Tatort Berlin - Projekt Grüner Winkel - Benjamin Webster - E-Book

Tatort Berlin - Projekt Grüner Winkel E-Book

Benjamin Webster

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Beschreibung

Das Verbrechen ist so alt wie die Menschheit. Schon im Paradies, wurde ganz profan geklaut. Danach hat Kain, seinen Bruder Abel erschlagen und so weiter. Und Verbrechen sind sehr vielfältig. Es reicht von der einfachen Lüge, oder Diebstahl. Bis hin zum Raub, Erpressung, Körperverletzung und Totschlag. Aber das schändlichste aller Verbrechen ist wohl ein Mord. Mord setzt immer Heimtücke voraus, so dass das Opfer fast keine Chance hat den Angriff zu überleben. Aber warum wird gemordet? Auch hier gibt es eine ganze Palette von Gründen, die die Kriminalpolizei in mühevoller Kleinarbeit herausfinden muss. Motiv nennt man das. Auch da gibt es viele Motive, wie zum Beispiel Habgier, Eifersucht, Verdeckung einer Straftat, Neid oder verletzte Gefühle. Und es ist nicht immer einfach, gleich das richtige Motiv zu finden. Oft gibt es keine Zeugen oder Hinweise auf ein Motiv. Und so ergeht es auch den Kommissaren, von der Berliner Mordkommission K1. Mehrere Morde sind innerhalb kurzer Zeit geschehen und manche wurden zuerst als Selbstmord klassifiziert. Aber die Kommissare Klaus Wagner und Hans Kramer, führt man nicht so schnell hinters Licht. In mühevoller Kleinarbeit und Zusammenarbeit mit der SpuSi und KTU, gelingt es ihnen den angeblichen Selbstmord als Mord zu entlarven. Nur bei anfänglich zwei Morden, stoßen sie an ihre Grenzen. Alle Verdächtige besitzen ein Alibi und zum Schluss stehen sie ohne einen handfesten Hinweis da. Sie müssen wieder von vorne anfangen. Lediglich eine ominöse RIFISH Ltd bleibt noch übrig. Ist sie der Ursprung aller Morde, oder ist es eine ganz harmlose Firma die einfach nur Steuern sparen will?

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 Tatort Berlin – Projekt „Grüner Winkel“.

2. Fall des K1 Berlin

Vorwort

Das Verbrechen ist so alt wie die Menschheit. Schon im Paradies, wurde ganz profan geklaut. Danach hat Kain, seinen Bruder Abel erschlagen und so weiter. Und Verbrechen sind sehr vielfältig. Es reicht von der einfachen Lüge, oder Diebstahl. Bis hin zum Raub, Erpressung, Körperverletzung und Totschlag. Aber das schändlichste aller Verbrechen ist wohl ein Mord. Mord setzt immer Heimtücke voraus, so dass das Opfer fast keine Chance hat den Angriff zu überleben. Aber warum wird gemordet? Auch hier gibt es eine ganze Palette von Gründen, die die Kriminalpolizei in mühevoller Kleinarbeit herausfinden muss. Motiv nennt man das. Auch da gibt es viele Motive, wie zum Beispiel Habgier, Eifersucht, Verdeckung einer Straftat, Neid oder verletzte Gefühle. Und es ist nicht immer einfach, gleich das richtige Motiv zu finden. Oft gibt es keine Zeugen oder Hinweise auf ein Motiv. Und so ergeht es auch den Kommissaren, von der Berliner Mordkommission K1. Mehrere Morde sind innerhalb kurzer Zeit geschehen und manche wurden zuerst als Selbstmord klassifiziert. Aber die Kommissare Klaus Wagner und Hans Kramer, führt man nicht so schnell hinters Licht. In mühevoller Kleinarbeit und Zusammenarbeit mit der SpuSi und KTU, gelingt es ihnen den angeblichen Selbstmord als Mord zu entlarven. Nur bei anfänglich zwei Morden, stoßen sie an ihre Grenzen. Alle Verdächtige besitzen ein Alibi und zum Schluss stehen sie ohne einen handfesten Hinweis da. Sie müssen wieder von vorne anfangen. Lediglich eine ominöse RIFISH Ltd bleibt noch übrig. Ist sie der Ursprung aller Morde, oder ist es eine ganz harmlose Firma die einfach nur Steuern sparen will? Oder ist ein Soziopath unterwegs, der aus purer Lust mordet. Nach und nach finden sie Verknüpfungen. Doch es geschehen weitere Morde. Ein Aktionskreis „Güner Winkel“ kündigt weitere Verbrechen an, wenn man bestimmte Aktivitäten nicht einstellen wird. Einige Banker, der Bürgermeister und ein Baudezernent fürchten sogar um ihr Leben. Auch der Prokurist einer Baufirma gerät ins Visier und wird massiv bedroht. Hat dieser Aktionskreis tatsächlich etwas mit den Morden zu tun, oder ist alles ganz anders. Lassen sie sich gut unterhalten und passen sie auf, denn nicht immer ist so einfach, wie es scheint. Ich wünsche ihnen wie immer ein spannendes Lesevergnügen

Ihr Autor Benjamin Webster

Kapitel 1 – Ältere Dame mit Hund

Der Regen prasselte unaufhörlich an die Scheiben in Hans Kramers Wohnung. Frustriert schaute er zum Fenster heraus und meinte zu seiner Verlobten, Linda Hoffmann: „So ein Scheißwetter. In den letzten vier Wochen schien nur die Sonne und kaum das wir wieder zurück sind, regnet es unaufhörlich.“ Linda schmiegte sich an ihn und antwortete: „Dann muss doch etwas Wahres dran sein an dem Sprichwort, wenn Engel reisen, lacht der Himmel.“ Hans drückte sie an sich und meinte: „Dann komm mein Engel, machen wir das Beste daraus.“ Sie fragte ihn erwartungsvoll: „Und, an was dachtest du da, mein Schatz?“ Dabei griff sie ihm mit einer Hand in seinen Schritt. Hans: „Das kann warten, die Steuer leider nicht. Wenn wir beide schnell die Spesenabrechnung und die Vorsteuer ausfüllen, sind wir in zwei Stunden fertig. Danach stehe ich dir wie immer voll zur Verfügung, mein Täubchen.“ Linda antwortete etwas enttäuscht: „So, die Steuer ist dir also wichtiger als ich. Ich wüsste da etwas, das wesentlich feuchter ist, wie die trockene Steueranmeldung.“ Hans: „Dann wird das eine verdammt teurere Nummer werden. Wenn die Steuererklärung nicht heute Abend beim Finanzamt ist, kostet das mich bestimmt wieder 250.- Euro Säumniszuschlag. Darf ich das von deinem Gehalt abziehen?“ Linda stieß ihn sanft von sich weg und meinte: „Unterstehe dich. Aber beschwere dich heute Nacht nicht, wenn ich vor lauter Rechnen Kopfschmerzen bekomme.“ Hans: „Das muss ich eben in Kauf nehmen. Aber ich kann dich beruhigen, wir haben genug Aspirin im Haus, damit gehen die Kopfschmerzen ganz schnell wieder weg. Am besten du nimmst jetzt schon eine, so rein prophylaktisch.“ Linda: „Du bist ein Scheusal. Ein liebender Mann würde mich jetzt in den Arm nehmen und mich mit Küssen bedecken, um mir seine Liebe zu zeigen.“ Hans sah auf die Uhr und erwiderte: „Eine liebende Assistentin, würde sofort aufspringen und über die Belege herfallen, nur um ihren geliebten Chef zu entlasten. Und eine liebende Verlobte, würde alles für ihre Zukunft tun, damit der Traum eines Eigenheims bald wahr wird. Im Übrigen, arbeiten wir, soviel ich weiß bis 17:00 Uhr. Also, noch drei Stunden Zeit die Steuern fristgemäß einzureichen.“ Linda kniff die Augen zusammen, sah ihn schräg von der Seite aus an und antwortete scharf: „Jawohl Boss! Ich werde jetzt die Belege erfassen und möchte nicht dabei gestört werden.“ Provokant lief sie in Modelmanier, so richtig sexy, mit dem Hintern wackelnd, zu ihrem Schreibtisch und setzte sich. Hans: „Geht doch, Süße.“ Linda: „Herr Kramer, ich muss doch bitten. Für sie immer noch, Frau Hoffmann.“ Dicke Luft! Hans nahm es sportlich und erledigte seinen Teil der Steuerklärung, bis Linda knapp zwei Stunden später zu ihm kam und die fertige Belegerfassung auf seinen Schreibtisch legte. Linda: „Hier, wie gewünscht die Unterlagen. Die Rückerstattung der Umsatzsteuer beträgt 1280,23 Euro. Haben sie sonst noch einen Wunsch, oder kann ich jetzt Feierabend machen?“ Hans: „Für heute sind wir fertig. Ich übertrage die Zahlen nur noch in das Elster Formular und dann ist Feierabend.“ Linda: „Gut, dann kann ich noch meine Wäsche waschen und bügeln. In zwei Stunden steht ihnen die Waschmaschine für ihre Wäsche zur Verfügung.“ Hans stand auf und versuchte sie zu umarmen. Linda wehrte sich und sagte zu ihm: „Herr Kramer, ich möchte sie darauf hinweisen, dass dies eine sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz ist. Unterlassen sie das bitte.“ Hans ließ von ihr ab und antwortete: „Wie Frau Hoffmann wünscht. Ach ja, eine Kleinigkeit hätte ich da noch für sie zu erledigen. Schalten sie bitte noch eine Kleinanzeige beim Berliner Morgen für Samstag und Mittwoch. Text: Suche attraktive Assistentin/Sekretärin für diverse Arbeiten in einer Detektei. Sie sollten frei und ungebunden sein, da öfters Auslandseinsätze anstehen. Ein familiäres Betriebsklima und gute Bezahlung, gehören bei uns zum Standard. Einstellung sofort. Haben sie das, Frau Hoffmann? Bitte lesen sie mir den Text noch einmal vor.“ Linda las vor: „Chef spielt mit seiner Beziehung. Seine Tipse kündigt Vertragsgemäß zum Ende des Quartals. Macho.“ Hans sprang auf und tat entrüstet: „Aber Frau Hoffmann, das können sie doch nicht tun. Ohne sie kann ich den Laden dicht machen. Sie sind doch die Seele des Betriebs, ohne sie läuft doch gar nichts. Ich bin zutiefst betroffen.“ Er lief auf sie zu und nahm sie in den Arm. Zuerst sträubte sich Linda dagegen, aber nach einer Weile ließ sie ihn gewähren. Sie sagte zu ihm: „Tue das nie wieder, sonst kündige ich wirklich.“ Hans: „Es war doch nur ein Joke, ich wollte dich doch nur ein wenig ärgern, sonst nichts. Was hältst du davon, wenn wir wieder einmal zu Jupp ins „Scharfe Eck“ gehen?“ Linda: „Geht nicht, ich muss noch Wäsche waschen, weil ich nichts mehr Sauberes zum anzuziehen habe. Ich kann ja schließlich nicht nackt herumlaufen.“ Hans: „Eine verlockende Vorstellung.“ Linda: „Das löst aber nicht mein Problem. Ich muss wirklich waschen, es sei denn, du gehst mit mir jetzt shoppen.“ Hans: „Oh, oh, das hört sich nicht gut an. Da wäre mir nackt lieber.“ Linda: „Ja, so sind die Männer eben. Die Frau soll gut aussehen, aber wenn es ums bezahlen geht, dann kneifen sie.“ Hans: „OK, meine Süße. Eine Hose, eine Jacke und ein Oberteil. Keine Schuhe, keine Tasche oder sonstigen Schnickschnack. Deal?“ Linda willigte sofort ein und meinte: „Ich hole nur noch einen Regenschirm, dann können wir los.“ Warum Linda nichts mehr zum anziehen hatte, ist ganz schnell erklärt. Ihr letzter Job führte sie durch drei Staaten. Im Rahmen einer Erbenermittlung, hatten sie es in Österreich, der Schweiz und in Frankreich zu tun. Fast ganze vier Wochen waren sie unterwegs, bis sie den Erben eines Millionen Vermögens ausfindig gemacht hatten. Dies hatte zur Folge, dass sie nur noch Schmutzwäsche mit nach Hause brachten und die erst einmal gewaschen und gebügelt werden musste. Man lebte praktisch nur aus dem Koffer. Ganze 16.000 Kilometer legten sie auf Autobahnen und in Flugzeugen zurück, bis sie endlich den jungen Mann gefunden hatten, der nun keine Geldsorgen mehr hatte. Die Detektei Kramer war wieder einmal erfolgreich und um einige Tausend Euro reicher.

Die rüstige 81 jährige Theresa von Brahmstett sah aus dem Fenster und sagte zu ihrem Hund: „Ja Strolch, da müssen wir durch. Aber du weißt doch, es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung. Und weil es regnet, ziehe ich dir jetzt dein neues Regencape an. Du wirst ganz entzückend darin aussehen.“ Sie nahm ihren Hund Strolch in den Arm und streichelte ihn. Eine Stimme aus dem Hintergrund sagte: „Muss das sein Mutter? Kannst du nicht einmal auf den Spaziergang verzichten? Es schüttet in Kübeln und das ist für dein Alter nicht gerade gesund. Übrigens auch nicht für Strolch, immerhin ist er auch schon 12 Jahre alt.“ Theresa: „Über meine Gesundheit musst du dir keine Sorgen machen, ich bin kerngesund. Frag deinen Bruder, der hat mich erst vor drei Tagen untersucht. Stimmt es, Arno?“ Der antwortete: „Das kann ich nur bestätigen, Bruderherz. Wenn sie weiter so gesund lebt, wird sie uns beide noch überleben.“ Gunther sah ihn und meinte trocken: „Sehr witzig. Ich mach mir eben Sorgen um sie und das ist doch wohl noch erlaubt.“ Arno: „Warum auf einmal deine Fürsorge, Gunther? Brauchst du wieder einmal Geld von Mutter?“ Gunther: „Das geht dich gar nichts an. Kümmere dich lieber um deine Probleme, dann hast genug zu tun.“ Theresa rief laut: „Schluss jetzt, ihr Kampfhähne. Ihr benehmt euch wie zwei Idioten. So etwas habe ich unter großen Schmerzen geboren und unter Entbehrungen groß gezogen. Noch bin ich Herr meiner Sinne und entscheide selbst was gut für mich ist.“ Sie ließ die beiden im Wohnzimmer stehen und nahm Strolch mit in die Diele. Dort zog sie ihm das Regencape über und leinte ihn an. Sie selbst legte die gelbe Öljacke und Gummistiefel an. Wortlos verließ sie die Villa. Arno: „Musste das jetzt sein?“ Gunther: „Wer hat denn damit angefangen?“ Arno: „Wie viel?“ Gunther: „Was wie viel?“ Arno: „Wie viel soll dir Mutter dieses Mal vorschießen? 100.000, 200.000 Euro oder mehr? Was für eine Bruchbude hast du dieses Mal überteuert gekauft? Merkst du nicht, dass du keine Ahnung von deinem Job hast? Ich werde nicht zulassen, dass du Mutters Geld auch noch in den Sand setzt, wie du es mit Vaters Erbe getan hast. Warum arbeitest du nicht wieder in deinem alten Job als Architekt? Dort hättest du ein geregeltes und sicheres Einkommen und würdest nicht sinnlos Geld verbrennen, mit unnützen Bauvorhaben und alten Bruchbuden, die nachher keiner haben möchte.“ Gunther: „Hast du noch weitere, so tolle Vorschläge? Du weißt genau, dass mich in meinem Alter kein Büro mehr einstellt.“ Arno: „Wenn man sich einkauft bestimmt. Steck deine restliche Kohle in ein eigenes Architekturbüro, oder kaufe dich irgendwo ein. Das ist auf alle Fälle sinnvoller, als Schrottimmobilien zu verkaufen.“ Gunther: „Ach lass mich doch in Ruhe. Kümmere dich lieber um deine Patienten, denen kannst du Ratschläge erteilen. Kann ja nicht jeder Titten und Ärsche modifizieren. Oh, ich vergaß, es läuft ja im Augenblick nicht so toll bei dir. Wie viel Klagen hast du noch einmal an der Backe?“ Arno: „Ich habe es dir schon einmal erklärt, dass ich von der Staatsanwaltschaft, vollständig rehabilitiert wurde. Mich trifft keine Schuld daran, dass die Implantate nicht einwandfrei waren. Ich musste mich darauf verlassen, dass die Brustimplantate ordnungsgemäß sind. Die Klink ganz alleine war Schuld. Und nun möchte ich dieses Thema beenden. Ich habe alles gesagt.“ Gunther: „Und warum arbeitest du noch in diesem Schweineladen?“ Arno: „Weil ich einen gültigen Arbeitsvertrag habe und keine Lust dazu verspüre, der Klinik Schadensersatz zu bezahlen. In drei Wochen fange ich in der Paracelsius Klink an, dann hat der Spuk endlich ein Ende.“ Die beiden Brüder verstanden sich nicht gut miteinander. Seit ihr Vater vor fünf Jahren an Krebs gestorben ist, verschlimmerte sich die Lage noch mehr. Während Arno sich als Arzt nieder ließ und später in die Schönheitschirurgie wechselte, versuchte sich Gunther als freier Immobilienmakler. Aber schon nach zwei Jahren, kam er in finanzielle Schwierigkeiten und seine Mutter musste aushelfen. Und so erging es ihm immer wieder. Insgesamt hatte er schon fast eine Million Euro in den Sand gesetzt. Arno ärgerte das natürlich mächtig, denn schließlich schmälert jede Summe sein Erbe, falls Mutter einmal das Zeitliche segnen würde. Deshalb wollte er auch noch einmal mit seiner Mutter darüber sprechen. Nach einer Stunde kam Theresa wieder zurück. Strolch, war trotz des Regencaps, völlig durchnässt und schüttelte erst einmal kräftig das Wasser aus seinem Fell. Theresa nahm ihn auf den Arm und ging mit ihm ins Bad, um Strolch trocken zu föhnen. Zwanzig Minuten später setze sie sich ins Wohnzimmer und sagte zu Arno: „Schenkst du mir bitte einen Cognac ein? Ich brauche jetzt etwas das mich innerlich aufwärmt.“ Gunther mischte sich ein: „Eine heiße Zitrone würde den gleichen Effekt haben und ist wesentlich gesünder.“ Arno: „Willst du jetzt Mutter vorschreiben, was sie zu trinken hat? Ein Cognac hat noch niemandem geschadet, die Dosis macht das Gift.“ Arno schenkte ihr den Drink ein und stellte ihn auf den Tisch. Theresa nahm einen Schluck und meinte: „Endlich ein Arzt der mich versteht. So, und nun raus mit der Sprache, was wollt ihr beide von mir? Ihr seid doch nicht zufällig hier.“ Arno: „Ich habe deine Labor Ergebnisse mitgebracht und die wollte ich mit dir besprechen.“ Gunther: „Hoppla und vorhin sagtest du noch Mutter wäre kerngesund und würde uns noch überleben. Also, was ist mit den Blutwerten?“ Arno: „Schon einmal etwas von der ärztlichen Schweigepflicht gehört? Und, warum bist du hier? Lass mich raten, du brauchst wieder einmal Geld. Hast du wieder ein günstiges Objekt gefunden, was sich hinterher als Bruchbude entpuppt wie beim letzten Mal?“ Gunther: „Auch wenn ich mich wiederhole, kümmere dich um deinen eigenen Kram. Ich lasse euch jetzt alleine, dann könnt ihr euch in aller Ruhe über die medizinischen Belange unterhalten.“ Er verließ den Raum und Arno setzte sich neben seine Mutter. Sie fragte: „Die Laborbefunde sind doch nur ein Vorwand, oder nicht?“ Arno: „Nein, dein Blutbild ist in Ordnung. Nimm einfach die Kapseln mit den Spurenelementen und Vitaminen weiter, dann wirst du mit Sicherheit 100 Jahre alt. Aber nicht vergessen, du musst sie nur einmal in der Woche nehmen. Zuviel davon ist nicht gut in deinem Alter.“ Theresa: „Was hast du noch auf dem Herzen? Ist es wegen dem Prozess nächste Woche?“ Arno: „Nein, da brauchst du dir keine Sorgen machen. Mein Anwalt hat alles im Griff. Man kann mich nicht belangen, schließlich habe ich die Implantate nur eingesetzt und nicht verkauft. Die Klinikleitung alleine trägt die volle Verantwortung. Das hat übrigens der Staatsanwalt auch gesagt. Ich habe ein ganz anderes Problem.“ Theresa: „Mach es nicht so spannend, sag schon was bedrückt dich.“ Arno: „Ich denke, Gunther hat sich wieder einmal finanziell übernommen. Zufällig habe ich gehört, wie er mit einem angeblichen Investor gesprochen hat und der ist scheinbar abgesprungen. Nun fehlen ihm, wie er am Handy sagte, ein halbe Million Euro.“ Theresa: „Was, eine halbe Million? Wann kapiert er endlich, dass er den falschen Job macht. Das muss ein Ende haben. Nächsten Freitag habe ich einen Termin beim Notar, bei dieser Gelegenheit, werde ich ein neues Testament aufsetzen. Wenn du Zeit hast, kannst du mich dahin begleiten.“ Arno: „Selbstverständlich begleite ich dich. Ich warte solange im Wagen. Wir sind ja fertig, soll ich jetzt Gunther herein bitten?“ Theresa: „Tue das, aber kein Wort wegen dem Notartermin.“ Arno ging in die Küche und bat Gunther ins Wohnzimmer zu gehen. Gunther setzte sich auf das Sofa und fragte: „Und, ist mit dir alles in Ordnung?“ Theresa: „Ja, alles in Ordnung. Ich muss nur ab und zu meine Vitaminpillen nehmen.“ Gunther: „Wie schön für dich. Und sonst?“ Theresa: „Was ist los, rück schon raus damit, brauchst du wieder einmal Geld?“ Gunther: „Mutter, wenn ich eine andere Lösung wüsste, würde ich dich nicht bitten mir zu helfen. Ich habe ein recht großes Objekt erworben und nun ist mir einer der Investoren abgesprungen. Mein ganzes Vermögen habe ich da hineingesteckt und wenn ich die Lücke nicht decke, bin ich so gut wie pleite.“ Er schilderte nun wie es dazu kam in allen Einzelheiten. Zum Schluss rückte er mit der Summe heraus: „Insgesamt benötige ich 550.000 Euro. Als Sicherheit lasse ich dich als Mitbesitzer ins Grundbuch mit 650.000 Euro eintragen.“ Theresa: „Klingt verlockend. Aber ich möchte dich daran erinnern, dass ich bereits bei zwei anderen Objekten von dir eingesprungen bin und bis heute noch keinen Cent zurückbekommen habe. Das sind immerhin 680.000 Euro die mir in der Kasse fehlen.“ Nun kam eine hitzige Diskussion auf. Nach einer Stunde sagte Theresa: „Tut mir leid mein lieber Sohn, aber ich bin nicht mehr bereit dir dein teures Hobby zu finanzieren. 550.000 Euro ist mir einfach zu viel, so viel Geld habe ich leider nicht flüssig. Du wirst dir einen anderen Geldgeber suchen müssen. Am Besten ist es, du stößt das Objekt ab, dann könntest du auch deine Schulden bei mir bezahlen. Ich gebe dir zwei Monate Zeit dafür. Wenn du bis dahin die Objekte nicht verkauft hast, lasse ich sie als Hauptgläubiger zwangsversteigern. Werde endlich erwachsen. Steige wieder in deinem alten Beruf ein und verdiene dein Geld damit. Für was hast du sieben Jahre Architektur studiert?“ Gunther: „Ist das dein letztes Wort?“

Hans und Linda saßen am nächsten Morgen in ihrem Büro und erledigten die liegengebliebene Post von vier Wochen. Sylvia Henning, die Hauseigentümerin und gute Freundin der beiden, hatte täglich den Briefkasten geleert und alles fein säuberlich auf den Schreibtisch gelegt. Eine Putzfrau erledigte einmal pro Woche die Reinigungsarbeiten in dieser Zeit, damit die Wohnung und das Treppenhaus nicht im Staub und Schmutz ertrank. Hans schrieb gerade seine Rechnung für die Züricher Kantonsbank, da läutete es an der Haustür. Hans sagte zu Linda: „Ich geh schon, bemühe dich nicht.“ Er öffnete die Tür und kam zusammen mit Sylvia Henning zurück. Linda begrüßte sie und Sylvia bemerkte: „Ich hab euren Wagen gesehen und da habe ich gedacht, schau doch einmal vorbei. Ihr seid gestern erst wieder gekommen. Fast vier Wochen ward ihr unterwegs, wo habt ihr euch so lange herumgetrieben?“ Linda: „Österreich, Schweiz und Frankreich.“ Sylvia: „Ihr habt Urlaub gemacht?“ Hans: „Schön wäre es. Vier Wochen harte Ermittlungsarbeit. Fast 16.000 Kilometer haben wir im Auto oder per Flugzeug zurückgelegt. Stress pur.“ Linda: „Wir sind ja wieder da. Kaffee?“ Sylvia ging mit Linda in die Küche und Hans schrieb seine Rechnung fertig. Wie er die Endsumme sah, meinte er zu sich: Das hat sich gelohnt, gut gemacht Kramer. Hans schickte sie dem Direktor der Züricher Kantonsbank per E-Mail, schaltete dann den PC aus und begab sich auch in die Küche. Er setzte sich und Sylvia sagte: „Linda hat mir gerade die Klamotten gezeigt, die du ihr spendiert hast. Nobel, nobel, kann ich da nur sagen. Also ich bin noch von keinem Mann so teuer eingekleidet worden. Aber ein Paar Schuhe hättest du schon noch drauflegen können. Linda ist bestimmt 8000 Kilometer in den letzten Wochen gelaufen und das hält der beste Damenschuh nicht aus.“ Hans sah Sylvia böse an und antwortete: „Weißt du was die Jacke, Hose und Bluse gekostet haben? Ich habe 980.- Euro dafür bezahlt, ich denke das dürfte reichen. Wenn Linda Schuhe braucht, dann kann sie sich neue von den Spesen leisten.“ Linda: „Ach Bärchen, ich will doch nur schön sein für dich.“ Hans: „Dann zieh das Kleid der Liebe an, dass würde mir schon reichen.“ Sylvia: „Was für ein Kleid ist das denn, das habe ich auch noch nicht gehört.“ Linda: „Er meint damit, ich soll nackt herum laufen.“ Hans: „Das ist nicht nur pflegeleicht, sondern äußerst praktisch in der Handhabung. Nichts wird kaschiert, man sieht sofort was Sache ist.“ Sylvia: „Männer, kennst du einen, kennst du alle. Nur Sex im Kopf.“ Hans: „Ihr Frauen seid keinen Deut besser. Ihr wollt es doch auch, nur etwas romantischer oder verführerischer.“ Sylvia: „Ich denke wir wechseln jetzt das Thema, sonst finden wir nie ein Ende. Ich bin eigentlich geschäftlich hier und hätte einen Auftrag für euch.“ Hans: „Beziehungsangelegenheiten machen wir nicht. Also, keine Beschattungen für Liebhaber oder ähnliches. Wir sind eine reine Wirtschaftdetektei.“ Sylvia: „Dann seid ihr die Richtigen. Es geht um folgendes. Gestern Abend rief mich eine alte Freundin an und klagte mir ihr Leid. Und da habe ich euch empfohlen.“ Sie schob Hans einen Zettel hin. Der las vor: „Theresa vom Brahmstett, Königallee 128, 14108 Berlin Grunewald. Brahmstett, kommt mir irgendwie bekannt vor.“ Sylvia: „Die Frau des Ex Börsenguru von Brahmstett.“ Hans: „Deshalb die noble Adresse. Und was für ein Problem hat die Dame?“ Sylvia: „Einer ihrer Söhne hat dauernd Probleme. Er ist freier Immobilienmakler und kauft immer wieder Objekte auf, die sich nachher als Bruchbuden oder nicht verkäuflich entpuppen. Sie hat nun den Verdacht, dass ihr Sohn von jemand abgezockt oder betrogen wird. Insgesamt geht es um eine Summe von rund 1,8 Millionen Euro. Davon hat sie alleine 680.000 investiert.“ Hans: „Das ist eine ganze Menge Holz. Da muss eine alte Dame ganz schön lange dafür stricken.“ Sylvia: „Du sagst es. Und deshalb möchte sie, dass jemand die Geschäfte ihres Sohnes unauffällig durchleuchtet. Übernehmt hier den Auftrag? Geld spielt für Theresa keine Rolle, sie will nur die Wahrheit wissen.“ Hans: „Also die Gewissheit, das ihr Sohn ein beruflicher Versager ist, oder ob tatsächlich Kriminelle ihn betrügen.“ Sylvia: „Genauso ist es. Bitte übernimm den Auftrag, mir zuliebe.“ Linda: „Aber klar doch, nicht wahr, Bärchen?“ Hans: „Hab ich eine andere Wahl? OK. Eigentlich wollte ich ein paar Tage Urlaub machen, aber die Arbeit geht vor.“ Sylvia: „Du bist ein Schatz. Ich rufe Theresa an und gebe ihr Bescheid. Wann fährt ihr zu ihr? Heute Nachmittag?“ Hans nickte. Sylvia verabschiedete sich. Linda brachte sie noch an die Tür. Wie sie wieder zurück kam, sagte ihr Hans: „Das riecht irgendwie nach Ärger. Ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache. Wo viel Geld ist, da gibt es auch viele Gauner.“ Linda: „Ach was Schatz, was soll daran gefährlich sein? Du musst lediglich ein paar Recherchen beim Grundbuchamt und der Schufa vornehmen und das war es dann.“ Hans: „Und du glaubst wirklich das war es? Wenn tatsächlich Betrüger dahinterstecken, dann arbeiten die sicher mit Strohmännern und die sitzen bestimmt im Ausland, oder alle Geschäfte laufen über Offshore Konten auf irgendeinem Inselstaat.“ Linda: „Wenn das so ist, dann müssen wir uns eben an die örtlichen Geschäftspartner halten. Einer von denen wird schon reden.“ Hans: „Es könnte aber auch sein, dass der Sohn tatsächlich kein guter Geschäftsmann ist und sich jedes Mal, Schrottimmobilien andrehen lässt.“ Gegen 14:30 Uhr machten sie sich auf den Weg zu Frau von Brahmstett. Wie sie an der Villa vorfuhren, meinte Hans: „So ein Kasten wäre mir persönlich zu groß. Gegen die Lage hätte ich nichts einzuwenden.“ Linda: „Die Hütte ist ein Traum. Riesiger Garten, direkt am Wald und schön ruhig. Was will man mehr.“ Hans: „Was denkst du kostet dieser Kasten an Unterhalt? Da blätterst du locker 1000,- Euro Monat für Monat hin. Die brauchen einen Gärtner und was weiß ich sonst noch, um das Anwesen in Schuss zu halten. Und was der Schuppen erst an Heizkosten verschlingt.“ Linda: „Man darf doch wenigstens einmal davon träumen. Ob die alte Dame einen Buttler hat?“ Hans stieg aus und läutete an der Hofeinfahrt. Das Tor ging wie von Geisterhand auf und Hans fuhr dann direkt vor die Villa. Die Haustür öffnete sich und eine alte Dame mit Hund fragte: „Sind sie Herr Kramer?“ Hans und Linda liefen zum Eingang. Hans: „Ich bin Hans Kramer und das ist meine Assistentin Frau Hoffmann. Sie sind sicher Frau von Brahmstett.“ Theresa: „Richtig. Kommen sie herein in die gute Stube.“ Strolch wedelte gleich mit dem Schwanz und begrüßte Linda überschwänglich. Theresa sagte erstaunt: „Sie haben bei ihm ein Stein im Brett, das macht er sonst nie. Entweder knurrt er jeden Fremden an, oder er bellt wie ein verrückter. Typisch für männliches Verhalten, ein Rockzipfel und schon sind sie aus dem Häuschen.“ Alle lachten und liefen ins Wohnzimmer, wo bereits die Kaffeetafel bereit stand. Theresa: „Bitte bedienen sie sich. Meine Freundin Sylvia Henning hat sie mir wärmstens empfohlen und gemeint, sie wären der Beste. Ich möchte ihnen kurz erklären, weshalb ich sie hergebeten habe.“ Strolch setzte sich gleich neben Linda und legte seinen Kopf auf ihren Schoß. Linda schüttelte nur leicht mit dem Kopf und streichelte ihn. Theresa schilderte nun wie ihr Sohn an die Häuser gekommen ist und wer noch alles mit von der Partie war. Insgesamt waren es vier Personen, die immer wieder Geschäfte mit Gunther abwickelten. Zuerst lief immer alles nach Plan, bis dann plötzlich ein Investor in letzter Minute seine Zusagen zurückzog. Theresa musste jedes Mal finanziell einspringen, um Gunther vor der Pleite zu bewahren. So hatte sie in den letzten zwei Jahren ihrem Sohn 680.000 Euro geliehen. Als Sicherheit wurde sie dafür ins Grundbuch als Mitbesitzern eingetragen. Gunther hingegen hatte sein ganzes Erbe in die einzelnen Objekte gesteckt, das waren immerhin 1,8 Millionen Euro. Hans: „Und nun wollen sie wissen, ob die Geschäftspartner ihres Sohnes seriös sind? Selbst wenn ich Ungereimtheiten finden sollte, fürchte ich, wird es schwer sein, den Geschäftspartner betrügerische Handlungen nachzuweisen. Haben sie Kaufverträge oder andere schriftliche Vereinbarungen, aus denen man die Bedingungen der Kaufverträge einsehen kann?“ Theresa schob ihm einen Ordner hin und erklärte: „Hier sind alle Unterlagen, die meine Einlagen betreffen. Dorf finden sie auch die Namen und Adressen von den Leuten, die mit meinem Sohn Geschäfte gemacht haben. Gestern wollte Gunther wieder Geld von mir. Dieses Mal waren es 550.000 Euro. Er bot mir gleich einen Grundbucheintrag über 650.000 Euro an. Ich habe ihm klar gemacht, dass ich nicht mehr bereit bin, seine pleite Geschäfte zu finanzieren. Selbst wenn ich es wollte, könnte ich es nicht. Mein Geld ist langfristig angelegt, um wenigstens ein paar Zinsen zu bekommen. Zudem habe ich mir eine 2-Zimmerwohnung in einem Seniorenheim in Hamburg, für 380.000 Euro gekauft.“ Linda: „Sie wollen Berlin den Rücken kehren?“ Theresa: „Berlin ist nur meine Wahlheimat. Gebürtig bin ich aus Hamburg. Meine Eltern hatten eine kleine Reederei, die ich nach dem Tod meiner Eltern verkauft habe. Meine Tage sind mit 81 Jahren gezählt und da möchte ich meine letzte Zeit, doch lieber in meiner Heimat verbringen. Am nächsten Freitag habe ich deshalb einen Notartermin, da unterschreibe ich den Kaufvertrag und setze auch ein neues Testament auf.“ Hans: „Wie ich vermute, werden sie für Gunther einige Klauseln einsetzen lassen.“ Theresa: „Sie sind wirklich gut. Natürlich werde ich das, oder glauben sie, ich will, dass der Junge eines Tages mit Hartz IV verarmt? Das werde ich nicht zulassen. Dieser Spuk muss ein Ende haben. Um Arno, meinem zweiten Sohn, mache ich mir keine Sorgen. Er ist Arzt und steht mit beiden Beinen fest im Leben. Aber das können sie alles in dem kleinen Dossier nachlesen, das ich den Unterlagen beigefügt habe.“ Hans nahm die Unterlagen und steckte sie in seine Aktentasche, wo er weitere Schriftstücke herauszog. Hans: „Hier sind noch zwei Vereinbarungen die sie unterschreiben müssten. Erstens, eine Vollmacht, dass ich in ihrem Namen alle behördlichen Akten einsehen darf und zweitens, die Auftragsbestätigung mit der Kostennote.“ Theresa: „Was wäre Deutschland ohne seine Akten. Von der Wiege bis zur Bahre, Formulare, Formulare.“ Hans: „Sie sagen es. Ich glaube, ohne Akten würde uns etwas fehlen. Was ich noch fragen wollte, dürfen ihre Söhne wissen, dass wir ermitteln?“ Theresa: „Wenn es sich nicht vermeiden lässt, dann ist es eben so. Bitte gehen sie diskret vor, ich möchte nicht, dass die Angelegenheit an die Öffentlichkeit kommt.“ Theresa unterschrieb alles und fragte: „Wie lange werden sie brauchen, bis sie Ergebnisse haben?“ Hans: „Ich muss vieles schriftlich erledigen und da können die Antworten zwei bis drei Tage dauern. Mit den Nachforschungen fangen wir Morgen an, sagen wir bis nächsten Donnerstag.“ Theresa: „Das wäre gut, weil am Freitag habe ich den Notartermin.“ Linda kraulte immer noch Strolch, was er sichtlich genoss. Theresa beobachtete dies und meinte zu Strolch: „Du bist mir vielleicht ein Wachhund. Vielleicht sollte ich dich kastrieren lassen, damit du nicht abgelenkt wirst.“ Strolch kümmerte Frauchens Spruch nicht und hob weiter den Kopf hin. Linda: „Hast du gehört, was Frauchen mit dir machen will?“ Theresa: „Das ist nicht mehr nötig, er wird jetzt 12 Jahre alt und da hört auch bei Hunden die Libido auf. Und zudem würde ich so etwas nicht übers Herz bringen. Er ist doch mein ein und alles.“ Linda: „Darf er denn mit ins Seniorenheim?“ Theresa: „Natürlich, die Wohnung gehört ja schließlich mir. So, nun wird es Zeit für unseren täglichen Spaziergang, unsere alten Knochen brauchen Bewegung, damit sie nicht einrosten.“ Strolch bemerkte sofort, dass sein Frauchen die Leine und eine Jacke holte. Sofort sprang er auf und lief an die Haustür. Linda: „War wohl nichts mit der großen Liebe. Strolch hat nur ein paar Streicheleinheiten gesucht.“ Theresa lachte und ergänzte: „Wie die meisten Männer. Ich muss jetzt aber, sonst ist Strolch wieder beleidigt und knurrt jeden an.“ Sie verließen die Villa und vereinbarten, dass Hans sich telefonisch melden würde, wenn er die Ermittlungen abgeschlossen hatte. Im Wagen, fragte Linda: „Warum hat sie nicht gefragt, was das alles kostet? Ich würde das tun.“ Hans: „Frau von Brahmstett hat genug Geld, da frägt man nicht nach dem Preis. Oder hast du schon einmal in einem fünf Sterne Restaurant Preise hinter den Menüs gesehen? Und zudem weiß die alte Dame genau, dass wir die Besten sind. Sie hat sicherlich über uns Erkundigungen eingeholt. Zudem habe ich ihr eine Kostennote beigelegt, sie hat diese ohne zu lesen unterschrieben.“ Linda: „Egal wie viel Kohle ich hätte, ich würde immer fragen, was es kostet.“ Hans: „Du bist auch nicht in einem reichen Elternhaus aufgewachsen. Nur Neureiche und arme Leute fragen nach den Preisen.“ Linda: „Dann musst du reich sein.“ Hans lachte und antwortete: „Schön wäre es. Aber wie kommst du darauf, dass ich reich bin?“ Linda: „Ganz einfach. Gestern als wir shoppen waren, hast du auch nicht nach den Preisen gefragt.“ Hans: „Was ein großer Fehler war. Wir hätten besser am Schnäppchentisch was ausgesucht, da hätte ich nur die Hälfte dafür bezahlt.“ Linda beugte sich zu ihm rüber und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Danach meinte sie: „Ich bin eben jeden Cent wert.“ Eine Stunde später, saß Hans an seinem PC und gab die Daten der beiden Brüder und der vier genannten Investoren in die Suchmaske der Wirtschaftsauskünfte ein. Insgesamt kontaktierte Hans drei verschiedene Firmen, darunter auch die Schufa. Bereits nach zwei Stunden hatte er die ersten Ergebnisse auf dem Tisch. Er ging damit ins Wohnzimmer zu Linda und sagte: „Frau von Brahmstett, hatte einen guten Riecher. Die vier angeblichen Investoren haben jede Menge Dreck am Stecken. Die Palette von Straftaten reicht von Anlagebetrügereien, über Immobilienbetrug bis hin zur Erpressung. Morgen früh gehen wir erst einmal aufs Katasteramt und holen uns die Adressen der Mitbesitzer, der insgesamt vier Immobilien.“ Linda: „Und was ist bei den beiden Brüdern herausgekommen?“ Hans: „Arno ist sauber, der hat keinen Eintrag. Anders sieht es bei Gunther von Brahmstett aus. Bei ihm stehen mehrere Pfändungen aus. Nach der Auskunft der Schufa, hat er mehrere Hypotheken auf seinen Häusern und ist so gut wie pleite.“ Linda: „Das hat die alte Dame bestimmt nicht gewusst.“ Hans: „Aber geahnt, denn nicht umsonst hat sie Gunther den Kredit von 550.000 Euro verweigert und ihm die Zwangsversteigerung angedroht. Gunther hilft, wirtschaftlich gesehen, nur noch ein Wunder. Wir werden Morgen mit Gunther reden, mal sehen was er so drauf hat.“ Linda: „Ich dachte, die Söhne sollen nichts von unseren Ermittlungen erfahren?“ Hans: „Tun sie auch nicht. Wir stellen uns einfach bei Gunther als Investoren vor, die Geld in Immobilien anlegen möchten. Der wird uns bereitwillig empfangen und wenn wir Glück haben, das ein oder andere aus dem Nähkästchen erzählen.“ Linda: „Da kann ich ja gleich meine neue Garderobe anziehen.“ Hans: „Das ist eine gute Idee. Du spielst die reiche Dame und ich bin dein Angestellter.“

Gunther saß in seinem Arbeitszimmer und drückte gerade seine letzte Zigarette im Aschenbecher aus. Verzweifelt ging er seine Kundenliste durch, in der Hoffnung, doch noch jemand zu finden, der in sein Projekt investiert. Über 40 Leute hatte er schon angerufen, aber keiner hatte Interesse, auch nur einen Cent in sein Geschäftshaus zu investieren. Wenn er Wohn- oder Mietshäuser gehabt hätte, dann ja. Aber Geschäftsimmobilien waren im Augenblick nicht gefragt und wenn, dann mussten sie äußerst günstig und in Stadtnähe sein. Aber beides traf nun einmal nicht zu. Leise fluchend stand er auf und holte aus seiner Küche ein neues Päckchen Zigaretten und eine Flasche Wein. Es war seine zweite Flasche die er öffnete. Gunther schenkte ein und sah noch einmal in seiner Kundenkartei nach, ob er noch jemanden findet, der vielleicht doch Interesse an seinem Objekt haben könnte. Nach weiteren vier Anrufen war klar, keiner wollte in das Projekt investieren. Auch auf seiner Homepage gab es keine Nachfragen und die Resonanz auf seine Anzeigen in diversen Zeitungen, war gleich null. Gunther war mit seinem Latein am Ende. Er war so verzweifelt, dass er mit dem Gedanken spielte, seinen Bruder anzurufen um ihn anzupumpen. Mitten in seinen Überlegungen, bemerkte er, dass auf seiner Homepage eine Mail eigegangen war. Er öffnete sie und las folgenden Text: „Hallo Herr von Brahmstett, habe soeben ihre Offerte für das Wirtschaftsgebäude mit der Nummer 231/ 201 gesehen. Ich habe es meiner Chefin gezeigt und die hatte ein reges Interesse an dem Objekt. Da sie expandieren will und ein Büro in Berlin eröffnen möchte, wäre dieses Objekt sehr gut dafür geeignet. Bitte rufen sie mich morgen an, um weitere Details zu besprechen. Hochachtungsvoll Hans Kramer.“ Drunter stand die Handynummer die er anrufen sollte. Gunther traute seinen Augen nicht. War dies die Rettung in letzter Minute? Die Nachricht klang auf jeden Fall vielversprechend. Nun hieß es für Gunther kühlen Kopf zu bewahren, um den vermeidlichen Investor nicht zu verlieren. Am nächsten Morgen, klingelte Hans Handy. Er meldete sich mit Kramer und auf der Gegenseite war Gunther. Hans: „Schön das sie anrufen. Gleich vorweg, ist das Objekt noch zu haben?“ Gunther: „Nur noch ein Teil, aber das sollten wir vor Ort besprechen.“ Hans: „Oh, das ist aber schade, Frau Hoffmann hätte gerne das ganze Objekt gekauft. Ich fürchte, dann wird das nichts.“ Gunther: „Langsam Herr Kramer, man kann über alles reden. Ich schlage vor, wir treffen uns direkt vor Ort und besprechen dort alles Nötige. Ich bin dafür bekannt, dass ich für jedes Problem eine Lösung finde. Wann hätten sie denn Zeit?“ Hans überlegte kurz und antwortete: „Heute Nachmittag um 15:00 Uhr?“ Gunther: „Ja, da hätte ich Zeit. Treffen wir uns doch direkt am Objekt, da können sie sich in aller Ruhe umschauen und sich selbst ein Bild von der hervorragenden Substanz des Baus machen. Kennen sie sich in Berlin aus? Wenn nicht, würde ich sie abholen.“ Hans: „Das ist nicht nötig, ich bin Berliner. Dann bis heute Mittag.“ Hans beendete das Gespräch und ging zu Linda ins Arbeitszimmer. Hans: „Der Fisch ist an der Angel. Wir beide müssen jetzt zum Katasteramt. Vergiss bitte nicht die Vollmacht, sonst bekommen wir eventuell keine Auskünfte.“ Die Auskünfte die sie dort erhielten, waren alles andere als erfreulich. Frau von Brahmstett hatte mit ihrer Ahnung Recht gehabt. Ihr Sohn wurde von einer Investorengruppe übel über den Tisch gezogen. Kaum das die scheinbaren privaten Investoren die Anteile der Häuser gekauft hatten, wurden sie auch schon wieder weiter veräußert, aber für einen weitaus höheren Preis. Und die neuen Besitzer waren nicht aus Deutschland, sondern hatten ihren Sitz auf den Kanalinseln. Aber das Schlimmste folgte noch. Gunther hatte alle Objekte mit Hypotheken beliehen, um so das Neue Objekt finanzieren zu können. Falls er in den nächsten zwei Wochen keinen Investor findet, würden alle Häuser von den Banken zwangsversteigert. Das wäre für Gunther der finanzielle Ruin und seine Mutter würde mit Sicherheit auch 300.000 Euro verlieren. Mit diesem Wissen, fuhren sie zur angeblichen Besichtigung. Kurz vor 15:00 Uhr betraten sie das Gebäude. Von außen sah alles ganz normal aus, aber innen herrschte das Chaos pur. Überall hingen Kabel von der Decke, die teilweise schon demontiert war. Leichtbauwände aus Gips fehlten ganz, oder nur das Metallgerippe stand noch. Linda: „Man könnte meinen, hier haben die Vandalen gehaust. Das sieht ja schrecklich aus. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand in diese Bruchbude einen Cent investiert. Wie viel hat Gunther von Brahmstett dafür bezahlt?“ Hans: „Mit allem drum und dran hat der Schuppen 1,8 Millionen gekostet. Nach meinem Geschmack ist das viel zu viel. Die Hälfte davon wäre der reale Verkehrswert. Ich weiß nicht, warum Gunther die Hütte so teuer gekauft hat.“ Aus der oberen Etage hörten sie plötzlich laute Stimmen. Eine davon gehörte Gunther, die andere kannten sie nicht. Die beiden stritten sich heftig und wurden immer lauter. Gunther: „Sie sind ein Betrüger, ich werde Anzeige gegen sie erstatten.“ Fremder: „Was sie erst einmal beweisen müssten. Sie haben nichts in der Hand gegen mich. Aber nur zu, zeigen sie mich ruhig an. Im Gegenzug werde ich sie wegen Verleumdung und falscher Anschuldigung belangen und von ihnen noch eine hübsche Summe Schadensersatz wegen Geschäftsschädigung verklagen. Wenn ich mit ihnen fertig bin, sind sie bis an ihr Lebensende pleite. Sie werden nur noch für ihre Schulden bei mir arbeiten.“ Gunther: „Das wagen sie nicht, Herr Conner.“ Der Fremde: „Entweder sie akzeptieren meinen Vorschlag, oder sie sind Bankrott. Holen sie sich doch die fehlende halbe Million von ihrer Mutter oder ihren Bruder. Die haben doch die Kohle.“ Gunther: „Sagen sie mir nicht, was ich zu tun habe und lassen sie meine Familie aus dem Spiel. Die hat mit der ganzen Sache nichts zu tun. Und jetzt ist es besser sie verlassen mein Grundstück, bevor ich mich vergesse und sie eigenhändig hinauswerfe.“ Fremder: „Sie drohen mir? An ihrer Stelle würde ich damit ganz vorsichtig sein. Ein Schlag von ihnen und ich bin jahrelang berufsunfähig. Was sie das wieder kosten wird. Ich gebe ihnen noch bis Freitag Zeit, sich mein Angebot zu überlegen. Wenn nicht, sind sie pleite.“ Man hörte jetzt, wie eine Person die große Treppe herunter kam. Hans und Linda versteckten sich hinter einer Gipswand, bis der Fremde das Gebäude verlassen hatte. Hans: „Geh du schon einmal hoch zu Gunther, ich habe noch ein paar Fragen an diesen Herrn Conner.“ Linda: „Sei bitte vorsichtig, nicht das dir etwas zustößt.“ Hans gab ihr einen Kuss und antwortete: „Versprochen, meine Süße.“ Dann rannte er dem Fremden hinterher, während Linda die Treppe nach oben nahm. Dabei rief sie öfters: „Herr von Brahmstett, wo sind sie? Hier ist Frau Hoffmann, wir haben einen Termin.“ Nach einem Räuspern rief Gunther: „Ich bin hier oben, kommen sie Frau Hoffmann.“ Hans kam gerade noch rechtzeitig am Wagen von Conner an, bevor er einsteigen konnte. Er fragte ihn: „Sie fahren nicht zufällig nach Berlin hinein? Ich muss hier weg, sonst drehe ich durch. Arbeiten sie nie für eine Frau, das ist nicht gut für ihre Nerven und vor allen, nicht fürs Ego.“ Conner lächelte und antwortete: „Na gut, steigen sie ein. Wir Männer müssen doch zusammenhalten, vor allem wenn es gegen das vermeidliche „schwache Geschlecht“ geht.“ Conner startete den Wagen und fuhr los. Während der Fahrt, fragte er Hans: „Ich hoffe, sie hatten keinen privaten Ärger mit ihrer Chefin, weil das kompliziert nämlich das Arbeitsverhältnis ungemein.“ Hans: „Nein, Gottlob nicht. Ich wollte sie nur vor einem geschäftlichen Fehlgriff abhalten. Stellen sie sich vor, sie will doch tatsächlich diese alte Bruchbude kaufen, aus der sie gerade gekommen sind. Jetzt ist sie gerade bei dem Verkäufer der Immobilie und will den Preis herunterhandeln. Die ist einfach nur verrückt.“ Conner wurde hellhörig und hakte nach: „Sie meinen das weiße Wirtschaftsgebäude, den ganzen Komplex? Hat sie denn so viel Geld?“ Hans: „Oh, meine Chefin hat genug Kohle, sie hat zuerst reich geheiratet und danach wurde sie eine reiche Witwe. Kosmetikbranche, Internethandel und Networkmarketing macht sie noch reicher. Stellen sie sich vor, sie möchte den Schuppen, für 1,5 Millionen kaufen. In die Bude muss sie bestimmt noch einmal 500.000 Euro oder mehr hineinstecken.“ Conner fuhr rechts heran und stellte den Motor ab. Dann sagte er: „Haben sie Lust, sich auf die Schnelle, ein paar Euro nebenbei zu verdienen?“ Hans: „Kommt darauf an, was sie unter ein paar Euro verstehen.“ Conner: „Sagen wir ein Monatsgehalt netto auf die Hand.“ Hans: „4.000 Euro ist nicht sehr viel, sagen wir zwei Gehälter.“ Conner: „Sie wollen gar nicht wissen, was sie dafür tun sollen?“ Hans: „Ich denke, es geht um den Kauf der Immobilie und um meine Chefin.“ Conner: „Sie sind ein kluger Mann. Ich heiße übrigens Richard Conner und komme aus Hamburg.“ Hans: „Angenehm und ich bin Hans Kramer und wohne in Berlin. Dann schießen sie Mal los.“ Während Hans sich mit Richard Conner unterhielt, tat Linda so, als interessierte sie sich für die Immobilie. Sie ließ sich das ganze Haus zeigen und bemängelte immer wieder den schlechten Zustand des Hauses. Gunther antwortete immer: „Das sind doch nur Kleinigkeiten, die mit ein bisschen Gips und Farbe leicht beseitigt werden kann. Wichtig ist doch die ganze Bausubstanz und die ist einwandfrei.“ Linda fiel immer weniger ein, was sie ihn noch Fragen könnte, außer das Finanzielle. Sie fragte ihn nun: „Und, was soll das kosten? Meinem Mitarbeiter hatten sie gesagt, es wäre nur noch eine Beteiligung von einer halben Million möglich.“ Gunther: „Wenn sie mehr investieren wollen, dann gebe ich ihnen einige meiner Anteile ab. Wir werden uns schon einig, nur sollte das Geschäft zeitnah abgewickelt werden, weil noch andere Interessenten da sind. Wer zu spät kommt, den straft das Leben.“ Linda: „Und was bekomme ich für meine 500.000 Euro?“ Gunther: „Ich würde ihnen dafür die Ladenpassage überlassen. Die ist doch ideal für ihre Geschäfte.“ Linda: „Aber das sind insgesamt nur 320 m² für vier kleine Geschäfte.“ Gunther: „Dann reißen sie eben die Zwischenwände heraus und schon haben sie ein Großraumbüro. Sie können machen was sie wollen. Wenn sie Hilfe brauchen, stehe ich ihnen bei der Planung gerne kostenlos zur Seite.“ Nun hörte man, wie jemand die Treppe herauf eilte. Es war Hans, der gleich rief: „Frau Hoffmann, Herr Smith aus L.A. hat gerade angerufen. Sie haben in einer halben Stunde eine Videokonferenz. Scheinbar gibt es Probleme mit einem Server in Kalifornien. Wir sollten so schnell wie möglich gehen.“ Linda antwortete: „Na, wenn das so ist. Herr von Brahmstett, ich lasse mir alles durch den Kopf gehen. Ich rufe sie in den nächsten Tagen an.“ Gunther: „Hier sind noch die Pläne vom Erdgeschoss. Wie gesagt, da könnten sie schalten und walten, wie sie wollen.“ Sie verabschiedeten sich. Auf dem Weg zum Wagen, maulte Hans: „Da läuft eine ganz große Sauerei. Ich weiß nur noch nicht, wer dahinter steckt. Dieser Conner ist die zentrale Figur. Wir müssen mehr über die Berliner Nationalbank herausbekommen, vor allem über deren Chef, der Filiale in der Spandauer Strasse.“ Linda verstand kein Wort von dem was Hans ihr erzählte und antwortete nur: „Du bist der Boss.“

Theresa war wie jeden Abend mit Strolch unterwegs. Vor Tagen hatte es noch wie aus Kübeln geschüttet und jetzt war es so richtig schön, für einen Oktoberabend. Die Blätter hatten sich schon verfärbt. Bald würden sie von den Bäumen fallen und den Beginn des Winters anzeigen. Theresa ließ Strolch von der Leine und warf ein Stöckchen, das er immer wieder zurück brachte. Einige Jogger grüßten sie im vorübergehen, wie sie es jeden Tag taten. Alles war eigentlich wie immer, nur mit einer Ausnahme. In der Ferne sah Theresa, wie ein Hund einen Radfahrer hinterher jagte, der offensichtlich Mühe damit hatte, den Hund abzuhängen. Zuerst sah es wie ein Spiel aus, aber wie der Hund nach einem Bein fasste und die Hose dabei zerriss, wusste Theresa das der Hund Ernst machte. Weit und breit war kein Mensch zu sehen, dem der Hund gehören könnte. Sie rief deshalb Strolch zu sich, leinte ihn wieder an und lief zurück zum Park. Sie hoffte, dass sie und Strolch dort in Sicherheit wären. Theresa verspürte auf einmal richtige Angst. So schnell es eben mit ihren 81 Jahren ging, lief sie in den Park. Wie sie dort ankam, war sie erleichtert, weil viele Leute da waren. Sie sah sich um und bemerkte, dass der Hund verschwunden war. Langsam ging sie mit Strolch weiter und wie aus dem Nichts, stand auf einmal dieser Hund vor ihr und Strolch. Wie erstarrt blieb sie stehen. Theresa vermied zwar den direkten Augenkontakt zu ihm, hatte aber nicht mit der Reaktion von Strolch gerechnet. Der fing an zuerst zu knurren und danach heftig zu bellen. Im Nu hingen die beiden aneinander. Im Eifer des Gefechtes, ließ Theresa die Leine los und Strolch konnte nun frei agieren. Beißen, bellen und knurren wechselte sich ab. Mit Entsetzen musste sie zusehen, wie Strolch einige Male von dieser Bestie gebissen wurde. Eine junge Frau kam nun Theresa zu Hilfe. Sie nahm ihr das Stöckchen aus der Hand und schlug auf den fremden Hund ein. Immer und immer wieder schlug sie zu, bis er endlich von Strolch abließ. Die junge Frau schlug aber weiter auf ihn ein, bis er winselnd das Weite suchte. Theresa sah das Strolch heftig blutete. Sie rief laut: „Strolch braucht einen Arzt, ein Arzt, schnell ein Arzt.“ Die junge Frau sah sich Strolch an und antwortete: „Kommen sie, mein Wagen steht gleich da vorne, ich fahre sie hin.“ Theresa hob Strolch hoch und trug ihn zum Auto. Die junge Frau wickelte Strolch notdürftig in eine Folie aus der Erste Hilfe Box, setzte beide in den Fond und fuhr zu einem Tierarzt, der nicht weit vom Park entfernt war. Der Arzt sah sich Strolch an und meinte: „Er ist schon alt, ich kann nicht garantieren das er die Operation überlebt. Soll ich ihn nicht lieber einschläfern um ihn von seinen Qualen zu erlösen?“ Theresa empört: „Er ist hart im Nehmen. Strolch ist fit und kerngesund. Ich will dass sie ihn operieren, er wird überleben.“ Der Arzt schickte Theresa ins Wartezimmer, wo die junge Frau bereits auf sie wartete. Sie fragte: „Und wie sieht es aus, wird er es schaffen?“ Theresa skeptisch: „Ich hoffe es. Als kleinen Welpen habe ich ihn bekommen und mit der Flasche groß gezogen und das ist nun 12 Jahre her.“ Junge Frau: „Das wird schon.“ Theresa: „Da fällt mir gerade ein, ich habe mich noch gar nicht bedankt bei ihnen. Ohne ihr beherztes Eingreifen, wäre Strolch nicht mehr am Leben. Vielen Dank, ich stehe tief in ihrer Schuld. Ich weiß nicht einmal ihren Namen.“ Sie streckte ihre Hand aus und sagte: „Brahmstett, Theresa von Brahmstett.“ Die junge Frau schüttelte ihr die Hand und sagte: „Katja Baumann, aber sagen sie bitte nur Katja.“ Theresa: „In Ordnung, aber dann müssen sie Theresa zu mir sagen. Kann ich irgendetwas für sie tun? Katja, ich möchte mich gerne erkenntlich zeigen.“ Katja: „Ist schon in Ordnung, aber zu einer Tasse Kaffee, würde ich jetzt nicht nein sagen.“ Da die OP von Strolch noch einige Zeit dauern würde, gingen sie einen Kaffee trinken. Theresa lud sie bei dieser Gelegenheit, zu einem Abendessen bei sich zu Hause ein. Sie ging in die Tierarztpraxis und Katja fuhr wieder zurück an den kleinen Park. Nach einer halben Stunde kam der Arzt zu Theresa und meinte: „Ich habe ihren Strolch im wahrsten Sinne des Wortes wieder zusammengeflickt. Über 60 Stiche musste ich setzen, bis alles wieder dicht war. Er ist tatsächlich ein zäher Bursche, bis in 10 Tagen können wir dann die Fäden ziehen. Eine Nacht zur Beobachtung, sollten sie ihn aber hier lassen.“ Theresa: „Bleiben Spätfolgen zurück?“ Arzt: „Ich denke nicht, es waren ja nur Fleischwunden. Bis in drei Wochen dürfte er wieder der Alte sein.“