Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Dieser Roman beruht aus den Tagebüchern des Schnabelvogels Professors Stutz. Er führte von Anfang bis zum Ende der Mission ein Tagebuch. In dem hielt er alles fest, was von der ersten Grabung, bis zu seinem Tode, im Alter von 145 Jahren, geschah. Aufgrund der Aufzeichnungen ist dieser Roman entstanden. Einige Details wurden von mir noch hinzugefügt, welche die Geschichte vervollständigen oder komplettieren sollen. Ich habe die Bücher von König Philippe und seiner Frau Königin Tanni zur Verfügung gestellt bekommen, damit alle das Geheimnis der Schnabelvögel kennenlernen sollen. Mit dem Alter von 60 Jahren hat der Professor seine Aufzeichnungen begonnen. Er hielt 85 Jahre das Geschehen aus Simbara und von Phönix fest und hat uns somit ein einzigartiges Zeitdokument hinterlassen. Die Schauplätze der Ereignisse sind Originalschauplätze und wurden durch Phantasienamen ersetzt. Auch sind die involvierten Regierungen der Erde geändert worden, um sie vor Diebstahl der geheimen Kraftwerkstechnik zu schützen. Alles im Buch beschriebene ist tatsächlich geschehen. Sie glauben es nicht? Lesen sie selbst und lassen sie ihrer Phantasie freien Lauf. Spätestens nach einigen Seiten werden sie merken, dass ich Recht habe. Tauchen sie ein in das Land der Schnäbler, Greifer, Alien und deren Abenteuer. Ich verspreche ihnen, sie werden es nicht bereuen. Übrigens wurden die Bilder auch vom Professor gezeichnet. Dieses Buch ist meinem Patenkind Melina gewidmet. Ich hoffe, ihr wird es genauso gefallen wie mir selbst. Also, los geht es, lassen sie sich gedanklich nach Simbara entführen. Sie müssen viele Prüfungen bestehen, bis sie endlich an ihrem Ziel sind. Gemeinsam bestehen sie alle Prüfungen und Herausforderungen. Oft wird es sehr gefährlich für die Schnäbler und ihre Freunde, aber mit Glück und List, bestehen sie alle Herausforderungen. Viel Lesevergnügen wünscht ihnen ihr Autor Benjamin Webster
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 1407
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Vorwort zum Roman
Dieser Roman beruht aus den Tagebüchern des Schnabelvogels Professors Stutz. Er führte von Anfang bis zum Ende der Mission ein Tagebuch. In dem hielt er alles fest, was von der ersten Grabung, bis zu seinem Tode, im Alter von 145 Jahren, geschah. Aufgrund der Aufzeichnungen ist dieser Roman entstanden. Einige Details wurden von mir noch hinzugefügt, welche die Geschichte vervollständigen oder komplettieren sollen. Ich habe die Bücher von König Philippe und seiner Frau Königin Tanni zur Verfügung gestellt bekommen, damit alle das Geheimnis der Schnabelvögel kennenlernen sollen. Mit dem Alter von 60 Jahren hat der Professor seine Aufzeichnungen begonnen. Er hielt 85 Jahre das Geschehen aus Simbara und von Phönix fest und hat uns somit ein einzigartiges Zeitdokument hinterlassen. Das meiste sind originale Wiedergaben des Professors, erwarten sie also kein schriftstellerisches Meisterwerk. Sehen sie es ihm nach, wenn er seine Worte meist einfach und anschaulich gewählt hat. Er wusste ja nicht, dass eines Tages seine Tagebücher veröffentlicht werden. Die Namen der menschlichen Darsteller wurden verfremdet, um sie und ihre Familien zu schützen. Die Schauplätze der Ereignisse sind Originalschauplätze und wurden durch Phantasienamen ersetzt. Auch sind die involvierten Regierungen der Erde geändert worden, um sie vor Diebstahl der geheimen Kraftwerkstechnik zu schützen. Alles im Buch beschriebene ist tatsächlich geschehen. Sie glauben es nicht? Lesen sie selbst und lassen sie ihrer Phantasie freien Lauf. Spätestens nach einigen Seiten werden sie merken, dass ich Recht habe. Tauchen sie ein in das Land der Schnäbler, Greifer, Alien und deren Abenteuer. Ich verspreche ihnen, sie werden es nicht bereuen. Übrigens wurden die Bilder auch vom Professor gezeichnet. Dieses Buch ist meinem Patenkind Melina gewidmet. Ich hoffe, ihr wird es genauso gefallen wie mir selbst. Also, los geht es, lassen sie sich gedanklich nach Simbara entführen. Viel Lesevergnügen wünscht ihnen
Ein spannender Fantasie - Roman für Jung und Alt.
Die Geschichten von Philippe, dem Professor, Kikki, Kira und Co. aus Simbara.
Eine steife Brise weht über Simbara, dem Land der Schnabelvögel. Der kalte Wind kommt aus der Arktis und peitscht über das Simbische Meer. Kein Wunder um diese Jahreszeit, denn schließlich ist es kurz vor Weihnachten. Weit und breit ist alles im Frost erstarrt und mit einer dünnen weißen Schicht Raureif überzogen. Es sieht so aus, als würde hier kein Lebewesen wohnen oder gar Leben. Selbst das Simbische Meer hatte an seinen Stränden große Eisberge aufgetürmt und zu bizarren Formen erstarren lassen. Aber der Schein trügt. In Wirklichkeit spielt sich, in dieser Jahreszeit, alles unter der Oberfläche in vielen Hundert Höhlen ab, denn da wohnen und leben sie alle. Erbaut wurden die Höhlen von den Schnabelvögeln und ihren Freunden den Wusel- und Federmäusen. Sie sind wirklich dicke Freunde und helfen sich gegenseitig; wie die Musketiere getreu nach dem Motto: „Einer für alle - alle für einen“. Jetzt sollte ich euch aber erst einmal erklären, wo Simbara überhaupt ist. Schaut euch einmal die Landkarte am Ende des Buches an. Wie ihr seht, liegt Simbara zwischen dem Simbischen Meer und dem Tumba Gebirge, das heißt, es hat zwei natürliche Grenzen. Im Süden liegt ein mächtiges Gebirge, das teilweise über 5000 Meter hoch ist und noch nie von einem Bewohner von Simbara überschritten wurde. Keiner wusste, was auf der anderen Seite war. Da sich das Tumba Gebirge von Osten bis nach Westen sichelförmig ausbreitet und im Norden nur noch das riesige Simbische Meer liegt, ist Simbara von der restlichen Welt völlig abgeschnitten. Es kommt keiner herein und auch keiner heraus. Mit einer Ausnahme – die Tumba Schlucht im Südosten des Tumba Gebirges. Die Tumba Schlucht ist aber keine wirkliche Schlucht, sondern eher eine kleine enge Röhre die sich vom Nordland bis Simbara, durch das Tumba Gebirge zieht. Da die Röhre oder besser gesagt der Tunnel sehr klein ist, kam noch nie ein Mensch auf die andere Seite gekrochen. Zudem ist dieser Tunnel von November bis im März zugeschneit oder zugefroren. Zwei Drittel von Simbara ist Grasland. Dieses Gebiet ist durchzogen von kleinen mit grasbewachsenen Hügeln. An der Küste gibt es vereinzelte Sanddünen, welche bis zu 20 Meter hoch und einigen Hundert Meter lang sind. Der Rest der Küste ist mit Felsformationen und Geröll bedeckt. Das übrige Land in Simbara ist das Waldland. In diesem Gebiet gibt es große Flächen mit Laub- und Nadelwald, welche teilweise so verwachsen sind, dass man glaubt, man wäre irgendwo im Dschungel. Somit wisst ihr jetzt, wie es in Simbara aussieht. Oh zwei Sachen hätte ich doch fast vergessen. Es gibt im Westen noch die kleine Insel Loma, welche ungefähr so groß wie Sylt in Deutschland ist. Sie ist mit einem Mischwald bewachsen und hat einige Grashügel, die größer sind als auf dem Festland. Und da wäre noch der Katama See, der ist etwa einen Kilometer lang und 500 Meter breit und die tiefste Stelle misst gerade mal fünf Meter. Ein wunderschöner See mit herrlich klarem Wasser, das man bis auf den Grund sehen kann. Das alles ist Simbara und dort verbirgt sich ein großes Geheimnis. Nur wusste noch keiner der Bewohner davon, bis eines Tages …………
Es war ein wunderschöner Frühlingstag im April. Man spürte wie die Natur aus ihrem tristen Kälteschlaf erwacht und neues Leben entstand. Die Bäume bekamen zarte Blätter, das Gras spross in einem hellen Grün und die ersten Blüten gingen auf und dufteten süßlich. Es war lange her das Kikki und Kira das Tageslicht sahen, schließlich hatten sie über drei Monate Winterschlaf gehalten. Beide mussten einige Zeit blinzeln, weil sie das grelle Sonnenlicht blendete. Als sie wieder klar sehen konnten, war der Anblick der neu erwachten Natur überwältigend schön für sie. „Wenn man so lange schläft und im matten Licht der Kerzen lebt, ist es schön wieder draußen in der Natur zu sein“ sprach Kira zu Kikki. Die nickte und sagte nur kurz: „Stimmt“. Sie kletterten auf das Dach ihres Grashügels und genossen die warme Mittagssonne. So nach und nach kamen die anderen Familienmitglieder aus der Höhle. Zuerst kamen die Eltern von Kikki und Kira, Vater Molle und Mutter Dissi, etwas später Oma Sana und Opa Butschi. Zuletzt kamen wie jedes Jahr Onkel Kasim und Tante Schmoll. In diesen Winter hatte sie aber noch drei Wintergäste aufgenommen. Es waren der Professor Stutz, Lehrer Klamm und die Sekretärin Asani. Sie wohnten normalerweise im Schulhügel, welcher aber durch einen Wassereinbruch kurz vor Winteranfang unbewohnbar geworden war. Auch sie waren zwischenzeitlich aus dem Hügel gekommen. Professor Stutz bedankte sich bei Vater Molle und Mutter Dissi für ihre Gastfreundschaft und machte sich gleich auf den Weg zum Schulhügel. Er hatte es eilig, denn in paar Tagen würde die Schule wieder anfangen und bis dahin musste alles wieder repariert sein. Es gab also noch viel zu tun. Der Winterschlaf war vorbei und reges Treiben erfüllte das Grashügeldorf. Es ist seit Jahren Tradition nach dem Winterschlaf ein Frühlingsfest auf der Insel Loma zu feiern. Für dieses Fest musste viel vorbereitet und organisiert werden. So bekamen die Jungschnäbler den Auftrag das Fest vorzubereiten. Unter anderem sollten sie den dortigen Festplatz sauber machen, genügend Tische aufbauen und die Tanzfläche reparieren. Auch für das große Feuer waren sie verantwortlich, welches bei Anbruch der Dämmerung angezündet werden sollte. Kikki und Kira halfen auch kräftig mit, schließlich war es das erste Mal, dass sie bei den Vorbereitungen mithelfen durften. Gegen Abend des zweiten Tages waren die Vorbereitungen fertig und die beiden schlenderten sichtlich gut gelaunt den weißen Sandstrand entlang. Sie alberten unbekümmert herum, als Kira in der Ferne etwas am Strand liegen sah. „So ein Mist! Heute Morgen haben wir den Strand sauber gemacht und jetzt liegt schon wieder etwas hier herum, “ sagte Kira zu Kikki und deutete in die Richtung, in der das Strandgut lag. Kikki sah es jetzt auch. „Was ist das und woher kommt es?“, fragte sie Kira. Beide gingen jetzt etwas schneller. „Komm beeilen wir uns. Vielleicht bekommen wir es noch vor der Dämmerung weg, dann brauchen wir es morgen früh nicht mehr machen.“ sagte Kikki. Als sie am Fundstück ankamen, staunten sie nicht schlecht, über dass was sie da sahen. Es sah aus, wie ein Dach von einem Schiff das verkehrt herum lag. Es sah nicht nur so aus, sondern es war das Kabinendach eines größeren Schiffes, welches komplett abgerissen und kopfüber an Land gespült wurde. Auf der Seite sah man einen Schriftzug. „PANDORA“. „Ob das wohl Name des Schiffes ist?“, fragte Kikki. „Wenn’s da steht, wird es wohl so sein, oder glaubt du die reißen ein Dach ab und malen einen fremden Namen darauf um uns zu ärgern“, erwiderte Kiki. Es war offensichtlich, dass dieses ein Teil von einem verunglückten Schiff war. Kira meinte: „Vorgestern Nacht hatten wir einen heftigen Sturm, vielleicht ist das Schiff dabei gekentert - möchte wissen, was mit der Besatzung des Schiffes passiert ist.“ Kikki schüttelte immer noch ungläubig ihren Kopf. Sie gingen um das Schiffsteil herum. Erst jetzt sahen sie, dass die Spuren weg vom Schiff in Richtung Festplatz führten. Vorsichtig folgten sie ihr. Ganz wohl war ihnen bei der Sache nicht. Was, wenn es ein Mensch ist der hier gestrandet war, sowie vor ein paar Jahren mit den Jägern? Als sie ihre Eier geraubt und alle Freunde, mitsamt ihren Bruder Philippe mitgenommen hatten, fragten sie sich. „Vielleicht ist es aber auch nur ein Tier das erschöpft ist oder Hunger hat?“, hauchte Kikki. Bei dem Wort Hunger, drehte sich Kira ganz schnell um und sah Kikki entsetzt an. „Du meinst doch nicht etwa einen Fleischfresser“, flüsterte Kira ängstlich. Dazu müsst ihr wissen, dass Schnabelvögel reine Vegetarier sind, sie essen also kein Fleisch. Kira nickte nur stumm und deutete auf einen der hinteren Tische, welche sie mittags noch aufgestellt hatten. „Sieh nur, da liegt doch etwas auf dem Tisch“, flüsterte Kikki wieder. Ganz vorsichtig schlichen sich die beiden immer näher, aber immer in Deckung bleibend, denn man wusste ja nicht was oder wer dort liegt. „Ich, ich hab Angst“, stammelte Kira und legte dabei einen Flügel auf Kikkis Schulter. „Ich kann’s hören, dein Schnabel klappert und deine Kopf- und Schwanzfedern zittern wie Körnerkraut“, sagte Kikki und schüttelte nebenbei Kiras Flügel von ihrer Schulter. Die beiden merkten gar nicht, dass es inzwischen Dunkel wurde. Normalerweise wären sie schon längst zu Hause und Hunger hatten die zwei Schwestern auch, aber jetzt abbrechen wo man doch so nah daran war? Nein jetzt wollten sie es wissen und nahmen ihren ganzen Mut zusammen und schlichen sich vorsichtig an den Tisch, auf dem etwas lebloses lag. Es war ganz still, nur die Wellen vom Strand waren zu hören. Kikki ging noch näher hin, was sie besser nicht getan hätte. Es wurde auf einmal ganz hell und ein fürchterlicher lauter und schriller Schrei zerriss die Stille. „Iiiiaaahhaa Iiiaaahaa“, hallte es durch die Nacht. Die Gestalt stand plötzlich auf dem Tisch und im Schein einer brennenden Fackel, welche er vor seinem Körper hielt, ließ ihn immer größer werden. Jetzt begannen auch Kikki und Kira laut zu schreien. „Iiiaahhaa Iiiiaahhaa“ und die fremde Gestalt schrie wie in einem Chor mit. Dann war es totenstill. Das Feuer auf der Fackel tanzte hin und her, genauso wie der Schatten der Gestalt, obwohl er ganz ruhig auf dem Tisch stand. Jetzt erst erkannten die beiden Schwestern, dass es ein Schnabelvogel war, welcher sie so erschreckt hatte. Man musste schon genauer hinsehen um dies zu erkennen, er sah irgendwie merkwürdig, ja anders aus, als andere Schnabelvögel. Der Fremde wollte ganz lässig vom Tisch springen, blieb aber dabei mit seinem Umhang an der Tischkante hängen und lag der Nase nach vor Kikki und Kira. Die beiden konnten sich nicht mehr halten und fingen an ganz laut zu lachen, was der Fremde gar nicht so lustig fand. „Ach ja, jetzt könne ihr auf einmale lachen, aber vorhin ware es nicht so lustig, als ihr euch gemacht habt vor Angst in Hose. Ihr denken Klabautermann hole euch ab, habe ich rechte oder wase?“ Feigste er und warf die Fackel im hohen Bogen weg. Die beiden Schwestern staunten nicht schlecht über seine komische Aussprache. „Oh habe miche noch gar nicht vorgestellte. Iche bin Philippe von die große Meere. Bezwinger von alle Menschen und Stürme“, sagte er stolz und bemerkte nebenbei, dass man einfach nur Philippe zu ihm sagen sollte, er würde keinen Wert auf Titel legen. Kikki und Kira stellten sich ebenfalls vor und man wollte gerade miteinander ins Gespräch kommen, als die Drei bemerkten dass es immer heller wurde. Kikki drehte sich um und sah, dass die weggeworfene Fackel, den errichteten Holzstapel fürs Frühlingsfest entzündet hatte. Blankes Entsetzen sah man in Kikkis und Kiras Gesicht. Das Feuer wurde immer größer und größer bis man es auf der ganzen Insel und dann auf dem Festland sah. Vater Molle und Mutter Dissi machten sich langsam sorgen weil Kikki und Kira noch nicht zu Hause waren. „Hoffentlich ist ihnen nichts passiert“, sprach Mutter Dissi zu ihrem Mann Molle. „Wenn sie in einer halben Stunde nicht da sind werde ich auf die Insel gehen und nachsehen wo die zwei bleiben. Die haben sich bestimmt wieder verquatscht und nicht bemerkt, dass es schon dunkel ist“, sagte Molle und ging mit Dissi vor den Hügel. Sie schauten sich um, aber nichts war von den beiden zu sehen. „Lass uns ihnen entgegen gehen, bevor sie sich noch verlaufen,“ sprach Dissi zu Molle. Der nicke ihr zu und beide liefen in Richtung Loma. Nach ein paar Minuten kamen sie auf eine Anhöhe von der man die Insel gut sehen konnte. Wie versteinert standen sie da, als sie das Feuer auf der Insel sahen. Es musste was passiert sein, soviel stand fest, aber was? Beide schauten sich entsetzt an und fingen an zu laufen, so schnell sie konnten. „Nicht schon wieder“, rief Dissi zu Molle. „Warte erst einmal ab, du musst nicht immer gleich von Schlimmsten ausgehen“ entgegnete er ihr. Das Feuer wurde immer größer und höher je näher sie kamen. Nach etwa zehn Minuten erreichten sie die Lagune der Insel. Jetzt waren es noch ungefähr hundert Meter bis zum Festplatz. Sie gingen jetzt langsamer und sahen was sich auf der Tanzfläche des Festplatzes abspielte. Da waren Kikki und Kira und ein dritter fremder Schnabelvogel die ausgelassen tanzten. „Das gibt’s doch gar nicht“, sagte Molle. Und Dissi kam jetzt so richtig in Fahrt. „Na wartet ihr zwei Hübschen, wir sitzen zu Hause und machen uns die größten Sorgen und sie feiern hier ein rauschendes Fest. Hab ich euch oder euer Vater das gelehrt? Ihr wisst doch genau was los war vor 11 Jahren! Warum macht ihr so was? Kommt ihr mir nur...“ sprach sie und verstummte plötzlich. Sie wollte ihren Augen nicht trauen. War das nicht, nein das kann nicht sein, aber er sieht doch genauso aus – der dreieckige Fleck auf der Stirn, die Streifen auf dem Flügel. Es war ganz still auf einmal. Philippe ging auf Mutter Dissi zu und blieb kurz vor ihr stehen. Sie schauten sich ganz vertraut an, als würden sie sich schon Jahre kennen. Beiden liefen Tränen über das Gefieder. Jetzt erst begriff Vater Molle wer da vor ihm stand. Es war ihr Sohn Philippe, der vor genau elf Jahren an der gleichen Stelle von Jägern geraubt wurde. „Mutter“, stammelte Philippe und beide fielen sich in die Arme. „Kind bist du groß geworden, schon ein richtiger junger Schnäbler“, schluchzte Dissi und drückte ihn noch einmal an ihre Brust. Selbst Vater Molle, den sonst nichts so leicht aus der Ruhe brachte hatte feuchte Augen, die er aber mit „Ich hab was im Auge“ begründete. Kira und Kikki wollten sich bei den Eltern für das Feuer und allem Ärger den sie jetzt angerichtet hatten entschuldigen. Sie sahen, dass von der Lagune her, unzählige Fackeln aus der Dunkelheit heraus, auf die Inseln kamen. Allen voran Opa Butschi, dahinter Oma Sana, Onkel Kasim, Tante Schmoll und – es war wohl das ganze Hügeldorf was vor ihnen stand. Die älteren unter ihnen erkannten Philippe sofort. Sie alle konnten es kaum glauben, was da soeben passiert war. Ein geraubtes Kind findet nach elf Jahren seine Heimat wieder. Zufall oder Schicksal? Das war allen Beteiligten egal, Hauptsache der „Bub“, wie Opa Butschi immer sagte, ist gesund und munter.
Es war wohl sicher das größte Fest was je auf Loma gefeiert wurde und der Grund dafür war die Rückkehr des verloren geglaubten Sohnes. Man beschloss deshalb kurzer Hand, das Frühlingsfest um ein paar Tage zu verschieben. Die Kinder freuten sich natürlich darüber, weil die Schule erst nach dem Frühlingsfest wieder anfing. Was sie nicht wussten, dass die Schulleitung die fehlenden Tage einfach von den Sommerferien abzog, denn schließlich hatte man einen Lehrplan und den musste man ja einhalten. Wer Professor Stutz und Lehrer Klamm kannte, wusste das dies keine leeren Versprechungen waren. Am nächsten Tag gab es im Hügeldorf nur noch ein Thema: Philippe – der schiffbrüchige Heimkehrer. Es war nicht leicht für ihn, über alles, was in den letzten elf Jahren geschehen war, zu sprechen. Über viele Meere und Ozeane sei er gefahren unter anderem das Maltanische Meer und dem Kalinkischen Ozean, aber an Land war er nicht einmal. Immer wenn das Schiff anlegte sei er in der Küche eingesperrt worden. Er konnte dann nur aus einem Fenster, welches beim Schiff rund ist und Bullauge heißt, das Land sehen. Flüchten hätte auf hoher See immer können, aber er wusste ja nicht wo er war und wie weit sein Simbara noch weg ist. Zudem hätte er ja schlecht einen Menschen fragen können. Schon das er sprechen kann, wäre ihm zum Verhängnis geworden. Keiner ahnte, dass er sprechen konnte, außer seinem Lebensretter, der Schiffskoch Luigi. Er erzählte ihm, dass er Italiener ist und von einer Insel im Mittelmeer käme. Als Philippe mit seiner Geschichte am Ende war, wollte Kikki unbedingt noch wissen wie es zum Unglück kam und er sich hat retten können. „Es ware in der Nacht wo hatte viel Sturm gehabt. Hatte plötzlich ein helles Licht gegeben das in die Dach geschlagen ist. Dann hatte es eine Schlag gegeben und alles ist oben weggeflogen. Hat alles weggerissen und miche mit. War dann plötzliche in Dache gelegen und weg von die Schiffe. Ganze Reste von Schiffe war alle weg, alles futschikato. Iche bin auf Dache in Wasser getrieben ganze zweie Tage und habe geschlafen, bise ich bin an Insel gelandet. Rest wisse ihr ja,“ erzählte er allen Anwesenden. Phillipe hatte einen fürchterlichen Dialekt, deshalb übersetzte der Professor Stutz und erklärte es allen wie folgt: „Es war in der Nacht als plötzlich der Sturm ausbrach. Der Wind peitschte die Wellen bis zu zwanzig Meter hoch. Das Gewitter war fürchterlich mit Blitzen, Donner und starkem Regen. Da schlug ein Blitz ins Oberdeck, in dem auch die Gasflaschen gelagert waren. Das Gas explodierte und das Dach wurde abgetrennt und ins Meer geschleudert. Philippe wurde dabei mitgerissen und landete im Dach auf dem Meer. Das Schiff war wohl so schwer beschädigt, dass es mit gesamter Mannschaft unterging. Nur Philippe hat alles unbeschadet überstanden. Er war dann zwei Tage unterwegs, bis ihn die Strömung an der Insel Loma an den Strand spülte“. „Mein armer Junge, da hast du ja ein riesen Glück gehabt!“, sagte Mutter Dissi. Und alle nickten nur zustimmend. Die nächsten Wochen waren für Philippe nicht einfach. Er war die letzten Jahre nicht zur Schule gegangen, hatte aber auf dem Schiff lesen und schreiben gelernt. Luigi, der Schiffskoch hat es ihm so nach und nach beigebracht. Das Wichtigste für einen Seemann sei Karten- und Erdkunde, schließlich müsse man wissen woher man kommt und wohin man fahren muss, wenn man an einen bestimmten Punkt hin will. „Gar nicht so dumm dein Luigi, “ sagte der Professor und fügte hinzu, „dann wollen wir doch einmal sehen was du bei ihm gelernt hast und was du noch weißt.“ Der Professor legte Philippe einen Stapel Landkarten auf den Tisch und fragte ihn zu jeder Karte was für ein Meer, Insel oder Land das wäre. Bei den einzelnen Ländern musste Philippe passen, aber in den Meeren und Inseln kannte er sich perfekt aus. Er wusste einfach alles. Es kam noch besser. Philippe ergänzte die Landkarten so, dass man theoretisch einmal rund um die Erde fahren konnte. Schon bald bemerkte der Professor, dass nicht er der Lehrer, sondern der Schüler, weil Philippe sehr gut in Kartenkunde war. Sein Wissen war ein Geschenk des Himmels. So setzte sich der Professor gleich hin und fertigte, mit Philippes Hilfe, neue Landkarten an, in denen alle Meere, Inseln, Strömungen und Untiefen aufgeführt waren. Als sie noch einmal über die Insel Loma sprachen, fiel Philippe ein was er beim ersten Besuch gesehen hatte. Er war zwar nur auf dem Schiff gewesen, konnte aber von dort aus alles sehen. Er hat damals die Insel nicht erkannt, weil sie von der anderen Seite gekommen waren und er noch nie die Insel von der Seeseite her gesehen hatte. Das ist genauso, als wenn du dein Haus plötzlich von oben sehen würdest. Damals hatte zwar gerade die Dämmerung eingesetzt, aber er sah trotzdem dass mehrere Männer, schwere Kisten in einen der Grashügel brachten. Er weiß auch noch wo es war, weil man am nächsten Morgen noch die Fußspuren dahin sehen konnte. Der Professor wurde hellhörig und fragte nach. „Was für Kisten waren das genau Philippe, denk nach?“ Und Philippe beschrieb dem Professor die Größe der Kisten und das es um die zehn Stück gewesen sind. Sie sind wohl sehr schwer gewesen, weil mehrere Männer sie tragen mussten. „Du großer Klabauter, habe sie noch gehabt eine große Puppe, muße schwer krank gewesen sein, war überall voll in Binden gewickelt“, fügte Philippe noch hinzu. Der Professor überlegte einen Moment und klärte sie über die Puppe auf. „Also das mit der Puppe ist aller Wahrscheinlichkeit nach eine Mumie“, sprach er. „Was ist eine Mumie?“, fragte Kira. Der Professor erwiderte: „Die Menschen haben früher ihre toten gewaschen und mit Salbe und Harzen eingerieben oder besser gesagt einbalsamiert. Danach haben sie den ganzen Körper mit Binden umwickelt und noch einmal mit Harz eingerieben, um die Toten für ein späteres Leben zu erhalten. So steht es im großen Buch der Ahnen das ich von meinem Vater bekommen habe. Mich würde es brennend interessieren was in den Kisten im Grashügel alles versteckt wurde. Ich glaube wir sollten dort einmal nach dem Rechten sehen.“ Am anderen Morgen ging der Professor zu den Eltern von Kikki, Kira und Philippe erklärte Molle und Dissi das sie nach Loma gehen wollten. Die Eltern waren damit einverstanden und richteten etwas zu essen, weil man erst wieder am nächsten Tag nach Hause kommen würde. „Und seit bitte vorsichtig, man weiß ja nie, “ mahnte Vater Molle. Sie packten den Proviant ein, verabschiedeten sich und gingen in Richtung Loma, während die anderen Kinder zu Lehrer Klamm und Sekretärin Asani in den Unterricht gingen.
Die Vier erreichten jetzt die Lagune der Insel, gingen dabei immer am Strand entlang. Da Philippe die Grashügel von der Seeseite her gesehen hatte, mussten die Hügel in der Nähe des Strandes sein. Gegen Mittag legte man eine Pause ein und stärkte sich mit Früchten, Körnerkraut und Nektar. Sie hatten mittlerweile über die Hälfte der Insel hinter sich gelassen, als Philippe in der Ferne drei große Grashügel sah. Er meinte so ähnlich haben sie ausgesehen, es fehlten aber ein paar Bäume die zwischen den Hügeln standen. Man hatte schon den nördlichsten Punkt der Insel hinter sich gelassen und war auf der anderen Seite der Insel angekommen. Philippe blieb plötzlich stehen und fuchtelte mit seinen Flügeln. „Ach du dicker Klabauter, da sind sie, meine Grashügel. Oh wie ich euch liebe, meine großen, dicken Grashügelchen.“ schrie er vor Freude. Alle blieben stehen und schauten sich die Grashügel mit den dazwischen liegenden Bäumen an. „Bist du dir ganz sicher, denn immerhin waren es bestimmt schon zehnmal deine großen, dicken Grashügelchen?“, fragte Professor Stutz. „Ja absolut sicher. Drei auf Steuerbord, zwei auf Backbord und dazwischen sieben Bäume – sie sind es,“ erwiderte Philippe. Und tatsächlich. Da standen die Grashügel, drei rechts, zwei links und die sieben Bäume in der Mitte. Alle Grashügel waren größer als die anderen auf der Insel. „Und welcher von den Fünfen ist es? Oder sollen wir etwa einen auslosen oder auswürfeln“, fragte Kikki ungeduldig, schließlich hatte Philippe bestimmt zehnmal zu früh gejubelt. „Ich bin mir absolute sicher, der ist es,“ sprach Philippe und deutete auf den mittleren Grashügel einer dreier Formation. Das ist er also, der geheimnisvolle Grashügel dachte sich der Professor. Sie entledigten sich ihrer Taschen und gingen gemeinsam auf den Grashügel zu. Er war richtig groß, im Gegensatz zu denen welche sie im Hügeldorf hatten. „Jetzt musst du uns nur noch den Eingang zeigen, dann wäre alles perfekt“, keuchte Kira, die etwas außer Atem war. „Von Eingang habe ich nichts gesagt, nur von Grashügel. Für was habe iche euch ihr Schlaumeier, oder muße ich alles alleine machen?“, fragte Philippe. „Kinder - Silentium triste.“ (Ist Latein und bedeutet so viel wie ganz ruhig) beruhigte der Professor die Gemüter und sprach weiter: „Wir haben bis hierher gefunden, dann werden wir den Rest auch noch schaffen. Das wäre ja gelacht, wenn wir den Eingang nicht finden würden.“ Alle nickten übereinstimmend und gingen suchend um den Grashügel herum. Auch nach der fünften Umgehung fanden sie keinen Eingang. Es war wie verhext, es gab keinen Hinweis für eine Tür oder sonst etwas. Der Grashügel wollte wohl sein verborgenes Geheimnis für sich behalten. „Also gut, gehen wir die Sache wissenschaftlich an. Wir haben fünf Sinne, also gebrauchen wir sie auch. Welche sind das?“, fragte der Professor Kikki. „Sehen, riechen, schmecken, tasten und hören,“ sprach Kikki. „Genau so ist es,“ sagte der Professor und erläuterte weiter: „Gesehen haben wir bis jetzt nichts. Riechen werden wir den Eingang genauso wenig wie schmecken. So bleibt nur noch tasten und hören übrig.“ Der Professor zeigte auf die Bäume und ließ vier lange, starke Äste abbrechen die vorne angespitzt wurden. Dann erklärte seinen Plan: „Wir stellen uns in einem Abstand von einem Meter nebeneinander. Dann bohren wir die Äste in den Boden und bewegen uns langsam um den Grashügel herum, bis wir wieder am Anfang sind. Dann versetzen wir die Suche um einige Meter nach oben, bis wir wieder am Anfang sind usw.“ Sie fingen an mit den Ästen in den weichen Sandboden zu stochern und klopften ihn dabei auch ab. Meter um Meter wurde der Boden um den Grashügel durchsucht. Dann kam der zweite Abschnitt dran. Der war jetzt nicht mehr um den Grashügel herum, sondern schon auf der schrägen Seite des Hügels. Nach wenigen Metern klang es bei Kira ganz hohl beim reinstecken des Astes in den Boden. Alle blieben stehen. Kira stach noch mal zu. Dong, Dong. Wieder hörte man das hohle Geräusch von Metall. Kein Zweifel hier war etwas, was von Natur aus hier nicht sein sollte. Sie legten die Äste beiseite und fingen an zu graben. Nach ein paar Minuten hatten sie den Eingang freigelegt. Es war eine zwei Mal zwei Meter große Metallplatte mit zwei Griffen. Sie schoben diese bei Seite und eine Steintreppe kam zum Vorschein. Jetzt wurde ihnen klar, dass sie den Eingang gefunden hatten. Es war ein tolles Gefühl was die vier überkam. Selbst der Professor war stolz darauf es geschafft zu haben. Sie gingen vorsichtig die zwölf Stufen herunter. Es wurde immer dunkler, je weiter sie in die Höhle kamen. Philippe bemerkte als erster das an der Wand eine Petroleumlampe hing. Er kannte sie vom Schiff und wie man sie anmachte. Der Professor staunte nicht schlecht, als Philippe die Lampe mit dem Feuerzeug entzündete. „Was ist das denn?“, fragte er ihn. Und Philippe erklärte ihm das Feuerzeug, welches auch mit Petroleum brannte, wie die Lampe. Luigi hat es ihm geschenkt und ihm gesagt er solle es wie das Messer mit dem Dosenöffner immer bei sich tragen. Man weiß ja nie wann man eines von ihnen braucht. Wie man sieht hatte Luigi wieder einmal recht gehabt. So langsam wurde Luigi, dem Professor sympathisch. Philippe leuchtete jetzt in den doch recht großen Raum. In einer Ecke sahen sie noch mehr Lampen stehen und jeder nahm eine und zündete sie an. Es war beeindruckend was sie da sahen. Die ganze Höhle war voll mit Kisten, Fässer, Flaschen, Truhen und sonstigen Dingen. Ganz vorne aber standen die Kisten, welche Philippe bei ihrem letzten Halt an der Insel gesehen hatte. „Da sind sie“, sagte Philippe und zeigte auf die Kisten. Kikki nahm eine Eisenstange und wuchtete den Deckel von der Kiste. Im Licht der Lampe sahen sie jetzt mehrere Steinplatten, auf denen etwas geschrieben oder gezeichnet war. Kira meinte: „Ist ja alles kaputt und so was heben die auf.“ „Kira, das ist nicht kaputt, sondern nur auseinandergenommen worden, um es besser transportieren zu können, “ entgegnete ihr der Professor und sagte weiter: „Es sind Artefakte, also Überbleibsel aus der Vergangenheit, die müssen nur wieder zusammen gesetzt werden.“ „Ach ja und wie gehören sie wieder zusammen, wo doch keiner weiß wie es vorher ausgesehen hat?“, fragte Kikki. Professor Stutz belehrte dann: „Das ist nichts anderes, als wenn ihr ein Puzzle löst. Man fängt an den Ecken an und arbeitet sich dann nach innen.“ Die Drei waren zwar skeptisch ob das so funktioniert wie er es beschrieben hat, wollten aber keine Drückeberger sein, die sofort Aufgaben wenn es etwas schwierig wurde. Gemeinsam schafften sie die Platten aus dem Versteck und legten alle Teile nebeneinander. Schnell hatte man die vier Ecken gefunden und sie legten sie auf der anderen Seite an ihre Positionen. Dann suchten sie alle Teile heraus, die eine gerade Kante hatten und fügten sie an der richtigen Stelle ein. Nach und nach erkannte man den Umriss des Artefakts. Es war etwa zwei Meter hoch und vier Meter breit. Jetzt hatte man nur noch die vier Innenecken als Anhaltspunkt, wie es weiter gehen könnte. Der Professor schaute sich die Tafeln etwas näher an und sah, dass da etwas geschrieben war. Es war eine alte Schrift die er schon lange nicht mehr gelesen hatte – Altschnäbisch. Vor circa 100 Jahren beschloss man eine Schul- und Schreibreform. Damals ersetzte man die Schrift Altschnäbisch durch die moderne einfachere Samoni. Dadurch halbierten sie auch die Schuljahre von damals fünfzehn auf heutige acht Jahre. Zwar gehen anschließend die Jungschnäbler immer noch zur Schule, ist aber freiwillig und nur einmal pro Woche. Mit der Lupe erkannte er einige Wörter die aber noch keinen Zusammenhang ergaben. „Da steht „am See werdet“ und darunter „verloren sein“ und dort „Geschichte der“ und darunter „Maske des“ ergibt noch keinen Sinn,“ meinte der Professor. Er fügte hinzu, dass er alle Teile mit Schrift erst einmal entziffern müsse, um so einen aneinanderhängenden Satz oder Aussage zu erhalten. Nun schaute sich Philippe die Zeichnungen, oder besser gesagt die Teile davon, etwas genauer an. Es sah so aus, als würde es sich um einen Teil einer Landkarte handeln, erkannte aber nicht welches Gebiet es war. „Wenn iche die Landkarten aus der Schule hätte, könnte iche das Gebiet finden wase darauf ist“, meinte Philippe. Und der Professor fügte hinzu, dass er das große Altschnäbischbuch auch gut gebrauchen könnte. Sie waren sich einig - man müsse noch einmal ins Dorf zurück um die Karten und das Buch zu holen. Da es aber schon anfing zu dämmern, wollten sie erst am Morgen zurückgehen. Sie beschlossen im Hügel zu übernachten, weil es nach Regen aussah. Sie richteten es sich im Hügel ein, denn Platz war ja jetzt genug, weil die Kisten draußen waren. Sie hatten das richtige getan, denn die Nacht war recht ungemütlich. Neben heftigem Wind, fing es auch noch an wie aus Kübeln zu regnen. Im Hügel selbst spürte man davon nichts, weil sie den Eingang mit der Platte wieder verschlossen hatten. Obwohl es in der Nacht richtig viel geregnet hatte, sah man kaum etwas davon. Der Wind hatte alles weitgehend wieder getrocknet. Nur die Holzkisten waren innen noch etwas feucht. Als die Vier wieder nach draußen gingen, trauten sie ihren Augen nicht. Da wo gestern noch alte, fast schwarze Steinplatten lagen, liegen jetzt Tipp Top saubere, silbern glänzende Metallplatten. Der Regen hat den Schmutz abgespült und der Sturm hat mit dem feinen Sand den Rest getan. Der Professor prüfte eine der Platten, konnte aber nicht sagen was für ein Metall es war. Er wird noch, zur weiteren Untersuchung, ein paar Chemikalien mitbringen. „Ich glaube wenn Kira und ich zurückgehen reicht es vollkommen. Ihr zwei könnt in der Zwischenzeit schon einmal alles aus dem Hügel ausräumen und sortieren“, sprach der Professor und machte sich mit Kira auf den Weg. Da man jetzt wusste wo das Versteck war, würde man bis zum Abend locker zurück sein. Philippe und Kikki begannen damit das Versteck auszuräumen. Sie staunten, was da alles gehortet war. Alleine um die einhundert Flaschen mit verschiedenen Inhalten brachten sie nach draußen. Fast genauso viele Kisten und Truhen waren es. Es war eine Menge Arbeit alles auszuräumen. Am späten Nachmittag waren sie fertig damit. Philippe spürte dass viele - Treppen rauf und runter laufen. Auf dem Schiff war er ja immer auf dem Oberdeck gewesen und da gab es keine Treppen. Müde setzte er sich auf eines der Fässer und trank ein wenig Nektar und aß ein paar Körner. Kikki hingegen war voller Neugierde, wollte unbedingt wissen was alles in den Kisten ist. „Wunderfitz verlass mich nicht und iche bleib dir ewig treu, typisch Mädchen. Immer wollt ihr alles wissen, “ sagte Philippe schmunzelnd zu Kikki. „Ach dich interessiert es nicht, was alles in den Kisten ist?“, fragte Kikki zurück. „Nein, ich weiß es schon, schließlich habe ich gesehen wase sie da eingepackt haben“, spottete Philippe. Kikki öffnete eine Kiste und holte einen Sextanten und ein Fernrohr heraus und hielt es im hin mit der Frage: „Was ist das?“ Philippe lächelte und antwortete ganz lässig: „Das eine ist ein Fernrohr, mit dem kann man ganz weit sehen. Schau durch dann siehst du es selbst. Das andere ist ein Sextant. Damit kann man immer feststellen wo man auf dem Meer ist. Oder glaubst du auf dem Meer stehen Schilder wie nach Simbara noch 450 Seemeilen oder Simbisches Meer rechts abbiegen?“ Kikki war beeindruckt über das Wissen von Philippe. Sie schaute durch das Fernrohr und erschrak, als sie ihn plötzlich klein und ganz weit weg sah. Philippe nahm ihr das Fernrohr aus der Hand und drehte es herum. Er erklärte es ihr, wie man es einstellte und schaute dabei in die Richtung in die Kira und der Professor gegangen waren. Kira und der Professor kamen im Dorf an und gingen gleich zu Dissi und Molle. Der Professor unterrichtete beide über alles und meinte zu Molle: „Wir sollten die Tafeln und den anderen Rest des Versteckes hierher bringen. Falls die Räuber oder Piraten doch noch einmal zurückkämen und alles wieder mitnehmen würden, wäre es für immer verloren. Ich muss alles noch genau untersuchen, vor allem das Artefakt. Es scheint mir so, als wäre es für uns sehr wichtig.“ Molle hörte genau zu und meinte, dass der Grashügel 68 gerade fertig geworden ist und dort genug Platz dafür wäre die Sachen einzulagern. Im Hügeldorf gab es keine Straßen, jeder bewohnte Grashügel hatte einfach eine Nummer. Sie gingen zu Grashügel 68 und schauten ihn sich an. Er war richtig groß und hatte sogar zwei Nebenhügel. Er war Ideal um alles einzulagern. Molle und Dissi gingen zu den restlichen Familien und unterrichteten sie über den Fund im Versteck und organisierten jede Menge Freiwillige zum Tragen. Der Professor besprach derweil mit Lehrer Klamm und Sekretärin Asani den Lehrplan und das Kikki, Kira und Philippe den Rest der Woche mit auf der Expedition seien. Der Professor ahnte noch nicht, dass es viel länger gehen würde, auch nicht welche Abenteuer sie noch erwarten sollte. Als alles organisiert und Buch, Karten und Chemikalien eingepackt waren, gingen sie wieder zurück zur Insel, wo Philippe und Kikki auf sie warteten. Als erstes testete der Professor aus welchem Metall das Artefakt war. Nach einigen versuchen stand fest das es Aluminium war. Ein Metall das er nicht kannte, aber er würde schon herausbekommen wie es hergestellt wird. Wie es aussah ist es witterungsbeständig und recht leicht. Nun beschäftigte er sich mit den Schriftzeichen in Altschnäbisch, während die Schnäbler die Kisten auspackten. Er fertigte einen Plan an, in dem er alle Teile nummerierte und aufschrieb was darauf geschrieben stand. Kira schrie auf einmal laut auf! „Was ist das denn?“, fragte sie und die anderen. Entsetzt wichen sie zurück, als aus einer Kiste ein Kopf von einem Tier herausschaute. „Lebt es noch, oder ist es schon tot?“, fragte Kikki mit leiser Stimme. Philippe fing an laut zu lachen. „Du Landratte, das ist doch nur ein Hirschgeweih. Wenn der noch leben würde, müsstest du aber ganz fix laufen, dass er dich nicht aufspießt mit seinem Geweih. Und wenn er dich hat, zieht er dir alle Federn…..“ Weiter kam er nicht, weil ihn der Professor unterbrach: „Es ist gut jetzt Philippe, erschrecke doch deine Schwestern nicht so mit deinem Seemannsgarn. Das Tier ist tatsächlich ein Hirsch, ein großes Exemplar sogar, aber es ist wie wir Vegetarier.“ Philippe war es gar nicht Recht, dass er die zwei nicht noch ein bisschen länger Ärgern konnte. Die beiden Schwestern drehten sich jetzt um und gingen böse schauend auf Philippe zu und fragten: „ Wie heißt das, na?“ Und noch mal - etwas lauter und bestimmter: „Wie heißt das?“ „Enschuldigunge, ware nicht so gemeint“, erwiderte Philippe kleinlaut. „Geht doch“, meinte der Professor und fügte hinzu das man doch weiter auspacken solle. So langsam wurde es richtig voll vor dem Grashügel. Damit man überhaupt noch laufen konnte, mussten sie auf der anderen Seite des zweiten Grashügels weiter auspacken. Die Flaschen wurden immer mehr. Sie waren teilweise in Körbe verpackt, andere hatten Schlaufen herumgebunden. In allen möglichen Farben und Verschlüssen, sowie in verschiedenen Größen standen sie da. Sortiert nach der Größe, die kleinsten zuerst bis hin zur größten Korbflasche. Alle waren mit Etiketten beschriftet. Philippe las laut vor: „Rotwein 1895 Frankreich, Olivenöl Spanien, Weißwein 1915 Deutschland, Meersalz Ägypten, Pfeffer Indien, Tinte Blau, Tinte Rot.“ usw. Dann fing Kira an die Etiketten von den Kisten vorzulesen: „Reis Japan, Mehl Holland, Weizen Italien, Bohnen Amerika, Hirse China,“ usw. Philippe nahm sich die Werkzeugkiste vor und fing an aufzuzählen: „Hammer, Zange, Schraubendreher, Schraubenschlüssel, Bohrer,“ usw. Es kamen noch viele andere Dinge zu Vorschein, die ihnen später noch einmal sehr nützlich sein würden. Man hatte gerade die meisten Stücke erfasst, da kamen auch schon die freiwilligen aus dem Dorf. Sie hatten Taschen, Rucksäcke und andere Behältnisse mitgebracht um alles leichter tragen zu können. Irgendwie sah es aus, als ob eine Karawane durch die Insel zog. Jeder nahm so viel wie er tragen konnte oder wollte. So langsam aber sicher lichtete sich der Platz vor den Grashügeln. Zum Schluss war nur noch das Artefakt übrig, insgesamt fünfzig Teile. Nach der Nummerierung und der Fertigung der Skizzen, konnten jetzt auch sie abtransportiert werden. Die vier gingen ein letztes Mal die zwölf Stufen herunter und vergewisserten sich, dass alles was sie gebrauchen konnten wirklich abtransportiert war. Es lagen nur noch einige Felle von Tieren da, sowie zwei Betten und anderes Mobiliar. Nur eine Lampe, frisch gefüllt mit Petroleum, stand einsam in der Mitte des großen Raumes. Sie gingen alle hoch und verschlossen den Grashügel wieder mit der Metallplatte und bedeckten diese mit Sand und Graswurzeln. Alles sah wieder so aus wie vorher. Als sie schon Richtung Heimat gingen fragte Kikki den Professor nachdenklich: „ Durften wir denn überhaupt das alles mitnehmen, schließlich gehörte es uns doch gar nicht. Haben wir jetzt unrecht getan und alles ist jetzt gestohlen?“ Der Professor erklärte ihr und den anderen den rechtlichen Sachverhalt. „ Erstens lagen die Sachen auf dem Grund und Boden der Schnabelvögel, also auf unserem Land. Da alles was auf und unter dem Land liegt, der Allgemeinheit von Simbara gehört, ist es Eigentum von Simbara. Zweitens ist es auch sonst rechtens, weil die Sachen ja quasi an den letzten Überlebenden der PANDORA, also Philippe, alles vererbt wurde, weil er ein Teil der Besatzung war. So steht es in unseren Gesetzen, oder glaubt ihr, ich würde gegen das Gesetz verstoßen?“ Sie schüttelten alle den Kopf und machten sich weiter auf den Heimweg.
Sechs Wochen sind nun vergangen, seit man hier in Grashügel 68 alles eingelagert hatte. Es war sauber und ordentlich in Regale verstaut. Erst jetzt sah man, wie viel man aus Loma mitgenommen hatte. Eine Inventarliste gab es mittlerweile auch. Sie sah aus wie eine große Einkaufsliste. Das Wichtigste von allem war aber in einem separaten Raum, auf dem Fußboden, zusammengelegt worden. Das Artefakt. Der Professor hat mit Hilfe von Philippe, das Rätsel gelöst. Es war nicht einfach, aber sie hatten es geschafft. Auf dem zwei Meter breiten und vier Meter langen Bild war eine große Landkarte, mit eingefügten Positionen und darunter einen Text in Altschnäbisch. Die Karte zeigte Simbara mit der Insel Loma und dem Katama See, sowie dem Tumba Gebirge und das Waldland. Darüber hinaus zeigte es aber auch noch Gebiete an, welche rechts und links des Tumba Gebirges lagen. Da stand aber auch Simbara darauf, als wenn alles zusammen gehören würde. Auch das Grasland war eingezeichnet, mit seinen kleinen Grashügeln im Süden, und den größeren Grashügeln in Norden - an der Küste. Alles schön und gut. Aber was Philippe und der Professor nicht verstanden waren die sechs Kreise, die mit Nummern von eins bis sechs versehen waren. Sie sind über ganz Simbara verstreut. Beim besten Willen konnte man sich keinen Reim darauf machen, was die Kreise mit den Nummern zu bedeuten hatten. „Wir sollten erst einmal den Text übersetzen, vielleicht ergibt sich daraus dann einen Hinweis oder eine Antwort,“ sprach der Professor zu Philippe. Und beide gingen an die Arbeit. Der Professor mit seinem Altschnäbisch Buch und Philippe mit seinen Landkarten. Immer wenn einer der beiden was gefunden hatte schrieb er es auf ein Stück Papier und legte es an die Stelle zu der es gehörte. Im Laufe der Zeit war die ganze Tafel mit kleinen Zetteln übersät. „So“, sagte der Professor, „wollen doch einmal sehen was da alles steht.“
In Loma wurde ich geboren und vergraben
Am See in den Fluten will ich euch haben
Nach den drei kleinen Hügeln im Lande müsst ihr schauen
Und in den Wald tief euch hauen
Im großen Sand an der Küste
Liegt der Schlüssel der Geschichte
Alles endet im Gebirge groß und klein
Es nicht findet, werdet ihr verloren sein
Alles gesammelte müsst ihr wiegen schon
Und setzt alles dann mit Maske dessen auf euren Thron