Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Der Autor hat in diesem Buch viele kurzweilige, meist lustige Gedichte zusammengefaßt. Aber auch spannende Geschichten erzählt dieses Werk. Neben Geschichten, die der Phantasie entspringen schreibt er auch von selbst Erlebtem, von der Seefahrt und von der Jagd. Schließlich finden sich auch Gedichte und Geschichten über das Weihnachtsfest. Es handelt sich hier um Beiträge für alle Lebenslagen. Der Leser wird das Buch immer wieder gerne schmunzelnd zur Hand nehmen um sich den Alltag zu erheitern.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 143
Veröffentlichungsjahr: 2013
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Das Schmusekätzchen
Manfred Wiedemann
Das Schmusekätzchen und andere Geschichten
Engelsdorfer Verlag Leipzig 2013
Bibliografische Information durch die Deutsche
Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek
verzeichnet diese Publikation in der Deutschen
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind
im Internet über http://www.dnb.de abrufbar.
Copyright (2013) Engelsdorfer Verlag Leipzig
Alle Rechte beim Autor
Titelfoto © tankist276 - Fotolia.com
ISBN 9783954889198
www.engelsdorfer-verlag.de
Cover
Titelseite
Impressum
Vorwort
Das Schmusekätzchen
Teure Schönheit
Der Pechvogel
Der Alte
Der Heiratskandidat
Originale, die ich kannte
Steck Christel
„Abfahr’n“ (Karl R.)
Heini-Mare
Dr. Nusser
Pfarrer Alois Tenschert
Eine einmalige Erziehungsmethode
Entwicklungshilfe
Gedanken über die Zeit
Meine letzte Skifahrt
Das lebende Geschenk
Weisheit der Senioren
Warten bei der Fahrzeugzulassung
Trinkspruch
Im Krankenhaus
Die Gesundheitsreform
Das letzte Hemd
Kleiner Zyklus über die Spottnamen von Stadt und Land
Warum die Mertinger Kirchenschieber heißen
Donauwörther Maikäfer
Die Donauwörther Mondspritzer
Die Monheimer Herrgotts-Bader
Die Höchstädter Gugelhupfer
Die Sulzdorfer Hummel-Henker
Die schwäbische Himmelsrichtunga
Urlaubserinnerungen
Seemanns Lohn
Eine Münchner Geschichte
In einem fremden Bett
Das Geheimnis
Das Hundeleben
Der Wallfahrer
Die zweite Wallfahrt
Engel und Elfen
Die lieben Verwandten (sehr frei nach Ludwig Ganghofer)
Die Villa in Blankenese oder das verhinderte Abitur
Der Dreier
Aus meiner Schulzeit
Ein Seemann friert nicht, der zittert nur vor Wut
Seemannsliebe
Wie man das Dorfleben sterben lassen kann
Ja, ist der Mensch noch bei Verstand?
Geburtstagswunsch
Das Märchen vom Wald
Der Hundert-Kilo-Keiler
Liebestolle Rehgeiß
Die Autosuche
Warum der alte Jäger Sepp nicht in den Himmel will
Der gebratene Auerhahn (frei nach Ludwig Ganghofer)
Der moderne Jäger
Schüsseltreiben oder vom Segen des Freibiers
Jäger in Not
O du Fröhliche oder die Neue Deutsche Armut
Der Liebesbeweis - eine Weihnachtsgeschichte
Alle Jahre wieder
Der Weihnachtshase
Leise rieselt der Schnee
Die vernagelte Weihnachtskrippe
Der Osterhase oder es gibt ihn doch
Ich war eigentlich ein recht fauler Schüler und die Hausaufgaben hatte ich häufig „vergessen“. Aber ich machte mir auch nichts daraus, denn es hatte kaum Folgen. Mit einer Ausnahme.
Professor Kaas war unser Deutschlehrer und ein recht strenger Mann. Ich hatte vor ihm einen unglaublichen Respekt und gleichzeitig war er mein Lieblingslehrer. Bei ihm mussten wir als Hausaufgabe meist einen Aufsatz schreiben und da meine Aufsätze auch gut waren, musste ich diese häufig vorlesen. Ich hatte sie immer brav geschrieben, aber einmal war es dann doch passiert: Ich hatte diese Hausaufgabe wirklich vergessen zu schreiben. Prompt war ich mit Vorlesen dran. Ich dachte nun, dass dies jetzt zu einem Weltuntergang führen würde. In meiner Not nahm ich mein Heft zur Hand und las einen Aufsatz, den ich gar nicht geschrieben hatte. Das ging auch gut, denn er machte wie meist ein zufriedenes Gesicht und eine Bemerkung in sein Notizbuch. Ich dachte mir, dass ich in Zukunft keinen Aufsatz mehr schreiben würde, weil die Sache so einfach war. Fünf oder sechsmal ging das auch gut, bis ich einmal stecken blieb. Er fragte mich, ob ich mein eigenes Geschmier nicht mehr lesen könne und ich solle mein Heft vorzeigen. Ich sagte, dass ein Wassertropfen die Tinte verwischt habe. Leider half das nichts, ich musste vortreten und so nahm das Unheil seinen Lauf. Ich befürchtete wieder einen Weltuntergang, aber die Sache verlief dann doch ganz harmlos.
Er blätterte in meinem Heft vor und zurück und schüttelte seinen Kopf. Er sagte nur, ich solle mich setzen und mich nach dem Unterricht noch einmal bei ihm melden. Jetzt war ich sicher, dass der Weltuntergang käme. Er erklärte mir aber nur, dass ich in Zukunft jeden Aufsatz vorzeigen müsse und er würde dies jedesmal überprüfen. Der gute Mann wusste wohl selbst nicht, wie er reagieren sollte. Darauf habe ich nie mehr vergessen, einen Aufsatz zu schreiben und er hat tatsächlich jedesmal überprüft, ob der Aufsatz auch schriftlich vorlag.
Heute mache ich das gerne, denn sonst wäre dieses Büchlein nicht entstanden.
In der fünften Klasse der Volksschule saßen Jungen und Mädchen gemischt in ihren Bänken. Ein Mädchen mit schwarzem Haar und langen Zöpfen beobachtete Franz und er dachte, ob die mal was für ihn wäre. Sie war eine reiche Bauerntochter und der Junge ein armes Arbeiterkind. Er war so realistisch, dass er sich keine Hoffnungen machte, denn die reichen Bauernmädchen beachteten so einen armen Jungen nicht, ja sie lachten höchstens über so einen Knaben. Also vergaß der Junge das Mädchen, es hatte ja keinen Sinn.
Die beiden wurden älter, das Mädchen ließ seine Zöpfe abschneiden und wurde eine recht hübsche junge Dame. Franz meinte gelegentlich zu bemerken, dass die Schöne ein Auge auf ihn habe, aber das bildete er sich sicher nur ein. Schließlich hatte sich an dem Standesunterschied nichts geändert. Man sah sich auch nur noch sehr selten. Franz war inzwischen Lehrling bei einem Schreiner geworden und wenn er an sie dachte, verdrängte er den Gedanken gleich wieder. Das Mädchen war zu Hause auf seinem Bauernhof geblieben und wartete wahrscheinlich darauf, dass ein reicher Bauernsohn käme und sie heiraten würde. So dachte jedenfalls unser Franz. Inzwischen hatte er ausgelernt und seine Gesellenprüfung mit guten Noten bestanden. Er war der Meinung, dass er hier, wo jeder wusste, dass er aus ganz einfachen Verhältnissen kam, doch kein Glück haben würde und hatte sich, auch weil er das sehr interessant und abenteuerlich fand, freiwillig zur Marine gemeldet.
Der Zufall wollte es, dass er kurz vor seinem Antritt bei der Marine einen Faschingsball in seinem Heimatort besuchte, wo auch die schöne Rita anwesend war. Franz war weder ein guter, noch ein begeisterter Tänzer, aber er sah als einzige Möglichkeit mit Rita zu sprechen, sie zum Tanz zu holen. Sollte sie ihm aber einen „Korb“ geben, so war das ja auch egal, er hatte nichts zu verlieren.
Wider Erwarten schien sich Rita aber zu freuen, als er sie aufforderte und ging bereitwillig mit ihm auf die Tanzfläche. Schon nach ein paar Umdrehungen schmiegte sie ihr Gesicht an seine Wange und schien glücklich zu sein. Franz, darüber selig, wusste nicht, was er sagen sollte und schwieg. Das konnte doch einfach nicht wahr sein. Die lange still Verehrte freute sich offenbar, mit ihm zu tanzen. Und das, obwohl er wie gesagt wirklich kein guter Tänzer war. Bei der nächsten Tanzrunde wurde er ein wenig gesprächiger und erzählte ihr schließlich, dass er sich zur Marine gemeldet habe und schon in ein paar Wochen dort einrücken müsse.
Rita sagte nichts dazu, aber Franz fühlte, dass sie darüber enttäuscht zu sein schien. Sie drückte ihre Wange noch mehr an sein Gesicht, beide sprachen nur noch wenig und hatten eine seltsam melancholische Stimmung. Das eben empfundene Glück schien schon wieder zu enden und war doch so nahe. Nach dem Tanz nahmen beide wieder getrennt von einander ihre alten Plätze ein und nur eine fast ständige Blickverbindung ließ erkennen, dass sie sich verliebt hatten. Am Ende der Veranstaltung nahm Franz noch einmal seinen ganzen Mut zusammen, wartete am Ausgang auf das Mädchen und ging mit ihr nach draußen. Mit einem schüchternen Kuss und einer nicht enden wollenden Umarmung verabschiedeten sich die beiden, ohne sich zu einem neuen Treffen zu verabreden.
Dass Franz nur noch an „seine“ Rita denken konnte, brachte ihn bei der Arbeit ganz durcheinander und sein Meister fragte ihn des öfteren, ob er träume und mahnte, dass es so nicht weiter gehen könne. Er wäre doch sonst ein so fleißiger junger Mann gewesen. Auch Franz dachte, dass es so nicht weiter gehe und dass er unbedingt zu seinem Mädchen gehen müsse. Er nahm also seinen ganzen Mut zusammen und ging zu ihrem Haus. Dort hoffte er, dass Rita schon einmal heraus kommen würde, denn er traute sich nicht hineinzugehen. Nach beinahe einer Stunde, in der er vor dem Haus hin und her ging, kam die Erlösung. Rita erschien, winkte ihm in den Hof zu kommen und zog ihn mit sich in eine dunkle Ecke des Hofes. Ein schneller Kuss und dann der leise Vorwurf, dass sie glaubte, er habe sie schon wieder vergessen. Warum er denn nicht ein Treffen mit ihr verabredet habe, sie habe solche Sehnsucht und sie dachte, dass alles schon wieder vorbei sei. Er sei doch ein recht dummer Kerl. Natürlich versuchte er ihr zu erklären, dass er den Mut zu einem Treffen nicht fand und auch nicht zu hoffen wagte, dass sie ihn wirklich wieder sehen wollte. Er sagte ihr, dass er bereue, dass er jetzt fort müsse und dann ja doch alles aus sei. Er habe sich für drei Jahre verpflichtet und das sei auch nicht mehr rückgängig zu machen. Und dass sie drei Jahre auf ihn warten würde, sei ja schließlich ganz unmöglich; er wisse ja, dass das nicht ginge. Sie sagte ihm, dass sie auch noch länger auf ihn warten würde und dass sie sich schon als kleines Mädchen in der Schule in ihn verliebt habe, und dass es für sie keinen anderen geben würde. Nun müsse sie aber wieder ins Haus, denn ihre Eltern würden sich sicher schon darüber wundern, wo sie so lange bleibe. Ein stürmischer Kuss und das Versprechen einander treu zu bleiben beendete das Treffen.
Die beiden trafen sich noch ein paar Mal, und dann kam der Abschied und die Trennung. Natürlich versprach man sich, häufig zu schreiben und schließlich habe der junge Seesoldat ja auch Urlaub und würde so oft wie möglich nach Hause kommen. Ein tränenreicher Abschied beendete das kurze Glück.
*
Franz kam zur Grundausbildung in das Städtchen Glückstadt an der Elbe und schrieb seiner Rita regelmäßig. Noch öfter erhielt er einen Brief von Rita und jedesmal schrieb sie, dass er doch hoffentlich bald in Urlaub käme. Am ersten April wurde er eingezogen und schon zu Pfingsten bekam er eine Woche Urlaub. Klar, dass er sofort in die Heimat zu seiner Rita fuhr. Es gab schon ein wenig Aufsehen im Dorf, als er in seiner Matrosenuniform mit Rita durch die Straßen ging. Schlimmer aber war, dass Ritas Eltern darüber gar nicht sehr erfreut waren, denn sie hielten nichts von einem der weit weg zur See fuhr und ihrer Tochter den Kopf verdrehte. Auch wenn es bis zur Seefahrt noch dauern sollte, aber das konnten die ja nicht wissen. Der kurze Urlaub war bald vorüber und der Alltag kehrte wieder ein.
Die Zeit verging. Franz kam auf die Marineschule und schließlich an Bord eines Zerstörers. Der Briefwechsel ging nach wie vor weiter, auch wenn Rita weniger Post erhielt als sie schrieb. Sie dachte, dass Franz einen anstrengenden Dienst und nicht so viel Zeit zum Schreiben habe, was ja auch der Fall war. Er beschrieb ihr aber seine Erlebnisse an Bord und Tage mit stürmischer See und was er so alles erlebte. Der nächste Urlaubsbesuch fand erst zu Neujahr statt, dauerte diesmal vier Wochen und die Seligkeit kannte keine Grenzen. Doch auch vier Wochen gehen für Liebende viel zu schnell vorbei und so kam wieder ein schwerer Abschied. Franz meinte, dass sie ihn ja auch in Flensburg, wo sein Schiff regelmäßig lag, besuchen könne. Viele Mädchen würden das machen. Und er würde ihr dann alles zeigen; sie würde sich sicher wundern, wie es auf einem Schiff zuginge, denn das ließe sich nicht wirklich beschreiben. Beide wussten, dass dies ein Traum war, denn Ritas Eltern würden eine solche Reise ihrer Tochter nie und nimmer genehmigen.
Wieder gingen ungezählte Liebesbriefe von Süd nach Nord und von Nord nach Süd. Doch plötzlich verhängte die Marine eine Nachrichtensperre, denn es war die Kubakrise ausgebrochen. Der kalte Krieg zwischen West und Ost drohte in eine heiße Phase zu gehen und die gesamte Bundeswehr und damit auch die Marine war in Alarmzustand versetzt. Rita schrieb weiterhin Briefe, doch zum Teil kamen sie zurück und auf ein Lebenszeichen ihres Franz wartete sie vergeblich. Sie wusste aber aus den Nachrichten, dass der Zerstörer häufig in Flensburg lag und war entschlossen, dorthin zu fahren. Ihre Eltern durften davon, wie schon gesagt, natürlich nichts wissen und so reiste sie ohne sich jemandem anzuvertrauen, in den hohen Norden.
In Flensburg angekommen, versuchte das unerfahrene Mädchen den Zerstörer zu finden, der aber nicht da war. Ein Uniformierter, den sie hartnäckig fragte, sagte ihr, dass „Z5“ wahrscheinlich in Hamburg liege, sie solle dort nach ihm suchen. Vermutlich sagte er ihr das nur, um sie loszuwerden, denn es war unwahrscheinlich, dass ein Zerstörer in Hamburg lag, noch dazu in einer Krise. Doch Rita war zu allem entschlossen und fuhr in die große Hafenstadt um ihren Franz dort zu finden. Wen immer sie für zuständig hielt, fragte sie nach dem Schiff. Doch keiner konnte ihr eine positive Auskunft erteilen. Ein Passant meinte, dass Matrosen am ehesten auf der Reeperbahn und der „Großen Freiheit“ zu finden seien. Er wäre früher auch bei der Marine gewesen und ein Gang dorthin sei für jeden Seemann ungeschriebenes Gesetz. Dadurch ermuntert, ging sie zur Hamburger Vergnügungsmeile und landete auf der großen Freiheit. Auch dort fragte sie unentwegt nach dem Zerstörer, bis ihr ein Mann sagte, sie solle mit ihm kommen, er würde sie am nächsten Tag dorthin bringen. Zweifelnd aber voller Hoffnung vertraute sie sich diesem Mann an, in der Erwartung, am nächsten Tag ihren Franz in die Arme schließen zu können oder ihn wenigstens gesund zu sehen. Das alles erzählte sie diesem Mann, der zwar nicht sehr vertrauenswürdig aussah, aber doch ihre Rettung sein konnte.
Am nächsten Tag erwachte sie in einem etwas seltsamen Etablissement, aber sie dachte sich, in Hamburg muss das wohl so sein. Das Zimmer war in einem eigenartigen süßlichen Rot gehalten und die Möblierung bestand nur aus einem breiten Bett, einem Tischchen und zwei Stühlen. Ihre Kleider und ihr Köfferchen fehlten: Sie hatte nur, noch was sie am Leib trug. Und sie wusste nicht, wie sie dort hingekommen war. Eine ältere, etwas heruntergekommene Dame erklärte ihr, dass sie nun hier zu arbeiten habe und dass sie ja keine Zicken machen solle. Zu ihrem Franz würde man sie schon einmal bringen, der sei zur Zeit nicht in Hamburg. Sie fragte, welcher Art die Arbeit sei und dass sie bald wieder nach Hause müsse. Man erklärte ihr, dass sie bald sehen würde, welche Arbeit sie zu machen habe und dass an eine Heimfahrt für sie vorerst nicht zu denken sei. Bald stellte sie fest, dass man ihr auch alles Geld abgenommen hatte und dass das Zimmer, in dem sie geschlafen hatte abgesperrt war. Wütend und in einem Weinkrampf tobte sie herum. Die Tür öffnete sich und herein kam der Mann, der ihr gestern versprochen hatte, sie zu ihrem Franz zu führen. Sie fragte ihn, wann er sie zu Franz bringen würde und wo ihr Geld und ihr Koffer seien. Er meinte nur, dass sie das alles in nächster Zeit nicht brauchen würde, sie hätte jetzt hier zu arbeiten und sie werde jetzt sofort damit beginnen. Dabei riss er ihr die Kleider vom Leib und begann brutal sie zu vergewaltigen. Erst schrie sie laut um Hilfe, doch dann wurde sie ganz stumm und brach in einen Weinkrampf aus. Der Mann verließ sie mit den Worten, dass sie nun wisse, was ihre Arbeit in Zukunft sei. Und wenn sie schön tue, was man von ihr verlange, würde sie hier ein gutes Leben haben. Eine Flucht sei sinnlos, sie käme hier nicht heraus.
Nachdem sich Rita einigermaßen gefasst hatte, überlegte sie was sie nun tun könne. Sie wusste sich keinen Rat, nur, dass sie bei der ersten Gelegenheit fortlaufen würde, nahm sie sich fest vor. Die Zeit verging. Es kamen jeden Tag andere Freier und sie musste ihnen zu Willen sein. Sie bettelte jeden an, sie doch mitzunehmen und mancher versprach ihr auch, sie zu befreien. Doch keiner hielt sein Versprechen; sie war den Leuten hoffnungslos ausgeliefert. Da begann sie, sich zu wehren, kratzte und biss ihre „Kunden“, was ihr aber nur Prügel einbrachte. Der Mann, dem sie dies alles verdankte, erklärte ihr, dass aus ihr noch ein braves Schmusekätzchen würde, wenn sie erst begriffen habe, dass dieses Leben für sie nicht das schlechteste sei. Und wenn sie eingesehen habe, dass sie auf diese Weise viel Geld verdienen würde, dürfe sie auch mal in die Stadt gehen, vor ihr hätten das schon viele ihrer „Kolleginnen“ auch eingesehen. Rita hatte nur noch die Hoffnung, dass ihr Franz sie irgendwie finden würde, der würde sie dann schon befreien. Aber wollte der überhaupt noch etwas von ihr wissen, wenn er erfuhr, was mit ihr geschehen war? An ihre Eltern und das Dorf zu Hause wollte sie gar nicht mehr denken. Von Hoffnung und Zweifeln geplagt, lebte sie dahin.
*
Inzwischen war die Nachrichtensperre der Marine längst aufgehoben und Franz schrieb Brief um Brief an seine Rita. Die Antwort blieb aus und es kam auch keiner der Briefe zurück. Franz dachte, dass sie es nun doch aufgegeben habe, auf ihn zu warten und verfluchte die Marine und die Kubakrise. Aber sie hätte ihm doch wenigstens schreiben können, dass es aus sei und dass er nicht mehr auf sie warten solle. Auch er war voller Zweifel. Konnte es denn sein, dass sie ihn einfach vergessen hatte? Er schrieb an ihre Eltern, doch auch die gaben keine Antwort.