In 225 Reisen durch Europas Wälder - Jörg Berghoff - E-Book

In 225 Reisen durch Europas Wälder E-Book

Jörg Berghoff

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Beschreibung

Mystische Inselwälder, schroffe Berglandschaften und imposante Baumwipfelpfade: Dieser Bildband nimmt Sie mit in die grünen Paradise Europas. Mit National Geographic Experten erkunden wir die Urwälder der Karpaten und lassen uns vom fantastischen Fanal auf Madeira verzaubern. In 225 Reisen durch Europas Wälder tauchen Sie ein in die Geschichte faszinierender Waldwelten und erfahren Spannendes rund um die grünen Dächer unseres Kontinents.

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Seitenzahl: 270

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Wälder an der Küste, in den Bergen, im sonnigen Süden und im hohen Norden – ihre Vielfalt begeistert quer durch Europa.

INHALT

VORWORT

Werner Siefer, Chefredakteur National Geographic

HEIMISCHE WALDWELTEN

Deutschland

GRANDIOSE BERGWÄLDER

Österreich, Schweiz

SÜDLICH WILD

Italien, Slowenien, Kroatien, Albanien, Griechenland, Frankreich, Spanien, Portugal

UNGEZÄHMTER OSTEN

Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Rumänien, Ukraine, Bulgarien, Lettland, Estland

HERBE SCHÖNHEITEN

Niederlande, Belgien, Luxemburg, Frankreich, Großbritannien, Irland, Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland, Grönland

Register

Die Autorinnen und Autoren

Text- und Bildnachweis

In den Alpen haben die Wälder viele Funktionen – vor allem als Schutz- und Bannwälder. Und sie bereichern das Bergpanorama, hier in den Dolomiten bei Belluno.

VORWORT

von Werner Siefer,Chefredakteur National Geographic

Wälder haben für den Klimawandel und als Lebensraum für Tiere und Pflanzen eine enorme Bedeutung, sie sind CO2-Speicher und Rohstofflieferanten, sie kühlen Luft und Boden und sind wichtige Schutzzonen der Biodiversität. Auch für den Menschen gibt es viele Gründe für einen Spaziergang im Wald. Nirgends entspannt man sich so wie unter Bäumen. Die Gedanken schweifen ab von den Widrigkeiten des Alltags und wenden sich den Formen und Farben der Natur zu.

Die Wirkungen des Waldes sind Gegenstand medizinischer Forschungen: Erwiesen ist, dass schon ein einmaliger Aufenthalt im Wald den Cortisolspiegel im Speichel absenkt. Der Herzschlag verlangsamt sich, der Blutdruck sinkt.

Es spricht also viel dafür, die Wälder Europas als Reiseziele zu entdecken. Das Land dazu können Sie ganz nach Ihren Vorlieben wählen: Italien oder Spanien, Lettland oder Finnland, Belgien oder Frankreich – und sogar Grönland. Das vorliegende Buch stellt wertvolle Urwälder, jahrhundertealte Baumpersönlichkeiten und traditionell genutzte Wälder vor. Es zeigt die Schönheit und Vielfalt von bestens an die jeweiligen Bedingungen angepassten Bäumen. Auf den folgenden Seiten finden Sie 225 Reisen zu den Wäldern unseres Kontinents, die Sie begeistern werden – und Sie vielleicht zum Waldurlaub inspirieren.

Perspektivenwechsel: Unter Bäumen – hier im Pfälzerwald – ist der Mensch nur ein kleiner Teil der Natur.

HEIMISCHE WALDWELTEN

Zwischen der Küste im sonnigen Nordosten und dem Schwarzwald tief im Südwesten erstreckt sich quer durch Deutschland eine Vielzahl abwechslungsreicher Wälder. Von märchenhaften Baumriesen bis zu den sich verjüngenden Nadelwäldern zeigt sich im Herzen Europas der Lebensraum Wald in seiner ganzen Fülle.

FISCHLAND-DARSS-ZINGST, DEUTSCHLAND

DARSSWALD

DAS RAUSCHEN VON WIND UND WELLEN

Von Prerow führen Wanderungen durch den Darßwald bis zum West- und zum Nordstrand.

REISETIPPS

SEHENSWÜRDIGKEITEN IN DER NÄHE:

Im Leuchtturm am Darßer Ort betreibt das Deutsche Meeresmuseum Stralsund mit dem NATUREUM Darßer Ort eine Außenstelle, die den Besuch lohnt. Hier werden Informationen über die Vielfalt, Dynamik und Schutzbedürftigkeit der Natur und der Pflanzen und Tieren auf dem Darß anschaulich vermittelt.

REISEPLANUNG:

Mit dem Auto geht es über Stralsund auf die Halbinsel und nach Prerow. Parkplätze gibt es in Prerow, Wieck, Born, Zingst und Ahrenshoop. Alternativ fährt der Zug bis Ribnitz–Damgarten oder Barth. Zum Darßwald und dem Natureum gelangt man am besten zu Fuß oder mit dem Rad – oder ganz bequem mit der Kutsche oder der Darßbahn.

WEBSITE(S):

natureum-darss.de, ostseebad-perow.de, zeesbootfahrten.de, zingst.de

Wer die Augen schließt und lauscht, hört, wie die Wellen auf dem feinen Sandstrand ausrollen. Da hinein mischt sich das Rauschen der hohen Lärchen und Waldkiefern, die der Wind gebeugt hat. Hier und da schwirrt ein Bockkäfer durch die Lüfte, Möwen kreischen am Himmel. Was man nicht hört, sind Autos, denn vom Brummen der Motoren bleibt man im autofreien Darßwald im Norden der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst verschont. Der zum Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft gehörende Darßwald erstreckt sich über 4700 Hektar und den größten Teil der Ostseehalbinsel.

Die skurrilen Formen der alten Bäume lockten vor mehr als 100 Jahren Maler wie Paul Müller-Kaempff und Theobald Schorn an, die sich in der nahegelegenen Künstlerkolonie Ahrenshoop niederließen. Heute ziehen die urwüchsigen Wälder Ruhesuchende aus allen Landesteilen in ihren Bann. Das war nicht immer so. Zunächst wurde der Wald für das Vieh zum Weiden genutzt, dann genossen Schwedenkönige, später SED-Funktionäre das Privileg, die ausgedehnten Wälder zu nutzen. Erst nach der Wende wurde der gesamte Wald auch für Ottonormalverbraucher zugänglich.

UNVERGESSLICHE ERLEBNISSE

Im Herbst hält Fischland-Darß-Zingst ein Naturschauspiel bereit: Zehntausende Kraniche halten sich dann, etwa von Mitte September bis Ende Oktober, auf der Halbinsel auf. Die imposanten Glücksvögel werden bis zu 1,30 Meter groß und haben eine Flügelspannweite von bis zu 2,45 Meter. Um sie aus der Nähe sehen zu können, gibt es Beobachtungsplattformen zum Beispiel am Pramort. Von hier aus hat man die im Bodden gelegene Insel Kirr im Blick, auf der die Kraniche im Uferbereich Rast einlegen. Unbedingt ein Fernglas einpacken!

Auf dem Darß geht der Strand direkt in den Wald über. Wer Natur in Reinform erleben will, ist am wilden Weststrand und im Küstenwald genau richtig.

Das Leuchtsignal des Darßer Leuchtturms warnt noch heute Schiffer vor den Untiefen der Darßer Schwelle, mittlerweile ferngesteuert.

Der Weststrand ist naturbelassen.

Das Künstlerdorf Ahrenshoop und die umliegenden Orte Prerow, Born am Darß, Wieck, das ehemalige Fischer- und Seefahrerdorf Wustrow und das Seeheilbad Zingst sind Ausgangspunkte für Waldtouren. Auf dem Leuchtturmweg ab Prerow wandert man gut fünf Kilometer auf sandigen Wegen bis an die nördliche Spitze des Darß. Was jetzt Wurzeln und Moose nährt, war einst der Boden eines Meeres. Noch vor 3000 Jahren war der heutige Darßwald von Wasser geflutet. Beim Streifzug wechseln sich Buchen mit hohen Fichten und Kiefern ab. Heidelbeeren wachsen am Wegesrand, Spechte machen sich am alten Baumbestand zu schaffen. Der salzige Duft des Meeres mischt sich mit würzigem Harzaroma zum unverkennbaren Parfüm des Küstenwaldes.

»Zwischen Bodden und Ostsee finden Meerliebhaber unberührte Strände, uralte Wälder und kulturelle Perlen. Die Ostsee-Halbinsel ist ein Ort zum Bleiben.«

Fast schon zu schnell erreicht man das Ziel der Wanderung, den Leuchtturm am Darßer Ort. Die im Jahr 1848 gebaute Landmarke ist noch immer in Betrieb. Auf einer Wendeltreppe geht es über 134 Stufen hoch zur Aussichtsplattform. Von hier aus liegt einem nicht nur der Darßwald zu Füßen, sondern auch West- und Nordstrand und die Ostsee. Auf einem Bohlensteg über die Dünen führt der Weg zum Nothafen Darßer Ort und über den Nordstrand zurück nach Prerow. Wer Lust auf einen Abstecher hat, geht Richtung Westen. Verwittertes Treibholz, die vom Küstenwind geformten Windflüchter und die ungestümen Wellen: Der naturbelassene Weststrand beweist einmal mehr, dass die Natur die schönsten Kunstwerke hervorbringt.

INSIDERWISSEN

Vor 200 Jahren ging man noch mit dem Segelboot auf Fischfang. Die traditionellen Zeesenboote mit den rotbraunen Segeln gehörten deshalb einst genauso zum Bild der Boddenlandschaft wie die Reetdächer der alten Fischerhäuser. Von der UNESCO wurden die Fischerboote sogar zum Immateriellen Kulturerbe erklärt. Zwar für die Arbeit mittlerweile längst ausgemustert, versprühen die Schwertboote heute noch viel nostalgisches Flair – immer dann, wenn sie mit Besuchern auf Tour sind oder bei den beliebten Zeesenbootregatten antreten.

Gut zuhören lohnt sich im Kloster Chorin mit seinem vielfältigen Konzertprogramm. Entspannung verspricht der Herbstspaziergang durch das Biosphärenreservat.

BRANDENBURG, DEUTSCHLAND

SCHORFHEIDE-CHORIN

NATURSCHUTZ IM BIOSPHÄRENRESERVAT

Der Luchs, die größte Wildkatzenart in Europa, kommt auch im Naturschutzgebiet Schorfheide-Chorin wieder vor.

REISETIPPS

SEHENSWÜRDIGKEITEN IN DER NÄHE:

Angermünde ist eine hübsche Stadt, die sich, zwischen dem Grumsiner Forst und dem nur wenige Kilometer östlich davon gelegenen Nationalpark Unteres Odertal gelegen, als hervorragender Ausgangspunkt für ausgedehnte Landschaftserkundungen eignet. In Altkünkendorf sollte man einen Besuch der Grumsiner Brennerei nicht versäumen: Eine Probe der Uckermärker Brände, des Mammoth-Whiskys, von Gin und Obstlern ist ein besonderer Genuss.

REISEPLANUNG:

Das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin und den Buchenwald Grumsin erreicht man über Eberswalde oder Angermünde, von hier aus fährt in der Hauptsaison stündlich der Welterbebus in den Buchenwald.

WEBSITE(S):

schorfheide-chorin-biosphaerenreservat.de, weltnaturerbe-grumsin.de, kloster-chorin.org, solar-explorer.de, grumsiner.de

Der Nordosten Brandenburgs ist eine dünn besiedelte Region, die nach wie vor nur wenige Menschen kennen, viele aber mit ursprünglicher Wildnis verbinden. Damit liegen sie gar nicht so falsch, denn dort gibt es eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete Deutschlands. In den naturnahen Wäldern, Mooren und Seen brüten See-, Fisch- und Schreiadler, sind Kranich und Schwarzstorch zu Hause.

Das UNESCO-Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin kann mit einigen Superlativen aufwarten, obwohl man das eigentlich gar nicht nötig hat, denn die Gäste spüren sofort, dass hier etwas Besonderes in der Luft liegt: Im Öko-Dorf Brodowin, einem Ortsteil von Chorin, findet man nicht nur den größten Demeterhof Deutschlands, sondern auch die ausgedehnteste zusammenhängende Ökolandbau-Region der Republik. Hinzu kommt, dass diese konsequent ökologisch ausgerichtete Philosophie keiner kurzfristigen Modeerscheinung folgt: Seit über drei Jahrzehnten schon arbeiten Landwirte, Förster, Wissenschaftler und Naturschützer daran, die Artenvielfalt in Flora und Fauna zurückzubringen, zu stabilisieren und für nächste Generationen zu erhalten. So haben sie dieses Fleckchen Erde zu einer Vorbildregion in Sachen Naturschutz gemacht, an der sich manch anderer Landstrich ein Beispiel nehmen kann.

INSIDERWISSEN

Im Süden des Biosphärenreservats befindet sich mit dem Zisterzienserklosters Chorin ein sehenswertes Beispiel früher Backsteingotik in Brandenburg. Schon wenn man vom Parkplatz aus um die Klosterkirche, den alten Friedhof und die Mühlenruine bis zur Klosterhofwiese spaziert, spürt man die Erhabenheit dieses kontemplativen Orts, der geradezu idyllisch am Amtssee liegt. Ab dem Jahre 1273 begannen die Choriner Zisterzienser hier mit dem Bau der Kirche, die mächtige Westwand wurde wahrscheinlich um 1300 vollendet.

Oben und gegenüber: Familien mit Kindern finden hier aktive Erholung in der Natur. Dazu zählt auch eine Bootstour auf dem Werbellinsee, der während der letzten Eiszeit entstanden ist.

Das 1990 gegründete UNESCO-Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin ist mit einer Fläche von knapp 130 000 Hektar eines der größten Schutzgebiete in Deutschland. Überwiegend in der Uckermark und dem Barnim gelegen, umfasst es eine abwechslungsreiche Kulturlandschaft mit rund 240 Seen, hunderten Mooren, ausgedehnten Wäldern, Wiesen und Äckern. Das Gebiet ist ohne Übertreibung ein Paradies für Wanderer. Die Schorfheide und der Choriner Endmoränenbogen sind zwei unterschiedliche Landschaften, die sich westlich und östlich der Autobahn Berlin–Prenzlau erstrecken. Die Kleinstädte Oderberg, Joachimsthal und Greiffenberg und 75 weitere Gemeinden verteilen sich über dieses von Stille geprägte Biosphärenreservat.

»Es ist ein Märchenplatz auf dem wir sitzen, denn wir sitzen am Ufer des Werbellin.«

THEODOR FONTANE

Als Europa noch eine Wildnis war, prägten uralte Buchenwälder das Landschaftsbild. Auch der Buchenwald Grumsin gehört als brandenburgisches Teilgebiet zum UNESCO-Weltnaturerbe »Alte Buchenwälder«. Auf 590 Hektar bedeckt im Grumsin einer der größten zusammenhängenden Tiefland-Buchenwälder, die sich einst von Süd-, Mittel- und Osteuropa bis nach Norddeutschland erstreckten, das Land. Hier hat Umweltbewusstsein durchaus Tradition, richtete man doch schon im Jahr 1907 an Ort und Stelle das erste Naturschutzgebiet Preußens ein. Heute hat sich an gleicher Stelle die Landwirtschaft zu einem hochmodernen ökologischen Produzenten entwickelt, der 23 000 Hektar Fläche völlig ohne Pestizide bearbeitet.

UNVERGESSLICHE ERLEBNISSE

Im Biosphärenreservat wird bedeutende wissenschaftliche Arbeit geleistet, und auch die Wissensvermittlung nimmt großen Raum ein. Die »Solar Explorer« zum Beispiel ist ein solarbetriebenes Forschungsschiff, das von Mai bis September auf dem Werbellinsee unterwegs ist. Das Forschungsschiff dient als »Schwimmendes Klassenzimmer« und erfreut sich bei Brandenburgs Schulen und Besuchergruppen steigender Beliebtheit. Hier kann man Umweltwissen experimentell mit allen Sinnen aufnehmen.

BRANDENBURG, DEUTSCHLAND

SPREEWALD

GELEBTE TRADITIONEN

Oben und gegenüber: Der Spreewald lebt von und mit seinen Traditionen. Dazu gehört die Gurkenverarbeitung ebenso wie der Anbau von Obst und Gemüse. Das stärkt für ausgedehnte Kanutouren.

REISETIPPS

SEHENSWÜRDIGKEITEN IN DER NÄHE:

Einen Besuch wert ist die Parkanlage von Schloss Lübbenau im gleichnamigen Ort mit der charmanten Altstadt. Auch das Spreewald-Museum mit seiner historischen Spreewald-Bahn lohnen den Besuch. Der kleine Ort Lehde liegt inmitten der typischen Spreewaldlandschaft aus Wiesen, Feldern und Wäldern und bietet ein sehenswertes Freilandmuseum.

REISEPLANUNG:

Einen Beitrag zum Klimaschutz leistet jeder, der die öffentlichen Verkehrsmittel für die Anreise nutzt. In den Spreewald gelangt man zum Beispiel mit dem Zug über die Verbindung Berlin–Cottbus mit den Bahnhöfen Lübben, Lübbenau, Raddusch und Vetschau. Von Dresden aus geht es über Senftenberg und Calau nach Lübbenau.

WEBSITE(S):

spreewald.de, spreewaldbiosphaerenreservat.de

Am Marktplatz von Lübbenau kann einem beinahe schwindelig werden vor lauter Eingelegtem: Dreht sich denn hier alles nur um Gurken? Keineswegs, denn wer den Spreewald besucht, findet weit mehr als die grünen-gebogenen, würzigen Spezialitäten. Allen voran die lagunenartige Fluss-, Wiesen- und Waldlandschaft mit einem Netz aus fast 280 Kilometern befahrbarer Fließe, so heißen hier die Wasserläufe. Dieses in Europa einzigartige Wasserwegenetz steht als UNESCO-Biosphärenreservat unter Schutz. Eine Region mit gelebter sorbischer Tradition, in der man Ursprünglichkeit entdecken kann per Rad, im Kanu oder an Bord eines typischen Spreewaldkahns.

Wer sich auf Paddeltour ins Biosphärenreservat begibt, erlebt eine faszinierende Wasserwelt mit idyllischen Reetdach-Häusern links und rechts der Fließe, handbetriebenen Schleusen und romantischen Brücken. Auf dem eiszeitlichen Wassernetz des Spreewalds ziehen sanfte Uferböschungen an den Kanufahrern vorbei, weite Auenlandschaften und dichte Erlenbruchwälder. Im Unterholz wachsen Farne in die Höhe, Nutrias tummeln sich im Wasser, die Sonne funkelt durch das dichte Blätterwerk der Bäume. Der Legende nach hat sich hier, rund 70 Kilometer südlich von Berlin, einst ein riesiger Ochse so sehr erschrocken, dass er mit seinem Karren jede Menge Gräben in den Boden pflügte – und so den Spreewald mit seinen unzähligen kleinen und großen Wasserarmen schuf.

INSIDERWISSEN

Viele Menschen fühlen sich mit ihrer Region tief verbunden, hier ist man spürbar stolz auf die lokalen Produkte aus Handwerk und Landwirtschaft. Völlig zu Recht, denn allen voran die berühmte Spreewaldgurke gilt deutschlandweit als Spezialität. Die Mystik dieses Landstrichs geht zurück auf eine reiche Sagenwelt, die Kultur der Sorben und das Erbe des Fürsten Pückler, auf dessen Spuren man sich im Branitzer Park in Cottbus begeben kann.

DEUTSCHLANDS INSELWÄLDER

WO WÄLDER UND WASSER ZUSAMMENKOMMEN

Im Frühjahr ist die Insel Mainau ein Tulpenmeer.

ARBORETUM MAINAU, BODENSEE, SÜDDEUTSCHLAND

Andere sammeln Briefmarken, Großherzog Friedrich hortete Pflanzen. In seinem Arboretum auf der Bodenseeinsel Mainau ließ er ab 1864 zahlreiche exotische Gehölze aus allen Kontinenten anpflanzen. Heute befinden sich in der Baumsammlung rund 250 Arten, die den Mittelpunkt der Blumeninsel Mainau bilden, darunter wertvolle Zedern und Trompetenbäume. Friedrichs Lieblingsbäume waren die Mammutbäume aus Nordamerika. Die Sequoias der Mainau gehören zu den ältesten ihrer Art in Europa.

GREUNE STEE, BORKUM, NORDSEE

Greune Stee bedeutet so viel wie »grüne Stelle«, was als nordisches Understatement durchgehen kann. Das größte Waldgebiet Borkums ist eine 60 Hektar umfassende Oase, wo Waldes- und Meeresrauschen aufeinandertreffen. Vor rund 200 Jahren drang das Meerwasser weit ins Land vor und ließ ein sumpfiges Gebiet mit Laub- und Nadelbäumen entstehen. Später wurde der Sumpfwald aufgeforstet. Zwischen Schwarzerlen, Moorbirken und Weiden kann man gemütlich zum Südstrand spazieren.

LANGEOOG, OSTFRIESISCHE INSELN, NORDSEE

Die Bedingungen sind nicht perfekt: viel Sand, wenig Humus und heftige Stürme sorgen dafür, dass es der Wald auf den Nordseeinseln nicht eben leicht hat. Auf Langeoog gibt es allerdings einen ausgedehnten Inselwald, der den Bedingungen ausdauernd trotzt. Seine Entstehungsgeschichte ist besonders: Der Langeooger Inselwald entstand nach dem Zweiten Weltkrieg auf einem ehemaligen Militärflugplatz. Die Alliierten rissen die Landebahn ab und forsteten das Gelände mit Nadelhölzern, Buchen, Erlen und Pappeln auf.

PELLWORM, NORDFRIESLAND, NORDSEE

Das Inselchen Pellworm mit einer Breite von sieben und einer Länge von sechs Kilometern ist ein Ort zum Entschleunigen. Trubel sucht man hier vergebens. Große Waldflächen auch, doch ein bisschen Walderlebnis gibt es dennoch, und das liegt an der bewegten Vergangenheit. Einst gehörte Pellworm zum Festland, aber Sturmfluten führten die endgültige Trennung herbei. Übrig geblieben sind Wiesen, Bäume und das kleine Wäldchen im Nordosten. Beim Rundgang um die Vogelkoje geht es zwischen Bäumen am Wasser entlang. Kürzlich wurden auf der Insel 1000 Bäume gepflanzt. Es wird grün!

AMRUMER WALD, AMRUM, NORDSEE

Der Amrumer Wald nimmt eine Fläche von etwa 200 Hektar ein. Damit ist Amrum die waldreichste Nordseeinsel Deutschlands. Der Wald erstreckt sich als zehn Kilometer langer grüner Gürtel im Inneren der Insel und ist nicht nur Naherholungsgebiet: Der Mischwald dient vor allem als Schutz vor der steifen Nordseebrise und dem Sandflug. Eine Radtour zwischen Kiefern und Birken lohnt sich auf der Strecke vom Leuchtturm bis nach Norddorf. Ein durchgehender Radweg mit Abzweigung zur Vogelkoje sorgt für den idealen Tagesausflug.

Bohlenwege führen durch Amrums Küstenwald.

Aus der Luft lässt sich die Inselstruktur mit dem breiten Waldstreifen gut erkennen.

Die Insel Poel ist Teil der Wismarer Bucht.

SCHWARZER BUSCH, POEL, OSTSEE

Eichen und Sanddorn prägen den Küstenwald, dessen Name angeblich von einem Bauern namens Schwarz stammt, der hier auf einem alten Hof wohnte. Dass der Wald vor der Abholzung gerettet wurde, ist den Schiffskapitänen zu verdanken. Die brauchten den Küstenwald als Landmarke zur Orientierung. An der Steilküste entlang zieht sich der Schwarze Busch, der als Schattenspender und Windschutz gleichermaßen fungiert. Von der gleichnamigen Siedlung bis hin nach Gollwitz eröffnen sich Wanderern unterwegs immer wieder wundervolle Blicke auf die Ostsee.

DES FÖRSTERS WALD, UMMANZ, OSTSEE

Rügens kleine Nachbarinsel Ummanz bietet ein Walderlebnis für die ganze Familie. Ein Lehrpfad führt durch »Des Försters Wald« und konzentriert sich dabei ganz auf die Sinne, die bei Rätseln, Kletterpartien und an Rastorten herausgefordert werden. Förster Rudolph, der erste Förster der Insel, taucht als Wegweiser und Lehrmeister auf. Per Knopfdruck gibt er sein Wissen rund um den Wald preis, lädt zu spielerischen Abenteuern ein und vermittelt Hintergrundinformationen. Eine wunderbare Möglichkeit für Groß und Klein, den Inselwald gemeinsam zu erkunden!

ALTE BUCHENWÄLDER JASMUND, RÜGEN, OSTSEE

Weiße Kreidefelsen, tiefgrüne Wälder: Gut geschützt im Nationalpark Jasmund konnte auf Rügen ein kleiner Teil uralten Buchenwalds überdauern. Der kreidige Boden bietet beste Voraussetzungen für die Baumart. Die Alten Buchenwälder auf Jasmund wurden von der UNESCO zusammen mit anderen Buchenwäldern, vorrangig in den Karpaten, 2011 zum Weltnaturerbe erklärt. Majestätisch ragen die mächtigen Buchen gen Himmel. In den Lüften flattern die Möwen, aber auch die für alte Wälder spezifischen Kleinabendsegler oder die Rauhautfledermaus sind hier heimisch.

An den Hängen von Rügens Kreidefelsen ragen alte Buchen in den Himmel.

VILM, PUTBUS, OSTSEE

Seit 500 Jahren darf sich der Wald auf der Insel Vilm frei entfalten. In der Kernzone des Biosphärenreservats Südost-Rügen werden so lange schon keine Bäume mehr gefällt. Der Name Vilm leitet sich vom slawischen Wort für Ulme ab, doch von ihnen gibt es nur noch vereinzelte Exemplare. Vor allem Buchen und Eichen wachsen im Inselwald. Die Buchen zählen bis zu 300 Jahre und gehören zu den ältesten des Landes. Die bizarren Eichen dienten dem Vieh einst als Hutebäume. An den Strandwällen stehen Birken und Stieleichen, vom Ostseewind gebeugt.

USEDOMER KÜSTENWALD, USEDOM, OSTSEE

Im Jahr 2016 ernannte der Bund der Deutschen Forstleute den Usedomer Küstenwald zum »Waldgebiet des Jahres«. Der Grund: Hier gelingt es, den Besucherandrang, Küsten- und Naturschutz sowie die forstliche Nutzung in Einklang zu bringen. So stehen Nachhaltigkeit und ein sanfter Tourismus mit einem Kur- und Heilwald und einem Baumwipfelpfad zugleich im Fokus. Der Wald, der sich an der Küste entlangzieht, bedeckt 34 % der Insel. Beim Durchwandern geht es durch kleine Gemeinden, zu Stränden und auf moosigen Wegen durch kühle Buchenwälder.

Auch auf Vilm stehen markante Exemplare.

SACHSEN, DEUTSCHLAND

SÄCHSISCHE SCHWEIZ

WANDERPARADIES ELBSANDSTEINGEBIRGE

Die Sächsische Schweiz hat schon immer Literaten und Malerinnen inspiriert. Im Atelier von Robert Sterl kann man diesen romantischen Landschaften auf der Leinwand folgen.

REISETIPPS

SEHENSWÜRDIGKEITEN IN DER NÄHE:

Bereits im Jahre 1665 wurde mit der Schmilkaer Mühle der Grundstein für den Ort an der Elbe gelegt. Schmilka zeigt sich heute als Nationalpark-Refugium mit Bio-Hotel, Bio-Bäckerei, Bio-Brauerei und Badehaus. Die Festung Königstein ist eine imposante Bergfestung, eingebettet in die bizarre Felslandschaft des Elbsandsteingebirges. Im hübschen Pirna steht das Geburtshaus von Johannes Tetzel, dem Ablassprediger und Gegenspieler Luthers.

REISEPLANUNG:

Die Sächsische Schweiz ist bestens an das Regional- und Fernverkehrsnetz der Deutschen Bahn angebunden. Mit dem Fernverkehr erreicht man Dresden, Bad Schandau mit der S-Bahn-Linie S1. Ab Pirna folgen die Schienen dem Lauf der Elbe.

WEBSITE(S):

saechsische-schweiz.de, nationalpark-saechsische-schweiz.de, anne-kern.de, robert-sterl-haus.de, brotzeittour.de

Wer den hübschen Ort Bad Schandau noch nicht kennt, sollte sich auf den Weg in die Sächsische Schweiz begeben. Denn hier kann man zu jeder Jahreszeit eine Naturlandschaft entdecken, die als Flora- und Faunahabitat aktive Erholung garantiert, die wohltuenden Bäder in der Toskana-Therme und wunderbare Wanderwege inbegriffen. Das Elbsandsteingebirge ist ein länderübergreifendes Gebiet, bestehend aus Sächsischer und Böhmischer Schweiz, und zugleich eine der spektakulärsten Naturlandschaften Europas. Im äußersten Südosten Sachsens sowie im Norden Tschechiens gelegen, ist es über Dresden gut zu erreichen. Die Landschaft besitzt einen besonderen Formenreichtum, der mit Tafelbergen, Hochflächen, Felsenriffen, Felsnadeln, Wäldern und Schluchten sowie dem Elbtal ihre Besucherinnen und Besucher verzaubert. Ein Großteil der insgesamt 710 Quadratkilometer umfassenden Region ist beiderseits der Grenze als Nationalpark geschützt. Im Süden schließt sich das vom Vulkanismus geprägte Böhmische Mittelgebirge mit markanten, kegelförmigen Bergen an. So gilt zum Beispiel die Kamnitzklamm als eine bezaubernde Schlucht von geradezu archaischer Schönheit.

INSIDERWISSEN

Eine traumhafte Wanderroute ist der »Malerweg«, eine 120 Kilometer lange historische Strecke vorbei an Aussichtspunkten, wilden Schluchten und Felsformationen, die schon die romantischen Künstler faszinierten. In Stadt Wehlen sollte man sich das Robert-Sterl-Haus ansehen, Wohnhaus und Atelier des bedeutenden Landschafts- und Porträtmalers. Im selben Ort öffnet auch die Landschaftsmalerin Anne Kern an verschiedenen Terminen im Jahr ihr Wohnatelier und gibt Malkurse.

Beim Sonnenaufgang über dem Nebel erweist sich die Natur als wahre Meisterin.

Die Kiefer am Lilienstein im Elbsandsteingebirge scheint einem Märchen entsprungen, das den Wandernden im Nationalpark Sächsische Schweiz den Weg weist.

Der Nationalpark Sächsische Schweiz ist der einzige Felsennationalpark Deutschlands. Er besteht aus zwei Teilen und umfasst insgesamt 94 Quadratkilometer Fläche; jene Gebiete auf der östlichen Elbseite, die in der Geschichte kaum besiedelt oder verkehrsmäßig erschlossen wurden, haben sich so bis heute alle Merkmale einer Naturlandschaft bewahrt. Irgendwann sollen Flora und Fauna hier wieder gänzlich sich selbst überlassen bleiben dürfen. Frei entfalten kann sich die Natur auf der Hälfte der Fläche des Nationalparks. Diese Gebiete finden sich vor allem in den besonders geschützten Kernzonen.

»Ihr alle fühlt geheimes Wirken der ewig waltenden Natur …«

JOHANN WOLFGANG VON GOETHE

Im Jahre 1430 wird Schandau erstmals urkundlich erwähnt. Als wichtiger Ort auf dem Handelsweg zwischen den großen Feudalstaaten Meißen und Böhmen entwickelte sich das Städtchen zu einem bedeutenden Umschlagplatz des Elbhandels. Mit der Entwicklung der industriellen Produktion und moderner Verkehrsmittel im 19. Jahrhundert gingen Handel und Handwerk zurück, während der Fremdenverkehr an Bedeutung gewann.

Zu beiden Seiten der Kirnitzsch erstreckt sich eines der schönsten Wanderreviere des Elbsandsteingebirges mit den Schrammsteinen und den Bärenfangwänden, mit Kuhstall, Hinterem Raubschloss und Großem Zschand. Der »Kuhstall« ist das größte Felsentor der Sächsischen Schweiz und nach dem Prebischtor auf böhmischer Seite das zweitgrößte des gesamten Elbsandsteingebirges. Während des Dreißigjährigen Kriegs (1618–1648) versteckten sich hier die Lichtenhainer Bauern mit ihrem Vieh vor den Schweden, die damals plündernd durch das Gebiet zogen. Auch das hübsche Pirna lohnt einen längeren Aufenthalt. Als »Tor zur Sächsischen Schweiz« ist die restaurierte Altstadt rund um den historischen Marktplatz mit seinen mittelalterlichen Bürgerhäusern ein wahres Schmuckkästchen. Er sieht noch immer so aus wie zu Canalettos Zeiten, der 1750 diesen Ort malte. Die verblüffende Ähnlichkeit kann man in Dresden in der Gemäldegalerie Alte Meister überprüfen.

Im Nationalpark Böhmische Schweiz führt ein Wanderweg durch die Kamnitzschlucht entlang des gleichnamigen Flusses, der erstmals 1877 befahren wurde.

UNVERGESSLICHE ERLEBNISSE

Ein nostalgisches Erlebnis verschafft eine Fahrt mit der Kirnitzschtalbahn, der einzigen Straßenbahn der Welt, die in einen Nationalpark einfährt. Aber auch zu Fuß kann man etwas erleben, wenn man sich mit Kristin Arnold auf eine Wanderung begibt. Sie bietet kulinarische Wanderungen in der Sächsischen Schweiz an, die sich »BrotZeitTour« nennen. Auf diesen Routen kommen Genusswanderer auf ihre Kosten, denn neben landschaftlichen Highlights gibt es auch regionale Köstlichkeiten von ausgesuchter Qualität in den Picknickpausen.

Oben und gegenüber: Im Nationalpark Harz am Fuße des Brockens zeigen die Bäche ihren wilden Charakter. Aber der Harz kann auch lieblich sein, wenn die Kirschbaumalleen bei Blankenburg erblühen.

NIEDERSACHSEN/SACHSEN-ANHALT/THÜRINGEN, DEUTSCHLAND

HARZ

WÄLDER IM WANDEL

REISETIPPS

SEHENSWÜRDIGKEITEN IN DER NÄHE:

Harz-Wandernde finden auf Routen wie beispielsweise vom Ilsetal zur Plessenburg, rund um das Torfhausmoor, durch das Eckerloch zum Brocken sowie auf dem Goetheweg und dem Hexensteig faszinierende Wege durch die Wälder. Orte wie Bad Lauterberg, Bad Harzburg oder Friedrichsbrunn bieten vielfältige Erholungsmöglichkeiten.

REISEPLANUNG:

Der Harz liegt mitten in Deutschland und ist aus allen Himmelsrichtungen gut erreichbar. Zahlreiche Autobahnanbindungen sind vorhanden, und viele Städtchen am Rande des Harzes lassen sich gut mit der Bahn erreichen. Vor Ort gibt es ein dichtes Busnetz, die Harzer Schmalspurbahnen fahren über 20 Orte an.

WEBSITE(S):

harzinfo.de, mansfeldsuedharz-tourismus.de, waldwohl.de

Wer Harz hört, denkt sofort an den Brocken, raue Winternächte und den Hexensteig. Zweifelsfrei ein wundervolles Wander- und Naturrevier, nicht nur zur Walpurgisnacht, wenn die Hexen auf ihren Besen über die Baumwipfel sausen! Mit dem Naturpark Harz Sachsen-Anhalt (Mansfelder Land) wurde im Jahre 2012 im südwestlichen Teil Sachsen-Anhalts ein Gebiet geschaffen, das auf 256 Quadratkilometern die Landschaftsräume des östlichen Harzvorlands und des Unterharzes umfasst. Der Park bietet herrliche Mischwälder zum Wandern. Der vierte Naturpark des Mittelgebirges Harz erstreckt sich von Molmerswende bis Hettstedt und von Welbsleben bis Gorenzen. Er erhält seinen Charakter von ausgedehnten Waldgebieten – zu rund 45 Prozent ist diese Region bewaldet. Vor allem Laub- und Laubmischwälder dominieren das Landschaftsbild. Auf einem Drittel der Fläche wird naturnaher Ackerbau betrieben, die Siedlungsflächen nehmen nur rund sechs Prozent der Naturparkfläche ein. Schon daran erkennt man, dass es sich hier um ein ideales Wandergebiet handelt, in dem man einsame Wälder durchstreifen und sich ein Bild von den Veränderungen machen kann, die im letzten Jahrzehnt dem Harz ein völlig neues Gesicht verliehen haben. Statt dichter Fichtenwälder ragen vielerorts kahle Stämme auf; darunter aber entsteht neues Waldleben.

INSIDERWISSEN

Eine schöne Wanderung im Mansfelder Hügelland von rund sechs Kilometern Länge führt über Quenstedt und Harkerode durch das Fauna-Flora-Habitat Brummtal bei Quenstedt. Zwischen Schalkenburg, der Burgruine Arnstein und dem Brummtal erstrecken sich Eichen- und Auenwälder sowie Trockenrasenflächen. Auch seltene Pflanzen wie das Frühlingsadonisröschen und das Große Mausohr, eine Fledermaus-Art, sind hier zu Hause. Die attraktive Wanderung stellt keine besonderen Anforderungen an die Kondition und kann daher auch gut von Familien mit Kindern und Großeltern begangen werden.

Der Blick vom Hexentanzplatz ins Bodetal strahlt im Herbst bei Sonnenuntergang eine ganz besondere Magie aus, die man auch im Selketal mit seinen Wasserfällen findet.

Der Harz gehört wie hier bei Sankt Andreasberg zu den schneereichsten Gebieten Deutschlands, für Familien ein wahres Winterparadies.

Im Mansfelder Land hat auch der jahrhundertelange Kupferschieferbergbau zahlreiche Spuren hinterlassen. Die drei »Pyramiden von Mansfeld« sind weithin sichtbare Zeugnisse dieser Zeit, die größte der Abraumhalden übertrifft mit ihren 153 Metern Höhe sogar die Cheops-Pyramide in Ägypten um 14 Meter. Einmal im Jahr darf man sie bei einer öffentlichen Führung erklimmen.

»Durch die Tannen will ich schweifen, wo die muntere Quelle springt, wo die stolzen Hirsche wandeln, wo die liebe Drossel singt.«

HEINRICH HEINE

An einer der bekanntesten deutschen Persönlichkeiten kommt man im Harz nicht vorbei, denn hier steht sein Elternhaus: Entgegen vielen Vermutungen, in Wittenberg würden Martin Luthers Wurzeln liegen, muss man ins Mansfelder Land fahren, um sich tatsächlich in seiner Heimat zu befinden. Denn hier, in Mansfeld-Lutherstadt, verbrachte der Reformator seine Kindheit und frühe Jugend, hier ging er zur Schule. In Luthers Elternhaus haben mit Kochtopf, Zapfhahn oder Becher Zeugen des Alltagslebens im Hause Luther die Jahrhunderte überdauert. Wahrhaft zu Ruhe und Besinnung kommt man auf dem »Lutherweg«, der zum Wandern und Pilgern auf den Spuren des Reformators einlädt. Auf 410 Kilometern führt er zu 40 Lutherstätten in Sachsen-Anhalt. Die nördliche Route verläuft ab der Lutherstadt Wittenberg über Wörlitz, Dessau-Roßlau, Bernburg und Wettin. Auf der südlichen Route geht es von Wittenberg über Bad Düben, Bitterfeld-Wolfen und Petersberg nach Halle an der Saale.

UNVERGESSLICHE ERLEBNISSE

In Niedersachsen lässt sich unter kompetenter Anleitung die Stille des Waldes genießen, die kraftspendende Wirkung der Bäume spüren und mit qualifizierten Waldwohl-Trainern und -Trainerinnen in die Natur eintauchen. Die Harz-Anrainer lieben ihre Wälder und möchten sie nachhaltig erhalten. Damit Waldbesuche keinen Schaden anrichten, bietet das Unternehmen »Waldwohl« im Einklang mit den Zielen einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung entschleunigende und gesundheitsfördernde Kurse in den Wäldern an, vom klassischen Waldbaden bis zu thematischen Workshops.

Dort, wo im Harz der Anteil an Laubbäumen besonders hoch ist wie beispielsweise im Bodetal, wirkt die Landschaft noch idyllisch. In den Regionen mit hohem Fichtenanteil zeigen sich dagegen meist kahle Flächen.

THÜRINGEN, DEUTSCHLAND

HAINICH

WILDNISTOUR IN THÜRINGEN

Oben und gegenüber: Beim Wandern durch die Buchenwälder im Nationalpark Hainich braucht man Trittsicherheit. Vom Baumkronenpfad aus eröffnen sich neue Perspektiven auf die Natur.

REISETIPPS

SEHENSWÜRDIGKEITEN IN DER NÄHE:

Die Welterberegion Wartburg-Hainich umfasst historische Altstädte, kulturelle Schätze und beeindruckende Naturerlebnisse. Zum Besuchermagneten hat sich der Baumkronenpfad entwickelt. Er ist mit 40 Metern Höhe Europas höchste Anlage dieser Art. Dem Urwald aufs Dach steigen – der Baumkronenpfad im Nationalpark Hainich macht’s möglich.

REISEPLANUNG:

Der Hainich lässt sich flächendeckend mit Bus und Bahn dank der zentralen Lage von allen Ecken Deutschlands aus bequem erreichen. So leistet man auch einen wichtigen Beitrag zum Wald- und Klimaschutz!

WEBSITE(S):

nationalpark-hainich.de, thueringen-entdecken.de

Mehr als fünf Millionen Menschen können nicht irren: Seit der Gründung Ende Dezember 1997 besuchte diese beeindruckende Zahl an Gästen den 5000 Hektar großen Nationalpark Hainich. Als dritte Naturfläche in Deutschland gelang es einem Verbund von fünf deutschen Buchenwäldern, in die Weltnaturerbeliste der UNESCO aufgenommen zu werden. Aus der Fläche zweier ehemaliger Übungsplätze mit forstlich kaum genutzten Flächen ist ein Naturpark entstanden.

Die besondere Atmosphäre des Nationalparks vermittelt sich den Besuchern schon nach wenigen Schritten: Hier stehen die Bäume nicht in Reih und Glied, sondern der Wald bleibt sich selbst überlassen. Stämme in allen Größen, liegendes und stehendes Totholz, besetzt mit Moosen, Flechten und Pilzen, bestimmen die Landschaft. Jede Menge Tierarten wie Luchse, verschiedene Fledermausarten, aber auch Rehe, Dachse und Wildschweine leben in diesem wilden Waldgebiet im Herzen von Deutschland. Heute durchziehen 20 Rundwanderwege und barrierefreie Erlebnispfade den Naturpark. Ob bei einer Tierspurenwanderung als Urwald-Detektiv, bei einer Märchenwanderung auf dem Feensteig, während einer Nachtwanderung oder auch auf einer thematischen Exkursion über Pilze, Vögel, Bäume und Frühblüher – jeder kann aus über 100 größtenteils kostenlosen Veranstaltungen wählen und Natur pur erleben.

INSIDERWISSEN

Saftig-frisches Grün, ein fein-würziger Knoblauchduft und ein riesiges weißes Blütenmeer erfüllen den Hainich Ende April. Dann steht der Bärlauch in voller Blüte und sendet seinen unverwechselbaren Duft aus. Dieses Schauspiel der Natur sollte man sich nicht entgehen lassen. Auf den Muschelkalkböden des Hainichs gedeiht dieses einheimische Lauchgewächs prächtig und breitet eine weiße Blütendecke im leuchtend grünen Wald aus. An den Wanderwegen Craulaer Kreuz, Bummelkuppenweg, Saugraben und am Naturpfad Thiemsburg wächst der Bärlauch besonders üppig.

Oben und gegenüber: Vom Schneekopf aus schweift der Weitblick über den Naturpark Thüringer Wald. Ob Goetheweg über Stützerbach oder Drachenschlucht bei Eisenach – pures Naturerlebnis ist garantiert.

THÜRINGEN, DEUTSCHLAND

THÜRINGER WALD

NATURRAUM VOLLER HARMONIE

REISETIPPS

SEHENSWÜRDIGKEITEN IN DER NÄHE:

Auch Kulturbegeisterte kommen im Thüringer Wald vielerorts auf ihre Kosten – in Eisenach locken die berühmte Wartburg, das Bach- und das Lutherhaus, in Schmalkalden die historischen Fachwerkhäuser und das Schloss Wilhelmsburg sowie in der Stadt Sonneberg das beeindruckende Spielzeugmuseum.

REISEPLANUNG:

Umweltfreundlich erreicht man den Thüringer Wald mit dem Zugfernverkehr über die Bahnhöfe Erfurt und Würzburg. Eine Anreise über Gotha oder Eisenach ist ebenfalls möglich. Zum Preis von zehn Euro bietet die Thüringer-Wald-Card ein ganzes Jahr lang Rabatte und Bonusleistungen im gesamten Großraum Thüringer Wald.

WEBSITE(S):

thueringer-wald.com, naturpark-thueringer-wald.de, oberweissbach.de

Der Thüringer Wald ist eines der beliebtesten Naherholungsziele in ganz Deutschland. Er kann sowohl im Sommer wie im Winter auf rund 11 000 Kilometern erschlossener Wanderwege entdeckt werden. Die faszinierende Landschaft ist geprägt von einer harmonischen Mischung aus tiefen Fichtenwäldern, blühenden Bergwiesen und verträumten Dörfern. Der legendäre Rennsteig gilt zudem als ältester Weitwanderweg Deutschlands. Er führt von Hörschel bis nach Blankenstein, im Sommer lassen sich hier ausgedehnte Wandertouren oder eine anspruchsvolle Mountainbike-Tour auf dem Rennsteig-Radwanderweg absolvieren. Zu den beliebtesten Orten zählen Oberhof und Meiningen, nicht fehlen auf der Urlaubsagenda darf Lauscha, die Stadt des Glasbläserhandwerks.

Der Thüringer Wald ist eines der schönsten Mittelgebirge Deutschlands. Entlang der gesamten Bergkette von der Saale im Osten bis zur Werra im Westen verläuft der berühmte Rennsteig. Mit seiner 1200 Jahre alten Geschichte und einer Gesamtstrecke von 170 Kilometern benötigt man für den Kammweg etwa sieben Tage. Gerade die Verbindung von Natur und Kulturerbe macht den Besuch zu einem außergewöhnlichen Erlebnis. Auf den Spuren weltbekannter Persönlichkeiten wie Goethe oder Bach lernt man die deutsche Klassik kennen, die deutsch-deutsche Geschichte lässt sich auf dem Premiumweg »Point Alpha« entlang der einstigen innerdeutschen Grenze Schritt für Schritt erwandern.

INSIDERWISSEN

Im Thüringer Wald wird seit Generationen die Tradition des Olitätenhandwerks gepflegt, das Wissen um die Verarbeitung und Heilwirkung von Kräutern. Kein Wunder, denn die Region ist die Heimat der »Buckelapotheker« und »Kräuterfrauen«. Aufgrund der außergewöhnlichen geologischen und topografischen Bedingungen gibt es im Thüringer Wald einen großen Reichtum an heilkräftigen Kräutern. Im Fröbelhaus, einem Museum zum Erfinder der Kindergärten im Ort Oberweißbach, wird das Wissen um die Heilkräfte der besonderen Schätze des Schwarzatals an Besucherinnen und Besucher weitergegeben.

HESSEN, DEUTSCHLAND

KELLERWALD-EDERSEE