodukt lag 2021 bei 498,89 Milliarden US-Dollar, die Arbeitslosenquote bei 6,25 Prozent. Im Human Development Index liegt Irland auf Rang zwei hinter Norwegen.

Nationalparks

Die Grüne Insel besitzt sechs Nationalparks: Glenveagh, Wild Nephin, Connemara, Burren, Killarney und den Wicklow Mountains National Park. Der Burren ist mit 15 Quadratkilometern zwar der Kleinste, ihn umgibt aber mit dem »Burren & Cliffs of Moher UNESCO Global Geopark« ein Gebiet von 520 Quadratkilometern.

Landschaften

Irland wird oft als flache, bestenfalls hügelige Insel angesehen. Abgesehen von dramatischen Steilküsten herrscht eher das Bild von saftigen Wiesen voller grasender Schafe vor. Dabei gibt es durchaus imposante Berge: Der »Carrantuohill« auf der Iveragh-Halbinsel ist mit 1038 Metern Irlands höchster Berg.

Gälisch

Gerade im Westen der Insel ist die irische Sprache, das keltische Gälisch, noch erhalten. Die Verfassung der Republik Irland legt sie zwar als Hauptamtssprache fest, gesprochen wird aber überwiegend Englisch. Gälisch klingt zwar melodisch, die geschriebenen Wörter sind für Mitteleuropäer aber kaum zu entziffern.

Rothaarige

Ein weit verbreitetes Klischee: Iren haben rote Haare und Sommersprossen. Der Anteil der Rothaarigen liegt in Irland bei rund neun Prozent, weltweit bei nur einem Prozent. Man trifft sich einmal im Jahr zur »Irish Redhead Convention«.

Nationalfeiertag

Am 17. März begehen die Iren ihren Nationalfeiertag und das sogar weltweit. An diesem Tag stehen die irische Kultur und der heilige Patrick im Mittelpunkt. Der »St Patrick’s Day« ehrt den Heiligen, der offiziell eigentlich keiner ist und um den sich so manche Mythen ranken. Der »Apostel Irlands« brachte nicht nur das Christentum auf die Insel, er soll auch die Schlangen von der Insel vertrieben haben, die es hier aber nie gab.

Ortsname

Der längste, aus einem Wort bestehende Ortsname in Irland ist mit 22 Buchstaben »Muckanaghederdauhaulia«. Der Ort ist im Nordwesten in der Grafschaft Galway unweit von Kinvara zu finden. Sein gälischer Name Muiceanach idir Dhá Sháile bedeutet »Schweine-Sumpfland zwischen zwei Salzwassern«.

Europäer

Die Identifikation der Iren als Europäer ist laut einer Umfrage vom Winter 2021 / 2022 besonders hoch. Insgesamt 84 Prozent der Bevölkerung gab an, sich ganz oder zumindest teilweise als Europäer zu fühlen.

Sportarten

Die Iren lieben ihre »Gaelic Games«. Sie gehören zu den ältesten und schnellsten Feldsportarten der Welt, seit 2019 stehen sie auf der UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit. Ob Hurling, Camogie, Gaelic Football oder Rounders: Prickelnde Hochspannung ist bei den Spielen garantiert.

IRLAND – DIE GRÜNE INSEL IM ATLANTIK

Im Wohnzimmer der Gastfreundschaft

Verträumte Landschaften und mystische Küstenabschnitte, pulsierende moderne Städte und geschichtsträchtige Orte, Charakterköpfe, Granitskulpturen, Steinkreise und höchst lebendige Geschichtenerzähler vertreiben alle düsteren Wolken, selbst Dauerregen gerät da zum Erlebnis: Wer nach Irland reist, kann sich auf einiges gefasst machen, aber Langeweile ist garantiert nicht dabei.

Ein typisch irisches Pub-Bild: Musik und ein Lächeln.

Das müssen Sie sehen. Achtung, die Tür geht auf, alle Köpfe gleichzeitig nach rechts. Was zum Teufel will der hier in Newry am Sonntagnachmittag? 20 junge Männer, eine Blondine und drei ältere, eher müde getrunkene Senioren mit tief ins Gesicht gezogenen, speckigen Mützen drehen ihr Haupt zur Tür der Bar, einen anderen Namen hat das Pub nicht, wäre auch Verschwendung. Okay, kein Alien hat sich hierher verirrt, der rote Bart sieht eher vertraut aus. Alle Köpfe wieder nach links, Augen rauf, über der Theke läuft im Fernsehapparat, der auch schon bessere Zeiten gesehen hat, Gaelic Football: Tyrone gegen Derry. Jene für uns festlandeuropäische Ignoranten rätselhafte Sportart, bei der im Gegensatz zum Hurling, da ist der Stockeinsatz erlaubt, nur mit Hand und Fuß gekämpft wird. Aber Hiebe hätte es beinahe gesetzt, als der rotbärtige Fremde dann auch noch »Kaffee, bitte« über den Tresen flüstert. Alle Köpfe wieder runter und nach rechts, ruckartig und ohne Kommando. Was? Hat der etwa Kaffee bestellt? Die dunstgeschwängerte Luft, die miefige Düsternis erzittert, Nebelschwaden drehen Loopings, einigen auf den Barhockern dreht sich der Magen um: Hat er wirklich Kaffee bestellt? Der Mann hinter dem Tresen rollt die Augen, nickt wortlos und verschwindet im Hinterzimmer, nicht ohne vorher ein paar Gläser vollzufüllen mit dem anderen dunklen Stoff. Alle Köpfe jetzt nach unten, Kinn auf den Glasrand, Augen auf den Boden der Pints gesenkt: Unglaublich, was soll nur aus unserem Land werden, unsere Höhle wurde entweiht. Und das am heiligen Sonntag. Wo wir uns doch heute schon in die Kirche schleppen mussten, weil Mary uns sonst … Jetzt auch noch das. Die Strafe kam natürlich prompt. Wohin, nach Armagh? Diese Richtung, alle Köpfe drehen sich nach Osten. War natürlich falsch. Überflüssig, weiter zu fragen, denn die zweite Strafe folgte auf dem Fuß: »Sterling oder Euro?«, lautet die abfällige Bemerkung zum Abschied. Wir sind hier schließlich in Nordirland. Den Euro hat er trotzdem genommen und Tyrone gerade einen Dreier erzielt, alle Köpfe zappeln jetzt in diverse Richtungen. Wenn das so weitergeht, werden wir nächsten Sonntag nicht zur Messe gehen, Mary hin oder her.

Der markante Fair Head dominiert das Landschaftsbild im äußersten Nordosten Irlands.

So oder so ähnlich könnte Ihr erster Kontakt mit Irland aussehen, wenn Sie sich zunächst für eine Reise in den Norden entschieden und nach gut einstündiger Fahrt von Dublin aus die Grenze hinter sich gebracht haben. Lassen Sie sich davon nicht täuschen. Selbst in solch traurigen Pubs drohen keine Prügel: Die Herzlichkeit und Gastfreundschaft in ganz Irland wird Sie beeindrucken. Und Ihnen Begegnungen bescheren, an die Sie lange zurückdenken werden.

Der Croke Park in Dublin ist das wichtigste Stadion und der Hauptsitz der größten irischen Sportorganisation.

Der kleine Ort Duncannon besticht mit seinem maritimen Flair und seiner relaxten Atmosphäre.

Irlands Gesellschaft im Wandel

Etwa sechs Millionen Menschen leben heute auf der Insel, davon 1,8 Millionen in Nordirland. Auch wenn die Geburtenrate in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen ist, haben sich auf der Insel dramatische gesellschaftspolitische Veränderungen vollzogen. Das einstige Auswanderungsland – noch in den 80er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts verließen jährlich rund 30 000 Iren ihre Heimat – ist zum Einwanderungsland geworden. Vor allem Arbeitssuchende aus Osteuropa sind seit der Osterweiterung der EU nach Irland gekommen, angezogen vom Wirtschaftsboom des keltischen Tigers. Nach der Finanzkrise 2009 bringt das für Irland neben den ökonomischen Folgen ganz neue Probleme auf die Tagesordnung: Wollen und können wir die Arbeitsemigranten integrieren? Ging es nicht uns selbst vor gar nicht allzu langer Zeit genauso? Und wie wird der Brexit den Friedensprozess zwischen der Republik und Nordirland beeinflussen? Irland hat schwierige Jahre erlebt, und einige stehen noch bevor. Inzwischen wandern wieder junge Menschen aus, doch die Iren sind Kämpfernaturen. Große Teile Kontinentaleuropas waren verwundert, als im Juni 2008 fast 54 Prozent der Iren gegen den EU-Vertrag von Lissabon stimmten. Vielleicht hatten sie ihn nur genauer gelesen. Im Oktober 2009 stimmten dann 67 Prozent der Iren dem Vertrag zu, nicht zuletzt weil Brüssel Irland einen eigenen Kommissar und in weiteren Fragen Unabhängigkeit zusicherte.

Inishmore ist die westlichste und größte der drei Aran-Inseln. Die bekannteste Sehenswürdigkeit der Insel ist Dún Aonghasa.

Von einem der ärmsten Länder am Rande Europas zum Musterknaben, von einer konservativ und katholisch geprägten Gesellschaft zu einem liberalen, weltoffenen Land – und das in Rekordzeit –, nicht zuletzt mit EU-Subventionen. Wachstumsraten von neun Prozent gehören inzwischen zwar der Vergangenheit an, im Dezember 2013 konnte Irland den EU-Rettungsschirm aber wieder verlassen. Auch die Ungleichbehandlung in der EU schmerzt: Hier Kürzungen überall, andernorts gewährt man einen Schuldenschnitt.

Mit Optimismus in die Zukunft

Die weltweite Finanzkrise hat auch Irland schwer getroffen, aber die Iren schauen mit der ihnen eigenen optimistischen Grundhaltung in die Zukunft: »Could be worse«, hört man oft, wir hätten uns auch beide Beine brechen können. Denn der keltische Tiger hat in den letzten Jahren auch unübersehbare Werte geschaffen und an vielen Orten zu einer Verbesserung der Infrastruktur beigetragen. Man hat ihm die Zähne gezogen, aber dafür kann man ihn jetzt besser streicheln.

An Irland kann man einiges kritisieren, trotzdem ist es ein wunderbares Land. Ganz anders als so viele Länder, die ihre Seele einer touristischen Gewinnmaximierung verkauft haben, obwohl die ihnen den Charakter raubt. Nach einem dramatischen Wirtschaftsboom kehrt wieder Besinnung auf das Wesentliche ein, auf Freundschaften, Traditionen, Werte, Geschichten. Das ist keine Irland-Romantik von gestern, sondern Realität. Das andere, freundliche, manchmal verschrobene Irland mit seinen keltischen Traditionen hat überlebt. Und an den hier vorgestellten Orten werden Sie es finden und dabei feststellen, dass es völlig unerheblich ist, ob Sie Kaffee, Tee, Limonade, Bier oder Wein im Pub bestellen und ob Sie mit Euro, Pfund, oder Dollar bezahlen wollen: Solange Sie eine gute Geschichte parat haben, nimmt Ihnen keiner etwas übel. Allein die Bereitschaft, auch etwas von sich zu erzählen, öffnet in Irland Türen und Herzen.

DER NORDEN UND NORDIRLAND

Von einsamen Küsten, abgelegenen Tälern und Städten im Aufbruch

In Nordirland und im Norden der Republik Irland gibt es viel zu entdecken: zum Beispiel das schöne Margo.

Das Belfast Titanic Museum.

Killybegs-FishStop.

DONEGAL – PARADIES FÜR WANDERER

Wanderpolizist kontra Schilderwald

Wandern in Donegal ist ein ganz besonderes Erlebnis. Europas höchste Klippen, Sleave League, als letzter Punkt vor Amerika bieten dabei abwechslungsreiche Rundwanderwege und faszinierende Aussichten. Nach einem ausgiebigen Wandertag lockt Folkmusic in traditionellen Pubs wie »Leo’s Tavern« zum Entspannen.

Irland-Romantik bei Church Hill: Die roten Rosen verleihen dem alten Cottage einen ganz eigenen Charme.

Der Geruch des Windes, der über die Wiesen schwingt. Die Weite der Hügellandschaften, die Geschichten von Pilgern und dem entbehrungsreichen Leben der Bauern erzählen. Das Salz des Meeres, das in der Luft liegt und das Atmen verlangsamt. Man riecht, man sieht, man atmet neu und lässt die Geschwindigkeit der modernen Welt hinter sich zurück.

Hier draußen im Nordwesten Irlands hat der keltische Tiger seine Zähne verloren. In Donegal wandern heißt noch einmal in die Schule gehen. Eine Schule allerdings, die nicht benotet, belehrt oder bestraft, sondern eine, die durch ihr bloßes Dasein wirkt. Die auf stille Art mit der Sprache der Natur zeigt, dass es eine Welt gibt jenseits von Börsenkursen und Konsumhatz.

In den Bluestack Mountains

Zum Träumen lädt der sanfte Nieselregen nicht gerade ein, der am Startpunkt der ersten Etappe die Blicke auf den von Wolken verdüsterten Himmel verschleiert. Und zum reißenden Strom wie der Orinoko in Venezuela wird der kleine Bach am Wegesrand heute sicher auch nicht anschwellen. Aber wer in Donegal wandert, ist gut gerüstet für solche Fälle. Regenzeug gehört einfach dazu und stört auch nicht weiter, so wenig wie der erste Anstieg zur Hochebene der Bluestack Mountains. Da wird einem gleich warm ums Herz, und die Beinmuskulatur kommt in Fahrt, denn der eher schmale Pfad schlängelt sich am Wald entlang durch Geröll und matschige Torftümpel, denen man besser ausweicht, wenn man sie nicht so gut kennt wie John McGrory. Als Polizist verdient er seinen Lebensunterhalt in Donegal, ein geruhsamer Job. Seine Leidenschaft gehört dem Wandern, und so bringt er den Besuchern auf handverlesenen Wanderrouten die archaische Schönheit seiner Heimat näher.

Die Sheep Dog Trials sind Geschicklichkeitsprüfungen für Hütehunde.

Der Torf auf diesem Torffeld in Donegal wurde zum Trocknen aufgeschichet.

Gymnastik im Moor

Der Bluestack Way westlich von Lough Eske zieht sich auf einer Länge von insgesamt 47 Kilometern von Donegal Town über den Gebirgszug bis nach Ardara, da sind gelegentliche Lockerungsübungen durchaus willkommen. Wer gymnastisch begabt ist, folgt John auf eines der Felder, die mit ihren kleinen Torfballen-Pyramiden aussehen wie eine verlassene Mondlandschaft. Ist der richtige Platz gefunden, kann das Torfhüpfen beginnen. Mit Sack und Pack auf und nieder, hoch und runter, bis der Moorboden quietscht und sich so vollgesogen hat, dass ein vorsichtiger Abzug angebracht erscheint, wenn man nicht versinken will.

Die felsige Küste bei Bunbeg.

Ardara trägt den Titel Heritage Village, die Bucht hat ihn verdient.

Vertieft in gälische Traditionen haben sich in Donegal, Irlands größter Gaeltacht-Region, auch viele Dörfer der Halbinsel bis hinaus zum Rossan Point. Hier ist Gälisch Alltagssprache, das reiche keltische Erbe lebendig, wird noch der »Wake« gefeiert. Bei Letzterem, einer speziellen Form des Übergangs von der Erde in den Himmel, wird der Davongegangene zu Hause aufgebahrt, und oft kommen aus allen Landesteilen bis zu 250 Menschen zusammen, um von ihm Abschied zu nehmen. Die engen Familienangehörigen beten die Nacht hindurch am Bett des Verstorbenen, trinken zusammen Tee, singen, tanzen, feiern und freuen sich über die family reunion. Auch wenn die Zeiten vorbei sind, in denen selbst viele Iren nicht hierher in den Nordwesten reisten, weil sie die Gegend mit Nordirland und den troubles gleichsetzten, ist Donegal noch immer ursprünglicher und anders als der Rest der Republik. Das schließt die Beschilderung der Wanderwege mit ein: »Wir stellen jetzt immer mehr Loop Walks zusammen, diese Rundwanderwege führen zum großen Teil querfeldein über Land, das den Farmern gehört. Die sind damit einverstanden, solange man sich umweltbewusst verhält. Und auch mit der Wegemarkierung wollen wir eine Balance finden zwischen ausreichender Orientierung und Erhalt des einmaligen Charakters der Landschaften in Donegal. Einen Schilderwald wird es nirgendwo geben, da setzen wir lieber auf detaillierte Karten«, sagt John. Die führen uns geradewegs in ein fast verlassenes Tal, Eglish Valley. Hier scheint die Zeit stillzustehen, ducken sich vereinzelte Höfe hinter meterhohen Fuchsienhecken, heben Schafe am Horizont ihren Kopf, als spähten die Wächter einer anderen Welt nach Eindringlingen, die es zu vertreiben gilt. Im 18. Jahrhundert lebten hier 300 Menschen, heute sind es nur noch drei Farmerfamilien.

Die höchsten Klippen Europas

Sicher, wer durch Donegal wandert, kommt an den höchsten Klippen Europas nicht vorbei. Sleave League, die »grauen Klippen«, erwandert man am besten von Teelin aus; nach sechs Kilometern bergauf und einem waghalsigen one man’s path wird man belohnt mit grandioser und windumwehter Fernsicht über die Donegal Bay hinweg auf die unendlich erscheinende Weite des Atlantiks. Danach kommt nur noch Amerika. Oder etwa der Glencolumbkille Loop Walk, der den Pilgerstationen des heiligen Columban folgt.

Heute aber nehmen wir den Weg um Lake Dunlewey und den höchsten Berg der Grafschaft, Errigal Mountain. Michael McGarrigal führt uns sicher und mit schnellem Schritt, der Finanzmakler ist einer von 20 ausgebildeten Wanderführern, die in Donegal den Gästen die schönsten Plätze zeigen. Auch ihm ist die Liebe zum Wandern ins Gesicht geschrieben, die Aussicht auf den Tagesausklang in Irlands berühmtestem Pub tut ein Übriges. Der idyllische Rundweg um den See und den kegelförmigen Berg beschwört Bilder herauf vom Land der Elfen in Mittelerde.

Ganz im Hier und Jetzt stand trotz seines fortgeschrittenen Alters Leo Brennan. Eingekehrt wird am Abend in »Leo’s Tavern« in Meenaleck. Der Vater der Clannad-Folk-Gruppe und des Weltstars Enya, 2022 verstorben, stand noch selbst jeden Sonntag auf der Bühne und sang beispielsweise von den Schneeflocken, die im Winter in Donegal fallen, von seiner Liebsten, vom »bright star of the west, the land, that Patrick blessed«, und alle, Einheimische wie Besucher, die es hierher nach Donegal verschlagen hatte, sangen ergriffen mit. Was gibt es Schöneres nach einem erfüllenden Wandertag, als den Abend am Torffeuer mit Leos Songs und Balladen ausklingen zu lassen? Darin erklingt die Sehnsucht nach dieser so unverfälschten Natur, nach der Stille in den Tälern, dem Tosen der Meeresbrandung und dem Flüstern des Windes, der alte Geschichten von Feen und Elfen über das Land trägt. Donegal – einfach wunderbar!

Über 600 Meter in die Tiefe stürzen die Klippen von Sleave League bei Teelin.

TOP ERLEBNISSE

WENN DER ADLER WIEDER FLIEGT

Seit etwa 100 Jahren galten sie als ausgerottet; das letzte Paar Gold- oder Steinadler, das in Irland brütete, wurde 1910 gesichtet. In Donegal im Nordwesten aber brütet nun wieder eine kleine Gruppe des Aquila chrysaetos, nachdem man im Jahr 2000 im Glenveagh-Nationalpark seine Wiederansiedlung gewagt hatte. Der Park in Donegal zählt zu den ursprünglichsten Landschaften Irlands, ein idealer Raum, den der sensible König der Lüfte dringend zum Überleben benötigt. Mit einem modernen Besucherzentrum und dem viktorianischen Castle samt Gärten am Lough Beagh ist der Park zum beliebten Ausflugsziel geworden.

NACHT IM LEUCHTTURM

Ein Besuch eines der zahlreichen Leuchttürme der Insel ist bereits ein Erlebnis, eine Übernachtung ist die Krönung. Es ist unvergleichbar, weit draußen am Leuchtturm Quartier zu machen: Übernachten inmitten ursprünglicher Natur, ein Jungbrunnen für Körper, Geist und Seele. Wer die Einsamkeit sucht, ist hier goldrichtig: am Fanad Head oder am St John’s Point in Donegal.

WEITERE INFORMATIONEN

www.govisitdonegal.com

www.glenveaghnationalpark.ie

www.thisisdonegal.ie

Im Herzen der Grafschaftsstadt, hoch über dem Fluss Eske, steht das Donegal Castle.

GLENVEAGH NATIONAL PARK – SCHLOSS UND GÄRTEN

Naturparadies im Nordwesten

Glenveagh ist einer von sechs Nationalparks in der Republik Irland. In den Derryveagh Mountains im County Donegal gelegen lockt Irlands zweitgrößter Nationalpark mit einzigartiger Tier- und Pflanzenwelt und wundervollen Berg-, Tal- und Seenlandschaften. Zwischen 1857 und 1859 erwarb der Immobilienmagnat John George Adair die Ländereien an Lough Veagh und erbaute ein imposantes Schloss mit Gartenanlagen.

Der charakteristische Tafelberg ragt über den Glenveagh-Nationalpark hinaus.

Wie so oft gehören zu einer Erfolgsgeschichte auch bittere Momente, das ist im Glenveagh National Park nicht anders. Denn im April 1861 zwang Mister Adair die ansässigen Pächter zum Gehen, damals wurden ganze 244 Familien entwurzelt. 1870 erbaute er dann sein Glenveagh Castle im neogotischen Stil. Nach seinem Tod im Jahre 1885 ließ seine Frau die Gärten anlegen und verbrachte bis ins Jahr 1916 auch ihre Sommer auf dem Schloss.

Wechselhafte Geschichte

Als sie 1921 verstarb, war das Anwesen dem Verfall preisgegeben. Professor Arthur Kingsley Porter, ein Historiker der Harvard University, kaufte es 1929. Nach erneutem Leerstand infolge seines Todes ging es 1937 in den Besitz des Amerikaners Henry McIlhenny aus Philadelphia. Er wiederum baute es zu einem repräsentativen Landsitz aus. Yehudi Menuhin und Greta Garbo waren hier zu Gast. McIlhenny ließ 1940 den Garten neu gestalten. Im Jahre 1975 verkaufte er die Ländereien an den irischen Staat. Das »Office of Public Works« übernahm deren Pflege, um daraus 1984 den Nationalpark zu gründen. 1981 hatte McIlhenny dem Staat zusätzlich das Schloss mitsamt den Gärten geschenkt. Es kann mitsamt seiner komplett erhaltenen Einrichtung seit 1986 besichtigt werden. Viele Spazierwege zweigen überall auf die umliegenden Höhen ab. Wanderwege in die umliegende Bergwelt führen querfeldein und machen mit der wild-einsamen Natur vertraut, sind aber mit Vorsicht zu begehen, denn sie sind oft nicht vollständig ausgeschildert.

Imposante Berge, Moore und Wälder

Zweifelsfrei ist der Glenveagh-Nationalpark eine der ganz großen Attraktionen im County Donegal im Nordwesten der Republik Irland, nicht nur aufgrund seiner Ausdehnung. Rund 16 500 Hektar misst das idyllische Gebiet aus Seen und Moorland, größer ist unter Irlands sechs Nationalparks nur der Wicklow-Nationalpark. Immerhin 100 Hektar sind mit dichten Wäldern bedeckt, sein größter ist Mullangore Wood. Eichen und Birken überwiegen hier neben Eschen, Eiben und Espen, es gibt zahlreiche Stechpalmen und Haselnussvorkommen. Der Park ist Teil der Derryveagh Mountains, zu ihnen gehören die höchsten Berge der Grafschaft: Slieve Snacht mit 683 Metern und Muckish Mountain mit 666 Metern, ein sehr charakteristischer Tafelberg, überragt nur von Mount Errigal mit 751 Metern, der allerdings nicht mehr zu den Ländereien des Nationalparks gehört. Mittendrin steht das majestätische Glenveagh Castle, das auch für Besichtigungen zugänglich ist. Ob nun Gleann Bheatha oder Gleann Bheithe dem Park seinen Namen gaben, sei dahingestellt. Das »Tal des Lebens« wie auch das »Tal der Birken« wird dem Esprit dieses wunderschönen Refugiums ebenso gerecht wie seiner geologischen Formation: Ein gigantisches Gletschertal aus der jüngsten Eiszeit dominiert die malerische Landschaft in allen Himmelsrichtungen. In seiner Mitte ruht der lang gestreckte unberührte See Lough Veagh. Sein Ufer ist Brutstätte der in Irland so seltenen Sterntaucher. Einmalig ist auch der letzte beinahe frei lebende Rotwildbestand in Irland. Zur Jahrtausendwende wurden erstmals wieder Steinadler aus Schottland neu angesiedelt. Seit 1912 waren sie in Irland ausgestorben. In den umliegenden Seen gibt es Forellen und Aale, im Lough Veagh Lachse, Meerforellen und Wandersaiblinge. In den Bergen leben Schneehasen, in den Wäldern Füchse, Dachse und etliche Zugvögel wie die in Irland seltenen Waldlaubsänger. Die kahlen Gipfel der Berge weisen eine arktisch-alpine Pflanzenwelt auf. Etwas tiefer liegt atlantisches Moor. Seine trockeneren Zonen beherbergen Glockenheide und Heidelbeeren, das nasse Grasland Schwingelgras, Röhricht und Sonnentau.

Auch ein Abstecher in das Castle lohnt sich.

TOP ERLEBNISSE

ATTRAKTIVE BUSANREISE

Der Glenveagh-Nationalpark ist nicht nur mit dem Auto gut erreichbar. Selbst in diesem abgelegenen Teil von Donegal hält der Local Link Nummer 271 am National Park Visitor Centre. Von hier läuft man zu Fuß, nimmt das Fahrrad oder den kleinen Shuttlebus hinaus zum Glenveagh Castle. Direkt am stillen Lough Veagh liegt das Schloss mit seinem Besucherzentrum einschließlich Hausführungen zur Saison. Frei zugänglich sind der Park und die ummauerten Gärten mit exotischen Gewächsen. Der gut einstündige Fußweg führt hin und zurück. Ansonsten bleibt der Shuttle Bus für den Weg zurück. Der Local Link hält meistens dreimal am Tag am visitor centre.

WUNDERBARE WANDERWEGE

Im Glenveagh National Park gibt es eine große Zahl an Wanderwegen. Ob man nun auf dem Derrylahan Nature Trail, dem Lakeside Walk oder dem Lough Insagh Walk unterwegs ist, grundlegende Sicherheitsvorkehrungen sind auch hier notwendig: Man sollte sich vorher über die Wetteraussichten informieren, eine Karte dabei haben, Getränke und etwas Nahrung mitführen für einen längeren Aufenthalt in teilweise unberührter Natur.

WEITERE INFORMATIONEN

www.nationalparks.ie/glenveagh

www.govisitdonegal.com

Wanderungen im Park sind abenteuerlich.

KILLYBEGS – MEHR ALS FISCH UND FOOD

Aufwärts geht’s im Hafenort

Wer sich in Donegal Town auf den Weg macht zu den Traumstränden im Westen, hat meistens auch die imposanten Klippen von Slieve League im Sinn. Die meisten rauschen dann an Killybegs vorbei, industrieller Fischereihafen und sonst nichts. Weit gefehlt, wie ein Stadtbesuch zeigt.

Der Hafen in Killybegs zeigt seine Fischertradition.

Wer durch Donegal reist, kommt auch an den höchsten Klippen Europas nicht vorbei. Slieve League, die »grauen Klippen«, die keineswegs nur grau sind, erwandert man am besten von Teelin aus. Nach sechs Kilometern bergauf und einem waghalsigen one man’s path wird man belohnt mit grandioser Aussicht und windumwehter Fernsicht über die Donegal Bay hinweg auf die unendlich erscheinende Weite des Atlantiks. Danach kommt nur noch Amerika. Die Grafschaft Donegal ist eine der ursprünglichsten Ecken Irlands. Das schließt die besonders ausgeprägte Liebe der Menschen zu ihrer Grafschaft und den lokalen Produkten mit ein. Und das ist auch der Grund, warum man an Killybegs nicht so einfach vorbeifahren sollte. Der Ort, vor 20 Jahren noch als grauer Industriehafen verschrien, hat sich längst zu einem ansehnlichen Hafenstädtchen gemausert, das sich herausputzt und stolz seine Fischereitradition zeigt. Hier liegen große Trawler in dem zwölf Meter tiefen Hafenbecken friedlich neben Ausflugsbooten und Frachtschiffen. Der Hafen ist der umschlagsstärkste in ganz Irland, über 50 Schiffe liegen hier regelmäßig vor Anker und bringen vor allem Makrelen und Heringe an Land, die hier sogleich weiterverarbeitet werden.

Die frische Ware liegt zum Kauf bereit.

Maritimes Flair

In Killybegs kümmert man sich intensiv um die Förderung lokaler Fischer und Farmer, die ihre Meeresfrüchte, Milchprodukte, Hochprozentiges und selbst gerösteten Kaffee vor Ort anbieten und sogar exportieren. Kleine Geschäfte von lokalen Produzenten sind rund um den Hafen entstanden, als man vor einigen Jahren entdeckte, dass der Lebensmittelsektor für Donegal großes Potenzial bietet. Hiesige Spezialitäten besitzen hohe Qualität; den Beweis treten Spitzenköche wie Brian McDermott im »Foyle Hotel«, Pauline Sugrue und ihre Kochschule »The Wild Garlic Table« und Sue Glackin an, die mit ihren »Donegal Food Tours« kulinarische Tagesausflüge durch die Grafschaft anbietet. Die entdeckt man auf dem Weg zu den Farmern rund um Killybegs, die einen eigenen Käse herstellen oder eine Rösterei für brasilianische Kaffeebohnen aufgebaut haben. Auch die Veredelung der hier gefangenen Fische und Meeresfrüchte bringt neue Arbeitsplätze nach Killybegs und lässt den Ort sichtlich aufleben. An der Hafenpromenade kann man sich von der Qualität des Fischfangs ein Bild machen, an »Killybeg’s Seafood Shack« zum Beispiel, der aus einem Imbisswagen ein kleines Gourmetparadies gemacht hat.

In Killybegs und Umgebung spielt Wasser eine tragende Rolle, nicht nur für die Fischerei. In den Vorstellungen der keltischen Naturreligion beherbergte das Wasser Gottheiten und Feen, ihm wurde Weisheit spendende und heilende Kraft zugeschrieben. Gewässer waren zu allen Zeiten auch meditative Orte. Ihre Verehrung, sich ausbreitende Riten und persönliches Gebet festigten über Jahrhunderte den Glauben an Wunschbrunnen und heilige Quellen. Killybegs besaß einst ein Kloster, das im 16. Jahrhundert errichtet wurde, ein Katharina von Alexandrien gewidmetes Haus des Franziskanerordens. In der Nähe der Überreste des Klosters ist eine ebenfalls Katherina gewidmete heilige Quelle zu finden.

TOP ERLEBNISSE

SCHÄTZE IM »FISH ’STOP«

Wer sich frischen Fisch und andere lokale Produkte aus Killybegs zulegen will, braucht nur die Straße am Hafen zu überqueren und in die nächste Parallelstraße einzubiegen. Hier findet man in dem kleinen, aber feinen Laden des »Atlantic Treasures Fish ’Stop« in der New Row alles, was das maritime Herz begehrt. Denn längst hat man hier erkannt, dass die einst als Massenfischware verrufenen Heringe und Makrelen ungeahnte Variationsmöglichkeiten in der Zubereitung und Kombination mit Gewürzen bieten. Geräucherte Makrele mit Ingwer, Chili und Zitrone oder überzogen mit Honig-Senf-Marinade, frische Muscheln, Austern, Seeteufelfilet, Kabeljau oder Hummer – hier fehlt nichts, um den maritimen Gourmet glücklich zu machen. Und das zu sehr vernünftigen Preisen, die den Geldbeutel schonen und den Gaumen verwöhnen.

FISCH MUSS SCHWIMMEN

Eine alte Weisheit besagt, dass Fisch schwimmen muss. Nicht nur im Meer, auch im Magen. Wer in Killybegs frischen Fisch genossen hat und ihn weiter schwimmen lassen will, findet in der »Harbour Bar« in der Bridge Street viel maritimes Flair und flüssige Erlösung.

WEITERE INFORMATIONEN

www.killybegs.ie

www.thefishstop.ie

Ein Abstecher beim »Fish ’Stop« sollte auf jeden Fall sein.

FINTRAGH BAY – KLEINER STRAND MIT GESCHICHTE

Das verlockende Wasserfallrätsel

Nur wenige Kilometer westlich von Killybegs liegt ein kleiner Strand, den man über eine steile Hangstraße erreicht. Fintragh Beach an der gleichnamigen Bucht lockt auch mit einem secret waterfall. Doch dieser ist wirklich geheimnisvoll.

Bei diesem Anblick möge der Urlaub ewig andauern.

Ein Sandstrand, der goldfarben in der Sonne leuchtet, eine kleine geschwungene Bucht, dazwischen ein Felsbrocken am Wassersaum, eingerahmt von üppiger Vegetation, und ein kleiner Parkplatz, der selten mehr als eine Handvoll Fahrzeuge aufnimmt: Fintragh Beach ist ein wahres Schmuckstück. Hier gibt es keine hektische Betriebsamkeit, weder von Badenden noch von Wassersportlern. Wer die steile Stichstraße, die von der Landstraße R263 abbiegt, heruntergelaufen oder -gefahren ist, taucht ein in eine andere Welt. Neben dem äußerst sauberen Strandbereich und dem kristallklaren Wasser zieht es viele auch wegen eines Wasserfalls in der Nähe an dieses Refugium. Denn die Karten weisen ihn als »Secret Waterfall« aus, völlig zu Recht. Rund einen Kilometer weiter westlich gelegen, hat sich schon mancher an ihm die Zähne ausgebissen. Wo befindet sich dieser Wasserfall nur? Hier müsste er doch sein, dort oben am Hang liegt schon das Hochzeitshotel »Blue Haven«, eigentlich hätte man längst an ihm vorbeigekommen sein müssen. Der kleine Ort Largy liegt ihm laut Karte und Handymap am nächsten, aber zwischen all den Felsen, Wiesen und Steinen war kein Wasserfall zu sehen. Also umdrehen und den Strand genießen, Wasserfall hin oder her. Wird schon seinen Grund haben, warum er als geheim bezeichnet wird. Selbst die Einheimischen treibt die Frage nach dem Weg ein Lächeln ins Gesicht, danach werden sie offensichtlich häufiger gefragt. Des Rätsels Lösung: Er ist nur zu sehen, wenn es ein paar Tage zuvor längere Zeit kräftig geregnet hat.

Gegend mit Geschichte

Die südwestliche Küste Donegals hat neben dem Wasserfallrätsel und den nahezu unberührten landschaftlichen Schönheiten an der Fintragh Bay und der etwas östlich davon gelegenen Bruckless Bay auch eine dramatische Geschichte vorzuweisen. Es war das Jahr 1813, über 200 kleine Fischerboote waren von hier ausgelaufen, als plötzlich ein mächtiger Sturm hereinbrach. 80 Fischer verloren dabei ihr Leben, ein Unglück, über das die hier lebenden Menschen einfach nie mehr reden wollten. Denn sie glaubten, dass eine böse Hexe den Sturm zusammengebraut hatte, und mit diesen Mächten will man bis heute hier nichts zu tun haben.

Eine positivere Wendung nahm hier 1944 die Notlandung eines amerikanischen B-17G-Bombers auf dem Weg nach Schottland, nachdem zwei seiner vier Triebwerke ausfielen. Die geretteten Piloten dankten den Bewohnern der Gegend noch Jahre danach für ihre Hilfe und Gastfreundschaft bei der Rettung.

Fintragh Beach ist also einer der zahlreichen Traumstrände in Donegal, zugleich ist er eine wahre Farbsensation. Wenige Kilometer hinter dem Hafenstädtchen Killybegs taucht der Strand wie ein Traumgebilde auf. Im funkelnden, in Donegal fast gelben Sonnenlicht erscheint die geschwungene Bucht in allen Schattierungen von Grün, Blau und Türkis. Und in der Ferne leuchtet der magische Tafelberg Ben Bulben. Die Blaue Flagge ist dem fabelhaften Strand quasi eingewachsen. Man kann stundenlang über den samtigen Sand spazieren und das wechselnde Farbenspiel genießen, man kann in den windgeschützten Dünen picknicken, Strandtennis oder Boccia spielen oder einfach unter der Sonne faulenzen – wie im Paradies.

Strand genießen und auf Felsen klettern geht in Fintragh Beach hervorragend.

TOP ERLEBNISSE

KAFFEE UND »COOKEY’S«

Das Wasserfallrätsel treibt Fionnula Garrihy immer wieder den Schalk in den Nacken. Vielleicht habe man den ja nur aus Marketinggründen erfunden, um die Besucher hierherzulocken und zum Verweilen zu überreden? Wer weiß das schon – sicher ist, dass es sich lohnt, an Fionnulas »Cookey’s«-Wagen bei Largy einen Stopp einzulegen, denn unabhängig davon, ob man einen Americano, Latte, Mokka oder Flat White wählt, sind ihre Kaffeespezialitäten von ausgesprochener Qualität. Auch ihre Kräutertees sind von beeindruckender Geschmacksintensität. Dass der secret waterfall keine Fata Morgana ist, beweist Fionnula jedem mit einer Postkarte, auf der er abgebildet ist. Aber wie kann man solch ein imposantes Naturmonument nur verfehlen? »Kommt nächste Woche wieder«, rät sie jedem, »dann soll es Regen geben und dann habt ihr vielleicht Glück.«

TOP-TEPPICHE

Killybegs war nicht nur für seinen Fischreichtum bekannt, sondern auch für Teppiche höchster Güte. Im Jahre 1898 gegründet, wurde zum 100-jährigen Jubiläum die Manufaktur als »Killybegs Carpet Making Centre« wiedereröffnet; sie kann besichtigt werden.

WEITERE INFORMATIONEN

www.facebook.com/Cookey-sCoffeee

www.wildatlanticwayonline.com/map-of-donegal-wild-atlantic-way/discovery-points/fintragh-bay

Fionnulas Kaffee ist immer einen Stopp wert.

RAMELTON – KLEINER ORT AM RIVER LENNON

Home of football special

Zugegeben, die Attraktivität des kleinen Ortes Ramelton am Lough Swilly erschließt sich meistens erst auf den zweiten Blick. Das sollte niemanden davon abhalten, den 1200-Seelen-Ort zu besuchen, denn wie so oft glänzen die schönsten Perlen im Verborgenen.

Erinnerungen an glorreiche Zeiten.

Man muss kein Fußballfan und Rugby-Nostalgiker sein, um Ramelton im nördlichen Donegal einen Besuch abzustatten, obwohl viele aus jenen Gründen genau dies tun. Die einen erinnern sich an die glorreichen Zeiten der Swilly Rovers FC, die zweimal sogar den Pokal der Football Association of Ireland gewannen. Andere wollen dem Denkmal des berühmtesten Sohnes Rameltons, David Gallaher, die Ehre erweisen. Am 30. Oktober 1883 in Ramelton geboren, wanderte er mit seiner Familie 1877 nach Neuseeland aus. Dort lebte er zunächst in der Bay of Plenty Region, bevor es ihn in den 1890er-Jahren nach Auckland verschlug. Dort spielte er für den Ponsonby FC und die Provinzauswahl der Auckland Rugby Football Union. Der sportliche Dave schaffte es zwischen 1903 und 1906 auf 36 Einsätze für die Nationalmannschaft der Original All Blacks. Dort wurde er sogar zum Kapitän jener ersten neuseeländischen Rugby-Nationalmannschaft ernannt, die eine Europatournee absolvierte.

Wilder Knoblauch

Heute würde er in Ramelton sicher am »Wild Garlic Table« von Pauline Sugrue, die mit ihrer Familie lange in Australien gelebt hat, Platz nehmen und die leckeren Speisen ihrer Kochschule genießen. Und die großartigen, von australischen, asiatischen und irischen Einflüssen geprägten Gerichte mit einem football special herunterspülen. Eine weitere Spezialität des kleinen Ortes, die es zum Kultstatus nicht nur unter Sportfans in Europa gebracht hat. Inzwischen gibt es das Erfrischungsgetränk in Läden in Belfast, Camebridge, Glasgow und in New York. Das einstige Molkereigebäude in Ramelton ziert noch immer der Schriftzug des Erfrischungsdrinks für Fußballfans und solche, die es noch werden wollen. Produziert wird der Softdrink mit dem Fußballetikett heute hier allerdings nicht mehr, dafür werden moderne Abfüllanlagen in Ballymoney im County Antrim genutzt. Einen Firmensitz gibt es hier trotzdem noch, Seamus McDaid leitet das Geschäft in vierter Familiengeneration. Alles über das Auf und Ab der Firmengeschichte erfährt man in den Pubs und Bars, in denen es natürlich auch neben den alkoholischen Getränken und den Geschichten der Swilly Rovers das Football Special gibt, gut gekühlt und pur selbstverständlich. Denn das Kultgetränk mit Wasser oder sonstigem Zeug zu verdünnen, käme einem Sakrileg gleich. Und zum Teufel, beim Fußball gilt es, auf und neben dem Platz einen klaren Kopf zu behalten, oder etwa nicht?

Ramelton besaß in der Mitte des 18. Jahrhunderts strategische Bedeutung für ganz Donegal, was zu einer wohlhabenden Zeit für örtliche Familien wie die Watts und die Stewarts führte. Die Stadt boomte, der Hafen wurde für die geschäftige Leinenindustrie genutzt. Im 19. Jahrhundert erlebte diese Branche ihren Niedergang, das Vermächtnis der feinen georgianischen Häuser entlang der Promenade am Fluss Lennon blieb erhalten. Anfang des 20. Jahrhunderts hatte Ramelton ganze sieben Kirchen und war in Anerkennung seiner religiösen Vielfalt als »heilige Stadt« bekannt. Ramelton ist mit vielen Persönlichkeiten von historischer Bedeutung verbunden, nicht nur im Sport. Francis Makemie (1658–1708), Gründer des amerikanischen Presbyterrianismus, und die Familie von James Buchanan (1791–1869), 15. Präsident der USA, stammten von hier. Heute ist Ramelton ein Tor zur wilden Küstenregion der Fanad-Halbinsel. Ramelton hat sich dem Erhalt seines historischen Charakters verschrieben, ein Glücksfall für Gäste.

Pauline und ihre Mitarbeiter zaubern beste Speisen auf den Tisch.

TOP ERLEBNISSE

PLÜSCH UND PLUNDER IM PUB

Ein reetgedeckter Pub mit gemütlicher Atmosphäre, ein wenig versteckt und nur einen Steinwurf von den Wassern des River Lennon und des Lough Swilly entfernt: »Conway’s Pub« gehört zu all jenen Lokalitäten, die sich der Tradition eines guten alten irischen Pubs verschrieben haben. Kuschelig, kultig und zeitlos kommt er daher, schon beim Eintreten fühlt man sich wie in einem kleinen, verwinkelten Wohnzimmer mit Plüsch und Plunder, der alles überdauert hat. Unter all den Fotos, Postern und Erinnerungsstücken an die glorreichen Zeiten der örtlichen Vereine und Organisationen fällt der moderne TV-Screen schon gar nicht mehr auf. Er spielt sowieso selten eine Rolle, denn traditionelle Livemusik, Lesungen und Geschichtenerzählen spielen hier die erste Geige. Eigene Website? Wozu braucht man das denn … Castle Street, Ramelton, County Donegal findet jeder.

LEBENDIGE COMMUNITY

Ramelton lebt vom Community-Gedanken, jede Woche veranstaltet man einen country market für Einheimische und Gäste. Das community centre bietet das ganze Jahr über kulturelle Aktivitäten.

WEITERE INFORMATIONEN

www.irelandnorthwest.ie/Destinations/Donegal/Ramelton

www.wildgarlictable.com

Live wellundlaught often: ein Lebensgefühl.

FANAD-HALBINSEL – VON CLANS UND FEHDEN

Malerisches Rathmullan und Traumstrand Portsalon

Rathmullan ist mit der berühmten historischen »Flucht der Grafen« verbunden. Die Familiengeschichte des O’Donnell- und des O’Neill-Clans, ihre Flucht nach Spanien und die britische Besiedlung der Halbinsel prägten die Entwicklung des Landstrichs an der Nordküste.

Am Fanad Head sind oftmals wunderbare Wolkenformationen und tosende Wellen zu sehen.

Die Nordwestküste Donegals ist so reich an Buchten und verträumten Halbinseln, dass einem die Wahl schwerfällt, wo man sich länger aufhalten soll. Beinahe noch ein Geheimtipp ist die Fanad-Halbinsel zwischen Lough Swilly im Osten und Mulroy Bay im Westen. Der angesehene Observer nannte den Strand von Portsalon an der Ballymastocker Bay, auf der Ostseite der Halbinsel, einmal den zweitschönsten Strand der Welt. Der Ort hat darüber hinaus mit den Ballydahen Gardens eine sehenswerte Gartenanlage im asiatischen Stil, von der man auch den einzigen Landzugang zu den Seven Arches hat, einem 90 Meter langen Felsklippentunnel mit dem großen Bogen von Doagh Beg. Auf der Westseite wachsen Wälder, die Flächen dazwischen bilden Weideland und Hochmoore.

Die Flucht der Grafen

Im reizvollen Rathmullan scheint die Zeit stillzustehen, wie etwa die überwucherte Rathmullan-Abtei, ein Karmeliterkloster aus dem frühen 16. Jahrhundert, illustriert. Hier soll es zudem die besten Saatkartoffeln des Landes geben; das elegante Rathmullan House serviert die Beweise. Das Rathmullan Heritage Centre in der alten Hafenfestung informiert derweil über die Familiengeschichte des O’Donnell- und des O’Neill-Clans: 1607 waren Hugh O’Neill und Rory O’Donnell es überdrüssig, die Engländer zu bekämpfen, sie flohen von Rathmullan nach Spanien. Das als »Flucht der Grafen« überlieferte Ereignis führte zur Konfiszierung ihrer Ländereien, die im Rahmen der Plantation of Ulster mit britischen Siedlern besetzt wurden.

Besonders eindrucksvoll erscheint der Leuchtturm in der Abendsonne.

TOP ERLEBNISSE

ROUTE ZUR FANAD PENINSULA

Die Grafschaft Donegal eignet sich ausgezeichnet für grandiose Roadtrips. Vom Slieve League, den noch wenig entdeckten steilsten und höchsten Klippen Irlands, bis zu den neuen Star-Wars-Locations auf der Halbinsel Inishowen. Die Fanad-Halbinsel bietet großartige Landschaften wie die wunderbaren Strände bei Portsalon. Man fährt einen Bogen von Letterkenny nach Norden auf der R246 und stoppt am Fanad Head, bevor man über die Knockalla Coast Road bis Rathmullan nach Süden zurückfährt. Die Aussicht ist überwältigend, besonders der Blick über die Ballymastocker Bay. Diese Strecke ist rund 100 Kilometer lang und kann an einem Tag erkundet werden.

KOPF FREI AM FANAD HEAD

Auf der Halbinsel zwischen Lough Swilly und der Mulroy Bay am Nordzipfel Donegals steht der alte, wunderbar restaurierte Leuchtturm Fanad Head. Er thront über den Klippen und sein Leuchtfeuer ist weit aufs Meer und in das Festland zu sehen. Man kann ihn auf einem faszinierenden Küstenweg von allen Seiten betrachten. Das Brausen des Atlantiks weckt alle Lebensgeister.

WEITERE INFORMATIONEN

www.fanadlighthouse.com

Die steil ins Meer abfallenden Klippen von Slieve League gehören zu den höchsten in Europa.

An der Ballymastocker Bay: Ob sich ein Schatz am Ende des Regenbogens befindet?

BALLYHIERNAN BAY – SANDSTRAND MIT TRAUMKULISSE

Regenbogen am Rinmore Point

Irlands Küsten bieten eine Vielzahl an Traumstränden. Da fällt es schwer, den einen oder anderen Geheimtipp ausfindig zu machen. Doch selbst am bekannten Wild Atlantic Way gibt es sie, wie die Ballyhiernan Bay auf der Fanad-Halbinsel eindrucksvoll beweist.

Malerisch präsentiert sich die Bucht.

Kein Imbisshäuschen, keine Umkleidekabinen, keine Zugangsbeschränkungen, keine Snackautomaten und keine Surf- und Freizeitschulen, die Wassersport- und sonstige Aktivitäten am Meer anbieten. Ein völlig unverbauter Sandstrand, der flach ins Meer übergeht, im Osten am Rinmore Point und im Westen am Feuchtgebiet des Rinboy Lough von sanften grünen Hügeln eingerahmt und von mit Gräsern, Schilf und Ginster bewachsenen Sanddünen gesäumt, die Schutz bieten vor den Winden, die aus dem Hinterland anbrausen können. Und über allem ein endlos erscheinender Himmel und ein Horizont, der die Seele öffnet. Wer über den zweieinhalb Kilometer langen Ballyhiernan-Strand an der gleichnamigen Bay spaziert, spürt die Magie dieses Ortes, der so weit weg vom Lärm der Welt erscheint, dass man am liebsten seine Zelte für immer hier aufschlagen möchte. Einen Campingplatz gibt es hier auch nicht und selbst der Caravan-Park am White Shore Beach ist klein und in den Dünen versteckt. Auch die drei Parkplätze sind so unauffällig in die Landschaft integriert, dass man keinen Massenandrang fürchten muss. Selbst das nächste Dorf Fanavolty am Kincrum Lough könnte man glatt übersehen, gäbe es dort nicht die St Mary’s Church mit ihrem lang gezogenen Kirchenschiff.

Genuss im Office