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»Wer sich nicht lustig macht, der nimmt ein schlimmes Ende«, behauptet hier ein weiser Tor. Und recht hat er! Man sieht es ja an den Tränen der schönen Müllerstochter; vernimmt von Herrn Strunk, der sich erhunk; ahnt‘s aus dem Amtsleben des »Pflichtbürgers« oder dem Klagelied einer Brombeerpflückerin. Wer dagegen mit dem Autor möchte, »dass als wesentliche Form des Geistes uns die Heiterkeit bald leichter fällt« auf dieser Welt, der wird aus diesem Büchlein vergnüglich erfahren, in welcher Weise Liebe und Leid mit Scherz und Ernst gepaart sein können. G. Branstner, der sich auch immer wieder um die Weiterführung bewährter oder um die Wiederbelebung vergessener traditioneller Kunstformen bemüht, hat in seiner Version verschiedenste Themen und Formen, Motive und Stimmungen mehrhundertjähriger Volksdichtung erstehen lassen. Der Vorzug ist dem Sangbaren, Liedhaften gegeben - und all den kräftigen, deftigen, schaurigen oder witzigen Geschichten, die für das Vorlesen oder Vortragen noch besonderen Spaß versprechen.
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Seitenzahl: 73
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Impressum
Liebe im Scherz
Jungfer ade!
Ein Obstgärtner, ein Lagerhalter und ein Totengräber loben ihre Frauen
Liebesdienst
Der geplättete Zorn
Wie lang mag das noch gehen
In jedem Mann steckt ein Tyrann
Verständliche Vergesslichkeit
Umkleideter Wunsch
Das Schäfchenspiel
Des Jägers Wunderhorn
Die Gefechtsordnung
Treu und Glauben
Die nasse Wahrheit
Das Verhängnis der Müllerstochter
Der Gatte ging – der Buhle kam oder Lindas Tränen
Am murmelnden Bach
Herr Theophil und Frau
Wie Herr Strunk sich erhunk
Der arme Mann
Hund und Katze im Liebesduett
Das ganze noch ma
Ein deutsches Schicksal
Liebe im Ernst
Das Mittelding
Der Gefoppte
Ein gutes Mundwerk
Vom Beerenpflücken
Freundliche Verwechslung
Besorgnis
Ach, Liebster, lass uns eilen
In Wartestellung
Eine Stellungssache
Tragik
Ja, die Zeit ändert viel
Ein schöner Mann
Moritat von den schwarzen und den grauen Haaren
Elf Liebchen und eins
Es ist ein eigen Dingen
Die kleine Liebelei
In Erwartung des Liebsten
Die Liebe
Leid im Ernst
Humoristische Wahrheit
Ballade vom lachenden Affen
Hinterhofballade
Die umgekehrte Todesangst
Dein schwerster Brocken bist du selber
Schnakenballade
Des Sophistratos astronomische Antwort auf die gastronomische Frage, weshalb es volle und leere Bäuche gibt
Das ungerade Schaf
Denn der Herr ist ein Hirte!
Der Pflichtbürger
Klage um einen verdienten Toten, der im Leben nichts getaugt hat
Wohin gehst du, kleines Wort?
Das Was und das Warum
Eine Frage an Gott den Herrn
Pulver und Blei
Ein gutbürgerliches Schlaflied
Das Lied vom kleinen Feigenbaum
Dschungelballade
Das Merklied
Zeitfehler
Klagelied eines Rothaarigen
Wem die Jacke passt – ist selbst ein Schwein
Der ausgehakte Widerspruch
Oma, erzähl uns was
Das Zustandekommen der kleinen Arschkriecher
Die ernsthafte Heiterkeit
Von Loch zu Loch
Leid im Scherz
Narrenweisheit
Freue dich, kein Tier zu sein
Solo für elf Damen
Urteil über ein Gedicht
Das scheintote Kind
Die Zwickmühle Gottes
Zum Schießen
Das geschüttelte Doppelstockbett
Beschreibung einer Weltumfahrt
Eine kastrierte Welt
Der Tor in Knittel
Elegie auf den Biss eines tollen Hundes
Der Geselle in der Fremde
Der Wirtshäusler
Wie eine Haremsdame verlustig ging und drei deutsche Matrosen zu unbefleckten Helden wurden
Dilemma
Eine herbstliche Elegie
Gut ist jede Jahreszeit
Stilles Verdienst
Lass sausen, Kind, lass sausen
Tragik des Genies
Ein Teufelskreis
Der umgekehrte Hellseher
Menschliche Unvollkommenheit
Betriebsblind
Lebensregeln
Ein Wort zum Schluss
Gerhard Branstner
E-Books von Gerhard Branstner
Gerhard Branstner
Das Verhängnis der Müllerstochter
Sänge und Reime
Aus etlichen Jahrhunderten deutscher Volksdichtung ausgebuddelt und fürwitzig zurechtgemacht oder füglich neu erdacht
ISBN 978-3-96521-173-5 (E–Book)
Titelbild: Ernst Franta
Scherz und Ernst sind wenig nütze ohne Heiterkeit als Stütze
© 2019 EDITION digital
Pekrul & Sohn GbR
Godern
Alte Dorfstraße 2 b
19065 Pinnow
Tel.: 03860 505788
E–Mail: verlag@edition–digital.de
Internet: http://www.edition-digital.de
»1«
Gar wohl auf einem Tanz
verlor sie ihren Kranz.
Was mag das für ein Kranz gewesen sein?
Was mag das für ein Tanz gewesen sein?
» 2 «
Der Obstgärtner:
Was hab ich nicht versucht,
die Stare zu verscheuchen.
Doch jetzt, so will mir deuchen,
sind sie aus meiner Welt.
Ich habe meine Frau
als Scheuche aufgestellt.
Der Lagerhalter:
Mein Weib, das ist drei Zentner schwer
und misst dasselbe längs wie quer.
Drum teilt man es in Zonen,
will man die Augen schonen.
Der Kopf ist einem Kürbis gleich,
die Augen sind verquollen,
das Kinn hat Kinn und Kinneskinn,
da ist der Hals verschollen.
Der Busen ist kein Busen mehr
und auch kein Meeresbusen,
da können ganze Völkerscharn
zur gleichen Zeit dran schmusen.
Dieses Massenmedium
hängt gewaltig lang herum,
was beim Tanz Verdruss erregt,
weil es an die Schenkel schlägt.
Vor den Beinen muss ich warnen,
denn was zwischen diesen klafft,
hat schon manchen unerfahrnen
Mann samt Hut dahingerafft.
Ja, mein Weib, das ist ’ne Tolle,
wo du’s greifst, greifst du ins Volle.
Ja, mein Weib, das ist ein Trumm.
Und ich hüpfe um es rum
und ruf andermal ums eine:
Alles meine! Alles meine!
Der Totengräber:
Auch wenn es unbegreiflich ist,
ich lieb mein Frauchen sehr.
Und wenn es erst gestorben ist,
dann lieb ich es noch mehr.
So sprachen die drei Männer
als wahre Frauenkenner.
Und auch zum guten Schluss
spricht jeder (weil er muss):
Ich lobe mir die meine
und brauche weiter keine.
» 3 «
Hat deine Frau ein schiefes Maul
und eine krumme Seele,
dann drücke ihr die Gurgel zu,
dass sie sich nicht mehr quäle.
nach einem Witz
» 4 «
Der Schneider, jäh im Zorne,
will‘s dem Lehrling weisen
und wirft das Bügeleisen
nach dem armen Tropf.
Der duckt sich, und das Eisen
trifft die Meisterin am Kopf.
»Na, auch gut«, brummt der Schneider
und näht besänftigt weiter.
» 5 «
Ich kann nicht widerstehen:
Ich stürze mich in wahrer Wut
ins Fressen und ins Saufen.
Ich rülpse gern und furze gut
aus sämtlichen Kaldaunen.
Da schweigen die Posaunen.
Wie lang mag das noch gehen!
Ich kann nicht widerstehen.
Ich stürze mich in wahrer Wut
in jeden noch so dummen Streit
und schüre ihn zum großen Krach.
Ich dresche alle Nasen breit
und brülle wie ein Stier.
Da zittern Mensch und Tier.
Wie lang mag das noch gehen!
Ich kann nicht widerstehen.
Ich stürze mich in wahrer Wut
auf meine kleine Stute
wie ein wildgewordner Hengst
und gebe ihr die Rute,
bis dass der Tag erwacht.
Da sag ich gute Nacht.
Wie lang mag das noch gehen?
Wir werden es ja sehen.
Eheabratung
» 6 «
Mädchen, nimm dir nie und nimmer
einen Ehemann.
Was er von Berufes wegen,
höre dir jetzt an:
Der Uhrenmacher zieht dich auf,
der Drechsler dreht dir Spindelbeine,
der Kutscher nimmt dich ins Geschirr,
der Schneider plättet dir gleich eine,
der Schornsteinfeger schwärzt dich an,
der Klempner redet dauernd Blech,
der Nagelschmied schlägt auf den Kopf,
der Schuster bringt dir nichts als Pech,
der Schindeldecker hockt nur oben,
der Maurer denkt nur an den Durst,
der Seiler dreht dir einen Strick,
dem Fleischer bist du völlig Wurst.
Nun weißt du, was dir blühen kann,
nimmst du dir einen Ehemann.
nach P.W. Hensler
»7«
Bedrängt in ihrer Ehre
rief Doritte
Gott um Hilfe an
in stummer Bitte.
Der war der nächste ihr von allen,
denn vor Angst war ihr entfallen,
dass nebenan ihr Gatte saß
und in der Zeitung las.
»8«
Ich möchte deine Kleidung sein,
da wär ich immer um dich.
Am Tag das Halterchen zu zwein,
das Höschen selbstverständlich,
und nachts dein Flatterhemde.
Spricht das nicht Liebesbände?
»9 «
Amint und Doris waren Hirten,
doch fanden beide es gescheiter,
statt Schafe hüten Scherz zu treiben
und so weiter, und so weiter.
Nur scherzte Doris nicht umsonst.
Da zahlte er als nobler Streiter
einen Gang mit einem Schäfchen
und so weiter, und so weiter.
Amintens Herde schrumpfte schnell.
Am Ende bat der flotte Reiter:
„Lass mich ohne Schaf noch einmal!“
und so weiter, und so weiter.
„Erwirb die Herde dir zurück,
jetzt zahle ich!“, rief Doris heiter,
und sie küsste ihm das Sterzchen
und so weiter, und so weiter.
Er holte Schaf für Schaf zurück
und überdies noch ihre - leider:
Nun muss wieder er bezahlen
und so weiter, und so weiter,
und so weiter …
»10«
Ein Jäger hat ein Horn, gib acht!
Das bläst er nur bei Nacht tirilü
das bläst er nur tirilütütü, das bläst er nur
bei Nacht.
Und er versteht sich auf das Horn
von hinten und von vorn tirilü.
Von hinten und tirilütütü, von hinten und
von vorn.
Und als sich ihm ein Mägdlein naht,
was glaubt ihr, was er tat tirilü,
was glaubt ihr, was tirilütütü, was glaubt ihr, was
er tat?
Er zeigte ihr das Instrument
und fragt’, wie sie es fänd’ tirilü,
und fragt’, wie sie tirilütütü, und fragt’, wie sie
es fänd’.
Das Mägdlein nahm’s in Augenschein
und in die Hände zwein tirilü,
und in die Händ’ tirilütütü, und in die Hände
zwein.
„Das Horn find’ ich gar recht“, sprach sie,
„wenn Ihr auch kennt das Spiel tirilü,
wenn Ihr auch kennt tirilütütü, wenn Ihr auch kennt
das Spiel.“
Der Jäger sprach: „Ich kenn’ es wohl“,
und stieß mit großer Kunst
die Töne, dass die Ader schwoll –