Das Salz der Meere - A.S. Opiolka - E-Book
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Das Salz der Meere E-Book

A.S. Opiolka

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Beschreibung

»Alles, was wir hatten, war auf den Sommer begrenzt. Wir waren eingeschlossen in einer Zeitkapsel, die in Margots Augen die Magie des Sommers enthielt.« Rosie möchte ihren Zukunftsängsten und Sorgen über das anstehende Abitur entfliehen und einfach nur den Sommer genießen. Denn ihre Kindheitsfreundin Margot, mit deren Familie sie jeden Sommer an der Ostseeküste verbringt, schafft es immer, sie auf andere Gedanken zu bringen. Die Freundschaft der beiden ist jedoch stets auf den Sommer begrenzt. So will es ein alter Pakt, den sie in ihren ersten gemeinsamen Ferien geschlossen haben und an dem Margot eisern festhält. Doch als mit einem Mal mehr zwischen ihnen in der Luft liegt als bloß das Salz des Meeres, droht der Schwur aus Kindertagen, ihnen zum Verhängnis zu werden.

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Seitenzahl: 365

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Triggerwarnung

Liebe Leser:innen, dieser Roman enthält einige wenige Elemente, die eine Belastung darstellen könnten.

Dazu gehören:

- gelegentliche trans- und generell queerfeindliche Kommentare durch einen ehemaligen Freund der Gruppe

- eine Panikattacke, die die Protagonistin durchleidet (die betroffenen Kapitel heißen: Judas Priest und Tonnenschwere Wolken)

- Trauer um ein Familienmitglied (Großmutter der Protagonistin)

Wir wünschen allen ein bestmögliches Leseerlebnis und viel Spaß mit dem folgenden Roman!

© A. S. Opiolka

Über die Autorin

A. S. Opiolka ist in Duisburg geboren und aufgewachsen, bevor sie dann für ihr Psychologie-Studium nach Bonn zog. Am liebsten schreibt sie daheim bei ihren Eltern im Garten, wobei Musik und eine große Tasse Tee nicht fehlen dürfen. Und wenn sie gerade einmal nicht an einem Manuskript arbeitet, verbringt sie die meiste Zeit in der Natur, wo sie auf ausgedehnten Spaziergängen zahlreiche neue Ideen findet.

WREADERS E-BOOK

Band 268

Dieser Titel ist auch als Taschenbuch erschienen

Vollständige E-Book-Ausgabe

Copyright © 2025 by Wreaders Verlag, Sassenberg

Verlagsleitung: Lena Weinert

Bestellung und Vertrieb: epubli, Neopubli GmbH, Berlin

Umschlaggestaltung: Mo Weinert

Lektorat: Stefanie Wallintin, Anna Zauner

Korrektorat: Kristina Butz

Satz: Elci J. Sagittarius

www.wreaders.de

Für die Freiheit des Sommers.

Und für Mopzi. Es gibt keine Worte, die ausdrücken,

wie sehr du uns fehlst.

Playlist

Hinter klugen Sätzen – AnnenMayKantereit

Beautiful Boy (Darling Boy) – John Lennon

Vienna – Billy Joel

Head Over Heels – Tears For Fears

Come On Eileen – Dexys Midnight Runners

Tiny Dancer – Elton John

Angel – Judas Priest

When I Kissed The Teacher – ABBA

Ozean – AnnenMayKantereit

Shake It Out – Florence + The Machine

Dancing Barefoot – Patti Smith

Adore You – Harry Styles

Dover Beach – Baby Queen

girls – girl in red

Europa (Earth’s Cry Heaven’s Smile) – Santana

Edge of Seventeen – Stevie Nicks

Yours – Conan Gray

Heaven Knows I’m Miserable Now – The Smiths

august – Taylor Swift

It’s Beginning to Look a Lot like Christmas – Michael Bublé

Come Home – Sarah Connor

Perfect – Ed Sheeran

Somebody To Love – Queen

Kiss Me – Sixpence None The Richer

Wie eine Sardine in der Büchse

Jetzt mach schon«, trieb ich meinen jüngeren Bruder zur Eile an.

Wir schlossen uns dem sich langsam vom Schulgelände wegbewegenden Strom aus Mitschüler:innen an.

Mika stieß ein leises Schnauben aus. Ich musste mich gar nicht erst zu ihm umdrehen, um zu wissen, dass er mit den Augen rollte.

»Viel Spaß am Meer!«, riefen uns meine Freundinnen im Vorbeigehen zu. Ich winkte ihnen zum Abschied, während sie beschwingten Schrittes zum Schultor liefen.

Sie verließen das Schulgelände und verschwanden zwischen den Autos, woraufhin ich mich Mika zuwandte, der mittlerweile ein gutes Stück zurückgefallen war. Der dunkle Lockenkopf seines besten Freundes war neben ihm aufgetaucht. Er redete in beachtlichem Tempo auf meinen Bruder ein. Mika verzog nur gequält das Gesicht.

Gezwungenermaßen blieb ich stehen, um auf meinen Bruder zu warten.

»Geht es vielleicht noch ein bisschen langsamer?« Ich merkte selbst, wie genervt meine Stimme klang.

Sein Freund klopfte ihm mit einem aufmunternden Lächeln auf die Schulter und hob dann die Hand in meine Richtung, um mir zum Abschied zuzuwinken. Ich winkte zurück, während Mika langsam zu mir geschlurft kam. Sehnsüchtig sah ich zum Parkplatz, wo sich unsere Mitschüler:innen bereits munter schnatternd in die Wagen ihrer Familien quetschten.

Mika schloss zu mir auf. Missmutig kickte er einen einsamen Kieselstein vor sich her.

Ich hakte mich bei ihm unter. »Jetzt zieh nicht so ein Gesicht. Früher hast du dich immer auf den Urlaub gefreut.«

»Ja, früher«, gab Mika trocken zurück.

Die Worte, die er nicht ausgesprochen hatte, schwebten unheilvoll zwischen uns in der Luft. Vor der Sache mit Nicklas.

Ich schluckte das schlechte Gewissen, das sich in mir ausbreiten wollte, hinunter und stupste Mika sanft meinen Ellbogen in die Seite.

»Na komm. Es ist nicht alles schlecht da oben! Denk nur an Frau Holland und ihren Garten. Das Meer, die Sonne, der Strand«, zählte ich auf, erntete jedoch nichts als ein weiteres Schnauben.

»Digga, du bist doch nur wegen Margot so scharf auf den Urlaub«, sagte Mika und machte sich von mir los, während wir das Hoftor passierten.

Von der Aussicht, Margot wiederzusehen, ließ ich mich zu einem fröhlichen Hüpfen hinreißen. Ich grinste meinen Bruder an, während sich dieser bückte, um den kleinen Kieselstein aufzuheben und in seiner Hosentasche verschwinden zu lassen.

»Möglicherweise hast du recht. Aber ich bin garantiert nicht die Einzige, die sich auf den Urlaub freut«, beharrte ich.

Wir erreichten den Parkplatz. Meine Augen scannten die Reihen der geparkten Autos, hielten nach dem alten Corsa meiner Eltern Ausschau.

»Da hinten.« Mika deutete auf das Ende des Parkplatzes. Nun sah auch ich das verräterische Funkeln des roten Metalls in der Sonne.

Gerade als ich meinen Bruder durch das Chaos auf der Parkfläche hinter mir herziehen wollte, wurde ich förmlich umgerannt und in eine feste Umarmung geschlossen.

»Hab ich dich doch noch erwischt! Du warst nach der Zeugnisvergabe so schnell weg«, schnaufte mein bester Freund. Atemlos ließ er von mir ab. »Wolltest du echt verschwinden, ohne dich von deinem allerliebsten besten Freund zu verabschieden?«

»Du hast mich durchschaut«, gab ich gespielt ernst zurück.

Lachend wich ich dem Ellbogen aus, den er mir in die Rippen rammen wollte.

»Na komm. Noch eine letzte Umarmung.« Auffordernd breitete er seine Arme aus. Sehnsüchtig flackerte mein Blick in Richtung des roten Corsa, dann gab ich mir einen Ruck. Ich schlang meine Arme um ihn und spürte, wie er seine Nase in meinen Haaren vergrub. Für einen Moment erlaubte ich mir, die Augen zu schließen.

»Wir sehen uns nach den Ferien«, sagte er mit leiser, von meinen Haaren gedämpfter Stimme.

Blinzelnd löste ich mich aus seiner Umarmung.

»Viel Spaß bei deinem Social-Media-Detox«, wünschte er mir mit einem Grinsen. Er salutierte scherzhaft, bevor er sich umdrehte und die Fahrradständer ansteuerte.

»Hast du deinen Leuten mittlerweile eigentlich von Margot erzählt?«, fragte mein Bruder. Ich schüttelte den Kopf. Mika sah mich fassungslos an.

Mit einem Zucken meiner Schultern steuerte ich das Auto unserer Familie an. »Ich kann doch nicht einfach unseren Pakt brechen. Die Magie des Sommers und so. Du kennst doch Margot.«

»Digga!«, schnaufte Mika und verdrehte nicht zum ersten und bestimmt auch nicht zum letzten Mal seine Augen.

Wir wichen Mitschüler:innen auf Fahrrädern und Eltern in ihren Kleinwagen aus. Schließlich erreichten wir das Auto, neben dem Mama und Papa bereits warteten.

»Na, meine Großen? Wie lief die Zeugnisvergabe? Seid ihr zufrieden?«, hieß Mama uns willkommen. Sie drückte uns jeweils einen dicken Kuss auf die Wange. Fragend sah sie uns an. Ich beeilte mich, zustimmend zu nicken, während Mika nur mit den Schultern zuckte.

»Wollt ihr sie uns direkt zeigen?«, fragte mein Vater. Er trat mit einigen großen Schritten zur Heckklappe des Wagens.

Ich schüttelte entschieden den Kopf. »Auf gar keinen Fall. Dann stehen wir morgen noch hier. Lasst uns lieber direkt losfahren.« Ich verstaute meinen Rucksack im Kofferraum.

»Da kann es jemand wohl kaum erwarten«, schmunzelte Mama. »Willst du das erste Stück fahren, Rosie?«

Ich klatschte begeistert in die Hände und nickte zustimmend. Je schneller wir von hier fortkamen, desto besser.

»Bloß nicht«, kam es im selben Moment von Mika. »Wir werden nur geblitzt, weil sie es so eilig hat.«

»Gutes Argument. Ich fahre.«

Empört sah ich zu Papa, der nur munter mit den Schlüsseln klimperte.

»Verräter«, murmelte ich leise, öffnete jedoch schicksalsergeben die Tür zur Rückbank, auf der sich mein älterer Bruder bereits ausgebreitet hatte. Ich setzte mich neben ihn auf den Platz in der Mitte.

Jannik hatte im April sein Abitur gemacht, weshalb er von der heutigen Zeugnisvergabe verschont geblieben war und nun völlig in sein Handy versunken auf Mika und mich wartete. Vermutlich schrieb er mit seiner Freundin. Immerhin würden sie sich die nächsten zwei Wochen nicht sehen, zumindest so lange nicht, bis sie uns in der dritten Ferienwoche am Meer besuchen würde.

Mika gesellte sich zu uns auf die Rückbank. Er schob mich ein Stück zu Jannik, um sich Platz zu verschaffen. Als Papa den Motor anließ, saß ich eingequetscht zwischen meinen Brüdern wie eine Sardine in der Büchse. Janniks Rucksack bohrte sich in meine Wade, während Mikas Ellbogen meine Rippen malträtierte. Doch nichts davon konnte meine gute Laune vertreiben, als ich dabei zusah, wie das Schulgebäude im Rückspiegel immer kleiner wurde.

»Nächster Halt: Ostsee«, verkündete mein Vater gut gelaunt.

Aus dem Autoradio tönte ein fröhlicher Sommerhit. Mika schob sich stöhnend seine Kopfhörer in die Ohren. Ich konnte mich nicht gegen das Lächeln wehren, das sich auf meinen Lippen ausbreiten wollte. Leise summte ich mit.

Bald würden wir am Meer sein. Warme Sonne, kühles Nass, Salz auf meiner Haut – und Margot. Endlich wieder Margot.

Ihrer Familie gehörte das Haus neben unserem, und seit ich denken konnte, verbrachten wir jeden Sommer gemeinsam. In der Zeit dazwischen hörte ich nichts von ihr. Keine Briefe, keine Nachrichten. Ich hatte weder ihre Adresse noch ihre Handynummer – so hatten wir es damals als Kinder in unserem ersten Sommer vereinbart, damit unsere Freund:innen zu Hause nicht eifersüchtig werden würden. Und auch wenn unsere Eltern über das Jahr hinweg in regem Austausch standen, beharrte Margot darauf, sich eisern an unseren Pakt aus Kindertagen zu halten.

»Jetzt erzählt mal. Was sagen die Zeugnisse?«, riss Mama mich neugierig aus meinen Gedanken, während der Wagen auf der Autobahn Kilometer um Kilometer hinter sich ließ.

»Echt gut. Ich hab einen Haufen Zweien, eine Eins in Bio und noch eine in Chemie«, zählte ich auf. »Oh, und eine Drei in Politik und Geschichte. Aber das war nicht anders zu erwarten.«

Mama schenkte mir ein stolzes Lächeln. »Sehr schön.« Sie klatschte mir grinsend Beifall. Ich deutete eine Verbeugung an.

»Das hast du wirklich gut gemacht.« Papa warf mir im Rückspiegel ein stolzes Lächeln zu. »Mit solchen Noten kannst du nächstes Jahr nach dem Abi echt alles machen.«

»Na ja. Für Medizin reicht es nicht«, gab ich zu bedenken. »Aber ein Mediziner in der Familie ist ja auch mehr als genug.« Ich sah vielsagend zu Jannik hinüber, woraufhin mein Vater ein leises Grunzen von sich gab.

Ich wandte meinen Blick wieder von Jannik ab, sah stattdessen auf die vorbeiziehenden Felder hinaus. Mit einem tiefen Atemzug setzte ich alles daran, mich nicht von der Unsicherheit packen zu lassen, die sich in meinem Inneren ausbreiten wollte. Denn mein Vater hatte recht – ich könnte wirklich alles machen. Es gab so viele Möglichkeiten. So viele Studiengänge. So viele Wege, und ich hatte keine Ahnung, wie ich mich für einen davon entscheiden sollte.

Aber Stopp! Entschieden schob ich meine Grübeleien zur Seite. Jetzt waren erst einmal Sommerferien angesagt. Sechs Wochen Sonne, Strand und Meer lagen vor mir, und die galt es zu genießen!

»Und bei dir, Mika?«, wandte sich Mama schließlich meinem Bruder zu, der gedankenverloren mit dem kleinen Kieselstein spielte. Es sah aus, als sei er völlig in seine Musik versunken. Da er keinerlei Reaktion auf ihre Frage zeigte, zog ich ihm kurzerhand einen der Kopfhörer aus den Ohren.

»Was?«, fuhr er mich an.

Ich deutete nach vorn. »Mama will wissen, wie dein Zeugnis aussieht.«

Mit einem leisen Grummeln zog er auch den anderen Kopfhörer heraus und wandte sich unseren Eltern zu. »Bin offiziell in die Q1 versetzt.«

»Sehr schön. Das ist alles, worauf es ankommt.« Mein Vater reckte seinen ausgestreckten Daumen in die Luft.

Ich klopfte Mika anerkennend auf die Schulter.

»Wie ist dein Schnitt?«, meldete sich Jannik von seinem Platz neben mir. Abwartend sah er zu unserem Bruder.

»Was geht dich das an?«, motzte Mika.

»Ich frag ja nur.« Jannik hob abwehrend seine Hände. »Kein Grund, gleich giftig zu werden.«

»Seid friedlich, Jungs«, bat Mama. »Und Mika, lass dir nichts einreden. Wir sind alle stolz auf dich. Auch Jannik.« Sie warf Letzterem einen strengen Blick zu, unter dem er gleich ein paar Zentimeter in sich zusammen sank.

»Schon klar«, gab Mika von sich. »Sind wir dann fertig?«

Mama nickte, woraufhin Mika sich erneut seine Kopfhörer in die Ohren stopfte. Seine angespannten Schultern verrieten mir, wie sehr ihn das Gespräch mit Jannik aufgewühlt hatte. Wenn es um die Schule und Noten ging, waren die beiden noch nie auf einen Nenner gekommen. Der Wunsch, ihm zu zeigen, dass ich für ihn da war, nahm mich in Besitz, und so tat ich das Einzige, was immer half, wenn Mika schlecht drauf war.

Ich tippte einmal kurz auf das Handy, das auf seinem Schoß lag. Es lief Hinter klugen Sätzen von AnnenMayKantereit. Sachte stupste ich meinen Bruder an. Er drehte sich mit einem kaum merklichen Seufzen zu mir um.

»Was denn noch?« Er nahm wieder einen der Kopfhörer heraus. Fragend blickte er zu mir.

»Kann ich mithören?« Ich hielt abwartend meinen Y-Adapter hoch. Mika nickte und verkabelte in alter Tradition unsere Kopfhörer. »Danke.«

»Gerne doch.« Mika schenkte mir ein leichtes Lächeln – vermutlich das erste aufrichtige des ganzen Tages.

Ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter, schloss meine Augen und lauschte den vertrauten Klängen von Mikas Lieblingsband. Ich ließ mich vom sanften Ruckeln des Wagens einlullen, während ich davon träumte, Margot wiederzusehen. Nicht mehr lange, dann würden wir endlich vereint sein.

Definitiv anders gut

Als mein Vater den Wagen von der letzten Autobahn hinunterlenkte und wir uns langsam unserem Ziel näherten, stand die Sonne bereits tief am Himmel. Wir hatten mehrere kurze Pausen hinter uns gebracht. Mika war nach der letzten irgendwann zwischen zahllosen Liedern an meiner Schulter eingeschlafen. Auch ich konnte meine Augen nur noch mit Mühe offenhalten, aber als ich das altbekannte Ortseingangsschild erblickte, war ich mit einem Mal hellwach.

Ich knuffte Mika, der mit einem leisen Grummeln zu sich kam, und verrenkte den Hals, um möglichst viel sehen zu können. Wir fuhren durch die vertrauten Gassen des Dorfes. Vorbei an Frau Hollands Blumenladen samt Gartencafé, in dem Mika in den Ferien aushalf, und an Vickys Eisdiele, die uns jeden Sommer aufs Neue mit ihren kreativen Sorten begeisterte.

Die Fassaden der Häuser waren mit bunten Blumenkästen geschmückt. Zahlreiche Kinder nutzten das dämmrige Licht für eine letzte Runde Verstecken in den Vorgärten.

Wir verließen das Dorf, passierten einige Felder und erreichten schließlich die kleine Siedlung mit den Ferienhäusern direkt am Meer. Schon als wir auf den schmalen Kiesweg abbogen, der die Ferienhäuser miteinander verband, war ich kaum noch in der Lage, stillzusitzen.

»Kannst du mal aufhören, so zu zappeln?«, beschwerte sich Jannik, als er zum wiederholten Male einen meiner Ellbogen abbekam. »Die paar Minuten schaffst du’s bestimmt auch noch.«

»Da wäre ich mir nicht so sicher«, widersprach Mika. Er drängte sich an die Tür, um möglichst viel Abstand zwischen sich und meine Gliedmaßen zu bringen.

Mein Vater lenkte den Wagen auf die kurze Auffahrt vor unserem Haus, und noch bevor er den Motor abgestellt hatte, sah ich bereits, wie die Tür des Nachbarhauses aufgerissen wurde. Lautes Kreischen drang durch Mamas offenes Fenster, als Margot die kurze Strecke zwischen unseren Häusern überwand. Hinter ihr traten ihre Eltern in die Tür. Sie winkten uns fröhlich und folgten ihrer Tochter deutlich gemütlicher die Auffahrt hinunter.

»Bus steht«, verkündete mein Vater, während der Motor verstummte.

»Jetzt mach schon«, drängelte ich. Ungeduldig wartete ich darauf, dass Mika die Tür öffnete und ausstieg. Ich kletterte eilig hinterher, verfing mich dabei halb in meinem Gurt. Nur unter lautem Fluchen schaffte ich es letztendlich, den Wagen zu verlassen.

Kaum hatte ich mich aufgerichtet, schlangen sich auch schon zwei Arme um mich. Margot stieß ein wildes Lachen aus, während sie mich in eine knochenbrechende Umarmung zog, die ich ebenso fest erwiderte.

Tief sog ich ihren Geruch ein – die vertraute Mischung aus süßer Vanille und frischer Sonnencreme.

»Du bist da! Du bist da!«, rief sie aus, wirbelte mich stürmisch umher. Mir wurde beinahe schwindelig, so sehr zog mich ihre schiere Energie in den Bann.

Sie wurde etwas ruhiger und vergrub ihre Nase in meinen Haaren. Wir kamen langsam zum Stehen.

»Endlich bist du da«, wiederholte sie, leiser dieses Mal, flüsterte beinahe in mein Ohr. »Ich habe dich vermisst.«

Eng drückte ich sie an mich, genoss ihre Nähe und das Gefühl, nach all den Monaten des Wartens wieder bei ihr zu sein.

Mama tauchte neben uns auf. Sie legte uns je eine Hand auf die Schulter, um unsere Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Widerwillig lockerte ich meine Umklammerung etwas. Ich sah zu meiner Mutter, die uns müde anlächelte.

»Margot, meine Liebe. Lass dich drücken.« Sie breitete auffordernd ihre Arme aus.

Margot löste sich von mir und begrüßte sie mit einer kurzen Umarmung.

»Gut siehst du aus«, sagte Mama. Sie trat einen Schritt zurück. »Bereit für sechs Wochen Sonne und Meer?«

Margot nickte wild, was meiner Mutter ein leises Lachen entlockte. Sie deutete in Richtung des Kofferraums, wo Lars und Ada gerade die anderen begrüßten.

»Ich werde dafür sorgen, dass Jannik und Mika auspacken, dann habt ihr schon mal etwas Zeit zum Quatschen.« Sie zwinkerte uns verschwörerisch zu.

»Wow. Ich wünschte, ich hätte Brüder, die mir den Koffer ins Zimmer tragen.« Margot legte erneut ihre Arme um mich. Sie stieß ihre Schläfe leicht gegen meine. »Du hast es echt gut.«

»Ich kann auch helfen«, bot ich an, doch Mama winkte ab.

»Ich wette, ihr könnt es kaum erwarten, Zeit für euch zu haben. Das Jahr war schließlich lang.« Sie machte eine auffordernde Geste. »Also, ab mit euch.«

»Danke, Mama.« Ich lächelte ihr zu, erleichtert, dass sie uns die Zeit schenkte, unser Wiedersehen gebührend zu feiern. Ich drehte mich in Margots Armen, deutete mit dem Kopf in Richtung des Gartens. »Dann mal los.«

Noch nicht bereit, einander loszulassen, strauchelten wir in den Armen der anderen am Auto vorbei und die Auffahrt hoch in Richtung Haus. Im Vorbeigehen begrüßte ich hastig Ada und Lars, die das Ganze mit einem amüsierten Kopfschütteln beobachteten. Wir erreichten den Garten, der das Ferienhaus meiner Familie umgab.

»Deine Haare«, stellte ich fest, als wir uns langsam voneinander lösten. »Sie sehen anders aus.«

»Anders gut oder anders schlecht?«

Ich legte meinen Kopf schräg, ließ meinen Blick einmal über sie gleiten. Ihr sonst so langes Haar reichte nur noch bis zu den Schultern. Auch die Farbe hatte sich geändert. Statt in kräftigem Blond leuchtete es in einem hellen Pfirsichton, durchwoben von Strähnen in blassem Violett. Das bunte Haar bildete einen starken Kontrast zu ihren Klamotten, die überwiegend in Schwarz- und Grautönen gehalten waren – eine zerrissene Jeansshorts, die ihre langen Beine betonte, und ein verwaschenes Bandshirt, das ich schon aus den vorherigen Sommern kannte. Ihre schlanken Finger zierten zahlreiche Ringe. Auch in ihrem Gesicht war Schmuck dazugekommen. Ein goldenes Septum, um dessen Ring sich eine kleine Schlange wand, zog meine Aufmerksamkeit auf sich.

Ein leises Räuspern von Margot teilte mir mit, dass ich sie bereits viel zu lange betrachtete. »Anders gut«, beeilte ich mich, auf ihre Frage zu antworten. Ich unterdrückte ein verlegenes Lachen. »Definitiv anders gut.«

»Freut mich, dass es dir gefällt.« Sie ergriff meine Hände. »Und? Was machen wir als Nächstes? Direkt an den Strand gehen?« Verschmitzt blinzelte sie mir im Schein der tief stehenden Sonne entgegen. Das Licht brachte ihre blauen Augen beinahe zum Leuchten. Wie hätte ich da Nein sagen können?

Schnell sah ich zum Haus hinüber. Vorn waren Mika und Jannik vermutlich immer noch damit beschäftigt, die Koffer aus dem Auto in den Flur zu schleppen. Für einen kurzen Moment zog ich in Erwägung, den beiden doch noch zu helfen, aber als ich mich an ihre Auseinandersetzung im Auto erinnerte, nickte ich Margot zu. Mit einer kurzen Kopfbewegung deutete ich auf den schmalen Weg, der vom hinteren Teil des Gartens zum Strand führte. Vielleicht tat es meinen Brüdern ja ganz gut, sich nach der Fahrt in Ruhe auszusprechen. Da würde ich bestimmt nur stören.

Wir hatten es uns auf unserem Steg gemütlich gemacht und ließen die Beine baumeln. Die Sonne versank blutrot im Meer, tauchte die Szenerie in ein warmes Orange, während der Abendhimmel über uns langsam immer dunkler wurde.

»Erzähl mir, was im letzten Jahr so passiert ist«, forderte Margot.

Mit einem leisen Schmunzeln um die Lippen zählte ich auf: »Das Übliche. Halloween, Weihnachten, Mikas Geburtstag …«

»Ernsthaft?«, unterbrach Margot meine zugegebenermaßen nicht sehr aussagekräftige Aufzählung. »Mach es richtig.« Sie sah mich herausfordernd an.

»Janniks Geburtstag, mein Geburtstag. Bald hat Oma Geburtstag …«

Ein Schnauben von Margot unterbrach mich abermals.

»Okay, okay«, gab ich mich lachend geschlagen. »Also, Jannik hat Abi gemacht. Und zwar ein richtig gutes, er wird jetzt im Oktober anfangen, Medizin zu studieren.«

»Medizin. Oho, der feine Herr.« Margots Augenbrauen wanderten beeindruckt nach oben.

»Da sagst du was. Hoffen wir mal, dass ihm das Ganze nicht zu Kopf steigt. Du hättest ihn sehen müssen, als er die 1,0 nach Hause gebracht hat.« Ich verdrehte meine Augen.

»Ich kann es mir bildlich vorstellen«, sagte Margot mit einem Grinsen.

»Er hat da so eine Uni gefunden, die einen eigenen Reitstall hat«, erzählte ich ihr. »Damit kann er Hobby und Studium verbinden.«

Das Grinsen auf Margots Gesicht wurde noch breiter. Munter zwinkerte sie mir zu. »Um wie viel wetten wir eigentlich, dass er gleich noch zum Stall fährt?«

Ich schnaufte leise. »Um gar nichts. Da müssen wir nicht wetten. Das ist eine Tatsache.« Lachend wandte ich meinen Blick gen Himmel, wo sich langsam die ersten Sterne zeigten. »Mama wird ausrasten, wenn er mitten in der Nacht durch den Wald radelt. Aber was soll sie tun? Er ist immerhin volljährig.«

»Wir sollten definitiv am Strand bleiben«, stellte Margot fest. »Sonst schickt sie uns noch als Geleitschutz mit.« Sie verzog das Gesicht. »Ich kann mir Schöneres vorstellen, als jetzt noch sein Pony zu besuchen.«

»Kann ich gar nicht glauben. Was denn?«

»Ach, keine Ahnung.« Ein leichtes Lächeln zupfte an ihren Mundwinkeln. »Ich glaube, weitere Aufzählungen der verstrichenen Geburtstagsfeiern würden mir eine wahnsinnige Freude bereiten.«

»Du bist so blöd.«

»Du liebst mich.«

»Natürlich.« Ich warf ihr einen Luftkuss zu. Wie sehr hatte ich unsere Neckereien vermisst!

Ihr Lachen verklang langsam in der kühler werdenden Luft, während ich mich aufsetzte und zum Haus hinübersah. Heimelig schien das Licht der Wohnzimmerbeleuchtung durch die großen Fenster neben der Terrassentür. Mein Blick wanderte weiter zur Auffahrt. Ich kniff angestrengt die Augen zusammen.

»Schau mal.« Ich deutete auf die tanzend in der Ferne verschwindenden Lichtpunkte eines Fahrrads. »Damit hat sich Jannik verabschiedet.«

»War ja klar.« Margot drehte sich erst gar nicht zum Haus um. »Aber ich muss ja zugeben, dass ich mich jetzt schon auf das Turnier freue«, gestand sie. Ich stimmte ihr augenblicklich mit einem entschiedenen Nicken zu.

Seit Jahren schon nahm Jannik mit seinem Ferienpferd Willy an dem Turnier am Ende der Ferien teil, und Sommer für Sommer versammelten sich unsere Familien am Springplatz, um ihm unermüdlich zuzujubeln.

Ich folgte Margots Blick aufs Meer hinaus. Der Ostseewind strich sanft über meine Haut. Für ein paar Sekunden genoss ich die Stille, die sich zwischen uns ausbreitete, nur durchbrochen vom Rauschen der Wellen und dem vereinzelten Kreischen vorbeifliegender Möwen.

»Und wie geht es Mika?«, durchbrach Margot den Klang des Meeres, während sie mich fragend ansah.

»Ganz gut eigentlich.« Die Wellen wurden im schwindenden Licht immer dunkler. Für einen kurzen Moment dachte ich an meinen Bruder und die letzten Sommer, die wir hier verbracht hatten. »Hier zu sein, ist nicht leicht für ihn. Nicklas und das ganze Drama lassen ihn echt nicht kalt.«

Vor meinem inneren Auge sah ich den Jungen, der so lange Mikas bester Freund gewesen war. Ähnlich wie Margot und ich hatten sie jeden Sommer zusammen verbracht und sich dazwischen sogar besucht, da unsere Heimatstädte nicht allzu weit voneinander entfernt lagen. Die beiden waren unzertrennlich gewesen, bis sich Nicklas in den letzten beiden Jahren dazu entschieden hatte, ein riesiges Arschloch zu werden. Seitdem waren die Ferien für Mika nicht mehr dieselben.

»Ohne Scheiß, manchmal habe ich ein riesiges Bedürfnis, dieses Balg zu boxen«, stieß Margot hervor. Sie ließ sich langsam nach hinten fallen, sodass sie nun mit dem Rücken auf den hölzernen Planken des Steges lag.

»Wem sagst du das?« Ich seufzte leise, sah zu ihr hinunter und legte mich dann neben sie. Kühl spürte ich das Holz in meinem Rücken. Ich rutschte mit dem Kopf hin und her, bis ich eine halbwegs bequeme Position gefunden hatte. Ich winkelte meine Beine an. Die Sterne funkelten verheißungsvoll am Himmel.

»Genug Trübsal geblasen. Heute ist der erste Abend, da sollten wir erst mal unser Wiedersehen feiern«, bestimmte Margot. Sie drehte sich auf die Seite, um mich besser ansehen zu können. »Also, was müssen wir diesen Sommer unbedingt unternehmen?«

Ich spiegelte ihre Haltung wider, wodurch sich das Holz des Steges hart in meine Schulter und Hüfte bohrte.

»War der Steg schon immer so unbequem oder werde ich einfach nur alt?« Frustriert winkelte ich einen Arm an, um meinen Kopf darauf abstützen zu können.

»Jetzt heul mal nicht rum, Oma. Das gehört zu der Ostseestrand-Luxuserfahrung«, sagte Margot. Sie sah mich fragend an. »Und? Irgendwelche Pläne?«

Ich überlegte, musterte ihr Gesicht, das im dämmrigen Licht des Mondes kaum noch zu erkennen war. »Also, wir müssen auf jeden Fall wandern gehen. Und angeln«, begann ich, aufzuzählen. »Und im botanischen Garten waren wir letztes Jahr gar nicht. Da müssen wir dieses Jahr unbedingt noch mal hin. Ansonsten würde ich sagen, uns wird schon was einfallen.«

»Da hast du recht«, pflichtete Margot mir bei. »Am Ende werden die Ferien eh wieder viel zu kurz sein.« Ein düsterer Ausdruck, der im schummrigen Mondlicht kaum zu erkennen war, huschte über ihr Gesicht.

»Erinnere mich bloß nicht daran.« Ich gab ein leises Seufzen von mir, während ich mir mit der freien Hand übers Gesicht fuhr. »Gar keinen Bock auf die Abiprüfungen nächstes Jahr.«

»Das kannst du laut sagen.«

Ich wollte gerade nach Luft schnappen, um den letzten Satz lauter zu wiederholen, da legte Margot auch schon ihre Hand über meinen Mund. Blitzschnell leckte ich darüber. Sie wich angeekelt zurück.

»Vielen Dank auch«, grummelte sie und wischte die Hand an meiner Schulter ab.

»Gerne doch«, gab ich grinsend zurück.

Guten Morgen,sonnenschein

Am nächsten Morgen wurde ich vom Klang schreiender Möwen geweckt. Sofort breitete sich ein Lächeln auf meinem Gesicht aus. Ich war endlich wieder hier. Endlich wieder am Meer. Endlich wieder mit Margot vereint.

Mit einem zufriedenen Seufzen rollte ich mich aus dem Bett und tapste zu dem kleinen Fenster hinüber, um die Jalousien hochzuziehen. Schwungvoll öffnete ich das Fenster, sog die frische Meeresbrise tief in meine Lunge ein. Ich sah hinaus auf die endlose Weite des Meeres und fasste den Entschluss, als Erstes eine Runde schwimmen zu gehen.

Ich durchsuchte meinen Koffer nach einem Badeanzug und zog mich eilig um. Mit einem Handtuch über der Schulter verließ ich mein Zimmer. Im Flur traf ich auf einen müden Mika, der gerade aus dem Badezimmer gekrochen kam.

»Guten Morgen, Sonnenschein«, begrüßte ich ihn, erntete jedoch nichts weiter als ein müdes Grummeln. »Ich wollte runter zum Strand. Schon mal eine erste Runde schwimmen. Kommst du mit?«

»Du bist doch verrückt, Rosie.« Entgeistert starrte er mich an. »Es ist gerade mal halb zehn.« Er legte seinen Kopf schief. »Wann bist du gestern wiedergekommen?«

»Um eins. Aber niemand zwingt dich, mitzukommen«, gab ich lachend zurück. Ich machte mich auf den Weg die Treppe hinunter, durch den schmalen Flur, hin zur Haustür.

»Warte, warte. Ich hab nur gesagt, dass du verrückt bist und es scheiße früh ist. Niemand hat gesagt, dass ich hierbleibe. Ich hole nur kurz mein Zeug«, rief Mika mir hinterher. Seine Stimme drang nur noch gedämpft an mein Ohr.

Schmunzelnd trat ich hinaus auf die hölzerne Veranda. Im Garten konnte ich meine Eltern hören. Ich linste kurz um die Ecke des Hauses.

»Mika und ich sind schwimmen«, ließ ich die beiden wissen.

»Viel Spaß«, wünschte mein Vater, während meine Mutter es sich nicht nehmen lassen konnte, mich an die anstehende Einkaufstour nach dem Frühstück zu erinnern.

»Da bin ich«, verkündete Mika hinter mir.

Er trug seine geliebten Strandshorts – giftgrün, sodass man ihn selbst aus mehreren Metern Distanz ohne Probleme am Strand ausfindig machen konnte – und darüber ein einfaches, dunkelgraues T-Shirt.

»Na dann. Wer zuerst am Wasser ist.« Ich rannte los. Quer durch den Garten, an meinen Eltern vorbei, in Richtung des Strandweges.

»Das war geschummelt«, beschwerte sich Mika, doch er war schon bald in der Lage, mich einzuholen. Seite an Seite sprinteten wir den schmalen Weg zum Strand entlang. Als meine Füße auf Sand trafen, ließ ich mein Handtuch achtlos fallen und gab noch einmal richtig Gas. Mika tat es mir gleich und erreichte das kühle Nass tatsächlich noch eine gute Länge vor mir. Triumphierend riss er eine Faust in die Luft, um seinen Sieg zu feiern.

Gemeinsam wateten wir weiter ins Wasser, bis wir hüfthoch umspült wurden.

»Digga, ist das kalt«, bibberte mein Bruder neben mir.

Prompt belohnte ich ihn mit einer Ladung Wasser. Über sein Jammern hinweg deutete ich ihm mit einem Kopfnicken an, loszuschwimmen. Tief holte ich Luft und sprang in einem Bogen kopfüber in die Fluten. Kühl brachen die Wellen über mir zusammen. Ich katapultierte mich mit einigen kräftigen Schwimmzügen nach vorn, bevor ich wieder auftauchte.

Ungeduldig wartete ich darauf, dass Mika zu mir aufschloss.

»Schon klar. Im Wasser kann ich dich einfach nicht schlagen.« Prustend kam er bei mir an.

Wir schwammen nebeneinander weiter aufs Meer hinaus. Ein wabbliger Gelee-Klumpen stieß gegen meine Hand. Eilig wich ich vor der Qualle zurück. Mika gab ein leises Quieken von sich, er musste ebenfalls mit einem der glitschigen Tiere kollidiert sein. Lachend sah ich zu ihm. Er hatte angeekelt das Gesicht verzogen.

»Sei froh, dass es keine Feuerquallen sind«, sagte ich. Eine Welle ließ eine Portion Salzwasser in meinen Mund schwappen. Hastig wandte ich mich wieder nach vorn, um das Meer besser beobachten zu können. Angeekelt spuckte ich das Wasser aus.

Neben mir hörte ich Mika leise lachen. »Ein bisschen temperamentvoller als die Schwimmhalle, was?«, kommentierte er mein Leid.

Ich schwamm einige Züge vor ihn und schlug wild mit den Beinen, um ihn mit Wasser vollzuspritzen.

»Ey!«, rief er.

Ich spürte, wie er versuchte, nach meinen Knöcheln zu greifen. Hastig tauchte ich unter.

Das Salzwasser brannte in meinen Augen, während ich mich immer weiter dem Meeresgrund näherte. Meine Finger trafen auf weichen Sand. Verschwommen sah ich einen kleinen Krebs davonhuschen. Ein Lächeln breitete sich auf meinen Lippen aus. Ich liebte das Meer.

Testosteron kann wahre Wunder bewirken

Nachdem ich die ausgedehnte Einkaufstour mit Jannik hinter mir hatte, verbrachte ich den Nachmittag mit Margot am Strand. Wir hatten unser Lager in der Nähe des Steges aufgeschlagen. Eine alte Picknickdecke sorgte dafür, dass unsere Handtücher nicht völlig eingesandet wurden.

Margot hatte es sich nicht nehmen lassen, ihr Buch mit an den Strand zu nehmen. Jedes Mal, wenn eine Szene besonders lustig geschrieben war, lachte sie hell auf, nur um sie mir dann prustend vorzulesen. Ich verstand nur die Hälfte, aber allein ihr Lachen zu hören, reichte, um sich königlich zu amüsieren.

Irgendwann, ich lag dösend in der Sonne, schlug sie ihr Buch zu. »Kapitel vorbei. Zeit fürs Meer«, verkündete sie und raffte sich auf.

Ich blinzelte ihr im gleißenden Licht der Sonne entgegen. Auffordernd streckte ich meine Arme nach ihr aus. Sie verdrehte die Augen, ergriff jedoch meine Hände, um mir hochzuhelfen. Hand in Hand liefen wir durch den feinen Sand zum Steg.

Meine Füße trafen auf das warme, leicht raue Holz. Unsere Schritte hallten dumpf über den Steg, während wir immer schneller liefen, um die Leiter am Ende zu erreichen. Margot stieß einen juchzenden Schrei aus und sprang in einem mehr oder weniger eleganten Bogen über die Treppe hinweg, um mit einem lauten Platschen direkt in den sanften Wogen zu landen. Prustend tauchte sie wieder auf. Sie drehte sich zu mir um.

»Jetzt mach schon!«, rief sie.

Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Ich ging zwei Schritte zurück, nahm Anlauf und sprang ihr hinterher. Ich traf in einem perfekten Winkel auf die Oberfläche, tauchte ohne großen Widerstand in die Wellen ein. Mit zwei kräftigen Zügen schwamm ich zu Margot.

»Wieso sieht das bei dir immer so verdammt elegant aus?«, fragte sie. Ich deutete mit dem Kopf eine kleine Verbeugung an.

»Übung macht den Meister.« Mit den Fußspitzen stieß ich mich immer wieder vom Meeresboden ab, um mit den Wellen auf der Stelle zu hüpfen.

Ich deutete auf eine Boje, die einige Meter von uns entfernt fröhlich im Wasser schaukelte.

»Zur Boje?«, schlug ich vor, woraufhin Margot sich mit einem Nicken in Bewegung setzte. Mit kräftigen Schwimmzügen glitt ich durchs Wasser auf unser Ziel zu. Margot fiel ein gutes Stück hinter mich zurück. Ich zwang mich, langsamer zu schwimmen, um auf sie zu warten.

»Diese Knochen sind einfach nicht geschaffen, um Sport zu treiben«, prustete sie, während ich gemächlich neben ihr herschwamm. Wir erreichten die Boje. Sie klammerte sich an meinen Arm, kam langsam wieder zu Atem.

»Ich finde, du hast das ganz wundervoll gemacht«, lobte ich sie scherzhaft, woraufhin sie mir eine Ladung Wasser ins Gesicht spuckte.

»Lecker.« Ich rümpfte die Nase und zog meinen Arm, an dem sie immer noch hing, unter Wasser, wodurch ihr Kopf kurz untertauchte.

Prustend tauchte sie wieder auf. »Das kannst du aber besser«, forderte sie mich schnaufend heraus. »Wage es ja nicht, mich zu schonen. Ich akzeptiere nur ehrliche Siege.«

»Ich dachte, du kannst nicht mehr?«, erinnerte ich sie an ihre Erschöpfung, doch sie winkte ab.

»Als hätte mich das jemals von einer Wasserschlacht abgehalten!«

Ohne weiteres Zögern stürzte ich mich mit einem wilden Kampfschrei auf sie. Lachend drückte ich sie unter Wasser. Wir rangen miteinander, tauchten atemlos wieder auf, und nun war ich diejenige, die unter den Wellen gehalten wurde. Wir tollten durch die Fluten und kreischten vor ausgelassener Lebensfreude, bis wir schließlich völlig fertig im seichten Wasser am Strand landeten. Keuchend schleppte ich mich die letzten Schritte aus dem Meer hinaus auf den von der Sonne erwärmten Sand.

»Mika!«, hörte ich Margots begeisterten Ausruf. Erst da sah ich, dass mein Bruder es sich mitten auf meinem Handtuch bequem gemacht hatte.

»Unverschämt«, kommentierte ich, während sich Mika langsam erhob, um uns zu begrüßen.

»Hey, Margot. Was geht?«, fragte er schmunzelnd.

Margot wollte ihn gerade umarmen, doch hielt mitten in der Bewegung inne. Mit aufgerissenen Augen starrte sie meinen Bruder an.

»Was ist los?« Mika sah unsicher zu mir. Ich zuckte nur ratlos mit den Schultern. Margot schlug sich eine Hand vor den Mund. Ihre Augen fokussierten nach wie vor meinen Bruder.

»Deine Stimme«, sagte sie schließlich. »Die ist so krass tief geworden. Ist ja unglaublich. Mega nice«, fuhr sie begeistert fort und zog Mika in eine innige Umarmung. »Hammer cool.«

Mika entspannte sich sichtlich, schlang seine Arme um sie. »Tja. Ein bisschen Testosteron kann wahre Wunder bewirken«, sagte er. Über ihre Schulter hinweg grinste er mir glücklich zu.

»Echt krass.« Margot löste sich von Mika und drehte sich zu mir um. Vorwurfsvoll musterte sie mich. »Du hast mir gestern gar nicht erzählt, dass er die Hormonbehandlung anfangen konnte.«

Ich zuckte entschuldigend mit den Schultern. »Ich wollte einfach deinen Blick sehen, sobald du ihn hörst.«

»Frech.« Sie schlang einen Arm um Mika und deutete mit dem Kopf auf die Decken. »Setzen wir uns. Wer weiß, was Rosie mir noch alles verschwiegen hat. Ich glaube, ich brauche eine neue Quelle.« Sie ließ sich auf ihr Handtuch fallen. Mika zog sie kurzerhand mit sich hinunter. »Also, mein Guter. Was ist im Hause Lorenz passiert, während wir voneinander getrennt waren? Ich will alle Details.«

Lachend ließ ich mich neben den beiden auf meinem Handtuch nieder, legte mich auf den Rücken und verschränkte die Arme unter meinem Kopf. Mika berichtete ihr von dem Cavetown-Konzert, das wir gemeinsam besucht hatten. Und davon, wie wir unsere Zimmer neu gestrichen hatten.

Während ich seinem Bericht lauschte, blendete mich die Sonne. Schützend legte ich mir ein herumliegendes T-Shirt übers Gesicht, was Margot ein leises Lachen entlockte. Vorsichtig hob sie einen Zipfel des Stoffes an, woraufhin ich sie ungehalten anknurrte. Schnell ließ sie das Shirt wieder fallen, doch ihre Hand blieb an meinem Kopf, zog sanfte Kreise in meinen Haaren. Ich stieß ein zufriedenes Brummen aus, lauschte Mikas Stimme, als er die Geschichten des vergangenen Jahres erzählte. Die streichelnden Berührungen an meinem Kopf lullten mich langsam in den Schlaf.

Beautiful boy

Kinder, es gibt Essen!«, tönte die Stimme meines Vaters über den Strand und riss mich aus dem Schlaf. Margots Hand glitt ein letztes Mal über meinen Kopf, entfernte dann den Sonnenschutz von meinem Gesicht.

»Na komm schon, Schlafmütze«, forderte sie mich auf. Sie kämpfte sich auf die Beine.

»Wo ist Mika?« Ich blinzelte gegen die Abendsonne.

»Hier«, hörte ich seine Stimme hinter mir, wo er damit begonnen hatte, unsere Sachen zusammenzusammeln.

Schnell halfen wir ihm und machten uns auf den Weg zum Garten hoch, wo der Rest unserer Familien schon auf uns wartete. Selbst Jannik hatte sich vom Stall losreißen können. Er saß bereits am Tisch und spielte mit einer der Soßenflaschen vor sich herum, während Ada und Lars bei meinem Vater am Grill standen.

»Hey!«, rief Mika der bunten Runde zu.

»Beautiful Boy«, trällerte Lars den alten Lennon-Song, als mein Bruder die hölzernen Dielen der Terrasse betrat. Dieser verdrehte nur die Augen, während Lars von Ada einen kleinen Klaps auf den Hinterkopf kassierte.

»Lass den armen Jungen in Ruhe. Manchmal bist du echt peinlich«, ermahnte sie ihn.

Lars schnappte empört nach Luft. »Peinlich würde ich nicht sagen. Eher liebenswert, charmant und freundlich.«

»Träum weiter.« Ada sah nicht überzeugt aus.

Margot hinter mir unterdrückte nur mit Mühe und Not ein leises Kichern. Ich biss mir auf die Zunge, um nicht in lautes Gelächter auszubrechen.

»Da seid ihr ja.« Meine Mutter trat aus dem Haus, eine Schale Nudelsalat im Arm, die sie schleunigst auf dem Tisch abstellte, bevor sie zu Margot eilte. »Das Kleid ist ja der absolute Wahnsinn!« Sie deutete auf das lockere Strandkleid, das Margots Körper in sanften Schichten umspülte. »Und von den Haaren muss ich gar nicht erst anfangen. Die sind mir gestern schon aufgefallen.«

Lars lachte triumphierend. »Seht ihr? Ich bin nicht der Einzige, der völlig begeistert von euch Kindern ist.«

Jannik, der das Ganze bisher nur schweigend beobachtet hatte, gab ein schnaufendes Lachen von sich. Lars und meine Mutter standen sich wirklich in nichts nach.

»Die erste Runde ist fertig.« Mein Vater, der während unserer Albereien fleißig damit beschäftigt gewesen war, sich weiter um den Grill zu kümmern, kam mit einem Teller voll dampfender Köstlichkeiten zum Tisch.

»Endlich. Ich bin fast am Verhungern«, stöhnte Jannik und hielt alle an, sich schleunigst auf ihre Plätze zu setzen.

Margot und ich nahmen links von Ada Platz, und noch bevor sich mein Vater hinsetzen konnte, hatte sich Jannik auch schon die erste Wurst gesichert.

»Und ich habe dir heute Morgen noch gesagt, du sollst was zum Essen in den Stall mitnehmen. Kein Wunder, dass du so ausgehungert bist.« Meine Mutter schüttelte mit einem leichten Schmunzeln ihren Kopf, woraufhin Jannik nur entschuldigend mit den Schultern zuckte.

»Heute war es eh so hektisch, da hätte ich gar keine Zeit zum Essen gehabt. Wir haben zwei neue Pferde bekommen, die eingeritten werden mussten. Alejandro war den ganzen Tag damit beschäftigt, also habe ich die Kinderstunden übernommen.«

Ein Lächeln breitete sich auf meinen Lippen aus, als ich an den Reitlehrer dachte. Seit ich denken konnte, kümmerte er sich um die Ferienkurse des Gestüts. Auch Mika, Jannik und mir hatte er das Reiten beigebracht. Wobei, wenn ich ehrlich war, hatte er es vor allem Jannik beigebracht. Bei mir und Mika war er letzten Endes gescheitert.

»Darfst du das überhaupt?«, klinkte sich mein Vater in das Gespräch ein. »Du bist doch gar kein Reitlehrer.«

Jannik legte einen Zeigefinger an seine Lippen. »Das weiß ja keiner.« Munter biss er von seinem Würstchen ab. »Alejandro meinte, das wäre kein Problem. Die sind da nicht so streng. Jedenfalls waren wir den ganzen Tag beschäftigt. Aber falls es dich beruhigt«, er sah zu unserer Mutter hinüber, »ich hatte zwischendurch eine Tüte Pommes.«

»Eine ausgewogene Ernährung ist wichtig«, murmelte Margot, was ihr einen bösen Blick von Jannik und ein heiteres Lachen vom Rest des Tisches einbrachte.

Wir saßen alle noch lange auf der Terrasse beisammen. Wir aßen, lachten und tauschten uns über das vergangene Jahr aus. Langsam versank die Sonne hinter dem Horizont. Die Nacht brach herein. Ein sanfter, kühler Wind strich über meine nackten Arme und Beine, während ich Lars und den anderen lauschte. Im Garten um uns herum zirpten die Grillen. Kleine Motten flogen um die bunten Teelichter herum, die meine Mutter überall auf der Terrasse aufgestellt hatte. Tief atmete ich die milde Nachtluft ein und genoss jede Sekunde unserer gemeinsamen Zeit. Wie sehr hatte ich diese Abende vermisst. Wie sehr hatte ich das leise Rauschen des Meeres vermisst, das man selbst bis auf unsere Terrasse hören konnte. Wie sehr hatte ich Margots Präsenz neben mir vermisst. Das Rascheln ihrer Kleidung, wenn sie kaum merklich auf ihrem Platz hin- und herrutschte. Ihre Stimme, wenn sie begeistert von ihren Erlebnissen berichtete. Ihr Lachen, wenn Mika einen dummen Witz erzählte. Zufrieden lehnte ich mich zurück. Wenn es nach mir ginge, würden wir für immer hierbleiben.

you know the drill

Wie konnten wir das gestern nur vergessen?« Kopfschüttelnd warf mir Margot ein Paar Kopfhörer und ihr Handy zu.

»Dir auch einen guten Morgen. Wer hat dich reingelassen?« Verschlafen kuschelte ich mich tiefer in meine Kissen, blinzelte müde zu ihr hoch.

»Jaja. Guten Morgen, guten Morgen. Tür war offen«, winkte sie ab, während sie sich neben mich auf die schmale Matratze fallen ließ. »Keine Zeit zu trödeln. You know the drill. Eine Playlist von mir, eine von dir. Der Soundtrack des letzten Jahres.«

Stöhnend zog ich mir die Decke über den Kopf, doch Margot war gnadenlos.

»Na komm schon. Eigentlich ist es eine Schande, dass wir das nicht schon gestern am Strand gemacht haben.«

»Hast ja recht«, gab ich klein bei. »Aber erst brauche ich Kaffee.«

»Gute Idee. Da nehme ich mir auch noch einen.« Margots Augen funkelten voll lebendiger Energie.

»Sicher nicht«, stellte ich entschieden fest. »Ich weiß nicht, ob ich dich mit noch mehr Koffein im Organismus ertragen kann.«

Ich ignorierte ihren halbherzigen Protest und schob mich an ihr vorbei aus dem Bett. Margot folgte mir eilig in die Küche, in der meine Eltern bereits mit jeweils einer dampfenden Tasse Kaffee vor sich am Tisch saßen. Der intensive Geruch des Getränks erfüllte die gesamte Küche und sorgte dafür, dass meine Lebensgeister langsam erwachten.

»Morgen. Habt ihr noch eine Tasse für mich oder muss ich neuen Kaffee kochen?«, fragte ich.

»Guten Morgen, ihr Süßen«, kam es von meiner Mutter. »Es sollte noch was in der Kanne sein.«

Erleichtert holte ich mir eine Tasse aus dem Schrank und schlurfte zur Kaffeemaschine hinüber, um mir einzuschenken.

»Willst du unsere Gästin nicht fragen, ob sie auch eine Tasse will?«, meldete sich mein Vater mit dem Schalk im Nacken sitzend.

»Oh, sie will. Sie will sehr gerne«, kam es von Margot.

»Aber sie bekommt nichts.« Kopfschüttelnd holte ich die Hafermilch aus dem Kühlschrank.

»Frech.« Margot schnalzte mit der Zunge.

Sie schaute mich mit großen Augen an, kam zu mir herüber und legte einen Arm um meine Schultern.

»Das ist doch nicht zu glauben!«, zischte mein Vater leise. Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, wie er die Zeitung, in der er geblättert hatte, zu meiner Mutter hinüberschob. Er deutete auf einen der Artikel. Für einen Moment schien es, als hätten die beiden unsere Anwesenheit völlig vergessen.

Margots freie Hand glitt über meinen Hals bis zu meinen Schlüsselbeinen. Ihr Atem kitzelte meine Ohrmuschel. Ich schluckte und fragte mich, wann sie mir so nah gekommen war. Mein Herz stolperte.

»Komm schon. Was muss ich tun, damit ich noch einen Kaffee kriege?«, fragte Margot mit seidiger Stimme, bevor sie mir in einer fließenden Bewegung quer über die Wange leckte. Ich wurde aus meiner Starre gerissen. Dieses Mädchen hatte eindeutig zu wenig Schamgefühl!