Das Tal. Die Entscheidung - Krystyna Kuhn - E-Book

Das Tal. Die Entscheidung E-Book

Krystyna Kuhn

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Beschreibung

Nur wenige Stunden bleiben und nur zu acht können sie verhindern, dass sich das Böse in der Welt ausbreitet. Katie, Robert, David und die anderen müssen ins Herz des Tals gelangen, um es zu stoppen und das Geheimnis zu entschlüsseln. Während die Studenten das Undenkbare auf sich nehmen, stürzen immer dramatischere Katastrophen die Kontinente ins Chaos. Und als sie Hilfe von unerwarteter Seite bekommen, stehen die Freunde am Ende vor der entscheidenden Frage: Kann nur Vertrauen alles retten?

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Krystyna Kuhn

DAS TAL – Season 2

Die Entscheidung

Band 8 der Serie

Thriller

 

 

 

 

 

 

 

 

Weitere Bände in dieser Reihe:

Das Tal – Season 1, Band 1: Das Spiel

Das Tal – Season 1, Band 2: Die Katastrophe

Das Tal – Season 1, Band 3: Der Sturm

Das Tal – Season 1, Band 4: Die Prophezeiung

Das Tal – Season 2, Band 1: Der Fluch

Das Tal – Season 2, Band 2: Das Erbe

Das Tal – Season 2, Band 3: Die Jagd

Auch als Hörbuch erhältlich.

Weitere Bücher von Krystyna Kuhn im Arena Verlag:

Dornröschengift

Schneewittchenfalle

Märchenmord

Aschenputtelfluch

Bittersüßes oder Saures

 

 

Für Christine & Oli

2. Auflage 2013 ©2013 Arena Verlag GmbH, Würzburg Alle Rechte vorbehalten Gestaltung: Frauke Schneider ISBN 978-3-401-80140-7

www.arena-verlag.deMitreden unter forum.arena-verlag.dewww.das-tal.de

 

 

Die Natur –sie kann warten,der Mensch nicht!D. Y.

Prophezeiung

Steigt es auf – aus Rissen der Erde,

Löst es sich – aus den Steinen der Tiefe,

Erhebt es sich – über den Strömen der Wasser.

Stein um Stein durch Ewigkeiten,

Es mauert dich ein für alle Zeiten.

Es ist der Spiegel,

Der in euch sieht.

Der Schatten, der folgt,

Wohin ihr auch flieht.

Es ist der Sturm,

Der eure Gedanken verwüstet.

Die Macht, für die eure Seele büßt.

Euch selbst überwinden,

Den Kreis der acht zu finden.

Seid geboren zu leben.

Habt gelebt, um zu sterben.

Die Erde erstarrt,

Die Welt verharrt,

Im Kreislauf des Wartens –

Worauf.

 

** Breaking News **

Notstand in Washington DC ausgerufen. Präsident koordiniert Katastrophenmanagement von unbekanntem Ort aus.

Nach Angaben des Nationalen Katastrophen-Zentrums drohen nach den heftigen Regenfällen in der Region um Washington DC nun hohe Flutwellen. Die Wassermassen drängen von der Chesapeake Bay in den Potomac River. Der Fluss ist in einigen Außenbezirken schon über die Ufer getreten, eine Überflutung des Zentrums von Washington und des Weißen Hauses kann nicht mehr ausgeschlossen werden. Ein Gebiet von 120.000 km² wurde bereits evakuiert. Der internationale Flughafen Dulles musste geschlossen werden. Gerüchten zufolge ist das Weiße Haus schon gestern Abend geräumt worden. Der Präsident, seine Familie und sein engster Mitarbeiterstab sind mit einem Hubschrauber der Nationalgarde an einen unbekannten Ort gebracht worden. Derzeit geht man von über 190 Toten allein im Großraum Washington DC aus. Hunderttausende sind auf der Flucht.

Posted on 20/03/2013 7:11:19 by Mysteries

Erstes Kapitel

Kommt schon«, brüllte Katie und ließ mit einem riesigen Satz den breiten Graben hinter sich, der die Grenze zwischen Wald und Straße bildete.

Sie landete, drehte sich zu den anderen um und starrte in den Himmel.

Noch war zwar kein einziger Tropfen gefallen, aber über den Gletscherfeldern hinter dem Ghost türmte sich eine schwarze Wolkenwand. Es schien, als ob die Nacht mitten am Morgen hereinbrach, einem Morgen, der vor einer halben Stunde noch strahlend schön gewesen war.

Jetzt trieben Wolkenwände aus allen Himmelsrichtungen auf den Gipfel zu, so schnell, als würden sie von einem heftigen Sturm gejagt. Doch es war keine Luftbewegung zu spüren. In der nächsten Sekunde verschluckten die Wolkenfelder die weiße Kuppe des Bergmassivs und rasten direkt auf sie zu.

Katie wischte sich den Schweiß von der Stirn.

Okay, das Wetter im Tal war noch nie berechenbar gewesen. Niemand konnte vorhersagen, ob es stürmen oder schneien würde, ob die Sonne schien, ob sich die Hitze an Felswänden staute und das Tal aufheizte wie einen Kachelofen. Doch heute, schoss es Katie durch den Kopf, heute schien das Ganze zum ersten Mal eine innere Logik zu besitzen:

Das Tal machte Jagd.

Auf Katie, Julia, Rose und die anderen.

Und es hatte nur ein Ziel: Es wollte mit aller Macht verhindern, dass sie hierher zurückkehrten.

Und wennschon. Fuck you!

»He, hallo«, schrie sie. »Ich warte auf euch.«

Katie lauschte. Sie erhielt keine Antwort.

Verflucht.

Das war das Problem. Nicht jeder hatte die letzten Monate so hart trainiert wie sie. Julia und Chris machten keine Schwierigkeiten. Rose und David ... konnten ebenfalls mithalten. Aber Debbie und Benjamin – die gingen doch nur zu Fuß, wenn es keinen anderen Weg gab. Sie gehörten zu der Spezies Mensch, für die Aufzüge überlebensnotwendig waren.

Aufzüge – für Katie waren sie dagegen der totale Albtraum.

»Tempo! Sonst ...«, rief sie, doch sie konnte ihr eigenes Wort nicht verstehen.

Regen stürzte plötzlich aus Monsterwolken auf sie herab. Innerhalb von Sekunden bildeten sich unter ihren Füßen riesige Pfützen. Jedes verdammte Loch am Straßenrand saugte sich mit Wasser voll. In dem Graben, den sie gerade noch mit einem Satz überwunden hatte, sprudelte das Wasser. Und sie selbst war sofort bis auf die Knochen durchnässt.

Unruhig wanderte ihr Blick die Straße hinab und blieb am Collegegebäude hängen, das sich von dem dunklen Himmel abhob. So imposant mitten in dieser überwältigenden, bewaldeten Umgebung, ähnelte es mit seinen vielen Balkonen und Schornsteinen mehr denn je einem herrschaftlichen Schloss.

Der Parkplatz davor war verlassen. Der einzige noch vorhandene Wagen war ein alter roter Buick, der schon seit Monaten dort stand, die Frontscheibe zerschmettert und mit einer fehlenden Vordertür.

Wir sind allein, schoss es Katie durch den Kopf.

Wir sind tatsächlich allein hier oben.

Es gibt nur noch uns.

Nicht denken, Katie!

Ja, wenn das nur so einfach wäre. Die Denkmaschine in ihrem Kopf, dieses verfluchte Gehirn, hörte jedenfalls nicht auf, ihr immer wieder Botschaften zu senden.

Ihr dürft euch nicht trennen.

Scheiße, Tim. Was geht dich das an? Du bist tot. Hast dich einfach verabschiedet. Dich aus dem Staub gemacht, ohne mich darauf vorzubereiten, was hier geschieht.

Ihr müsst zusammenbleiben.

Wieder fuhr Katies Kopf herum. Der Regen fiel jetzt, als hätte der Himmel die Regenwolken des ganzen Planeten an diesen Ort geschickt.

»Seid ihr noch am Leben oder soll ich das Ganze hier alleine durchziehen?«, brüllte sie und wischte sich die nassen Haare aus dem Gesicht.

Da endlich. Julia und Chris tauchten zwischen den hoch in den Himmel ragenden, kahlen Nadelbäumen auf – Katie atmete tief durch – und dicht hinter ihnen rannte David. Er zog Rose an der Hand mit sich. Benjamin lief etwas weiter links, Robert auf den Fersen.

Die Einzige, die fehlte, war Debbie.

Zweites Kapitel

Chris, Julia und David sprangen mühelos über den Graben und blieben neben Katie stehen. Gleich hinter ihnen kam Robert. Seine magere Gestalt in der dunklen Jacke war in dem strömenden Regen kaum zu erkennen. Und schließlich tauchte als leuchtender Fleck auch Benjamin vor ihnen auf. Er bahnte sich, mit den Armen rudernd, einen Weg durch das Gestrüpp am Waldrand.

Mit einem Satz landete er auf der anderen Seite des Grabens, sein Arm schoss nach oben und er reckte triumphierend die Faust.

Gleichzeitig traf ein Schwall schwarzer Brühe aus einer riesigen Pfütze Katie mitten ins Gesicht. Sie spuckte und wischte sich mit den Händen den Dreck aus den Augen.

»Debbie?«, schrie sie Benjamin zu. »Wo ist Debbie?«

»Keine Ahnung ...« Benjamin bückte sich keuchend nach unten und legte die Hände auf die Knie.

»Sie«, hustete er. »Sie ... sie war doch gerade noch hinter mir.«

Er hörte sich wirklich abartig an. Als ob er Wasser statt Luft atmete.

David spähte über den Graben. »Verdammt. Ich dreh um und such sie.«

»Nein, ich kümmere mich um sie«, brüllte Katie. »Lauft ihr schon einmal vor und versucht, ins Gebäude zu kommen! Dort sind wir erst einmal sicher.«

»Nein, besser, wir bleiben zusammen.« David schüttelte heftig den Kopf.

»Hör auf sie. Katie macht das schon!« Roberts Stimme fand mühelos ihren Weg durch den tosenden Regen und wieder einmal war Katie völlig vor den Kopf gestoßen, wie dieser magere Junge, den Außenstehende am College als Inbegriff eines Nerds sahen, sich von einer Sekunde auf die andere zum natürlichen Anführer verwandeln konnte. »Kommt mit.«

Ohne zu zögern, gehorchten ihm alle.

Katie sah Rose, Chris, David und Julia nach, wie sie hinter Robert her die Straße hinunterrannten. Nur Benjamin blieb mit hängenden Armen neben Katie stehen.

»Ich ...« Er fasste sich in die Seite. »Ich brauche echt eine Pause.«

»Du ...« Ihr Zeigefinger deutete auf ihn. »Du läufst weiter ...«

»Ich kann nicht ...«

»Schau nach oben ...«, schrie sie. »Und du kannst.«

Über ihnen hing die Hölle. Sie würde sie auffressen, wie sie schon die Felswände, den See, den Parkplatz ... und jetzt Robert und die anderen verschluckt hatte.

Weil genau das ihr Ziel war.

Sie zu vernichten.

»Okay ...« Benjamin rannte tatsächlich los.

Katie wandte sich um und versuchte, durch die Wasserwand bis zum Waldrand zu spähen. Da drüben, da war der vertraute orangefarbene Mantel. Debbie! Sie stolperte verwirrt über Äste und Wurzeln und schien völlig die Orientierung verloren zu haben.

»Hier, Debbie. Ich bin hier.«

Der Kopf hob sich. Haarsträhnen klebten im Gesicht und mühsam hob sich eine Hand, um ihr zuzuwinken.

»Pass auf«, schrie Katie. »Du hast es gleich geschafft. Nur noch über den Graben, dann kommt die Straße.«

Offensichtlich hatte Debbie verstanden, denn sie reagierte. Ihre verfluchte Handtasche um den Körper geschlungen, schwankte sie, taumelte auf den Graben zu, stoppte, sah sich um.

»Spring einfach, Debbie.«

Und das tat Debbie. Ohne das übliche Weinen, Lamentieren, Jammern, sie sprang tatsächlich! Katie hielt den Atem an. Sie hätte nie gedacht, dass sie es schaffte, doch Debbie landete sicher auf der anderen Seite.

Katie wirbelte auf dem Absatz herum. Jetzt nichts wie nach unten zum Parkplatz und von dort ins Gebäude. In Sicherheit.

Doch in diesem Moment hörte sie hinter sich einen Aufschrei. Sie sah gerade noch, wie Debbie mit einem Fuß im schlammigen Untergrund ausrutschte. Sie verlor das Gleichgewicht, fuchtelte wild mit den Armen und kippte schließlich nach hinten in den Graben.

Katie stieß einen Fluch aus. Das Wasser da drinnen war bestimmt schon einen Meter tief. Aber wenigstens hatte Debbie den Kopf oben behalten.

Schon von Anfang an, seit sie hier im Tal waren, war Debbie ihr persönlicher Albtraum. Sie war stets diejenige, die es nicht schaffte und die sie aufhielt. Ein Hindernis. Ballast. Wie viel Zeit sie schon damit verloren hatten, sie mitzuschleppen.

Aber sie hierzulassen, war natürlich keine Option.

Acht.

Der Kreis der acht ...

Er ...

Er muss geschlossen sein.

Katies Gehirn produzierte nur noch abgehackte Gedankenfetzen.

Das Wasser zerrte an Debbies massigem Körper und schob sie nach vorn.

»Debbie, steh auf ...«, brüllte Katie, beugte sich weiter vor und versuchte, ihre Zimmergenossin zu packen. Doch das war einfacher gesagt als getan. Katie blieb nichts anderes übrig, als hinunter in die braune Schlammbrühe des Grabens zu steigen.

Doch im nächsten Moment überraschte Debbie sie. Katie sah, wie sie entschlossen die Beine anzog, die Schuhe in den Boden stemmte und sich hochrappelte. Im nächsten Moment stolperte sie auf die Böschung des Grabens zu und fiel erneut.

»Nimm meine Hand«, rief Katie, aber Debbie ignorierte die angebotene Hilfe und zog sich an einer Wurzel die Böschung herauf. Ihr Gesicht sah völlig verzerrt aus, ein Rest Wimperntusche hinterließ eine Spur bis zum Ohr, was sie grotesk erscheinen ließ.

Aber – erstaunlich – sie gab nicht auf. Debbie war eine Irre, aber eines musste man ihr lassen: Wenn es darauf ankam, wenn sie etwas wirklich wollte, dann ließ sie nicht locker. Die klatschnassen Haare hingen ihr ins Gesicht, der Regen schien ihnen alle Farbe entzogen zu haben. Sie schwang eins ihrer dicken Beine über die Kante, wankte kurz und dann hatte sie es geschafft.

»Gut. Gut gemacht«, feuerte Katie sie an. »Und jetzt Tempo.«

Sie wandte sich um, rannte los und vergewisserte sich mit einem Blick über die Schulter, dass Debbie hinter ihr war. Ja, alles in Ordnung. Jetzt nur noch quer über den Parkplatz und sie hatten das Collegegebäude erreicht.

Und als ob das Wetter aufgeben würde, als ob es ihnen diesen kleinen Teilsieg zugestand, ließ der sintflutartige Regen plötzlich nach.

Katie beschleunigte die Schritte und blickte erst wieder hoch, als sie den Kies des Parkplatzes unter ihren Füßen spürte.

Teilsieg? Hatte sie eben an Teilsieg gedacht?

Das Gegenteil war der Fall.

Ihr Blick fiel auf den See, der sich vor ihr erstreckte. Ja, der Regen hatte nachgelassen. Aber der Pegel des Lake Mirror war bedrohlich gestiegen. Die Wasserlinie lag nur noch wenige Zentimeter unterhalb der Schutzmauern, die man in den letzten Tagen in verzweifelter Anstrengung vor dem Grace College errichtet hatte.

Und dann ...

Katie schnappte nach Luft.

So etwas hatte sie noch nie gesehen.

Es war, als hätte jemand einen riesigen Stein in die Mitte des Sees geworfen, nein, es war, als ob es dort unten im Zentrum bebte. Das Wasser dehnte sich in perfekten konzentrischen Kreisen aus, schwappte über die Grenzen und übernahm die Macht über die Ufer.

Drittes Kapitel

Gut eine Stunde vorher waren sie alle, Katie, Robert, David, Julia, Debbie, Rose, Chris und Benjamin, noch in dem Bus gewesen, der sie und alle anderen aus dem Tal herausbringen sollte. Die anderen Studenten im Bus hatten durcheinandergeredet, hatten von den Katastrophen gesprochen, die Teile der Welt seit Tagen erschütterten, doch sie acht hatten die Ausnahme gebildet. Sie hatten still und stumm auf ihren Plätzen gesessen, jeder vertieft in seine eigenen Gedanken. Und dann war Benjamin plötzlich aufgesprungen und nach vorne gerannt.

»Nein«, hatte er gesagt. Einfach nur Nein.

Robert war gefolgt. Und dann sie, Katie. Das scharfe Nein lag ihr noch immer auf der Zunge, hallte in ihrem Gedächtnis nach. Und sie war wirklich entschieden gewesen, als Benjamin den Busfahrer zum Halten zwang.

Das Tal hatte sie so lange auf die Probe gestellt und so viele Opfer abverlangt. Das konnte doch nicht alles umsonst gewesen sein.

Einfach alles zurücklassen, das war nicht möglich.

Als sie ausgestiegen waren, hatte es sich richtig angefühlt.

Die Sonne war gerade aufgegangen, der Himmel ein einziges Blau und der See: Ganz ruhig hatte er unter ihnen gelegen.

So schön, ja geradezu paradiesisch, verlockend, war es im Tal noch nie gewesen. Und das, was sie gehört hatten über die Ereignisse draußen, außerhalb dieses Ortes, die Naturkatastrophen, die wüteten, das war ihnen alles so weit weg erschienen.

Jetzt, eine Stunde später, war von dieser Idylle nichts mehr übrig geblieben. Genauso wie draußen in allen Teilen der Erde die Hölle tobte, schien auch hier im Tal die Welt unterzugehen.

Und die Monsterwelle, die eben auf sie zugerollt war, war der direkte Beweis dafür.

Wie erstarrt schaute Katie auf das Naturschauspiel, das der See ihnen bot. Die pechschwarzen Monsterwolken standen direkt über der Welle, die die Schutzmauern unter sich begraben hatte, als wären sie nie da gewesen. Der See war über die Ufer getreten, sprichwörtlich, und eigentlich hätte er sie und Debbie mitreißen müssen.

Aber das hatte er nicht getan.

Die Welle war kurz vor dem Parkplatz zum Stehen gekommen. Es war ein unnatürlicher, geradezu grotesker Anblick. Katie konnte den Blick nicht davon lösen.

Es schien fast, als ob eine weitere unsichtbare Schutzmauer das College umgab. Und nicht nur das Gebäude vor dem See schützte, sondern auch sie beide.

Diesmal war es Debbie, die Katie mit sich riss. Ihr Griff bohrte sich schmerzhaft in Katies Fleisch. »Dort an der Seitentür stehen Rose und David«, rief sie hysterisch. »Und die anderen. Wer weiß, wie viel Zeit wir noch haben.«

Katie ließ sich willenlos mitziehen, den Blick nun nicht länger auf das Wasser, sondern auf das Gebäude gerichtet, das auf so magische Weise unberührt von den Fluten blieb und sich über allem erhob.

Alles Leben, das sich in diesem Gebäude abgespielt hatte, hatte sich letztendlich als Fake erwiesen, als beeindruckende Kulisse für ein Schauspiel, eine Tragödie. Die Evakuierung heute Morgen hatte dem ein Ende bereitet und das Tal war gerade dabei, ihnen sein wahres Gesicht zu zeigen.

Aber es gab kein Zurück. Ihre Entscheidung war unumstößlich.

»Du hast recht, Debbie«, sagte sie und war selbst überrascht, wie ruhig ihre Stimme plötzlich klang. »Komm. Wir haben schon zu viel Zeit verloren.«

Debbie hängte sich mit all ihrem Gewicht an Katies Arm.

»Ich hab einen Schuh verloren«, jammerte sie, wieder ganz die Alte. »Wo ist mein Schuh?«

Viertes Kapitel

Morgens im Bus hatte Katie aus einem Instinkt heraus entschieden. Dann eben, als die schwarze Wasserwand auf sie zukam, hatte sie in Panik reagiert. Jetzt schob sie all das zur Seite. Sie musste sich fokussieren und sich auf das konzentrieren, was zählte. Es war wie beim Klettern. Derselbe unbedingte Wille, nach oben zu kommen, nahm Besitz von ihr und trieb sie vorwärts, während gleichzeitig ihr Gehirn mit der Frage beschäftigt war, wie sie weiter vorgehen sollten.

Seite an Seite mit Debbie rannte sie zum Seiteneingang hinüber, wo sich die anderen vor der Tür drängten. Atemwolken stiegen nach oben und verflüssigten sich mit den Regentropfen, sanken zu Boden und zerrannen in den Pfützen zu ihren Füßen.

»Wahnsinn!« Benjamin starrte auf die Wasserwand. »Das ist der krasseste Effekt, den ich je gesehen habe.«

Es war völlig untypisch für ihn, dass er keine Kamera in der Hand hatte. Katie hatte sogar gehört, wie er Chris erklärte, er würde sie nach den Ereignissen der letzten Tage auch nie wieder in die Hand nehmen.

»Seht nur! Das Wasser zieht sich zurück!«, brüllte David. Es regnete noch immer und Katie fühlte, wie die Feuchtigkeit ihr bis in den Slip drang.

»Wir müssen trotzdem so schnell wie möglich ins Gebäude«, sagte Julia. »Was, wenn es zurückkommt?«

Katie blickte auf ihre Freundin. Sie hielt Chris an der Hand, genau wie Rose und David sich aneinanderklammerten. Nur Robert, der ewige Außenseiter, der Besondere unter ihnen, stand ein wenig abseits, den Blick mit solch einer Intensität auf die Welle gerichtet, die nun langsam an Höhe verlor und in den See zurückfloss, dass Katie unwillkürlich zusammenzuckte.

»Wo ist mein Schuh?«, jammerte Debbie immer noch.

»Halt die Klappe«, schrie Chris los. »Halt die Klappe. Die Klappe, okay?«

Debbie begann zu schluchzen.

Katie ignorierte sie weiter. Ihr Blick war auf die Tür gerichtet, die verschlossen war. »Julia hat recht. Wie kommen wir hinein?«

Rose schlang den Arm um Debbie. »Mein Gott, sie blutet. Ihr Kopf ist verletzt.«

David nahm Debbies Kopf in beide Hände und drehte ihn in seine Richtung. »Ganz ruhig, Deb. Ist nicht schlimm. Nur ein Kratzer. Wenn wir drinnen sind, kümmere ich mich darum.«

»Wenn wir drin sind?« Julias Stimme klang sarkastisch, aber David ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Einen Moment später wusste Katie, woran das lag. Er zog aus der Jackentasche einen Schlüsselbund. »Keine Angst«, sagte er.

Katie atmete auf. David hatte einen Schlüssel für die Seiteneingänge, das hatte sie ganz vergessen. Ungeduldig beobachtete sie, wie er zweimal den Schlüssel im Schloss drehte. Endlich öffnete sich die Tür. Sie erwartete jeden Moment, dass die Alarmanlage ansprang, aber nichts passierte.

Stattdessen brüllte jemand »Vorsicht!« und im gleichen Moment erwachte Robert, der ihnen bislang regungslos und stumm den Rücken zugekehrt hatte, zum Leben. Mit einem Satz war er bei ihr und da sah auch Katie einen Schatten in den Augenwinkeln. Sie schaffte es gerade noch auszuweichen, als neben ihr etwas zu Boden krachte. Splitter trafen sie. Und dann kam ein erneuter Schlag. Wie Dominosteine zerschellten Dachziegel zu ihren Füßen. Katie presste sich an die Hauswand und schützte ihren Kopf mit den Armen. Gleich darauf fühlte sie, wie David sie ins Innere zerrte. Sie war in Sicherheit.

Oder nein, das war falsch, denn Sicherheit gab es hier nicht mehr.

Sie sah die anderen an, blickte in ihre Gesichter, die schlammverspritzt waren, grau vor Erschöpfung. Wir alle sind in den letzten Tagen um Jahre gealtert, schoss es ihr durch den Kopf.

»Und was machen wir jetzt?«, schrillte Debbies Stimme durch den Flur. »Was habt ihr denn eigentlich vor? Wer sagt uns, was zu tun ist?«

Robert trat vor. »Ich«, sagte er ruhig. »Ich sage euch, was zu tun ist.«

Alle Augenpaare richteten sich auf ihn. Katie hielt die Luft an.

»Wir machen uns auf den Weg«, sagte er ruhig.

»Und auf den Weg wohin?«, erkundigte sich Chris spöttisch.

»In die Kathedrale natürlich«, sagte Robert ernst und nahm seine Brille ab.

Die Stimmen hallten in dem engen Flur durcheinander. Jeder hatte etwas zu Roberts Antwort zu sagen, alle schrien durcheinander und ihre Stimmen klangen gespenstisch in dem langen Flur, der verlassen vor ihnen lag.

Nur Katie sagte nichts. Sie spürte nur, wie sie die Luft ausstieß, vielleicht vor Erleichterung, dass es endlich jemand aussprach. Ja, die Kathedrale. Das war so logisch. Es war der einzige Anhaltspunkt, den sie hatten. In der Kathedrale hatten sie die meisten Informationen gefunden: die Aktenordner mit den Aufzeichnungen der Studenten aus den Siebzigern, die versteinerten Leichen von Milton und Grace. Es war der Ort, der die wirklichen Geheimnisse bergen mochte.

Theoretisch. Es gab nur ein Grundproblem.

Julia hatte das genauso erkannt wie sie.

»Und wie sollen wir bitte dahin kommen?«, verschaffte sie sich gerade Gehör.

»Gute Frage.« David seufzte und setzte seinen Rucksack ab.

Katie nickte ihm zu. David war dabei gewesen, als sie die letzten Monate das Tal durchkämmt hatten, immer auf der Suche nach einem Zugang zum Labyrinth, der sie zur Kathedrale bringen würde. Aber weder die Treppe im Untergeschoss des Collegegebäudes noch der Zugang über den geheimen Wasserfall am Solomonfelsen hatte sich ihnen geöffnet, sooft sie die Wege auch abgelaufen waren. Sie hatten keinen anderen Eingang gefunden, obwohl sie jeden Stein im Tal umgedreht hatten, so kam es Katie jedenfalls vor.

Benjamin fuhr sich durch die Haare, deren Farbe man vor lauter Schmutz fast nicht mehr erkennen konnte. »Vielleicht kann ich da helfen«, sagte er und Katie fiel auf, wie wenig Witze er bis jetzt gemacht hatte. Das war völlig untypisch für ihn. Überhaupt: Benjamin schien durch die Erlebnisse der letzten Tage ein anderer geworden, das hatte seine Entscheidung im Bus deutlich gezeigt. Kein Wunder, er hatte mehr durchgemacht als sie alle zusammen. »Ich weiß, es klingt total verrückt, und noch abgefahrener ist die Story, woher ich diesen Hinweis habe.« Er grinste und ein kleines bisschen von seinem früheren Selbst schimmerte durch die Erschöpfung hindurch. »Aber erinnert ihr euch noch an Mumien-Paul in der Eishöhle? Katie, was ist mit dem Brustbeutel passiert, den du damals bei ihm gefunden hast?«

Dave Yellad

Mein Sohn,

ein Jahr, ein ganzes Jahr ist vergangen, seit ich dich bei den Cree zurückgelassen habe. Eine Entscheidung, die ich ohne große Überlegung getroffen habe. Hier oben ist kein Platz für ein Kind. Dieser Ort ist unwirklich, seltsam und zeigt mir immer wieder seine schrecklichen Seiten, die ganze Grausamkeit, zu der er fähig ist. Du würdest mich nur ablenken von meinen Forschungen, mich behindern bei dem Experiment, dem ich mich täglich aussetze. Du würdest mich schwach machen, während ich den Kampf gegen das Tal führe. Außer Coyote, meinem treuen Begleiter, existieren hier keine Lebewesen. Der See spült immer wieder tote Fische ans Ufer und die Kuh, die ich von Shanusk in Empfang genommen habe, um mich selbst zu versorgen, starb zwei Tage später. Ich fand sie morgens zu Stein erstarrt vor der Hütte. Oft kann ich die Hütte tagelang nicht verlassen, weil Sommer wie Winter Stürme über das Tal ziehen, die die Erde umgraben, Bäume entwurzeln und Überschwemmungen hervorrufen.

Ich beschäftige mich damit, die Gegend zu kartografieren. Meine Forschungen und Berechnungen führen immer wieder zu demselben Ergebnis. Das Tal bildet einen perfekten Kreis, dessen Mittelpunkt die Mitte des Sees bildet. Oft kann ich sehen, wie die Wellen sich auf diesen Punkt zubewegen, als gäbe es darunter etwas, wovon das Wasser angezogen wird. Es bringt mich zu der Erkenntnis, dass diese Landschaft nur die Oberfläche ist. Darunter haust etwas anderes. Die nächsten Monate werde ich versuchen, einen Zugang zu dieser Unterwelt zu finden. Bisher kam ich nicht weiter als bis zu einem Gang, in dem die Pilze wachsen, die ich Psilocybe aurea genannt habe. Ich habe nicht aufgehört, sie zu essen. Oder nein, ich muss hier korrekt sein: Ich kann nicht aufhören, sie zu essen. Manchmal versetzen sie mich in einen Zustand der Raserei, sodass Coyote vor mir flüchtet. Ich kann dann sein Jaulen hören, das die Felswände um mich herum als Echo wiedergeben, bis mir scheint, sie lachen über mich, verschwören sich gegen mich, hecken Pläne aus, mich zu vernichten.

Dieses höllische Gelächter ist schrecklich. Es führt dazu, dass ich tagelang nicht aufstehen kann, weil die Erfahrungen mich an mein Lager fesseln, bis ich wieder die Kraft habe, meine Forschungen fortzusetzen. An diesen Tagen befinde ich mich in einem Zustand, vor dem mich der Schamane gewarnt hat. Es ist, als ob das Tal mir alle Lebensenergie entzieht. Mir alle Kräfte raubt.

An anderen Tagen bewirken die Pilze das Gegenteil. Dann empfinde ich eine wahnsinnige Macht und bin überzeugt, dass die Hölle sich mir unterwerfen wird. Eines Tages werde ich ihr Herrscher sein und die Macht des Tals wird auf mich übergehen und von mir auf dich. Unsere Vorfahren haben mit ihrer Kraft die schottischen Highlands bezwungen, deshalb bin ich sicher, ich werde auch hier oben nicht versagen. Vergiss nicht, du bist mein Erbe.

Das Glied einer langen Kette von Mächtigen.

Wie ich von Shanusk weiß, bist du immer noch kränklich und bedarfst ständig der Hilfe des Schamanen. Doch ich bin sicher, das Leben in den Bergen unter der Obhut der Cree wird deine Sinne schulen, deinen Körper stählen, deinen Geist erweitern, deine Seele stärken. Das alles gehört zur großen Prüfung, der wir uns unterwerfen müssen, um der Macht würdig zu sein.

Das Motto unseres Clans heißt My hope is constant in thee – Meine Hoffnung in dich ist beständig.

Vergiss das nie.

Dein Vater

Valley of Fields, 10. Februar 1915

Fünftes Kapitel

Katie stürmte die Treppen zu den Apartments nach oben. Sie nahm drei Stufen auf einmal und hatte das zweite Stockwerk erreicht, als sie schwer atmend innehielt, um Luft zu holen.

Jetzt, nachdem das Gebäude evakuiert worden war und die Gänge verlassen vor ihr lagen, spürte sie den Verfall mit jeder Faser ihres Körpers. Sie konnte ihn mit jedem Atemzug einatmen.

Ihr Blick schweifte über den bröckelnden Putz an den Wänden, die düsteren Holzdecken, den abgetretenen Teppichboden, vor dem sie sich am Anfang geekelt und an dessen muffigen Geruch sie sich schließlich gewöhnt hatte. Im Licht der Notbeleuchtung, die ansprang, sobald sie an den Bewegungsmeldern vorbeirannte, schimmerten die Wände grün, als setzten sie Moos an.

Katie vermisste den Lärm der Studenten, das ständige Sirren des Aufzuges, das Geklapper aus den benachbarten Apartments. Nur der Regen war zu hören und in dieser Stille verströmten die Mauern etwas Unheimliches, Gefährliches.

»Wo hab ich nur diesen verdammten Brustbeutel? Ich hätte nie gedacht, dass er noch wichtig werden könnte«, murmelte sie laut vor sich hin, um die trostlose Stille zu übertönen, die sie umgab. Es war eine Stille, in der man bei jedem Knacken zusammenzuckte, als läge man auf der Lauer. Als ob das alte Gemäuer innehielt, um sie zu beobachten. Natürlich hatten Wände keine Augen, aber ... so ihre Erfahrung ... das Tal schien alles zu wissen, alles zu planen, alle Fäden zu ziehen.

Sie passierte den Fahrstuhl. Der Flur war komplett leer, alle Türen waren geschlossen. Die Security hatte ganze Arbeit bei der Evakuierung des Gebäudes geleistet. Oder nein, nicht alle Türen waren geschlossen. Die Tür, die in das Apartment führte, das Katie mit Rose, Debbie und Julia bewohnte, stand weit offen.

Bewohnte?

Bewohnt hatte, korrigierte sie sich selbst.

Ein fremder Geruch stieg ihr in die Nase. Er schwebte über dem muffigen Dunst, den die Teppichfasern verströmten.

Katie wurde langsamer.

Vielleicht waren sie doch nicht die Einzigen im Gebäude? Vielleicht war noch jemand im Tal geblieben.

Zögernd trat sie über die Schwelle. Im Apartment herrschte keine vollkommene Dunkelheit, sondern eine trübe Düsternis, in der die Konturen der vertrauten Möbel verschwammen. Wie schnell ein Gebäude einen vergaß. Noch vor wenigen Tagen hatte sie sich in diesen Räumen zu Hause gefühlt, sicher, geborgen. Jetzt senkte sich bleierne Einsamkeit auf sie. Katie, die nichts lieber hatte, als wenn sie alleine war, wollte umdrehen und davonlaufen.

Nein.

Du suchst den verdammten Brustbeutel und dann nichts wie weg hier. Raus zu den anderen. Selbst mit der Gefahr der Überflutung würde sie freier atmen können als hier. Die Natur – sie war für Katie ein fairer Gegner. Dieses Gebäude aber ... es war kalt wie eine Leiche.

Entschlossen durchquerte sie den Vorraum und riss die Tür zu ihrem Zimmer auf. Und jetzt überfiel Katie doch ein Moment der Vertrautheit, ein kurzes Aufatmen. Jeder Gegenstand, jedes Möbelstück ... der Sessel, die Wolldecke ... all das hatte ihr die letzten Jahre ein Gefühl von Heimat gegeben.

Sie schaltete das Licht an, das kurz flackerte, und wich im gleichen Augenblick erschrocken zurück. Der ganze Boden war mit weißen Blättern übersät, die bedruckt waren mit ihren Notizen zu Dantes »Göttlicher Komödie«.

Sie würde ihren Essay darüber nicht zu Ende schreiben. Sie würde nie wieder hierher zurückkehren. Ihre Großmutter hätte den Raum ausgeräuchert, um die bösen Geister zu vertreiben.

Ihr Blick fiel auf die Fotos an der Wand links. Sebastien, der ihr vom Rollstuhl aus zuwinkte. Tim auf dem Gipfel des Mount Robson, den Blick in die Ferne gerichtet. Katie fühlte, wie sich ihr Herz zusammenzog. Es war noch nicht lange her, da hatte sie Tims Nachricht entdeckt.

Liebe Katie, wenn dich dieser Brief erreicht, werde ich nicht mehr leben.

Man konnte seinen Tod nur vorwegnehmen, wenn man das Sterben selbst in die Hand nahm.

Hör auf, Katie! Hör einfach auf zu denken. Tu, was du tun musst.

Entschlossen riss sie die Fotos von der Wand, steckte sie ein und trat dann zum Schrank. Das Klappern der Schranktüren durchschnitt die Stille. Sie starrte auf die Fächer im Schrank. Hier lag ihr ganzer Besitz. Kleider, Schuhe, ihre Kletterausrüstung. Außer Debbie hatte keiner von ihnen Gelegenheit gehabt zu packen. Als seien sie Verbrecher, hatten diese Idioten der Security sie draußen auf dem Gelände abgefangen, abgeführt und in den letzten Bus gesteckt, der das Tal verließ.

Katie begann, ein Schrankfach nach dem anderen zu durchwühlen. Sie musste den Brustbeutel finden, den sie damals bei der Leiche des ermordeten Paul Forster in der Gletscherspalte entdeckt hatte. Sie hatte schon seit Monaten nicht mehr an das Teil gedacht. Vage konnte sie sich noch an das verschlissene Nylon erinnern und die ehemals orangene Farbe. Wo hatte sie ihn versteckt?

Sie zog den Stuhl heran, stieg darauf und versuchte es in den oberen Fächern.

Nichts.

Pullis, Hemden, Hosen, Wäsche, Strümpfe, alles landete auf dem Boden.

Immer noch nichts.