Das Wohnmobil - Claudia Westhagen - E-Book

Das Wohnmobil E-Book

Claudia Westhagen

0,0
5,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Schnallen Sie sich an und tauchen Sie ein in Kurzkrimis auf Rädern! Ein Wohnmobil, sechs Campingurlaube, sechs Reiseziele! Die Erwartungen der Mietcamper auf eine entspannte Auszeit sind hoch. In Bordeaux, Venetien, Katalonien, in Südbayern oder an der stürmischen Nordsee, schlittern sie in kriminelle Verstrickungen, geheimnisvolle Einbrüche, mörderische Weinverkostungen. Sie begegnen lustigen Camper Witwen und gewieften Dauercampern. Können die Reisenden die in Gang gesetzten Kettenreaktionen noch aufhalten? Der 3. Band aus der Reihe TEILWEISE KRIMINELL.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



AUTOR:INNEN

Erika Kiechle-Klemt lebt und arbeitet im Raum München. Sie ist freischaffende Künstlerin, Autorin, Fotografin und Präsentationsdesignerin. In diesem Rahmen hat sie viele Awards und Anerkennungspreise erhalten. Sie schreibt mit großer Begeisterung Kurzgeschichten, Erzählungen und Lyrik. Dazu kommen Veröffentlichungen in Zeitschriften, Kalender und Ausstellungskatalogen. Zusätzlich gilt ihre Leidenschaft dem Reisen. Unter anderem besuchte sie viele Male Neuseeland mit einem Campervan.

Adam S. Preuß wurde 1974 an der Ostsee in Danzig geboren. Von Kindesbeinen an liebt er die Natur: Ständig draußen auf dem Bauernhof der Großeltern, am See direkt vor seinem Elternhaus, beim Angeln, Jagen und als Outdoor-Guide. Ob Schottland, Skandinavien oder andere Länder. Ganz Europa bereist er in seinem Camper Van und übernachtet jährlich viele Nächte draußen in der Natur. Er schreibt über Outdoor, Camping, und die Freiheit des mobilen Lebens und Arbeitens − oder wie es gerne auf neudeutsch heißt − »Vanliving« als digitaler Nomade. Adam S. Preuß ist Dipl. Betriebswirt, hat drei Kinder und lebt in Heidelberg.

Die Mönchengladbacher Autorin Anja Puhane schreibt Kurzgeschichten in diversen Genres. Zahlreiche wurden in Anthologien veröffentlicht. Ihre spezielle Leidenschaft sind Krimis mit überraschenden Wendungen und oft rabenschwarzem Humor. Seit sie an der Rowohlt Krimischule teilgenommen hat, ist ihr erklärtes Ziel, endlich einen Kriminalroman zu veröffentlichen. Allerdings kommt nach dem Motto »in der Kürze liegt die Würze« immer wieder eine Kurzgeschichte dazwischen. Aktuell hat sie mit einer Kurzgeschichte den ersten Platz beim Freiburger Krimipreis belegt. Sie ist Mitglied bei den Mörderischen Schwestern e.V..

Claudia Westhagen, geboren in München, ist eine vielseitige Autorin für Krimis, Thriller, Lyrik und neuerdings auch Liebesgeschichten. Nach dem Schauspielstudium folgten Bühne, Radio, Lesungen, Vorträge und eine eigenentwickelte Multi-Channel-Bühnen-Show. Ende 2016 gründete sie den myshow Verlag. Ihre Krimis sind für ihre raffinierten Plots und fesselnden Charaktere bekannt und haben eine loyale Fangemeinde gewonnen. Häufig ist sie mit Ihrem Wohnmobil auf Reisen, immer bereit, neuen Abenteuern zu begegnen und dabei das Besondere einzusammeln, das buchstäblich auf der Straße liegt. In TEILWEISE KRIMINELL schreibt sie über psychosoziale kriminelle Handlungen. Sie ist u.a. Mitglied bei Die Poesieboten e.V. und bei den Mörderischen Schwestern e.V..

INHALT

VORWORT

KATALONIEN VON CLAUDIA WESTHAGEN

NORDSEE VON ADAM S. PREUSS

ALLGÄU VON CLAUDIA WESTHAGEN

MEDOC VON ANJA PUHANE

VENETIEN VON ERIKA KIECHLE-KLEMT

HÉRAULT VON CLAUDIA WESTHAGEN

DANKE

IMPRESSUM

VORWORT

Wo beginnt Kriminalität? Wo hört sie auf? Haben Sie darüber schon einmal nachgedacht?

Ist es kriminell, wenn man zu viel Geld hat? Einmal im Leben Glück haben möchte? Sein Wohnmobil an Drogendealer vermietet? Hinsieht, wo andere wegsehen?

Diesen Fragen geht die Reihe TEILWEISE KRIMINELL in ›Das Wohnmobil‹ spannend und unterhaltend nach. Das Besondere daran ist, dass in jedem Band Gegenstände,Orte und Personen episodisch miteinander verknüpft werden. Finden Sie in jeder Kurzgeschichte das Wohnmobil? Erkennen Sie Personen wieder, die Ihnen schon in einer der Geschichten begegnet sind?

In Band 03 der Reihe erleben Sie wunderschöne Urlaubsorte, gepaart mit Abenteuer pur. Die Autor:innen und Camper:innen schöpfen aus ihrem großen Erfahrungsschatz.

Natürlich sind die Geschichten frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden, toten oder realen Personen ist rein zufällig.

Steigen Sie ein. Halten Sie sich fest. Sicheres Ankommen ist nicht garantiert.

Ihre reiselustige

Claudia Westhagen

KATALONIEN

Ich bin ein altes Wohnmobil, wurde erst vermietet, dann ausrangiert. Ein Bastelliebhaber hat mich auf Vordermann gebracht. Neulich hörte ich ihn zu seiner Frau sagen:

»Fürchte, das ist sein letzter Sommer. Ich kann ihn nicht mehr reparieren. Auch wenn es mir in der Seele weh tut. Er wird bald ausgeschlachtet oder kommt zum Schrotthändler.«

Sicher, ich bin in die Jahre gekommen. Nicht modern und durchgestylt wie neuere Teile, die auf der Straße herumfahren. Manche sind ein Ferrari wert. Einige haben sogar mehrere Zimmer und eine Garage mit einem Smart drin. Ich bin zufrieden. Und, soll ich Ihnen was sagen? Eines habe ich diesen ganzen hochkomplexen »Monstern« voraus. Ich habe einiges gesehen. Von unendlich vielen Geschichten kann ich erzählen, die ich im Laufe meiner dreiunddreißig Jahre, die ich auf dem Buckel habe, erlebt habe. Witziges, Verwerfliches, auch einiges Kriminelles. Tausende Romanseiten würden meine Erlebnisse füllen, ganze Netflix-Serien. Und doch gibt es eine Geschichte, die mich bis heute tief berührt. Die Geschichte eines kleinen Mädchens und ihrem unglaublichen Mut. Sie hat dort hingeschaut, wo jeder wegschaut, auch auf die Gefahr hin, dass ihr Gewalt angetan werden würde. Aber ich greife vor. Auf meine alten Tage hin, sei mir das verziehen.

Es war ein verregneter ungemütlicher Tag im Juli, als ich wieder einmal neue Besucher aufnahm. Eine vierköpfige Familie. Der Vater, Claus, »Claus mit C und nicht mit K,« wie er immer betonte, war ein notorischer Besserwisser, der ums Verrecken nicht zugeben wollte, dass er zum ersten Mal ein Wohnmobil gemietet hatte. Er war mit manchem überfordert. Schuld waren, seiner Meinung nach, allerdings immer die anderen. Zusätzlich beherbergte ich seine Ehefrau, Amanda, immer voll durchgestylt. Keine Ahnung, was die auf einem Campingplatz zu suchen hatte. Aber solche Meinungen behalte ich selbstverständlich für mich.

Dann waren da noch die beiden Kinder, der zehnjährige Tom und die neunjährige Trude. Der Junge piesackte seine Schwester permanent. Und ... ich habe keine Ahnung, wie sie es geschafft hatte, so niedlich und nett zu sein, die Trude. Trude war eine Augenweide. Nein, nicht auf den ersten Blick.

Die Ehefrau, Amanda, – es stellte sich heraus, dass Claus Witwer war und ein zweites Mal geheiratet hatte – wünschte sich für Trude nichts mehr, als dass sie ein ganz schönes Mädchen werden würde. Eine Mammutaufgabe für sie, die arme Amanda, wie sie nicht aufhörte jedem kundzutun. Das Gejammere ging mir ganz schön auf den Geist.

Aber Trude wollte nicht schön sein. Sie wollte nur Trude sein. Fasziniert betrachtete ich sie. Wenn ich in ihre Augen sah, erkannte ich ihre innere Schönheit, ihre reine Seele. Wenn sie meinte, keiner höre ihr zu, redete sie mit den Blumen, die sich um einen Busch auf meinem Stellplatz rankten. Sie erzählte ihnen von den Elfen, denen sie im Pinienwald begegnet war und den Engeln, die mit den Wellen des Atlantiks tanzten.

Einmal, die Familie saß unter meiner Markise beim Abendessen, wagte Trude davon zu berichten. »Heute habe ich einen Troll gesehen. Das war lustig. Und ...« Weiter kam die Arme nicht.

»Hör endlich auf mit deiner erbarmungswürdigen Fantasie«, stöhnte Claus.

»Entschuldige Liebling, ich habe es ihr so oft gesagt.« Amanda legte ihre Hand tröstend auf seinen Arm.

»Das ist keine Fantasie, sondern Blödheit«, feixte Tom. Trude standen die Tränen in den Augen. Ihr kleiner hübscher Mund verschloss sich.

Zu allem Unglück kam Amanda jetzt erst in Fahrt. »Eins sage ich dir, Kind. Unsere Nachbarin, die Uschi, die ist schon zum fünfzehnten Mal hier. Sie hat von dem Mann am Ende dieser Straße erzählt. Zwei Stellplätze weiter von uns. Ein ganz übler Typ. Meckert jeden an, giftet über alles. Keiner weiß, was er in seinem Wohnwagen treibt. Manchmal bekommt er Besuch. Auch nachts, trotz der Nachtruhe, die ab 22.00 Uhr eingehalten werden muss! Das ist denen egal. Komische Menschen sind das. Uschi verbietet ihren Kindern in die Nähe des Wohnwagens zu gehen. Jeder von uns macht einen großen Bogen um den Platz. Aber, wenn du, Trude, nicht aufhörst, so einen Quatsch zu reden, dann schicke ich dich zu ihm.«

Nachts, als alle schliefen, kletterte Trude aus dem Bett und setzte sich unter den Sternenhimmel. »Bist du da oben, Mama? Ich kann doch auch nichts dafür, dass ich seltsam bin. Du hast mich immer verstanden. Du hast gesagt, ich soll bleiben, wie ich bin. Ich fühle mich so allein.«

Am Ende der Straße blitzte ein Licht auf. Die Wohnwagentür des alten Mannes hatte sich geöffnet und eine Frau trat heraus.

»Verdammt, es tut mir wirklich leid. Ich habe es einfach vergessen.«

Eine grollende Stimme kam aus dem Inneren. »Hier geht es um Leben oder Tod. Kapier’ das doch endlich.«

Erschrocken flitzte Trude in ihr Bett zurück. Nachts hörte ich sie im Schlaf murmeln. »Nein, nein tu mir nichts. Ich bin doch brav. Ich erzähle auch keinen Blödsinn mehr.«

Von dem Augenblick an beobachtete ich den Wohnwagen am Ende der Straße. Auf keinen Fall wollte ich, dass Trude etwas zustößt. Aber ich war ja nur ein Wohnmobil. Wie sollte ich helfen? Konnte ich im Notfall selbst losfahren? Auch wenn meine Markise dabei abgerissen werden würde? Und als ob Trude meine Gedanken gespürt hätte, legte sie beschwichtigend ihre kleine Hand auf meine Kühlerhaube.

»Alles gut«, flüsterte sie.

»Mit wem redest du da?«, giftete Amanda hinter ihr.

»Ich? Mit niemandem.«

»Denk dran, lass die Flausen in deinem Kopf, sonst schicke ich dich zu dem alten Mann am Ende der Straße. Und jetzt hilf mir Geschirr abspülen.«

Trude zuckte zusammen. Mit hängenden Schultern folgte sie Amanda.

Auf dem Campingplatz wurde ein Flamencofestival veranstaltet. Die ganze Familie freute sich darauf. Als sie beim Abendessen saßen, kam eine der Frauen, die öfters in dem Wohnwagen bei dem alten Mann zu Besuch war, am Platz vorbei.

Ich beäugte sie misstrauisch. Wehe, wenn sie meiner Trude etwas antat!

Sie hatte einen großen Kochtopf dabei und ein Handtuch auf die Schulter gelegt. Es fiel ihr auf die Straße.

Trude sprang auf und rief: »Signora, Signora.«

Diese blieb stehen. »Hallo, ich bin Alba und du?«

Trude stoppte ruckartig. Das aufgehobene Handtuch in den Händen. »Ich, äh, Trude.«

»Ah, Trudie.«

Trude lachte und schüttelte den Kopf. »Nein, Trude.«

»Trudie.«

»Alles gut, hier Sie haben etwas fallen lassen.« Sie stockte. »Falls Sie mich verstehen.«

»Ich habe eine Weile in Deutschland studiert. Daher ist mein Deutsch nicht schlecht. Außerdem kommt mein Großvater, der alte Mann, der im Wohnwagen lebt, aus Deutschland.«

»Ein Deutscher?« Erstaunt sah Trude sie an.

»Trude, komm sofort her. Mit Fremden spricht man nicht. Das weißt du doch«, rief Amanda quer über den Platz.

Trude zuckte entschuldigend die Schultern und wies mit der Hand zu ihrer Familie. »Ich muss mal wieder.«

»Aber ganz klar. Danke noch einmal. Ich hätte meine Kartoffeln nicht schälen können, ohne Handtuch. Und was wird dann aus meinen Tapas?«

Trude riss die Augen auf. »Richtige spanische Tapas, davon habe ich gehört.«

»Nein, Trudie, richtig katalanische Tapas. Wir befinden uns hier in Katalonien.«

»Trude, komm sofort her.«

Trude stürzte begeistert zu ihrer Familie. »Tapas, katalische Tapas. Das ist cool, oder?«

Alba lachte von Weitem auf. Es war ein herzliches Lachen, das einem die Seele wärmt.

»Konnte sie ernsthaft böse sein? Wenn sie doch so von Herzen lacht?«, fragte ich mich.

»Nein, kleine Trudie. Katalonische, nicht katalische Tapas. Schmecken ausgezeichnet.«

»Amanda, Papa, darf ich auch mal echte Tapas probieren?« Trude war ganz aufgeregt.

Die Nachbarin vom linken Stellplatz, die Uschi, blieb am Platz stehen. Sie hatte eine hässliche rot−weiß gepunktete Bluse an mit Puffärmeln und eine Stola mit Fransen. Man stelle sich vor: alles aus Polyester. Es stank widerlich.

»Na, ist sie wieder anstrengend, eure Trude?«

Amanda antwortete theatralisch. »Nicht zum Aushalten.«

»Da muss man halt mal hart durchgreifen. Wie war das Rezept vom Wurstsalat? Hat es euch geschmeckt?«

»Oh, ja, er war herrlich. Und Brezeln hatten wir auch. Sie waren zwar nicht so gut wie bei uns, aber egal.« Stolz erzählte sie. »Ich habe ihn genauso gemacht, wie du gesagt hast. Ein Glück, dass es hier diese deutsche Discounterkette gibt. Da habe ich eine richtige Lyoner bekommen. Danke noch mal für den Tipp.«

»Sehr gerne. Ich habe auf dem Markt dieses typische Outfit gefunden. Sehe ich nicht aus wie eine Spanierin? Spitze, oder? Und denk dran. Hart durchgreifen!« Mit diesen Worten ging sie in das Sanitätshaus, ihren Beautycase in der Hand. »Kommst du, Amanda? Dann können wir uns gemeinsam schön machen.«

Trude hockte weinend im Schneidersitz am Boden. Sie hatte sich an meinen rechten Reifen angelehnt. Am liebsten hätte ich mit ihr geweint. Amanda hatte »Hart durchgegriffen!

---ENDE DER LESEPROBE---